The Project Gutenberg EBook of Timon von Athen, by William Shakespeare
#37 in our series by William Shakespeare

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Title: Timon von Athen

Author: William Shakespeare

Release Date: January, 2005 [EBook #7226]
[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
[This file was first posted on March 28, 2003]

Edition: 10

Language: German

Character set encoding: ISO-Latin-1

*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK TIMON VON ATHEN ***




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Timon von Athen.

William Shakespeare

�bersetzt von Christoph Martin Wieland


Personen.

Timon, ein edler Athenienser.
Lucius, Lucullus, Sempronius und Ventidius, Schmeichler und falsche
Freunde des Timon.
Alcibiades, ein General der Athenienser.
Apemanthus, ein Cynischer Philosoph.
Flavius, Timons Verwalter.
Flaminius, Lucilius und Servilius, Bediente des Timon.
Caphis, Varro, Philo, Titus, Lucius und Hortensius, Bediente von
den Gl�ubigern des Timon.
Ein Poet.
Ein Mahler.
Ein Juweelen-H�ndler.
Ein Galanterien-Kr�mer.
Ein Kauffmann.
Drey Diebe.
Etliche Senatoren.
Cupido und Masken.
Phrynia und Timandra, Maitressen des Alcibiades.
Verschiedne Bediente, Soldaten, und andre als stumme Personen.
Die Scene, Athen, und ein nicht weit davon gelegner Wald.




Erster Aufzug.



Erste Scene.
(Eine Halle in Timons Hause.)
(Der Poet, der Mahler, der Juweelen-H�ndler, der Kauffmann, und
 der Galanterie-Kr�mer treten durch verschiedne Th�ren auf.)


Poet.
Guten Tag, mein Herr.

Mahler.
Ich erfreue mich �ber euer Wohlbefinden.

Poet.
Ich hab' euch lange nicht gesehen; wie geht's in der Welt?

Mahler.
So da� es besser seyn k�nnte, mein Herr.

Poet.
Nun, das ist etwas bekanntes.  Aber was giebt es vor besondere
Seltenheiten?* Was ist so ausserordentlich, wovon wir nicht in den
Urkunden der Welt mehr als ein Beyspiel finden?--Seht, o Zauberey
der Freygebigkeit!  Alle diese Geister hat deine Macht
zusammenbeschworen, dir aufzuwarten--Ich kenne den Kauffmann.

Mahler.
Ich kenne beyde; der andere ist ein Juweelen-H�ndler.

Kauffmann.
O!  es ist ein w�rdiger Edelmann!

Juweelen-H�ndler.
Das ist ausgemacht.

Kauffmann.
Ein recht unvergleichlicher Mann, von einer unersch�pflichen und
immerw�hrenden G�tigkeit beseelt.  Er �bertrift --


Juweelen-H�ndler.
Ich habe hier ein Juweel--

Kauffmann.
O ich bitte euch, la�t mich's sehen--F�r den Lord Timon, mein Herr?

Juweelen-H�ndler.
Wenn er es so hoch bezahlt als es gesch�zt ist; doch was das
betrift --

Poet.
Wenn wir um Lohn den Lasterhaften singen,
So wird auch des Gerechten Lobes Glanz
Dadurch beflekt, das wir der Tugend bringen--

Kauffmann

(indem er das Juweel betrachtet.)


Es ist sch�n geschnitten.

Juweelen-H�ndler.
Und reich; was das f�r ein Wasser ist!  Seht ihr?

Mahler (zum Poeten.)
Mein Herr, ihr seyd, d�ucht mich, im Enthusiasmus, �ber irgend
einem Werk, das diesem grossen Mann gewidmet werden soll.

Poet.
Es ist eine Kleinigkeit, die mir in einer m�ssigen Stund' entgangen
ist.  Unsre Poesie ist wie ein Gummi, das daher entspringt, woher es
gen�hrt wird.  Das Feuer in dem Kiesel zeigt sich nicht eher bis es
herausgeschlagen wird; unsre anmuthige Flamme entz�ndet sich von
selbst, und �berstr�mt wie ein reissendes Wasser jeden Damm, der
sie einzw�ngen will.  Was habt ihr hier?

Mahler.
Ein Gem�hlde, mein Herr--Wenn kommt euer Werk ans Licht?

Poet.
An den Fersen meiner Gegenwart, mein Herr.  La�t mich euer St�k
sehen.

Mahler.
Es ist ein gutes St�k.

Poet.
Das ist es; das reicht an vortrefflich.

Mahler.
Ertr�glich.

Poet.
Bewundernsw�rdig!  Was f�r eine Wahrheit, welch ein Anstand in
dieser Stellung!  Was f�r eine geistige Kraft schie�t aus diesem
Auge!  Was f�r eine schwangre Einbildungskraft bewegt sich in diesen
Lippen!  Selbst die stumme Gebehrde wird hier zum Ausdruk --


Mahler.
Es ist eine ganz artige Nach�ffung der Natur; hier ist ein Strich--
Was sagt ihr davon?

Poet.
Ich will nichts sagen, als, er meistert die Natur selbst; eine
k�nstliche Bewegung lebt in diesen Strichen, die lebhafter ist als
das Leben selbst.  (Einige Senatoren zu den Vorigen.)

Mahler.
Wie viel Aufwart dieser Herr hat!

Poet.
Die Senatoren von Athen!  Gl�klicher Mann!

Mahler.
Seht, noch etliche.

Poet.
Ihr seht diesen Zusammenflu�, diese grosse Fluth von Besuchern--Ich
habe in diesem rohen Werk einen Mann entworffen, den diese
Unterwelt mit �berschwenglicher Hochachtung umfa�t, und in die Arme
schlie�t.  Meine freye Absicht h�lt keinen besondern Lauf, sondern
bewegt sich selbst in einer weiten See von Wachs; keine ges�urte
Bosheit vergiftet ein einziges Comma in dem Lauf den ich halte:
sondern er fliegt einen Adler-Flug, k�hn, in einem fort, und l��t
keine Spur zur�k.

Mahler.
Wie soll ich euch verstehen?

Poet.
Ich will es euch aufrigeln.  Ihr seht wie alle St�nde, wie alle
Arten von Leute, sowohl die von glatter und schl�pfriger als die
von spr�der und herber Beschaffenheit, ihre Dienste zu den F�ssen
des Lord Timon legen: Sein grosser Reichthum, der an seiner
leutseligen und g�tigen Gem�thsart h�ngt, �berw�ltigt alle Arten
von Herzen, und macht sie zu seinen freywilligen Unterthanen; ja,
von dem Spiegelartigen Schmeichler bis zum Apemanthus, der wenige
Dinge so sehr liebt als sich selbst zu verabscheuen; aber auch
dieser gie�t sich auf die Knie vor ihm hin, und kehrt vergn�gt, und
durch ein Kopfniken des Timons, in seinen Gedanken, h�chst gl�klich
von ihm zur�k.

Mahler.
Ich sah sie mit einander reden.

Poet.
Ich dichte also das Gl�k, auf einem hohen und anmuthigen H�gel
gethront.  Der Fu� des Berges ist mit allen Arten von Personen und
Verdiensten dicht umgeben, die sich bestreben sich auf dem Busen
dieser Sph�re festzusezen.  Unter allen diesen Wesen, deren Augen
auf diese allgewaltige Beherrscherin geheftet sind, personificire
ich einen in Timons Gestalt, den Fortuna mit ihrer elfenbeinernen
Hand zu sich winkt, und durch diese Gunst in ebendemselben
Augenblik alle seine Nebenbuhler zu seinen Dienern und Sclaven
macht.

Mahler.
Eine mahlerische Idee!  Dieser Thron, diese Fortuna und dieser H�gel,
mit einem Manne, dem aus den �brigen untenstehenden emporgewinkt
wird, und der sein Haupt gegen den schrofen Berg beugt, um zu
seinem Gl�k hinaufzuklettern, w�rde, nach unsrer Kunst, wohl
ausgesonnen seyn.

Poet.
Nein, h�rt mich nur weiter: Alle diese, die so k�rzlich erst seines
gleichen waren, einige besser als er, folgen in diesem Augenblik
seinen Schritten, dr�ngen sich aufwartsam um ihn her, regnen
fl�sternde Schmeichlereyen in sein Ohr, machen sogar seine
Schuhriemen zu einem Heiligthum, und trinken die freye Luft durch
ihn.

Mahler.
Zum Henker, was wollt ihr mit diesen?

Poet.
Sobald nun Fortuna, in einem Ansto� von Wankelmuth den, der kaum
ihr Liebling war, mit F�ssen tritt; so seht ihr, wie alle seine
Verehrer, die mit Knien und H�nden sich auf den Gipfel des Berges
hinaufarbeiteten, ihn hinunter schl�pfen lassen, ohne da� nur ein
einziger seinen ausglitschenden Fu� begleiten wollte.

Mahler.
Das ist gemein; ich kan euch tausend moralische Gem�hlde zeigen,
die dergleichen pl�zliche Gl�ks-Streiche weit lebhafter vorstellen
sollen, als Worte.  Doch thut ihr wohl, dem Lord Timon zu zeigen,
da� es schon begegnet ist, da� erniedrigte Augen den Fu� �ber dem
Kopf gesehen haben.  * Unser Autor hat, wie der Augenschein zeigt,
seinen Poeten in diesem St�ke zu einem schlechten Kerl gemacht.
Damit sein Charakter aber nicht der Profe�ion selbst nachtheilig
sey, so hat er ihn zu einem eben so schlechten Poeten gemacht, als
er ein schlechter Mann ist.  Ein untr�gliches Kennzeichen von dem
falschen Geschmak und unreiffen Urtheil, so er ihm beylegt, ist
seine Liebe zu allem was seltsam, erstaunlich und abentheurlich,
und eine Verachtung alles dessen, was gew�hnlich oder der Natur
gem�� ist.  Warb�rton.

(Inspicere tanquam in speculum jubeo)--    (Terent.)



Zweyte Scene.
(Trompeten.  Timon tritt auf, und wendet sich auf eine leutselige
 Art an die verschiednen Personen, die ihm die Aufwartung machen.)


Timon (zu einem Boten.)
Er sizt im Gef�ngni�, sagt ihr?

Bote.
Ja, gn�diger Herr; Seine Schulden belauffen sich auf f�nf Talente,
seine Mittel sind sehr knapp, seine Glaubiger sehr dringend; er
bittet euch, an diejenige, die ihn eingesezt haben, zu seinem Behuf
zu schreiben, und w�rde ohne allen Trost seyn, wenn ihr ihm diese
Gunst versagen w�rdet.

Timon.
Der edle Ventidius!  Gut!  Ich bin nicht von der Art, meinen Freund
zu verlassen, wenn er meiner am meisten n�thig hat.  Ich wei�, er
ist ein Edelmann, der wohl verdient, da� man ihm aushelfe; ich will
es thun, ich will die Schuld bezahlen, und ihn befreyen.

Bote.
Euer Gnaden verpflichtet sich ihn auf ewig.

Timon.
Empfehlt mich ihm; ich will ihm seine Ranzion schiken, und ihn,
wenn er wieder frey seyn wird, zu mir einladen.  Es ist nicht genug,
dem Schwachen aufzuhelfen, man mu� ihm auch den Arm zum Gehen
leyhen.  Lebt wohl.

Bote.
Ich w�nsche Euer Gnaden tausend Wohlergehen.

(Geht ab.)


(Ein alter Athenienser tritt auf.)

Alter Athenienser.
Lord Timon, h�rt mich reden.

Timon.
Rede frey, mein guter alter Vater.

Alter Athenienser.
Du hast einen Diener, namens Lucilius.

Timon.
So ist's; was soll er dann?

Alter Athenienser.
Sehr edler Timon, la� diesen Mann sogleich vor dich kommen.

Timon.
Ist er hier oder nicht?--Lucilius!--(Lucilius tritt auf.)

Lucilius.
Hier, was befehlen Euer Gnaden?

Alter Athenienser.
Dieser Bursche hier, Lord Timon, dieser dein Diener besucht des
Nachts mein Haus.  Ich bin ein Mann, der von der Jugend an sich M�h
gegeben hat, etwas zu erwerben, und mein Verm�gen erheischt einen
gewichtigern Erben, als einen der auf einem h�lzernen Teller i�t.

Timon.
Gut; was weiter?

Alter Athenienser.
Ich hab' eine einzige Tochter, und sonst keinen Anverwandten, dem
ich vermachen k�nnte was ich erworben habe.  Das M�dchen ist h�bsch,
so jung als eine Braut seyn kan, und ich habe keine Kosten gespart,
sie zu den besten Eigenschaften zu erziehen.  Dieser dein Diener
bewirbt sich um ihre Liebe; ich bitte dich, edler Lord, vereinige
dich mit mir, ihm ihren Umgang zu untersagen; ich selbst hab' es
fruchtlos gethan.

Timon.
Der Mann ist ein ehrlicher Mann.

Alter Athenienser.
So wird er's auch hierinn seyn, Timon.  Seine Ehrlichkeit belohnt
ihn durch sich selbst, sie soll ihm nicht meine Tochter kuppeln.

Timon.
Liebt sie ihn?

Alter Athenienser.
Sie ist jung und mannbar; unsre eigene ehmalige Leidenschaften
lehren uns, wie leichtsinnig die Jugend ist.

Timon (zu Lucilius.)
Liebt ihr das M�dchen?

Lucilius.
Ja, mein Gn�diger Herr, und sie ist es zufrieden.

Alter Athenienser.
Wenn sie einander ohne meine Einwilligung heurathen, so rufe ich
die G�tter zu Zeugen, da� ich meinen Erben aus den Bettlern auf der
Strasse w�hlen, und ihnen alles entziehen will.

Timon.
Wieviel soll sie zum Brautschaz haben, wenn sie einen Mann
heurathete, der ihr an Verm�gen gleich w�re?

Alter Athenienser.
Drey Talente f�rs Gegenw�rtige, und k�nftig alles.

Timon.
Dieser wakere Mann hat mir lange gedient; um sein Gl�k zu machen,
will ich mich ein wenig angreiffen; es ist eine Pflicht der
Menschlichkeit.  Gieb ihm deine Tochter; so viel du ihr giebst, will
ich ihm auch geben, um zu machen, da� er so viel w�gen soll als sie.

Alter Athenienser.
Sehr edler Lord, verspreche mir das auf euer Ehrenwort, so soll er
sie haben.

