The Project Gutenberg EBook of Das goldene Vliess, by Franz Grillparzer
#4 in our series by Franz Grillparzer

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Title: Das goldene Vliess

Author: Franz Grillparzer

Release Date: April, 2005 [EBook #7946]
[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
[This file was first posted on June 3, 2003]

Edition: 10

Language: German

Character set encoding: iso-8859-1

*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS GOLDENE VLIESS ***




Produced by Delphine Lettau and Mike Pullen




This Etext is in German.

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Das goldene Vlie�

Franz Grillparzer


Inhalt:
  Der Gastfreund
  Die Argonauten
  Medea






Der Gastfreund

Franz Grillparzer

Trauerspiel in einem Aufzug


Personen:

Aietes, K�nig von Kolchis
Medea, seine Tochter
Gora, Medeens Amme
Peritta, eine ihrer Jungfrauen
Phryxus
Jungfrauen Medeens
Griechen in Phryxus' Gefolge
Kolcher




Kolchis.  (Wilde Gegend mit Felsen und B�umen, im Hintergrunde das
Meer.  Am Gestade desselben ein Altar, von unbehauenen Steinen
zusammengef�gt, auf dem die kolossale Bilds�ule eines nackten,
b�rtigen Mannes steht, der in seiner Rechten eine Keule, um die
Schultern ein Widderfell tr�gt.  Links an den Szenen des
Mittelgrundes der Eingang eines Hauses mit Stufen und rohen S�ulen.
Tagesanbruch.)
Medea, Gora, Peritta, Gefolge von Jungfrauen.
(Beim Aufziehen des Vorhanges steht Medea im Vorgrunde mit dem
Bogen in der Hand in der Stellung einer, die eben den Pfeil
abgeschossen.  An den Stufen des Altars liegt ein, von einem Pfeile
durchbohrtes Reh.)

Jungfrauen (die entfernt gestanden, zum Altare hineilend).
Das Opfer blutet!

Medea (in ihrer vorigen Stellung).
Traf's?

Eine der Jungfrauen.
--Gerad' ins Herz!

Medea (indem sie den Bogen abgibt).
Das deutet Gutes; la�t uns eilen denn!
Geh' eine hin und spreche das Gebet.

Gora (zum Altar tretend).
Darimba, m�chtige G�ttin
Menschenerhalterin, Menschent�terin
Die den Wein du gibst und des Halmes Frucht
Gibst des Weidwerks herzerfreuende Spende
Und des Todfeinds Blut:
Darimba, reine, magdliche
Tochter des Himmels,
H�re mich!

Chor.
Darimba, m�chtige G�ttin,
Darimba!  Darimba!

Gora.
Sieh ein Reh hab' ich dir get�tet
Den Pfeil schnellend vom starken Bogen
Dein ist's!  La� dir gefallen sein Blut!
Segne das Feld und den beutereichen Wald
Gib, da� wir recht tun und siegen in der Schlacht
Gib, da� wir lieben den Wohlwollenden
Und hassen den, der uns ha�t.
Mach' uns stark und reich, Darimba,
M�chtige G�ttin!

Chor.
Darimba, Darimba!

Gora.
Das Opfer am Altar zuckt und endet,
So m�gen deine Feinde enden, Darimba!
Deine Feinde und die unsern!
Es ist Medea, Aietes' Tochter,
Des Herrschers von Kolchis f�rstliches Kind
Die empor in deine Wohnungen ruft
H�re mich, h�re mich
Und erf�lle was ich bat!

Chor (mit Zimbeln und Handpauken zusammen schlagend).
Darimba, Darimba!
M�chtige G�ttin!
Eriho!  Jehu!

Medea.
Und somit genug!  Das Opfer ist gebracht,
Vollendet das z�gernde Gesch�ft.
Nun Pfeil und Bogen her, die Hunde vor,
Da� von des Jagdl�rms hallendem Getos
Der gr�ne Wald ert�ne nah und fern!
Die Sonne steigt.  Hinaus!  hinaus!
Und die am schnellsten rennt und die am leichtsten springt
Sei K�nigin des Tags.--
Du hier Peritta?  Sagt' ich dir nicht,
Da� du mich meiden sollst und gehn?  So geh!

Peritta (knieend).
Medea!

Medea.
Kniee nicht!  Du sollst nicht knien!
H�rst du?  In deine Seele sch�m' ich mich.
So feig, so zahm!--Mich schmerzt nicht dein Verlust,
Mich schmerzt, da� ich dich jetzt verachten mu�
Und hab' dich einst geliebt!

Peritta.
O w��test du!

Medea.
Was denn?--Stahlst du dich neulich von der Jagd
Und gingst zum Hirten ins Tergener Tal?
Tatst du's?  Sprich nein!  Du Falsche, Undankbare!
Versprachst du nicht du wolltest mein sein, mein
Und keines Manns?  Sag' an, versprachst du's?

Peritta.
Als ich's gelobte wu�t' ich damals--

Medea.
Schweig!
Was braucht's zu wissen, als da� du's versprachst.
Ich bin Aietes' k�nigliches Kind
Und was ich tu' ist recht weil ich's getan.
Und doch, du Falsche!  h�tt' ich dir versprochen
Die Hand hier abzuhaun von meinem Arm
Ich t�t's; f�rwahr ich t�t's, weil ich's versprach.

Peritta.
Es ri� mich hin, ich war besinnungslos,
Und nicht mit meinem Willen, nein--

Medea.
Ei h�rt!
Sie wollte nicht und tat's!--Geh du sprichst Unsinn.
Wie konnt' es denn geschehn
Wenn du nicht (wolltest).  Was ich tu' das will ich
Und was ich will--je nu das tu' ich manchmal (nicht).
Geh hin in deines Hirten dumpfe H�tte
Dort kaure dich in Rauch und schmutz'gen Qualm
Und baue Kohl auf einer Spanne Grund.
Mein Garten ist die ungeme�ne Erde
Des Himmels blaue S�ulen sind mein Haus
Da will ich stehn des Berges freien L�ften
Entgegen tragend eine freie Brust
Und auf dich niedersehn und dich verachten.
Hallo!  in Wald!  Ihr M�dchen in den Wald!
(Indem sie abgeben will k�mmt von der andern Seite ein) Kolcher.

Kolcher.
Du K�nigstochter, h�re!

Medea.
Was?  Wer ruft?

Kolcher.
Ein Schiff mit Fremden angelangt zur Stund'!

Medea.
Dem Vater sag' es an.  Was k�mmert's mich!

Kolcher.
Wo weilt er?

Medea.
Drin im Haus!

Kolcher.
Ich eile!

Medea.
Tu's!

(Der Bote ab ins Haus.)

Medea.
Da� diese Fremden uns die Jagdlust st�ren!
Ihr Schiff, es ankert wohl in jener Bucht,
Die sonst zum Sammelplatz uns dient der Jagd.
Allein was tut's!  Bringt lange Speere her
Und nahet ein K�hner, zahl' er's mit Blut!
Nur Speere her!  doch leise, leise, h�rt!
Denn s�h's der Vater wehren m�cht' er es.
Kommt!--Dort das Mal von Steinen aufgeh�uft
Seht ihr's dort oben?  Wer erreicht's zuerst?
Stellt euch!--Nichts da!  Nicht vorgetreten!  Weg!
Wer siegt hat auf der Jagd den ersten Schu�:
So, stellt euch und wenn ich das Zeichen gebe
Dann wie der Pfeil vom Bogen fort!  Gebt Acht!
Acht!--Jetzt!--
Aietes (ist unterdessen aus dem Hause getreten, mit ihm der) Bote,
(der gleich abgeht.)

Aietes.
Medea!

Medea (sich umwendend aber ohne ihren Platz zu ver�ndern).
Vater!

Aietes.
Du, wohin?

Medea.
In Wald!

Aietes.
Bleib jetzt!

Medea.
Warum?

Aietes.
Ich will's.  Du sollst.

Medea.
So f�rchtest du, da� jene Fremden--

Aietes.
Wei�t du also?--

(N�her tretend, mit ged�mpfter Stimme.)

Angekommen M�nner
Aus fernem Land
Bringen Gold, bringen Sch�tze,
Reiche Beute.

Medea.
Wem?

Aietes.
Uns, wenn wir wollen.

Medea.
Uns?

Aietes.
's sind Fremde, sind Feinde,
Kommen zu verw�sten unser Land.

Medea.
So geh hin und t�te sie!

Aietes.
Zahlreich sind sie und stark bewehrt
Reich an List die fremden M�nner,
Leicht t�ten sie (uns.)

Medea.
So la� sie ziehn!

Aietes.
Nimmermehr.
Sie sollen mir--

Medea.
Tu was du willst
Mich aber la� zur Jagd!

Aietes.
Bleib, sag' ich, bleibe

Medea.
Was soll ich?

Aietes.
Helfen!  Raten!

Medea.
Ich?

Aietes.
Du bist klug, du bist stark.
Dich hat die Mutter gelehrt
Aus Kr�utern, aus Steinen
Tr�nke bereiten,
Die den Willen binden
Und fesseln die Kraft.
Du rufst Geister
Und besprichst den Mond
Hilf mir, mein gutes Kind!

Medea.
Bin ich dein gutes Kind!
Sonst achtest du meiner wenig.
Wenn ich will, willst du (nicht)
Und schiltst mich und schl�gst nach mir;
Aber wenn du mein bedarfst
Lockst du mich mit Schmeichelworten
Und nennst mich Medea, dein liebes Kind.

Aietes.
Vergi� Medea was sonst geschehn.
Bist doch auch nicht immer wie du solltest.
Jetzt steh mir bei und hilf mir.

Medea.
Wozu?

Aietes.
So h�re denn mein gutes M�dchen!--
Das Gold der Fremden all und ihre Sch�tze--
Gelt l�chelst?

Medea.
Ich?

Aietes.
Ei ja, das viele Gold
Die bunten Steine und die reichen Kleider
Wie sollen die mein M�dchen zieren!

Medea.
Ei immerhin!

Aietes.
Du schlaue B�bin, sieh,
Ich wei� dir lacht das Herz nach all der Zier!

Medea.
Kommt nur zur Sache, Vater!

Aietes.
Ich--
Hei� dort die M�dchen gehn!

Medea.
Warum?

Aietes.
Ich will's!

Medea.
Sie sollen ja mit mir zur Jagd.

Aietes.
Heut keine Jagd'

Medea.
Nicht?

Aietes.
Nein sag' ich und nein!  und nein!

Medea.
Erst lobst du mich und--

Aietes.
Nun, sei gut, mein Kind!
Komm hierher!  Weiter!  hierher, so!
Du bist ein kluges M�dchen, dir kann ich trauen.
Ich--

Medea.
Nun!

Aietes.
Was siehst du mir so starr ins Antlitz?

Medea.
Ich h�re Vater!

Aietes.
O ich kenne dich!
Willst du den Vater meistern, Ungeratne?
I ch  entscheide was gut, was nicht.
Du (gehorchst).  Aus meinen Augen Verha�te!


(Medea geht.)


Bleib!--Wenn du wolltest, begreifen wolltest--
Ich wei� du kannst, allein du willst es nicht!
--So sei's denn, bleib aus deines Vaters Rat
Und diene, weil du dienen willst.

(Man h�rt in der Ferne kriegerische Musik.)

Aietes.
Was ist das?  Weh sie kommen uns zuvor!
Siehst du T�rin?
Die du schonen wolltest, sie t�ten uns!
In vollem Zug hierher die fremden M�nner!
Weh uns!  Waffen!  Waffen!

(Der Bote kommt wieder.)

Bote.
Der F�hrer, Herr, der fremden M�nner!--

Aietes.
Was will er?  Meine Krone, mein Leben?
Noch hab' ich Mut, noch hab' ich Kraft
Noch wallt Blut in meinen Adern
Zu tauschen Tod um Tod!

Bote.
Er bittet um Geh�r.

Aietes.
Bittet?

Bote.
Freundlich sich mit dir zu besprechen
Zu stiften friedlichen Vergleich.

Aietes.
Bittet?  und hat die Macht in H�nden,
Findet uns unbewehrt, er in Waffen,
Und bittet, der Tor!

Bote.
In dein Haus will er treten,
Sitzen an deinem Tische,
Essen von deinem Brot
Und dir vertrauen
Was ihn hierher gef�hrt.

Aietes.
Er komme, er komme.
H�lt er Friede nur zwei Stunden,
Sp�ter f�rcht' ich ihn nicht mehr.
Sag' ihm, da� er nahe,
Aber ohne Schild ohne Speer,
Nur das Schwert an der Seite,
Er und seine Gesellen.
Dann aber geh und biet auf die Getreuen
Rings herum im ganzen Lande
Hei� sie sich stellen gewappnet, bewehrt
Mit Schild und Panzer mit Lanz' und Schwert
Und sich verbergen im nahen Geh�lz
Bis ich winke, bis ich rufe.--Geh!

(Bote ab.)

Ich will dein lachen du schwacher Tor!
Du aber Medea, sei mir gew�rtig!
Einen Trank, ich wei� es, bereitest du
Der mit sanfter, schmeichelnder Bet�ubung
Die Sinn' entbindet ihres Diener-Amts
Und ihren Herrn zum Sklaven macht des Schlafs.
Geh hin und hole mir von jenem Trank!

Medea.
Wozu?

Aietes.
Geh, sag' ich, hin und hol' ihn mir!
Dann komm zur�ck.  Ich will sie z�hmen diese Stolzen!

(Medea ab.)

Aietes

(gegen den Altar im Hintergrunde gewandt).)
Peronto, meiner V�ter Gott!
La� gelingen, was ich sinne
Und teilen will ich, treu und redlich
Was wir gewinnen von unsern Feinden.
(Kriegerische Musik.) Bewaffnete Griechen (ziehen auf, mit gr�nen
Zweigen in der Hand.  Der letzte geht) Phryxus, (in der linken Hand
gleichfalls einen gr�nen Zweig, in der Rechten ein goldenes
Widderfell, in Gestalt eines Panieres auf der Lanze tragend.)
Bewaffnete Kolcher (treten von der andern Seite ein.  Die Musik
schweigt.)
(Indem Phryxus an dem im Hintergrunde befindlichen Altar und der
darauf stehenden Bilds�ule vorbeigeht, bleibt er, wie von Erstaunen
gefesselt stehn, dann spricht er:)

Phryxus.
Kann ich den Augen traun?--Er ist's, er ist's!
Sei mir gegr��t, du freundliche Gestalt,
Die mich durch Wogensturm und Ungl�cksnacht
Hierher gef�hrt an diese ferne K�ste,
Wo Sicherheit und einfach stille Ruh
Mit Kindesblicken mir entgegen l�cheln.
Dies Zeichen, das du mir als Pfand der Rettung
In jener unheilvollen Stunde gabst
Und das, wie der Polarstern vor mir leuchtend,
Mich in den Hafen eingef�hrt des Gl�cks,
Ich pflanz' es dankbar auf vor deinem Altar
Und beuge betend dir ein frommes Knie,
Der du ein Gott mir warest in der Tat
Wenn gleich dem Namen nach, mir Fremden, nicht!

(Er knieet.)

Aietes (im Vorgrunde).
Was ist das?
Er beugt sein Knie dem Gott meiner V�ter!
Denk' der Opfer, die ich dir gebracht,
H�r' ihn nicht Peronto,
H�re den Fremden nicht!

Phryxus (aufstehend).
Erf�llet ist des Dankens s��e Pflicht.
Nun f�hrt zu eurem K�nig mich!  Wo weilt er?


(Die Kolcher weichen schweigend und scheu zu beiden Seiten aus dem
Wege.)



Phryxus (erblickt den K�nig, auf ihn zugehend).
In dir gr��' ich den Herrn wohl dieses Landes?

Aietes.
Ich bin der Kolcher F�rst!

Phryxus.
Sei mir gegr��t!
Es f�hrte G�ttermacht mich in dein Reich,
So ehr' in mir den Gott, der mich besch�tzt.
Der Mann, der dort auf jenem Altar thront,
ist er das Bildnis eines der da lebte?
Wie, oder ehrt ihr ihn als einen Himmlischen?

Aietes.
Es ist Peronto, der Kolcher Gott.

Phryxus.
Peronto!  Rauher Laut dem Ohr des Fremden,
Wohlt�nend aber dem Geretteten.
Verehrst du jenen dort als deinen Sch�tzer
So liegt ein Bruder jetzt in deinem Arm,
Denn (Br�der) sind ja Eines Vaters S�hne.

Aietes (der Umarmung ausweichend).
Sch�tzer er dir?

Phryxus.
Ja, du sollst noch h�ren.
Doch la� mich bringen erst mein Weihgeschenk.

(Er geht zum Altar und st��t vor demselben sein Panier in den Boden.)

Medea (kommt mit einem Becher.)

Medea (laut).
Hier Vater ist der Trank!

Aietes (sie gewaltsam auf die Seite ziehend, leise).
Schweig T�richte!
Siehst du denn nicht?

Medea.
Was?

Aietes.
Den Becher gib der Sklavin
Und schweig!

Medea.
Wer ist der Mann?

Aietes.
Der Fremden F�hrer, schweig!

Phryxus (vom Altare zur�ckkommend).
Jetzt tret' ich leicht erst in dein gastlich Haus!
Doch wer ist dieses bl�hend holde Wesen,
Das, wie der goldne Saum der Wetterwolke
Sich schmiegt an deine krieg'rische Gestalt?
Die roten Lippen und der Wange Licht
Sie scheinen Huld und Liebe zu verhei�en,
Streng widersprochen von dem finstern Aug,
Das blitzend wie ein drohender Komet
Hervorstrahlt aus der Locken schwarzem Dunkel.
Halb Charis steht sie da und halb M�nade,
Entflammt von ihres Gottes heil'ger Glut.
Wer bist du, holdes M�dchen?

Aietes.
Sprich Medea!

Medea (trocken).
Medea bin ich, dieses K�nigs Kind!

Phryxus.
F�rwahr ein Kind und eine K�nigin!
Ich nehm' dich an als gute Vorbedeutung
F�r eine Zukunft, die uns noch verh�llt.
O l�chle M�dchenbild auf meinen Eintritt!
Vielleicht, wer wei�, ob nicht dein Vater,
Von dem ich Zuflucht nur und Schutz verlangt,
Mir einst noch mehr gibt, mehr noch, o Medea!

Aietes.
Was also, Fremdling, ist dein Begehr?

Phryxus.
So h�re denn was mich hierher gef�hrt,
Was ich verloren, Herr, und was ich suche.
Geboren bin ich in dem sch�nen Hellas,
Von Griechen, ich ein Grieche, reinen Bluts.
Es lebet niemand, der sich h�hrer Abkunft,
Sich edlern Stammes r�hmen kann als ich,
Denn Hellas' G�tter nenn' ich meine V�ter
Und meines Hauses Ahn regiert die Welt.

Medea (sich abwendend).
Ich gehe Vater um--

Aietes.
Bleib hier und schweig!

Phryxus.
Von G�ttern also zieh' ich mein Geschlecht!
Allein mein Vater, alten Ruhms vergessend
Und jung-erzeugter Kinder Recht und Gl�ck,
Erkor zur zweiten Eh' ein niedrig Weib,
Das, neidisch auf des ersten Bettes Sprossen
Und �b'rall Vorwurf sehend, weil sie selbst
Sich Vorwurf zu (verdienen) war bewu�t,
Den Zorn des Vaters reizte gegen mich.
Die Zwietracht wuchs und H�scher sandt' er aus
Den Sohn zu fahn, vielleicht zu t�ten ihn.
Da ging ich aus der V�ter Haus und floh
In fremden Land zu suchen heimisch Gl�ck.
Umirrend kam ich in die Delpherstadt
Und trat, beim Gotte Rat und Hilfe suchend
In Ph�bos' reiches, weitber�hmtes Haus.
Da stand ich in des Tempels weiten Hallen,
Mit Bildern rings umstellt und Opfergaben,
Ergl�hend in der Abendsonne Strahl.
Vom Schauen matt und von des Weges Last
Schlo� sich mein Aug und meine Glieder sanken;
Dem Zug erliegend schlummerte ich ein.
Da fand ich mich im Traum im selben Tempel
In dem ich schlief, doch wachend und allein
Und betend zu dem Gott um Rat.  Urpl�tzlich
Umflammt mich heller Glanz und einen Mann
In nackter Kraft, die Keule in der Rechten,
Mit langem Bart und Haar, ein Widderfell
Um seine m�cht'gen Schultern, stand vor mir
Und l�chelte mit milder Huld mich an.
("Nimm Sieg und Rache hin!") sprach er, und l�ste
Das reiche Vlie� von seinen Schultern ab
Und reichte mir's; da, sch�tternd, wacht' ich auf.
Und siehe!  von dem Morgenstrahl beleuchtet
Stand eine Blende schimmernd vor mir da
Und drin aus Marmor k�nstlich ausgehaun
Derselbe Mann, der eben mir erschienen
Mit Haar und Bart und Fell, wie ich's gesehn.

Aietes (auf die Bilds�ule im Hintergrunde zeigend).
Der dort?

Phryxus.
Ihm glich er wie ich mir.
So stand er da in G�tterkraft und W�rde,
Vergleichbar dem Herakles, doch nicht er.
Und an dem Fu�gestell des Bildes war
Der Name (Kolchis) golden eingegraben.
Ich aber deutete des Gottes Rat;
Und nehmend was er r�tselhaft mir bot
L�st' ich, ich war allein, den goldnen Schmuck
Vom Hals des Bildes, und in Eile fort.
Des Vaters H�scher fand ich vor den Toren
Sie wichen scheu des Gottes Goldpanier
Die Priester neigten sich, das Volk lag auf den Knieen
Und vor mir her es auf der Lanze tragend
Kam ich durch tausend Feinde bis ans Meer.
Ein schifft' ich mich und hoch als goldne Wimpel
Flog mir das Vlie� am sturmumtobten Mast
Und wie die Wogen sch�umten, Donner br�llten
Und Meer und Wind und H�lle sich verschworen
Mich zu versenken in das nasse Grab
Versehrt ward mir kein Haar und unverletzt
Kam ich hierher an diese Rettungsk�ste
Die vor mir noch kein griech'scher Fu� betrat.
Und jetzo geht an dich mein bittend Flehn
Nimm auf mich und die Meinen in dein Land,
Wo nicht so fass' ich selber Sitz und St�tte
Vertrauend auf der G�tter Beistand, die
Mir (Sieg und Rache) durch dies Pfand verliehn!
- Du schweigst?

Aietes.
Was willst du, da� ich sage?

Phryxus.
Gew�hrst du mir ein Dach, ein gastlich Haus?

Aietes.
Tritt ein, wenn dir's gutd�nkt, Vorrat ist
Von Speis' und Trank genug.  Dort nimm und i�!

Phryxus.
So rauh �bst du des Wirtes gastlich Amt?

Aietes.
Wie du dich gibst so nehm' ich dich.
Wer in des Krieges Kleidung Gabe heischt
Erwarte nicht sie aus des Friedens Hand.

Phryxus.
Den Schild hab' ich, die Lanze abgelegt.

Aietes.
Das Schwert ist, denkst du gegen uns genug?
Doch halt' es wie du willst.

(Leise zu Medea.)

Begehr' sein Schwert!

Phryxus.
Noch eins!  An reichem Schmuck und k�stlichen Gef��en
Bring' ich so manches, was ich sichern m�chte.
Du nimmst es doch in deines Hauses Hut?

Aietes.
Tu, wie du willst!

(Zu Medea.)

Sein Schwert sag' ich begehr'!

Phryxus.
Nun denn, Gef�hrten, was wir hergebracht
Gerettet aus des Gl�ckes grausem Schiffbruch,
Bringt es hierher in dieser Mauern Umfang
Als Grundstein eines neuen, festern Gl�cks.

Aietes (zu Medea).
Des Fremden Schwert!

Medea.
Wozu?

Aietes.
Sein Schwert sag' ich!

Medea (zu Phryxus).
Gib mir dein Schwert!

Phryxus.
Was sagst du holdes Kind?

Aietes.
Fremd ist dem M�dchen eurer Waffen Anblick
Bei uns geht nicht der Friedliche bewehrt.
Auch ist's euch l�stig.

Phryxus (zu Medeen).
Sorgest du um mich?

(Medea wendet sich ab.)

Sei mir nicht b�s!  Ich weigr' es dir ja nicht!

(Er gibt ihr das Schwert.)

Den Himmlischen vertrau' ich mich und dir!
Wo du bist da ist Frieden.  Hier mein Schwert!
Und jetzo in dein Haus, mein edler Wirt!

Aietes.
Geht nur, ich folg' euch bald!

Phryxus.
Und du Medea?
La� mich auch dich am frohen Tische sehn!
Kommt Freunde teilt die Lust wie ehmals die Gefahr!

(Ab mit seinen Gef�hrten.)

(Medea setzt sich auf eine Felsenbank im Vorgrunde und besch�ftigt
sich mit ihrem Bogen, den sie von der Erde aufgehoben hat.  Aietes
steht auf der andern Seite des Vorgrundes und verfolgt mit den
Augen die Diener des Phryxus, die Gold und reiche Gef��e ins Haus
tragen.--Lange Pause.)

Aietes.
Medea!

Medea.
Vater!

Aietes.
Was denkst du?

Medea.
Ich?  Nichts!

Aietes.
Vom Fremden mein' ich,

Medea.
Er spricht und spricht;
Mir widert's!

Aietes (rasch auf sie zugehend).
Nicht wahr?  Spricht und glei�t
Und ist ein B�sewicht,
Ein Gottver�chter, ein Tempelr�uber!
Ich t�t' ihn!

Medea.
Vater!

Aietes.
Ich tu's!
Soll er davon tragen all den Reichtum
Den er geraubt, dem Himmel geraubt?
Erz�hlt' er nicht selbst, wie er im Tempel
Das Vlie� gel�st von der Schulter des Gottes,
Des Donnerers, Perontos,
Der Kolchis besch�tzt.
Ich will dir ihn schlachten Peronto!
Rache sei dir, Rache!

Medea.
T�ten willst du, den Fremden, den Gast?

Aietes.
Gast?
Hab' ich ihn geladen in mein Haus?
Ihm beim Eintritt Brot und Salz gereicht
Und gehei�en sitzen auf meinem Stuhl?
Ich hab' ihm nicht Gastrecht geboten,
Er nahm sich's, b��' er's der Tor!

Medea.
Vater!  Peronto r�chet den Mord!

Aietes.
Peronto (gebeut) ihn.
Hat der Freche nicht an ihm gefrevelt?
Sein Bild beraubt in der Delpherstadt?
F�hrt der Erz�rnte ihn nicht selbst her
Da� ich ihn strafe, da� ich r�che
Des Gottes Schmach und meine?
Das Vlie� dort am gl�nzenden Speer,
Des Gottes Kleid, der Kolcher Heiligtum
Soll's ein Fremder, ein Frevler entweihn?
Mein ist's, mein!  Mir sendet's der Gott
Und (Sieg und Rache) gekn�pft an dies Pfand
Den Unsern werd' es zu Teil!
Tragt nur zu des kostbaren Guts!
Ihr f�hret die Ernte mir ein!
Sprich nicht und komm!  da� er uns nicht vermi�t
Gefahrlos sei die Rach' und ganz!
Komm, sag' ich, komm!

(Beide ab ins Haus.)

(Ein Kolchischer Hauptmann mit Bewaffneten tritt auf.)

Hauptmann.
Hierher beschied man uns.  Was sollen wir?

Ein Kolcher

(aus dem Hause).)
Heda!

Hauptmann.
Hier sind wir!

Kolcher.
Leise!

Hauptmann.
Sprich!  Was soll's?

Kolcher.
Verteilt euch rechts und links und wenn ein Fremder--
Doch still jetzt!  Einer naht!--Kommt!  h�rt das Weitre!

(Alle ab.)

Phryxus (mit �ngstlichen Schritten aus dem Hause).
Ihr G�tter!  Was ist das?  Ich ahne Schreckliches.
Es murmeln die Barbaren unter sich
Und schaun mit h�hn'schen L�cheln hin auf uns.
Man geht, man kommt, man winkt, man lauert.
Und die Gef�hrten, einer nach dem andern
Sinkt hin in dumpfen Schlaf; ob M�digkeit,
Ob irgend ein verruchter Schlummertrank
Sie einlullt wei� ich nicht.  Gerechte G�tter!
Habt ihr mich hergef�hrt, mich zu verderben?
Nur eines bleibt mir noch: Flucht auf mein Schiff.
Dort samml' ich die Zur�ckgebliebenen,
Und dann zur Rettung her, zur Hilfe--Horch!

(Schwertgeklirr und dumpfe Stimmen im Hause.)

Man ficht!--Man t�tet!--Weh mir, weh!--zu sp�t!
Nun bleibt nur Flucht.  Schnell eh die M�rder nahn!

(Er will gehn.)

Krieger (mit gef�llten Spie�en treten ihm entgegen).
Zur�ck!

Phryxus.
Ich bin verraten!--Hier!

(Von allen Seiten treten Bewaffnete mit gesenkten Speeren ihm
entgegen.)

Gewaffnete.
Zur�ck!

Phryxus.
Umsonst!  Es ist vorbei!--Ich folg' euch Freunde!

(An den Altar hineilend.)

Nun denn, du Hoher, der mich hergef�hrt,
Bist du ein Gott, so schirme deinen Sch�tzling!
Aietes (mit blo�em Schwert aus dem Hause.) Medea (hinter ihm.)
Gefolge.

Aietes.
Wo ist er?

Medea.
Vater, h�re!

Aietes.
Wo, der Fremdling?
Dort am Altar.  Was suchst du dort?

Phryxus.
Schutz such' ich!

Aietes.
Gegen wen?  Komm mit ins Haus!

Phryxus.
Hier steh' ich und umklammre diesen Altar,
Den G�ttern trau' ich; o da� ich es dir!

Medea.
O Vater h�re mich!

Phryxus.
Du auch hier Schlange?
Warst du so sch�n und locktest du so lieblich
Mich zu verderben hier im Todesnetz?
Mein Herz schlug dir vertrauensvoll entgegen,
Mein Schwert, den letzten Schutz gab ich in deine Hand
Und du verr�tst mich?

Medea.
Nicht verriet ich dich!
Gabst du dein Schwert mir, nimm ein andres hier
Und wehre dich des Lebens.

(Sie hat einem der Umstehenden das Schwert entrissen und reicht es
ihm.)

Aietes (ihr das Schwert entrei�end).
T�richte!
Vom Altar fort!

Phryxus.
Ich bleibe!

Aietes.
Rei�t ihn weg!

Phryxus (da einige auf ihn losgehen).
Nun denn, so mu� ich sterben?--Ha, es sei!
Doch ungerochen, klaglos fall' ich nicht.

(Er rei�t das Panier mit dem goldenen Vlie� aus der Erde und tritt
damit in den Vorgrund.)

Du unbekannte Macht, die her mich f�hrend,
Dies Pfand der Rettung huldvoll einst mir gab
Und (Sieg und Rache) mir dabei verhie�;
Zu dir ruf' ich empor nun!  H�re mich!
Hab' ich den (Sieg) durch eigne Schuld verwirkt,
Das Haupt darbietend dem Verr�ternetz
Und blind dem Schicksal trauend statt mir selber
So la� doch (Rache) wenigstens ergehn
Und halte deines Wortes zweite H�lfte!

Aietes.
Was zauderst du?

Phryxus.
Aietes!

Aietes.
Nun was noch?

Phryxus.
Ich bin dein Gast und du verr�tst mich?

Aietes.
Mein Gast?  Mein Feind.
Was suchtest du, Fremder, in meinem Land?  Tempelr�uber!
Hab' ich dir Gastrecht gelobt?  dich geladen in mein Haus?
Nichts versprach ich, T�richter!
Verderbt durch eigne Schuld!

Phryxus.
Damit besch�nst du deine Freveltat?
O triumphiere nicht!  Tritt her zu mir!

Aietes.
Was soll's?

Phryxus.
Sieh dieses Banner hier, mein letztes Gut
Die Sch�tze alle hast du mir geraubt
Dies eine fehlt noch.

Aietes (darnach greifend).
Fehlt?  Wie lange noch?

Phryxus.
Zur�ck!  Betracht's, es ist mein letztes Gut
Und von ihm scheidend scheid' ich von dem Leben.
Begehrst du's?

Aietes.
Ja!

Phryxus.
Begehrst du's?

Aietes

(die Hand ausstreckend).)
Gib mir es!

Phryxus.
Nimm's hin des Gastes Gut du edler Wirt
Sieh ich vertrau' dir's an, bewahre mir's

(Mit erh�hter Stimme.)

Und gibst du's nicht zur�cke, unbesch�digt
Nicht mir dem Unbesch�digten zur�ck
So treffe dich der G�tter Donnerfluch
Der �ber dem rollt, der die Treue bricht.
Nun ist mir leicht!  Nun Rache, Rache, Rache!
Er hat mein Gut.  Verwahre mir's getreu!

Aietes.
Nimm es zur�ck!

Phryxus.
Nein!  Nicht um deine Krone!
Du hast mein Gut, dir hab' ich's anvertraut
Bewahre treu das anvertraute Gut!

Aietes (ihm das Vlie� aufdr�ngend).
Nimm es zur�ck!

Phryxus (ihm ausweichend).
Du hast mein Gut, verwahr' es treu!
Sonst Rache, Rache, Rache!

Aietes (ihn �ber die B�hne verfolgend und ihm das Banner aufdringend).
Nimm es, sag' ich!

Phryxus (ausweichend).

Ich nehm' es nicht.  Verwahre mir's getreu!

(Zur Bilds�ule des Gottes empor.)

Siehst du?  er hat's, ihm hab' ich's anvertraut
Und gibt er's nicht zur�ck, treff' ihn dein Zorn!

Aietes.
Nimm es zur�ck!

Phryxus (am Altar).
Nein, nein!

Aietes.
Nimm's!

Phryxus.
Du verwahrst's!

Aietes.
Nimms!

Phryxus.
Nein!

Aietes.
Nun so nimm dies!

(Er st��t ihm das Schwert in die Brust.)

Medea.
Halt Vater halt!

Phryxus (niedersinkend).
Es ist zu sp�t!

Medea.
Was tatst du?

Phryxus (zur Bilds�ule empor).
Siehst du's, siehst du's!
Den Gastfreund t�tet er und hat sein Gut!
Der du des Gastfreunds heilig Haupt besch�tzest
O r�che mich!  Fluch dem treulosen Mann!
Ihm mu� kein Freund sein und kein Kind, kein Bruder
Kein frohes Mahl--kein Labetrunk--
Was er am liebsten liebt--verderb' ihn!--
Und dieses Vlie�, das jetzt in seiner Hand
Soll niederschaun auf seiner Kinder Tod!--
Er hat den Mann erschlagen, der sein Gast--
Und vorenth�lt--das anvertraute Gut--
Rache!--Rache!--

(Stirbt.  Lange Pause.)

Medea.
Vater!

Aietes (zusammenschreckend).
Was?

Medea.
Was hast du getan!

Aietes (dem Toten das Vlie� aufdringen wollend).
Nimm es zur�ck!

Medea.
Er nimmt's nicht mehr.  Er ist tot!

Aietes.
Tot!--

Medea.
Vater!  Was hast du getan!  Den Gastfreund erschlagen
Weh dir!  Weh uns allen!--Hah!--
Aufsteigt's aus den Nebeln der Unterwelt
Drei H�upter, blut'ge H�upter
Schlangen die Haare,
Flammen die Blicke
Die hohnlachenden Blicke!
H�her!  h�her!--Empor steigen sie!
Entfleischte Arme, Fackeln in H�nden
Fackeln!--Dolche!
Horch!  Sie �ffnen die welken Lippen
Sie murren, sie singen
Heischern Gesangs:
Wir h�ten den Eid
Wir vollstrecken den Fluch!
Fluch dem, der den Gastfreund schlug!
Fluch ihm, tausendfachen Fluch!
Sie kommen, sie nahen
Sie umschlingen mich,
Mich, dich, uns alle!
Weh �ber dich!

Aietes.
Medea!

Medea.
�ber dich, �ber uns!
Weh, weh!

(Sie entflieht.)

Aietes (ihr die Arme nachstreckend).
Medea!  Medea!  (Ende.)






Die Argonauten

Franz Grillparzer

Trauerspiel in vier Aufz�gen


Personen:

Aietes, K�nig von Kolchis
Medea und Absyrtus, seine Kinder
Gora, Medeens Amme
Peritta, eine ihrer Gespielen
Jason
Milo, sein Freund
Medeens Jungfrauen
Argonauten
Kolcher




Erster Aufzug

(Kolchis.--Wilde Gegend mit Felsen und B�umen.  Im Hintergrunde ein
halbverfallener Turm, aus dessen obersten Stockwerke ein schwaches
Licht flimmert.  Weiter zur�ck die Aussicht aufs Meer.  Finstere
Nacht.)

Absyrtus (hinter der Szene).
Dorther schimmert das Licht!--Komm hierher Vater!--
Ich bahne dir den Weg!--Noch diesen Stein!--
So!--

(Auftretend und mit dem Schwert nach allen Seiten ins Geb�sch
hauend.)

Aus dem Wege unn�tzes Pack!
Vater, mein Schwert macht klare Bahn!
Aietes (tritt auf, den Helm auf dem Kopfe, ganz in einen dunkeln
Mantel geh�llt.)

Absyrtus.
Wir sind an Ort und Stelle, Vater.
Dort der Turm, wo die Schwester haust.
Siehst das Licht aus ihrer Zelle?
Da weilt sie und sinnt Zauberspr�che
Und braut Tr�nke den langen Tag,
Des Nachts aber geht sie gespenstisch hervor
Und wandelt umher und klagt und weint.

(Aietes macht eine unwillige Bewegung.)

Absyrtus.
Ja Vater und weint, so erz�hlt der Hirt
Vom Tal da unten, und ringt die H�nde
Da� es, spricht er, kl�glich sei anzusehn!
Was mag sie wohl treiben und sinnen, Vater?

(Aietes geht gedankenvoll auf und nieder.)

Absyrtus.
Du antwortest nicht?--Was hast du Vater?
Tr�b und d�ster ist dein Gem�t.
Du hast doch nicht Furcht vor den Fremden, Vater?

Aietes.
Furcht Bube?

Absyrtus.
Nu, (Sorge) denn, Vater!
Aber habe nicht Furcht noch Sorge!
Sind uns nicht Waffen und Kraft und Arme?
Ist nicht ein H�uflein nur der Fremden?
W�ren ihrer doch zehnmal mehr!
La� sie nur kommen, wir wollen sie jagen
Eilends heim in ihr dunkles Land
Wo keine W�lder sind und keine Berge,
Wo kein Mond strahlt, keine (Sonne) leuchtet
Die t�glich, hat sie sich m�de gewandelt,
Zur Ruhe geht in unserem Meer.
La� sie nur kommen, ich will sie empfangen,
Du hast nicht umsonst mich wehrhaft gemacht,
Nicht umsonst mir gegeben dies blitzende Schwert,
Und den Speer und den Helm mit dem wogenden Busch,
Waffen  d u , und Mut die (G�tter)!
La� die Schwester mit ihren K�nsten,
Schwert gegen Schwert, so binden wir an!

Aietes.
Armer Wurm!

Absyrtus.
Ich bin dein Sohn!
Damals als du den Phryxus schlugst--

Aietes.
Schweig!

Absyrtus.
Das ist ja eben warum sie kommen
Her nach Kolchis, die fremden M�nner
Zu r�chen, w�hnen sie, seinen Tod
Und zu stehlen unser Gut, das strahlende Vlie�.

Aietes.
Schweig Bube!

Absyrtus.
Was bangst du Vater?
Fest verwahrt in der H�hle Hut
Liegt es das k�stliche, goldene Gut.

Aietes

(den Mantel vom Gesicht rei�end und ans Schwert greifend).
Soll ich dich t�ten, schwatzender Tor?

Absyrtus.
Was ist dir?

Aietes.
Schweig!--Dort sieh zum Busch!

Absyrtus.
Warum?

Aietes.
Mir deucht es raschelt dort
Und regt sich.--Man behorcht uns.

Absyrtus

(zum Geb�sch hingehend und an die B�ume schlagend).
He da!--Steht Rede!--Es regt sich Niemand!

(Aietes wirft sich auf ein Felsenst�ck im Vorgrunde.)

Absyrtus (zur�ckkommend).
Es ist nichts, Vater!  Niemand lauscht.