Timon.
Hier hast du meine Hand, mein Ehrenwort ist mein Versprechen.

Lucilius.
Ich danke Euer Gnaden dem�thigst; nimmer m�ge mir das Gl�k gedeyhen,
welches ich nicht eurer G�te schuldig zu seyn erkenne.

(Lucilius und der Alte Athenienser gehen ab.)



Poet.
Nehmet diese Arbeit so g�tig auf, als die W�nsche, die ich f�r Euer
Gnaden langes Leben thue.

Timon.
Ich danke euch, ihr sollt gleich mehr von mir h�ren; geht nicht weg--
Was habt ihr hier, mein Freund?

Mahler.
Ein Gem�hlde, welches ich Euer Gnaden bitte anzunehmen.

Timon.
Mahlerey ist mir allezeit willkommen.  Seitdem die Falschheit mit
der Natur des Menschen ein Gewerbe treibt, ist ein gemahlter Mensch
soviel als ein nat�rlicher; gemahlte Figuren sind gerade das, wof�r
sie sich geben.  Euer Werk gef�llt mir, und ihr sollt finden, da� es
mir gef�llt; wartet, bis ihr wieder von mir h�rt.

Mahler.
Die G�tter erhalten euch!

Timon.
Lebt wol, mein Herr; gebt mir eure Hand, wir m�ssen heute mit
einander zu mittagessen.  Mein Herr, euer Juweel hat von
allzugrossem Lob gelitten.

Juweelen-H�ndler.
Wie, Milord?  Ist es mi�f�llig?

Timon.
Es ist mir bis zum Ekel angepriesen worden.  Wenn ich es bezahlen
sollte, wie es gesch�zt wird, so m��te ich mich zu Grunde richten.

Juweelen-H�ndler.
Gn�diger Herr, es ist so gesch�zt wie diejenige, die es verkauffen,
es gerne g�ben; ihr wi�t aber wol, da� Dinge von gleichem Werth,
wenn sie ungleiche Eigenth�mer haben, nach ihren Besizern gesch�zt
werden; glaubt mir, Gn�diger Herr, das Juweel w�rde einen noch
gr�ssern Werth erhalten, wenn ihr es tr�get.

Timon.
Ihr scherzet mit mir, mein guter Mann.

Kauffmann.
Nein, Gn�diger Herr, er redt nur die gemeine Sprache, die alle
Leute mit ihm reden.

Timon.
Seht, wer hier kommt--Wollt ihr ausgescholten seyn?



Dritte Scene.
(Apemanthus)* (zu den Vorigen.)

{ed.-* Sehet diesen Character eines Cynikers, sehr fein vom Lucian in
seinem Ausruf der Philosophen gezeichnet, und wie gut Shakespear
ihn copirt hat.  Warb�rton.}


Juweelen-H�ndler.
Wir wollen's mit Euer Gnaden theilen.

Kauffmann.
Er wird keinen verschonen.

Timon.
Guten Morgen, mein angenehmster Apemanthus.

Apemanthus.
Warte du auf einen Gegengru�, bis ich angenehm werde.

Poet.
Wenn werden wir das Gl�k haben, das zu erleben?

Apemanthus.
Wenn du Timons Hund seyn wirst, und diese Schelmen ehrlich.

Timon.
Warum nennst du sie Schelme?  Du kennst sie nicht.

Apemanthus.
Sind sie nicht Athenienser?

Timon.
Ja.

Apemanthus.
So nehm' ich mein Wort nicht zur�k.

Juweelen-H�ndler.
Ihr kennt mich, Apemanthus.

Apemanthus.
Du wei�st da� ich dich kenne, ich nannte dich bey deinem Namen.

Timon.
Du bist stolz, Apemanthus.

Apemanthus.
Auf nichts so sehr, als das ich dem Timon nicht �hnlich bin.

Timon.
Wo willt du hin?

Apemanthus.
Einem ehrlichen Athenienser das Hirn ausschlagen.

Timon.
Das w�r' eine That, wof�r du sterben m��test.

Apemanthus.
Richtig, wenn das Gesez eine Todesstrafe auf nichts thun sezt.

Timon.
Wie gef�llt dir dieses Gem�hlde, Apemanthus?

Apemanthus.
Am besten, weil es nichts b�ses thut.

Timon.
Arbeitete der nicht gut, der es mahlte?

Apemanthus.
Der arbeitete noch besser, der den Mahler machte; und doch ist er
nur ein schlechtes St�k Arbeit.

Mahler.
Ihr seyd ein Hund.

Apemanthus.
Deine Mutter ist von meinem Stamme; was war sie, wenn ich ein Hund
bin?

Timon.
Apemanthus, willt du mit mir zu mittagessen?

Apemanthus.
Nein, ich esse keine grosse Herren.

Timon.
Wenn du es th�test, w�rden die Damen �ber dich b�se werden.

Apemanthus.
O!  die verschlingen gar die grossen Herren, und kriegen dike B�uche
davon.

Timon.
Das ist ein unz�chtiger Einfall.

Apemanthus.
So nimmst du ihn auf; nimm ihn f�r deine M�he.

Timon.
Wie gef�llt dir dieses Juweel, Apemanthus?

Apemanthus.
Nicht so wol wie Aufrichtigkeit, die doch einen keinen Heller
kostet.

Timon.
Wie viel meynst du, da� es werth sey?

Apemanthus.
Nicht werth da� ich darauf denke.  Wie steht's, Poet?

Poet.
Wie steht's Philosoph?

Apemanthus.
Du l�gst.

Poet.
Bist du keiner.

Apemanthus.
Ja.

Poet.
So l�g' ich nicht.

Apemanthus.
Bist du nicht ein Poet?

Poet.
Ja.

Apemanthus.
So l�gst du also: schau in dein leztes Werk; worinn du dichtest,
da� er ein w�rdiger Mann sey.

Poet.
Das ist nicht gedichtet, er ist es.

Apemanthus.
Ja, er ist deiner w�rdig, und w�rdig dich f�r deine Arbeit zu
bezahlen.  Wer sich gerne schmeicheln l��t, ist seines Schmeichlers
w�rdig.  G�tter!  m�cht' ich nur ein grosser Herr seyn!

Timon.
Was wolltest du denn thun, Apemanthus?

Apemanthus.
Eben das was Apemanthus izt thut, einen grossen Herrn hassen.

Timon.
Wie, dich selbst?

Apemanthus.
Ja.

Timon.
Warum denn?

Apemanthus.
Das ich nicht mehr Verstand h�tte, als ein grosser Herr zu seyn--
Bist du nicht ein Kauffmann?

Kauffmann.
Ja, Apemanthus.

Apemanthus.
Die Handelschaft verderbe dich, wenn es die G�tter nicht thun
wollen!

Kauffmann.
Wenn es die Handelschaft thut, so thun es die G�tter.

Apemanthus.
Die Handelschaft ist dein Gott, und dein Gott verderbe dich!  (Man
h�rt Trompeten.  Ein Bote tritt auf.)

Timon.
Was f�r Trompeten sind das?

Bote.
Es ist Alcibiades mit etlichen zwanzig Reitern, die ihn begleiten.

Timon.
Ich bitte euch, geht ihnen entgegen, ladet sie zu mir ein--ihr m��t
schlechterdings mit mir zu mittagessen--Geht nicht von hier bis ich
euch gedankt habe, und nach dem Essen, zeigt mir dieses St�k; ich
erfreue mich euch zu sehen.  (Alcibiades und seine Begleiter treten
auf.) Sehr willkommen, mein Herr.

(Sie b�ken sich, und umarmen einander.)

Apemanthus.
So, so!  da� euch die Gicht l�hme und ausd�rre, ihr biegsamen
Gelenke!  Warum sollten auch diese artigen s�ssen Schelmen einander
nicht lieb haben!  Wahrhaftig das menschliche Geschlecht wird zu
lauter Affen und Meerkazen.

Alcibiades.
Ich sehnte mich so sehr euch zu sehen, da� ich es nicht satt werden
kan.

Timon.
Sehr willkommen, mein Herr; ehe wir scheiden, wollen wir einige
Tage mit allerhand Lustbarkeiten zubringen.  Ich bitte euch, la�t
uns hinein gehen.

(Sie gehen ab.)



Vierte Scene.
(Apemanthus bleibt; zu ihm Lucius und Lucullus.)


Lucius.
Wie viel ist die Zeit, Apemanthus?

Apemanthus.
Zeit ehrlich zu seyn.

Lucius.
Diese Zeit ist immer.

Apemanthus.
Ein desto schlimmerer Bube bist du, da� du sie immer vorbeyl�ssest.

Lucullus.
Gehst du zu des Lord Timons Gastmahl?

Apemanthus.
Ja, um zu sehen, wie Speisen Schelme f�llen, und Wein Narren erhizt.

Lucius.
Lebe wohl, lebe wohl.

Apemanthus.
Du bist ein Narr, da� du mir zweymal lebe wohl sagst.

Lucullus.
Warum, Apemanthus?

Apemanthus.
Du h�ttest eines f�r dich selbst behalten sollen, denn von mir
kriegst du keines.

Lucius.
H�ng' dich auf!

Apemanthus.
Nein, ich will nichts thun, das du mir sagst; mache deine
Fordrungen an deinen Freund.

Lucius.
Hinweg du unvertr�glicher Hund, oder--ich stosse dich mit den
F�ssen hinaus.

Apemanthus.
Ich will fliehen, wie ein Hund vor den Hinterf�ssen eines Esels.

Lucius.
Er ist ein Antipode der Menschlichkeit.  Kommt, wollen wir
hineingehen, und an Lord Timons Freygebigkeit Antheil nehmen?  In
der That er �bertrift die G�te selbst.

Lucullus.
Das thut er.  Plutus, der Gott des Reichthums ist nur sein Haus-
Hofmeister: Das kleinste Verdienst, das sich jemand um ihn macht,
bezahlt er siebenf�ltig �ber seinen Werth; und das kleinste
Geschenk das er annimmt, zieht dem Geber eine Erstattung zu, die
alle gew�hnliche Erkenntlichkeit �bertrift.

Lucius.
Er hat das edelste Gem�th, das jemals einen Mann regiert hat.

Lucullus.
M�g' er lang' in diesem gl�klichen Stande leben, wollen wir hinein?

Lucius.
Ich will euch Gesellschaft leisten.

(Sie gehen ab.)



F�nfte Scene.
(Ein grosser Saal in Timons Hause.)
(Eine Musik mit Hautbois; Es wird ein grosses Banquet aufgetragen;
 Timon, Lucius, Lucullus, Sempronius und andre Atheniensische
 Senatoren, treten mit Ventidius auf.  Wenn alle herein gekommen sind,
 schlendert auch Apemanthus, mit mi�vergn�gtem Gesicht, hinter
 ihnen drein.)


Ventidius.
H�chstgeehrter Timon!  es hat den G�ttern gefallen, meinen alten
Vater in seine Ruhe eingehen zu lassen.  Er ist gl�klich vom
Schauplaz gegangen, und hat mich reich hinterlassen.  Ich gebe euch
also, wie die Dankbarkeit gegen euer gro�m�thiges Herz mich
verpflichtet, diese Talente, durch deren H�lf ich meine Freyheit
wieder erlangt, mit verdoppeltem Dank und Erbietung meiner
Gegendienste zur�k.

Timon.
O, das kan nicht seyn, mein rechtschaffner Ventidius; ihr mi�kennet
meine Freundschaft: Ich gab sie mit willigem Herzen hin; und wer
kan mit Wahrheit sagen, da� er gebe, wenn er wieder empf�ngt?  Wenn
h�here als wir sind es thun, so steht es doch uns nicht an.

Apemanthus.
Ahme ihnen k�hnlich nach; n�zliche Laster sind sch�n.

Ventidius.
Welch eine edle Denkungsart!

Timon,

(indem er sieht, da� seine G�ste viele Complimente und Umst�nde
machen, eh sie sich sezen.)


Ceremonien sind nur erfunden worden, um falschen Thaten, holen
Bewillkommungen, und erzwungner Gutth�tigkeit eine Glasur zu geben;
aber, wo wahre Freundschaft ist, bedarf es nichts dergleichen.  Ich
bitte euch, nehmet Plaz; ihr seyd mir willkommner zu meinem
Wohlstand, als er mir selbst ist.

(Sie sezen sich.)

Lucius.
Wir sind immer davon �berzeugt gewesen.

Apemanthus.
Ho, ho, �berzeugt gewesen?  Da� ihr gehangen w�r't!

Timon.
Ha, Apemanthus!  Ihr seyd willkommen.

Apemanthus.
Ich will es aber nicht seyn; ich komme nur, da� du mich zur Th�re
hinausstossest.

Timon.
Pfui, wie grob du bist!  Ihr habt da einen Humor angenommen, der
einem Mann nicht gut l��t; es ist gar nicht h�bsch.  Man sagt sonst,
meine Herren, (ira furor brevis est), aber dieser Mann dort ist
immer entr�stet.

Apemanthus.
La� mich auf deine Gefahr da bleiben, Timon; ich komme,
Beobachtungen zu machen, ich will dich gewarnt haben.

Timon.
Und ich gebe dir keine Acht; du bist ein Athenienser, und also
willkommen; ich m�chte f�r mich selbst kein Verm�gen haben--Ich
bitte dich, la� meine Sch�sseln dich zum Stillschweigen bringen.

Apemanthus.
Ich verschm�he deine Sch�sseln; ich wollt' eher dran erworgen, eh
ich dir jemals schmeicheln wollte.  O ihr G�tter, wieviel Leute
essen den Timon, und er sieht sie nicht!  Es schmerzt mich, ihrer so
viele zu sehen, die ihren Bissen in eines einzigen Mannes Blut
tauchen; und das unsinnigste ist, da� er sie noch dazu aufmuntert.
Mich wundert nur, da� es Menschen giebt, die sich bey andern
Menschen sicher halten.  Sie sollten einander ohne Messer einladen,
es w�re gut f�r ihre Sch�sseln, und sichrer f�r ihr Leben.  An
Beyspielen fehlt es nicht; der Bursche, zum Exempel, der hier zu
n�chst an ihm sizt, das Brodt mit ihm theilt, und thut als ob er
auch den Athem mit ihm theilen wollte, ist alle Augenblike
bereitwillig, ihm einen Dolch in das Herz zu stossen.  Es sind
Beweise davon da.  W�r' ich ein grosser Herr, ich h�tte das Herz
nicht zu trinken, aus Furcht, sie m�chten aussp�hen, wo sie meiner
Luftr�hre am besten beykommen k�nnten; grosse Herren sollten nicht
anders trinken, als mit einem Harnisch um ihre Gurgel.

Timon (indem er dem Lucullus zutrinkt.)
Milord, von Herzen; la�t die Gesundheit herumgehen.

Lucullus.
La�t sie diesen Weg gehen, mein werthester Lord.

Apemanthus.
Diesen Weg gehen--Ein braver Kerl; er wei� die Zeit wol in Acht zu
nehmen; diese Gesundheiten werden noch machen, da� du und dein
Verm�gen die Schwindsucht kriegen werden, Timon.

(Er langt ein St�k Brodt und einen Krug mit Wasser aus seiner
Tasche.)

Hier ist etwas, das zu schwach ist, ein S�nder zu seyn, ehrliches
Wasser, das noch niemand in den Schuld-Thurm gebracht hat.  Mein
Essen schikt sich zu meinem Trank--

(Er stellt sich hin, das Tisch-Gebett zu sprechen.)

Gastm�hler sind zu stolz, den G�ttern Dank zu sagen.

Apemanthus (betet:)
(Ihr G�tter, ich spreche euch um keine Reichth�mer an, denn ich
achte sie f�r Quark; ich bitte f�r niemand, als mich selbst.
Verleihet, da� ich niemals so ein guter Narr werde, einem Mann auf
seinen Eyd zu trauen, oder einer Hure auf ihre Thr�nen, oder einem
Hund, der zu schlafen scheint, oder meinen Freunden, wenn ich ihrer
n�thig habe; Amen, Amen.) Izt zugegriffen!  Reiche Leute s�ndigen,
und ich esse Wurzeln.

Timon.
General Alcibiades, mich d�ucht, euer Herz ist diesen Augenblik im
Felde.

Alcibiades.
Mein Herz ist allenthalben zu euern Diensten, Milord.

Timon.
Ihr w�ret lieber bey einem Fr�hst�k von Feinden, als bey einem
Mittag-Essen von Freunden gewesen.

Alcibiades.
Wenn sie so frisch bluten, so ist kein besseres Gericht als sie;
ich wollte meinen Freund zu einem solchen Schmaus w�nschen.*

Apemanthus.
Ich wollte also, da� alle diese Schmarozer deine Feinde w�ren,
damit du sie umbr�chtest, und mich darauf zu Gaste b�test.

Lucullus.
M�chten wir nur das Gl�k haben, Milord, da� ihr uns einmal durch
etwas auf die Probe sezen wolltet, wobey wir euch unsre Ergebenheit
in etwas zeigen k�nnten; es w�rde uns nichts mehr zu w�nschen �brig
bleiben.

Timon.
O, meine guten Freunde, ich zweifle keinen Augenblik, da� die
G�tter f�r Gelegenheiten gesorgt haben, wo ich eben so viel H�lfe
von euch erhalten werde; wie w�ret ihr sonst meine Freunde gewesen?
Warum tr�get ihr diesen herzr�hrenden Namen, vor tausenden, wenn
ihr mein Herz nicht n�her angienget?  Ich habe �ber diesen Punct
mehr von euch zu mir selbst gesagt, als ihr mit Bescheidenheit zu
euerm eignen Behuf sagen k�nntet.  Ihr G�tter, denke ich, wozu
brauchten wir Freunde zu haben, wenn wir sie niemals n�thig h�tten;
sie w�rden wie liebliche Instrumente seyn, die in Futteralen
aufgehangen sind, und ihre T�ne f�r sich selbst behalten.  Mein
Vertrauen zu euch geht so weit, da� ich mich oft �rmer gew�nscht
habe, damit ich euch n�her kommen m�chte; wir sind dazu gebohren,
Gutes zu thun.  Und was k�nnen wir gewisser und eigentlicher unser
eigen nennen, als die Reichth�mer unsrer Freunde?  O!  was f�r ein
unsch�zbarer Trost ist das, so viele zu haben, die, wie Br�der,
einer �ber des andern Gl�k und Verm�gen schalten k�nnen!  O Freude,
die schon eine Freude ist, eh sie gebohren werden kan!  Meine Augen
k�nnen nicht Wasser halten, d�ucht mich; ihren Fehler zu verbessern,
trink ich euch zu!

Apemanthus.
Du weinst nur, um zu machen, da� sie dich trinken.

Lucullus.
Das Vergn�gen ward auf die nemliche Art in unsern Augen empfangen,
und kam in demselben Augenblik wie ein neugebohrnes Kind hervor.

Apemanthus.
Ho, ho!  ich mu� lachen, wenn ich denke, da� dieses Kind ein Bastard
ist.

Ein andrer von den G�sten.
Ich versichre euch, ihr habt mich ausserordentlich ger�hrt.

Apemanthus.
Ausserordentlich!

(Man h�rt einen Trompeten-Sto�.)

Timon.
Was will diese Trompete?  was giebt's?  (Ein Bedienter kommt herein.)

Bedienter.
Gn�diger Herr, es sind etliche Frauenzimmer draussen, welche gerne
vorgelassen werden m�chten.

Timon.
Frauenzimmer?  Was wollen sie?

Bedienter.
Sie bringen einen Vorredner mit, der das Amt tr�gt, ihr Gewerb
anzubringen.

Timon.
Ich bitte, la�t sie hereinkommen.  * Diese Scytische Art zu reden,
ist nicht im Character eines Atheniensers, noch des Alcibiades.  Der
Alcibiades unsere Autors in diesem St�k gleicht dem Alcibiades, den
Plutarch schildert, wie ein Affe einem Menschen; er ist ein Held in
Ostadens Geschmak gemahlt, oder wie--(Dieu le Pere dans sa gloire
�ternelle, peint galamment dans le gout de Wateau.)



Sechste Scene.
(Cupido mit etlichen Weibspersonen, die als Amazonen gekleidet
 sind, und ein Balletformiren.)


Cupido.
Heil dir, w�rdiger Timon, und euch allen, die seine G�tigkeiten
schmeken!  Die f�nf vorz�glichsten Sinnen erkennen dich f�r ihren
Gutth�ter, und kommen, deiner �berfliessenden Gro�muth Dank zu
erstatten.  Das Ohr, der Geschmak, der Geruch und das Gef�hl stehen
befriedigt von deiner Tafel auf, diese hier kommen nun, deinen
Augen einen Schmaus zu geben.

Timon.
Sie sind alle willkommen; la�t ihnen freundlich begegnet werden;
la�t Musik ihren Willkomm machen.

Lucius.
Ihr sehet, Milord, wie ausserordentlich ihr geliebt werdet.

Apemanthus.
Heyda!  Was f�r ein Geschweif von Eitelkeit zieht daher!  Sie tanzen,
sie sind dem Tollhaus entloffen, glaub' ich.*

{ed.-* Apemanthus f�hrt hier im Original in etlichen Zeilen fort, �ber
die Weltfreuden und die Schmeichler loszuziehen; es ist aber,
ungeachtet der Bem�hung des Hrn.  Warb�rton, so wenig Zusammenhang
in dieser corrupten Rede, da� man sie lieber gar weggelassen; da es
ohnehin weiter nichts als eine ganz allt�gliche Capucinade ist, an
der man wenig verliehrt.}

(Nach geendigtem Tanz stehen die G�ste von der Tafel auf, und
machen dem Timon eine Menge feyrlicher Ehrenbezeugungen: Ein jeder
lie�t sich sodann eine Amazonin aus, und so tanzen sie paarweise
einen oder Zween muntre T�nze, und h�ren auf.)

Timon.
Meine sch�nen Damen, ihr habt unserer Lustbarkeit einen Reiz
gegeben, ohne den sie nicht halb so sch�n und anmuthig war.  Eure
Gegenwart hat ihr erst einen Werth und lebhaften Glanz gegeben, und
das Vergn�gen vollkommen gemacht, das ich meinen G�sten zu
verschaffen gew�nscht habe.  Ich bin euch sehr daf�r verbunden.

Lucius.
Milord, ihr nehmt sie uns gerade wie es am besten gegangen w�re.

Timon.
Mesdames, es ist hier in dem Nebenzimmer eine kleine Tafel f�r euch
gedekt.  Nehmet einige Erfrischungen, wenn es euch beliebt.

Alle Frauenzimmer.
Mit vielem Dank, Milord.

(Sie gehen ab.)

Timon.
Flavius--

Flavius.
Gn�diger Herr--

Timon.
Bringt mir das kleine K�stchen her.

Flavius.
Ja, Gn�diger Herr.

(Bey Seite.)

Noch mehr Juweelen?  Man darf ihm nicht einreden, wenn er in einer
Laune ist, sonst sollt ich ihm sagen--Gut!--In der That ich sollte;
wenn es zu sp�te seyn wird, wird er selbst w�nschen, da� man ihm
eingeredet h�tte.  Es ist zu bedauren, da� die Freygebigkeit hinten
am Kopf keine Augen hat, damit ein ehrlicher Mann nicht durch ein
allzu gutes Herz ungl�klich werden k�nnte.

Lucullus.
Wo sind unsre Leute?

Bedienter.
Hier, Gn�diger Herr.

Lucullus.
Unsre Pferde!

Timon.
O meine guten Freunde!

(zu Lucullus.)

Ich hab' euch nur ein Wort zu sagen: Sehet hier Mylord; ich bitte
euch, erwei�t mir die Ehre, dieses Kleinod anzunehmen und zu tragen,
mein g�tiger Lord!

Lucullus.
Ich bin schon so sehr euer Schuldner--

Alle.
Das sind wir alle.

(Lucius, Lucullus, und die �brigen gehen ab.)



Siebende Scene.
(Ein Bedienter zu Timon.)


Bedienter.
Gn�diger Herr, etliche Edelleute, die k�rzlich in den Senat
bef�rdert worden, wollen euch ihren Besuch machen.

Timon.
Sie sind h�chstens willkommen.  (Flavius kommt wieder zur�k.)

Flavius.
Ich bitte Euer Gnaden, erlaubet mir ein Wort; es geht euch sehr nah
an.

Timon.  Mich?  Nun, so will ich dich ein andermal anh�ren.  Ich bitte,
sorge davor, da� wir ihnen mit etwas aufwarten k�nnen.

Flavius (vor sich.)
Ich wei� kaum womit.  (Ein andrer Bedienter.)

2. Bedienter.
Mit Euer Gnaden Erlaubni�, Lord Lucius macht euch aus Freundschaft
und Erkenntlichkeit ein Geschenk von vier milchweissen Pferden, mit
Silber angeschirrt.

Timon.
Ich werde sie auf eine edle Art annehmen;

(zu Flavius.)

Sorget davor, da� ihnen wohl gewartet werde.  (Ein dritter
Bedienter.) Was giebt's?  was neues?

3. Bedienter.
Mit Euer Gnaden Erlaubni�, der hochgebohrne Lord Lucullus bittet
sich Euere Gesellschaft morgen auf eine Jagd aus, und hat Euer
Gnaden zwo Kuppeln Windhunde hergeschikt.

Timon.
Ich will mit ihm jagen; ich will sie annehmen, und nicht vergessen,
ihm einen sch�nen Ersaz zu thun.

Flavius (vor sich.)
Wo will das hinkommen?  Er befiehlt uns immer Provisionen zu machen,
und macht grosse Pr�sente, und alles aus einer leeren Kiste.  Und
doch will er nicht leiden, da� ich ihm zeige, was f�r ein Bettler
seine Freygebigkeit ist; seine Versprechungen fliegen soweit �ber
sein Verm�gen hinaus, da� er f�r alles was er spricht, f�r jedes
Wort, schuldig werden m��te.  Er ist so gut, da� er Intressen
bezahlt, um Andern Freygebigkeiten zu erzeigen.  Alle seine G�ter
stehen in den Schuldb�chern seiner Gl�ubiger.  Gut!  ich wollte ich
w�rde mit einer guten Art meines Diensts entsezt, eh ich gezwungen
werde ihn zu verlassen.  Gl�klicher ist wer gar keine Freunde zu
f�ttern hat, als solche, die noch schlimmer sind als seine
erkl�rten Feinde selbst.  Mein Herz blutet mir vor meinen Herren.

(Er geht ab.)

Timon.
Ihr thut euch selbst unrecht, ihr verringert eure Verdienste zu
sehr.  Hier, Milord, ein kleines Merkmal unsrer Freundschaft.

1. Lord.
Ich nehm' es mit h�chstem Dank an.

2. Lord.
Er hat das gro�m�thigste Herz von der Welt.

Timon.
Ah, ich erinnere mich erst izt, Milord, da� euch neulich das
Castanien-braune Pferd, worauf ich ritt, wohl zu gefallen schien:
Es ist euer, weil es euch gef�llt.

3. Lord.
O ich bitte euch um Verzeihung, Milord, was das betrift.

Timon.
Nehmt mein Wort daf�r, Milord; ich wei�, niemand kan etwas nach
Verdienst loben, als was er liebt.  Ich sch�ze meines Freundes
Geschmak nach meinem eignen!  ich spreche in vollem Ernst--Meine
Herren, ich werde mich bey euch melden lassen.

Alle Lords.
O!  niemand wird uns so willkommen seyn.

Timon.
Alle Besuche, und besonders die eurigen, sind mir so werth und
angenehm, da� es nicht genug ist, wenn ich euch davor danke; ich
k�nnte K�nigreiche unter meine Freunde austheilen, und es nie m�de
werden.  Alcibiades, du bist ein Soldat, und also selten reich;
deine Eink�nfte sind unter den Todten, und deine L�ndereyen ligen
in einem Schlachtfeld --

Alcibiades.
Es ist noch Land's genug einzunehmen, Milord.

1. Lord.
Wir sind euch so g�nzlich verpflichtet--

Timon.
Das bin ich euch.

2. Lord.
So unendlich verbunden--

Timon.
Alles auf meiner Seite.  Lichter, mehr Lichter!

3. Lord.
Wir w�nschen euch eine best�ndige Dauer der vollkommensten
Gl�kseligkeit, Lord Timon.

Timon.
Zum Dienst meiner Freunde.

(Die Lords gehen ab.)



Achte Scene.