Aietes

(aufspringend und ihn hart anfassend).
Ich sage dir, wenn du dein Leben liebst
Sprich nicht davon!

Absyrtus.
Wovon?

Aietes.
Ich sage dir, begrab's in deiner Brust
Es ist kein Knabenspielzeug, Knab'!  Doch alles still hier!
Niemand empf�ngt mich;
Recht wie es ziemt der Widerspenst'gen Sitz.

Absyrtus.
Hoch oben am Turme flackert ein Licht.
Dort sitzt sie wohl und sinnt und tichtet.

Aietes.
Ruf ihr!  Sie soll heraus!

Absyrtus.
Gut Vater!


(Er geht dem Turme zu).
Komm herab du Wandlerin der Nacht
Du Sp�t-Wachende bei der einsamen Lampe!
Absyrtus ruft, deines Vaters Sohn!

(Pause.)

Sie kommt nicht, Vater!

Aietes.
Sie soll!  Ruf lauter!

Absyrtus

(ans Tor schlagend).
Holla ho!  Hier der K�nig!  Heraus ihr!

Medeas Stimme (im Turm).
Weh!

Absyrtus.
Vater!

Aietes.
Was?

Absyrtus (zur�ckkommend).
Hast du geh�rt?
Weh rief's im Turm!  War's die Schwester die rief?

Aietes.
Wer sonst!  Geh, deine Torheit steckt an.
Ich will rufen und sie soll gehorchen!

(Zum Turme gehend.)

Medea!

Medea (im Turm).
Wer ruft?

Aietes.
Dein Vater ruft und dein K�nig!
Komm herab!

Medea.
Was soll ich?

Aietes.
Komm herab, sag' ich!

Medea.
O la� mich!

Aietes.
Z�gre nicht!  Du reizest meinen Zorn!
Im Augenblicke komm!

Medea.
Ich komme!

(Aietes verh�llt sich und wirft sich wieder auf den Felsensitz.)

Absyrtus.
Wie kl�glich, Vater, ist der Schwester Stimme.
Was mag ihr fehlen?  Sie dauert mich!--
Dich wohl auch, weil du so schmerzlich schweigst,
Das arme M�dchen!--

(Ihn anfassend.)

Schl�fst du, Vater?

Aietes (aufspringend).
T�richte Kinder sind der V�ter Fluch!
Du und sie,  i h r  t�tet mich,
Nicht meine Feinde!

Absyrtus.
Still!  Horch!--Der Riegel klirrt!--Sie kommt!--Hier ist sie!
Medea (in dunkelroter Kleidung, am Saume mit goldenen Zeichen
gestickt, einen schwarzen, nachschleppenden Schleier der an einem,
gleichfalls mit Zeichen gestickten Stirnbande befestigt ist, auf
dem Kopfe, tritt, eine Fackel in der Hand, aus dem Turme.)

Medea.
Was willst du, Herr?

Absyrtus.
Ist das die Schwester, Vater?
Wie anders doch als sonst, und ach, wie bleich!

Aietes (zu Absyrtus).
Schweig jetzt!

(Zu Medeen.)

Tritt n�her!--n�her!--
Doch erst L�sch' deine Fackel, sie blendet mir das Aug!

Medea

(die Fackel am Boden ausdr�ckend).
Das Licht ist verl�scht, es ist Nacht, o Herr!

Aietes.
Jetzt komm!--Doch erst sag' an wer dir erlaubt,
Zu fliehn, des v�terlichen Hauses Hut
Und hier, in der Gesellschaft nur der Wildnis
Und deines wilden Sinns, Gehorsam weigernd,
Zu trotzen meinem Worte, meinem Wink?

Medea.
Du fragst?

Aietes.
Ich frage!

Medea.
Reden soll ich?

Aietes.
Sprich!

Medea.
So h�re wenn du kannst und z�rne wenn du darfst.
O k�nnt' ich schweigen, ewig schweigen!
Verha�t ist mir dein Haus
Mit Schauder erf�llt mich deine N�he.
Als du den Fremden erschlugst,
Den G�tterbesch�tzten, den Gastfreund
Und raubtest sein Gut,
Da trugst du einen Funken in dein Haus,
Der glimmt und glimmt und nicht verl�schen wird,
G�ssest du auch dar�ber aus
Was an Wasser die heil'ge Quelle hat,
Der Str�me und Fl�sse unnennbare Zahl
Und das ohne Grenzen gewaltige Meer.
Ein t�richter Sch�tze ist der Mord,
Schie�t seinen Pfeil ab ins dunkle Dickicht,
Gewinns�chtig, beutegierig,
Und was er f�r ein Wild gehalten,
F�r frohen Jagdgewinn,
Es war sein Kind, sein eigen Blut,
Was in den Bl�ttern rauschte, Beeren suchend.
Ungl�cksel'ger was hast du getan?
Feuer geht aus von dir
Und ergreift die St�tzen deines Hauses
Das krachend einbricht
Und uns begr�bt.--

Aietes.
Ungl�cksbotin was wei�t du?

Medea.
In der Schreckensstunde
Als sie geschehn war die Tat,
Da ward mein Aug ge�ffnet
Und ich sah sie, sah die Unnennbaren
Geister der Rache.
Spinnen�hnlich,
Gr��lich, scheu�lich,
Krochen sie her in abscheulicher Unform
Und zogen F�den, blinkende F�den,
Einfach, doppelt, tausendfach,
Rings um ihr verfallen Gebiet.
Du w�hnst dich frei und du bist gefangen,
Kein Mensch, kein Gott l�set die Bande
Mit denen die Untat sich selber umstrickt.
Weh dir, weh uns allen!

Aietes.
Verkaufst du mir Tr�ume f�r Wirklichkeit?
Deines Gleichen magst du erschrecken,
T�rin!  Nicht mich!
Hast du die Zeichen, die Sterne gefragt?

Medea.
Glaubst du ich k�nnt's, ich verm�cht' es?
Hundertmal hab' ich aufgeblickt
Zu den gl�nzenden Zeichen
Am Firmament der Nacht.
Und alle hundertmale
Sanken meine Blicke
Von Schreck getroffen, unbelehrt.
Es schien der Himmel mir ein aufgerolltes Buch
Und (Mord) darauf geschrieben, tausendfach,
Und (Rache) mit demantnen Lettern
Auf seinen schwarzen Grund.
O frage nicht die Sterne dort am Himmel,
Die Zeichen nicht der schweigenden Natur,
Des Gottes Stimme nicht im Tempel:
Betracht' im Bach die irren Wandelsterne,
Die scheu dir blinken aus den d�stern Brau'n
Die Zeichen die die Tat dir selber aufgedr�ckt,
Des Gottes Stimme in dem eignen Busen,
Sie werden dir Orakel geben,
Viel sicherer als meine arme Kunst,
Aus dem was ist und war, auf das was werden wird.

Absyrtus.
Der Vater schweigt.  Du bist so seltsam Schwester
Sonst warst du rasch und heiter, frohen Muts;
Mich d�nkt du bist dreifach gealtert
In der Zeit als ich dich nicht gesehn!

Medea.
Es hat der Gram sein Alter, wie die Jahre
Und wer der Zeit (vorauseilt), guter Bruder,
Kommt fr�h ans Ziel.

Absyrtus.
Du wei�t wohl also schon
Von jenen Fremden die--

Medea.
Von Fremden--?

Aietes.
Halt!
Ich gebot dir zu schweigen!  Schweig denn, Schw�tzer!
Medea, la� uns klug sprechen und besonnen,
Das Gegenw�rt'ge aus der Gegenwart
Und nicht aus dem betrachten was Vergangen.
Wiss' es denn.  Fremde sind angekommen, Hellenen,
Sie begehren zu r�chen Phryxus' Blut,
Verlangen die Sch�tze des Erschlagnen
Und des Gottes Banner, das goldene Vlie�.

Medea

(aufschreiend).
Es ist geschehn!  Der Streich gefallen!  Weh!

(Will in den Turm zur�ck.)

Aietes (sie zur�ckhaltend).
Medea, Halt!--Bleib, Unsinnige!

Medea.
Gekommen die R�cher, die Vergelter!

Aietes.
Willst du mich verlassen, da ich dein bedarf?
Willst du sehen des Vaters Blut?
Medea ich beschw�re dich
Sprich!  Rate!  Rette!  Hilf!
Gib mich nicht Preis meinen Feinden!
Argonauten nennen sie sich
Weil Argo sie tr�gt, das schnelle Schiff.
Was das Hellenenland an Helden n�hrt,
An Tapfern vermag, sie haben's versammelt
Zum Todesstreich auf deines Vaters Haupt.
Hilf Medea!  Hilf meine Tochter!

Medea.
I ch  soll helfen, hilf du selbst!
Gib heraus was du nahmst, Vers�hnung bietend!

Aietes.
Verteilt sind die Sch�tze den Helfern der Tat;
Werden sie wiedergeben das Empfangne?
Besitzen sie's noch?  die t�richten Schwelger,
Die leicht vertan das leicht erworbne.
Soll ich herausgeben das gl�nzende Vlie�,
Des Gottes Banner, Perontos Gut?
Nimmermehr!  Nimmermehr!  Und t�t' ich's
W�rden sie drum schonen mein und eurer?
Um desto sichrer w�rgten sie uns,
R�chend des Freundes Tod,
Gesch�tzt durch das heilige Pfand des Gottes.
Deine Kunst befrage, gib andern Rat!

Medea.
Rat dir geben, ich selber ratlos!

Aietes.
Nun wohl, so verharre, du Ungeratne!
Opfre dem Tod deines Vaters Haupt.
Komm mein Sohn, wir wollen hinaus,
Den Streichen bieten das nackte Haupt,
Und fallen unter der Fremden Schwertern.
Komm mein Sohn, mein einzig Kind!

Medea.
Halt Vater!

Aietes.
Du willst also?

Medea.
H�r' erst!
Ich will's versuchen, die G�tter zu fragen,
Was sie gebieten was sie gestatten.
Und nicken sie zu, so steh' ich dir bei,
Helfe dir bek�mpfen den Feind,
Helfe dir schmieden den Todespfeil
Den du abdr�cken willst ins dunkle Geb�sch,
Nicht wissend, armer Sch�tze, wen du triffst.
Es sei!  Du gebeutst, ich gehorche!

Aietes.
Medea, mein Kind, mein liebes Kind!

Medea.
Frohlocke nicht zu fr�h, noch fehlt das Ende.
Ich bin bereit; allein versprich mir erst,
Da�, wenn die Tat gelang, dein Land befreit,
Zu hoffen wag' ich's kaum, allein wenn doch,--
Du mich zur�ckziehn l��t, in diese Wildnis
Und nimmer mehr mich st�rst, nicht du, nicht andre.

Aietes.
Warum?

Medea.
Versprich's!

Aietes.
Es sei!

Medea.
Wohlan denn Herr,
Tritt ein bei deiner Magd, ich folge dir!

Aietes.
Ins Haus?

Medea.
Drin wird's vollbracht.

Aietes (zu Absyrtus).
So komm denn Sohn!

(Beide ab in den Turm.)

Medea.
Da gehn sie hin, hin die Verblendeten!--
Ein t�richt Wesen d�nkt mich der Mensch;
Treibt dahin auf den Wogen der Zeit
Endlos geschleudert auf und nieder,
Und wie er ein Fleckchen Gr�n ersp�ht
Gebildet von Schlamm und stockendem Moor
Und der Verwesung gr�nlichem Moder,
Ruft er: (Land)!  und rudert drauf hin
Und besteigt's--und sinkt--und sinkt--
Und wird nicht mehr gesehn!
Armer Vater, armer Mann!
Es steigen auf vor meinen Blicken
D�strer Ahnungen Schauergestalten,
Aber verh�llt und abgewandt
Ich kann nicht erkennen ihr Antlitz!
Zeigt euch mir (ganz), oder verschwindet
Und la�t mir Ruh, tr�umende Ruh!
Armer Vater!  Armer Mann!--
 Aber der Wille kann viel--und ich will.
Will ihn erretten, will ihn befrein
Oder untergehn mit ihm!
Dunkle Kunst, die mich die Mutter gelehrt
Die den Stamm du treibst in des Lebens L�fte
Und die Wurzeln geheimnisvoll
Hinabsenkst zu den Kl�ften der Unterwelt,
Sei mir gew�rtig!--Medea (will)!
Ans Werk denn!

(Zu einigen Jungfrauen die am Eingange des Turmes erscheinen.)

Und ihr des Dienstes Befli�ne
Bereitet die H�hle, bereitet den Altar!
Medea will zu den Geistern rufen,
Zu den d�stern Geistern der schaurigen Nacht
Um Rat, um Hilfe, um St�rke, um Macht!

(Ab in den Turm.)

(Pause.  Dann tritt) Jason (rasch auf.)

Jason.
Hier h�rt' ich Stimmen!--Hier mu�--Niemand hier?

Milo (hinter der Szene).
Holla!

Jason.
Hierher!

Milo (eben so).
Jason!

Jason.
Hier Milo, hier!

Milo (der keuchend auftritt).
Mein Freund, such' dir 'nen anderen Begleiter!
Dein Kopf und deine Beine sind zu rasch,
Sie laufen, statt zu gehn.  Ein gro�er �belstand!
Von Beinen mag's noch sein, da hilft das Alter,
Allein ein Kopf der l�uft!--Gl�ck auf die Reise!
Such' einen andern sag' ich, ich bin's satt!

(Setzt sich.)

Jason.
Wir haben, was wir suchten!--Hier ist Licht!

Milo.
Ja Lichts genug um uns da zu beleuchten
Und zu entdecken und zu schlachten, wenn's beliebt.

Jason.
Ei, Milo Furcht?

Milo

(rasch aufstehend).
Furcht?--Lieber Freund, ich bitte
W�g' deine Worte eh du sprichst!

(Jason fa�t entschuldigend seine Hand.)

Milo.
Schon gut!
Wir laufen, nu, die Worte laufen mit!
Doch ernst.  Was suchst du hier?

Jason.
Kannst du noch fragen?
Die Freunde, sie, die mir hierher gefolgt,
Ihr Heil vertrauend meines Gl�ckes Stern
Und Jasons Sache machend zu der ihren,
Sie schmachten, kaum dem schwarzen Schiff entstiegen,
Hier ohne Nahrung ohne Labetrunk
In dieser K�ste unwirtbaren Klippen,
Kein F�hrer ist, der Wegeskunde g�be
Kein Landmann bietend seines Speichers Vorrat
Und von der Herde triftgen�hrter Zucht.
Soll ich die H�nde legen da in Scho�
Und m��ig zusehn wie die Freunde schmachten?
Beim Himmel!  Ihnen soll ein F�hrer werden
Und Trank und Speise, sollt' ich auf sie wiegen
Mit meinem Blut!

Milo.
Das treue, wackre Herz!
O da� du nicht des Freundes Rat gefolgt
Und weggeblieben bist von dieser K�ste!

Jason.
Warum denn auch?  Was sollt' ich wohl daheim?
Der Vater tot, mein Oheim auf dem Thron
Scheels�chtig mich, den k�nft'gen Feind, betrachtend.
Mich litt es l�nger nicht, ich mu�te fort.
H�tt' er nicht selbst, der Falsche, mir geboten
Hierher zu ziehn in dieses Inselland
Das goldne G�tterkleinod abzuholen
Von dem man spricht, so weit die Erde reicht
Und das dem G�ttersohne Phryxus einst,
Ihn selber t�tend, raubten die Barbaren,
Ich w�re selbst gegangen, freien Willens,
Dem eckelhaften Treiben zu entfliehn.
Ruhmvoller Tod f�r ruhmentbl��tes Leben
Mag's tadeln wer da will, mich lockt der Tausch!
Da� dich, o Freund, ich mitzog und die andern,
Das ist wohl schlimm, allein ihr wolltet's so!

Milo.
Ja freilich wollt' ich so und will noch immer
Denn sieh, ich glaub', du hast mir's angetan,
So lieb' ich dich und all dein Tun und Treiben.

Jason.
Mein guter Milo!

Milo.
Nein!  's ist unrecht sag' ich,
Ich sollt' der Kl�gre sein, ich bin der �ltre.
H�ttst du mich hingef�hrt, wohin auch immer,
Nur nicht in dieses gottverla�ne Land.
Kommt irgend sonst ein Mann in F�hrlichkeit,
Nu Schwert heraus und Mut voran.  Doch hier
In dieses Landes feuchter Nebelluft
Legt Rost sich, wie ans Schwert, so an den Mut.
H�rt man in einem fort die Wellen brausen,
Die Fichten rauschen und die Winde tosen,
Sieht kaum die Sonne durch der dichten Nebel
Und rauhen Wipfel schaurigen Versteck,
Kein Mensch rings, keine H�tte, keine Spur,
Da wird das Herz so weit, so hohl, so n�chtern
Und man erschrickt wohl endlich vor sich selbst.
Ich, der als Knabe voll Verwundrung horchte,
Wenn man erz�hlte, 's g�b' ein Ding
Die (Furcht) genannt, hier seh' ich fast Gespenster
Und jeder d�rre Stamm scheint mir ein Riese
Und jedes Licht ein Feuermann.  's ist seltsam.
Was unbedenklich sonst, erscheint hier schreckhaft
Und was sonst greulich wieder hier gemein.
Nur k�rzlich sah ich einen B�r im Walde,
So gro� vielleicht als keinen ich gesehn
Und doch kams fast mir vor, ich sollt' ihn streicheln,
Wie einen Scho�hund streicheln mit der Hand,
So klein, so unbedeutend schien das Tier
Im Abstich seiner schaurigen Umgebung.
Du h�rst nicht?

Jason (der indes den Turm betrachtet hat).
Ja ich will hinein!

Milo.
Wohin?

Jason.
Dort in den Turm.

Milo.
Mensch, bist du rasend?

(Ihn anfassend). H�re!

Jason (sich losmachend und das Schwert ziehend).
Ich will, wer h�lt mich?  Hier mein Schwert!  Es sch�tzt mich
Vor Feinden wie vor �berl�st'gen Freunden.
Die erste Spur von Menschen find' ich hier
Ich will hinein.  Mit vorgehaltnen Eisen
Zwing' einen ich von des Geb�uds Bewohnern,
Zu folgen mir, zu f�hren unsre Schar
Auf sichern Pfad aus dieses Waldes Umfang,
Wo Hunger sie und Feindeshinterhalt
Weit sichrer trifft als mich hier die Gefahr.
Sprich nicht!  Ich bin entschlossen.  Geh zur�ck
Ermutige die Schar.  Bald bring' ich Rettung!

Milo.
Bedenk'!

Jason.
Es ist bedacht!  Wer kann hier weilen
Im kleinen Hause, w�st und abgeschieden?
Ein Haushalt von Barbaren und was mehr?
Ich denk' du kennst mich!  Hier ist nicht Gefahr
Als im Verweilen.--Keine Worte weiter!

Milo.
Doch wie gelangst du hin?

Jason.
Siehst du dort dr�ben
G�hnt weit ein Spalt im alternden Gem�uer.
Das Meer leiht seinen R�cken bis da hin
Und leicht erreich' ich's schwimmend.

Milo.
H�re doch!

Jason.
Leb' wohl!

Milo.
La� mich statt dir!

Jason.
Auf Wiedersehn!

(Springt von einer Klippe ins Meer)

Milo.
Er wagt es doch!--Dort schwimmt er!--Tut es (doch),
Und l��t mich schm�len hier nach Herzenslust!
Ein wackres Herz, doch jung, gewaltig jung!
Hier will ich stehn und seiner R�ckkehr harren:
Und geht's auch schief, wir hauen uns heraus.

(Er lehnt sich an einen Baum.)

(Ein d�steres Gew�lbe im Innern des Turms.  Links im Hintergrunde
die Bilds�ule eines Gottes auf hohem Fu�gestell, im Vorgrunde
rechts eine Felsenbank.)
(Jungfrauen mit Fackeln bringen einen kleinen Altar und Opfergef��e
und stellen alles ordnend umher.)

(Eine Jungfrau tritt ein und spricht an der T�re:)

Jungfrau.
Genug!  Es naht Medea!  St�rt sie nicht!

(Alle ab mit den Lichtern.)

Jason (tritt durch einen Seiteneingang links auf mit blo�em
Schwerte.)

Jason.
Ein finsteres Gew�lb'.--Ich bin im Innern!
Mehr Menschen fa�t das Haus, scheint's, als ich glaubte,
Doch immerhin!  wird nur mein Ziel erreicht.
Behutsam sp�h ich, bis ein Einzelner
Mir aufst��t, dann das Schwert ihm auf die Brust
Und mit mir soll er, will er nicht den Tod.

(Er sp�ht mit vorgehaltenem Schwerte umher.)

Ist da kein Ausgang?--Halt!--Ein Block von Stein
Das Fu�gestell wohl eines G�tterbildes.
Ehrt man hier G�tter und verh�hnt das Recht?
Doch horch!--ein Fu�tritt!--Bleiche Helle gleitet
Fortschreitend an des Ganges engen Bogen.
Man kommt!--Wohin--?--Verbirg mich dunkler Gott!

(Er versteckt sich hinter die Bilds�ule.)

Medea (kommt, einen schwarzen Stab in der Rechten, eine Lampe in
der Linken.)

Medea.
Es ist so schw�l hier, so dumpf!
Feuchter Qualm dr�ckt die Flamme der Lampe,
Sie brennt ohne zu leuchten.

(Sie setzt die Lampe hin.)
--Horch!--Es ist mein eignes Herz,
Das gegen die Brust pocht mit starken Schl�gen!
Wie schwach, wie t�richt!--Auf Medea!
Es gilt des Vaters Sache, der G�tter!
Sollen die Fremden siegen, Kolchis untergehn?
Nimmermehr!  Nimmermehr!
Ans Werk denn!
Seid mir gew�rtig G�tter, h�ret mich,
Und gebt Antwort meiner Frage!

(Mit dem Stabe Zeichen in die Luft machend.)

Die ihr einhergeht im Gewande der Nacht
Und auf des Sturmes Fittigen wandelt
Furchtbare F�rsten der Tiefe,
Denen der Entschlu� gef�llt
Und die befl�gelte Tat,
Die ihr bei Leichen weilt
Und euch labt am Blut der Erschlagnen,
Die ihr das Herz kennt und lenkt den Willen,
Die ihr z�hlt die Halme der Gegenwart
Sorglich bewahrt des Vergangenen �hren
Und durchblickt der Zukunft sprossende Saat,
Euch ruf' ich an!
Gebt mir Kunde, sichere Kunde
Von dem was uns droht, von dem was uns lacht!
Bei der Macht, die mir ward,
Bei dem Dienst, den ich tat,
Bei dem Wort, das ihr kennt
Ruf' ich euch,
Erscheinet, erscheint!

(Pause.)

Was ist das?--Alles schweigt!
Sie zeigen sich nicht?
Z�rnt ihr mir, oder betrat ein Fu�,
Eines Frevlers Fu�
Die heilige St�tte?
Angst bef�llt mich, Schauer fa�t mich!

(Mit steigender Stimme.)

Allgewaltige!  Lauscht meinem Rufen,
H�rt Medeens Stimme!
Eure Freundin ist's die ruft.
Ich fleh' ich verlang' es
Erscheinet, erscheint!
Jason (springt hinter der Bilds�ule hervor.)

Medea (zur�ckfahrend).
Ha!

Jason.
Verfluchte Zauberin, du bist am Ende,
Erschienen ist, der dich vernichten wird.

(Indem er mit vorgehaltenem Schwerte hervorspringt verwundet er
Medeen am Arme.)

Medea (den verwundeten rechten Arm mit der linken Hand fassend).
Weh mir!

(St�rzt auf den Felsensitz hin, wo sie schwer atmend leise �chzt.)

Jason.
Du fliehst?  Mein Arm wird dich ereilen!

(Im Dunkeln herum blickend.)

Wo ist sie hin!

(Er nimmt die Lampe und leuchtet vor sich hin.)

Dort!--Du entgehst mir nicht!

(Hinzutretend.)

Verruchte!

Medea (st�hnend).
Ah!

Jason.
St�hnst du?  Ja zittre nur!
Mein Schwert soll deine dunkeln Netze l�sen!

(Sie mit der Lampe beleuchtend).
Doch seh' ich recht?  Bist du die Zauberin,
Die dort erst heischre Fl�che murmelte?
Ein weiblich Wesen liegt zu meinen F��en,
Verteidigt durch der Anmut Freiheitsbrief,
Nichts zauberhaft an ihr, als ihre Sch�nheit.
(Bist) du's?--Doch ja!  Der wei�e Arm, er blutet,
Verletzt von meinem mitleidslosen Schwert!
Was hast du angerichtet?  Wei�t du wohl,
Ich h�tt' dich t�ten k�nnen, holdes Bild,
Beim ersten Anfall in der dunkeln Nacht?
Und Schade w�r's, f�rwahr, um so viel Reiz!
Wer bist du, doppeldeutiges Gesch�pf?
Scheinst du so sch�n und bist so arg, zugleich
So liebensw�rdig und so hassenswert,
Was konnte dich bewegen, diesen Mund,
Der, eine Rose, wie die Rose auch
Nur hauchen sollte s��er Worte Duft,
Mit schwarzer Spr�che Greuel zu entweihn?
Als die Natur dich dachte, schrieb sie: (Milde)
Mit holden Lettern auf das erste Blatt
Wer malte Zauberformeln auf die andern?
O geh!  ich hasse deine Sch�nheit, weil sie
Mich hindert deine T�cke recht zu hassen!
Du atmest schwer.  Schmerzt dich dein Arm?  Ja, siehst du
Das sind die Fr�chte deines argen Treibens!
Es blutet!  La� doch sehn!

(Nimmt ihre Hand.)

Du zitterst, M�dchen,
Die Pulse klopfen, jede Fiber zuckt.
Vielleicht bist du so arg nicht, als du scheinst,
Nur angesteckt von dieses Landes Wildheit,
Und Reue wohnt in dir und fromme Scheu.
Heb auf das Aug und blicke mir ins Antlitz,
Da� ich die dunkeln R�tsel deines Handelns
Erl�utert seh' in deinem klaren Blick.--
Du schweigst!--O w�rst du stumm, und jene Laute,
Die mir ert�nten, fluchenswerten Inhalts,
Gesprochen h�tte sie ein andrer Mund,
Der minder lieblich, M�dchen, als der deine.
Du seufzest!--Sprich!--La� deine Worte t�nen;
Vertrau' den L�ften sie, als Boten, an,
Sonst holt mein Mund sie ab von deinen Lippen.

(Er beugt sich gegen sie.)
(Man h�rt Waffengeklirr und Stimmen in der Ferne.)

Horch!--Stimmen!

(Er l��t sie los.)

N�her!

(Medea steht auf.)

Deine Freunde kommen
Und ich mu� fort.  Des freuest du dich wohl?
Allein ich seh' dich wieder, glaube mir!
Ich mu� dich sprechen h�ren, g�tig sprechen,
Und kostet' es mein Leben!--Doch man naht.
Glaub' nicht, da� ich Gefahr und Waffen scheue,
Doch auch ein Tapfrer weicht der �berzahl,
Und meiner harren Freunde.--Leb' denn wohl.
(Er geht dem Seiteneingange zu, durch den er gekommen ist.  Aus
diesem, so wie aus dem Haupteingange st�rzen) Bewaffnete (herein,
mit ihnen) Absyrtus.

Absyrtus.
Zur�ck!

Jason.
So gilt's zu fechten!--Gebet Raum!

Absyrtus.
Dein Schwert!

Jason.
Dir in die Brust, nicht in die Hand!

Absyrtus.
Fangt ihn!

Jason (sich in Stellung werfend).
Kommt an!  Ihr alle schreckt mich nicht!

Absyrtus.
La� uns versuchen denn!

(St�rzt auf Jason los.)

Medea (macht eine abhaltende Bewegung gegen ihn).

Absyrtus (zur�cktretend).
Was h�ltst du mich Schwester?

Jason.
Du sorgst um mich?  Hab' Dank, du holdes Wesen,
Nicht f�r die Hilfe, ich bedarf sie nicht,
F�r diese Sorge Dank.  Leb' wohl, o M�dchen,

(Sie bei der Hand fassend und rasch k�ssend.)

Und dieser Ku� sei dir ein sichres Pfand,
Da� wir uns wiedersehn!--Gebt Raum!

(Er schl�gt sich durch.)

Absyrtus.
Auf ihn!

(Jason durch die Seitent�re fechtend ab.)

Absyrtus.
Ihm nach!  Er soll uns nicht entrinnen!

(Eilt Jason nach mit den Bewaffneten.)

Medea (die unbeweglich mit gesenktem Haupt gestanden, hebt jetzt
Kopf und Augen empor).
G�tter!

(Ihre Jungfrauen stehen um sie.)

(Der Vorhang f�llt.)




Zweiter Aufzug

(Halle wie am Ende des vorigen Aufzuges.  Es ist Tag.)
Gora, Peritta.  Jungfrauen.

Gora.
Ich sage dir, sprich lieber Medeen nicht.
Ob der Ereignung z�rnt sie der heutigen Nacht
Und sie spricht sich nicht gut, wenn sie z�rnt; das wei�t du!
Auch gebot sie dir, ihr Antlitz zu fliehn.

Peritta.
Was soll ich tun?  Wer hilft, wenn sie nicht?
Gefangen der Gatte, die H�tte verbrannt.
Alles geraubt von den fremden M�nnern
Wem klag' ich mein Leid, wer rettet, wenn sie nicht?

Gora.
Tu wie du willst, ich hab' dich gewarnt,
Auch ist's recht und billig nur, da� sie dich h�rt,
Aber der Mensch tut nicht immer was recht.

Peritta.
Ach, ich Unselige!

Gora.
Klage nicht!  Was hilft's
�berleg' und handle, das tut dir Not!
Doch wo weilt Medea?  komm in ihr Gemach.
(Eine) Jungfrau (st�rzt atemlos herein.)

Jungfrau.
O �berma� des Ungl�cks!

Gora (an der T�re umkehrend).
Wohl nur der Torheit, will ich hoffen!
Was neues gibt's?

Jungfrau.
Der F�rstin Lieblingspferd.--

Gora.
Das herrliche Tigerro�--

Jungfrau.
Es ist entflohn!

Gora.
So?

Jungfrau.
In der Verwirrung der heutigen Nacht
Da die Pforte offen, wir alle voll Angst,
Entkam es dem Stall und ward nimmer gesehn!
Weh mir!

Gora.
Ja wohl!

Jungfrau.
Wie entflieh' ich der F�rstin Zorn?
Wird sie's ertragen--?

Gora.
Das (wie) ist ihre Sache
Doch tragen mu� sie's, da es (ist).
Nur rat' ich dir geh f�rs erste ihr aus dem Auge!
Doch horch!  Sie naht schon!  Peritta tritt zu mir.
Medea (kommt in Gedanken versunken aus der T�re rechts.)

Gora (nach einer Pause).
Medea--

Jungfrau (ihr zuvorkommend und zu Medeens F��en st�rzend).
O K�nigin verzeih!

Medea (den Kopf emporhebend).
Was ist?

Jungfrau.
Vernichte mich nicht in deinem Zorn!
Dein Leibro�--Dein Liebling!--Es ist entflohn.

(Pause w�hrend welcher sie Medeen voll Erwartung ins Gesicht sieht).

Nicht meine Schuld war's f�rwahr.  Der Schrecken heut Nacht
Das Get�mmel, der L�rm--Da geschah's--
Du sprichst nicht?--Z�rne F�rstin--

Medea.
Es ist gut!

(Jungfrau steht auf.)

Gora (sie bei Seite ziehend).
Was sprach sie?

Jungfrau (freudig).
Es sei gut.

Gora.
Das ist (nicht) gut!
Tr�gt sie so leicht, was sie sonst schwer ertrug,
Das beg�nstigt unsre Sache, Peritta!
Fast ist mir's unlieb, da� sie so mild gestimmt
Ich hatte mich drauf gefreut, wie sie sich str�uben w�rde
Und endlich �berwinden m��te zu tun was sie soll.
Nu komm denn, komm, f�r dich ist's besser so.
Medea hier ist noch jemand den du kennst!

Medea.
Wer?

Gora.
Kennst deine Gespielin, Peritta, nicht?
Z�rnst du ihr gleich--

Medea.
Peritta bist du's;
Sei mir gegr��t, sei herzlich mir gegr��t!

(Sie mit dem Arm umschlingend und sich auf sie st�tzend.)

Wir haben frohe Tage zusammen gelebt.
Seit dem ist viel �bles geschehn.
Viel �bles seit der Zeit, Peritta!
Hast du deine Herde verlassen und dein Haus
Und kommst wieder zu mir, Peritta?
Sei mir willkommen, du bist sanft und gut,
Du sollst mir die N�chste sein im Kreis meiner Frauen!

Peritta.
Kein Haus hab' ich mehr und keine Herde
Alles verloren, mein Gatte gefangen,
Dahin meine Ruhe, mein Segen, mein Gl�ck.

Medea.
So ist er dahin, ist tot!
Du dauerst mich armes, armes Kind!
War so jung, so kr�ftig, so gl�nzend, so sch�n,
Und ist tot und kalt!  Du dauerst mich
Ich k�nnte weinen, so r�hrst du mich.

(Legt ihre Stirne auf Perittas Schulter.)

Peritta.
Nicht tot, nur gefangen ist mein Gatte
Drum kam ich zu flehn, da� du bittest den Vater
Ihn zu l�sen, zu retten, zu befrein--
 Medea h�rst du?--

(Zu Gora.)

Sie spricht nicht!  Was sinnt sie?

Gora.
Mich �berrascht sie nicht minder als dich
Das ist sonst nicht Medeens Sitte.

Peritta.
Was ist das?  Trau' ich meinen Sinnen?
Feucht f�hl' ich dein Antlitz auf meiner Schulter!
Medea Tr�nen?--O du Milde, du Gute!

(K��t Medeens herabh�ngende Hand.)

(Medea rei�t sich empor, fa�t rasch mit der rechten Hand die
gek��te Linke und sieht Peritten starr ins Gesicht.  Dann entfernt
sie sich rasch von ihr, sie immer starr betrachtend und n�hert sich
der Amme.)

Medea.
Gora!

Gora.
Frau?

Medea.
Hei� sie gehn!

Gora.
So willst du--

Medea.
Hei� sie gehn!

Gora

(winkt Peritten mit der Hand Entfernung zu).
(Peritta h�lt flehend ihr die H�nde entgegen.)
(Gora winkt ihr beruhigend zu, sich zu entfernen.)
(Peritta von zwei M�dchen gef�hrt, ab.)

Medea (unterdessen).
Ah!--es ist hei� hier.--Schw�le Luft.

(Rei�t gewaltsam den G�rtel entzwei und wirft ihn weg.)

Gora.
Sie ist fort!.

Medea (zusammenfahrend).
Fort?

Gora.
Peritta ist fort.

Medea.
Gora!

Gora.
Gebieterin!

Medea (halblaut, sie bei Seite f�hrend).
Warst du zugegen heut Nacht?

Gora.
Wo?

Medea (Sieht ihr fremd ins Gesicht.)

Gora.
Ah hier?  Freilich!

Medea (mit freudegl�nzenden Blicken).
Ich sage dir es war ein Gott!

Gora.
Ein Gott?

Medea.
Ich habe lange dar�ber nachgedacht,
Nachgedacht und getr�umt die lange Nacht,
Aber 's war ein Himmlischer, des bin ich gewi�.
Als er mit einemmal dastand, z�rnenden Muts,
Hochaufleuchtend, einen Blitz in der Hand
Und zwei andre im flammenden Blick,
Da f�hlt' ich's am Sinken des Muts, an meiner Vernichtung,
Da� ihn kein sterbliches Weib gebar.

Gora.
Wie?  so--

Medea.
Du hast mir wohl selbst erz�hlet,
Oft, da� Menschen, die nah dem Sterben,
(Heimdar) sich zeige, der furchtbare Gott,
Der die Toten f�hrt in die schaurige Tiefe.
Sieh, der war es glaub' ich, o Gora!
(Heimdar) war es, der Todesgott.
Bezeichnet hat er sein dunkles Opfer,
Bezeichnet mich mit dem ladenden Ku�
Und Medea wird sterben, hinuntergehn
Zu den Schatten der schweigenden Tiefe.
Glaub' mir, ich f�hle das, gute Gora,
An diesem Bangen, an diesem Verwelken der Sinne,
An dieser Grabessehnsucht f�hl' ich es,
Da� mir nicht fern das Ende der Tage!

Gora.
Was hat deinen Sinn so sehr umw�lkt,
Da� du tr�b schaust, was klar und deutlich?
Ein Mensch war's, ein �berm�t'ger, ein Frecher
Der hier eindrang

Medea (zur�ckfahrend).
Ha!

Gora.
Der die Nacht ben�tzend--

Medea.
Schweig!

Gora.
Deine Angst

Medea.
Verruchte schweig.

Gora.
Schweigen kann ich wenn du's gebietest,
Einst mein Pflegling, jetzt meine Frau.
Aber drum ist's nicht anders als ich sagte.

Medea.
Sieh wie du albern bist und t�richt!
Wie k�m' ein Fremder in diese Mauern?
Wie h�tt' ein Sterblicher sich erfrecht,
Zu dr�ngen sich vor Medeas Antlitz,
Sie zu sprechen, ihr zu drohn, mit seinen Lippen--
Geh Unselige, geh
Da� ich dich nicht t�te,
Nicht r�che deine Torheit
An deinem Leben.
Ein Sterblicher?  Scham und Schmach!
Entferne dich, Verr�terin!
Geh!  sonst trifft dich mein Zorn.

Gora.
Ich rede was ist und nicht was du willst.
Gehn soll ich?  ich gehe.

Medea.
Gora, bleib!
Hast du kein freundlichs Wort, du Gute?
F�hlst du denn nicht, so ist's so mu� es sein,
(Heimdar) war es, der stille Gott,
Und nun kein Wort mehr, kein Wort, o Gora!

(Wirft sich ihr an den Hals und verschlie�t mit ihrem Munde Goras
Lippen.)

(Nach einer Pause.)


Medea.
Horch!

Gora.
Tritte nahen!

Medea.
Man kommt!  Fort!

Gora.
Bleib!  Dein Bruder ist's und dein Vater!  Sieh!
Aietes und Absyrtus (st�rzen herein.)

Aietes.
Entkommen ist er, des tr�gst du die Schuld!

(Zu Medeen.)

Warum hemmtest den Streich des Bruders,
Da er ihn t�ten wollte, den Frevler?

Absyrtus.
Vater, scheltet sie nicht darum
War doch angstvoll und bang ihre Seele!
Denkt!  ein Fremder, allein, bei Nacht,
Eingedrungen in ihre Kammer;
Sollte sie da nicht zagen, Vater?
Und nicht wei� die Furcht was sie tut.
Doch der Grieche--

Medea.
Grieche?

Aietes.
Wer sonst?
Einer der Fremden war's, der Hellenen,
Die gekommen an Kolchis' K�ste,
Argonauten, auf Argo dem Schiff,
Zu verw�sten unsere T�ler
Und zu rauben unser Gut.

Medea

(Goras Hand fassend).
Gora!

Gora.
Siehst du?  es ist so, wie ich sagte.

Absyrtus.
�berm�tig sind sie und stark
Ja, bei Peronto!  Stark und k�hn!
Setzt' ich nicht nach ihm, ich und die Meinen
Hart ihn dr�ngend, nach auf den Fersen?
Aber er f�hrte in Kreisen sein Schwert
Keiner von uns kam ihm nah zu Leibe.
Jetzt zum Strom gekommen, warf er
Raschen Sprungs sich hinein.
Dumpf ert�nte die Gegend dem Sturze,
Hoch auf spritzten die sch�umenden Wasser
Und er verschwand in umh�llende Nacht.

Aietes.
Ist er entkommen dieses Mal
F�rder soll es ihm nicht gelingen!
Die k�hnen Fremdlinge stolz und trotzig
Haben Zweisprach begehrt mit mir.
Zugesagt hab' ich's, den Groll verbergend
Den t�dlichen Ha� in der tiefen Brust
Aber gelingt mir, was ich sinne,
Und bist du mir gew�rtig mit deiner Kunst,
So soll sie der frevelnde Mut gereuen,
So endet der Streit noch eh er begann.
Auf Medea, komm!  Mach' dich fertig
Gut zu machen, was du gefehlet
Und zu r�chen die eigene Schmach
(Deine) Sache ist's nun geworden
Haben sie doch an dir auch gefrevelt,
Gefrevelt durch jenes K�hnen Tat,
Denn wahr ist's doch, was Absyrtus mir sagte,
Da� er's gewagt mit entehrendem Ku�--

Medea.
Vater schweig, ich bitte dich--

Aietes.
Ist's wahr?