Apemanthus.
Was das f�r ein Gelerm ist, f�r ein Geschn�bel, und f�r Scharr-
F�sse!  Ich zweifle, ob ihre Beine das Geld werth sind, das man f�r
sie ausgegeben hat.  Freundschaft ist voller Hefen; mich d�ucht,
falsche Herzen sollten niemals gesunde Beine haben.  So tauschen
ehrliche Narren ihr Geld an Complimente.*

{ed.-* Wenn in dieser Rede wenig Sinn und Zusammenhang ist, so mu� man
wissen, da� sie im Original in Reimen geschrieben ist, wie viele
andre in diesem St�ke.  Die Reime scheinen dem Shakespear viel zu
schaffen gemacht zu haben; sein freyer und feuriger Genie geht
darinn wie ein L�uffer in Courier-Stiefeln.}

Timon.
Nun, Apemanthus, wenn du nicht m�rrisch w�rest, so wollt' ich gut
gegen dich seyn.

Apemanthus.
Nein, ich will nichts; denn wenn ich auch noch bestochen w�rde, so
bliebe niemand �brig, der dich durch die Hechel ziehen w�rde, und
denn w�rdest du noch mehr s�ndigen.  Du verschenkst so lange, Timon,
besorg' ich, da� du in kurzem dich selbst weggeben wirst.  Wozu
sollen alle diese Gastm�hler, dieser Prunk und dieser eitle Aufwand?

Timon.
O wenn du anf�ngst �ber alle Geselligkeit loszuziehen, so schw�r
ich, ich will dir keinen Blik mehr g�nnen.  Lebe wohl, und komme mit
einer bessern Musik wieder.

Apemanthus.
So--du willt mich izt nicht h�ren, du sollst auch nicht!  Ich will
dir das einzige Mittel entziehen, was dich noch retten k�nnte.  O,
da� die Ohren der Leute nur f�r guten Rath taub sind, und nicht f�r
Schmeicheley.

(Geht ab.)




Zweyter Aufzug.



Erste Scene.
(Ein �ffentlicher Plaz in der Stadt.)
(Ein Senator tritt auf.)


Senator.
Und unl�ngst, f�nf tausend; dem Varro und dem Isidorus ist er
neuntausend schuldig, und dann meine vorhergehende Schuld; das
macht zusammen f�nf und zwanzig--Nimmt denn die Wuth der
Verschwendung kein Ende bey ihm?  Es kan nicht dauern, es kan nicht.
Wenn ich Geld brauche, so darf ich nur einen Bettler-Hund stehlen,
und ihn dem Timon geben; der Hund m�nzt mir Geld.  Wenn ich gern
mein Pferd verkaufte, um zehen bessere daf�r zu kauffen, gut, so
geb ich mein Pferd dem Timon; ich verlange nichts, ich schenk es
ihm, gleich wirft es mir zehen t�chtige Pferde.  Er hat keinen
Th�rh�ter an seiner Pforte, sondern einen Kerl der immer l�chelt
und alles einl�dt, was vorbey geht.  Das kan nicht dauern; es ist
vern�nftigerweise unm�glich, da� eine solche Wirthschaft dauern
k�nnte.  Caphis, he!  Caphis, sag ich.  (Caphis tritt auf.)

Caphis.
Hier, mein Herr, was habt ihr zu befehlen?

Senator.
Zieh deinen Rok an, und geh in Eile zu dem Lord Timon; treib ihn
f�r die Bezahlung der Gelder, die er mir schuldig ist; la� dich
durch keine schlechte Weigerung abweisen, oder durch ein: Mein
Compliment an euern Herrn, zum Schweigen bringen, und dir mit der
M�ze in der rechten Hand die Th�re weisen, so--sondern sag ihm, ich
hab es unumg�nglich n�thig; der Termin sey verstrichen, und die
Frist die ich ihm gegeben, habe schon meinen Credit geschw�cht; Ich
liebe und ehre ihn, aber es sey mir nicht zuzumuthen, da� ich den
Hals breche, um seinen Finger zu heilen; Meine Bed�rfnisse seyen
dringend, und k�nnen durch Vertr�stungen nicht befriediget werden,
sondern erheischen unmittelbare H�lfe.  Geh; nimm eine ungest�me
Mine an, mach' ein Anforderungs-Gesicht; denn ich besorge, wenn
jede Feder in ihrem eignen Fl�gel steken wird, so wird Lord Timon,
der izt wie ein Ph�nix schimmert, nur eine nakte M�we �brig bleiben--
Geh, sag ich.

Caphis.
Ich gehe, Herr.

Senator.
Ich gehe, Herr?--Nehmt die Verschreibungen mit euch, und gebt wohl
auf die Datums Acht.

Caphis.
Ich will, Herr.

Senator.
Geh.

(Sie gehen ab.)



Zweyte Scene.
(Verwandelt sich in Timons Halle.)
(Flavius tritt mit verschiednen Obligationen in der Hand auf.)


Flavius.
Keine Sorge, kein Maa� noch Ziel!  Er bek�mmert sich so wenig um
seine Ausgaben, da� er weder darauf denkt wie er sie bestreiten,
noch wie er diesem Strom von Verschwendung Einhalt thun wolle.
Niemals ist so viel G�te mit so viel Thorheit in einem Menschen
beysammen gewesen--Was ist zu thun?--Er wird nicht h�ren, bis er
f�hlt; ich mu� freym�thig mit ihm sprechen, wenn er von der Jagd
heimkommt!  O!  weh!  weh!  weh!  (Caphis, Isidor und Varro treten auf.)

Caphis.
Guten Abend, Varro; wie, kommt ihr auch um Geld zu fordern?

Varro.
Das wird vermuthlich euer Gesch�ft auch seyn?

Caphis.
Es ist nicht anders, und euers auch, Isidor?

Isidor.
So ist es.

Caphis.
Ich wollte, wir w�ren alle bezahlt.

Varro.
Mir ist nicht wohl bey der Sache.

Caphis.
Hier kommt der Lord.  (Timon und sein Gefolge treten auf.)

Timon.
Sobald wir zu Mittag gegessen haben, wollen wir wieder fort.  Mein
Alcibiades--Nun, was ist euer Begehren.

(Sie bieten ihm ihre Handschriften hin.)

Caphis.
Gn�diger Herr, hier ist eine Rechnung von gewissen Schulden --

Timon.
Schulden?  Woher seyd ihr?

Caphis.
Von Athen, hier, Gn�diger Herr.

Timon.
Geht zu meinem Verwalter.

Caphis.
Euer Gnaden wollen mir's zu gut halten, er hat mich diesen ganzen
Monat durch von einem Tag auf den andern vertr�stet; mein Herr wird
durch eine dringende Veranlassung gen�thiget, das Seinige
einzufordern, und bittet dem�thig, Euer Gnaden m�chte, nach dero
bekannten Gro�muth ihm sein Recht angedeyhen lassen.

Timon.
Mein ehrlicher Freund, komm den n�chsten Morgen wieder.

Caphis.
Nein, Gn�diger Herr--

Timon.
M��ige dich, guter Freund.

Varro.
Eines gewissen Varro's Bedienter, gn�diger Herr.

Isidor.
Von Isidor, er bittet um schleunige Bezahlung.

Caphis.
Wenn Euer Gnaden die Noth w��te, worinn mein Herr stekt.  --


Varro.
Die Verschreibung, gn�diger Herr, ist schon vor sechs Wochen
verfallen --


Isidor.
Euer Haushofmeister wei�t mich ab, und ich bin ausdr�klich zu Euer
Gnaden geschikt worden.

Timon.
La�t mich nur zu Athem kommen,--

(zu seinen Begleitern)

Ich bitte euch, meine werthesten Herren, gehet hinein, ich werde
euch in einem Augenblik aufwarten--

(Die Lords gehen ab.)

Kommt hieher;

(zu Flavius)

Wie geht das zu, da� ich auf eine so schimpfliche Art mit
ungest�men Anfordrungen wegen Schulden, verfallnen Handschriften,
und Vorenthaltung l�ngst richtig zumachender Zahlungen angefallen
werde?

Flavius.
Mit eurer Erlaubni�, meine Herren; es ist izt keine gelegne Zeit
f�r euer Gesch�fte; wartet bis nach Mittag, damit ich Seiner Gnaden
inzwischen begreiflich machen kan, warum ihr noch nicht bezahlt
seyd.

Timon.
Thut das, meine Freunde.

(zu Flavius.)

Seht, da� ihnen wohl begegnet werde.

(Timon geht ab.)

Flavius.
Ich bitte euch, kommt herein.

(Flavius geht ab.)



Dritte Scene.
(Apemanthus und ein Harlequin zu den Vorigen.)


Caphis.
Wartet, wartet, hier kommt der Narr mit Apemanthus, wir wollen ein
wenig Spa� mit ihnen haben.

Varro.
An den Galgen mit ihm, er wird uns eins anh�ngen.

Isidor.
Da� ihn die Pest,--den Hund!

Varro.
Wie geht's, Narr?

Apemanthus.
Redst du mit deinem Schatten?

Varro.
Ich rede nicht mit dir.

Apemanthus.
Das ist wahr, du redst mit dir selbst.  Komm, la� uns gehn.

(Zum Narren.)

Isidor.
Der Narr hangt schon an deinem R�ken.

Apemanthus.
Nein, du stehst einzeln.

Caphis.
Weil du noch nicht an ihm bist.  Wo ist der Narr hingekommen?

Apemanthus.
Er hat die lezte Frage gethan.  Arme Schelme und Wucherers Sclaven!
Kuppler zwischen Geld und Mangel!

Alle.
Was sind wir, Apemanthus?

Apemanthus.
Esel.

Alle.
Was?

Apemanthus.
Wenn ihr euch selbst kenntet, so brauchtet ihr mich nicht zu fragen.
Rede du mit ihnen, Narr.

Harlequin.
Was lebt ihr gutes, meine Herren?

Alle.
Grossen Dank, Narr; was macht eure Frau?

Narr.
Sie sezt eben Wasser �ber, um solche H�hnchen abzubr�hen, wie ihr
seyd.  Ich w�nschte wir k�nnten das Vergn�gen haben, euch zu
Corinth* zu sehen.

{ed.-* Ein unter gewissen Leuten �bliches Wort anstatt Bordell,
vermuthlich von der Ausgelassenheit dieser alten Griechischen Stadt
hergenommen; wovon (Alexander ab Alexandro) sagt:(Corinthi super
mille Prostitutae in templo Veneris assiduae degere &
inflammata libidine quaestui meretricio operam dare & velut
Sacrorum ministrae Deae famulari solebant.) Warb�rton.}

Apemanthus.
Grossen Dank f�r den guten Wunsch!  (Ein Page zu den Vorigen.)

Narr.
Seht, hier kommt meiner Frauen Page.

Page.
Wie geht's, Capitain, Was macht ihr in dieser weisen Gesellschaft?
Wie befindst du dich, Apemanthus?

Apemanthus.
Ich wollt', ich h�tte eine Ruthe in meinem Maul, um dir eine
heilsame Antwort geben zu k�nnen.

Page.
Ich bitte dich Apemanthus, lies mir die Aufschrift auf diesen
Briefen; ich wei� nicht, wem jeder geh�rt.

Apemanthus.
Kanst du nicht lesen?

Page.
Nein.

Apemanthus.
Es wird also an dem Tag, da du geh�ngt werden wirst, nicht viel
Gelehrtheit sterben--Dieser ist an Lord Timon, dieser an Alcibiades.
Geh, du wardst ein Huren-Sohn gebohren, und wirst als ein Huren-
Wirth sterben.

Page.
Und du wardst als ein Hund geworffen, und wirst verhungern, wie ein
Hund.  Antworte mir nicht, ich gehe.

(Er geht ab.)

Apemanthus.
Narr, ich will mit euch zum Lord Timon gehn.

Harlequin.
Wollt ihr mich dort verlassen?

Apemanthus.
Wenn Timon bey Hause ist--Ihr drey dient bey drey Wucherern?

Alle.
Ich wollte, sie dienten uns.

Apemanthus.
Das wollt' ich auch--Ein so feiner Streich, als jemals ein Henker
einem Dieb gespielt hat!

Harlequin.
Seyd ihr Drey Wucherers-Leute?

Alle.
Ja, Narr.

Harlequin.
Ich glaub', es giebt in der ganzen Welt keinen Wucherer, der nicht
einen Narren zum Diener hat.  Meine Frau geh�rt auch in diese Zunft,
und ich bin ihr Narr; wenn die Leute zu euern Herren gehn um Geld
zu borgen, so kommen sie traurig, und gehn lustig fort; aber in
meiner Frauen Haus gehn sie lustig hinein, und traurig wieder fort.
Wi�t ihr die Ursach?

Varro.
Ich k�nnte wol eine sagen.

Harlequin.
So thue es dann, damit wir sehen, da� du ein Hurenj�ger und ein
Lumpenhund bist; wof�r du aber, auch ohne das, nichts desto minder
gehalten werden sollst.

Varro.
Was ist ein Hurenj�ger, Narr?

Harlequin.
Ein Narr in h�bschen Kleidern, und dir in etwas �hnlich.  Es ist ein
Geist; zuweilen l��t er sich in Gestalt eines Edelmanns sehen,
zuweilen in Gestalt eines Advocaten, zuweilen in Gestalt eines
Philosophen, mit zwey Steinen, ohne den Stein der Weisen zu rechnen.
Sehr oft nimmt er die Gestalt eines Soldaten an, und �berhaupt ist
keine Gestalt, worinn der Mensch von achtzig Jahren bis zu dreyzehn,
nur immer gesehen werden mag, in welcher dieser Geist nicht sp�ke.

Varro.
Du bist nicht ganz ein Narr.

Harlequin.
Und du nicht ganz gescheidt; ich habe gerade so viel Narrheit, als
dir an Gescheidtheit mangelt.

Apemanthus.
Das ist eine Antwort, deren Apemanthus sich nicht zu sch�men h�tte.

Alle.
Auf die Seite, auf die Seite, der Lord Timon kommt.  (Timon und
Flavius treten auf.)

Apemanthus.
Komm mit mir, Narr, komm mit.

Harlequin.
Einem Liebhaber, einem �ltern Bruder, und einem Weibsbild folg' ich
nicht allemal; izt will ich einmal einem Philosophen folgen.

Flavius

(zu den Vorigen.)


Seyd so gut, und spaziert ein wenig dort, ich will gleich mit euch
reden.

(Die Gl�ubiger, Apemanthus und Harlequin, treten ab.)



Vierte Scene.
(Timon.  Flavius.)


Timon.
Ihr sezt mich in Erstaunen: Warum habt ihr mir denn meine Umst�nde
nicht eher vollst�ndig vorgelegt, damit ich meine Ausgaben nach dem
Ertrag meiner Mittel h�tte einrichten k�nnen?

Flavius.
Ich hab euch in manchen m��igen Stunden daran erinnert, aber ihr
wolltet mich nicht anh�ren.

Timon.
Ausfl�chte!  Ihr habt vielleicht gerade die Augenblike ausgesucht,
da ich nicht bey guter Laune war; und izt bedient ihr euch dessen,
euch selbst auf meine Unkosten zu entschuldigen.

Flavius.
O!  mein gn�diger Herr, ich brachte meine Rechnungen manchmal, und
legte sie euch vor; ihr warfet sie weg, und sagtet, ihr verlasset
euch auf meine Ehrlichkeit.  Wenn ihr, f�r irgend ein nichtsw�rdiges
Geschenk von euern Freunden, mir so oder so viel dagegen zu geben
befahlet, sch�ttelt' ich den Kopf und weinte; ja, ich �bertrat oft
die Geseze des Wohlstands und bat euch, ein wenig sparsamer im
Austheilen zu seyn: Ich bekam nicht selten und nicht kleine
Verweise, wenn ich Euch die Ebbe euers Verm�gens, und die grosse
Fluth eurer Schulden vorstellte.  Mein allerliebstes Herr, ob ihr
gleich izt zu sp�t h�ret, so ist doch noch izt eine Zeit; die Summe
alles dessen, was ihr habt, mangelt nur eine Helfte, um alle eure
Schulden zu bezahlen.

Timon.
La�t alle meine ligende G�ter verkauft werden.

Flavius.
Sie sind meistens versezt, einige gar schon verfallen, oder sonst
ver�ussert; und der Rest wird k�mmerlich zureichen, die
dringendsten Schulden zu verstopfen; die k�nftige Zeit r�kt heran;
wovon sollen wir unterdessen leben, und wie werden wir zulezt mit
unsrer Rechnung bestehen k�nnen?

Timon.
Meine L�ndereyen erstrekten sich bis nach Laced�mon.

Flavius.
Ach, mein Gn�diger Herr, die Welt ist nur ein Wort; w�re sie ganz
euer, so da� ihr sie in einem Athemzug weggeben k�nntet, wie
schnell w�rde sie weg seyn!

Timon.
Ihr habt recht.

Flavius.
Wofern ihr einigen Verdacht in meine Wirthschaft oder Treue sezet,
so fordert mich vor die sch�rfesten Richter, und stellt mich auf
die Probe.  Die G�tter seyen mir gn�dig, so wie ich die Wahrheit
sage!  Wenn alle eure Vorraths-Kammern von schwelgerischen Prassern
ersch�pft wurden; wenn die Gew�lbe und Deken in euern S�len von
Wein tr�uffelten, der in trunknem Muthwillen versprizt wurde; wenn
jedes Zimmer von Lichtern funkelte, und von Spielleuten zertrappt
wurde; zog ich mich oft in einen dunkeln Winkel unter dem Dach
zur�k, um meinen Thr�nen freyen Lauf zu lassen.

Timon.
Ich bitte dich, nichts mehr,

Flavius.
Himmel!  rief ich aus!  wie g�tig dieser Herr ist!  Wie manche
verschwenderische Bissen haben in dieser Nacht Sclaven und Bauren
verschlukt!  Wer ist izt nicht Timons?  Welches Herz, welcher Kopf,
welches Schwerdt, welches Verm�gen und Ansehen steht nicht zu
Timons Diensten?  des grossen, des edeln, w�rdigen, k�niglichen
Timons?  Aber wenn die Mittel hin sind, die diese Lobspr�che
erkauften, so ist auch der Athem hin, woraus diese Lobspr�che
gemacht waren--La�t nur eine einzige Winterwolke schaudern, so
ligen alle diese Fliegen.

Timon.
Komm, es ist genug geprediget!  Mein Herz kan mir doch wegen meiner
G�tigkeit keinen Vorwurf machen.  Unweislich, nicht unedel hab' ich
weggegeben; warum weinst du?  Kanst du f�hig seyn, dir einzubilden,
es werde mir jemals an Freunden fehlen?  Beruhige dich!  Wenn ich die
Gef�sse meiner Liebe anzapfen, und den Inhalt ihrer Herzen durch
Borgen auf die Probe sezen wollte, ich k�nnte mich ihrer Personen
und ihres Verm�gens so frey bedienen, als ich dir befehlen kan zu
reden.

Flavius.
Die G�tter geben da� die Erfahrung eure Hoffnung erf�lle!

Timon.
Und gewisser Maassen leisten mir diese Bed�rfnisse einen Dienst,
der sie in meinen Augen zu grossen Vortheilen macht; denn durch sie
werd' ich Freunde bew�hren.  Ihr werdet sehen, wie sehr ihr euch
�ber meine Gl�ks-Umst�nde betr�gt; ich bin an Freunden reich.
Herein, he!  Flaminius, Servilius!



F�nfte Scene.
(Flaminius, Servilius, und andre Bediente treten auf.)


Servilius.
Gn�diger Herr--

Timon.
Ich will euch an verschiedne Orte schiken; Ihr zu Milord Lucius--
ihr zu Lord Lucullus, mit dem ich heut auf der Jagd war--ihr zu
Sempronius; empfehlt mich ihrer Freundschaft; sagt ihnen, ich sey
stolz darauf, da� ich endlich Gelegenheit finde, ihre Beyh�lfe in
einem mir zugesto�nen Geldmangel gebrauchen zu k�nnen; begehrt
f�nfzig Talente.

Flaminius.
Nach Euer Gnaden Befehl.

(Flaminius und Bediente gehen ab.)

Flavius (bey seite.)
Lord Lucius und Lucullus!  Hum!

Timon.
Ihr, mein Herr, geht zu den Senatoren, von denen ich, mit des
Staats gr�stem Vortheil, eine solche Gef�lligkeit wohl verdient
habe: Sagt ihnen, sie m�chten mir augenbliklich tausend Talente
schiken.

Flavius.
Ich bin so k�hn gewesen, (weil ich wu�te, da� dieses der
gew�hnlichste Weg ist) euern Namen und euer Sigel zu einem solchen
Ansuchen bereits zu gebrauchen; allein, sie sch�ttelten die K�pfe,
und ich kam nicht reicher zur�k.

Timon.
Was sagst du?  Ist das wahr?  Ist's m�glich?

Flavius.
Sie antworteten alle aus einem Mund und mit einer vereinigten
Stimme, sie seyen eben nicht versehen, sie brauchten Geld, k�nnten
nicht thun was sie wollten; es sey ihnen leid--Ihr seyt ein Mann
von Verdiensten--Aber doch m�chten sie gew�nscht haben--Sie wissen
nicht--Es h�tte etwas anders seyn m�gen--ein edles Naturell k�nne
sich verschlimmern--W�re zu w�nschen es w�r' alles gut--Sey zu
bedauren--Und hiemit geriethen sie �ber andre ernsthafte Materien,
nachdem sie mich durch unfreundliche Blike und diese harten Br�che,
mit gewissen halben Winken, und einem kaltsinnigen Kopfniken, zu
erstarrendem Stillschweigen gebracht hatten.

Timon.
Ihr G�tter, vergeltet's ihnen!--Ich bitte dich, Mann, sey ruhig!
Die Undankbarkeit ist bey diesen alten Gesellen etwas nat�rliches.
Ihr Blut ist geronnen, es ist kalt, es flie�t selten; der Mangel an
freundlicher W�rme macht sie unfreundlich; die Natur, so wie sie
nach und nach zur Erde herab sinkt, nimmt auch ihre Eigenschaften
an, und wird schwer und unempfindlich.  Geh zum Ventidius--Ich bitte
dich, sey nicht traurig, du bist redlich und ohne Falsch; ich
spreche von Herzen: Es ist nichts an dir auszusezen--Ventidius hat
k�rzlich seinen Vater begraben, durch dessen Tod er zu einem
grossen Verm�gen gekommen ist; wie er arm, im Gef�ngni�, und von
jedermann verlassen war, half ich ihm mit f�nf Talenten aus der
Noth.  Gr��' ihn in meinem Namen; sag ihm, irgend ein dringendes
Bed�rfni� sey seinem guten Freunde zugestossen, welches ihn n�thige
sich dieser f�nf Talente zu erinnern.  Wenn du sie hast, so gieb sie
diesen Leuten, die diesen Augenblik ihre Bezahlung fordern.  Sage
nur niemals, und denk' es auch nicht, da� Timons Gl�ksstand mitten
unter seinen Freunden, einsinken k�nne.

(Er geht ab.)



Flavius.
Wollte Gott, ich k�nnt' es nicht denken!  Wie geneigt ist ein edles
und g�tiges Herz, alle andern auch daf�r zu halten.

(Er geht ab.)




Dritter Aufzug.



Erste Scene.
(Des Lucullus Haus in Athen.)
(Flaminius wartet auf Antwort, um vorgelassen zu werden; ein
 Bedienter kommt zu ihm.)


Bedienter.
Ich hab euch bey meinem gn�digen Herrn angemeldt; er kommt eben
selbst herab.

Flaminius.
Ich danke euch.  (Lucullus tritt auf.)

Bedienter.
Hier ist Milord.

Lucullus.
Einer von Lord Timons Leuten?  ein Pr�sent, denk' ich; nun, es trift
recht artig zu; ich tr�umte diese Nacht von einem silbernen
Handbeken und einer Gie�kannen.  Flaminius, ehrlicher Flaminius, ihr
seyd recht besonders willkommen, mein Herr;--(bringt mir einen
Becher mit Wein)--Und wie befindet sich dann der w�rdigste,
vollkommenste, gro�m�thigste Edelmann in ganz Athen, dein sehr
g�tiger lieber Herr und Meister?

Flaminius.
Er ist ganz wohl auf, was seine Gesundheit betrift.

Lucullus.
Nun das freut mich ja recht, da� er wohl auf ist--und was hast du
hier unter deinem Mantel, mein lieber Flaminius?

Flaminius.
Mein Treue, nichts als einen leeren Beutel, Gn�diger Herr, Euer
Gnaden zu bitten, da� ihr ihn aus Freundschaft f�r meinen Herrn
f�llen m�chtet; der, da ihm eben eine dringende Noth zugestossen,
mich zu Euer Gnaden geschikt hat, mit Bitte, ihm mit f�nfzig
Talenten auszuhelfen; nicht zweiflend, da� ihr ihm eure schleunige
Beyh�lfe nicht versagen werdet.

Lucullus.
La, la, la, la,--Nicht zweiflend, sagt ihr?  Ach, leider!  der gute
Herr, er ist ein wakrer Edelmann, das ist wahr; wenn er nur nicht
eine so kostbare Haushaltung f�hrte.  Ich hab' oft und viel mit ihm
zu Mittag gegessen, und es ihm gesagt, und bin wieder zum
Nachtessen zu ihm gekommen, um es zu wiederholen, da� er seine
Ausgaben einschr�nken sollte: Allein er wollte nie keinen guten
Rath annehmen, und lie� sich meine Besuche nicht zur Warnung dienen.
Jedermann hat seine Fehler, der seinige ist zuviel Ehrlichkeit.
Ich hab' es ihm oft gesagt, aber ich konnte nie was �ber ihn
erhalten.  (Ein Bedienter kommt mit Wein.)

Bedienter.
Gn�diger Herr, hier ist der Wein.

Lucullus.
Flaminius, ich habe dich allezeit f�r einen verst�ndigen jungen
Menschen gehalten;--Auf deine Gesundheit!

Flaminius.
Ich danke Euer Gnaden.

Lucullus.
Ich hab immer bemerkt, da� du einen muntern fertigen Kopf hast, und
da� du gescheidt genug bist, dich selbst nicht zu vergessen, und
dich der Zeit zu bedienen, wenn sie dir Gelegenheit dazu giebt.  Du
hast h�bsche Gaben--

(Zu seinem Bedienten)

Geh deines Weges, Schurke--Komm n�her, ehrlicher Flaminius; dein
Herr ist ein g�tiger Edelmann, aber du bist verst�ndig, und
begreifst wol, (ob du gleich zu mir gekommen bist,) da� es izt
keine Zeit ist Geld auszuleihen, zumal auf blosse Freundschaft,
ohne Sicherheit.  Hier hast du drey Goldgulden, mein guter Junge;
verstehe mich wol, und sage deinem Herrn, du habest mich nicht
gesehen.  Lebe wohl.

Flaminius.
Ist's m�glich, da� die Welt sich in so kurzer Zeit so ver�ndert
hat?  Weg, verdammte Niedertr�chtigkeit,

(er schmei�t das Geld weg)

geh' zu dem, dessen Abgott du bist.

Lucullus.
Ha!  Nun seh' ich da� du auch ein Narr bist, und wol zu deinem Herrn
taugst.

(Lucullus geht ab.)

Flaminius.
M�ge geschmolznes Geld deine Strafe in der H�lle seyn, und diese
Goldst�ke zu den �brigen kommen, die dir gl�hend in den Rachen
gegossen werden sollen, du verfluchter Heuchler von einem Freund--
Hat Freundschaft ein so schwaches milchichtes Herz, das in weniger
als zwo N�chten gerinnt?  O ihr G�tter, ich f�hle den Zorn, worinn
dieses meinen Herrn sezen wird.  Dieser Nichtsw�rdige hat in diesem
Augenblik noch meines Herren Mahlzeit im Leibe!  La�t es, anstatt
ihn zu n�hren, sich in Gall und Gift verwandeln!  La�t es nichts als
Krankheiten in ihm zeugen, und wenn er auf den Tod darnieder ligt,
o!  so la�t jedes Theilchen von Nahrungssaft, wof�r mein Herr
bezahlt hat, aller seiner heilsamen Kraft beraubt, zu nichts anderm
dienen als durch langsame Pein seine lezte Stunde zu verz�gern!

(Geht ab.)



Zweyte Scene.
(Eine �ffentliche Strasse.)
(Lucius tritt mit dreyen Fremden auf.)