Medea.
Frage mich nicht was wahr, was nicht!
La� dir's sagen die R�te meiner Wangen
La� dir's sagen--Was soll ich?  Gebeut!
Willst du vernichten die Schar der Frevler?
Sage nur wie, ich bin bereit!

Aietes.
So recht Medea, so mag ich's gern
So erkenn' ich in dir mein Kind
Zeig' da� dir fremd war des Frechen Erk�hnen
La� sie nicht glauben, du habest gewu�t
Selber gewu�t um die frevelnde Tat!

Medea.
Gewu�t?  Wer glaubt das, Vater und von wem?

Aietes.
Wer?  der's sah, der's h�rte, Kind!
Wer Zeuge war wie Aletes' f�rstliche Tochter
Den Ku� duldete von des Frevlers Lippe.

Medea.
Vater!

Aietes.
Was ist?

Medea.
Du t�test mich!

Aietes.
(Ich) glaub's (nicht), Medea!

Medea.
Wirklich nicht?
La� uns gehn!

Aietes.
Wohin?

Medea.
Wohin du willst
Zu vernichten, zu t�ten, zu sterben!

Aietes.
Du versprichst mir also?

Medea.
Ich hab' es gesagt!
Aber la� uns gehn!

Aietes.
H�r' erst!

Medea.
Nicht hier!
Hohnzulachen scheint mir des Gottes Bild
Des Gew�lbes Steine formen sich mir
Zu lachenden M�ulern und grinsenden Larven.
Hinweg von dem Orte meiner Schmach!
Nimmer betret' ich ihn.  Vater komm!
Was du willst, wie du willst, doch fort von hier!

Aietes.
So h�re!

Medea.
Fort!

Aietes.
Medea!

Medea.
Fort!

(Eilt ab.)

Aietes.
Medea!

(Mit Absyrtus ihr nach.)

(Freier Platz mit B�umen.  Links im Hintergrunde des K�nigs Zelt.)
Acht Abgeordnete der Argonauten (treten auf von einem) Kolchischen
Hauptmanne (geleitet.)

Hauptmann.
Hier sollt ihr weilen ist des K�nigs Befehl
Bald naht er selbst.

Erster Argonaut.
Befehl?  Nichtsw�rdiger Barbar,
F�r dich mag's sein, doch uns Befehl?
Wir harren deines K�nigs weil wir wollen,
Doch eil' er sich, sonst suchen wir ihn auf!

Zweiter Argonaut.
La� ihn!  Die Knechtesrede ziemt dem Knecht!

(Kolcher ab.)

So sind wir hier; erreicht des Strebens Ziel!
Nach mancher F�hrlichkeit zu Land und See
Umf�ngt uns Kolchis' d�stre M�rchenwelt,
Von der man spricht so weit die Sonne leuchtet.
Was keinem m�glich deuchte ist geschehn;
Durchsegelt ist ein unbekanntes Meer,
Das z�rnend Untergang dem ersten Schiffer drohte,
Zu neuen V�lkern und zu neuen L�ndern
Tat sich der Weg, und was oft schwerer noch,
Tat auch der R�ckweg sich uns g�nstig auf:
Wir sind in Kolchis, unsrer Reise Ziel.
So weit hat gn�dig uns ein Gott gef�hrt;
Doch jetzo f�rcht' ich wendet er sich ab!
Wir stehn in Feindes Land, von Tod umgeben
Fremd, ohne Rat und F�hrer--Jason fehlt.
Er, der zum Zug geworben, ihn gef�hrt,
Er, dessen eigne Sache wir verfechten,
Mit Milo hat er sich vom Zug entfernt,
Heut Nacht entfernt und ward nicht mehr gesehn.
Ob er im Wald verirrt, verlassen schmachtet,
Ob er ins Netz gefallen der Barbaren,
Ob ihn aus Hinterhalt der Tod ereilt
Ich wei� es nicht, doch jedes steht zu f�rchten.
So aufgel�st, vereinzelt, ohne Band,
Ist jeder nun sein eigner Rat und F�hrer
Drum frag' ich euch, die Ersten unsrer Schar:
Was ist zu tun?

(Alle schweigen mit gesenkten H�uptern.)

Ihr schweigt.  Jetzt gilt's Entschlu�!
Geladen von dem K�nig dieses Landes
Zur Zweisprach, zum Versuch der G�tlichkeit,
Schien's uns gef�hrlich, ob des F�hrers Abgang
Den Aufruf abzulehnen, der geschehn,
Und zu enth�llen unsre Not und Schw�che.
Wir gingen, wir sind hier!--Was nun zu tun?
Wer Rat wei�, spreche nun!

Dritter Argonaut.
Du bist der �ltste
Sprich du!

Zweiter Argonaut.
Der �ltste ist der Erste nicht
Wo's Kraft gilt und Entschlu�.  Fragt einen andern!

Erster Argonaut.
La�t uns die Schwerter nehmen in die Hand
Den K�nig t�ten und sein treulos Volk
Dann fort, doch erst die Beut' ins Schiff gebracht!

Zweiter Argonaut.
Nicht auch das Land und heimgebracht zur Schau?
Dein Rat ist unreif Freund wie deine Jahre.
Gebt andern!

Dritter Argonaut.
Rate du, wir folgen dir!

Zweiter Argonaut.
Mein Rat ist R�ckkehr!  Murrt ihr?  Nun wohlan
Sprech' einer Besseres, ich stimme bei!
Ihr schweigt gesamt und Niemand tritt hervor.
So h�rt, und st�rt nicht oder �berzeugt mich!
Nicht eignes Streben hat uns hergef�hrt
Was k�mmert Kolchis uns mit seinen Wundern?
Dem Mut, dem Gl�cke Jasons folgten wir
Den Arm ihm leihend zum gebotnen Werk;
Er tat des Oheims Willen, wir den seinen.
Wer ist, der treten mag an Jasons Stelle,
Hat ihn der Tod, wie m�glich, hingerafft?
Wem liegt daran das Wundervlie� zu rauben
Das Tod umringt und dr�uende Gefahr?
Habt ihr geh�rt?  im Schlund der H�hle liegt's,
Bewacht von eines Drachen gift'gen Z�hnen,
Vom Graun verteidigt schwarzer Zauberei,
Besch�tzt von allem was verrucht und greulich;
Wer wagt's von euch, wer hebt den goldnen Schatz?
Wie Keiner?  Nun, so woll' auch keiner (scheinen)
Was keiner Kraft und Willen hat zu (sein).
Hier leg' ich von mir Schild und Speer
Und geh' zum K�nig als ein Mann des Friedens.
Drei Tage g�nn' er uns zu harren Zeit,
Und kehrt dann Jason nicht, so ziehn wir heim.
Wer mit mir gleichdenkt, tue so wie ich.
Ein Held ist wer das Leben Gro�em opfert
Wer's f�r ein Nichts vergeudet ist ein Tor!

(Die meisten sto�en ihre Speere in den Boden.)

Nun kommt zu Kolchis' K�nig.  Gerne tauscht er
Die eigne Sicherheit wohl aus f�r unsre!

Erster Argonaut.
Halt noch.  Dort nahn zwei Griechen!  Milo ist's
Der fort mit Jason ging und--

(schreiend)

Jason selber!
Jason!

Mehrere.
Jason!

Alle (tumultuarisch).
Jason!

Milo

(hinter der) Szene).
Hier Gef�hrten!
Hier Jason, Argonauten!

Erster Argonaut (zum zweiten).
Was sagst du nun?

Zweiter Argonaut.
Da� Jason da ist, sag' ich Freund wie du.
Statt meines Rates gibt er euch die Tat.
Nur da er fort war hatt' ich eine Meinung!
Milo (tritt auf), Jason (an der Hand f�hrend.)

Milo.
Hier habt ihr ihn!  Hier ist er ganz und gar!
Nun seht euch satt an ihm und schreit und jubelt!

(Die Argonauten dr�ngen sich um Jason, fassen seine H�nde und
dr�cken ihre Freude aus.)

Vermischte Stimmen.
Willkommen--Jason!--Freund!--Willkommen Bruder!

Jason.
Habt ihr um mich gebangt?  Hier bin ich wieder!

(Indem er den Andr�ngenden die H�nde reicht.)

Milo (den n�chststehenden umarmend).
Freund siehst du, er ist da?  Gesund und r�stig!
Und's ging ihm nah ans Leben, ei beim Himmel!
Ein Haar!  und ihr saht Jason nimmer mehr!
Er wagte sich, allein--ich durft' nicht mit--
Um euretwillen Freunde wagt' er sich,
Im dichten Wald, allein, in einen Turm,
Der voll Barbaren steckte bis zum Giebel.
Da hie� es fechten.

Jason.
Ja f�rwahr es galt!
Verloren war ich, wenn ein M�dchen nicht--

Milo.
Ein M�dchen?  Ein Barbarenm�dchen?

Jason.
Ja!

Milo.
Sieh davon sagtest du mir fr�her nichts!
Und war sie sch�n?

Jason.
So sch�n so reizend so--
Doch eine arge, b�se Zauberin.--
Ihr dank' ich dies mein Leben!

Milo.
Wackres M�dchen!

Jason.
Ich schlug mich durch und--doch genug, ich lebe
Und bin bei euch!--Doch was f�hrt euch hierher?

Zweiter Argonaut.
Zur Zweisprach lie� uns laden Kolchis' K�nig
Vernehmen will er unsre Forderung
Und dann entscheiden.

Jason.
Hier?

Zweiter Argonaut.
Hier ist sein Sitz!

Jason.
Ich will ihn sprechen.  F�gt er sich in Frieden
Gut denn!  wenn nicht, dann mag das Schwert entscheiden.

(Auf die seitw�rts gestellten Speere zeigend.)

Doch diese Waffen!--Seid ihr hier so sicher
Da� ihr des Schutzes selber euch beraubt?

(Sie nehmen besch�mt die weggelegten Speere wieder auf.)

Ihr schweigt und schlagt besch�mt die Augen nieder?
Habt ihr?--

(Zu Milo.)

Oh sieh, sie meiden meinen Blick!
Ungl�ckliche!  es war doch nicht die Furcht--
Die (Furcht) Hellenen, die den Speer euch nahm?
Es war's nicht--?

(Zu Milo.)

Ach es war's!  Die Ungl�cksel'gen
Sie wagen's nicht der L�ge mich zu zeihn.
Was hat euch denn verblendet arme Br�der?--
Es war die (Furcht)!--

(Zu einem der sprechen will.)

Ich bitte dich, sprich nicht
Ich kann mir denken was du f�hlst.  Sprich nicht!
Mach' nicht, da� ich mich sch�me vor mir selbst!
Denn, o nicht ohne Tr�nen k�nnt' ich schauen
In ein von Scham ger�tet M�nnerantlitz.
Ich will's vergessen wenn ich kann.

(Ein Kolcher tritt auf.)

Kolcher.
Der K�nig naht!

Jason.
So la�t uns stark sein und entschlossen, Freunde
Nicht ahne der Barbar, was hier geschehn!
Aietes (tritt auf mit) Gefolge.

Aietes.
Wer ist der das Wort f�hrt f�r die Fremden!

Jason (vortretend).
Ich!

Aietes.
Beginn!

Jason.
Hochm�tiger Barbar, du wagst--?

Aietes.
Was willst du?

Jason.
Achtung!

Aietes.
Achtung?

Jason.
Meiner Macht,
Wenn meinem Namen nicht!

Aietes.
Wohlan, so sprich!

Jason.
Thessaliens Beherrscher, Pelias,
Mein Oheim und mein Herr, schickt mich zu dir,
Mich, Jason, dieser M�nner Kriegeshaupt,
Zu dir zu reden, wie ich jetzo rede!
Gekommen ist die Kunde �bers Meer,
Da� Phryxus, ein Hellene, hohen Stammes,
Den Tod gefunden hier in deinem Reich!

Aietes.
Ich schlug ihn nicht.

Jason.
Warum verteidigst du dich,
Eh ich dich noch beschuldigt?  H�r' mich erst.
Mit Sch�tzen und mit Gute reich beladen
War Phryxus' Schiff.  Das blieb in deiner Hand
Als er verblich geheimnisvollen Todes!
Sein Haus ist aber nahverwandt dem meinen,
Drum in dem Namen meines Ohms und Herrn
Fordr' ich, da� du erstattest, was sein eigen,
Und was nun mein und meines F�rstenhauses.

Aietes.
Nichts wei� ich von Sch�tzen.

Jason.
La� mich enden.
Das K�stlichste von Phryxus' G�tern aber
Es war ein k�stliches, geheimnisvolles Vlie�,
Des er entkleidete in Delphis hoher Stadt
Das Bildnis eines unbekannten Gottes
Das dort seit grauen Jahren aufgestellt,
Man sagt, von den Urv�tern unsers Landes,
Die fernher kommend, und von Oben stammend,
Das Land betraten und der Menschheit Samen
Weitbreitend in die leere Wildnis streuten,
Und Hellas' V�ter wurden, unsre Ahnen
Von ihnen sagt man stamme jenes Zeichen,
Ein teures Pfand f�r Hellas' Heil und Gl�ck.
Vor allem nun dies Vlie� fordr' ich von dir,
Da� es ein Kleinod bleibe der Hellenen
Und nicht in trotziger Barbaren Hand
Zum Siegeszeichen diene wider sie.
Sag' was beschlie�est du?

Aietes.
Ich hab's nicht!

Jason.
Nicht?
Das goldne Vlie�?

Aietes.
Ich hab's nicht, sag' ich dir!

Jason.
Ist dies dein letztes Wort?

Aietes.
Mein letztes!

Jason.
Wohlan!

(Wendet sich zu gehn.)

Aietes.
Wo willst du hin?

Jason.
Fort, zu den Meinen,
Sie zu den Waffen rufen, um zu sehen,
Ob du der Macht unnahbar wie dem Recht.

Aietes.
Ich lache deiner Drohungen!

Jason.
Wie lange?

Aietes.
Tollk�hner!  Mit einem H�ufchen Abenteurer
Willst du trotzen dem K�nig von Kolchis?

Jason.
Ich will's versuchen!

(Will gehen.)

Aietes.
Halt!  Du rasest glaub' ich.
Ist wirklich der G�tter Huld gekn�pft an jenes Zeichen
Und ist dem Sieg und Rache, der's besitzt,
Wie kannst du hoffen zu bestehen gegen mich,
In dessen Hand--

Jason.
Ha, so besitzest du's?

Aietes.
Wenn's w�re, mein' ich, wie du glaubst.

Jason.
Ich wei� genug!
Schwachsinniger Barbar, und darauf st�tzest
Du deiner Weigrung unhaltbaren Trotz?
Du glaubst zu siegen, weil in deiner Hand--
Nicht gut nicht schlimm ist, was die G�tter geben
Und der Empf�nger erst macht das Geschenk.
So wie das Brot, das uns die Erde spendet,
Den Starken st�rkt, des Kranken Siechtum mehrt,
So sind der G�tter hohe Gaben alle,
Dem Guten gut, dem Argen zum Verderben.
In meiner Hand f�hrt jenes Vlie� zum Siege
In deiner sichert's dir den Untergang.
Sprich selbst, wirst du es wagen zu ber�hren
Bespr�tzt wie's ist mit deines Gastfreunds Blut,--

Aietes.
Schweig!

Jason.
Sag' gibst du's heraus?--ja oder nein!

Aietes.
So h�re mich!

Jason.
Ja oder nein!

Aietes.
Du rascher!
Warum uns zanken ohne Not
La� uns friedlich �berlegen
Und dann entscheiden was zu geschehn!

Jason.
Du gibst es denn heraus?

Aietes.
Was?--Ei la� das!
Wir wollen uns erst kennen und verstehn.
Dem Freunde gibt man, nicht dem Fremden!
Tritt ein bei mir und ruhe von der Fahrt.

Jason.
Ich trau' dir nicht!

Aietes.
Warum nicht?
Ist auch rauh meine Sprache, f�rchte nichts.
La� dir's wohl sein in meinem Lande.
Liebst du den Becher?  Wir haben Tranks die F�lle.
Jagd?  Wildreich sind unsre Forste.
Magst du dich freun in der Weiber Umarmung?
Kolchis hat--

(N�her zu ihm tretend.)

Liebst du die Weiber?

Jason.
(Eure) Weiber?  und doch--

Aietes.
Liebst du die Weiber?

Jason.
Kennst einen Turm du dort im nahen Walde,
Der--doch wo bin ich!  Komm zur Sache K�nig!
Gibst du das Vlie�?

Aietes

(zu einem Kolcher).
Ruf Medeen und bring' Wein!

Jason.
Noch einmal, gibst du mir das Vlie�?

Aietes.
Sei ruhig!
Erst gezecht dann zum Rat, so halten wir's.

Jason.
Ich will von deinen Gaben nichts.

Aietes.
Du sollst!
Ungespeist geht keiner aus Aietes' Hause!
Sieh man kommt, la� dir's gefallen, Fremdling!
Medea (k�mmt verschleiert einen Becher in der Hand, mit ihr) Diener
(die Pokale tragen.)

Aietes.
Hier trink, mein edler Gast!

(Zu Medeen.)

Ist er bereitet?

Medea.
O frage nicht!

Aietes.
So geh und biet ihn an!
Erlabe dich mein Gast!

Jason.
Ich trinke nicht!

(Medea f�hrt beim Klang von Jasons Stimme zusammen.  Sie blickt
empor, erkennt ihn und tritt einige Schritte zur�ck.)

Aietes (zu Jason).
Warum nicht?

(Zu Medeen.)

Hin zu ihm.  Tritt n�her sag' ich!

Jason.
Was seh' ich?--Diese Kleider!--M�dchen bleib!
Dein Kleid erneuert mir ein holdes Bild
Das ich nur erst--Gib deinen Becher mir,
Ich wag's auf deine Au�enseite!  Gib!

(Er nimmt den Becher aus ihrer Hand.)

Ich leer' ihn auf dein Wohl!

Medea.
Halt ein!

Jason.
Was ist?

Medea.
Du trinkst Verderben!

Jason.
Wie?

Aietes.
Medea!

Jason

(indem er den Becher wegwirft).
K�nig
Das deine Freundschaft?  Rache dir Barbar!
Doch du, wer bist du?  die so sonderbar
Mit Grausamkeit vereinet Mitleids Milde?
La� mich dich schaun!

(Er rei�t ihr den Schleier ab.)

Sie ist's!  Es ist dieselbe!

Aietes.
Medea fort!

Jason.
Medea hei�est du?
So sprich Medea denn!

Medea.
Was willst du?

Jason.
Wie?
So mild dein Tun und rauh dein Wort, Medea?
Nur zweimal sah ich dich und beidemal
Verdank' ich dir mein Leben.  Habe Dank!
Es scheint die G�tter haben uns ersehn
Uns Freund zu sein, nicht Feinde, o Medea!
Noch einmal diesen Blick, o sieh nicht weg!
Schau' mir ins Aug, ich mein' es rein und gut.

(Erfa�t ihre Hand und wendet sie gegen sich.)

La� mich in deinem Blick die Kunde lesen

(Medea entrei�t ihm die Hand.)

Jason.
Halt ein!

Medea (sich emporrichtend).
Verwegner wagst du's?--Weh!

(Sie begegnet seinem Blicke, f�hrt zusammen und entflieht.)

Jason.
Medea!

(Medea ab.)
(Er eilt ihr nach.)

Aietes.
Zur�ck!

Jason.
Du selbst zur�ck, Barbar!--Medea!
(Indem er ins Zelt dringen will und Aietes sich ihm abwehrend in
den Weg stellt, f�llt der Vorhang.)




Dritter Aufzug

(Das Innere von des K�nigs Zelte.  Der hintere Vorhang desselben
ist so, da� man durch denselben, ohne die drau�en befindlichen
Personen genau unterscheiden zu k�nnen, doch die Umrisse derselben
erkennen kann.)
Medea, Gora, Jungfrauen (im Zelte.) Jason, Aietes (und) Alle
Personen des letzten Aktschlusses (au�er demselben.)
(Medea steht links im Vorgrunde aufgerichtet, die linke Hand auf
einen Tisch gest�tzt, die Augen unbeweglich vor sich gerichtet in
der Stellung einer die h�rt was au�en vorgeht.  Gora sie
beobachtend auf der andern Seite des Tisches.  Jungfrauen teils
knieend, teils stehend um sie gruppiert.  Einige) Krieger (im
Hintergrunde des Zeltes an den Seiten aufgestellt.)

Jason (von au�en).
Ich will hinein!

Aietes (au�en).
Zur�ck!

Jason.
Denkst du's zu wehren?
Vom Schwert die Hand!  die Hand vom Schwerte sag' ich,
Das meine zuckt, ich kann nicht drohen sehn!
Ich will hinein!  Gib Raum!

Aietes.
Zur�ck Verwegner!

Gora (zu Medeen).
Er rast der Freche!

Jason (au�en).
H�rst du mich Medea?
Gib mir ein Zeichen wenn du h�rst!

Gora.
Vernahmst du?

Jason.
Dringt bis zu dir mein Ruf, so gib ein Zeichen.
Erw�hlte!

(Medea, die bis jetzt unbeweglich gestanden f�hrt zusammen und legt
die Hand auf die tiefatmende Brust.)

Jason.
Sieh, mein Arm ist offen.  Komm!

(Jasons Stimme kommt immer n�her.)

Ich hab' dein Herz erkannt!  Erkenn' das meine
Medea komm!

Aietes.
Zur�ck!

Gora.
Er dringt herein!

(Medea rei�t sich aus den Armen ihrer Jungfrauen los und flieht auf
die andere Seite des Vorgrunds.)

Jason.
Ich rufe dir!  Ich liebe dich, Medea.

Gora (Medeen folgend).
Hast du geh�rt?

Medea (verh�llt die Augen mit der Hand).

Gora (dringend).
Ungl�ckliche das also war's?
Daher die Bewegung, daher deine Angst
O Schmach und Schande, w�r' es wirklich?

Medea (aufgerichtet, sie mit Hoheit anblickend).
Was?

Jason (indem er die Vorh�nge des Zeltes aufrei�t).
Ich mu� sie sehn!--Da ist sie!--Komm Medea!

Gora.
Er naht!  Entflieh!

Medea (zu den Soldaten im Zelte).
Steht ihr so m��ig
Braucht die Waffen, helft eurem Herrn!

Aietes (der indes mit Jason am Eingange gerungen hat).
Mit meinem Tod erst dringst du hinein!

(Die Soldaten im Zelte st�rzen auf die Streitenden los.  Jason wird
weggedr�ngt.  Die Vorh�nge fallen wieder zu.)

Jason (drau�en).
Medea!--Wohl so mag das Schwert entscheiden!

Absyrtus' Stimme.
Schwerter blo�!  Hier ist das Meine!

(Waffengeklirr von au�en.)

Gora.
Sie fechten!  G�tter st�rkt der Unsern Arm!

(Medea steht wieder bewegungslos da.)

Milos Stimme (von au�en).
Jason zur�ck!  Wir werden �bermannt
Zw�lf unsre Schar und hunderte der Feinde!
Barbaren brecht ihr den geschwornen Stillstand?

Jason.
La� sie nur kommen, ich empfange sie!

Aietes.
Haut sie nieder, weichen sie nicht!

(Das Waffengeklirr entfernt sich.)

Gora.
Die Fremden werden zur�ckgedr�ngt, die Unsern siegen!
Medea fasse dich.  Dein Vater naht.
Aietes und Absyrtus kommen.

Aietes.
Wo ist sie?--Hier!  Verr�terin
Wagst du's zu stehn deines Vaters Blick?

Medea (ihm entgegen).
Nicht zu Worten ist's jetzt Zeit, zu Taten!

Aietes.
Das sagst du mir nach dem was geschehn,
Jetzt, da das Schwert noch blo� in meiner Hand?

Medea.
Nichts weiter von Vergleich, von Unterredung
Von g�tlichen Vertrags fruchtlosem Versuch.
Bewaffne die Krieger, versammle die Deinen
Und jetzt auf sie hin, hin auf die Fremden
Eh sie's vermuten, eh sie sich fassen.
Hinaus mit ihnen, hinaus aus deinem Land
Rettend entf�hre sie ihr schnelles Schiff
Oder der Tod ihnen allen--allen!

Aietes.
W�hnst du mich zu t�uschen, Betr�gerin?
Wenn du sie hassest, was warfst du den Becher,
Der mir sie liefern sollte, Jason liefern sollte,
Jason--sich mir ins Antlitz.  Du wendest dich ab?

Medea.
Was liegt dir an meiner Besch�mung,
Rat bedarfst du, ich  g e b e  dir Rat.
Noch einmal also, verjag' sie die Fremden
Sto� sie hinaus aus den Marken des Reichs
Der grauende Morgen, der kommende Tag
Sehe sie nicht mehr in Kolchis' Umfang.

Aietes.
Du machst mich irre an dir, Medea.

Medea.
War ich es lange nicht, lange nicht selbst?

Aietes.
So w�nschest du da� ich vertreibe die Fremden?

Medea.
Flehend, knieend bitt' ich dich drum.

Aietes.
Alle?

Medea.
Alle!

Aietes.
Alle?

Medea.
Frage mich nicht!

Aietes.
Nun wohlan denn ich waffne die Freunde!
Du gehst mit!

Medea.
Ich?

Aietes.
Seltsame, du!
Sieh ich wei�, nicht den Pfeil nur vom Bogen,
Schleuderst den Speer auch, die m�chtige Lanze,
Schwingest das Schwert in kr�ftiger Hand.
Komm mit, wir verjagen die Feinde!

Medea.
Nimmermehr!

Aietes.
Nicht?

Medea.
Mich sende zur�ck
In das Innre des Landes Vater,
Tief, wo nur W�lder und dunkles Gekl�ft,
Wo kein Aug hindringt, kein Ohr, keine Stimme,
Wo nur die Einsamkeit und ich.
Dort will ich f�r dich zu den G�ttern rufen
Um Beistand f�r dich, um Kraft, um Sieg.
Beten Vater, doch k�mpfen nicht.
Wenn die Feinde verjagt, wenn kein Frevler mehr hier,
Dann komm' ich zur�ck und bleibe bei dir
Und pflege dein Alter sorglich und treu
Bis der Tod herankommt, der freundliche Gott
Und leise beschwichtigend, den Finger am Mund,
Auf seinem Kissen von Staub und Moos
Die Gedanken schlafen hei�t und ruhn die W�nsche.

Aietes.
Du willst nicht mit und ich soll dir glauben?
Ungeratene zittre!--Jason?

Medea.
Was fragst du mich wenn du's wei�t.
Oder willst du's h�ren aus meinem Mund
Was ich bis jetzt mir selber verbarg,
Ich mir verbarg?  die G�tter mir bargen.
La� dich nicht st�ren die flammende Glut,
Die mir, ich f�hl' es die Wangen bedeckt,
Du willst es h�ren und ich sag' es dir.
Ich kann nicht im Tr�ben ahnen und zagen
Klar mu� es sein um Medea, klar!
Man sagt--und ich f�hle es ist so!--
Es gibt ein Etwas in des Menschen Wesen,
Das, unabh�ngig von des Eigners Willen,
Anzieht und abst��t mit blinder Gewalt;
Wie vom Blitz zum Metall, vom Magnet zum Eisen,
Besteht ein Zug, ein geheimnisvoller Zug
Vom Menschen zum Menschen, von Brust zu Brust.
Da ist nicht Reiz, nicht Anmut, nicht Tugend nicht Recht
Was kn�pft und loskn�pft die zaub'rischen F�den,
Unsichtbar geht der Neigung Zauberbr�cke
So viel sie betraten hat keiner sie gesehn!
Gefallen mu� dir was dir gef�llt
So weit ist's Zwang, rohe Naturkraft:
Doch steht's nicht bei dir die Neigung zu (rufen)
Der Neigung zu (folgen) steht bei dir,
Da beginnt des Wollens sonniges Reich
Und ich will nicht

(Mit aufgehobener Hand.)

Medea will (nicht)!
Als ich ihn sah, zum erstenmale sah,
Da f�hlt' ich stocken das Blut in meinen Adern,
Aus seinem Aug, seiner Hand, seinen Lippen
Gingen spr�hende Funken �ber mich aus
Und flammend loderte auf mein Innres.
Doch verhehlt' ich's mir selbst.  Erst als er's aussprach,
Aussprach in der Wut seines tollen Beginnens,
Da� er liebe--
Sch�ner Name
F�r eine fluchenswerte Sache!--
Da ward mir's klar und (darnach) will ich handeln.
Aber verlange nicht, da� ich ihm begegne,
La� mich ihn fliehn--Schwach ist der Mensch
Auch der st�rkste, schwach!
Wenn ich ihn sehe drehn sich die Sinne
Dumpfes Bangen �berschleicht Haupt und Busen
Und ich bin nicht mehr, die ich bin.
Vertreib ihn, verjag' ihn, t�t' ihn,
Ja, weicht er nicht, t�t' ihn Vater
Den Toten will ich (schaun), wenn auch mit Tr�nen schaun
Den Lebenden nicht.

Aietes.
Medea!

Medea.
Was beschlie�est du?

Aietes (indem er ihre Hand nimmt).
Du bist ein wackres M�dchen!

Absyrtus (ihre andre Hand nehmend).
Arme Schwester!

Medea.
Was beschlie�est du?

Aietes.
Wohl, du sollst zur�ck.

Medea.
Dank!  tausend Dank!  Und nun ans Werk mein Vater!

Aietes.
Absyrtus w�hl' aus den Tapfern des Heers
Und geleite die Schwester nach der Felsenkluft--
Wei�t du?--wo wir's aufbewahrten--das goldne Vlie�!

Medea.
Dorthin?  Nein!

Aietes.
Warum nicht?

Medea.
Nimmermehr!
Dorthin, an den Ort unsers Frevels?
Rache strahlet das schimmernde Vlie�.
So oft ich's versuch' in die Zukunft zu schauen
Flammt's vor mir wie ein blut'ger Komet,
Droht mir Unheil, findet's mich dort!

Aietes.
T�rin!  Kein sichrerer Ort im ganzen Lande
Auch bedarf ich dein, zu h�ten den Schatz
Mit deinen K�nsten, deinen Spr�chen,
Dorthin oder mit mir!

Medea.
Es sei, ich gehorche!
Aber einen Weg sende mich, wo kein Feind uns trifft.

Aietes.
Zwei Wege sind.  Einer nah am Lager des Feindes
Der andre rauh und beschwerlich, wenig betreten,
�ber die Br�cke f�hrt er am Strom, den nimm Absyrtus!
Nun geht!--Hier der Schl�ssel zum Falltor
Das zur Kluft f�hrt!  Nimm ihn, Medea.

Medea.
Ich?  Dem Bruder gib ihn!

Aietes.
Dir!

Medea.
Vater!

Aietes.
Nimm ihn, sag' ich und reize mich nicht
Deiner t�richten Grillen bin ich satt.

Medea.
Nun wohl ich nehme!

Aietes.
Lebe wohl!

Medea.
Vater!

Aietes.
Was?

(Medea wirft sich lautschluchzend in seine Arme.)

Aietes (weicher).
T�richtes M�dchen!

(Er k��t sie.)

Leb' wohl mein Kind.

Medea.
Vater auf Wieder- Wiedersehn
Auf baldiges, frohes Wiedersehn!

Aietes.
Nun ja, auf frohes Wiedersehn.

(Sie mit der Hand von sich entfernend.)

Nun geh!

Medea (die Augen mit der Hand verh�llend).
Leb' wohl!

(Ab mit Absyrtus.)




(Aietes bleibt nach dem Abgehen der Medea einige Augenblicke mit
gesenktem Haupt hinbr�tend stehen.  Pl�tzlich rafft er sich auf
blickt einige Male rasch um sich her und geht schnell ab.)

(Eine waldichte Gegend an der Stra�e, die zum Lager der Argonauten
f�hrt.)
Jason, Milo und Andre Argonauten kommen.


Milo.
Hier la�t uns halten Freunde.  Die Barbaren
Verfolgen uns nicht mehr.  Der Ort hier scheint bequem
Zum Angriff so, wie zur Verteidigung.
Auch ist's der einz'ge Weg, der, seit der Sturm
Die Br�cken abgerissen heute Nacht,
Vom Sitze f�hrt des K�nigs nach dem Innern
Und lagern wir uns hier, so schneiden wir
Ihm jeden Hilfszug ab, den er erwartet.
Geh' einer hin zur Schar der R�ckgebliebnen
Und leite sie hierher.  Wir warten ihrer.

(Erster Argonaut ab.)
(Zu Jason der mit gekreuzten Armen auf und nieder geht.)

Was �berdenkst du Freund?

Jason.
Gar mancherlei!

Milo.
Gesteh' ich's dir?  Du hast mich �berrascht
Du zeigtest eine Falte deines Innern heut
Die neu mir ist.

Jason.
H�tt' ich doch bald gesagt:
Mir auch!

Milo.
So liebst du sie denn wirklich?

Jason.
Lieben?

Milo.
Du sagtest heut es mind'stens laut genug!

Jason.
Der Augenblick entri� mir's--und gesteh!
Sie rettete mir zweimal nun das Leben.

Milo.
Wie?  zweimal?

Jason.
Erst im Turm!--

Milo.
Das also war's
Was dir den Turm so teuer machte?

Jason.
Das war's.

Milo.
Ja so.

Jason.
Nun denk' dir; so vollg�lt'gen Anspruch
Auf meinen Dank und--Milo sie ist sch�n--

Milo.
Ja, doch eine Barbarin--

Jason.
Sie ist gut--

Milo.
Und eine Zauberin dazu.

Jason.
Ja wohl!

Milo.
Ein furchtbar Weib mit ihren dunkeln Augen!

Jason.
Ein herrlich Weib mit ihren dunkeln Augen!

Milo.
Und was gedenkst du nun zu tun?

Jason.
Zu tun?
Das Vlie� zu holen, so mein Wort zu l�sen,
Das andre aber heimzustellen jenen
Die oben walten �ber dir und mir.

Milo.
So mag ich's gern!  Beim Zeus so denkst du recht!
(Ein) Argonaut (kommt).

Argonaut.
Links her vom Flu� sieht man sich Staub erheben,
Ein H�uflein Feinde naht heran.

Jason.
Wie viele?

Argonaut.
An vierzig oder f�nfzig, kaum wohl mehr.

Jason.
La�t uns zur�ckziehn und am Weg verbergen,
Denn s�hn sie uns, sie k�men nicht heran.
Verschwunden ist die Hoffnung zum Vergleich
So m�gen denn die Schwerter blutig walten
Und die dort nahn, den Reihen f�hren an.
Zieht euch zur�ck, und haltet bis ich's sage.

Milo.
Nur leis und sacht, da� sie uns nicht ersp�hn.

(Ziehen sich alle zur�ck und ab.)

(Absyrtus und Kolchische Krieger treten auf, Medea verschleiert
in ihrer Mitte.)

Absyrtus.
Die Waffen haltet bereit zum Schlagen,
Leicht k�nnten wir treffen 'ne Feindesschar,
Der Weg hier f�hrt vorbei an ihrem Lager.

Medea

(den Schleier zur�ckschlagend und vortretend).
Am Feindeslager?  Warum diesen Weg?
Warum nicht den andern, mein Bruder?

Absyrtus.
Der Sturm hat die Br�cken abgerissen heut Nacht;
Jetzt erst erfuhr ich's.  Aber sorge nicht!
Ich verteidige dich mit meinem Blut.
W�rst du nicht hier, ich forderte sie heraus.

Medea.
Um aller G�tter willen--

Absyrtus.
Ich sagte: w�rst du nicht hier;
Aber nun, da du hier bist, tu' ich's nicht.
Nicht um den h�chsten Preis, nicht um Kampf und Sieg,
Setzt' ich dich in Gefahr, meine Schwester!

Medea.
So la� uns eilig vor�berziehn.

Absyrtus.
Kommt denn!

Jason

(hinter der Szene).
Jetzt ist es Zeit!  Greift an, ihr Freunde!

(Hervorspringend.)

Halt!

Medea (aufschreiend).
Er!

(Zu Absyrtus.)

La� uns fliehen, Bruder!

Absyrtus.
Fliehen?  Fechten!

Jason (zu den andringenden Argonauten).
Wenn sie sich widersetzen, haut sie nieder!

(Zu den Kolchern.)

Zu Boden die Waffen!

Absyrtus.
Du selber zu Boden!
Schlie�t euch Gef�hrten!  Haltet sie aus!

Medea.
Bruder!  H�ltst du so dein Versprechen?

Absyrtus.
Versprach ich zu fliehn so verzeihn mir die G�tter,
Nicht da� ich's breche, da� ich's gab das Wort!

(Zu den Seinen).

Weicht nicht!  Der Vater ist nah, er sendet uns Hilfe!

Jason (Medeen erblickend).
Bist du's Medea?  Unverhofftes Gl�ck!
Komm hierher!

Medea (zu den Kolchern).
Sch�tzet mich!

Jason (die sich ihm entgegenstellenden Kolcher angreifend).
Ihr!  aus dem Wege!
Eu'r Eisen h�lt nicht ab, zieht an den Blitzstrahl.

(Die Kolcher werden zur�ckgedr�ngt, die Griechen verfolgen sie.)

Jason.
Die Deinen fliehn.  Du bist in meiner Macht!

Medea.
Du l�gst!  In der G�tter Macht, in meiner.
Verl��t mich alles, ich selber nicht!

(Sie entrei�t einem fliehenden Kolcher die Waffen und dringt mit
vorgehaltenem Schild und gesenktem Speer auf Jason ein.)


Stirb oder t�te!

Jason (indem er schonend zur�ckweicht).
Medea was tust du?

Medea (n�her dringend).
T�te oder stirb!

Jason (mit einem Schwertstreich ihre Lanze zertr�mmernd).
Genug des Spiels!

(Das Schwert in die linke Hand nehmend, in welcher er den Schild
h�lt.)

Was nun?

Medea.
Treulose G�tter!

(Die abgebrochene Lanze samt dem Schild hinwerfend und einen Dolch
ziehend.)

Noch sind mir Waffen!

Jason (indem er Schild und Schwert von sich wirft und vor sie hintritt).
T�te mich wenn du kannst.

Medea (mit abgewandten Gesicht, den Dolch in der Hand).
Kraft!

Jason (weich).
T�te mich Medea, wenn du kannst!

Medea (steht erstarrt).

Jason.
Siehst du, du kannst's nicht, du vermagst es nicht!
Und nun zu mir!  Genug des Widerstrebens!
Und weigerst du's?  Versuch' es wenn du kannst.

(Sie rasch anfassend und auf seinem Arm in die H�he haltend.)

So fass' ich dich, so halt' ich dich empor
Und trage dich durch unsrer V�lker Streit,
Durch Ha� und Tod, durch Kampfes blut'ge Wogen.
Wer wagt's zu wehren?  Wer entrei�t dich mir?

Medea.
La� mich!

Jason.
Nicht eher bis du g�tig sprichst,
Nicht eher bis ein Wort, ein Wink, ein Laut
Verr�t da� du mir weichst, da� du dich gibst.

(Zu ihr empor blickend und heftig sch�ttelnd.)

Medea, dieses Zeichen!

Medea

(leise).
Jason!  la� mich!

Jason.
"Jason!"--Da sprachst du meinen Namen aus,
Zum ersten Male aus!  O holder Klang!
"Jason!" wie ist der Name doch so sch�n
Seit du ihn sprachst mit deinen s��en Lippen.
Hab' Dank Medea, hab' den besten Dank!

(Er hat sie auf den Boden niedergelassen.)

Medea, Jason; Jason und Medea
O sch�ner Einklang!  D�nket dir's nicht auch?
Du zitterst!  Setz' dich hier!  Erhole dich!


(Er f�hrt Medeen zu einer Rasenbank.  Sie folgt ihm und sitzt mit
vorh�ngendem Leibe, die Augen vor sich starr auf dem Boden, die
H�nde, in denen noch der Dolch, gefaltet im Scho�e.)

Jason (steht vor ihr).
Noch immer stumm, noch immer tr�b und d�ster?
O zage nicht; du bist in Freundes Hand.
Zwar geb' ich leicht dem Vater dich nicht wieder,
Ein teures Unterpfand ist mir sein Kind;
Doch soll dir's drum bei mir nicht schlimm ergehn,
Nicht schlimmer wenigstens als mir bei dir.
Wenn ich so vor dir steh' und dich betrachte,
Beschleicht mich ein fast wunderbar Gef�hl.
Als h�tt' des Lebens Grenz' ich �berschritten
Und st�nd' auf einem unbekannten Stern,
Wo anders die Gesetze alles Seins und Handelns,
Wo ohne Ursach' was geschieht und ohne Folge,
Da seiend weil es ist.
Dahergekommen durch ein wildes Meer,
Aus L�ndern, so entfernt, so abgelegen,
Da� (W�nsche) kaum vorher die Reise wagten,
Auf Kampf und Streit gestellt, lang' ich hier an,
Und sehe dich und bin mit dir bekannt.
Wie eine Heimat fast d�nkt mir dies fremde Land,
Und, abenteuerlich ich selbst, schau' ich
Verwundrungslos, als k�nnt' es so nur sein,
Die Abenteuer dieses Wunderbodens.
Und wieder, ist das Fremde mir bekannt,
So wird daf�r mir, was bekannt, ein Fremdes.
Ich selber bin mir (Gegenstand) geworden,
Ein andrer denkt in mir, ein andrer handelt.
Oft sinn' ich meinen eignen Worten nach,
Wie eines Dritten, was damit gemeint,
Und kommt's zur Tat, denk' ich wohl bei mir selber,
Mich soll's doch wundern, was er tun wird und was nicht.
Ein einz'ges ist mir licht und das bist du,
Ja du Medea, scheint's auch noch so fremd.
Ich ein Hellene, du Barbarenbluts,
Ich frei und offen, du voll Zaubertrug,
Ich Kolchis' Feind, du seines K�nigs Kind
Und doch Medea, ach und dennoch, dennoch!
Es ist ein sch�ner Glaub' in meinem Land,
Die G�tter h�tten doppelt einst geschaffen
Ein jeglich Wesen und sodann geteilt;
Da suche jede H�lfte nun die andre
Durch Meer und Land und wenn sie sich gefunden,
Vereinen sie die Seelen, mischen sie
Und sind nun eins!--F�hlst du ein halbes Herz
Ist's schmerzlich dir gespalten in der Brust,
So komm--doch nein da sitzt sie tr�b und d�ster,
Ein rauhes Nein auf meine milde Deutung,
Den Dolch noch immer in geschlo�ner Hand.
O fort!

(Ihre Hand fassend und den Dolch entwendend.)

La�t los ihr Finger!  Bunte Kr�nze,
Geschmeid und Blumen ziemt euch zu ber�hren,
Nicht diesen Stahl, gemacht f�r M�nnerhand.

Medea (aufspringend).
Fort!

Jason (sie zur�ckhaltend).
Bleib!

Medea.
Von hier!

Jason.
Bleib da, ich bitte dich!
Ich sage dir: bleib da!  H�rst du, du sollst!
Du sollst, beim Himmel, g�lt' es auch dein Leben!
Wagt es das Weib, dem Mann zu bieten Trotz?
Bleib!

(Er fa�t ihre Arme mit beiden H�nden.)

Medea.
La�!

Jason.
Wenn du gehorchst, sonst nimmermehr!

(Er ringt mit der Widerstrebenden.)

Mich l�stet deines Starrsinns Ma� zu kennen!

Medea (in die Kniee sinkend).
Weh mir!

Jason.
Siehst du?  du hast es selbst gewollt.
Erkenne deinen Meister, deinen Herrn!

(Medea liegt auf einem Kniee am Boden, auf das andre st�tzt sie den
Arm, das Gesicht mit der Hand bedeckend.)



Jason (hinzutretend).
Steh auf!--Du bist doch nicht verletzt?--Steh auf!
Hier sitz und ruh', (vermagst) du es zu ruhn!

(Er hebt sie vom Boden auf, sie sitzt auf der Rasenbank.)

Jason.
Umsonst versend' ich alle meine Pfeile
R�ckprallend treffen sie die eigne Brust.
Wie hass' ich dieses Land, sein rauher Hauch
Vertrocknete die sch�nste Himmelsblume,
Die je im Garten bl�hte der Natur.
W�rst du in Griechenland, da wo das Leben
Im hellen Sonnenglanze heiter spielt,
Wo jedes Auge l�chelt wie der Himmel,
Wo jedes Wort ein Freundesgru�, der Blick
Ein wahrer Bote wahren F�hlens ist,
Kein Ha� als gegen Trug und Arglist, kein--
Und doch, was sprech ich?  Sieh, ich wei� es wohl
Du bist nicht was du scheinen willst, Medea,
Umsonst verbirgst du dich, ich kenne dich!
Ein wahres, warmes Herz tr�gst du im Busen,
Die Wolken hier, sie decken eine Sonne.
Als du mich rettetest, als dich mein Ku�--
Erschrickst du?--Sich mich an!--Als dich mein Ku�!--
Ja deine Lippen hat mein Mund ber�hrt,
Eh ich dich kannt', eh ich dich fast gesehn
Nahm ich mir schon der Liebe h�chste Gabe;
Da f�hlt' ich (Leben) mir entgegen wallen
Und du gibst tr�gerisch dich nun f�r (Stein)!
Ein wahres, warmes Herz schl�gt dir im Busen
Du (liebst) Medea!

(Medea will aufspringen.)

Jason (sie niederziehend).
Bleib!--du liebst Medea!
Ich seh's am Sturmeswogen deiner Brust
Ich seh's an deiner Wangen Flammenglut
Ich f�hl's an deines Atems hei�em Wehn,
An diesem Beben f�hl' ich es--du liebst,
Liebst (mich)!  (Mich) wie ich (dich)!--ja wie ich (dich)!

(Er kniet vor ihr.)

Schlag deine Augen auf und leugne wenn du's kannst!
Blick' mich an und sag' nein!--du liebst Medea!

(Erfa�t ihre beiden H�nde und wendet die sich Str�ubende gegen sich,
ihr fest ins Gesicht blickend.)

Jason.
Du weinst!  Umsonst, ich kenne Mitleid nicht
Mir Aug ins Aug, und sage: nein!--du liebst!
Ich liebe dich, du mich!  Sprich's aus Medea!

(Er hat sie ganz gegen sich gewendet.  Ihr Auge trifft das seinige.
Sie schaut ihm mit einem tiefen Blick ins Auge.)

Jason.
Dein Auge hat's gesagt, nun auch der Mund!
Sprich's aus Medea, sprich es aus: ich liebe!
F�llt dir's so schwer ich will dich's lehren, Kind.
Sprich's nach: ich liebe dich!

(Er zieht sie an sich; sie verbirgt dem Zuge folgend das Gesicht in
seinen Haaren.)

--Und noch kein Wort!
Kein Wort, obschon ich sehe, wie der Sturm
An deines Innern festen S�ulen r�ttelt.
Und doch kein Wort!

(Aufspringend.)

So hab' es St�rrische!
Geh!  Du bist frei, ich halte dich nicht mehr!
Kehr' wieder zu den Deinigen zur�ck,
Zu ihren Menschenopfern, Todesmahlen,
In deine Wildnis, Wilde kehr' zur�ck,
Geh!  Du bist frei; ich halte dich nicht mehr!

Aietes (von innen).
Hierher, Kolcher, hierher!

Jason.
Dein Vater naht.
Sei froh, ich weigre dich ihm nicht.
Argonauten (kommen weichend.
Hinter ihnen) Aietes, Absyrtus (und) Kolcher(, die sie verfolgen.)

Aietes (auftretend).
Braucht eure Waffen, wackre Genossen!
Wo ist mein Kind?

Absyrtus.
Dort Vater sitzt sie.

Aietes (zu Jason).
Verruchter R�uber, mein Kind gib mir zur�ck!

Jason.
Wenn du mich bittest, nicht wenn du mir drohst.
Dort ist dein Kind.  Nimm sie und f�hr' sie heim.
Nicht weil Du willst, weil sie will und weil ich will.

(Zu Medeen hintretend und sie anfassend.)

Steh auf Medea!  Komm!  Hier ist dein Vater!
Du sehntest dich nach ihm; hier ist er nun.
Verh�ten es die G�tter, da� ich hier
Zur�ck dich hielte wider deinen Willen.
Was zitterst du?  du hast es selbst gewollt.

(Er f�hrt die Wankende zu ihrem Vater und gibt sie ihm in die Arme.)

Hier Vater ist dein Kind.

Aietes (Medeen empfangend, die das Gesicht auf seiner Schulter verbirgt).
Medea!

Absyrtus.
Schwester!

Jason.
Nun K�nig, r�ste dich zum Todeskampf!
Die Bande, die mich hielten sind gesprengt,
Zerronnen ist der schmeichelhafte Wahn,
Der mir der Tatkraft Sehnen abgespannt.
Mit ihr, die jetzo ruht in deinem Arm,
Legt' ich den Frieden ab und atme Krieg.
Auf, r�ste dich, es gilt dein Heil und Leben!

(Zu Medeen.)

Du aber, die hier stumm und bebend liegt,
Das Angesicht so feindlich abgewandt,
Leb' wohl!  Wir scheiden jetzt auf immerdar.
Es war ein Augenblick, wo ich gew�hnt,
Du k�nntest f�hlen, k�nntest mehr als hassen,
Wo ich geglaubt, die G�tter h�tten uns
Gewiesen an einander, dich und mich.
Das ist nunmehr vorbei.  So fahre hin!
Du hast das Leben zweimal mir gerettet,
Das dank' ich dir und werd' es nie vergessen.
In ferner Heimat und nach langen Jahren
Will ich's erz�hlen in dem Kreis der Freunde.
Und fr�gt man mich und forscht: wem gilt die Tr�ne,
Die fremd dir da im M�nnerauge funkelt?
Dann sprech' ich wohl in schmerzlicher Erinnrung:
Medea hie� sie; sch�n war sie und herrlich,
Allein ihr Busen barg kein Herz.

Aietes.
Medea
Was ist?  Feucht liegt dein Gesicht auf meiner Schulter.
Weinst du?

Jason.
Du weinst?  La� mich die Tr�nen sehn,
O la� mich's glauben, da� du weinen kannst.
Blick' noch einmal nach mir, es ist das letztemal;
Ich will den Blick mittragen in die Ferne.
Denk' doch, es ist zum letzten- letztenmal.

(Er fa�t ihre herabh�ngende Hand.)

Aietes.
Wagst du's, zu ber�hren ihre Hand?

Jason (indem er ihre Hand fahren l��t).
Sie will nicht.  Nun wohlan, so sei es denn!
Du siehst mich nimmermehr auf dieser Erde.
Leb' wohl Medea, leb' auf ewig wohl!

(Er geht rasch.)

Medea (das Gesicht hinwendend und den Arm ihm nachstreckend).
Jason!

Jason (umkehrend).
Das war's!  Medea!  Komm zu mir!

(Auf sie zueilend und ihre Hand fassend.)

Zu mir!

Aietes (sie an der andern Hand haltend).
Verwegner, fort!

Jason (Aietes' Hand wegschleudernd und Medeen an sich rei�end).
Wagst du's Barbar!
Sie ist mein Weib!

Aietes.
Sein Weib?--Du schweigst Verworfne?

Jason (Medeen auf die andere Seite f�hrend).
Hierher Medea, fort von diesen Wilden.
Von nun an bist du mein und keines Andern!

Aietes.
Medea, du weigerst dich nicht?  du folgst ihm?
St��t ihm nicht den Stahl in die frevelnde Brust?
Verruchte, war's vielleicht dein eignes Werk?

(Auf Jason eindringend.)

Meine Tochter gib mir, mein verlocktes Kind!

Medea (sich zwischen beide werfend).
Vater, t�t' ihn nicht!  Ich lieb' ihn!

Jason.
Er konnte dir's entrei�en und ich nicht!

Aietes.
Schamlose!  Du selbst gestehst's?  Gestehst deine Schande?
O, da� ich nicht merkte die plumpe List,
Da� ich selbst sie sandte in seinen Arm,
Vertrauend der V�ter Blut in ihren Adern!

Jason.
Darfst du sie schm�hen?

Medea.
H�re mich Vater!
Es ist geschehn was ich f�rchtete.  Es ist.
Aber la� uns klar sein, Vater, klar!
In schwarzen Wirbeln dreht sich's um mich
Aber ich will hindurch, empor aus Dunkel und Nacht.
Noch l��t sich's wenden, ab sich wenden.  H�re mich!

Aietes.
Was soll ich h�ren?  Ich habe gesehn!

Medea.
Vater!  Vernicht' uns nicht alle.
L�se den Zauber, beschwichtige den Sturm!
Hei� ihn dableiben, den F�hrer der Fremden,
Nimm ihn auf, nimm ihn an!
An deiner Seite herrsch' er in Kolchis,
Dir befreundet, dein Sohn!

Aietes.
Mein Sohn?  Mein Feind.
Tod ihm, und dir, wenn du nicht folgst!
Willst du mit mir?  Sprich!  Willst du oder nicht?

Medea.
H�re mich.

Aietes.
Willst du, oder nicht?

Absyrtus.
G�nn' ihr zu sprechen, Vater!

Aietes.
Ja oder nein?
La� mich Sohn!--Willst du?--Sie kommt nicht.--Schlange!

(Er holt mit dem Schwert aus.)

Jason (sich vor sie hinstellend).
Du sollst sie nicht verletzen!

Absyrtus (zugleich dem Vater in den Arm fallend).
Vater, was tust du?

Aietes.
Du hast recht.  Nicht sterben soll sie, leben;
Leben in Schmach und Schande; versto�en, verflucht,
Ohne Vater, ohne Heimat, ohne G�tter!

Medea.
Vater!

Aietes.
Du hast mich betrogen, verraten.
Bleib!  Nicht mehr betreten sollst du mein Haus.
Ausgesto�en sollst du sein, wie das Tier der Wildnis,
Sollst in der Fremde sterben, verlassen, allein.
Folg' ihm, dem Buhlen, nach in seine Heimat,
Teile sein Bett, sein Irrsal, seine Schmach;
Leb' im fremden Land, eine Fremde,
Verspottet, verachtet, verh�hnt, verlacht;
Er selbst, f�r den du hingibst Vater und Vaterland
Wird dich verachten, wird dich verspotten,
Wenn erloschen die Lust, wenn gestillt die Begier;
Dann wirst du stehn und die H�nde ringen,
Sie hin�berbreiten nach dem Vaterland,
Getrennt durch weite, brandende Meere,
Deren Wellen dir murmelnd bringen des Vaters Fluch!

Medea (knieend).
Vater!

Aietes.
Zur�ck!  Ich kenne dich nicht!
Komm, mein Sohn!  Ihr Anblick verpestet,
Ihre Stimme ist Todeslaut meinem Ohr.
Umklammre nicht meine Kniee, Verruchte!
Sieh ihn dort, ihn, den du gew�hlt;
Ihm �bergeb' ich dich;
Er wird mich r�chen, er wird dich strafen,
Er selber, fr�her als du denkst.

Medea.
Vater!

Aietes

(indem er die Knieende von sich st��t, da� sie halbliegend
zur�cksinkt).
Weg deine Hand, ich kenne dich nicht!
Fort mein Sohn, mein einziges Kind!
Fort mein Sohn aus ihrer N�he!

(Ab mit Absyrtus und Kolchern.)

Jason.
Flieh nur Barbar, der Rach' entgehst du nicht!

(Zu den Argonauten.)

Nun Freunde gilt's; die Waffen haltet fertig
Zum letzten Streich, der Sieg bringt oder Tod.

(Auf Medeen zeigend.)

Sie kennt das Vlie�, den Ort, der es verbirgt,
Mit ihr vollbringen wir's und dann zu Schiff.

(Zu Medeen hintretend, die noch auf eine Hand gest�tzt, die andre
�ber die Stirne gelegt am Boden liegt.)

Steh auf Medea, er ist fort.--Steh auf!

(Er hebt sie auf.)

Hier bist du sicher.

Medea (die sich in seinen Armen aufgerichtet hat, aber mit einem Kniee
noch am Boden liegt).
Jason, sprach er wahr?

Jason (sie ganz aufhebend).
Denk' nicht daran!

Medea (scheu an ihn geschmiegt).
O Jason, sprach er wahr?

Jason.
Vergi� was du geh�rt, was du gesehn,
Was du gewesen bist auf diese Stunde.
Aietes' Kind ist Jasons Weib geworden,
An dieser Brust h�ngt deine Pflicht, dein Recht.
Und wie ich diesen Schleier von dir rei�e,
Durchwoben mit der Unterird'schen Zeichen,
So rei�' ich dich von all den Banden los,
Die dich gekn�pft an dieses Landes Frevel.
Hier Griechen eine Griechin!  Gr��et sie!

(Er rei�t ihr den Schleier ab.)

Medea (darnach fassend).
Der G�tter Schmuck!

Jason.
Der Unterird'schen!  Fort!
Frei wallt das Haar nun um die offne Stirn;
So frei und offen bist du Jasons Braut.  Nun nur noch eins und dann
zu Schiff und fort.
Das Vlie�, du kennst's, zeig' an mir, wo es liegt!

Medea.
Ha schweig!

Jason.
Warum?

Medea.
Sprich nicht davon!

Jason.
Mein Wort hab' ich gegeben, es zu holen
Und ohne Siegespreis kehrt Jason nicht zur�ck.

Medea.
Ich sage dir, sprich nicht davon!
Ein erz�rnter Gott hat es gesendet,
Unheil bringt es, (hat) es gebracht!
Ich bin dein Weib!  Du hast mir's entrissen,
Aus der Brust gerissen das zagende Wort,
Ich bin dein, f�hre mich wohin du willst
Aber kein Wort mehr von jenem Vlie�!
In vorahnender Tr�ume d�mmerndem Licht
Haben mir's die G�tter gezeigt
Gebreitet �ber Leichen,
Bespr�tzt mit Blut,
Meinem Blut!
Sprich nicht davon!

Jason.
Ich aber mu�, nicht sprechen nur davon,
Ich mu� es holen, folge was da wolle.
Drum la� die Furcht und f�hr' mich hin zur Stelle
Da� ich vollende, was mir auferlegt.

Medea.
Ich?  Nimmermehr!

Jason.
Du willst nicht?

Medea.
Nein!

Jason.
Und weigerst du mir Beistand, hol' ich's selbst.

Medea.
So geh!

Jason (sich zum Fortgehen wendend.)
Ich gehe.

Medea (dumpf).
Geh--in deinen Tod!

Jason.
Kommt Freunde, la�t den Ort uns selbst erkunden!

(Er geht.)

Medea.
Jason!

Jason (wendet sich um).
Was ist?

Medea.
Du gehst in deinen Tod!

Jason.
Kam ich hierher und f�rchtete den Tod?

Medea (auf ihn zueilend und seine Hand fassend).
Ich sage dir, du stirbst.

(Halblaut.)

In der H�hle liegt's verwahrt,
Verteidigt von allen Greueln
Der List und der Gewalt.
Labyrinthische G�nge,
Sinnverwirrend,
Abgr�nde, tr�gerisch bedeckt,
Dolche unterm Fu�tritt,
Tod im Einhauch,
Mord in tausendfacher Gestalt,
Und das Vlie�, am Baum h�ngt's,
Giftbestrichen,
Von der Schlange geh�tet,
Die nicht schl�ft,
Die nicht schont,
Unnahbar.

Jason.
Ich hab' mein Wort gegeben und ich l�s' es.

Medea.
Du gehst?

Jason.
Ich geh'!

Medea

(sich ihm in den Weg werfend).
Und wenn ich hin mich werfe
Flehend deine Kniee umfass' und rufe:
Bleib!  bleib!

Jason.
Nichts h�lt mich ab!

Medea.
O Vater, Vater!
Wo bist du?  Nimm mich mit!

Jason.
Was klagst du?
Wohl eher w�r' das Recht zu klagen mir.
Ich tue was ich mu�, du hast zu w�hlen.
Du weigerst dich und so geh' ich allein.

(Er geht.)

Medea.
Du gehst?

Jason.
Ich geh'!

Medea.
Trotz allem was ich bat,
Doch gehst du?

Jason.
Ja!

Medea (aufspringend).
So komm!

Jason.
Wohin?

Medea.
Zum Vlie�,
Zum Tod!--Du sollst (allein) nicht sterben,
Ein Haus, Ein Leib und Ein Verderben!

Jason (sich ihr n�hernd).
Medea!

Medea (ausweichend).
Die Liebkosung la�
Ich habe sie erkannt!--O Vater!  Vater!
So komm, la� uns holen was du suchst;
Reichtum, Ehre,
Fluch, Tod!
In der H�hle liegt's verwahrt
Weh dir, wenn sich's offenbart!
Komm!

Jason (ihre Hand fassend).
Was qu�lt dich?

Medea (indem sie ihre Hand aufschreiend wegzieht).
Ah!--Phryxus!--Jason!

Jason.
Um aller G�tter willen!

Medea.
Komm!  Komm!

(Huscht fort mit weit aufgerissenen Augen vor sich hinstarrend.
Die andern folgen.)

(Der Vorhang f�llt.)




Vierter Aufzug

(Das Innere einer H�hle.  Kurzes Theater.  Im Vorgrunde rechts das
Ende einer von oben herabf�hrenden Treppe.  In der Felsenwand des
Hintergrunds ein gro�es, verschlossenes Tor.)


Medea (steigt, in der einen Hand einen Becher in der andern eine Fackel
die Treppe herab).
Komm nur herab!  Wir sind am Ziel!

Jason (oben, noch hinter der Szene).
Hierher das Licht!

Medea (die Stiege hinaufleuchtend).
Was ist?

Jason (mit gezogenem Schwerte auftretend und die Stiege eilig
herabsteigend).
Es strich an mir vorbei!  Halt!  Dort!

Medea.
Was?

Jason.
An der Pforte steht's den Eingang wehrend.

Medea (hinleuchtend).
Sieh, es ist nichts und niemand wehrt dir Eingang,
Wenn du nicht selbst.

(Sie setzt den Becher weg und steckt die Fackel in einen Ring am
Treppengel�nder.)

Jason.
Du bist so ruhig.

Medea.
Und du bist's nicht!

Jason.
Als es noch nicht begonnen
Als ich's nur wollte, bebtest du, und nun--

Medea.
Mir graut, da� du es willst, nicht da� du's tust.
Bei dir ist's umgekehrt.

Jason.
Mein Aug ist feig,
Mein Herz ist mutig.--Rasch ans Werk!--Medea!

Medea.
Was starrst du �ngstlich?

Jason.
Bleicher Schatten, weiche!
La� frei die Pforte, du h�ltst mich nicht ab.

(Auf die Pforte zugehend.)

Ich geh' trotz dir, durch dich zum Ziel--nun ist er fort!
Wie �ffnet man das Tor?

Medea.
Ein Schwerthieb an die Platte
Dort in der Mitte �ffnet es.

Jason.
Gut denn!
Du wartest meiner hier.

Medea.
Jason!

Jason.
Was noch?

Medea (weich und schmeichelnd).
Geh nicht!

Jason.
Du reizest mich!

Medea.
Geh nicht o Jason!

Jason.
Hartn�ckige kann nichts dich denn bewegen,
Zu opfern meinem Entschlu� deinen Wahn?

Medea.
Man ehrt den Wahn auch dessen, den man liebt.

Jason.
Genug nunmehr, ich will!

Medea.
Du willst?

Jason.
Ich will.

Medea.
Und nichts vermag dagegen all mein Flehn?

Jason.
Und nichts vermag dagegen all dein Flehn.

Medea.
Und auch mein Tod nichts?

(Sie entrei�t ihm durch eine rasche Bewegung das Schwert.)

Sieh!  dein eignes Schwert
Gekehrt ist's gegen meine Brust.  Ein Schritt noch weiter
Und vor dir liegt Medea kalt und tot.

Jason.
Mein Schwert!

Medea.
Zur�ck!  Du ziehst's aus meiner Brust!
Kehrst du zur�ck?

Jason.
Nein!

Medea.
Und wenn ich mich t�te?

Jason.
Beweinen kann ich dich, r�ckkehren nicht.
Mein H�chstes f�r mein Wort und w�r's dein Leben!

(Auf sie zugehend.)

Gib Raum, Weib, und mein Schwert!

Medea (indem sie ihm das Schwert gibt).
So nimm es hin
Aus meiner Hand, du s��er Br�utigam!
Und t�te dich und mich!--Ich halte dich nicht mehr!

Jason (auf die Pforte zugehend).
Wohlan!

Medea.
Halt!  Eins noch!  Willst du jetzt schon sterben?
Das Vlie�, am heiligen Baum
Ein Drache h�tet's, grimm,
Unverwundbar seine Schuppenhaut,
Alldurchdringend sein Eisenzahn,
Du besiegst ihn nicht.

Jason.
Ich ihn, oder er mich.

Medea.
Grausamer, Unmenschlicher!
Oder er dich!  und du gehst?

Jason.
Wozu die Worte?

Medea.
Halt!
Den Becher hier nimm!
Vom Honig des Berges
Dem Tau der Nacht,
Und der Milch der W�lfin
Brauset drin gegoren ein Trank.
Setz' ihn hin wenn du eintrittst,
In der Ferne stehend.
Und der Drache wird kommen,
Nahrung suchend,
Zu schl�rfen den Trank.
Dann tritt hin zum Baume
Und nimm das Vlie�--Nein, nimm's nicht,
Nimm's nicht und bleib!

Jason.
T�rin!  Her den Trank!  Gib!

(Er nimmt ihr den Becher aus der Hand.)

Medea (um seinen Hals fallend).
Jason!--So k�ss' ich dich und so, und so, und so!
Geh in dein Grab und la� auch Raum f�r mich!
Bleib!

Jason.
La� mich Weib!  Mir schallt ein h�hrer Ruf!

(Gegen die Pforte zugehend.)

Und b�rgest du des Tartarus Entsetzen,
Ich steh' dir!

(Er haut mit dem Schwerte gegen die Pforte.)

Tut euch auf, ihr Pforten!--Ah!

(Die Pforten springen auf und zeigen eine innere schm�lere H�hle,
seltsam beleuchtet.  Im Hintergrunde ein Baum.  An ihm h�ngt
hellgl�nzend das goldene Vlie�.  Um Baum und Vlie� windet sich eine
ungeheure Schlange, die beim Aufspringen der Pforte ihr in dem
Laube verborgenes Haupt hervorstreckt und z�ngelnd vor sich hin
blickt.)

(Jason f�hrt aufschreiend zur�ck und kommt wieder in den Vorgrund.)



Medea (wild lachend).
Bebst du?  Schauert dir das Gebein?
Hast's ja gewollt, warum gehst du nicht?
Starker, K�hner, Gewaltiger!
Nur gegen mich hast du Mut?
Bebst vor der Schlange?  Schlange!
Die mich umwunden, die mich umstrickt,
Die mich verderbt, die mich get�tet!
Blick' hin, blick's an das Scheusal
Und geh und stirb!

Jason.
Haltet aus meine Sinne, haltet aus!
Was bebst du Herz?  Was ist's mehr als sterben?

Medea.
Sterben?  Sterben?  Es gilt den Tod!
Geh hin mein s��er Br�utigam,
Wie z�ngelt deine Braut!

Jason.
Von mir weg, Weib, in deiner Raserei!
Mein Geist geht unter in des deinen Wogen!

(Gegen das Tor zu.)

Blick' nur nach mir; du findest deinen Mann!
Und w�rst du zehnmal scheu�licher, hier bin ich!

(Er geht drauf los.)

Medea.
Jason!

Jason.
Hinein!

Medea.
Jason!

Jason.
Hinein!

(Er geht hinein, die Pforten fallen hinter ihm zu.)

Medea (schreiend an die nunmehr geschlossene Pforte hinst�rzend).
Er geht!  Er stirbt.

Jason (von innen).
Wer schlo� die Pforte zu?

Medea.
Ich nicht!

Jason.
Mach' auf!

Medea.
Ich kann nicht.--Um aller G�tter willen!
Setz' hin die Schale, zaudre nicht!
Du bist verloren wenn du zauderst.
--Jason!--H�rst du mich?--Setz' hin die Schale!--
Er h�rt mich nicht!--Er ist am Werk!
Am Werk!--Hilfe, Ihr dort oben!
Schaut herab auf uns, ihr G�tter!
Doch nein, nein, schaut nicht herab
Auf die schuldige Tochter,
Der Schuldigen Gemahl;
Ich schenk' euch die Hilfe, ihr mir die Rache!
Kein G�tteraug seh' es,
Dunkel h�lle die Nacht
Unser Tun und uns!
Jason lebst du?--Antwort gib!
Gib Antwort!--Alles stumm
Alles tot!--Ha?--Er ist tot!
Er spricht nicht, ist tot.--tot.

(Sie sinkt an der T�re nieder.)

Liegst du mein Br�utigam?  La� Raum,
Raum f�r die Braut!

Jason (inwendig, schreckhaft).
Ah!

Medea (aufspringend).
Das war seiner Stimme Klang!  Er lebt!
Ist in Gefahr!  Zu ihm!  Auf, Pforte, auf!
W�hnst du zu widerstehn?  Ich spotte dein!
Auf!

(Sie rei�t mit einem Zuge gewaltsam beide Torfl�gel auf.)

Jason (st�rzt wankend heraus, das Vlie� als Banner auf einer Lanze
tragend.)

Medea.
Lebst du?

Jason.
Leben?--Leben?--Ja!--Zu!  zu da!

(Er schlie�t �ngstlich die Pforte zu.)

Medea.
Und hast das Vlie�?

Jason (es weit von sich weghaltend).
Ber�hr's nicht!  Feuer!  Feuer!

(Seine Rechte mit ausgestreckten Fingern hinhaltend.)

Sieh hier die Hand--wie ich's ber�hrt--verbrannt!

Medea (seine Hand nehmend).
Das ist ja Blut!

Jason.
Blut?

Medea.
Auch am Haupte Blut.
Hast dich verletzt?

Jason.
Wei� ich's?--Nun komm!  Nun komm!

Medea.
Hast du's vollf�hrt, wie ich's gesagt?

Jason.
Ja wohl.
Die Schale stellt' ich hin, mich selber seitw�rts
Und harrte schnaufend.  Rufen h�rt' ich, doch
Nicht zu erwidern wagt' ich vor dem Tier.
Das hob sich blinkend auf und, und schon w�hnt' ich
Auf mich hin schieb' es rauschend seine Ringe;
Allein der Trank war's, den das Untier suchte,
Und weit gestreckt in durstig langen Z�gen
Sog, meiner nicht mehr achtend, es den Trank.
Bald, trunken oder tot lag's unbeweglich.
Ich rasch hervor vom marternden Versteck,
Zum Baum hin und das Vlie�--hier ist's--Nun fort!

Medea.
So komm, und schnell!

Jason.
Als ich's vom Baume holte,
Da rauscht' es auf, wie seufzend, durch die Bl�tter
Und hinter mir riefs: Wehe!
Ha?--Wer ruft?

Medea.
Du selbst!

Jason.
Ich?

Medea.
Komm!

Jason.
Wohin?

Medea.
Fort!

Jason.
Fort, ja fort!
Geh du voran, ich folge mit dem Vlie�
Geh nur!  Geh, zaudre nicht!  Voraus!  Voran!

(Beide ab, die Treppe hinauf.)

(Freier Platz vor der H�hle.  Im Hintergrunde die Aussicht aufs
Meer, die auf der rechten Seite durch einen am Ufer liegenden H�gel
verdeckt wird, hinter dem, nur mit den Masten und dem Vorderteile
sichtbar, das Schiff der Argonauten liegt.)
Milo, Argonauten, (teils mit Arbeiten des Einschiffens besch�ftigt,
teils als Wachen und ruhend gruppiert.)

Milo.
Das Schiff ist hergezogen.  Gut.  Doch h�rt!
Nicht Anker ausgeworfen!  H�rt ihr?  (Nicht)!
Der Augenblick kann uns die Abfahrt bringen
Und ob's zum lichten Zeit dann, wei� ich nicht.

(Auf und ab gehend.)

Er kommt noch immer nicht.  Da� er ihr traute!
Ich hab' ihn wohl gewarnt.  Doch h�rt er Warnung?
Sonst ja, daheim, da horcht' er meiner Rede
Und tat auch was ihm riet mein treuer Mund
So folgsam, so ein Kind, und doch ein Mann.
Doch hier ist er verwandelt ganz und gar
Verwandelt gleich--uns allen, sagt' ich schier,
Vom gift'gen Anhauch dieses Zauberbodens.
O dieses Weib!  Mir graut denk' ich an sie.
Wie sie so dastand mit den dunkeln Brauen
Gleich Wetterwolken an der finstern Stirn,
Das Augenlid gesenkt, im d�stern Sinnen:
Nun hob sich's und wie Wetterleuchten fuhr
Der Blick hervor und fa�t' und schlug und traf.--
Ihn traf er!--Nu die G�tter m�gen's wenden.  Was bringen dort die
Beiden.  Griechen sind's.
Ein Weib!  Gebunden!  Memmen ihr!--Holla!

Zwei Griechen (treten auf,)
Gora (mit gebundenen H�nden in ihrer Mitte.)

Milo.
Was ist?  Was bindet ihr das Weib!--Gleich l�st sie!

Soldat.
Das Weib da kam an unsre Vorwacht, Herr
Und fragte nach--nu nach der Kolcherin
Die heut wir fingen.

Gora.
Kolcherin?
Ha Sklav', Medea ist's,
Des Kolcherf�rsten Tochter.
Wo habt ihr sie?

Soldat.
Wir wollten sie nicht lassen, da� sie nicht
Dem Feinde Kundschaft g�b' von unsrer Lagrung
Allein sie wehrt' es und fast m�nnlich, Herr.
Da banden wir sie, weil sie sich nicht f�gte,
Und bringen sie euch her!

Milo.
L�st ihre Bande!

(Es geschieht.)

Gora.
Wo ist Medea?  Wo ist mein Kind?

Milo.
Dein Kind?

Gora.
Ich hab' sie ges�ugt gepflegt.
Als eine Mutter mein Kind.  Wo habt ihr sie?
Sie sagen: freien Willens sei sie geblieben
Bei euch in eures Lagers Umfang;
Aber 's ist L�ge, ich kenne Medea
Ich kenne mein Kind.
Gefangen haltet ihr sie zur�ck.
Gebt sie heraus!  Wo ist sie?

Milo.
Ganz gut kommst als Genossin du f�r sie
Leicht f�nde sie sich einsam unter Menschen.
Bringt sie ins Schiff!

Gora.
So weilt sie dort?

Milo.
Geh nur!
Zu bald wirst du sie noch erblicken!--Geh!

Gora (die abgef�hrt wird).
Ins Meer, nicht in das Schiff, wenn ihr mich t�uscht.

(Ab.)

Milo

(ihr nachschauend).
Ha!  bringen wir die wilden Tiere alle
Nach Griechenland, ich sorge, man erdr�ckt uns,
Die Seltenheit zu sehn!--Und Er kommt nicht!

(Man h�rt dumpfe Schl�ge unter der Erde.)

Was ist das?--Horch!--Speit auch der Boden Wunder?
Versucht's der Feind?--

(Gegen die Krieger, das Schwert ziehend.)

Holla!  zur Hand!

(Die Krieger greifen nach ihren Waffen.)

Milo.
Die Erde hebt sich!--Was geschieht noch alles?
(Eine Fallt�re �ffnet sich am Boden.) Medea (steigt herauf.)

Medea.
Hier ist der Tag.

(Nachdem sie ganz heroben ist.)

Und hier die Deinen.
Ich hielt was ich versprach.
Jason (mit dem Vlie�-Banner steigt auch herauf.
Medea l��t die Fallt�re nieder.)

Milo

(auf ihn zueilend und seine Hand nehmend).
Du bist es Jason!
Du!

Jason (der mit gebeugtem Kopf dagestanden, emporblickend).
Jason!--Wo?--Ja so!  Ja, ja!

(Ihm die linke Hand reichend.  In der rechten h�lt er das Banner.)

Freund Milo!

Milo (im Vortreten).
Und mit dem Vlie�?

Jason (schreckhaft sich umsehend).
Ha!--Mit dem Vlie�!--

(Es hinhaltend.)

Hier ist's!

(Sich noch einmal umsehend.)

Ein widerlicher Mantel dort, der graue
Und drein geh�llt der Mann bis an die Z�hne.

(Auf ihn zugehend.)

Borg' mir den Mantel, Freund!

(Der Soldat gibt den Mantel.)

Ich kenne dich
Du bist Archytas aus Korinth.  Ja, ja
Ein lust'ger Kauz, ein (Geist) mit Fleisch und Blut!

(Ihn an der Schulter anfassend.)

Mit Fleisch und Blut!

(Widerlich lachend.)

Ha!  ha!--Ich dank' dir Freund!

Milo.
Wie sonderbar--

Jason

(den Mantel um das Vlie� h�llend).
Wir wollen das verh�llen,
So--und hier aufbewahren bis wir's brauchen.

(Er legt das Vlie� hinter ein Felsenst�ck, auf das sich Medea
sinnend gesetzt hat.)

Was sinnest du Medea, sinnest jetzt?
La� uns die �berlegung aufbewahren
Als Zeitvertreib auf langer �berfahrt.
Komm her mein Weib, mir angetraut
Bei Schlangenzischen unterm Todestor.

Milo (sich zu Medea wendend).
Das Schiff dort birgt, was dir willkommen wohl.
Ein Weib, Medeens Pflegerin sich nennend
Ward eingebracht--

Medea.
Gora.--Zu ihr!

Jason (rauh).
Bleib da!

(Medea erschrocken die H�nde auf Brust und Stirn legend, bleibt
stehen.)

Jason (milder).
Ich bitte dich bleib da!

(Indem er sie zur�ckf�hrt.)

Geh nicht Medea!

(Sie wirft einen scheuen Blick auf ihn.)

Entw�hne dich vom Umgang jener Wilden
Daf�r an unseren gew�hne dich!
Wir sind jetzt Eins, wir m�ssen einig denken.

Milo.
Kommt jetzt zu Schiff!

Jason.
Ja, ja!  Komm mit Medea!
Wie lau die Feinde sind!  Ich h�tte Lust
Zu fechten, fechten.  Doch sie schlafen scheint es!

Absyrtus

(hinter der Szene).
Hierher!

Milo.
Sie schlafen nicht.

Jason.
So besser!  Schlie�t euch!
Zieht gegen unser Fahrzeug euch zur�ck.
Wir wollen unser Angedenken ihnen
Zum Abschied noch erneun auf immerdar.

(Er rafft das verh�llte Vlie� auf.)

Medea, in den Kreis und zittre nicht!
Absyrtus (tritt mit) Kolchern (auf.)

Absyrtus.
Hier ist sie!  Komm zu mir!  Medea!  Schwester!

Medea (die bei seinem Eintritt ihm unwillk�rlich einige
Schritte entgegen gegangen ist, jetzt stehen bleibend).
Wohl deine Schwester, doch Medea nicht!

Jason.
Was weilst du dort?  Tritt wieder her zu uns!

Absyrtus (mitleidig zu ihr tretend).
So w�r' es wahr denn, was sie alle sagen
Und ich nicht glauben konnte bis auf jetzt.
Du wolltest ziehen mit den fremden M�nnern?
Verlassen unsre Heimat, unsern Herd
Den Vater und mich Medea
Mich, der dich so liebt, du arme Schwester!

Medea (an seinen Hals st�rzend).
O Bruder!  Bruder!

(Mit tr�nenerstickter Stimme.)

O mein Bruder!

Absyrtus.
Nein es ist nicht wahr!--Du weinst!
Ich mu� auch weinen.  Doch was tut's?
Ich sch�me mich der Tr�nen nicht Genossen
Im  K a m p f  will ich zeigen, was ich wert.
Weine nicht Schwester, komm mit mir!

Medea (an seinem Halse, kaum vernehmlich).
O k�nnt' ich gehn mit dir!

Jason (hinzutretend).
Du willst mit ihm?

Medea (furchtsam).
Ich?

Jason.
Du sagtest's!

Medea.
Sagt' ich etwas Bruder?
Nein, ich sagte nichts!

Absyrtus.
Wohl sagtest du's, und komm, o komm,
Ich f�hre dich zum Vater, er verzeiht!
Schon hat ihn mein Flehen halb erweicht;
Gewi� verzeiht er, noch ist nichts geschehn,
Die Fremden, sie fanden's noch nicht das Vlie�.