Lucius.
Wer?  der Lord Timon?  Er ist mein sehr guter Freund, und ein
w�rdiger Edelmann.

1. Fremder.
Wir kennen ihn nicht anders, ob wir ihm gleich unbekannt sind.  Aber
ich kan euch soviel sagen, Milord, und ich hab' es von dem
allgemeinen Ger�chte, da� Lord Timons gl�kliche Tage vorbey sind,
und da� er sich in schlimmen Umst�nden befindet.

Lucius.
Ey, nein, glaubt das nicht!  Es kan ihm nicht an Gelde fehlen.

2. Fremder.
Seyd versichert, Milord, es ist noch nicht lange, so war einer von
seinen Leuten bey dem Lord Lucullus, und wollte f�nfzig Talente von
ihm entlehnen; er betrieb es ungemein, und machte die Noth sehr
dringend, und doch wurd' es ihm abgeschlagen.

Lucius.
Wie?

2. Fremder.
Was ich euch sage, abgeschlagen, Milord!

Lucius.
Das ist ein seltsamer Zufall!  Nun, bey den G�ttern!  ich sch�me mich
f�r den Lucullus.  Einem so angesehnen wakern Mann abzuschlagen!  Er
hat sehr wenig Ehre davon, wahrhaftig.  Was mich betrift so mu� ich
bekennen, ich habe einige kleine H�flichkeiten von ihm empfangen,
Geld, Silbergeschirr, Juweelen und dergleichen Kleinigkeiten, die
in der That in keinen Vergleich mit demjenigen kommen, was Lucullus
von ihm hat; aber h�tt er ihn vorbeygegangen und zu mir geschikt,
ich wollt ihm gewi� f�nfzig Talente nicht abgeschlagen haben, ob
die Summe gleich nicht gering ist.  (Servilius zu den Vorigen.)

Servilius.
Zu gutem Gl�k, find' ich hier den Lord Lucius; ich sucht' ihn schon
in der ganzen Stadt--Gn�diger Herr!

Lucius.
Servilius!  Es freut mich euch zu sehen.  Lebt wohl, empfehlt mich
euerm w�rdigen, tugendhaften Herrn, meinem sehr werthen Freund.

Servilius.
Mit Euer Gnaden Erlaubni�, mein Herr schikte--

Lucius.
Ha!  was schikt er?  Ich bin euerm Herrn schon so viel verpflichtet,
er schikt immer: Wie kan ich ihm meine Erkenntlichkeit bezeugen,
meynst du?  Und was schikt er mir dann?

Servilius.
Er schikt Euer Gnaden nur seinen Gru�, mit Bitte, ihm wegen einem
dringenden Anlas der ihm zugestossen, mit f�nfzig Talenten
auszuhelfen.

Lucius.
Ich wei�, da� Se.  Gnaden nur Scherz mit mir treibt; es kan ihm
nicht an f�nfzigmal f�nfhundert Talenten fehlen.

Servilius.
Indessen fehlt es ihm doch di�mal an einer viel kleinern Summe,
Gn�diger Herr.  Wenn er sie nicht so nothwendig brauchte, w�rd' ich
nicht halb so eifrig mich darum bewerben.

Lucius.
Sprichst du im Ernst, Servilius?

Servilius.
Bey meiner Seele, Milord, es ist Ernst.

Lucius.
Was f�r ein verw�nschtes dummes Thier war ich, da� ich mich auf
eine so gute Gelegenheit so sehr an Geld entbl��t habe, wo ich
h�tte zeigen k�nnen, da� ich ein Mann bin, der auf Ehre h�lt!  Wie
ungl�klich es doch zutreffen mu�, da� er mich gerad in einer Zeit
auf die Probe sezt, da ich ausser Stand bin--In der That, Servilius,
bey den G�ttern, ich bin ausser Stand--(ein desto dummeres Vieh,
sag ich) Ich wollte diesen Augenblik selbst zum Lord Timon schiken,
und ihn um eine Summe Gelds ansprechen, diese Herren k�nnen
Zeugschaft geben: Aber izt wollt' ich nicht um alles Geld in Athen,
da� ich es gethan h�tte.  Empfehlt mich Sr.  Gnaden zu geneigtem
Wohlwollen, und ich hoffe, Se.  Gnaden werde keine schlimmere
Meynung de�wegen von mir fassen, weil ich nicht im Stande bin, ihm
meine Dienstwilligkeit zu zeigen.  Und sagt ihm in meinem Namen, ich
rechne es unter meine gr�sten Widerw�rtigkeiten, da� ich einem so
w�rdigen Edelmann nicht zu Gefallen seyn k�nne.  Mein guter
Servilius, wollt ihr so viel Freundschaft f�r mich haben, und ihm
meine eignen Worte hinterbringen?

Servilius.
Ja, Herr, ich will.

(Servilius geht ab.)

Lucius.
Ich will euch eine ziemliche Streke nachsehen, Servilius--Es ist,
wie ihr sagtet; Timon ist hin, in der That; wer kan helfen?  Euer
Diener, meine Herren.

(Er geht ab.)

1. Fremder.
Merkt ihr das, Hostilius?

2. Fremder.
Nur gar zu wohl.

1. Fremder.
Das ist der Lauf der Welt; so denken alle Schmeichler: Wer kan den
seinen Freund nennen, der in Eine Sch�ssel mit ihm taucht?  Denn,
wie mir bekannt ist, war Lord Timon wie ein Vater zu diesem Herrn;
er unterhielt seinen Credit und seine Haushaltung aus seinem Beutel,
und bezahlte sogar seinen Bedienten ihren Lohn.  Er trinkt nie,
ohne da� Timons Silber seine Lippen dr�kt; und dennoch--o!  was f�r
ein Ungeheuer ist der Mensch, wenn er aus einer undankbaren Gestalt
hervorgukt!  Er schl�gt ihm ab, was gutth�tige Leute Bettlern nicht
versagen.

3. Fremder.
Die Menschlichkeit schauert vor einer solchen Gef�hllosigkeit.

1. Fremder.
Was mich betrift, so hab' ich in meinem Leben niemals die geringste
Gutthat von Timon genossen, die mich vor andern verb�nde, sein
Freund zu seyn; und doch versichre ich, um seines edeln und
wohlth�tigen Gem�ths willen, und aus Hochachtung f�r seine Tugend,
wollt' ich ihm die Helfte meines Verm�gens geschenkt haben, wenn er
sich in seinem Bed�rfni� an mich gewendet h�tte, so sehr lieb' ich
sein Herz; allein, so wie die Welt geht, mu� man sein Mitleiden
zur�khalten lernen; denn Klugheit geht �ber Gewissen.

(Sie gehen ab.)



Dritte Scene.
(Ein dritter Bedienter des Timon mit Sempronius.)


Sempronius.
Mu�t' er denn gerade mich damit beunruhigen?  Vor allen andern?  Er
h�tt' es bey Lord Lucius oder Lucullus versuchen k�nnen, und nun
ist auch Ventidius reich, den er aus dem Gef�ngni� erledigt hat;
alle diese drey haben ihm ihr Verm�gen zu danken.

Bedienter.
O Gn�diger Herr, sie sind alle auf die Probe gesezt und falsch
befunden worden; sie haben ihn alle abgewiesen.

Sempronius.
Wie?  Abgewiesen?  Ventidius und Lucullus, beyde ihn abgewiesen?  Und
nun schikt er zu mir?  Drey!  hum--Es zeigt wenig Freundschaft oder
Vernunft auf seiner Seite an.  Mu� ich seine lezte Zuflucht seyn?
Seine Freunde, die gleich Aerzten sich auf seine Unkosten
bereichert haben, geben ihn au?  Mu� ich nun die Cur �bernehmen?  er
hat mir eine schlechte Ehre damit angethan; es verdrie�t mich, er
h�tte wol wissen k�nnen, wer ich bin; ich kan keinen Grund erdenken,
warum er nicht zuerst an mich gekommen ist, wenn er jemands H�lfe
n�thig hatte.  Auf mein Gewissen, ich war der erste unter allen die
iemals Gutes von ihm genossen haben; und denkt er denn so unbillig
von mir, da� ich der lezte seyn werde, es wett zu machen?  Es wird
allen �brigen eine Materie zum Lachen geben, und ich werde der Narr
unter dem Atheniensischen Adel seyn.  Ich wollte dreymal so viel als
er von mir verlangt darum geben, er h�tte zu mir zuerst geschikt,
wenn es auch nur gewesen w�re, um meiner Gem�thsart Gerechtigkeit
wiederfahren zu lassen; ich w�re so geneigt gewesen ihm Gutes zu
thun.  Aber so geh' nur wieder heim, und seze zu den abschl�gigen
Antworten der �brigen, in meinem Namen, noch dieses hinzu: Wer
meiner Ehre zu nahe tritt, soll nimmermehr mein Geld zu sehen
kriegen.

(Er geht ab.)

Bedienter.
Vortreflich!  Euer Gnaden ist ein feiner Spizbube.  Der Teufel wu�te
gewi� nicht was er that, wie er die Leute politisch machte; er
schadete sich selbst dadurch; und ich kan nichts anders als glauben,
am Ende werden sie ihn selbst mit ihren Schelmenstreichen zum
Narren machen.--Das waren nun diejenigen, auf die mein Herr seine
besten Hoffnungen gesezt hatte; nun sind alle zur�kgetreten, und
ausser den G�ttern bleibt ihm niemand �brig.  Seine Freunde sind
todt.  Th�ren, die so manches gl�kliche Jahr her nie mit ihren
Schl�ssern bekannt worden, m�ssen nun gebraucht werden, ihren Herrn
vor dem Ungest�m seiner Glaubiger sicher zu stellen.  Das ist alles,
was er von seiner Freygebigkeit davon tr�gt!

(Er geht ab.)



Vierte Scene.
(Verwandelt sich in Timons Vorhaus.)
(Varro, Titus, Hortensius, Caphis, und andre Bediente von Timons
 Gl�ubigern treten auf, um auf sein Ausgehen zu warten.)


Varro.
Treffen wir uns hier an?  Guten Morgen, Titus und Hortensius.

Titus.
Ebenm�ssig, mein werther Varro.

Hortensius.
Caphis, sehen wir einander auch hier?

Caphis.
Ich denke wir haben alle einerley Verrichtung.  Die meinige ist,
Geld zu fordern.

Titus.
Das ist die unsrige auch.  (Philo zu den Vorigen.)

Caphis.
Da kommt auch Herr Philo.

Philo.
Guten Tag allerseits.

Caphis.
Willkommen, Bruder.  Wie viel, denkt ihr, ist es an der Zeit?

Philo.
Nicht weit von neun Uhr.

Caphis.
Schon so viel?

Philo.
Hat sich Milord noch nicht sehen lassen?

Caphis.
Noch nicht.

Philo.
Das wundert mich, er pflegte sonst um sieben Uhr schon zu scheinen.

Caphis.
Ja, aber die Tage haben bey ihm abgenommen; ihr m��t bedenken, da�
der Lauf eines Verschwenders dem Sonnenlauf gleich ist, aber ich
f�rchte mit dem Unterscheid, da� er nicht wieder von vornen anfangt.
Es ist tiefster Winter in Timons Sekel; das ist, es mag einer tief
genug hinunter langen, und doch nicht viel finden.

Philo.
Das besorg' ich auch.

Titus.
Ihr k�nnt bey dieser Gelegenheit eine feine Beobachtung machen:
Euer Herr hat euch geschikt, den Timon um Geld anzufodern.

Hortensius.
So ist's.

Titus.
Und er tr�gt in diesem Augenblik Juweelen, die ihm Timon geschenkt
hat, wof�r ich die Bezahlung fordern soll.

Hortensius.
Ich thue es ungern genug.

Caphis.
Das ist seltsam, da� Timon mehr bezahlen soll, als er schuldig ist;
und es kommt eben so heraus, als ob euer Herr kostbare Kleinode
tr�ge, und schikte um Geld daf�r.

Hortensius.
Die G�tter sind meine Zeugen, da� mich diese Verrichtung recht
sauer ankommt; ich wei�, mein Herr hat dem Timon geholfen, sein
Verm�gen durchzubringen; seine Undankbarkeit macht, da� es izt
�rger ist, als wenn er's ihm gestohlen h�tte.

Varro.
Meine Forderung ist dreytausend Cronen; wie viel ist die eurige?

Caphis.
F�nftausend.

Varro.
Das ist viel; aus der Summe sollte man schliessen, euer Herr habe
mehr Confidenz gehabt als der meinige, sonst h�tt' dieser gewi�
seine Fordrung eben so gro� gemacht.* (Flaminius zu den Vorigen.)

Titus.
Hier kommt einer von Timons Leuten.

Caphis.
Flaminius!  Herr, ein Wort; ich bitte euch, ist Milord noch nicht
fertig heraus zu kommen?

Flaminius.
Nein, in der That, er ist nicht.

Titus.
Wir warten auf Se.  Gnaden, seyd so gut und sagt ihm das.

Flaminius.
Das hab ich nicht n�thig ihm zu sagen, er kennt eure Aufwartsamkeit.
(Flavius, in einen Mantel eingeh�llt.)

Caphis.
Ha!  Ist das nicht der Verwalter, der so vermummt ist?  Er lauft wie
in einem Sturm davon; ruft ihn, ruft ihn.

Titus.
H�rt ihr, Herr--

Varro.
Mit eurer Erlaubni�, Herr.

Flavius.
Was wollt ihr von mir, mein Freund?

Titus.
Wir warten hier wegen gewissen Geld-Summen, Herr.

Flavius.
Wenn euer Geld so gewi� w�re als euer Warten, so w�r' es sicher
genug.  Warum wieset ihr denn eure Rechnungen und Schuld-
Verschreibungen nicht damals vor, als eure verr�thrischen Herren
aus meines Herrn Sch�sseln assen?  Damals konnten sie seine Schulden
anl�cheln, und die Interessen in ihren hei�hungrigen Rachen
hinunter schluken.  Ihr thut euch nur selbst Schaden, wenn ihr mich
aufreizet; la�t mich in Ruhe meines Wegs gehen.  Glaubt mir, Milord
und ich sind fertig; ich habe nichts mehr zu rechnen, und er nichts
mehr auszugeben.

Caphis.
Schon recht, aber die Antwort dient nicht--

Flavius.
Wenn sie nicht dienen mag, so ist sie nicht so niedertr�chtig als
ihr; denn ihr dient Schelmen.

(Er geht ab.)

Varro.
Wie?  was brummt seine verwalterische Herrlichkeit?

Titus.
La�t es gehen--er ist arm, und das ist Straffe genug.  Wer darf sich
breiter machen, als einer der kein Haus hat, wo er seinen Kopf
hinein steken kan?  Solche Leute d�rfen sich wol �ber Pal�ste
aufhalten.  (Servilius zu den Vorigen.)

Titus.
O, hier ist Servilius; nun werden wir doch eine Antwort kriegen.

Servilius.
Wenn ich euch bitten d�rfte, meine Herren, zu einer andern Zeit
wieder zu kommen, so w�rdet ihr mir einen Gefallen thun.  Denn bey
meiner Seele, Milord ist auf eine seltsame Art unmuthig; sein
leutseliges Wesen hat ihn ganz verlassen, er ist gar nicht wohl auf,
er h�tet das Zimmer.

Caphis.
Manche h�ten das Zimmer, die nicht krank sind; und wenn es so �bel
mit seiner Gesundheit steht, so d�ucht mich, sollt' er seine
Schulden nur desto eher bezahlen, und sich einen offnen Weg zu den
G�ttern machen.

Servilius.
Ihr g�tigen G�tter!

Titus.
Das k�nnen wir f�r keine Antwort nehmen.

Flaminius (hinter der B�hne.)
Servilius, helft--Milord, Milord!  * Ein Wortspiel mit (Confidence),
welches im Englischen Zutrauen und Unversch�mtheit heissen kan.



F�nfte Scene.
(Timon lauft in der Wuth heraus.)


Timon.
Wie, ist mir nicht mehr erlaubt zu meiner Th�r heraus zu gehen?  Ich
bin immer frey gewesen, und soll nun mein Haus mein Kerker werden?
Mu� mich die eisenherzige Grausamkeit der Menschen bis in den Plaz
verfolgen, wo ich ihnen Bankette gab?

Caphis.
Bring dein Gewerb' izt an, Titus.

Titus.
Gn�diger Herr, hier ist meine Obligation.

Caphis.
Hier ist die meinige.

Varro.
Und hier die meinige, Milord.

Philo und die �brigen.
Und hier die unsrige.

Timon.
Schlagt mich damit zu Boden--Spaltet mich bis an den G�rtel.

Caphis.
Aber, Milord--

Timon.
Schneid mein Herz in St�ke.

Titus.
Meine ist f�nfzig Talente.

Timon.
Rechne sie an meinem Blut ab.

Caphis.
F�nftausend Cronen, Milord.

Timon.
F�nftausend Tropfen zahlen das.  Wie viel ist eure--und eure?

Varro.
Milord!--

Philo.
Milord!--

Timon.
Hier nehmt mich, zerrei�t mich, und die G�tter zerschmettern euch,
und die so euch geschikt haben!

(Er geht ab.)

Hortensius.
Bey meiner Treue, ich sehe, unsre Herren k�nnen ihre Kappen nach
ihrem Gelde werfen; diese Schulden k�nnen wohl verzweifelt genennt
werden, denn der sie bezahlen soll, ist wahnwizig.

(Sie gehen ab.)


(Timon und Flavius kommen zur�k.)

Timon.
Sie haben mich ganz ausser Athem gebracht, die Sclaven!  Gl�ubiger!--
Teufel!

Flavius.
Mein theurer Herr--

Timon.
Wie, wenn ich es so machte?

Flavius.
Mein theurer Herr--

Timon.
So soll es seyn!--Mein Verwalter!

Flavius.
Hier, Milord.

Timon.
Du bist schnell da--Geh, lade alle meine Freunde ein, Lucius,
Lucullus, Sempronius, Alle!  Ich will diesen Galgenschwengeln noch
einmal zu schmausen geben.

Flavius.
Ach, mein g�tiger Herr, ihr sprecht in der Zerstreuung euers
Gem�ths; es ist nicht einmal so viel �brig, als zu einer m�ssigen
Mahlzeit n�thig ist.

Timon.
Bek�mmre dich nicht um das; geh' und lade sie alle ein, la� die
Fluth von Schelmen noch einmal herein; mein Koch und ich wollen
schon davor sorgen.



Sechste Scene.
(Verwandelt sich in das Rath-Haus.)
(Die Senatoren und Alcibiades.)


1. Senator.
Milord, ihr habt meine Stimme dazu, das Verbrechen ist blutig, er
mu� daf�r sterben; nichts muntert die S�nden mehr auf als
Barmherzigkeit.

2. Senator.
Sehr richtig; das Gesez mu� sie zerschmettern.

Alcibiades.
Heil, Ehre und Mitleiden dem Senat!

1. Senator.
Nun, Feldherr--

Alcibiades.
Ich komme, Euern Herrlichkeiten eine dem�thige Bitte vorzutragen.
Mitleiden ist der echte Geist der Geseze, und nur Tyrannen machen
einen grausamen Gebrauch davon.  Zeit und Ungl�k verfolgen einen von
meinen Freunden, der in der Hize seines Blutes in das Gesez
gefallen ist, welches f�r diejenige, die unvorsichtiger Weise
hineinpl�tschern, eine bodenlose Tieffe zu seyn pflegt.  Er ist,
dieses Vergehen bey Seite gesezt, ein Mann von Ehre und Tugend, und
dieses kauft seinen Fehler los.  Auch ist seine That mit keiner
Niedertr�chtigkeit beflekt; sondern mit einer edeln Wuth und einem
ruhmw�rdigen Stolz sezt' er sich seinem Feind, der seiner Ehre eine
t�dtliche Wunde beygebracht hatte, entgegen; nachdem er lange genug
seinen Zorn zur�k gehalten, und sich mit einem so gem�ssigten Eifer
vertheidigt hatte, als ob er nur einen academischen Saz behauptete.

1. Senator.
Ihr �bernehmt etwas allzu anst��iges, indem ihr euch so viele M�he
gebt, einer h��lichen That einen sch�nen Anstrich zu geben; ihr
habt nicht anders gesprochen, als ob ihr im Sinn h�ttet, den
Menschen-Mord in Schwang zu bringen, und Schl�gereyen auf Rechnung
der Dapferkeit zu sezen, die doch blo� von einer un�chten
Dapferkeit ihren Ursprung haben, und in die Welt kamen, eh noch
b�rgerliche Geseze den neugebohrnen Factionen und Zerr�ttungen
Einhalt gethan hatten.  Der ist wahrhaftig dapfer, der das �rgste,
was ein Mensch athmen kan, weislich ertr�gt; und, anstatt
Beleidigungen bis zu seinem Herzen dringen, und es in gef�hrliches
Feuer sezen zu lassen, sie f�r Kletten ansieht, die nur an seinen
Kleidern hangen bleiben --

Alcibiades.
Milord--

1. Senator.
Ihr k�nnt schwarze Verbrechen nicht wei� waschen; Nicht Rache,
sondern Geduld ist Tapferkeit.

Alcibiades.
So vergebet mir dann, gn�dige Herren, wenn ich wie ein Soldat
spreche.  Warum sind denn die Leute so albern und wagen ihr Leben in
einem Treffen?  Und warum erdulden sie nicht lieber alle Drohungen
des Feindes, schlaffen ruhig dabey ein, und lassen sich von den
Feinden, ohne Wiederstand, die H�lse abschneiden?  Wenn im Erdulden
eine so grosse Tapferkeit ist, was machen wir im Felde?  So sind
also unleugbar die Weiber, die zu Hause bleiben, tapfrer als wir;
so ist der Esel dapfrer als der L�we; ja ein Kerl der eine Last von
Eisen auf dem R�ken tr�gt, ist weiser dann ein Rathsherr, wenn im
Tragen Weisheit ligt.  O, Milords, wie ihr gro� seyd, so seyd auch
g�tig und mitleidig; wer kan nicht bey kaltem Blut das Vergehen
eines heissen Bluts verdammen?  Morden, ich gesteh es, ist das
schwerste Verbrechen; aber zu seiner Vertheidigung--Bey allem was
billig ist, dieses macht es gerecht.  Sich seinem Zorn �berlassen,
ist S�nde; aber wo ist der Mann, der nicht zornig werden kan?  W�gt
das Verbrechen nur nach diesem ab.

2. Senator.
Du verschwendest deinen Athem umsonst.

Alcibiades.
Umsonst?  Die Dienste, die er zu Byzanz und Laced�mon geleistet,
sollten allein verm�gend seyn, seine Begnadigung zu erbitten.

1. Senator.
Was ist das?

Alcibiades.
Ich sage, Milords, er hat gute Dienste gethan, und in der Schlacht
manchen von euern Feinden erschlagen.  Wie dapfer hielt er sich nur
in dem lezten Treffen, und was f�r ergiebige Wunden macht' er nicht!

2. Senator.
Er ist ein vollkommen l�derlicher Mensch; er hat noch eine andre
b�se Gewohnheit, die seine Dapferkeit oft in Wein ertr�nkt; wenn
gleich keine Feinde w�ren, so w�re das allein genug, ihn zu
�bermannen.  Man wei�, da� er in dergleichen viehischer Raserey die
gr�sten Ausschweiffungen begangen, und Tumult angefangen hat.  Es
ist uns geklagt worden, seine Tage seyen unn�ze, und seine im Trunk
verbrausende N�chte gef�hrlich.

1. Senator.
Er mu� sterben.

Alcibiades.
Hartes Schiksal!  Er h�tt' im Kriege sterben k�nnen.  Milords, wenn
euch seine eigne Verdienste nicht bewegen k�nnen, (obgleich sein
rechter Arm seine Sache gut machen sollte, ohne jemand anderm etwas
schuldig zu werden) so nehmt meine Verdienste zu den seinigen; und
da ich wei�, da� euer ehrw�rdiges Alter Sicherheit liebt, will ich
euch meine Siege, meine Ehrenzeichen zum Pfand seiner Besserung
geben.  Wenn er dieses Verbrechens halben sein Leben dem Gesez
schuldig ist, so la�t ihn's im Krieg auf eine dapfre Art in Wunden
ausstr�men; wenn das Gesez scharf ist, so ist es der Krieg nicht
weniger.

1. Senator.
Wir sind um des Gesezes willen da, er stirbt, treib es nicht weiter,
bey den strengsten Folgen unsers Mi�vergn�gens; Freund oder Bruder,
wer eines andern Blut vergie�t, macht sich seines eignen verlustig.

Alcibiades.
Mu� es denn seyn?  Es mu� nicht seyn; Milords, ich bitte euch,
mi�kennt mich nicht.

2. Senator.
Wie?

Alcibiades.
Erinnert euch meiner!

3. Senator.
Was?--

Alcibiades.
Ich kan nicht anders als denken, euer Alter mu� mich vergessen
haben; es w�re sonst unm�glich, da� ich so ver�chtlich in euern
Augen seyn sollte, um eine so gemeine Gnade zu bitten, und
abgewiesen zu werden.  Meine Wunden schmerzen mich um euertwillen.

1. Senator.
Trozt ihr unserm Zorn--er braucht wenig Worte, aber die W�rkung
reicht weit--Wir verbannen dich auf ewig.

Alcibiades.
Mich verbannen?  Verbannt euern Aberwiz, verbannt den Wucher, die
den Senat verachtensw�rdig machen!

1. Senator.
Wenn nach zween Tagen Athen dich noch enth�lt, so erwart' unser
strengeres Urtheil.  Und damit dein unm�chtiger Stolz noch mehr
aufschwelle, soll er diesen Augenblik hingerichtet werden.

(Sie gehen ab.)

Alcibiades.
Die G�tter lassen euch alt genug werden, da� ihr nur noch in
Knochen lebet, und euer Anblik alle Welt verscheuche!  Ich bin mehr
als unsinnig; ich habe ihre Feinde von ihnen entfernt gehalten,
indessen da� sie ihr Geld gez�hlt, und auf Wucher ausgeliehen haben;
Wunden sind mein ganzer Gewinn dabey--Und alles das f�r di�?  Ist
das der Balsam, den der filzichte Senat in eines Feldherrn Wunden
gie�t?  Ha!  Verbannung!  Doch es kommt nicht ungelegen; ich bin es
zufrieden, verbannt zu seyn; es ist mir eine gerechte Ursache,
Athen meine Wuth empfinden zu lassen.  Ich will meine mi�vergn�gten
Truppen aufmuntern, und alles aufs Spiel sezen.  Es ist Ehre
einzulegen, wenn man es mit einer �berlegnen Anzahl aufnimmt.
Soldaten schluken so wenig eine Beleidigung ein, als die G�tter.

(Er geht ab.)



Siebende Scene.
(Verwandelt sich in Timons Haus.)
(Verschiedene Senatoren treten durch verschiedne Th�ren auf.)


1. Senator.
Guten Tag, mein Herr.

2. Senator.
Ebenfalls; ich denke dieser w�rdige Edelmann sezte uns lezthin nur
auf die Probe.

1. Senator.
Ich dachte nur eben auch daran.  Ich hoffe, es steht nicht so
schlimm mit ihm, als er vorgab, wie er seine Freunde auf die Probe
sezte.

2. Senator.
Es sollte nicht seyn, wenn man von diesem neuen Banket schliessen
darf.

1. Senator.
Ich kan nicht anders denken; er hat mir eine ernstliche Einladung
zugesandt, die ich wegen vieler nothwendiger Gesch�fte gerne
abgelehnt h�tte; allein, er hat mich so anhaltend bitten lassen,
da� ich kommen mu�te.

2. Senator.
Ich befand mich in gleichen Umst�nden, allein er wollte keine
Entschuldigung gelten lassen.  Es ist mir leid, da� ich nicht
versehen war, wie er um Geld zu mir schikte.

1. Senator.
Es verdrie�t mich f�r meinen Theil nicht weniger, da ich nun merke,
wie die Sachen stehen.

2. Senator.
Es ist keiner hier, dem es nicht eben so ist, wie uns.  Wie viel
wollt' er von euch entlehnen?

1. Senator.
F�nfzig Talente.

2. Senator.
F�nfzig Talente?

1. Senator.
Wie viel von euch?

2. Senator.
Er schikte zu mir--Hier kommt er.  (Timon tritt mit seinem Gefolg
auf.)

Timon.
Von Herzen willkommen, meine Herren beyderseits--und wie steht es?