Medea (sich entsetzt aus seinen Armen losrei�end).
Nicht?

(Schaudernd.)

Sie haben's!

Jason (indem er die H�lle von dem Vlie� rei�t und es
hochgeschwungen vorzeigt).
Hier!

Absyrtus.
Das Vlie�!

(Zu Medeen.)

So hast du uns denn doch verraten
Geh hin in Unheil denn und in Verderben!

(Zu Jason.)

Behalt sie, doch das Vlie� gib mir heraus!

Jason.
Du schw�rmst mein junger Fant!  Mach' dich von hinnen,
Und sag' dem Vater was du hier gesehn.
Nehm' ich die Tochter, schenk' ich ihm den Sohn!

Absyrtus.
Das Vlie�!

Jason.
Ich will dein Blut nicht.  Schweig und geh!
Mit Drachen ist mein Arm gewohnt zu k�mpfen,
Mit Toren nicht wie Du: Geh sag' ich geh!

Absyrtus (eindringend).
Das Vlie�.

Jason (ausweichend).
Mir zu begegnen ist gef�hrlich,
Denn ich bin grimmig wie der grimme Leu.

Absyrtus.
Das Vlie�!

Jason.
So hab's!

(Er haut, �ber die linke Schulter ausholend mit einem grimmigen
Seitenhieb auf Absyrtus, da� Helm, Schild und Schwert ihm rasselnd
entfallen, er selbst aber, obschon unverwundet, taumelnd
niederst�rzt.)

Medea

(bei dem Fallenden auf die Kniee st�rzend und sein Haupt in ihrem
Scho� verbergend).
Halt ein!

Jason.
Ich t�t' ihn nicht!
Allein gehorchen mu� er, (mu�--gehorchen)!

Medea (Absyrtus aufrichtend).
Steh auf!

(Er ist aufgestanden und lehnt sich bet�ubt an ihre Brust.)

Medea.
Bist du verletzt?

Absyrtus (matt).
Es schmerzt!--Die Stirn!

Medea (ihre Lippen auf seine Stirne pressend).
Mein Bruder!

Milo

(der fr�her sp�hend abgegangen ist, kommt jetzt eilig zur�ck).
Auf!  Die Feinde nahen!  Auf!
In gro�er Zahl, der K�nig an der Spitze!

Medea (ihren Bruder fester an sich dr�ckend).
Mein Vater!

Absyrtus (matt).
Unser Vater!

Jason (zu den Beiden).
Ihr, zur�ck!

Milo (auf Absyrtus zeigend).
Der Sohn sei Geisel gegen seinen Vater
Bringt ihn dort auf die H�h' zum Schiff hinauf!

Absyrtus (matt die ihn Anfassenden abwehren wollend).
Ber�hrt ihr mich?

Medea.
O la� uns gehn, mein Bruder!

(Sie werden auf die H�he gebracht.)

Jason.
Hinan, ins Schiff und spannt die Segel auf.
Aietes (kommt mit bewaffneten) Kolchern.

Aietes (hereinst�rzend).
Haltet ein!  Meine Kinder!  Mein Sohn!

Absyrtus (oben am H�gel sich loszumachen strebend).
Mein Vater!

Jason (den H�gel hinauf rufend).
Haltet ihn!

(Zu Aietes.)

Er bleibt bei mir,
Folgt mir zu Schiff, als Geisel wider dich.
Wenn nur ein Kahn, ein Nachen uns verfolgt
So st�rzt dein Sohn hinab ins Wellengrab!
Erst wenn erreicht ist Kolchis' letzte Spitze,
Setz' ich ihn aus und send' ihn her zu dir.
Barbar, du lehrtest mich, dich zu bek�mpfen!

Aietes.
Sohn, stehst du in den Armen der Verworfnen?

Absyrtus (fruchtlos sich loszuwinden strebend).
La� mich!

Medea.
Mein Bruder!--Vater!

Jason.
Haltet ihn!

Aietes.
Komm, Sohn!

Jason.
Umsonst!

Aietes.
So komm' ich, Sohn, zu dir!
Mir nach ihr Kolcher, folget eurem K�nig!

Jason.
Zur�ck!

Aietes (vordr�ngend).
Glaubst du, du schreckest mich?

Jason.
Zur�ck!
Du rettest nicht den Sohn, als wenn du weichst.
Kein Haar wird ihm gekr�mmt, ich schw�r' es dir!
Bringt ihn an Bord!

Absyrtus (ringend).
Mich?  Nimmermehr!

Aietes.
Mein Sohn!

Absyrtus.
Fall sie an, befrei' den Sohn, o Vater!

Aietes.
Kann ich's?  sie t�ten dich, wenn ich's tue!

Absyrtus.
Lieber frei sterben, als leben gefangen
Fall' ich auch, wenn nur sie fallen mit!

Jason.
An Bord mit ihm!

Aietes.
Sohn komm!

Absyrtus (der sich losgerissen hat).
Ich komme Vater!
Frei bis zum Tod!  Im Tode r�che mich!

(Er springt von der Klippe ins Meer.)

Medea.
Mein Bruder!  Nimm mich mit!

(Sie wird zur�ckgehalten und sinkt nieder.)

Aietes.
Mein Sohn!

Jason.
Er stirbt!
Die hohen G�tter ruf' ich an zu Zeugen
Da�  d u  ihn hast get�tet und nicht ich!

Aietes.
Mein Sohn!--Nun Rache!  Rache!

(Auf Jason eindringend.)

Stirb!

Jason.
La� mich!
Soll ich dich t�ten?

Aietes.
M�rder stirb!

Jason.
Ich M�rder?
M�rder du selber!

(Das Vlie� einem Nebenstehenden entrei�end, dem er es fr�her zu
halten gegeben.)

Kennst du dies?

Aietes (schreiend zur�cktaumelnd).
Das Vlie�!

Jason

(es ihm vorhaltend).
Kennst du's?
Und kennst du auch das Blut, das daran klebt?
's ist Phryxus' Blut!--Dort deines Sohnes Blut!
Du Phryxus' M�rder, M�rder deines Sohns!

Aietes.
Verschling mich Erde!  Gr�ber tut euch auf.

(St�rzt zur Erde.)

Jason.
Zu sp�t, sie decken deinen Frevel nicht.
Als Werkzeug einer h�heren Gewalt
Steh' ich vor dir.  Nicht zittre f�r dein Leben,
Ich will nicht deinen Tod; ja stirb erst sp�t,
Damit noch fernen Enkeln kund es werde,
Da� sich der Frevel r�cht auf dieser Erde.
Nun rasch zu Schiff, die Segel spannet auf
Zur�ck ins Vaterland!

Aietes (an der Erde).
Weh mir weh
Legt mich ins Grab zu meinem Sohn!
(Indem die Kolcher sich um den K�nig gruppieren und Jason mit den
Argonauten das Schiff besteigt f�llt der Vorhang.)






Medea

Franz Grillparzer

Trauerspiel in f�nf Aufz�gen


Personen:

Kreon, K�nig von Korinth
Kreusa, seine Tochter
Jason
Medea
Gora, Medeens Amme
Ein Herold der Amphiktyonen
Ein Landmann
Diener und Dienerinnen
Medeens Kinder




Erster Aufzug

(Vor den Mauern von Korinth.  Links im Mittelgrunde ein Zelt
aufgeschlagen.  Im Hintergrunde das Meer, an dem sich auf einer
Landspitze ein Teil der Stadt hinzieht.  Fr�her Morgen noch vor
Tages Anbruch.  Dunkel.)

(Ein Sklave steht rechts im Vorgrunde in einer Grube, mit der
Schaufel grabend und Erde auswerfend.  Medea auf der andern Seite,
vor ihr eine schwarze, seltsam mit Gold verzierte Kiste, in welche
sie mancherlei Ger�t w�hrend des Folgenden hineinlegt.)

Medea.
Bist du zu Ende?

Sklave.
Gleich, Gebieterin!

(Gora tritt aus dem Zelte und bleibt in der Entfernung stehen.)

Medea.
Zuerst den Schleier und den Stab der G�ttin;
Ich werd euch nicht mehr brauchen, ruhet hier.
Die Zeit der Nacht, der Zauber ist vorbei
Und was geschieht, ob Schlimmes oder Gutes,
Es mu� geschehn am offnen Strahl des Lichts.
Dann dies Gef��: geheime Flammen birgt's,
Die den verzehren, der's unkundig �ffnet;
Dies andere, gef�llt mit g�hem Tod;
Hinweg ihr aus des heitern Lebens N�he!
Noch manches Kraut, manch dunkel-kr�ft'ger Stein,
Der ihr entsprangt, der Erde geb ich euch.

(Aufstehend.)

So.  Ruhet hier vertr�glich und auf immer!
Das Letzte fehlt noch und das Wichtigste.

(Der Sklave, der unterdes aus der Grube heraufgestiegen ist und
sich hinter Medeen, das Ende ihrer Besch�ftigung abwartend,
gestellt hat, greift jetzt, um zu helfen, nach einem, an einer
Lanze befestigten, Verh�lltem, das an einem Baume hinter Medeen
lehnt; die H�lle f�llt auseinander, das Banner mit dem Vliese
leuchtet strahlend hervor.)

Sklave (das Banner anfassend).
Ist's dieses hier?

Medea.
Halt ein!  Enth�ll es nicht!--
La� dich noch einmal schaun, verderblich Gastgeschenk!
Du Zeuge von der Meinen Untergang,
Bespr�tzt mit meines Vaters, Bruders Blut,
Du Denkmal von Medeens Schmach und Schuld.

(Sie tritt mit dem Fu�e auf den Schaft, da� er entzweibricht.)

So brech ich dich und senke dich hinab
In Scho� der Nacht, dem dr�uend du entstiegen.

(Sie legt das gebrochene Banner zu dem andern Ger�t in die Kiste
und schlie�t den Deckel.)

Gora (vortretend).
Was tust du hier?

Medea (umblickend).
Du siehst's.

Gora.
Vergraben willst du
Die Zeichen eines Dienstes, der Schutz dir gab
Und noch dir geben kann?

Medea.
Der Schutz mir gab?
Weil mehr nicht Schutz er gibt, als er mir gab,
Vergrab ich sie.  Ich bin gesch�tzt genug.

Gora.
Durch deines Gatten Liebe?

Medea (zum Sklaven).
Bist du fertig?

Sklave.
Gebiet'rin ja!

Medea.
So komm!

(Sie fa�t die Kiste bei einer Handhabe, der Sklave bei der andern,
und so tragen beide sie zur Grube.)

Gora (von ferne stehend).
O der Besch�ftigung
F�r eines F�rsten f�rstlich hohe Tochter!

Medea.
Scheint's dir f�r mich zu hart, was hilfst du nicht?

Gora.
Jasons Magd bin ich, nicht die deine;
Seit wann dient eine Sklavin der andern?

Medea (zum Sklaven).
Jetzt senk sie ein und wirf die Erde zu!

(Der Sklave l��t die Kiste in die Grube hinab und wirft mit der
Schaufel Erde dar�ber.  Medea kniet dabei.)

Gora (im Vorgrunde stehend).
O la�t mich sterben, G�tter meines Landes,
Damit ich nicht mehr sehn mu� was ich sehe!
Doch vorher schleudert euren Rachestrahl
Auf den Verr�ter, der uns dies getan!
La�t mich ihn sterben sehn, dann t�tet mich!

Medea.
Es ist getan.  Nun stampf den Boden fest
Und geh!  Ich wei�, du wahrest mein Geheimnis,
Du bist ein Kolcher und ich kenne dich.

(Der Sklave geht.)

Gora (mit grimmigen Hohn nachrufend).
Verrat's nicht eurem Herrn, sonst weh euch beiden!--
Hast du vollendet?

Medea (zu ihr tretend).
Ja.--Nun bin ich ruhig.

Gora.
Und auch das Vlies vergrubst du?

Medea.
Auch das Vlies.

Gora.
So lie�t ihr es in Jolkos nicht zur�ck
Bei deines Gatten Ohm?

Medea.
Du sahst es hier.

Gora.
Es blieb dir also und du vergrubst es
Und so ist's abgetan und aus!
Weggehaucht die Vergangenheit,
Alles Gegenwart, ohne Zukunft.
Kein Kolchis gab's und keine G�tter sind,
Dein Vater lebte nie, dein Bruder starb nicht:
Weil du's nicht denkest mehr, ist's nie gewesen!
So denk denn auch, du seist nicht elend, denk
Dein Gatte, der Verr�ter, liebte dich;
Vielleicht geschieht es!

Medea (heftig).
Gora!

Gora.
Was?
Meinst du ich schwiege?
Die Schuldige mag schweigen und nicht ich!
Hast du mich hergelockt aus meiner Heimat
In deines trotz'gen Buhlen Sklaverei,
Wo ich, in Fesseln meine freien Arme,
Die langen N�chte kummervoll verseufze,
Und jeden Morgen zu der neuen Sonne
Mein graues Haar verfluch und meines Alters Tage,
Ein Ziel des Spotts, ein Wegwurf der Verachtung,
An allem Mangel leidend als an Schmerz,
So mu�t du mich auch h�ren, wenn ich rede.

Medea.
So sprich!

Gora.
Was ich vorhergesagt, es ist geschehen!
Kaum ist's ein Mond, da� euch das Meer von sich stie�,
Unwillig, den Verf�hrer, die Verf�hrte,
Und schon flieht euch die Welt, folgt euch der Abscheu.
Ein Greuel ist die Kolcherin dem Volke,
Ein Schrecken die Vertraute dunkler M�chte,
Wo du dich zeigst weicht alles scheu zur�ck
Und flucht dir.  M�g' der Fluch sie selber treffen!
Auch den Gemahl, der Kolcherf�rstin Gatten,
Sie hassen ihn um dein-, um seinetwillen.
Der Oheim schlo� die T�r ihm seines Hauses,
Die eigne Vaterstadt hat ihn verbannt,
Als jener Oheim starb, man wei� nicht wie,
Kein Haus ist ihm, kein Ruhplatz, keine St�tte:
Was denkst du nun zu tun?

Medea.
Ich bin sein Weib!

Gora.
Und denkest nun zu tun?

Medea.
Zu folgen ihm
In Not und Tod.

Gora.
In Not und Tod, ja wohl!
Aietes' Tochter in ein Bettlerhaus!

Medea.
La� uns die G�tter bitten um ein einfach Herz,
Gar leicht ertr�gt sich dann ein einfach Los!

Gora (grimmig lachend).
Haha!  Und dein Gemahl?

Medea.
Es tagt.  Komm fort!

Gora.
Weichst du mir aus?  Ha, du entgehst mir nicht!
Der einz'ge lichte Punkt in meinem Jammer
Ist, da� ich seh, an unserm Beispiel seh,
Da� G�tter sind und da� Vergeltung ist.
Bewein dein Ungl�ck und ich will dich tr�sten,
Allein verkennen sollst du's frevelnd nicht
Und leugnen die Gerechtigkeit da droben,
Da du die Strafe leugnest, deinen Schmerz.
Auch mu� ein �bel klar sein, will man's heilen!
Dein Gatte, sprich!  ist er derselbe noch?

Medea.
Was sonst?

Gora.
O spiel mit Worten nicht!
Ist er derselbe, der dich st�rmend freite,
Der, dich zu holen, drang durch hundert Schwerter,
Derselbe, der auf langer �berfahrt,
Den Widerstand besiegte der Betr�bten,
Die sterben wollte, Nahrung von sich weisend,
Und sie nur allzuschnell bezwang mit seiner Glut?
Ist er derselbe noch?  Ha bebst du?  Bebe!
Ihm graut vor dir, er scheut dich, flieht dich, ha�t dich,
Wie du die Deinen, so verr�t er dich!
Grab ein, grab ein die Zeichen deiner Tat,
Die Tat begr�bst du nicht!

Medea.
Schweig!

Gora.
Nein!

Medea (sie hart am Arm anfassend).
Schweig, sag ich!--
Was rasest du in deiner tollen Wut?
La� uns erwarten was da kommt, nicht rufen.
So w�r' denn immer da, was einmal dagewesen
Und alles Gegenwart?--Der Augenblick,
Wenn er die Wiege einer Zukunft ist
Warum nicht auch das Grab einer Vergangenheit?
Geschehen ist, was nie geschehen sollte,
Und ich bewein's und bittrer als du denkst,
Doch soll ich drum, ich selbst, mich selbst vernichten?
Klar sei der Mensch und einig mit der Welt!
In andre L�nder, unter andre V�lker
Hat uns ein Gott gef�hrt in seinem Zorn,
Was recht uns war daheim, nennt man hier unrecht,
Und was erlaubt, verfolgt man hier mit Ha�;
So la� uns denn auch �ndern Sitt' und Rede
Und d�rfen wir nicht sein mehr was wir wollen,
So la� uns, was wir k�nnen mind'stens sein.
Was mich gekn�pft an meiner V�ter Heimat
Ich hab es in die Erde hier versenkt;
Die Macht, die meine Mutter mir vererbte,
Die Wissenschaft geheimnisvoller Kr�fte,
Der Nacht, die sie gebar, gab ich sie wieder
Und schwach, ein schutzlos, hilfbed�rftig Weib
Werf ich mich in des Gatten offne Arme;
Er hat die Kolcherin gescheut, die Gattin
Wird er empfangen, wie's dem Gatten ziemt.
Der Tag bricht an--mit ihm ein neues Leben!
Was war, soll nicht mehr sein; was ist, soll bleiben!
Du aber milde, m�tterliche Erde
Verwahre treu das anvertraute Gut.

(Sie gehen auf das Zelt zu; es �ffnet sich und Jason tritt heraus
mit einem korinthischen Landmann, hinter ihm ein Sklave.)

Jason.
Sprachst du den K�nig selbst?

Landmann.
Jawohl, o Herr!

Jason.
Was sagtest du?

Landmann.
Es harre jemand au�en,
Ihm wohlbekannt und gastbefreundet zwar,
Doch der nicht eher trete bei ihm ein,
Umringt von Feinden, von Verrat umstellt,
Bis er ihm Fried' gelobt und Sicherheit.

Jason.
Und seine Antwort?

Landmann.
Er wird kommen, Herr!
Ein Fest Poseidons feiern sie hier au�en,
Am offnen Strand des Meeres Opfer bringend,
Der K�nig folgt dem Zug mit seiner Tochter,
Da, im Vor�bergehen, spricht er dich.

Jason.
So, es ist gut!  Hab Dank!

Medea (hinzutretend).
Sei mir gegr��t!

Jason.
Du auch.

(Zum Sklaven.)

Ihr aber geht, du und die andern,
Und brechet gr�ne Zweige von den B�umen,
Wie's Brauch hier Landes bei den Flehenden.
Und haltet ruhig euch und, still.  H�rst du?
Genug!

(Der Landmann und der Sklave gehen.)

Medea.
Du bist besch�ftigt?

Jason.
Ja.

Medea.
Du g�nnst
Dir keine Ruh'!

Jason.
Ein Fl�chtiger und Ruh'?
Weil er nicht Ruh' hat ist er eben fl�chtig.

Medea.
Du schliefst nicht heute nacht, du gingst hinaus
Und walltest einsam durch die Finsternis.

Jason.
Ich lieb die Nacht, der Tag verletzt mein Aug'.

Medea.
Auch sandtest Boten du zum K�nig hin;
Nimmt er uns auf?

Jason.
Erwartend weil ich hier.

Medea.
Er ist dir freund.

Jason.
Er war's.

Medea.
Willfahren wird er.

Jason.
Verpesteter Gemeinschaft weicht man aus.--
Du wei�t ja doch, da� alle Welt uns flieht
Da� selbst des falschen Pelias, meines Oheims, Tod,
Des Frevlers, den ein Gott im Grimm erw�rgte,
Da� mir das Volk ihn Schuld gibt, deinem Gatten,
Dem Heimgekehrtem aus dem Zauberlande?
Wei�t du es nicht?

Medea.
Ich wei�.

Jason.
Wohl Grunds genug,
Zu wandeln und zu wachen in der Nacht!--
Doch was trieb dich schon vor der Sonn' empor?
Was suchst du in der Finsternis?--Ei ja!
Riefst alte Freund' aus Kolchis?

Medea.
Nein.

Jason.
Gewi� nicht?

Medea.
Ich sagte: nein.

Jason.
Ich aber sage dir,
Du tust sehr wohl wenn du es unterl��t!
Brau nicht aus Kr�utern S�fte, Schlummertrank,
Sprich nicht zum Mond, st�r nicht die Toten,
Man ha�t das hier und ich--ich ha� es auch!
In Kolchis sind wir nicht, in Griechenland,
Nicht unter Ungeheuern, unter Menschen!  Allein ich wei�, du tust's
von nun nicht mehr,
Du hast's versprochen und du h�ltst es auch.
Der rote Schleier da auf deinem Haupt,
Er rief vergangne Bilder mir zur�ck.
Warum nimmst du die Tracht nicht unsers Landes?
Wie ich ein Kolcher war auf Kolchis' Grund,
Sei eine Griechin du in Griechenland.
Wozu Erinnrung suchen des Vergangnen?
Von selbst erinnert es sich schon genug!

(Medea nimmt schweigend den Schleier ab und gibt ihn Goran.)

Gora (halbleise).
Verachtest du dein Land um seinetwillen?

Jason (erblickt Gora).
Du auch hier?--Dich ha� ich vor allen, Weib!
Beim Anblick dieses Augs und dieser Stirn,
Steigt Kolchis' K�ste d�mmernd vor mir auf.
Was dr�ngst du dich in meines Weibes N�he?
Geh fort!

Gora (murrend).
Warum?

Jason.
Geh fort!

Medea.
Ich bitt dich, geh!

Gora (dumpf).
Hast mich gekauft?  da� du mir sprichst als Herr?

Jason.
Die Hand zuckt nach dem Schwert.  Geh weil's noch Zeit ist;
Mich hat's schon oft gel�stet, zu versuchen,
Ob deine Stirn so hart ist, als sie scheint.

(Medea f�hrt die Widerstrebende beg�tigend fort.)

Jason (der sich auf einen Rasensitz niedergeworfen hat,
auf die Brust schlagend).
Zerspreng dein Haus, und mach dir brechend Luft!  Da liegen sie,
die T�rme von Korinth,
Am Meeresufer �ppig hingelagert,
Die Wiege meiner goldnen Jugendzeit!
Dieselben, von derselben Sonn' erleuchtet,
Nur ich ein andrer, ich in mir verwandelt.
Ihr G�tter!  warum war so sch�n mein Morgen,
Wenn ihr den Abend mir so schwarz bestimmt.
O w�r' es Nacht!

(Medea hat die Kinder aus dem Zelte geholt und f�hrt sie an der
Hand vor Jason.)

Medea.
Hier sind zwei Kinder,
Die ihren Vater gr��en.

(Zu dem Knaben.)

Gib die Hand!
H�rst du?  Die Hand!

(Die Kinder stehen scheu seitw�rts.)

Jason (die Hand schmerzlich nach der Gruppe hinbreitend).
Das also w�r' das Ende?
Von trotz'gen Wilden Vater und Gemahl!

Medea

(zu dem Kinde).
Geh hin!

Knabe.
Bist du ein Grieche, Vater?

Jason.
Und warum?

Knabe.
Es schilt dich Gora einen Griechen!

Jason.
Schilt?

Knabe.
Es sind betr�gerische Leut' und feig.

Jason (zu Medea).
H�rst du?

Medea.
Es macht sie Gora wild.  Verzeih ihm!

(Sie kniet bei den Kindern nieder und spricht ihnen wechselweise
ins Ohr.)

Jason.
Gut!  Gut!

(Er ist aufgestanden.)

Da kniet sie, die Unselige
Und tr�gt an ihrer Last und an der meinen.

(Auf und ab gehend.)


Die Kinder; la� sie jetzt und komm zu mir!

Medea.
Geht nur und seid vertr�glich.  H�rt ihr?

(Die Kinder gehen.)

Jason.
Halt mich f�r hart und grausam nicht, Medea!
Glaub mir, ich f�hl dein Leid so tief als meines.
Getreulich w�lzest du den schweren Stein,
Der r�ck sich rollend immer wiederkehrt
Und jeden Pfad versperrt und jeden Ausweg.
Hast (du's) getan?  hab' (ich's)?--Es ist (geschehn).

(Eine ihrer H�nde fassend und mit der andern �ber ihre Stirne
streichend.)

Du liebst mich.  Ich verkenn es nicht Medea;
Nach deiner Art zwar--dennoch liebst du mich,
Nicht blo� der Blick, mir sagt's so manche Tat.

(Medea lehnt ihre Stirn an seine Schulter.)

Ich wei�, dein Haupt ist schwer von manchem Leid
Und Mitleid regt sich treulich hier im Busen.
Drum la� uns reif und sorglich �berlegen
Wie wir entfernen, was so nah uns droht.
Die Stadt hier ist Korinth.  In fr�hrer Zeit,
Als ich, ein halb gereifter J�ngling noch,
Vor meines Oheims wildem Grimme floh,
Nahm mich der K�nig dieses Landes auf,
Ein Gastfreund noch von meinen V�tern her
Und wahrte mein, wie eines teuern Sohns.
In seinem Hause lebt' ich sicher manches Jahr.
Nun auch--

Medea.
Du schweigst?

Jason.
Nun auch, da mich die Welt,
Verst��t, verl��t, in blindem Grimm verfolgt,
Nun auch hoff ich von diesem K�nig Schutz:
Nur eines f�rcht ich und nicht ohne Grund.

Medea.
Was ist's?

Jason.
Mich nimmt er auf, ich wei� es wohl,
Und auch die Kinder, denn sie sind die Meinen,
Nur dich--

Medea.
Nimmt er die Kinder, weil sie dein,
Beh�lt er als die Deine wohl auch mich.

Jason.
Hast du vergessen, wie's daheim erging,
In meiner V�ter Land, bei meinem Ohm,
Als ich zuerst von Kolchis dich gebracht?
Vergessen jenen Hohn, mit dem der Grieche
Herab auf die Barbarin sieht, auf--dich?
Nicht jedem ist wie mir bekannt dein Wesen,
Nicht jedem bist du Weib und Mutter seiner Kinder,
Nicht jeder war in Kolchis, so wie ich.

Medea.
Der Schlu� der herben Rede, welcher ist's?

Jason.
Es ist des Menschen h�chstes Ungl�ck dies:
Da� er bei allem was ihn trifft im Leben
Sich still und ruhig h�lt, (bis) es (geschehn)
Und (wenn's) geschehen, nicht.  Das la� uns meiden.
Ich geh zum K�nig, wahre meines Rechts
Und rein'ge vom Verdacht mich, der uns trifft;
Du aber mit den Kindern bleib indes
Fern von der Stadt verborgen, bis--

Medea.
Bis wann?

Jason.
Bis--Was verh�llst du dich?

Medea.
Ich wei� genug.

Jason.
Wie deutest du so falsch, was ich gesagt!

Medea.
Beweise mir, da� ich es falsch gedeutet.
Der K�nig naht--sprich, wie dein Herz dir's hei�t.

Jason.
So stehen wir dem Sturm, bis er uns bricht.

(Gora tritt mit den Kindern aus dem Zelte.  Medea stellt sich
zwischen die Knaben und bleibt anfangs beobachtend in der Ferne.)
(Der K�nig tritt auf mit seiner Tochter, von Knaben und M�dchen
begleitet, die Opferger�t tragen.)

K�nig.
Wo ist der Fremde?--Ahnend sagt mein Herz
Er ist es, der Verbannte, der Vertriebne--
Der Schuldige vielleicht.--Wo ist der Fremde?

Jason.
Hier bin ich, und gebeugt tret ich vor dich;
Kein Fremder zwar, doch nur zu sehr entfremdet.
Ein Hilfesuchender, ein Flehender.
Von Haus und Herd vertrieben, ausgesto�en
Fleh ich zum Gastfreund um ein sch�tzend Dach.

Kreusa.
F�rwahr er ist's!  Sieh Vater es ist Jason!

(Einen Schritt ihm entgegen.)

Jason (ihre Hand fassend).
Ich bin es, so wie du es bist, Kreusa,
Dieselbe noch, in heitrer Milde strahlend.
O f�hre mich zu deinem Vater hin,
Der ernst dort steht, den Blick mir zugewandt
Und z�gert mit dem Gegengru�, ich wei� nicht
Ob Jason z�rnend oder seiner Schuld.

Kreusa (Jason an der Hand, ihrem Vater entgegentretend).
Sieh Vater, es ist Jason!

K�nig.
Sei gegr��t!

Jason.
Dein Ernst zeigt mir den Platz, der mir geziemt.
Hin werf ich mich vor dir und fa� dein Knie,
Und nach dem Kinne streck ich meinen Arm;
Gew�hre was ich bat, gib Schutz und Zuflucht!

K�nig.
Steh auf!

Jason.
Nicht eher bis--

K�nig.
Ich sage dir, steh auf!

(Jason steht auf.)

K�nig.
So kehrtest du vom Argonautenzug?

Jason.
Kaum ist's ein Mond da� mich das Land empfing.

K�nig.
Den Preis des Zugs, du brachtest ihn mit dir?

Jason.
Er ward dem Oheim, der die Tat gebot.

K�nig.
Und warum fliehst du deiner V�ter Stadt?

Jason.
Sie trieb mich aus; verbannt bin ich und schutzlos.

K�nig.
Des Bannes Ursach' aber, welche war's?

Jason.
Verruchten Treibens klagte man mich an!

K�nig.
Mit Recht, mit Unrecht?  dies sag mir vor allem!

Jason.
Mit Unrecht, bei den G�ttern schw�r ich es!

K�nig (ihn rasch bei der Hand fassend und vorf�hrend).
Dein Oheim starb?

Jason.
Er starb.

K�nig.
Und wie?

Jason.
Nicht durch mich!
So wahr ich leb und atme, nicht durch mich!

K�nig.
Doch sagt's der Ruf und streut's durchs ganze Land.

Jason.
So l�gt der Ruf, das ganze Land mit ihm.

K�nig.
Der einzelne will Glauben gegen alle?

Jason.
Der eine den du kennst, gen alle die dir fremd.

K�nig.
Wie aber fiel der K�nig?

Jason.
Seine Kinder,
Sein eigen Blut hob gegen ihn die Hand.

K�nig.
Entsetzlich.  Sprichst du wahr?

Jason.
Die G�tter wissen's!

K�nig.
Kreusa naht, sprich nicht davon vor ihr,
Gern spar ich ihr den Schmerz ob solchem Greuel.

(Laut.)

Ich wei� genug f�r jetzt, das andre sp�ter:
Solang ich kann, glaub ich an deinen Wert.

Kreusa (hinzutretend).
Hast, Vater, ihn gefragt?  Nicht wahr?  Es ist nicht?

K�nig.
Tritt nur zu ihm, du kannst es ohne Scheu.

Kreusa.
Du hast gezweifelt, wei�t du?  Niemals ich,
In meiner Brust, im eignen Herzen f�hlt' ich's,
Es sei nicht wahr, was sie von ihm erz�hlten:
Er war ja gut; wie tat er denn so schlimm?
O w��test du, wie alle von dir sprachen.
So arg, so schlimm.  Ich hab geweint, da� Menschen
So b�se, so verleumd'risch k�nnen sein.
Du warst kaum fort, da scholl's im ganzen Lande
Von gr��lich wilden Taten, die geschehn,
In Kolchis lie�en sie dich Greuel �ben,
Zuletzt verbanden sie als Gattin dir
Ein gr��lich Weib, giftmischend, vaterm�rd'risch.
Wie hie� sie?--Ein Barbarenname war's--

Medea (mit ihren Kindern vortretend).
Medea!
Ich bin's!

K�nig.
Ist sie's?

Jason (dumpf).
Sie ist's.

Kreusa (an den Vater gedr�ngt).
Entsetzen!

Medea (zu Kreusen).
Du irrst; den Vater hab ich nicht get�tet;
Mein Bruder fiel, doch frag ihn, ob durch mich?

(Auf Jason deutend.)

Auf Tr�nke, Heil bereitend oder Tod
Versteh ich mich und wei� noch manches andre,
Allein ein Ungeheuer bin ich nicht
Und keine M�rderin.

Kreusa.
O gr��lich!  Gr��lich!

K�nig.
Und sie dein Weib?

Jason.
Mein Weib.

K�nig.
Die Kleinen dort--

Jason.
Sind meine Kinder.

K�nig.
Ungl�ckseliger!

Jason.
Ich bin's.--Ihr Kinder kommt mit euren Zweigen,
Reicht sie dem K�nig dar und fleht um Schutz!

(Sie an der Hand hinf�hrend.)

Hier sind sie, Herr, du wirst sie nicht versto�en!

Knabe (den Zweig hinhaltend).
Da nimm!

K�nig (die H�nde auf ihre H�upter legend).
Du arme, kleine, nestentnommne Brut!

Kreusa (zu den Kindern niederkniend).
Kommt her zu mir, ihr heimatlosen Waisen,
Wie fr�he ruht das Ungl�ck schon auf euch;
So fr�h und ach, so unverschuldet auch.
Du siehst wie sie--du hast des Vaters Z�ge.

(Sie k��t das Kleinere.)

Bleibt hier, ich will euch Mutter, Schwester sein!

Medea.
Was nennst du sie verwaist und klagst darob?
Hier steht ihr Vater, der sie Seine nennt
Und keiner andern Mutter braucht's, solange
Medea lebt.

(Zu den Kindern.)

Hierher zu mir!  Hierher!

Kreusa (zu ihrem Vater emporblickend).
La� ich sie hin?

K�nig.
Sie ist die Mutter.

Kreusa (zu den Kindern).
Geht zur Mutter!

Medea.
Was z�gert ihr?

Kreusa (zu den Kindern die sie um den Hals gefa�t) (haben).
Die Mutter ruft.  Geht hin!

(Die Kinder gehen.)

Jason.
Und was entscheidest du?

K�nig.
Ich hab's gesagt.

Jason.
Gew�hrst du Schutz mir?

K�nig.
Ja.

Jason.
Mir und den Meinen?

K�nig.
Ich habe (dir) ihn zugesagt.--So folge!
Zuerst zum Opfer und sodann ins Haus.

Jason (zum Fortgehen gewendet, zu Kreusen).
G�nnst du mir deine Hand wie sonst, Kreusa?

Kreusa.
Kannst du sie doch nicht fassen so wie sonst.

Medea.
Sie gehn und lassen mich allein.  Ihr Kinder
Kommt her zu mir, umschlingt mich!  Fester!  Fester!

Kreusa (umkehrend, vor sich hin sprechend).
Noch eine fehlt.  Warum folgt sie uns nicht?

(Zur�ckkommend, aber in einiger Entfernung von Medeen stehend.)

Du gehst nicht mit zum Opfer, nicht ins Haus?

Medea.
Die Ungeladnen weist man vor die T�r.

Kreusa.
Allein mein Vater bot dir Herd und Dach.

Medea.
Ganz anders klang, was ich von euch vernahm.

Kreusa (n�hertretend).
Beleidigt hab ich dich.  Ich wei�.  Verzeih!

Medea (sich rasch gegen sie kehrend).
O holder Klang!--Wer sprach das milde Wort?
Sie haben mich beleidigt oft und tief,
Doch keiner fragte noch, ob's weh getan?
Hab Dank!  und wenn du einst in Jammer bist, wie ich,
G�nn' dir ein Frommer, wie du's mir geg�nnt,
Ein sanftes Wort und einen milden Blick.

(Sie will ihre Hand fassen, Kreusa weicht scheu zur�ck.)

O weich nicht aus!  Die Hand verpestet nicht.
Ein K�nigskind, wie du, bin ich geboren,
Wie du ging einst ich auf der ebnen Bahn
Das Rechte blind erfassend mit dem Griff.
Ein K�nigskind wie du, bin ich geboren,
Wie du vor mir stehst, sch�n und hell und gl�nzend,
So stand auch ich einst neben meinem Vater,
Sein Abgott und der Abgott meines Volks.
O Kolchis!  o du meiner V�ter Land!
Sie nennen dunkel dich, mir scheinst du hell!

Kreusa (ihre Hand lassend).
Du Arme!

Medea.
Du blickst fromm und mild und gut
Und bist's auch wohl; doch h�te, h�te dich!
Der Weg ist glatt, (ein) Tritt gen�gt zum Fall!
Weil du in leichtem Kahn den Strom hinabgeglitten,
Dich haltend an des Ufers Bl�tenzweigen,
Von Silberwellen hin und her geschaukelt,
So h�ltst du dich f�r eine Schifferin?
Dort weiter drau�en braust das Meer
Und wagst du dich vom sichern Ufer ab,
Rei�t dich der Strom in seine grauen Weiten.
Du blickst mich an?  Du schauderst jetzt vor mir.
Es war 'ne Zeit, da h�tt' ich selbst geschaudert,
H�tt' ich ein Wesen mir gedacht, gleich mir!

(Sie verbirgt ihr Gesicht an Kreusens Halse.)

Kreusa.
Sie ist nicht wild.  Sieh Vater her, sie weint.

Medea.
Weil eine Fremd' ich bin, aus fernem Land
Und unbekannt mit dieses Bodens Br�uchen,
Verachten sie mich, sehn auf mich herab,
Und eine scheue Wilde bin ich ihnen,
Die Unterste, die Letzte aller Menschen,
Die ich die Erste war in meiner Heimat.
Ich will ja gerne tun was ihr mir sagt,
Nur sagt mir was ich tun soll, statt zu z�rnen.
Du bist, ich seh's, von sittig mildem Wesen,
So sicher deiner selbst und eins mit dir;
Mir hat ein Gott das sch�ne Gut versagt.
Doch lernen will ich, lernen, froh und gern.
Du wei�t was ihm gef�llt, was ihn erfreut,
O lehre mich, wie Jason ich gefalle
Ich will dir dankbar sein.--

Kreusa.
O sieh nur, Vater!

K�nig.
Nimm sie mit dir!

Kreusa.
Willst du mit mir, Medea?

Medea.
Ich gehe gern, wohin du mich geleitest,
Nimm dich der Armen, der Verla�nen an,
Und sch�tze mich vor jenes Mannes Blick!

(Zum K�nig.)

Sieh nur nach mir, du schreckst mich dennoch nicht,
Obgleich, ich seh's, du sinnest was nicht gut.
Dein Kind ist besser, als sein Vater!

Kreusa.
Komm!
Er will dir wohl!--Und ihr kommt auch, ihr Kleinen!

(F�hrt Medeen und die Kinder fort.)

K�nig.
Hast du geh�rt?

Jason.
Ich hab.

K�nig.
Und sie dein Weib?
Schon fr�her gab uns Kunde das Ger�cht,
Doch glaubt' ich's nicht und nun, da ich's gesehn,
Glaub ich's fast minder noch!--Dein Weib!

Jason.
Du siehst den Gipfel nur, die Stufen nicht,
Und nur von diesen l��t sich jener richten.
Ich zog dahin in frischer Jugendkraft,
Durch fremde Meere zu der k�hnsten Tat,
Die noch geschehn, seit Menschen sind und denken.
Das Leben war, die Welt war aufgegeben
Und nichts war da, als jenes helle Vlies,
Das durch die Nacht, ein Stern im Sturme schien.
Der R�ckkehr dachte niemand und als w�r'
Der Augenblick, in dem der Preis gewonnen,
Der letzte unsers Lebens, strebten wir.
So zogen wir, ringfertige Gesellen,
Im �bermut des Wagens und der Tat,
Durch See und Land, durch Sturm und Nacht und Klippen,
Den Tod vor uns, und hinter uns den Tod.
Was gr��lich sonst, schien leicht und fromm und mild,
Denn die Natur war �rger als der �rgste;
Im Streit mit ihr und mit des Wegs Barbaren
Umzog sich hart des Mild'sten weiches Herz;
Der Ma�stab aller Dinge war verloren,
Nur an sich selbst ma� jeder was er sah.
Was allen uns unm�glich schien, geschah:
Wir sahen Kolchis' wundervolles Land,
O h�ttest du's gesehn in seinen Nebeln!
Der Tag ist Nacht dort und die Nacht Entsetzen,
Die Menschen aber finstrer als die Nacht.
Da fand ich sie, die dir so greulich d�nkt;
Ich sage dir, sie glich dem Sonnenstrahl,
Der durch den Spalt in einen Kerker f�llt.
Ist sie hier dunkel, dort erschien sie licht
Im Abstich ihrer n�chtlichen Umgebung.

K�nig.
Nie recht ist Unrecht, Schlimmes nirgends gut.

Jason.
Der Obern einer wandt' ihr Herz mir zu;
Sie stand mir bei in mancher F�hrlichkeit.
Ich sah die Neigung sich in ihr emp�ren,
Doch st�rrisch legt' sie ihr den Z�gel an,
Und nur ihr Tun, ihr Wort verriet mir nichts.
Da fa�t' auch mich der Wahnsinn wirbelnd an,
Da� sie's verschwieg, das eben reizte mich,
Auf Kampf gestellt rang ich mit ihr und wie
Ein Abenteuer trieb ich meine Liebe.
Sie fiel mir zu.  Ihr Vater fluchte ihr.
Nun war sie mein--h�tt' ich's auch nicht gewollt.
Durch sie ward mir das r�tselvolle Vlies,
Sie f�hrte mich in jene Schauerh�hle,
Wo ich's gewann, dem Drachen abgewann.
Sooft ich ihr seitdem ins Auge blicke,
Schaut mir die Schlange blinkend draus entgegen,
Und nur mit Schaudern nenn ich sie mein Weib.
Wir fuhren ab.  Ihr Bruder fiel.

K�nig (rasch).
Durch sie?

Jason.
Er fiel der G�tter Hand.--Ihr alter Vater,
Ihr fluchend, mir und unsern k�nft'gen Tagen, grub
Mit blut'gen N�geln sich sein eignes Grab
Und starb, so hei�t es, gen sich selber w�tend.

K�nig.
Mit b�sen Zeichen fing die Eh' dir an.

Jason.
Mit schlimmern setzte sie sich weiter fort.

K�nig.
Wie war's mit deinem Ohm?  erz�hl mir dies.

Jason.
Vier Jahr' verschob die R�ckkehr uns ein Gott,
Durch Meer und Land uns in der Irre treibend.
In Schiffes Enge, st�ndlich ihr gen�ber,
Brach sich der Stachel ab des ersten Schauders;
Geschehn war, was geschehn--Sie ward mein Weib.

K�nig.
Und nun daheim, in Jolkos bei dem Oheim?

Jason.
Verwischt war von der Zeit der Greuel Bild,
Und, halb Barbar, zur Seite der Barbarin,
Zog stolz ich ein in meiner V�ter Stadt.
Im Angedenken noch des Volkes Jubel
Bei meiner Abfahrt, hofft' ich freudiger
Noch den Empfang, da ich als Sieger kehrte.
Doch still war's in den Gassen, als ich kam,
Und scheu wich der Begegnende mir aus.
Was dort geschehn in jenem dunkeln Land,
Vermehrt mit Greueln, hatt' es das Ger�cht
Ges�t in unsrer B�rger furchtsam Ohr;
Man floh mich und verachtete mein Weib--
(Mein) war sie, (mich) verschm�hte man in ihr.
Mein Oheim aber n�hrte schlau die Stimmung
Und als ich forderte das Erbe meiner V�ter,
Das er mir nahm und t�ckisch vorenthielt,
Da hie� er mich mein Weib von mir zu senden,
Die ihm zum Greuel sei mit ihrem dunkeln Streben,
Wo nicht, sein Land, der V�ter Land zu meiden.

K�nig.
Du aber?

Jason.
Ich?  Sie war mein Weib;
Sie hatte meinem Schutz sich anvertraut
Und der sie forderte, es war mein Feind.
H�tt' er auch Billiges begehrt, beim Himmel,
Er h�tt' es nicht erlangt: so minder dies.
Ich schlug es ab.

K�nig.
Und er?

Jason.
Er sprach den Bann.
Desselben Tags noch sollt' ich Jolkos meiden.
Ich aber wollte nicht und blieb.
Da wird der K�nig pl�tzlich krank.  Gemurmel
L�uft durch die Stadt, gar Seltsames verk�ndend.
Wie vor dem Hausaltar er sitze, wo
Das Wundervlies man weihend aufgeh�ngt,
Mit unverwandtem Aug' es starr betrachtend.
Oft schrie er auf: sein Bruder schau' ihn an,
Mein Vater, den er t�ckisch einst get�tet
Beim Wortstreit ob des Argonautenzugs,
Er schau' ihn an aus jenes Goldes Flimmer,
Das er mich holen hie�, der falsche Mann
Aus fernem Land, auf da� ich drob verderbe.
Als nun die Not des K�nigs Haus bedr�ngte,
Da traten seine T�chter vor mich hin,
Um Heilung flehend von Medeens Kunst.
Ich aber sagte.  Nein!  Sollt' ich den Mann erretten,
Der mein Verderben sann und all der Meinen?
Da gingen sie, die M�dchen, weinend hin,
Ich aber schlo� mich ein, nichts weiter achtend.
Und ob sie wiederholt gleich flehend kamen
Ich blieb bei meinem Sinn und meinem: Nein!
Als ich darauf nun lag zu Nacht und schlief,
H�r ich Geschrei an meines Hauses Pforten,
Akastos ist's, des b�sen Oheims Sohn.
Der st�rmt mein Tor mit lauten P�belhaufen
Und nennt mich M�rder, M�rder seines Vaters,
Der erst gestorben, in derselben Nacht.
Auf stand ich und zu reden sucht' ich, doch
Umsonst, das Volksgebr�ll verschlang mein Wort.
Und schon begann mit Steinen man den Krieg.
Da nahm ich dies mein Schwert und schlug mich durch.
Seitdem irr ich durch Hellas' weite St�dte,
Der Menschen Greuel, meine eigne Qual,
Und, nimmst du mich nicht auf, ein Ganzverlorner!

K�nig.
Ich hab dir's zugesagt und halt es auch.
Doch sie--

Jason.
Eh' du vollendest h�re mich!
Du nimmst uns beide, oder keinen, Herr!
Mein Leben w�r' erneut, w��t' ich sie fort,
Doch mu� ich sch�tzen, was sich mir vertraut.

K�nig.
Die K�nste, die sie wei�, sie schrecken mich,
Die Macht zu schaden zeugt gar leicht den Willen,
Auch ist ihr Schuld nicht fremd und arge Tat.

Jason.
Wenn sie nicht ruhig ist, so treib sie aus,
Verjag sie, t�te sie, und mich--uns alle.
Doch bis dahin g�nn ihr noch den Versuch,
Ob sie's vermag zu weilen unter Menschen.
Beim Zeus, der Fremden Sch�tzer, bitt ich es,
Und bei dem Gastrecht fordr' ich's, das die V�ter
In l�ngstentschwundner Zeit uns aufgerichtet,
In Jolkos und Korinthos, solcher Schickungen
Mit klugem Sinn in vorhinein gedenkend.
Gew�hre mir's, damit nicht einst den Deinen
In gleichem Unheil, gleiche Weigrung werde.

K�nig.
Den G�ttern weich ich, gegen meinen Sinn.
Sie bleibe.  Doch verr�t mir nur ein Zug
Die R�ckkehr ihres alten, wilden Sinns,
So treib ich sie aus meiner Stadt hinaus
Und liefere sie denen, die sie suchen.  Hier aber, wo ich dich
zuerst gesehn,
Erhebe sich ein heiliger Altar.
Der Fremden Sch�tzer, Zeus, sei er geweiht
Und Pelias', deines Oheims blut'gen Manen.
Dort wollen wir vereint die G�tter bitten,
Da� sie den Eintritt segnen in mein Haus,
Und gn�dig wenden, was uns �bles droht.  Und nun komm mit in meine
K�nigsburg.

(zu seinen Begleitern, die sich jetzt n�hern.)

Ihr aber richtet aus, was ich befahl.

(Indem sie sich zum Abgehen wenden, f�llt der Vorhang)




Zweiter Aufzug

(Halle in Kreons K�nigsburg) zu (Korinth.)
(Kreusa sitzend, Medea auf einem niederern Schemmel vor ihr, eine
Leier in ihrem Arm; sie ist griechisch gekleidet.)

Kreusa.
Hier diese Saite nimm, die zweite, diese!

Medea.
So also?

Kreusa.
Nein.  Die Finger mehr gel�st.

Medea.
Es geht nicht.

Kreusa.
Wohl.  Wenn du's nur ernstlich nimmst.

Medea.
Ich nehm es ernstlich; doch es geht nicht.

(Sie legt die Leier weg und steht auf.)

Nur an den Wurfspie� ist die Hand gew�hnt
Und an des Weidwerks ernstlich rauh Gesch�ft.

(Ihre rechte Hand dicht vor die Augen haltend.)


Da� ich sie strafen k�nnte diese Finger, strafen!

Kreusa.
Wie du nun bist!  Da hatt' ich mich gefreut
Da� du ihn �berraschen solltest, Jason,
Mit deinem Lied.

Medea.
Ja so, ja du hast recht.
Darauf verga� ich.  La� noch mal versuchen!
Es wird ihn freuen, meinst du, wirklich freuen?

Kreusa.
Gewi�.  Er sang das Liedchen schon als Knabe,
Als er bei uns, in unserm Hause lebte.
Sooft ich's h�rte, sprang ich fr�hlich auf,
Denn immer war's das Zeichen seiner Heimkehr.

Medea.
Das Liedchen aber?

Kreusa.
Wohl so h�r mir zu
Es ist nur kurz und eben nicht sehr sch�n
Allein er wu�t' es gar so h�bsch zu singen,
So �berm�tig, trotzend, sp�ttisch fast.          O ihr G�tter,
Ihr hohen G�tter!
Salbt mein Haupt
W�lbt meine Brust,
Da� den M�nnern
Ich obsiege
Und den zierlichen
M�dchen auch.

Medea.
Ja, ja, sie haben's ihm gegeben!

Kreusa.
Was?

Medea.
Des kurzen Liedchens Inhalt.

Kreusa.
Welchen Inhalt?

Medea.
Da� den M�nnern er obsiege
Und den zierlichen M�dchen auch.

Kreusa.
Daran hatt' ich nun eben nie gedacht.
Ich sang's nur nach, wie ich's ihn singen h�rte.

Medea.
So stand er da an Kolchis' fremder K�ste;
Die M�nner st�rzten nieder seinem Blick,
Und mit demselben Blick warf er den Brand
In der Unsel'gen Busen, die ihn floh,
Bis, lang verhehlt, die Flamme stieg empor
Und Ruh' und Gl�ck und Frieden prasselnd sanken
Von Rauchesqualm und Feuersglut umh�llt.
So stand er da in Kraft und Sch�nheit prangend,
Ein Held, ein Gott und lockte, lockte, lockte,
Bis es verlockt, sein Opfer, und vernichtet,
Dann warf er's hin und niemand hob es auf.

Kreusa.
Bist du sein Weib und sprichst so schlimm von ihm?

Medea.
Du kennst ihn nicht, ich aber kenn ihn ganz.
Nur (er) ist da, (er) in der weiten Welt
Und alles andre nichts als Stoff zu Taten.
Voll Selbstheit, nicht des Nutzens, doch des Sinns,
Spielt er mit seinem und der andern Gl�ck.
Lockt's ihn nach Ruhm so schl�gt er einen tot,
Will er ein Weib, so holt er eine sich,
Was auch dar�ber bricht, was k�mmert's ihn!
Er tut nur Recht, doch recht ist was er will.
Du kennst ihn nicht, ich aber kenn ihn ganz
Und denk ich an die Dinge, die geschehn,
Ich k�nnt' ihn sterben sehn und lachen drob.

Kreusa.
Leb wohl!

Medea.
Du gehst?

Kreusa.
Soll ich dich l�nger h�ren?
Ihr G�tter!  Spricht die Gattin so vom Gatten?

Medea.
Nach dem er ist: der Meine tat darnach!

Kreusa.
Beim hohen Himmel, h�tt' ich einen Gatten,
So arg, so schlimm, als Deiner nimmer ist,
Und Kinder, sein Geschenk und Ebenbild,
Ich wollt' sie lieben, t�teten sie mich.

Medea.
Das sagt sich gut, allein es �bt sich schwer.

Kreusa.
Es w�r' wohl minder s��, �bt' es sich leichter.
Doch tue was dir gutd�nkt, ich will gehn.
Zuerst lockst du mit holdem Wort mich an
Und fragst nach Mitteln mich, ihm zu gefallen
Und nun brichst du in Ha� und Schm�hung aus.
Viel �bles hab an Menschen ich bemerkt,
Das Schlimmste aber ist ein unvers�hnlich Herz.
Leb wohl und lerne besser sein.

Medea.
Du z�rnst?

Kreusa.
Beinahe.

Medea.
O gib nicht auch (du) mich auf,
Verla� mich nicht sei du mein Schirm und Schutz!

Kreusa.
Nun bist du mild und erst warst du voll Ha�.

Medea.
Der Ha� gilt mir und Jason gilt die Liebe.

Kreusa.
So liebst du deinen Gatten?

Medea.
W�r' ich hier sonst?

Kreusa.
Ich sinne nach und doch versteh ich's nicht.
Doch: liebst du ihn, bin ich dir wieder gut,
Und sage dir wohl sichre Mittel an,
Die Launen, die er hat, ich wei� es wohl,
Wie Wolken zu zerstreun.  La� uns nur machen.
Ich sah es, er war morgens tr�b und d�ster,
Doch sing ihm erst dein Lied und du wirst sehn
Wie schnell er fr�hlich wird.  Hier ist die Leier.
Nicht eher la� ich ab, bis du es wei�t.

(Sie sitzt.)

Was kommst du nicht?  Was stehst und z�gerst du?

Medea.
Ich seh dich an und seh dich wieder an
Und kann an deinem Anblick kaum mich s�tt'gen.
Du Gute, Milde, sch�n an Leib und Seele,
Das Herz wie deine Kleider hell und rein.
Gleich einer wei�en Taube schwebest du,
Die Fl�gel breitend, �ber dieses Leben
Und netzest keine Feder an dem Schlamm,
In dem wir ab uns k�mpfend m�hsam weben.
Senk einen Strahl von deiner Himmelsklarheit
In diese wunde, schmerzzerri�ne Brust.
Was Gram und Ha� und Ungl�ck hingeschrieben
O l�sch es aus mit deiner frommen Hand
Und setze deine reinen Z�ge hin.
Die St�rke, die mein Stolz von Jugend war,
Sie hat im Kampfe sich als schwach bewiesen
O lehre mich, was stark die Schw�che macht.

(Sie setzt sich auf den Schemmel zu Kreusas F��en.)

Zu deinen F��en will ich her mich fl�chten
Und will dir klagen, was sie mir getan;
Will lernen, was ich lassen soll und tun.
Wie eine Magd will ich dir dienend folgen,
Will weben an dem Webstuhl, fr�h zur Hand,
Und alles Werk, das man bei uns verachtet,
Den Sklaven �berl��t und dem Gesind',
Hier aber �bt die Frau und Herrin selbst,
Vergessend, da� mein Vater Kolchis' K�nig,
Vergessend, da� mir G�tter sind als Ahnen,
Vergessend was geschehn und was noch droht--

(Aufstehend und sich entfernend.)

Doch das vergi�t sich nicht.

Kreusa (ihr folgend).
Was ficht dich an?
Was Schlimmes auch in fr�hrer Zeit geschehn,
Der Mensch vergi�t, ach und die G�tter auch.

Medea

(an ihrem Halse).
Meinst du?  O da� ich's glauben k�nnte, glauben!

(Jason kommt.)

Kreusa (sich gegen ihn wendend).
Hier dein Gemahl.  Sieh Jason, wir sind Freunde!

Jason.
So, so.

Medea.
Sei mir gegr��t.--Sie ist so gut,
Sie will Medeas Freundin sein und Lehrerin.

Jason.
Viel Gl�ck zu dem Versuch!

Kreusa.
Was bist du ernst?
Wir wollen hier recht frohe Tage leben.
Ich, meine Sorge zwischen meinem Vater
Und euch verteilend; du und sie, Medea--

Jason.
Medea!

Medea.
Was gebeutst du, mein Gemahl?

Jason.
Sahst du die Kinder schon?

Medea.
Ach, ja nur erst.
Sie sind recht munter.

Jason.
Sieh doch noch einmal!

Medea.
Nur kaum erst war ich dort.

Jason.
Sieh (doch), sieh (doch!)

Medea.
Wenn du es willst.

Jason.
Ich w�nsch es.

Medea.
Wohl, ich gehe.

(Ab.)

Kreusa.
Was sendest du sie fort?  Sie sind ja wohl.

Jason.
Ah!  So, nun ist mir leicht, nun kann ich atmen!
Ihr Anblick schn�rt das Innre mir zusammen
Und die verhehlte Qual erw�rgt mich fast.

Kreusa.
Was h�r ich?  O ihr allgerechten G�tter!
So spricht nun er und so sprach vorher sie.
Wer sagte mir denn, Gatten liebten sich?

Jason.
Ja wohl, wenn nach genutzter Jugendzeit
Der J�ngling auf ein M�dchen wirft den Blick
Und sie zur G�ttin macht von seinen W�nschen.
Er sp�ht nach ihrem Aug', ob es ihn trifft
Und trifft's ihn, ist er froh in seinem Sinn.
Zum Vater geht er und zur Mutter hin
Und wirbt um sie und jene sagen's zu.
Da ist ein Fest und die Verwandten kommen
Die ganze Stadt nimmt an dem Jubel Teil.
Mit Kr�nzen reich geschm�ckt und lichten Blumen
F�hrt er die Braut zu Tempel und Altar.
Err�tend und in holdem Schauer bebend
Vor dem was sie doch w�nscht, tritt sie einher;
Der Vater aber legt die H�nde auf
Und segnet sie und ihr entfernt Geschlecht.
Die so zur Freite gehn, die lieben sich.
Mir war es auch bestimmt, doch kam es nicht.
Was hab ich denn getan, gerechte G�tter,
Da� ihr mir nahmt, was ihr dem �rmsten gebt
Ein Schmerzasyl an seinem eignen Herd
Und zur Vertrauten, die ihm angetraut.

Kreusa.
So hast du nicht gefreit wie andre freien,
Der Vater hob die Hand nicht segnend auf?

Jason.
Er hob sie auf, doch mit dem Schwert bewaffnet
Und statt des Segens gab er uns den Fluch.
Allein ich hab ihm's t�chtig r�ckgegeben;
Sein Sohn ist tot, er selber stumm und tot--
Sein Fluch nur lebt--zum mind'sten scheint es so.

Kreusa.
Wie k�nnen wen'ge Jahre doch verwandeln!
Wie warst du mild und wie bist nun so rauh.
Ich selber bin dieselbe die ich war,
Was damals ich gewollt, will ich noch jetzt,
Was da mir gut erschien, erscheint mir's noch,
Was tadelnswert mu� ich noch jetzo tadeln.
Mit dir scheint's anders.

Jason.
Ja, auch das, auch das!
Es ist des Ungl�cks eigentlichstes Ungl�ck,
Da� selten drin der Mensch sich rein bewahrt.
Hier gilt's zu lenken, dort zu biegen, beugen,
Hier r�ckt das Recht ein Haar und dort ein Gran,
Und an dem Ziel der Bahn steht man ein andrer,
Als der man war, da man den Lauf begann.
Und dem Verlust der Achtung dieser Welt
Fehlt noch der einz'ge Trost, die eigne Achtung.
Ich habe nichts getan was schlimm an sich,
Doch viel gewollt, gemocht, gew�nscht, getrachtet;
Still zugesehen, wenn es andre taten;
Hier �bles nicht gewollt, doch zugegriffen
Und nicht bedacht da� �bel sich erzeuge.
Und jetzt steh ich vom Unheilsmeer umbrandet
Und kann nicht sagen: ich hab's nicht getan!
O Jugend, warum w�hrst du ewig nicht!
Begl�ckend W�hnen, seliges Vergessen,
Der Augenblick des Strebens Wieg' und Grab.
Wie pl�tschert' ich im Strom der Abenteuer,
Die Wogen teilend mit der starken Brust.
Doch kommt das Mannesalter ernst geschritten,
Da flieht der Schein: die nackte Wirklichkeit
Schleicht still heran und br�tet �ber Sorgen.
Die Gegenwart ist dann kein Fruchtbaum mehr,
In dessen Schatten man genie�end ruht,
Sie ist ein unangreifbar Samenkorn,
Das man vergr�bt, da� eine Zukunft sprosse.
Was wirst du tun?  wo wirst du sein und wohnen?
Was wird aus dir?  Und was aus Weib und Kind?
Das f�llt uns an und qu�lt uns ab und ab.

(Er setzt sich.)

Kreusa.
Was sorgst du denn?  es ist f�r dich gesorgt.

Jason.
Gesorgt?  O ja, wie man dem Bettler wohl
Den Napf mit Abhub an die Schwelle reicht.
Bin ich der Jason und brauch andrer Sorge?
Mu� unter fremden Tisch die F��e setzen
Mit meinen Kindern betteln gehn zu fremden Mitleid?
Mein Vater war ein F�rst, ich bin es auch
Und wer ist, der dem Jason sich vergleicht?
Und doch--

(Er ist aufgestanden.)

Ich kam den lauten Markt entlang
Und durch die weiten Gassen eurer Stadt
Wei�t du noch, wie durch sie ich prangend schritt
Als ich, vor jenem Argonautenzug,
Hierherkam, von euch Abschied noch zu nehmen?
Da wallten sie in dichtgedr�ngten Wogen
Von Menschen, Wagen, Pferden, bunt gemengt.
Die D�cher trugen Schauende, die T�rme,
Und wie um Sch�tze stritt man sich den Raum.
Die Luft ert�nte von der Zimbel L�rm
Und von dem L�rm der heilzuschreinden Menge.
Dicht dr�ngt' sie sich rings um die edle Schar,
Die reich geschm�ckt, in Panzers hellem Leuchten,
Der mindeste ein K�nig und ein Held,
Den edlen F�hrer ehrfurchtsvoll umgaben--
Und ich war's der sie f�hrte, ich ihr Hort,
Ich, den das Volk in lautem Jubel gr��te--
Jetzt als ich durch dieselben Stra�en ging,
Traf mich kein Aug', kein Gru�, kein Wort.
Nur als ich stand, und rings her um mich sah,
Meint' einer, es sei schlechte Sitte, so
In Weges Mitte stehn und andre st�ren.

Kreusa.
Du wirst dich wieder heben, wenn du willst.

Jason.
Mit mir ist's aus!  ich hebe mich nicht mehr.

Kreusa.
Ich wei� ein Mittel wie dir's wohl gelingt.

Jason.
Das Mittel w��t' ich wohl, doch schaffst du mir's?
Mach da� ich nie der V�ter Land verlassen,
Da� ich bei euch hier in Korinthos blieb,
Da� ich das Vlies, ich Kolchis nie gesehen,
Ich nie gesehen sie, die nun mein Weib.
Mach, da� sie heimkehrt in ihr fluchbeladnes Land
Und die Erinnrung mitnimmt, da� sie dagewesen,
Dann will ich wieder Mensch mit Menschen sein.

Kreusa.
Das w�r's allein?  Ich wei� ein andres Mittel:
Ein einfach Herz und einen stillen Sinn.

Jason.
Ja, wer von dir das lernen k�nnte, Gute!

Kreusa.
Die G�tter geben's jedem, der nur will.
Auch dir war's einst und kann es wieder werden.

Jason.
Denkst du noch manchmal unsrer Jugendzeit?

Kreusa.
Gar oft und gern erinnr' ich mich an sie.

Jason.
Wie wir ein Herz und eine Seele waren.

Kreusa.
Ich machte milder dich und du mich k�hn.
Wei�t du, wie ich den Helm aufs Haupt mir setzte?

Jason.
Er war zu weit, du hieltst ihn, sanft geduckt,
Mit kleinen H�nden ob den goldnen Locken.
Kreusa, es war eine sch�ne Zeit!

Kreusa.
Und wie mein Vater sich dar�ber freute,
Er nannt' uns �fter scherzend Br�utigam und Braut.

Jason.
Es kam nicht so.

Kreusa.
Wie manches anders kommt,
Als man's gedacht.  Allein was tut's?
Wir wollen drum nicht minder fr�hlich sein!

(Medea kommt zur�ck.)

Medea.
Die Kleinen sind besorgt.

Jason.
Nun, es ist gut.

(Fortfahrend.)

Die sch�nen Orte unsrer Jugendlust,
An die Erinnrung kn�pft mit leisen F�den,
Ich hab sie durchgegangen, da ich kam,
Und Brust und Lippen k�hlend eingetaucht
Im frischen Born der hellen Kinderzeit.
Ich war am Markt, wo ich den Wagen lenkte,
Das rasche Ro� dem Ziel entgegentrieb,
Den Faustschlag wechselnd mit dem Gegner rang,
Indes du standst und sahst, erschrakst und z�rntest,
Um meinetwillen jedem Gegner feind.
Ich war im Tempel, wo vereint wir knieten,
Hier nur allein einander uns vergessend,
Und unsre Lippen zu den G�ttern sandten
Aus zweier Brust ein einzig, einig Herz.

Kreusa.
So wei�t du denn das alles noch so gut?

Jason.
Ich sauge Labung draus mit vollen Z�gen

Medea (die still hingegangen ist und die weggelegte Leier ergriffen hat).
Jason, ich wei� ein Lied!

Jason.
Und dann der Turm!
Wei�t du den Turm dort an der Meeresk�ste
Wo du mit deinem Vater standst und weintest,
Als ich das Schiff bestieg zum weiten Zug.
Ich hatte da kein Aug' f�r deine Tr�nen
Denn nur nach Taten d�rstete mein Herz.
Ein Windsto� l�ste deinen Schleier los
Und warf ihn in die See, ich sprang darnach
Und trug ihn mit mir fort, dir zum Ged�chtnis.

Kreusa.
Hast du ihn noch?

Jason.
Denk nur, so manches Jahr
Verging seit dem und nahm dein Pfand mit sich.
Der Wind hat ihn verweht.

Medea.
Ich wei� ein Lied.

Jason.
Du riefst mir damals zu: Leb wohl, mein Bruder.

Kreusa.
Und jetzt ruf ich: Mein Bruder, sei gegr��t!

Medea.
Jason, ich wei� ein Lied.

Kreusa.
Sie wei� ein Lied,
Das du einst sangst, h�r zu, sie soll dir's singen.

Jason.
Ja so!  Wo war ich denn?  Das klebt mir an
Aus meiner Jugendzeit und spottet meiner,
Da� gern ich manchmal tr�umen mag und schwatzen
Von Dingen die nicht sind und die nicht werden.
Denn wie der J�ngling in der Zukunft lebt
So lebt der Mann mit der Vergangenheit.
Die Gegenwart wei� keiner recht zu leben.
Da war ich jetzt ein tatenkr�ft'ger Held
Und hatt' ein liebes Weib und Gold und Gut
Und einen Ort wo meine Kinder schlafen.
Was also willst du denn?

(Zu Medea.)

Kreusa.
Ein Lied dir singen,
Das du in deiner Jugend sangst bei uns.

Jason.
Und das singst du?

Medea.
So gut ich kann.

Jason.
Ja wohl!
Willst du mit einem armen Jugendlied
Mir meine Jugend geben und ihr Gl�ck?
La� das.  Wir wollen aneinander halten
Weil's einmal denn so kam und wie sich's gibt.
Doch nichts von Liedern und von derlei Dingen!

Kreusa.
La� sie's doch singen.  Sie hat sich geplagt
Bis sie's gewu�t und nun--

Jason.
So singe, sing!

Kreusa.
Die zweite Saite, wei�t du noch?

Medea (mit der Hand schmerzlich aber ihre Stirne streichend).
Vergessen.

Jason.
Siehst du, ich sagt' es wohl, es geht nun nicht!
An andres Spiel ist ihre Hand gewohnt,
Den Drachen sang sie zaubrisch in den Schlaf.
Und das klang anders als dein reines Lied.

Kreusa (einfl�sternd).
O ihr G�tter
Ihr hohen G�tter--

Medea (nachsagend).
O ihr G�tter--
Ihr hohen, ihr gerechten, strengen G�tter!

(Die Leier entf�llt ihr, sie schl�gt beide H�nde vor die weinenden
Augen.)

Kreusa.
Sie weint.  Wie kannst du doch so hart sein und so wild.

Jason (sie zur�ckhaltend).
La� sie!  Kind, du verstehst uns beide nicht!
Es ist der G�tter Hand, was sie nun f�hlt,
Auch hier gr�bt sie, auch hier mit blut'gen Griffen.
Greif du nicht in der G�tter Richteramt!
H�ttst du sie dort gesehn im Drachenhorst,
Wie sie sich mit dem Wurm zur Wette b�umte,
Voll Gift der Zunge Doppelpfeile scho�,
Und Ha� und Tod aus Flammenaugen blinkte,
Dein Busen w�r' gest�hlt gen ihre Tr�nen.
Nimm du die Leier und sing mir das Lied
Und bann den D�mon, der mich w�rgend qu�lt.
Du kannst's vielleicht, doch jene nicht.

Kreusa.
Recht gern.

(Sie will die Leier aufheben.)

Medea

(ihren Arm ober der Hand fassend und sie abhaltend).
Halt ein!

(Sie hebt mit der andern Hand die Leier auf.)

Kreusa.
Recht gern, spielst du es selber.

Medea.
Nein!

Jason.
Gibst du sie nicht denn?

Medea.
Nein.

Jason.
Auch mir nicht?

Medea.
Nein!

Jason

(hinzutretend und nach der Leier greifend).
Ich aber nehme sie.

Medea (ohne sich vom Platz zu bewegen, die Leier zur�ckziehend).
Umsonst!

Jason (ihre zur�ckziehenden H�nde mit den seinigen verfolgend).
Gib!

Medea

(die Leier im Zur�ckziehen zusammendr�ckend, da� sie krachend
zerbricht).
Hier!
Entzwei!

(Die zerbrochene Leier vor Kreusa hinwerfend.)

Entzwei die sch�ne Leier!

Kreusa (entsetzt zur�ckfahrend).
Tot!

Medea (rasch umblickend).
Wer?--(Ich) lebe!  (lebe)!

(Sie steht da hoch emporgehoben vor sich hinstarrend.)

(Von au�en ein Trompetensto�.)

Jason.
Ha, was ist das?--Was stehst du siegend da?
Dich reut noch, glaub ich, dieser Augenblick.

(Noch ein Trompetensto�.)
(Der K�nig kommt rasch zur T�re herein.)

Jason (ihm entgegen).
Was k�ndigt an der kriegerische Schall?

K�nig.
Ungl�cklicher, du fragst?

Jason.
Ich frage, Herr!

K�nig.
Der Streich, den ich gef�rchtet ist gefallen,
Ein Herold steht vor meines Hauses Pforten,
Gesandt vom Stuhl der Amphiktyonen.
Er fr�gt nach dir, und hier nach deinem Weib,
Den Bann ausrufend in des Himmels L�fte!

Jason.
Auch das noch!

K�nig.
Also ist's.  Doch still, er naht!

(Die Pforten �ffnen sich.  Ein Herold tritt herein; hinter ihm zwei
Hornbl�ser, weiter zur�ck mehreres Gefolge.)

Herold.
Die G�tter und ihr Schutz in dieses Haus!

K�nig (feierlich).
Wer bist du und was suchst du hier bei mir?

Herold.
Ein Gottesherold bin ich, abgesandt
Vom Altgericht der Amphiktyonen,
Das spricht in Delphis hochgefreiter Stadt;
Mit Bann verfolg ich und mit Rachespruch
Die schuldigen Verwandten K�nig Pelias',
Der einst auf Jolkos sa�, nun aber tot ist.

K�nig.
Suchst du die Schuld'gen, suche sie nicht hier,
In seinem Haus, bei seinen Kindern such sie!

Herold.
Ich fand sie hier und so sprech ich sie an:
Fluch Jason dir!  Fluch dir und deinem Weib!
Verruchter K�nste bist du angeklagt,
Der Schuld an deines Oheims dunkeln Tod.

Jason.
Du l�gst, nicht wei� ich um des K�nigs Sterben.

Herold.
Frag diese dort, die wei� es besser wohl.

Jason.
Tat sie's?

Herold.
Nicht mit der Hand, durch K�nste, die ihr kennt,
Die ihr her�berbrachtet aus dem fremden Lande.
Denn als der K�nig krank--vielleicht schon da ein Opfer,
So seltsam waren seiner Krankheit Zeichen--
Da traten seine T�chter zu Medeen hin,
Um Heilung flehend von der Heilerfahrnen.
Sie aber sagt' es zu und ging mit ihnen.

Jason.
Halt!  sie ging nicht!  Ich wehrt' es, und sie blieb.

Herold.
Das erstemal.  Doch als die M�dchen drauf,
Dir unbewu�t, zum zweitenmal ihr nahten,
Da ging sie mit, allein das goldne Vlies,
Das ihr ein Greu'l sei, ein verderblich Zeichen,
Als Preis der sichern Rettung sich bedingend.
Die M�dchen aber sagen's ihr voll Freude zu.
Und sie tritt ein beim K�nig, wo er schlief.
Geheimnisvolle Worte sprach sie aus
Und immer tiefer sinkt der K�nig in den Schlaf.
Das b�se Blut zu bannen, hei�t dem Herrn sie
Die Adern �ffnen und auch das geschieht;
Er atmet leichter als man ihn verband
Und froh sind schon die T�chter der Genesung.
Da ging Medea fort, von dannen wie sie sagte,
Und auch die T�chter gehn, da jener schlief.
Mit eins ert�nt Geschrei aus seiner Kammer,
Die M�dchen eilen hin und--gr��lich!  greulich!
Der Alte lag am Boden, wild verzerrt,
Gesprungen die Verbande seiner Adern,
In schwarzen G�ssen str�mend hin sein Blut.
Am Altar lag er, wo das Vlies gehangen,
Und das war fort.  Die aber ward gesehen,
Den goldnen Schmuck um ihre Schultern tragend,
Zur selben Stunde schreitend durch die Nacht.

Medea (dumpf vor sich hin).
Es war mein Lohn.
Mich schaudert, denk ich an des alten Mannes Wut!

Herold.
Damit nun solcher Greu'l nicht l�nger w�hre
Und unser Land mit seinem Hauch vergifte,
So sprech ich aus hiemit den gro�en Bann
Ob Jason dem Thessalier, Aesons Sohn,
Geno� einer Verruchten, selbst verrucht
Und treib ihn aus, kraft meines heil'gen Amts,
Aus, von der Griechen gottbetretnen Erde,
Und weis ihn in das Irrsal, in die Flucht,
Mit ihm sein Weib und seines Bettes Sprossen.
Kein Teil sei ihm am vaterl�nd'schen Boden,
An vaterl�nd'schen G�ttern ihm kein Teil,
Kein Teil an Schutz und Recht des Griechenlandes.

(Nach den Himmelsgegenden.)

Verbannt Jason und Medea!
Medea und Jason verbannt!
Verbannt!
Jason und Medea!  Wer aber ihn beherbergt, ihn besch�tzt,
Von hier nach dreien Tagen und drei N�chten,
Dem k�nd ich Tod, wenn es ein Einzelmann,
Und Krieg, wenn's eine Stadt, wenn es ein K�nig!
So f�gt's der Spruch der Amphiktyonen
Und so verk�nd ich es zu Recht,
Damit ein jeder wisse sich zu wahren.  Die G�tter und ihr Schutz in
dieses Haus!

(Er wendet sich zum Abgehen.)

Jason.
Was steht ihr da, ihr Mauern?  st�rzet ein,
Erspart die M�h' dem K�nig, mich zu t�ten!

K�nig.
Halt ein, o Herold, und vernimm noch dies!

(Zu Jason gewendet.)

Glaubst du, mich reute schon was ich gelobt?
Hielt' ich f�r schuldig dich, und w�rst du auch mein Sohn,
Ich g�be hin dich jenen, die dich suchen;
Doch du bist's nicht und so besch�tz ich dich,
Bleib hier.  Wer aber wagt es Kreons Freund,
F�r dessen Unschuld er sein Wort verpf�ndet,--
Wer wagt es meinen Eidam anzutasten?
Ja Herold, meinen Eidam, meiner Tochter Gatten!
Was einst beschlossen ward in fr�hern Tagen,
In Tagen seines Gl�cks, ich f�hr es aus
Jetzt da des Ungl�cks Wogen ihn umbranden.
Sie sei dein Weib, du bleibst bei deinem Vater.
Also vertret ich's vor den Amphiktyonen;
Und wer beschuldigt noch wen Kreon freisprach,
Freisprach durch seiner eignen Tochter Hand?  Das sag du jenen, die
dich hergesandt
Und in der G�tter Schutz sei nun entlassen.

(Der Herold geht.)

Doch diese, die die Wildnis ausgespieen,
Zu deinem, aller Frommen Untergang,
Sie, die die Greu'l ver�bt, der man dich zeiht,
Sie bann ich aus des Landes Grenzen fort
Und Tod ihr, trifft der Morgen sie noch hier.
Zieh hin aus meiner V�ter frommen Stadt
Und reinige die Luft, die du verpestest!

Medea.
Das also w�r's?  Mir g�lt' es, mir allein?
Ich aber sag euch, ich hab's nicht getan!

K�nig.
Genug hast du ver�bt, seit er dich sah.
Hinweg aus meinem Haus, aus meiner Stadt.

Medea (zu Jason).
Und mu� ich fort, nun wohl, so folge mir!
Gemeinsam wie die Schuld, sei auch die Strafe!
Wei�t noch den alten Spruch?  Allein soll keines sterben,
Ein Haus, ein Leib und ein Verderben!
Im Angesicht des Todes schwuren wir's;
Jetzt halt es, komm!

Jason.
Ber�hrst du mich?
La� ab von mir, du meiner Tage Fluch!
Die mir geraubt mein Leben und mein Gl�ck,
Die ich verabscheut, wie ich dich gesehn,
Nur t�richt Liebe nannte meines Wesens Ringen!
Heb dich hinweg, zur Wildnis, deiner Wiege,
Zum blut'gen Volk, dem du geh�rst und gleichst.
Doch vorher gib mir wieder was du nahmst
Gib Jason mir zur�cke, Frevlerin!

Medea.
Zur�ck willst du den Jason?--Hier!--Hier nimm ihn!
Allein wer gibt Medeen mir, wer mich?
Hab ich dich aufgesucht in deiner Heimat?
Hab ich von deinem Vater dich gelockt?
Hab ich dir Liebe auf-, ja aufgedrungen?
Hab ich aus deinem Lande dich gerissen,
Dich preisgegeben Fremder Hohn und Spott?
Dich aufgereizt zu Freveln und Verbrechen?
Du nennst mich Frevlerin?--Weh mir!  ich bin's!
Doch wie hab ich gefrevelt und f�r wen?
La� diese mich mit gift'gem Ha� verfolgen,
Vertreiben, t�ten, diese tun's mit Recht,
Denn ich bin ein entsetzlich, greulich Wesen,
Mir selbst ein Abgrund und ein Schreckensbild,
Die ganze Welt verw�nsche mich, nur (du) nicht!
Du nicht, der Greuel Stifter, einz'ger Anla�, du!
Wei�t du noch, wie ich deine Knie umfa�te,
Als du das blut'ge Vlies mir stehlen hie�est:
Ich mich zu t�ten eher mich verma�
Und du mit kaltem Hohne herrschtest: Nimm's!
Wei�t du, wie ich den Bruder hielt im Arm,
Der todesmatt von deinem grimmen Streich,
Bis er sich losri� von der Schwester Brust
Und deinem Trotz entrinnend Tod in Wellen suchte?
Wei�t du?--Komm her zu mir!--Weich mir nicht aus!
Verbirg nicht hinter jene dich vor mir!

Jason

(vortretend).
Ich hasse, doch ich scheu dich nicht!

Medea.
So komm!

(Halblaut.)

Wei�t du?--Sieh mich nicht so verachtend an!--
Wie du den Tag vor deines Oheims Tod,
Da eben seine T�chter von mir gingen,
Die ratlos ich auf dein Gehei� entlie�,
Wie du zu mir in meine Kammer tratst
Und mit den Augen so in meine schauend,--
Als s�h' ein Vorsatz, scheu in dir verborgen,
Nach seinesgleichen aus in meiner Brust--
Wie du da sagtest: Da� zu mir sie k�men
Um Heilung f�r des argen Vaters Krankheit,
Ich wollt' ihm einen Labetrank bereiten,
Der (ihn) auf immer heilen sollt' und (mich)!
Wei�t du?  Sieh mir ins Antlitz wenn du's wagst!

Jason.
Entsetzliche!  Was rasest du gen mich?
Machst mir zu Wesen meiner Tr�ume Schatten,
H�ltst mir mein Ich vor in des deinen Spiegel
Und rufst meine Gedanken wider mich?
Nichts wei� ich, nichts von deinem Tun und Treiben,
Verha�t war mir von Anfang her dein Wesen,
Verflucht hab ich den Tag, da ich dich sah,
Und Mitleid nur hielt mich an deiner Seite.
Nun aber sag ich mich auf ewig von dir los
Und fluche dir, wie alle Welt dir flucht.

Medea.
Nicht so, mein Gatte, mein Gemahl!

Jason.
Weg da!

Medea.
Als mir's mein greiser Vater drohte,
Versprachst du, nie mich zu verlassen.  Halt's!

Jason.
Selbst hast du das Versprechen dir verwirkt,
Ich gebe hin dich deines Vaters Fluch!

Medea.
Verha�ter komm!  Komm mein Gemahl!

Jason.
Zur�ck!

Medea.
In meinen Arm, so hast du's ja gewollt!

Jason.
Zur�ck!  Sieh hier mein Schwert!  Ich t�te dich
Wenn du nicht weichst!

Medea (immer n�her tretend).
Sto� zu!  Sto� zu!

Kreusa (zu Jason).
Halt ein!
La� sie in Frieden ziehn!  Verletz sie nicht!

Medea.
Du auch hier?  wei�e, silberhelle Schlange?
O zische nicht mehr, z�ngle nicht so lieblich!
Du hast ja, was du wolltest, den Gemahl!
War's darum, da� du dich so schmeichelnd wandst
Und deine Ringe schlangst um meinen Hals?
O h�tt' ich einen Dolch, ich wollte dich
Und deinen Vater, den gerechten K�nig!
Darum sangst du so holde Weisen?
Darum gabst du mir Saitenspiel und Kleid?

(Ihren Mantel abrei�end.)

Hinweg!  Fort mit den Gaben der Verruchten!

(Zu Jason.)

Sieh!  Wie ich diesen Mantel durch hier rei�e
Und einen Teil an meinen Busen dr�cke,
Den andern hin dir werfe vor die F��e,
Also zerrei� ich meine Liebe, unsern Bund.
Was draus erfolgt, das werf ich dir zu, dir,
Dem Frevler an des Ungl�cks heil'gem Haupt.
Gebt meine Kinder mir und la�t mich gehn!

K�nig.
Die Kinder bleiben hier.

Medea.
Nicht bei der Mutter?

K�nig.
Nicht bei der Frevlerin!

Medea (zu Jason).
So sagst auch du?

Jason.
Auch ich.

Medea (gegen die T�re).
So h�rt ihr Kinder mich!

K�nig.
Zur�ck!

Medea.
Allein gehn hei�t ihr mich?  Wohlan es sei!
Doch sag ich euch: bevor der Abend graut
Gebt ihr die Kinder mir.  F�r jetzt genug!
Du aber, die hier gleisend steht, und heuchelnd
In falscher Reinheit niedersieht auf mich,
Ich sage dir, du wirst die wei�en H�nde ringen,
Medeens Los beneiden gegen deins.

Jason.
Wagst du's?

K�nig.
Hinweg.

Medea.
Ich geh doch komm ich wieder
Und hole das was mir, und bring was euch geb�hrt.

K�nig.
Was soll sie drohen uns ins Angesicht?
Wenn Worte nicht

(zu den Trabanten)

la�t eure Lanzen sprechen!

Medea.
Zur�ck!  Wer wagt's Medeen anzur�hren!
Merk auf die Stunde meines Scheidens, K�nig
Du sahst noch keine schlimmre, glaube mir!
Gebt Raum!  Ich geh!  Die Rache nehm ich mit!

(Ab.)

K�nig.
Die Strafe wenigstens, sie folget dir!

(Zu Kreusen.)


Du zittre nicht, wir sch�tzen dich vor ihr!

Kreusa.
Ich sinne nur, ob recht ist, was wir tun;
Denn tun wir recht, wer k�nnte dann uns schaden?

(Der Vorhang f�llt.)




Dritter Aufzug

(Vorhof von Kreons Burg.  Im Hintergrunde der Eingang von der
Wohnung des K�nigs; rechts an den Seitenw�nden ein S�ulengang zu
Medeens Aufenthalt f�hrend.)
(Medea im Vorgrunde stehend, Gora weiter zur�ck mit einem Diener
des K�nigs sprechend.)

Gora.
Sag du dem K�nige:
Medea nehme Botschaft von Sklaven nicht,
Hab' er Werbung an sie,
Komm' er selbst,
Vielleicht h�rt sie ihn.

(Der Diener ab.)

Gora (vortretend).
Sie meinen, du w�rdest gehn,
Den Ha� bez�hmend und die Rache.
Die T�richten!
Oder wirst du es?  Wirst du's?
Fast glaub ich, du tust's,
Denn nicht Medea bist du mehr,
Des Kolcherk�nigs k�niglicher Spro�,
Der erfahrnen Mutter, erfahrnere Tochter;
H�ttest du sonst geduldet, getragen
So lange, bis jetzt?

Medea.
H�rt ihr's G�tter?  Geduldet!  getragen!  So lange!  bis jetzt!

Gora.
Ich riet dir zu weichen,
Da du noch weilen wolltest,
Verblendet, umgarnt;
Als noch nicht gefallen der Streich,
Den ich vorhersah, warnend dir zeigte:
Aber nun sag ich: bleib!
Sie sollen nicht lachen der Kolcherin,
Nicht spotten des Bluts meiner K�nige,
Herausgeben die Kleinen,
Die Sch��linge der gef�llten K�nigseiche;
Oder sterben, fallen,
In Grauen, in Nacht!--Wo hast du dein Ger�t?
Oder was beschlie�est du?

Medea.
Erst meine Kinder will ich haben,--
Das andre findet sich.

Gora.
So gehst du denn?

Medea.
Ich wei� es nicht.

Gora.
Lachen werden sie dein!

Medea.
Lachen?  Nein!

Gora.
Was also sinnest du?

Medea.
Ich gebe mir M�h', nichts zu wollen, zu denken.
ob dem schweigenden Abgrund
Br�te die Nacht.

Gora.
Und wenn du fl�hest, wohin?

Medea (schmerzlich).
Wohin?  Wohin?

Gora.
Hier Lands ist nicht Raum f�r uns,
Die Griechen, sie hassen, sie t�ten dich.

Medea.
T�ten?  Sie mich?  Ich will sie t�ten, ich!

Gora.
Auch daheim in Kolchis wartet Gefahr.

Medea.
O Kolchis!  Kolchis!  O Vaterland!

Gora.
Du hast wohl geh�rt, dir ward wohl Kunde,
Da� dein Vater gestorben, bald darnach,
Als du Kolchis verlie�est, dein Bruder fiel?
(Gestorben?) es klang anders, deucht' mir,
Da� er den Schmerz anfassend wie ein Schwert,
Gen sich selber w�tend, den Tod sich gab.

Medea.
Was trittst du in Bund mit meinen Feinden
Und t�test mich?

Gora.
Nun siehst du wohl.
Ich hab dir's gesagt, dich gewarnt.
Flieh die Fremden, sagt' ich dir
Vor allen aber ihn, der sie f�hrt,
Den glattz�ngigen Heuchler, den Verr�ter.

Medea.
Den glattz�ngigen Heuchler, den Verr�ter!--
Sagtest du so?

Gora.
Wohl sagt' ich's.

Medea.
Und ich glaubte dir nicht?

Gora.
Glaubtest mir nicht und gingst ins Todesnetz
Das nun zusammenschl�gt �ber dir.

Medea.
Glattz�ngiger Heuchler!  Das ist das Wort.
H�ttest du so gesagt, ich h�tt's erkannt;
Aber du nanntest ihn: Feind und verha�t und abscheulich,
Er aber war sch�n und freundlich und ich ha�t' ihn (nicht)!

Gora.
So liebst du ihn?

Medea.
Ich?  Ihn?
Ich ha� ihn, verabscheu ihn,
Wie die Falschheit, den Verrat,
Wie das Entsetzlichste, wie mich!

Gora.
So straf ihn, triff ihn,
R�che den Vater, den Bruder,
Unser Vaterland, unsre G�tter,
Unsre Schmach, mich, dich!

Medea.
Erst meine Kinder will ich haben,
Das andre deckt die Nacht.--
Was glaubst du?  wenn er daherz�g'
In feierlichem Brautgeleit
Mit ihr, die ich hasse,
Und vom Giebel des Hauses entgegen
Fl�g' ihm Medea zerschmettert, zerschellt.

Gora.
Der sch�nen Rache!

Medea.
Oder an Brautgemachs Schwelle
L�ge sie tot in ihrem Blut,
Bei ihr die Kinder, Jasons Kinder, tot.

Gora.
Dich selber trifft deine Rache, nicht ihn.

Medea.
Ich wollt' er liebte mich,
Da� ich mich t�ten k�nnte, ihm zur Qual!--
Oder (sie?) Die Falsche!  Die Reine!

Gora.
N�her triffst du schon!

Medea.
Still!  still!
Hinab, wo du herkamst, Gedanke,
Hinab in Schweigen, hinunter in Nacht!

(Sie verh�llt sich.)

Gora.
Die andern alle, die mit ihm zogen
Den frevelnden Argonautenzug,
Alle haben sie, r�chend, strafend,
Die vergeltenden G�tter erreicht,
Alle fielen in Tod und Schmach;
Er nur fehlt noch--und wie lang?
T�glich h�r ich, emsig horchend
Hoch mich erlabend, wie sie fallen,
Fallen der Griechen strahlende S�hne,
Die aus Kolchis, vom Raube gekehrt.
Den Orpheus erschlugen thrakische Weiber;
Hylas versank im Wellengrab;
Theseus, Pirithous stiegen hinab
In des Aides finstere Wohnung,
Der Schatten gewaltigem Herrn zu rauben
Die strahlende Gattin, Persephoneia,
Doch der fing sie und h�lt sie gefangen
In ehernen Ketten, in ewiger Nacht.

Medea (rasch den Mantel vom Gesicht ziehend).
Weil sie kamen das Weib zu rauben?
Gut!  Gut!--So tat auch er, tat mehr noch!

Gora.
Dem Herakles, der sein Weib verlie�,
Von anderer Liebe gelockt,
Sandte sie r�chend ein leinen Gewand;
Als er das antat, sank er dahin
In Qual und Angst und Todesschmerz,
Denn sie hatt' es heimlich bestrichen
Mit argem Gift und schnellem Tod.
Hin sank er und des �ta waldiger R�cken,
Sah ihn vergehn, in Flammen vergehn.

Medea.
Und sie selbst webt' es, das Gewand?
Das t�dliche?

Gora.
Sie selbst!

Medea.
Sie selbst!

Gora.
Des Meleager rauhe Gewalt,
Des kaledonischen Eberbezwingers,
T�tet' Althea, die Mutter das Kind.

Medea.
Verlie� sie der Gemahl?

Gora.
Er erschlug ihren Bruder.

Medea.
Der Gatte?

Gora.
Der Sohn!

Medea.
Und als sie's getan, starb sie?

Gora.
Sie lebt.

Medea.
Tat es und (lebt)!  Entsetzlich!--
So viel wei� ich und so viel ist mir klar:
Unrecht erduld ich nicht ungestraft.
Aber (was) geschieht, wei� ich nicht, will's nicht wissen!
Verdient hat er alles, das �rgste verdient,
Aber--schwach ist der Mensch;
Billig g�nnt man zur Reue Zeit!

Gora.
Reue?--Frag ihn selbst ob's ihn reut;
Denn dort naht er mit eilendem Schritt.

Medea.
Mit ihm der K�nig, mein arger Feind
Der ihn verlockt, der ihn verf�hrt.
Ihm entweich ich, nicht z�hmt' ich den Ha�!

(Geht rasch dem Hause zu.)

Aber will (er), will Jason mich sprechen,
So hei� ihn treten zu mir ins Gemach,
Dort will ich reden zu ihm, nicht hier,
An der Seite des Manns, der mein Feind.
Sie nahen.  Fort!

(Ab ins Haus.)

Gora.
Da geht sie hin!
Ich aber soll reden mit dem Mann
Der mein Kind verderbt, der gemacht,
Da� ich mein Haupt legen mu� auf fremde Erde,
Des bittern Kummers Tr�nen verbergen mu�,
Da� nicht dr�ber lacht fremder M�nner Mund.

(Der K�nig und Jason kommen.)

K�nig.
Was flieht uns deine Frau?  Das n�tzt ihr nichts.

Gora.
So floh sie denn?  Sie ging.  Weil sie dich ha�t.

K�nig.
Ruf sie heraus!

Gora.
Sie kommt nicht.

K�nig.
Doch sie soll!

Gora.
Geh selbst hinein und sag ihr's, wenn du's wagst.

K�nig.
Wo bin ich denn und (wer)?  da� dieses Weib
In ihrer Wildheit mir zu trotzen wagt?
Die Magd f�rwahr das Bild der Frau, und beide
Das Bild des dunkeln Landes, das sie zeugte.
Noch einmal: ruf sie her!

Gora (auf Jason zeigend).
(Den) will sie sprechen
Und hat er Mut dazu, tret' er ins Haus.

Jason.
Verwegne geh!  mein Ha� von Anfang her!
Und sag ihr, da� sie komme, die dir gleicht.

Gora.
O gliche sie mir doch!  ihr trotztet nicht!
Doch sie wird's noch erkennen und dann weh euch!

Jason.
Ich will sie sprechen!

Gora.
Geh hinein.

Jason.
Das nicht!
Sie soll heraus!  und du geh hin und sag ihr's!

Gora.
Nun wohl ich geh, euch l�nger nicht zu sehn,
Und sag ihr's an, doch kommt sie nicht, das wei� ich,
Zu sehr f�hlt sie die Kr�nkung und sich selbst.

(Ab ins Haus.)

K�nig.
Nicht einen Tag duld ich sie in Korinth.
(Die) sprach nur aus, was jene finster br�tet;
Allzu gef�hrlich d�nkt mir solche N�he!
Auch deine Zweifel, hoff ich, sind besiegt.

Jason.
Verfahre, Herr, in deinem Richteramt!
Sie kann nicht l�nger stehen neben mir,
So gehe sie; noch mild ist diese Strafe.
Denn wahrlich, minder schuldig doch als sie,
Trifft mich ein h�rtres Los, ein schwerers.
Sie zieht hinaus in angeborne Wildnis,
Und wie ein F�llen, dem das Joch entnommen
Strebt sie hinfort in ungez�hmten Trotz:
Ich aber mu� hier still und ruhig weilen,
Belastet mit der Menschen Hohn und Spott,
Dumpf wiederk�uend die verflo�ne Zeit.

K�nig.
Du wirst dich wieder heben, glaube mir's.
Dem Bogen gleich, der raschen Schwunges losschnellt
Und fliegend zu dem Ziele schickt den Pfeil,
Sobald entfernt was seinen R�cken beugte,
Wirst du erstarken, ist nur sie erst fern.

Jason.
Ich f�hle nichts in mir, das solcher Hoffnung B�rgschaft.
Verloren ist mein Name und mein Ruf,
Ich bin nur Jasons Schatten, nicht er selbst.

K�nig.
Die Welt, mein Sohn, ist billiger, als du.
Des reifen Mannes Fehltritt ist Verbrechen,
Des J�nglings Fehltritt ein verfehlter Tritt,
Den man zur�ckzieht und ihn besser macht.
Was du in Kolchis tatst, ein rascher Knabe,
Vergessen ist's, zeigst du dich nun als Mann.

Jason.
K�nnt' ich dir glauben, selig w�r' ich dann!

K�nig.
La� sie erst fort sein und du sollst es sehn.
Hin vor's Gericht der Amphiktyonen
Tret ich f�r dich, verfechte deine Sache
Und zeige, da� nur sie es war, Medea,
Die das ver�bt, was man an dir verfolgt;
Da� sie die Dunkle, sie die Frevlerin.
Gel�set wird der Bannspruch, und wenn nicht,
Dann stehst du auf in deiner vollen Kraft,
Schwingst hoch das goldne Banner in die Luft,
Das du geholt vom �u�ersten der L�nder,
Und stromweis' wird die Jugend Griechenlands
Um dich sich scharen gegen jedermann,
Um den Gereinigten, den Neuerhobnen,
Den starken Hort, des Vlieses m�cht'gen Held.
Du hast es doch?

Jason.
Das Vlies?

K�nig.
Jawohl!

Jason.
Ich nicht!

K�nig.
Doch nahm's Medea mit aus Pelias' Haus.

Jason.
So hat denn sie's!

K�nig.
Sie mu� es geben, (mu�).
Dir ist's der k�nft'gen Gr��e Unterpfand.
Du sollst mir gro� noch werden, gro� und stark,
Du meines alten Freundes einz'ger Sohn!
Es hat der K�nig Kreon Macht und Gut,
Und gern teilt er's mit seinem Tochtermann.

Jason.
Auch meiner V�ter Erbe fordr' ich dann,
Vom Sohn des Oheims, der mir's vorenthielt.
Ich bin nicht arm, wird alles mir zur�ck.

K�nig.
Sie kommt, die uns noch st�rt, bald ist's getan.

(Medea kommt mit Gora aus dem Hause.)

Medea.
Was willst du mir?

K�nig.
Die Diener, die ich sandte,
Du schicktest sie mit harten Worten fort
Und von mir selbst verlangtest du zu h�ren
Was ich geboten und was dir zu tun.

Medea.
So sag's.

K�nig.
Nichts Fremdes, Neues k�nd ich dir.
Ich wiederhole nur den schon gesprochnen Bann
Und f�ge zu, da� du (noch heute gehst.)

Medea.
Und warum heute noch?

K�nig.
Die Drohungen,
Die du gesprochen gegen meine Tochter--
Denn die gen mich veracht ich allzusehr,--
Der wilde Sinn, den du nur erst gezeigt
Sie nennen mir gef�hrlich deine N�he
Und darum sollst du heute mir noch gehn.

Medea.
Gib mir die Kinder und ich tu's vielleicht.

K�nig.
Du tust's (gewi�).--Die Kinder aber bleiben!

Medea.
Wie, meine Kinder?  Doch, wem sag ich das?
Mit (dem) da la� mich sprechen, mit dem Gatten!

K�nig (zu Jason).
Tu's nicht!

Medea (zu Jason).
Ich bitte dicht

Jason.
Wohlan, es seit
Damit du siehst, da� ich dein Wort nicht scheue.
La� uns, o K�nig, h�ren will ich sie.

K�nig.
Ich tu es ungern; schlau ist sie und listig.

(Er geht.)

Medea.
So, er ist fort.  Kein Fremder st�rt uns mehr,
Kein Dritter dr�ngt sich zwischen Mann und Weib;
Wir k�nnen reden, wie das Herz gebeut.
Und nun sag an mir, was du denkst?

Jason.
Du wei�t's.

Medea.
Ich wei� wohl was du willst, nicht was du meinst.

Jason.
Das erstere gen�gt, denn es entscheidet.

Medea.
So soll ich gehen?

Jason.
Gehn!

Medea.
Noch heute?

Jason.
Heute!

Medea.
Das sagst du und stehst ruhig mir gen�ber
Und Scham senkt nicht dein Aug' und r�tet nicht die Stirn?

Jason.
Err�ten m��t' ich, wenn ich anders spr�che.

Medea.
Das ist recht gut und sprich nur immer so,
Wenn du vor andern dich entschuld'gen willst,
Doch mir gen�ber la� den eiteln Schein!

Jason.
Die Scheu vor Greueln nennst du eiteln Schein?
Verdammt hat dich die Welt, verdammt die G�tter,
Und so geb ich dich ihrem Urteil hin.
Denn wahrlich unverdient trifft es dich nicht!

Medea.
Wer ist der Fromme denn, mit dem ich spreche?
Ist das nicht Jason?  und der w�r' so mild?
Du Milder, kamst du nicht nach Kolchis hin
Und warbst mit Blut um seines K�nigs Kind?
Du Milder!  schlugst du meinen Bruder nicht?
Fiel nicht mein Vater dir, du Frommer, Milder?
Verl�ssest du das Weib nicht, das du stahlst
Du Milder, du Entsetzlicher, Verruchter!

Jason.
Du schm�hest.  Das zu h�ren ziemt mir nicht.
Du wei�t nun was zu tun, und so leb wohl!

Medea.
Noch wei� ich's nicht, drum bleibe, bis ich's wei�.
Bleib!  Ruhig will ich sein.  Ruhig wie du.
Verbannung wird mir also?  und was dir?
Mich d�nkt auch dich traf ja des Herolds Spruch?

Jason.
Sobald bekannt, da� ich am Frevel rein
Am Tod des Oheims, l�st der Bann sich auf.

Medea.
Und du lebst froh und ruhig f�rder dann?

Jason.
Ich lebe still, wie's Ungl�cksel'gen ziemt.

Medea.
Und ich?

Jason.
Du tr�gst das Los das du dir selbst bereitet.

Medea.
Das ich bereitet!  Du w�rst also rein?

Jason.
Ich bin's!

Medea.
Und um den Tod des Oheims hast
Du nicht gebetet?

Jason.
Ihn bef�rdert nicht!

Medea.
Mich nicht versucht, ob ich's nicht �ben wollte?

Jason.
Der erste Zorn spricht manches sprudelnd aus
Was reifer �berdacht er nimmer �bt.

Medea.
Einst klagtest du dich selber dessen an
Nun ist gefunden, der die Schuld dir tr�gt.

Jason.
Nicht der Gedanke wird bestraft, die Tat!

Medea

(rasch).
Ich aber tat es nicht!

Jason.
Wer sonst?

Medea.
Ich nicht!
H�r mein Gemahl und dann erst richte mich.
Als ich an die Pfoste trat,
Das Vlies zu holen,
Der K�nig auf seinem Lager;
Da h�r ich schreien; hingewendet
Seh ich den Mann vom Lager springen
Heulend, b�umend sich umwindend.
Kommst du Bruder, schreit er,
Rache zu nehmen, Rache an mir!
Noch einmal sollst du sterben, noch einmal!
Und springt hin und fa�t nach mir,
In deren Hand das Vlies.
Ich erbebte und schrie auf
Zu den G�ttern, die ich kenne.
Das Vlies hielt ich mir vor als Schild.
Da zuckt Wahnsinns Grinsen durch seine Z�ge,
Heulend fa�t er die Bande seiner Adern,
Sie brechen, in G�ssen str�mt hin sein Blut
Und als ich um mich schaue, entsetzt, erstarrt,
Liegt der K�nig zu meinen F��en
Im eignen Blut gebadet,
Kalt und tot.

Jason.
Das sagst du mir, Zaub'rische!  Gr��liche?
Hebe dich weg von mir!  Fort!
Mir graut vor dir!  Da� ich dich je gesehn!

Medea.
Du hast es ja gewu�t.  Das erstemal
Als du mich sahst, sahst mich in meinem Dienst.
Und doch verlangtest, strebtest du nach mir.

Jason.
Ein J�ngling war ich, ein verwegner Tor
Der Mann verwirft was Knaben wohlgef�llt.

Medea.
O schilt das goldne Jugendalter nicht!
Der Kopf ist rasch, allein das Herz ist gut!
O w�rst du, der du warst, mir w�re besser!
Nur einen Schritt komm in die sch�ne Zeit,
Da wir in unsrer Jugend frischem Gr�nen
Uns fanden an des Phasis Blumenstrand.
Wie war dein Herz so offen und so klar
Das meine tr�ber und in sich verschlo�ner
Doch du drangst durch mit deinem milden Licht
Und hell ergl�nzte meiner Sinne Dunkel.
Da ward ich dein, da wardst du mein.  O Jason!
So ist dir ganz dahin, die sch�ne Zeit,
So hat die Sorge dir f�r Haus und Herd
F�r Ruf und Ruhm dir ganz get�tet
Die sch�nen Bl�ten von dem Jugendbaum?
O sieh, in Schmerz und Jammer, wie ich bin,
Denk ich noch oft der sch�nen Fr�hlingszeit
Und warme L�fte wehn mir draus her�ber.
War dir Medea damals lieb und wert
Wie ward sie dir denn gr��lich und abscheulich?
Du kanntest mich und suchtest dennoch mich,
Du nahmst mich wie ich war, behalt mich, wie ich bin!

Jason.
Der Dinge denkst du nicht, die seither sind geschehn!

Medea.
Entsetzlich sind sie, ja ich geb es zu,
Am Vater hab ich schlimm, am Bruder schlimm getan!
Und ich verdamme selber mich darob
Man strafe mich, ich will ja gerne b��en,
Doch du sollst mich nicht strafen, Jason, du nicht!
Denn was ich tat, zu Liebe tat ich's dir.
Komm, la� uns fliehn, vereint, mitsammen fliehn!
Es nehm' uns auf ein fernes Land!

Jason.
Und welches?
Wohin?

Medea.
Wohin?

Jason.
Du rasest und du schiltst mich,
Da� ich mit dir nicht rase.  Es ist aus.
Die G�tter haben unsern Bund verflucht,
Als einen der mit Greueltat begann
Und in Verbrechen wuchs und Nahrung suchte.
La� sein, da� du den K�nig nicht get�tet;
Wer war dabei, wer sah's, wer glaubt dir?

Medea.
Du!

Jason.
Und wenn auch ich, was kann ich?  was vermag ich?
Drum la� uns weichen dem Geschick, nicht trotzen!
Die Strafe nehme jedes b��end hin,
Du, da du fliehst, wo du nicht bleiben kannst,
Ich, da ich bleibe, wo ich fliehen m�chte.

Medea.
Den schwerem Teil hast du dir nicht erw�hlt!

Jason.
So w�r' es leicht, zu leben als ein Fremdling
In fremden Haus, von fremden Mitleids Gaben?

Medea.
D�nkt's dir so schwer, was w�hlst du nicht die Flucht?

Jason.
Wohin und wie?

Medea.
Einst warst du minder sorglich,
Als du nach Kolchis kamst, die Vaterstadt verlassend,
Und eitelm Ruhme nach durch ferne L�nder zogst.

Jason.
Ich bin nicht der ich war, die Kraft ist mir gebrochen,
Und in der Brust erstorben mir der Mut.
Das dank ich dir.  Erinnrung des Vergangnen
Liegt mir wie Blei auf meiner bangen Seele
Das Aug' kann ich nicht heben und das Herz.
Auch ist der Knabe Mann seit dem geworden,
Und nicht mehr kindisch mit den Bl�ten spielend,
Greift er nach Frucht, nach Wirklichkeit, Bestand.
Die Kinder sind mir und kein Ort f�r sie,
Besitztum mu� ich meinen Enkeln werben.
Soll Jasons Stamm, wie trocknes Heidekraut,
Am Wege stehn, vom Wanderer getreten?
Hast du mich je geliebt, war ich dir wert,
So zeig es, da du mich mir selber gibst
Und mir ein Grab g�nnst in der heim'schen Erde!

Medea.
Und auf der heimischen Erd' ein neues Ehebett?
Nicht so?

Jason.
Was soll das!

Medea.
Hab ich's nicht geh�rt
Wie er Verwandt dich hie� und Sohn und Eidam?
Kreusa locket dich, und darum bleibst du?
Nicht also?  Hab ich dich?

Jason.
Du hattest nie mich,
Und hast auch jetzt mich nicht.

Medea.
(So) willst du b��en?
Und darum soll Medea fort von dir?
Stand ich denn nicht dabei, dabei in Tr�nen,
Wie du mit ihr vergangne Zeit durchgingst
Bei jedem Schritte stillstandst, s�� verweilend,
Zum Echo schwandest der Erinnerung?
Ich aber geh nicht, (nicht!)

Jason.
So ungerecht,
So hart und wild wie immer!

Medea.
Ungerecht?
So w�nschest du sie nicht zum Weib?  Sag: Nein!

Jason.
Den Ort such ich, mein Haupt zur Ruh' zu legen;
Was sonst kommt wei� ich nicht!

Medea.
Ich aber wei� es,
Und denk es noch zu wehren, hilft ein Gott.

Jason.
Du kannst nicht ruhig sprechen, leb denn wohl.

(Er geht.)

Medea.
Jason!

Jason (umkehrend).
Was ist?

Medea.
Es ist das letztemal
Das letztemal vielleicht, da� wir uns sprechen!

Jason.
So la� uns scheiden ohne Ha� und Groll.

Medea.
Du hast zu Liebe mich verlockt und fliehst mich?

Jason.
Ich mu�.

Medea.
Du hast den Vater mir geraubt
Und raubst mir den Gemahl?

Jason.
Gezwungen nur.

Medea.
Mein Bruder fiel durch dich, du nahmst mir ihn,
Und fliehst mich?

Jason.
Wie er fiel, gleich unverschuldet.

Medea.
Mein Vaterland verlie� ich, dir zu folgen.

Jason.
Dem eignen Willen folgtest du, nicht mir.
H�tt's dich gereut, gern lie� ich dich zur�ck!

Medea.
Die Welt verflucht um deinetwillen mich,
Ich selber hasse mich um deinetwillen,
Und du verl��t mich?

Jason.
Ich verla� dich nicht,
Ein h�hrer Spruch treibt mich von dir hinweg.
Hast du dein Gl�ck verloren, wo ist meins?
Nimm als Ersatz mein Elend f�r das deine!

Medea.
Jason!

(Sie f�llt auf die Knie.)

Jason.
Was ist?  Was willst du weiter?

Medea (aufstehend).
Nichts!
Es ist vorbei!--Verzeihet meine V�ter,
Verzeiht mir Kolchis' stolze G�tter
Da� ich mich selbst erniedriget und euch.
Das Letzte galt's.  Nun habt ihr mich!

(Jason wendet sich zu gehen.)

Medea.
Jason!

Jason.
Glaub nicht mich zu erweichen!

Medea.
Glaub nicht ich wollt' es.  Gib mir meine Kinder!

Jason.
Die Kinder?  Nimmermehr!

Medea.
Es sind die Meinen!

Jason.
Des Vaters Namen f�gt man ihnen bei
Und Jasons Name soll nicht Wilde schm�cken.
Hier in der Sitte Kreis erzieh ich sie.

Medea.
Geh�hnt von Stiefgeschwistern?  Sie sind mein!

Jason.
Mach nicht, da� sich mein Mitleid kehr' in Ha�!
Sei ruhig, das nur mildert dein Geschick.

Medea.
Wohl denn, so will ich mich auf Bitten legen!--
Mein Gatte!--Nein, das bist du ja nicht mehr--
Geliebter!--Nein, das bist du nie gewesen--
Mann!--w�rst du Mann und br�chst dein heilig Wort--
Jason!--pfui!  das ist ein Verr�tername--
Wie nenn ich dich?  Verruchter!--Milder!  Guter!
Gib meine Kinder mir und la� mich gehn!

Jason.
Ich kann nicht, sagt' ich dir, ich kann es nicht.

Medea.
So hart?  Der Gattin nimmst du ihren Gatten,
Und weigerst nun der Mutter auch ihr Kind!

Jason.
Nun wohl, da� du als billig mich erkennst,
Der Knaben einer ziehe denn mit dir!

Medea.
Nur einer?  Einer?

Jason.
Fordre nicht zuviel!
Das wen'ge fast verletzt schon meine Pflicht.

Medea.
Und welcher?

Jason.
Ihnen selbst, den Kindern sei die Wahl.
Und welcher will, den nimmst du mit dir fort

Medea.
O tausend Dank, du G�tiger, du Milder!
Der l�gt f�rwahr, der dich Verr�ter nennt.

(K�nig kommt.)

Jason.
O K�nig komm!

K�nig.
So ist es abgetan?

Jason.
Sie geht.  Der Kinder eines geb ich ihr.

(Zu einem, der mit dem K�nige kam.)

Du eile, bring die Kleinen zu uns her!

K�nig.
Was tust du?  Beide bleiben sie zur�ck!

Medea.
Was mir so wenig scheint, d�nkt dir zuviel?
Die G�tter f�rchte, allzu strenger Mann!

K�nig.
Die G�tter auch sind streng der Freveltat.

Medea.
Doch sehn sie auch was uns zur Tat gebracht.

K�nig.
Des Herzens b�ses Trachten treibt zum B�sen.

Medea.
Was sonst zum �beln treibt, z�hlst du f�r nichts?

K�nig.
Ich richte selbst mich streng, drum kann ich's andre.

Medea.
Indem du Frevel strafst ver�bst du sie.

Jason.
Sie soll nicht sagen, da� ich allzuhart,
Drum hab ich eins der Kinder ihr gew�hrt,
In Leid und Not der Mutter lieber Trost.

(Kreusa kommt mit den Kindern.)

Kreusa.
Die Kinder fordert man, ward mir gesagt
Was will man denn, und was soll denn geschehn?
O sieh, sie lieben mich, nur erst gekommen,
Als ob wir jahrelang uns s�hn und kennten.
Mein mildes Wort, den Armen ungewohnt,
Gewann mir sie, wie mich ihr Ungl�ck ihnen.

K�nig.
Der Kinder eines soll der Mutter folgen.

Kreusa.
Verlassen uns?

K�nig.
So ist's, so will's der Vater!

(Zu Medeen, die in sich versunken dagestanden ist.)

Die Kinder, sie sind hier, nun la� sie w�hlen!

Medea.
Die Kinder!  Meine Kinder!  Ja, sie sind's!
Das einz'ge was mir bleibt auf dieser Erde.
Ihr G�tter, was ich schlimmes erst gedacht,
Verge�t es und la�t sie mir beide, beide!
Dann will ich gehn und eure G�te preisen,
Verzeihen ihm und--nein (ihr) nicht!--(Ihm) auch nicht!
Hierher ihr Kinder, hier!--Was steht ihr dort
Geschmiegt an meiner Feindin falsche Brust?
O w��tet ihr was sie mir angetan,
Bewaffnen w�rdet ihr die kleinen H�nde,
Zu Krallen kr�mmen eure schwachen Finger,
Den Leib zerfleischen, den ihr jetzt ber�hrt.
Verlockst du meine Kinder?  La� sie los!

Kreusa.
Unselig Weib, ich halte sie ja nicht.

Medea.
Nicht mit der Hand, doch h�ltst du, wie den Vater,
Sie mit dem heuchlerischen, falschen Blick.
Lachst du?  Du sollst noch weinen, sag ich dir!

Kreusa.
O strafen mich die G�tter, lacht' ich jetzt!

K�nig.
Brich nicht in Zorn und Schm�hung aus, o Weib
Tu ruhig was dir zukommt, oder geh!

Medea.
Du mahnest recht, o mein gerechter K�nig
Nur nicht so g�tig, scheint es, als gerecht.
Wie oder auch?  Nun ja, wohl beides gleich!
Ihr Kinder seht, man schickt die Mutter fort,
Weit �ber Meer und Land, wer wei� wohin?
Die g�t'gen Menschen, euer Vater aber
Und der gerechte, gute K�nig da,
Sie haben ihr erlaubt, von ihren Kindern,
Der Mutter von den Kindern eines, eins--
Ihr hohen G�tter h�rt ihr's?  (Eines) nur!--
Mit sich zu nehmen auf die lange Fahrt.
Wer nun von beiden mich am meisten liebt,
Der komm' zu mir, denn beide d�rft ihr nicht.
Der andre mu� zur�ck beim Vater bleiben
Und bei des falschen Mannes falscher Tochter!--
H�rt ihr?--Was z�gert ihr?

K�nig.
Sie wollen nicht!

Medea.
Das l�gst du, falscher, ungerechter K�nig!
Sie wollen, doch dein Kind hat sie verlockt!
H�rt ihr mich nicht?--Verruchte!  Gr��liche!
Der Mutter Fluch, des Vaters Ebenbild!

Jason.
Sie wollen nicht!

Medea.
La� jene sich entfernen!
Die Kinder lieben mich, bin ich nicht Mutter?
Doch sie winkt ihnen zu und lockt sie ab.

Kreusa.
Ich trete weg, ist gleich dein Argwohn falsch.

Medea.
Nun kommt zu mir!--Zu mir!--Natterbrut!

(Sie geht einige Schritte auf sie zu; die Kinder fliehen zu Kreusen.)

Medea.
Sie fliehn mich!  Fliehn!

K�nig.
Du siehst Medea nun,
Die Kinder wollen nicht, und also geh!

Medea.
Sie wollen nicht?  Die Kinder die Mutter nicht?
Es ist nicht wahr, unm�glich!--
Ason, mein �ltester, mein Liebling!
Sieh deine Mutter ruft dir, komm zu ihr!
Ich will nicht mehr rauh sein und hart
Du sollst mein Kostbarstes sein, mein einzigs Gut
H�re die Mutter!  Komm!--
Er wendet sich ab!  Er kommt nicht!
Undankbarer!  Ebenbild des Vaters!
Ihm �hnlich in den falschen Z�gen
Und mir verha�t wie er!
Bleib zur�ck, ich kenne dich nicht!--
Aber du Absyrtus, Schmerzenssohn,
Mit dem Antlitz des beweinten Bruders,
Mild und sanft wie er,
Sieh deine Mutter liegt hier knieend
Und fleht zu dir.
La� sie nicht bitten umsonst!
Komm zu mir, mein Absyrtus
Komm zur Mutter!--
Er z�gert!--Auch du nicht?--
Wer gibt mir einen Dolch?
Ein Dolch f�r mich und sie!

(Sie springt auf.)

Jason.
Dir selber dank es, da� dein wildes Wesen
Die Kleinen abgewandt, zur Milde hin.
Der Kinder Ausspruch war der G�tter Spruch!
Und so geh hin, nie aber bleiben da.

Medea.
Ihr Kinder h�rt mich!

Jason.
Sieh!  sie h�ren nicht!

Medea.
Kinder!

K�nig (zu Kreusen).
F�hr sie ins Haus zur�ck
Nicht (hassen) sollen sie, die sie gebar.

(Kreusa mit den Kindern zum Abgang gewendet.)

Medea.
Sie fliehn, (meine) Kinder fliehn vor mir!

K�nig (zu Jason).
Komm!  Das Notwendige beklagt man fruchtlos!

(Sie gehen.)

Medea.
Meine Kinder!  Kinder!

Gora (die hereingekommen ist).
Bezwinge dich
G�nne nicht deinen Feinden ihres Sieges Anblick!

Medea (die sich zur Erde wirft).
Ich bin besiegt, vernichtet, zertreten
Sie fliehn mich, fliehn!
Meine Kinder fliehn!

Gora (�ber sie gebeugt).
Stirb nicht!

Medea.
La� mich sterben!
Meine Kinder!

(Der Vorhang f�llt.)




Vierter Aufzug

(Vorhof vor Kreons Burg wie im vorigen Aufzuge.  Abendd�mmerung.)
(Medea liegt hingestreckt auf die Stufen, die zu ihrer Wohnung
f�hren.  Gora steht vor ihr.)

Gora.
Steh auf Medea und sprich!
Was liegst du da, starrst schweigend vor dich hin?
Steh auf und sprich!
Rate unserm Jammer!

Medea.
Kinder!  Kinder!

Gora.
Fort sollen wir, eh' dunkelt die Nacht,
Und schon senkt sich der Abend.
Auf!  R�ste dich zur Flucht!
Sie kommen, sie t�ten uns!

Medea.
O meine Kinder!

Gora.
Steh auf, Ungl�ckselige
Und t�te mich nicht mit deinem Jammer!
H�tt'st mir gefolgt, mich geh�rt,
W�ren wir daheim in Kolchis,
Die Deinen lebten, alles w�r' gut.
Steh auf!  Was hilft Weinen?  Steh auf!

Medea (sich halb aufrichtend und nur mit den Knien auf den Stufen
liegend).
So kniet' ich, so lag ich,
So streckt' ich die H�nde aus,
Aus nach den Kindern und bat
Und flehte: Eines nur,
Ein einziges von meinen Kindern--
Gestorben w�r' ich, mu�t' ich das zweite missen!--
Aber auch das eine nicht!--Keines kam.
Fl�chtend bargen sie sich im Scho� der Feindin

(aufspringend)

(Er aber lachte drob und sie!)

Gora.
O des Jammers!  Des Wehs!

Medea.
Nennt ihr das Vergeltung, G�tter?
Liebend folgt' ich, das Weib dem Mann;
Starb mein Vater, hab (ich) ihn get�tet?
Fiel mein Bruder, fiel er durch (mich)?
Beklagt hab ich sie, in Qualen beklagt.
Gl�hende Tr�nen go� ich aus
Zum Trankopfer auf ihr fernes Grab.
Wo kein Ma� ist, ist keine Vergeltung.

Gora.
Wie du die Deinen, verlassen sie dich!

Medea.
So will ich sie treffen, wie die G�tter mich!
Ungestraft sei kein Frevel auf der Erde,
Mir la�t die Rache, G�tter!  ich f�hre sie aus!

Gora.
Denk auf dein Heil, auf andres nicht!

Medea.
Und was hat dich denn so weich gemacht?
Schnaubtest erst Grimm, und nun so zagend?

Gora.
La� mich!  Als ich die Kinder fliehn sah
Den Arm der Mutter, der Pflegerin,
Da erkannt' ich die Hand der G�tter,
Da brach mir das Herz,
Da sank mir der Mut.
Hab sie gewartet, gepflegt,
Sie meine Freude, mein Gl�ck.
Die einz'gen reinen Kolcher sie,
An die ich wenden konnte
Die Liebe f�r mein fernes Vaterland.
Du warst mir l�ngst entfremdet, l�ngst;
In ihnen sah ich Kolchis wieder,
Den Vater dein und deinen Bruder,
Mein K�nigshaus und (dich,)
Wie du (warst), nicht wie du (bist.)
Hab sie geh�tet, gepflegt,
Wie den Apfel meines Auges
Und nun--

Medea.
Lohnen sie dir, wie der Undank lohnt!

Gora.
Schilt nicht die Kinder, sie sind gut!

Medea.
Gut?  Und flohen die Mutter?
Gut?  Sie sind Jasons Kinder!
Ihm gleich an Gestalt, an Sinn,
Ihm gleich in meinem Ha�.
H�tt' ich sie hier, ihr Dasein in meiner Hand,
In dieser meiner ausgestreckten Hand,
Und ein Druck vermochte zu vernichten
All was sie sind und waren, was sie werden sein,--
Sieh her!--Jetzt w�ren sie nicht mehr!

Gora.
Oh, weh der Mutter, die die Kinder ha�t!

Medea.
Und was ist's auch mehr?  was mehr?
Bleiben sie hier beim Vater zur�ck,
Beim treulosen, sch�ndlichen Vater,
Welches ist ihr Los?
Stiefgeschwister kommen,
H�hnen sie, spotten ihrer
Und ihrer Mutter,
Der Wilden aus Kolchis.
Sie aber, entweder dienen als Sklaven,
Oder der Ingrimm, am Herzen nagend,
Macht sie arg, sich selbst ein Greuel:
Denn wenn das Ungl�ck dem Verbrechen folgt,
Folgt �fter das Verbrechen noch dem Ungl�ck.
Was ist's denn auch zu leben?
Ich wollt', mein Vater h�tte mich get�tet,
Da ich noch klein war,
Noch nichts, wie jetzt, geduldet,
Noch nichts gedacht--wie jetzt.

Gora.
Was schauderst du?  was �berdenkst du?

Medea.
Da� ich fort mu�, ist gewi�
Minder aber noch, was sonst geschieht.
Denk ich des Unrechts, das ich erlitt,
Des Frevels, den man an mir ver�bt,
So entgl�ht in Rache mein Herz
Und das Entsetzlichste ist mir das N�chste.--
Die Kinder liebt er, sieht er doch sein Ich,
Seinen Abgott, sein eignes Selbst
Zur�ckgespiegelt in ihren Z�gen.
Er soll sie nicht haben, soll nicht!
(Ich) aber will sie nicht, die Verha�ten!

Gora.
Komm mit hinein, was weilst du hier?

Medea.
Dann leer das ganze Haus und ausgestorben,
Verw�stung br�tend in den �den Mauern,
Nichts lebend als Erinnerung und Schmerz.

Gora.
Bald nahen sie, die uns vertreiben.  Komm!

Medea.
Die Argonauten, sagtest du,
Sie fanden alle ein unselig Grab,
Die Strafe des Verrats, der Freveltat?

Gora.
So ist's und Jason findet es wohl auch.

Medea.
Er wird's, ich sage dir, er wird's!
Den Hylas schlang das Wassergrab hinab,
Den Theseus fing der Schatten d�strer K�nig
Und wie hie� sie, das Griechenweib,
Die eignes Blut am eignen Blut ger�cht?
Wie hie� sie?  Sag.

Gora.
Ich wei� nicht, was du meinst.

Medea.
Althea hie� sie.

Gora.
Die den Sohn erschlug?

Medea.
Dieselbe, ja!  Wie kam's, erz�hl mir das.

Gora.
Den Bruder schlug er ihr beim Jagen tot.

Medea.
Den Bruder nur, den Vater nicht dazu,
Sie nicht verlassen, nicht versto�en, nicht geh�hnt
Und dennoch traf sie ihn zum Tod
Den grimmen Meleager ihren Sohn.
Althea hie� sie,--war ein Griechenweib!--
Und als er tot?

Gora.
Hier endet die Geschichte.

Medea.
Sie endet!  Du hast recht der Tod beendet.

Gora.
Was n�tzen Worte?

Medea.
Zweifelst an der Tat?
Sieh!  bei den hohen G�ttern!  h�tt' er
Die Kinder (beide) mir gegeben--Nein!
K�nnt' ich sie (nehmen), g�b' er sie mir auch,
K�nnt' ich sie lieben wie ich jetzt sie hasse,
W�r' etwas in der weiten Welt geblieben,
Das er mir nicht vergiftet, nicht zerst�rt:
Vielleicht, da� ich jetzt ginge, meine Rache
Den G�ttern lassend; aber so nicht, nun nicht!
Man hat mich b�s genannt, ich war es nicht:
Allein ich f�hle, da� man's werden kann.
Entsetzliches gestaltet sich in mir,
Ich schaudre--doch ich freu mich auch darob.
Wenn's nun vollendet ist, getan--

(�ngstlich)

Gora!

Gora.
Was ist?

Medea.
Komm her!

Gora.
Warum?

Medea.
Zu mir!
Da lagen sie die beiden--und die Braut--
Blutend, tot.--Er daneben rauft sein Haar.
Entsetzlich, gr��lich!

Gora.
Um der G�tter willen!

Medea.
Ha, ha!  Erschrickst wohl gar?
Nur lose Worte sind es, die ich gebe,
Dem alten Wollen fehlt die alte Kraft.
Ja, w�r' ich noch Medea, doch ich bin's nicht mehr!
O Jason!  Warum tatest du mir das?
Ich nahm dich auf, ich sch�tzte, liebte dich,
Was ich besa�, ich gab es f�r dich hin,
Warum verl�ssest und verst��t du mich?
Was treibst du mir die guten Geister aus
Und f�hrest Rachgedanken in mein Herz?
Mir Rachgedanken, ohne Kraft zur Rache!
Die Macht, die mir von meiner Mutter ward,
Der ernsten Kolcherf�rstin Hekate,
Die mir zum Dienste dunkle G�tter band,
Versenkt hab ich sie, dir zulieb' versenkt,
Im finstern Scho� der m�tterlichen Erde.
Der schwarze Stab, der blutigrote Schleier,
Sie sind dahin und hilflos steh ich da,
Den Feinden, statt ein Schrecken, ein Gesp�tt!

Gora.
So sprich davon nicht, wenn du's nicht vermagst!

Medea.
Ich wei� wohl, wo es liegt.
Da drau�en an dem Strand der Meeresflut,
Dort hab ich's eingesargt und eingegraben,
Zwei Handvoll Erde weg--und es ist mein!
Allein im tiefsten Innern schaudr' ich auf
Denk ich daran und an das blut'ge Vlies.
Mir d�nkt des Vaters und des Bruders Geist
Sie br�ten drob und lassen es nicht los.
Wei�t noch, wie er am Boden lag
Der greise Vater, weinend ob dem Sohn
Und fluchend seiner Tochter?  Jason aber
Schwang hoch das Vlies in gr��lichem Triumph.
Da schwor ich Rache, Rache dem Verr�ter,
Der erst die Meinen t�tete, nun mich.
H�tt' ich mein Blutger�t, ich f�hrt' es aus
Allein nicht wag ich es zu holen;
Denn s�h' ich in des goldnen Zeichens Glut
Des Vaters Z�ge mir entgegenstarren,
Von Sinnen k�m' ich, glaube mir!

Gora.
Was also tust du?

Medea.
La� sie kommen!
La� sie mich t�ten, es ist aus!
Von hier nicht geh ich, aber sterben will ich,
Vielleicht stirbt er mir nach, von Reu' erw�rgt.

Gora.
Der K�nig naht, trag Sorge doch f�r dich!

Medea.
Erarmt bin ich an Macht, was kann ich tun?
Will er zertreten mich?  er trete nur!

(Der K�nig kommt.)

K�nig.
Der Abend d�mmert, deine Frist ist um!

Medea.
Ich wei�.

K�nig.
Bist du bereit zu gehn?

Medea.
Du spottest!
Wenn (nicht) bereit, m��t' ich drum minder gehn?

K�nig.
Mich freut, da� ich dich so besonnen finde.
Du machst dir die Erinnrung minder herb
Und sicherst deinen Kindern gro�es Gut:
Sie d�rfen nennen, welche sie gebar.

Medea.
Sie d�rfen?  Wenn sie wollen, meinst du doch?

K�nig.
Da� sie es wollen, sei die Sorge mein.
Erziehen will ich sie zu k�nft'gen Helden,
Und einst, wer wei�?  f�hrt ihre Ritterfahrt
Sie hin nach Kolchis und die Mutter dr�cken sie,
Gealtert, wie an Jahren, so an Sinn,
Mit Kindesliebe an die Kindesbrust.

Medea.
Weh mir!

K�nig.
Was ist dir?

Medea.
Ach, ein R�ckfall nur
Und ein Vergessen dessen was geschah.
War dies zu sagen deines Kommens Grund
Wie, oder willst du andres noch von mir?

K�nig.
Noch eins verga� ich und das sag ich nun.
Von Sch�tzen nahm dein Gatte manches mit
Aus Jolkos fliehend nach des Oheims Tod.

Medea.
Im Hause liegt's verwahrt, geh hin und nimm's!

K�nig.
Wohl ist das goldne Kleinod auch dabei,
Das Vlies, der Preis des Argonautenzugs?
Was wendest du dich ab und gehst?  Gib Antwort!
Ist es darunter?

Medea.
Nein.

K�nig.
Wo ist es also?

Medea.
Ich wei� es nicht.

K�nig.
Du nahmst es aber fort
Aus Pelias' Haus; der Herold sagte so.

Medea.
Hat er's gesagt, so ist's auch wahr.

K�nig.
Wo ist es?

Medea.
Ich wei� es nicht.

K�nig.
Glaub nicht uns zu betr�gen!

Medea.
Wenn du mir's gibst, mein Leben zahl ich drum;
H�tt' ich's, du st�ndest drohend nicht vor mir!

K�nig.
Nahmst du's von Jolkos nicht mit dir?

Medea.
Ich nahm's.

K�nig.
Und nun?

Medea.
Hab ich's nicht mehr.

K�nig.
Wer sonst?

Medea.
Die Erde.

K�nig.
Versteh ich dich?  das also w�r' es, das?

(Zu seinen Begleitern.)

Bringt her was ich gebot.  Ihr wi�t es ja!

(Sie gehen ab.)

Denkst du zu t�uschen uns mit Doppelsinn?
Die Erde hat es; nun versteh ich dich.
Schau nicht hinweg!  nach mir sieh her und h�re!
Am Strand des Meers, wo ihr heut nacht gelagert,
Als einen Altar man auf mein Gehei�
Dem Schatten Pelias' erbauen wollte,
Fand man--erbleichst du?--frisch im Grund vergraben--
Ein Kistchen, schwarz, mit seltsam fremden Zeichen.

(Die Kiste wird gebracht.)

Sieh zu, ob's dir geh�rt?

Medea (drauf losst�rzend).
Ja!  Mir geh�rt es!--Mein!

K�nig.
Ist drin das Vlies?

Medea.
Es ist.

K�nig.
So gib's!

Medea.
Ich geb es!

K�nig.
Fast reut das Mitleid mich, das ich dir schenkte,
Da hinterlistig du uns t�uschen wolltest.

Medea.
Sei sicher, du erh�ltst, was dir geb�hrt.
Medea bin ich wieder, Dank euch G�tter!

K�nig.
Schlie� auf und gib!

Medea.
Jetzt nicht.

K�nig.
Wann sonst?

Medea.
Gar bald;
Zu bald!

K�nig.
So send es zu Kreusen hin.

Medea.
Hin zu Kreusen!  Zu Kreusa?--Ja!

K�nig.
Enth�lt die Kiste andres noch?

Medea.
Gar manches!

K�nig.
Dein Eigentum?

Medea.
Doch schenk ich auch davon!

K�nig.
Dein Gut verlang ich nicht; behalt was dein!

Medea.
Nicht doch!  ein klein Geschenk erlaubst du mir!
Die Tochter dein war mir so mild und hold,
Sie wird die Mutter meiner Kinder sein,
Gern m�cht' ich ihre Liebe mir gewinnen!
Das Vlies lockt (euch), vielleicht gef�llt ihr Schmuck.

K�nig.
Tu wie du willst, allein bedenk dich selbst.
Kreusa ist dir hold gesinnt, das glaube.
Nur erst bat sie, die Kinder dir zu senden,
Da� du sie s�hest noch bevor du gehst
Und Abschied n�hmest f�r die lange Fahrt.
Ich schlug es ab, weil ich dich tobend glaubte,
Doch da du ruhig bist, sei dir's gew�hrt.

Medea.
O tausend Dank, du g�t'ger, frommer F�rst!

K�nig.
Bleib hier, die Kinder send ich dir heraus!

(K�nig ab.)

Medea.
Er geht!  Er geht dahin in sein Verderben!
Verruchte, bebtet ihr denn schaudernd nicht
Als ihr das Letzte nahmt der frech Beraubten?
Doch Dank euch!  Dank!  Ihr gabt mir auch mich selbst.
Schlie� auf die Kiste!

Gora.
Ich vermag es nicht.

Medea.
Verga� ich doch, womit ich sie verschlo�!
Den Schl�ssel halten Freunde, die ich kenne.

(Gegen die Kiste gewendet.)

Untres herauf
Obres hinab
�ffne dich bergendes
H�llendes Grab!

(Die Kiste springt auf.)

Der Deckel springt.  Noch bin ich machtlos nicht!
Da liegt's!  Der Stab!  Der Schleier!  Mein!  Ah, mein!

(Es herausnehmend.)

Ich fasse dich, Verm�chtnis meiner Mutter,
Und Kraft durchstr�mt mein Herz und meinen Arm!
Ich werfe dich ums Haupt, geliebter Schleier!

(Sich einh�llend.)

Wie warm, wie weich!  wie neu belebend!
Nun kommt, nun kommt, ihr Feindesscharen alle
Vereint gen mich!  Vereint in eurem Falle!

Gora.
Da unten blinkt es noch!

Medea.
La� blinken, blinken!
Bald lischt der Glanz in Blut!
Hier sind sie, die Geschenke, die ich bringe.
Du aber sei die Botin meiner Huld!

Gora.
Ich?

Medea.
Du.  Du geh zur K�nigstochter hin
Sprich sie mit holden Schmeichelworten an
Bring ihr Medeens Gru� und was ich sende.

(Die Sachen aus der Kiste nehmend.)

Erst dies Gef��; es birgt gar teure Salben,
Ergl�nzen wird die Braut, er�ffnet sie's!
Allein sei sorgsam, sch�ttl' es nicht!

Gora.
Weh mir!

(Sie hat das Gef�� mit der Linken schief gefa�t.  Da sie mit der
Rechten unterst�tzend den Deckel fa�t, wird dieser etwas gehoben
und eine helle Flamme schl�gt heraus.)

Medea.
Sagt' ich dir nicht, du sollst nicht sch�tteln!          Kehr in
dein Haus
Z�ngelnde Schlange
Bleibst nicht lange
Harre noch aus.  Nun halt es und mit Vorsicht sag ich dir!

Gora.
Mir ahnet Entsetzliches!

Medea.
F�ngst an zu merken?  Ei was bist du klug!

Gora.
Und ich soll's tragen?

Medea.
Ja!  Gehorche Sklavin!
Wagst du zu widerreden?  Schweig!  Du sollst.  Du mu�t.
Hier auf die Schale weit gew�lbt von Gold,
Setz ich das zierlich reiche Prachtgef��.
Und dr�ber deck ich, was so sehr sie lockt,
Das Vlies--

(Indem sie es dar�ber wirft.)

Geh hin und tu was deines Amts!
Dar�ber aber schlinge sich dies Tuch,
Mit reichem Saum, ein Mantel, k�niglich,
Geheimnisvoll umh�llend das Geheime.  Nun geh und tu wie ich es dir
befahl,
Bring das Geschenk, das Feind dem Feinde sendet.

(Eine Sklavin kommt mit den Kindern.)

Sklavin.
Die Kinder schickt mein k�niglicher Herr,
Nach einer Stunde hol ich sie zur�ck.

Medea.
Sie kehren fr�h genug zum Hochzeitschmaus!
Geleite diese hier zu deiner F�rstin,
Mit Botschaft geht sie, mit Geschenk von mir.  Du aber denke was
ich dir befahl!
Sprich nicht!  Ich will's!--Geleite sie zur Herrin.

(Gora und die Sklavin ab.)

Medea.
Begonnen ist's, doch noch vollendet nicht.
Leicht ist mir, seit mir deutlich, was ich will.

(Die Kinder, Hand in Hand, wollen der Sklavin folgen.)

Medea.
Wohin?

Knabe.
Ins Haus!

Medea.
Was sucht ihr drin im Haus?

Knabe.
Der Vater hie� uns folgen jener dort.

Medea.
Die Mutter aber hei�t euch bleiben.  Bleibt!
Wenn ich bedenk, da� es mein eigen Blut,
Das Kind, das ich im eignen Scho� getragen,
Das ich gen�hrt an dieser meiner Brust,
Da� es mein Selbst, das sich gen mich emp�rt,
So zieht der Grimm mir schneidend durch das Innre,
Und Blutgedanken b�umen sich empor.--Was hat denn eure Mutter euch
getan,
Da� ihr sie flieht, euch Fremden wendet zu?

Knabe.
Du willst uns wieder f�hren auf dein Schiff
Wo's schwindlicht ist und schw�l.  Wir bleiben da.
Gelt Bruder?

Kleine.
Ja.

Medea.
Auch du Absyrtus, du?
Allein es ist so besser, besser--ganz!
Kommt her zu mir!

Knabe.
Ich f�rchte mich.

Medea.
Komm her!

Knabe.
Tust du mir nichts?

Medea.
Glaubst?  h�ttest du's verdient?

Knabe.
Einst warfst mich auf den Boden, weil dem Vater
Ich �hnlich bin, allein er liebt mich drum.
Ich bleib bei ihm und bei der guten Frau!

Medea.
Du sollst zu ihr, zu deiner guten Frau!--
Wie er ihm �hnlich sieht, ihm, dem Verr�ter
Wie er ihm �hnlich spricht.  Geduld!  Geduld!

Kleinere.
Mich schl�fert.

�ltere.
La� uns schlafen gehn 's ist sp�t.

Medea.
Ihr werdet schlafen noch euch zu Gen�gen.
Geht hin dort an die Stufen, lagert euch,
Indes ich mich berate mit mir selbst.---
 Wie er den Bruder sorgsam hingeleitet,
Das Oberkleid sich abzieht und dem Kleinen
Es warm umh�llend um die Schulter legt,
Und nun, die kleinen Arme dicht verschlungen,
Sich hinlegt neben ihm.--Schlimm war er nie!---
 O Kinder!  Kinder!

Knabe (sich emporrichtend).
Willst du etwas?

Medea.
Schlaf nur!
Was g�b' ich, k�nnt' ich schlafen so wie du.

(Der Knabe legt sich hin und schl�ft.  Medea setzt sich gegen�ber
auf eine Ruhebank.  Es ist nach und nach finster geworden.)

Die Nacht bricht ein, die Sterne steigen auf,
Mit mildem, sanftem Licht herunterscheinend;
Dieselben heute, die sie gestern waren
Als w�re alles heut, wie's gestern war;
Indes dazwischen doch so weite Kluft
Als zwischen Gl�ck befestigt und Verderben:
So wandellos, sich gleich, ist die Natur
So wandelbar der Mensch und sein Geschick.  Wenn ich das M�rchen
meines Lebens mir erz�hle,
D�nkt mir, ein andrer spr�ch', ich h�rte zu,
Ihn unterbrechend: Freund, das kann nicht sein!
Dieselbe, der du Mordgedanken leihst,
L��t du sie wandeln in dem Land der V�ter,
Von ebendieser Sterne Schein beleuchtet,
So rein, so mild, so aller Schuld entbl��t
Als nur ein Kind am Busen seiner Mutter?
Wo geht sie hin?  Sie sucht des Armen H�tte,
Dem ihres Vaters Jagd die Saat zerstampft
Und bringt ihm Gold und tr�stet den Betr�bten.
Was sucht sie Waldespfade?  Ei sie eilt
Dem Bruder nach, der ihrer harrt im Forst,
Und nun, gefunden, wie zwei Zwillingssterne
Durchziehn sie strahlend die gewohnte Bahn.
Ein andrer naht, die Stirn mit Gold gekr�nt;
Es ist ihr Vater, ist des Landes K�nig.
Er legt die Hand ihr auf, ihr und dem Bruder
Und segnet sie, nennt sie sein Heil und Gl�ck.
Willkommen holde, freundliche Gestalten
Sucht ihr mich heim in meiner Einsamkeit?
Kommt n�her la�t mich euch ins Antlitz sehn!
Du guter Bruder, l�chelst du mir zu?
Wie bist du sch�n, du meiner Seele Gl�ck.
Dein Vater zwar ist ernst, doch liebt er mich
Liebt seine gute Tochter!  Gut?  Ha gut!

(Aufspringend.)

's ist L�ge!  Sie wird dich verraten Greis!
(Hat) dich verraten, dich und sich.
Du aber fluchtest ihr.
Ausgesto�en sollst du sein,
Wie das Tier der Wildnis, sagtest du,
Kein Freund sei dir, keine St�tte
Wo du hinlegest dein Haupt.
Er aber, um den du mich verr�tst,
Er selber wird mein R�cher sein,
Wird dich verlassen, versto�en
T�ten dich.
Und sieh!  Dein Wort ist erf�llt:
Ausgesto�en steh ich da,
Gemieden wie das Tier der Wildnis,
Verlassen von ihm, um den ich dich verlie�,
Ohne Ruhstatt, leider (nicht) tot,
Mordgedanken im d�stern Sinn.
Freust du dich der Rache?
Nahst du mir?--Kinder!  Kinder!

(Hineilend und sie r�ttelnd.)

Kinder h�rt ihr nicht?  Steht auf.

Knabe

(aufwachend).
Was willst du?

Medea

(zu ihnen hingeschmiegt).
Schlingt die Arme um mich her!

Knabe.
Ich schlief so sanft!

Medea.
Wie k�nnt ihr schlafen?  schlafen?
Glaubt ihr weil eure Mutter wacht bei euch?
In schlimmern Feindes Hand wart ihr noch nie!
Wie k�nnt ihr schlafen hier in meiner N�he?
Geht da hinein, da drinnen m�gt ihr ruhn!

(Die Kinder gehen in den S�ulengang.)

So, sie sind fort!  Nun ist mir wieder wohl!--Und weil sie fort;
was ist wohl besser drum?
Mu� ich drum minder fliehn, noch heute fliehn?
Sie hier zur�ck bei meinen Feinden lassend?
Ist minder drum ihr Vater ein Verr�ter?
H�lt minder Hochzeit drum die neue Braut?  Morgen wenn die Sonne
aufgeht,
Steh ich schon allein,
Die Welt eine leere W�ste,
Ohne Kinder, ohne Gemahl
Auf blutig geritzten F��en
Wandernd ins Elend.--Wohin?
Sie aber freuen sich hier und lachen mein!
Meine Kinder am Halse der Fremden
Mir entfremdet, auf ewig fern.
Duldest du das?
Ist's nicht schon zu sp�t?
Zu sp�t zum Verzeihn?
Hat sie nicht schon, Kreusa, das Kleid,
Und den Becher, den flammenden Becher?
--Horch!--Noch nicht!--Aber bald wird's erschallen
Von Jammergeschrei in der K�nigsburg.
Sie kommen, sie t�ten mich!
Schonen auch der Kleinen nicht.
Horch!  jetzt rief's!--Helle zuckt empor!
Es ist geschehn!
Kein R�cktritt mehr!
Ganz sei es vollbracht!  Fort!

(Gora st�rzt aus dem Palaste.)

Gora.
O Greu'l!  Entsetzen!

Medea

(ihr entgegen).
Ist's geschehen?

Gora.
Weh!  Kreusa tot!  Flammend der Palast.

Medea.
Bist du dahin, wei�e Braut?
Verlockst du mir noch meine Kinder?
Lockst du sie?  lockst du sie?
Willst du sie haben auch dort?
Nicht dir, den G�ttern send ich sie!

Gora.
Was hast du getan?  Man kommt!

Medea.
Kommt man?  Zu sp�t!

(Sie eilt in den S�ulengang.)

Gora.
Weh mir!  Noch in meines Alters Tagen
Mu�t' ich unbewu�t dienen, so schwarzem Werk!
Rache riet ich selbst; doch solche Rache!
Aber wo sind die Kinder?  hier lie� ich sie!
Medea, wo bist du?  Deine Kinder, wo?

(Eilt in den S�ulengang.)

(Der Palast im Hintergrunde f�ngt an sich von einer innen
aufsteigenden Flamme zu erleuchten.)

Jasons Stimme.
Kreusa!  Kreusa!

K�nig (von innen).
Meine Tochter!

Gora (st�rzt au�er sich aus dem S�ulengange heraus und f�llt in der
Mitte des Theaters auf die Knie, sich das Gesicht mit den H�nden
verh�llend).
Was hab ich gesehn?--Entsetzen!

(Medea tritt aus dem S�ulengange, in der Linken einen Dolch, mit
der rechten, hocherhobenen Hand Stillschweigen gebietend.)

(Der Vorhang f�llt.)




F�nfter Aufzug

(Vorhof von Kreons Burg wie im vorigen Aufzuge.  Die Wohnung des
K�nigs im Hintergrunde ausgebrannt und noch rauchend.  Mannigfach
besch�ftigtes Volk f�llt den Schauplatz.  Morgend�mmerung.)
(Der K�nig schleppt Gora aus dem Palaste.  Mehrere Dienerinnen
Kreusas hinter ihm her.)

K�nig.
Heraus mit dir!  Du warst's, die meiner Tochter
Das Blutgeschenk gebracht, das sie verdarb!
O Tochter!  O Kreusa, du mein Kind!

(Gegen die Dienerinnen.)

Die war's?

Gora.
Ich war's.  Unbewu�t
Trug ich den Tod in dein Haus.

K�nig.
Unbewu�t?
O glaube nicht, der Strafe zu entgehn!

Gora.
Meinst du, mich schrecket deine Strafe?
Ich hab gesehn mit diesen meinen Augen
Die Kinder liegen tot in ihrem Blut,
Erw�rgt von der, die sie gebar,
Von der, die ich erzog, Medea,
Seitdem d�nkt Scherz mir jeder andre Greu'l!

K�nig.
Kreusa!  Oh, mein Kind!  Du Reine!  Treue!--
Erbebte dir die Hand nicht, Ungeheuer?
Als du den Tod hintrugst in ihre N�he.

Gora.
Um deine Tochter klag ich nicht.  Ihr ward ihr Recht!
Was griff sie nach des Ungl�cks letzter Habe?
Ich klag um meine Kinder, meine Lieben,
Die ich gesehn, von Mutterh�nden tot.
Ich wollt', ihr l�get allesamt im Grab
Mit dem Verr�ter, der sich Jason nennt,
Ich aber w�r' in Kolchis mit der Tochter
Und ihren Kindern; h�tt' euch nie gesehn,
Nie eure Stadt, die Unheil trifft mit Recht.

K�nig.
Du legst den Trotz wohl ab, wenn ich dich treffe!
Allein ist's auch gewi�, da� tot mein Kind?
So viele sagen's; keine hat's gesehn!
Kann man dem Feuer nicht entrinnen?
W�chst Flamme denn so schnell?  Nur langsam,
Nur z�gernd kriecht sie an den Sparren fort.
Wer wei� das nicht?  Und dennoch w�r' sie tot?
Stand erst so bl�hend, lebend vor mir da,
Und w�r' nun tot?  Ich kann's, ich darf's nicht glauben!
Die Augen wend ich unwillk�rlich hin
Und immer glaub ich, jetzt und jetzt und jetzt
Mu� sie sich zeigen, wei� in ihrer Sch�nheit
Herniedergleitend durch die schwarzen Tr�mmer.
Wer war dabei?  Wer sah es?--Du?--So sprich!
Dreh nicht die Augen so im Kopf herum!
Mit Worten t�te mich!--Ist sie dahin?

Magd.
Dahin!

K�nig.
Du sahst's?

Magd.
Ich sah's.  Sah wie die Flamme,
Hervor sich w�lzend aus dem Goldgef��,
Nach ihr--

K�nig.
Genug!--Sie sah's!--Sie ist nicht mehr!
Kreusa!  O mein Kind!  O meine Tochter!--
Einst--noch als Kind--verbrannte sie die Hand
Am Opferherd und qualvoll schrie sie auf.
Hin st�rz ich, fasse sie in meinen Arm
Die hei�en Finger mit den Lippen hauchend.
Da l�chelt sie, trotz ihren bittern Tr�nen
Und leise schluchzend spricht sie: 's ist nicht viel
Was tut der Schmerz?  Nur brennen, (brennen) nicht!
Und nun--

(Zu Gora.)

Wenn ich das Schwert hier zwanzigmal
Dir sto� in deinen Leib--was ist's dagegen?
Und wenn ich sie, die Gr��liche!--Wo ist sie,
Die mir mein Kind geraubt?
ich sch�ttle dir
Die Antwort mit der Seel' aus deinem Mund
Wenn du mir nicht gestehst: wo ist sie hin?

Gora.
Ich wei� es nicht und mag es auch nicht wissen!
Geh' unbegleitet sie in ihr Verderben.
Was weilt ihr?  T�tet mich!  Ich mag nicht leben!

K�nig.
Das findet sich; doch eher noch gestehst du!

Jason

(hinter der Szene).
Wo ist sie?  Gebt sie mir heraus!  Medea

(mit dem blo�en Schwerte in der Hand auftretend)

Man sagt mir, sie ward eingeholt!  Wo ist sie?
Du hier?  Und wo ist deine Herrin?

Gora.
Fort!

Jason.
Hat sie die Kinder?

Gora.
Nein!

Jason.
So sind sie?--

Gora.
Tot!
Ja tot!  du heuchelnder Verr�ter!--Tot!
Sie wollte sie vor deinem Anschaun retten,
Und da dir nichts zu heilig auf der Erde
Hat sie hinabgefl�chtet sie ins Grab.
Steh nur und starre nur den Boden an!
Du rufst es nicht herauf das liebe Paar.
Sie sind dahin und dessen freu ich mich!
Nein dessen nicht!--Doch da� du drob verzweifelst
Des freu ich mich!--Du heuchelnder Verr�ter,
Hast du sie nicht dahin gebracht?  Und du,
Du falscher K�nig, mit der Gleisnermiene?--
Habt ihr es nicht umstellt mit J�gernetzen
Des sch�ndlichen Verrats, das edle Wild,
Bis ohne Ausweg, in Verzweiflungswut
Es, �berspringend euer Garn, die Krone,
Des hohen Hauptes k�niglichen Schmuck
Mi�braucht zum Werkzeug ungewohnten Mords.
Ringt nur die H�nde, ringt sie ob euch selbst!

(Zum K�nig.)

Dein Kind, was sucht' es einer andern Bett?

(Zu Jason.)

Was stahlst du sie, hast du sie nicht geliebt?
Und liebtest du sie, was verst��t du sie?
La�t andre, (mich) la�t ihre Tat verdammen
Euch beiden widerfuhr nur euer Recht.
Ihr spottet nun nicht mehr der Kolcherin.--
Ich mag nicht l�nger leben auf der Erde
Zwei Kinder tot, das dritte hassenswert.
F�hrt mich nur fort und, wollt ihr, t�tet mich.
Auf etwas (Jenseits) hoff ich nun gewi�,
Hab ich gesehn doch, da� Vergeltung ist.

(Sie geht ab von einigen begleitet.)

(Pause.)

K�nig.
Tat ich ihr Unrecht--bei den hohen G�ttern
Ich hab es nicht gewollt!--Nun hin zu jenen Tr�mmern,
Da� wir die Reste suchen meines Kindes
Und sie bestatten in der Erde Scho�.

(Zu Jason.)

Du aber geh, wohin dein Fu� dich tr�gt.
Befleckter N�he, merk ich, ist gef�hrlich.
H�tt' ich dich nie gesehn, dich nie genommen
Mit Freundestreue in mein gastlich Haus.
Du hast die Tochter mir genommen!  Geh
Da� du nicht auch der Klage Trost mir nimmst!

Jason.
Du st��t mich fort?

K�nig.
Ich weise dich von mir.

Jason.
Was soll ich tun?

K�nig.
Das wird ein Gott dir sagen!

Jason.
Wer leitet meinen Tritt?  Wer unterst�tzt mich?
Mein Haupt ist wund, verletzt von Brandes Fall!
Wie, alles schweigt?  Kein F�hrer, kein Geleitet?
Folgt niemand mir, dem einst so viele folgten?
Geht, Schatten meiner Kinder denn voran
Und leitet mich zum Grab, das meiner harrt.

(Er geht.)

K�nig.
Nun auf, ans Werk!  Dann Trauer ewiglich!

(Nach der andern Seite ab.)

(Wilde, einsame Gegend von Wald und Felsen umschlossen, mit einer
H�tte.  Der Landmann auftretend.)

Landmann.
Wie sch�n der Morgen aufsteigt.  G�t'ge G�tter!
Nach all den St�rmen dieser finstern Nacht
Hebt eure Sonne sich in neuer Sch�nheit.

(Er geht in die H�tte.)

(Jason kommt wankend, auf sein Schwert gest�tzt.)

Jason.
Ich kann nicht weiter!  Weh!  Mein Haupt--es brennt--
Es gl�ht das Blut--am Gaumen klebt die Zunge!
Ist niemand da?  Soll ich allein verschmachten?
Hier ist die H�tte, die mir Obdach bot
Als ich, ein reicher Mann, ein reicher Vater
Hierherkam, neuerwachter Hoffnung voll!

(Anpochend.)

Nur einen Trunk!  Nur einen Ort zum Sterben!

(Der Landmann kommt heraus.)

Landmann.
Wer pocht?--Wer bist du Armer?  todesmatt?

Jason.
Nur Wasser!  Einen Trunk!--Ich bin der Jason!
Des Wunder-Vlieses Held!  Ein F�rst!  Ein K�nig!
Der Argonauten F�hrer Jason, ich!

Landmann.
Bist du der Jason?  so heb dich von hinnen.
Beflecke nicht mein Haus, da du's betrittst.
Hast meines K�nigs Tochter du get�tet
Nicht fordre Schutz vor seines Volkes T�r.

(Er geht hinein, die T�re schlie�end.)

Jason.
Er geht und l��t mich liegen hier am Weg!
Im Staub, getreten von des Wandrers F��en!
Dich ruf ich: Tod, f�hr mich zu meinen Kindern!

(Er sinkt nieder.)

(Medea tritt hinter einem Felsenst�ck hervor und steht mit einemmal
vor ihm, das Vlies wie einen Mantel um ihre Schultern tragend.)

Medea.
Jason!

Jason

(halb emporgerichtet).
Wer ruft?--Ha!  seh ich recht?  Bist du's?
Entsetzliche!  Du trittst noch vor mich hin?
Mein Schwert!  Mein Schwert!

(Er will aufspringen, sinkt aber wieder zur�ck.)

O weh mir!  Meine Glieder
Versagen mir den Dienst!--Gebrochen!--Hin!

Medea.
La� ab!  Du triffst mich nicht!  Ich bin ein Opfer
F�r eines andern Hand als f�r die deine!

Jason.
Wo hast du meine Kinder?

Medea.
Meine sind's!

Jason.
Wo hast du sie?

Medea.
Sie sind an einem Ort
Wo ihnen besser ist, als mir und dir.

Jason.
Tot sind sie, tot!

Medea.
Dir scheint der Tod das Schlimmste;
Ich kenn ein noch viel �rgres: elend sein.
H�tt'st du das Leben h�her nicht geachtet
Als es zu achten ist, uns w�r' nun anders.
Drum tragen wir!  Den Kindern ist's erspart!

Jason.
Das sagst du und stehst ruhig?

Medea.
Ruhig?  Ruhig?
W�r' dir mein Busen nicht auch jetzt verschlossen,
Wie er dir's immer war, du s�hst den Schmerz
Der endlos wallend wie ein brandend Meer
Die einzeln Tr�mmer meines Leids verschlingt
Und sie, verh�llt im Greuel der Verw�stung,
Mit sich w�lzt in das Unerme�liche.
Nicht traur' ich, da� die Kinder nicht mehr sind
Ich traure, da� sie (waren) und da� (wir) sind.

Jason.
O weh mir, weh!

Medea.
Du trage, was dich trifft,
Denn wahrlich, unverdient trifft es dich nicht!
Wie du vor mir liegst auf der nackten Erde,
So lag ich auch in Kolchis einst vor dir,
Und bat um Schonung, doch du schontest nicht!
Mit blindem Frevel griffst du nach den Losen,
Ob ich dir zurief gleich: du greifst den Tod.
So habe denn was trotzend du gewollt:
Den Tod.  Ich aber scheide jetzt von dir;
Auf immerdar.  Es ist das letztemal
In alle Ewigkeit das letztemal
Da� ich zu dir nun rede mein Gemahl.
Leb wohl.  Nach all den Freuden fr�hrer Tage,
In all den Schmerzen, die uns jetzt umnachten,
Zu all dem Jammer, der noch k�nftig droht
Sag ich dir Lebewohl, mein Gatte.
Ein kummervolles Dasein bricht dir an,
Doch was auch kommen mag: Halt aus!
Und sei im Tragen st�rker als im Handeln.
Willst du im Schmerz vergehn, so denk an mich
Und tr�ste dich an meinem gr��ern Jammer,
Die ich getan, wo du nur unterlassen.
Ich geh hinweg, den ungeheuern Schmerz
Fort mit mir tragend in die weite Welt.
Ein Dolchsto� w�re Labsal, doch nicht so!
Medea soll nicht durch Medeen sterben,
Mein fr�hres Leben, eines bessern Richters
Macht es mich w�rdig, als Medea ist.
Nach Delphi geh ich.  An des Gottes Altar
Von wo das Vlies einst Phryxus weggenommen
H�ng ich, dem dunkeln Gott das Seine gebend,
Es auf, das selbst die Flamme nicht verletzt
Und das hervorging ganz und unversehrt
Aus der Korintherf�rstin blut'gem Brande;
Dort stell ich mich den Priestern dar, sie fragend,
Ob sie mein Haupt zum Opfer nehmen an,
Ob sie mich senden in die ferne W�ste
In l�ngerm Leben findend l�ngre Qual.
Erkennst das Zeichen du, um das du rangst?
Das dir ein Ruhm war und ein Gl�ck dir schien?
Was ist der Erde Gl�ck?--Ein Schatten!
Was ist der Erde Ruhm?--Ein Traum!
Du Armer!  der von Schatten du getr�umt!
Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.
Ich scheide nun, leb wohl, mein Gatte!
Die wir zum Ungl�ck uns gefunden,
Im Ungl�ck scheiden wir.  Leb wohl!

Jason.
Verwaist!  Allein!  O meine Kinder!

Medea.
Trage!

Jason.
Verloren!

Medea.
Dulde!

Jason.
K�nnt' ich sterben!

Medea.
B��e!
Ich geh und niemals sieht dein Aug' mich wieder!

(Indem sie sich zum Fortgehen wendet f�llt der Vorhang.)


Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Das goldene Vlie�, von
Franz Grillparzer.






End of the Project Gutenberg EBook of Das goldene Vliess, by Franz Grillparzer

*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS GOLDENE VLIESS ***

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