1. Senator.
Aufs allerbeste, da wir gute Zeitungen von Eu.  Gnaden h�ren.

2. Senator.
Die Schwalbe folgt dem Sommer nicht williger, als wir Eu.  Gnaden.

Timon (bey Seite.)
Und verl��t den Winter nicht lieber; solche Sommer-V�gel sind die
Menschen--Meine Herren, unsre Mahlzeit wird nicht werth seyn, da�
wir so lange drauf warten; Tractirt indessen eure Ohren mit der
Musik, wenn Trompeten-Schall nicht eine zu harte Speise f�r sie ist;
wir werden uns gleich sezen k�nnen.

1. Senator.
Ich hoffe Euer Gnaden werde keinen Unwillen gefa�t haben, da� ich
euch einen leeren Boten zur�kgeschikt habe.

Timon.
O mein Herr, la�t euch das nicht beunruhigen.

2. Senator.
Mein edler Lord--

Timon.
Ah, mein guter Freund, wie gehts?

(Das Essen wird aufgetragen.)

2. Senator.
Mein hochgeehrtester Herr, ich bin ganz krank vor Schaam, da� ich
so ein ungl�klicher Bettler war, als Euer Gnaden neulich zu mir
schikte.

Timon.
Denkt nicht an das, mein Herr.

2. Senator.
H�ttet ihr nur zwo Stunden eher geschikt--

Timon.
La�t euch das nicht von angenehmern Erinnerungen abhalten--He,
stellt alles zugleich auf!

2. Senator (zum Ersten.)
Lauter bedekte Sch�sseln?

1. Senator.
Ein K�nigliches Tractament, ich steh' euch daf�r.

3. Senator.
Daran ist kein Zweifel, was Geld und die Jahrszeit aufbringen
k�nnen.

1. Senator.
Wie befindet ihr euch?  Was giebt's Neues?

2. Senator.
Alcibiades ist aus der Stadt verwiesen worden.

1. Senator.
Alcibiades verwiesen?

3. Senator.
Es ist nichts gewissers.

1. Senator.
Wie das?  wie das?

2. Senator.
Ich bitte euch, weswegen?

Timon.
Meine w�rdigen Freunde, wollt ihr nicht n�her kommen?

3. Senator.
Ich will's euch sogleich sagen--Wir haben ein pr�chtiges Gastmahl
vor uns.

2. Senator.
Er ist noch immer der vorige Mann.

3. Senator.
Wird es dauern?  wird es dauern?

2. Senator.
Es wird, wenn Zeit und Gl�k will, und so--

3. Senator.
Ich versteh euch.

Timon.
Ein jeder nehme seinen Plaz, so begierig, als ob er an die Lippen
seiner Liebsten wollte; ihr werdet an allen Pl�zen gleich gehalten
werden.  Macht nicht eine Stadt-Gasterey daraus, und la�t das Essen
kalt werden, eh man einig werden kan, wer zu oberst sizen soll.
Sezt euch, sezt euch!  Die G�tter fordern unsern Dank: "Ihr grossen
Wohlth�ter, besprengt unsre Gesellschaft mit Dankbarkeit.  Macht,
da� ihr f�r eure Gaben gepriesen werdet; aber behaltet immer etwas,
das ihr geben k�nnt, sonst m�chten Eure Gottheiten in Verachtung
gerathen.  Leihet einem jeden genug, damit keiner n�thig habe dem
andern zu leihen; denn wenn Eure Gottheiten selbst dazu k�men, da�
sie von Menschen entlehnen m��ten, so w�rden die Menschen Atheisten
seyn.  Macht die Mahlzeit beliebter, als den der sie giebt.  La�t
keine Versammlung von f�nfzehn ohne eine Mandel B�sewichter seyn.
Wenn zw�lf Weiber an einem Tisch sizen, so la�t ein Duzend von
ihnen seyn--was sie sind--den Rest eurer Feinde, o ihr G�tter, die
Senatoren von Athen, nebst der Grund-Suppe des �brigen Volks,
z�hlet, ihr G�tter, dem Verderben zu.  Was diese meine Freunde
betrift--So, wie sie f�r mich Nichts sind, so segnet sie auch mit
Nichts, und zu Nichts sind sie mir willkommen."

(Man dekt auf, und alle Sch�sseln sind mit Hunden von verschiedner
Gattung angef�llt.)

Etliche von den G�sten.
Was meynen Se.  Gnaden damit?

Andre.
Das wei� ich nicht.

Timon.
Da� ihr nie keine bessere Mahlzeit sehet, ihr Maul-Freunde; Dampf
und laues Wasser ist euer vollkommnes Ebenbild.  Das ist Timons Leze.
Lebt lang, und von aller Welt verabscheut, ihr glatten, l�chelnden,
verw�nschten Schmarozer, ihr liebkosenden Zerst�rer,
schmeichlerische W�lfe, zahme B�ren, ihr Gl�ks-Narren, Teller-Leker,
und Fleisch-Fliegen, ihr Kopf- und Kniebeugenden Sclaven, da� alle
ungez�hlten Krankheiten von Menschen und Vieh euch in diesem
Augenblik �berdeken!  Wo gehst du hin!  Sachte, nimm erst deine
Arzney ein--du auch--und du --

(Er wirft die Teller nach ihnen, und jagt sie hinaus.)

Halt, ich will dir Geld leihen, ich will keines borgen.  Wie?  Alle
in Bewegung?  Von nun an sey kein Gastmahl, wo ein B�sewicht nicht
willkommen sey!  Brenn' auf den Grund ab, Haus; sink', Athen; und
Timon hasse von nun an den Menschen, und alles was menschlich ist!

(Geht ab.)

(Die Senatoren kommen zur�k.)

1. Senator.
Wie gef�llt euch das, Milords?

2. Senator.
Kennt ihr die Beschaffenheit von Lord Timons Wuth?

3. Senator.
Zum Henker, habt ihr meine M�ze nicht gesehen?

4.  Senator.
Ich habe meinen Oberrok verlohren.

1. Senator.
Lord Timon ist nichts bessers als ein Narr, er l��t sich lediglich
durch die Laune regieren.  Lezthin schenkt' er mir ein Kleinod, und
nun hat er mir's von meiner M�ze abgeworfen.  Seht ihr mein Kleinod
nicht?

2. Senator.
Habt ihr meine M�ze nicht gesehen?

3. Senator.
Hier ist sie.

4.  Senator.
Hier ligt mein Rok.

1. Senator.
Wir wollen uns nicht l�nger aufhalten.

2. Senator.
Lord Timon ist verr�kt.

3. Senator.
Das f�hl ich an meinen Beinen.

4.  Senator.
Den einen Tag giebt er uns Diamanten, und den andern Steine.

(Sie gehen ab.)




Vierter Aufzug.



Erste Scene.
(Ein Plaz ausser den Mauern von Athen.)
(Timon tritt auf.)


Timon.
La�t mich noch einmal nach euch zur�ksehen, o ihr Mauern, die diese
W�lfe umzingeln!  Versink' in den Erdboden, Athen!  ihr verm�hlten
Frauen, werdet unkeusch!  ihr Kinder emp�rt euch wider eure Eltern,
und Sclaven und wahnwizige m�gen den ehrw�rdigen grauen Senat von
seinen B�nken reissen, und an ihrer Stelle den Staat regieren!  Gieb
dich der allgemeinen Unzucht Prei�, unreiffe Jungferschaft, thut es
vor euerer Eltern Augen!  haltet fest, ihr Bankerotierer; eh ihr den
R�ken kehret, die Messer heraus, und schneidet euern Gl�ubigern die
Kehlen ab!  Stehlt, ihr Sclaven; euere ehrsamen Herren sind nur
Diebe mit l�ngern H�nden, und stehlen unter dem Schuz der Geseze.
In deines Herrn Bette, M�dchen; deine Frau ist im Bordell.
Sechszehnj�hriger Sohn, rei� deinem alten hinkenden Vater die Kr�ke
aus der Hand, und schlag ihm damit das Hirn aus!  Furcht und
Mitleiden, Scheu vor den G�ttern, Friede, Gerechtigkeit, Wahrheit,
h�usliche Zucht, Nacht-Ruhe, Nachbarschaft, Unterricht, Sitten,
Religions-Gebr�uche, Unterschied der St�nde, Herkommen,
Gewohnheiten und Geseze, artet in euer zerr�ttendes Gegentheil aus,
und nichts als die Zerr�ttung bestehe!--Ihr Plagen alle, deren der
Mensch f�hig ist, h�uffet eure g�hrenden anstekenden Fieber �ber
Athen zusammen; es ist reif zum Untergang!  Du kalte Gicht, mach'
unsre Rathsherren zu Kr�ppeln, damit ihre Glieder so lahm seyn
m�gen als ihre Auff�hrung!  Zaumlose Ueppigkeit und wilde Frechheit
kriech in die Herzen und in das Mark unsrer Jugend, da� sie dem
Strom der Tugend entgegen arbeiten, und sich selbst in
Ruchlosigkeit ertr�nken!  Kr�ze und Eyterbeulen �berdeken jeden
Atheniensischen Busen, und ihr Kropf sey lauter Aussaz; ein Athem
steke den andern an, damit ihre Gesellschaft (wie ihre
Freundschaft) durch und durch vergiftet sey.  Nichts will ich aus
dir hinaustragen als Naktheit, du abscheuliche Stadt!  Nimm noch,
mit vervielfachten Fl�chen, diese Versicherung: Timon will in den
Wald, wo er die wildesten Thiere milder als den Menschen finden
wird.  Die G�tter verderben (o h�rt mich, ihr guten G�tter alle!)
die Athenienser inner- und ausserhalb ihrer Mauern, und verleihen,
da� mit jedem Tage seines Lebens Timons Ha� gegen das ganze
Geschlecht der Menschen wachse!

(Geht ab.)



Zweyte Scene.
(Verwandelt sich in Timons Haus.)
(Flavius mit zween oder dreyen Bedienten.)


1. Bedienter.
H�rt ihr, guter Herr Verwalter, wo ist unser Herr?  Sind wir
verdorben, ist alles aus, ist nichts �brig?

Flavius.
Ach, meine lieben Cameraden, was soll ich euch sagen?  So wahr als
ich w�nsche, da� die wohlth�tigen G�tter sich meiner erinnern, ich
bin so arm als ihr.

1. Bedienter.
Da� ein solches Haus gebrochen, ein so edler Herr gefallen seyn
soll!  Alles hin!  und nicht ein einziger Freund, der ihm in seinem
Ungl�k unter die Arme greiffe?

2. Bedienter.
Wie wir uns von einem Bekannten wegwenden, der in sein Grab gesenkt
worden, so schleichen seine Freunde von seinem begrabnen Gl�ksstand
alle hinweg, hinterlassen ihm ihre treulosen Schw�re und
Versprechungen; und er selbst, ein dem freyen Himmel prei�gegebner
Bettler, mit einem Uebel das alle Welt von ihm scheucht, mit
D�rftigkeit behaftet, geht, bleibt, gleich der Verachtung, allein.--
Noch mehr von unsern Cameraden.  (Es treten noch einige Bediente auf.)

Flavius.
Lauter zerbrochnes Ger�the eines zerst�rten Hauses!

3. Bedienter.
Doch tragen unsre Herzen noch Timons Liverey, das seh' ich in euer
aller Gesicht.  Wir sind noch alle Cameraden, die, da sie ihrem
Herrn sonst nichts mehr dienen k�nnen, ihre Treu durch ihren Kummer
zeigen.  Unsre Barke ist lek, und wir armen Tropfen stehen auf dem
sinkenden Verdek, und h�ren die Wellen dr�uen; wir m�ssen alle in
dem Meer der weiten Luft, jeder so gut er kan, seine Rettung suchen.

Flavius.
Meine guten Cameraden, ich will das �usserste meines Verm�gens mit
euch theilen.  Wo wir uns jemals wieder antreffen, wollen wir, um
Timons willen, immer gute Freunde seyn, unsre K�pfe sch�tteln, und
sagen: Wir haben bessere Tage gesehen.  Jeder nehme seinen Antheil;
nein, streket alle eure H�nde aus--Kein Wort mehr --

(Er giebt ihnen Geld, sie umarmen einander und scheiden, der eine
diesen, der andre einen andern Weg.)

Wer wollte sich Reichthum w�nschen, wenn Reichthum in Elend und
Verachtung aufh�rt?  Wer wollte (nach diesem Beyspiel,) sich durch
einen Traum von schimmerndem Gl�k und Freundschaft t�uschen lassen?
Durch ein Gepr�nge von Herrlichkeit und Wohlleben, aber alles nur
gemahlt, wie diese gefirni�ten Freunde!  Mein armer redlicher Herr!
durch sein eignes gutes Herz so weit herunter gebracht!  Durch G�te
zu Grunde gerichtet!  Wie seltsam, da� zuviel G�te eines Menschen
gr�ste S�nde seyn soll!  Unbegr�nzte G�te macht G�tter, und verderbt
Menschen--Mein theurester Herr, einst so gl�klich um desto elender,
so reich um desto d�rftiger zu seyn; dein grosser Wohlstand ist die
Gelegenheit zu deinen gr�sten Widerw�rtigkeiten worden!  Ach!  der
g�tige Herr!  Er ist in Wuth aus dem undankbaren Siz unnat�rlicher
Freunde geflohen, und hat nichts mit sich genommen, was sein Leben
unterhalten, oder diesen Unterhalt verschaffen kan.  Ich will ihm
folgen und ihn aufsuchen; ich will ihm um seines Herzens willen
immer mit bestem Willen dienen, und, so lang ich Gold habe, immer
sein Verwalter bleiben.

(Er geht ab.)



Dritte Scene.
(Der Wald.)
(Timon tritt auf.)


Timon.
O Sonne, Quelle der segensvollesten Einfl�sse, ziehe faule D�nste
aus der Erde, und vergifte die Luft unter deiner Schwester Kreis--
Zwillings-Br�der, zugleich gezeugt, von einer Mutter gebohren und
ges�ugt, sind im Gl�ke getheilt.  Der Gr�ssere verschm�ht den
Kleinern.  Die menschliche Natur selbst, sie, die von so unz�hlbaren
Uebeln belagert wird, kan zu keinem grossen Gl�ke kommen, ohne sich
ihrer selbst zu sch�men.  Erhebt mir diesen Bettler und zieht mir
diesen Lord aus, so wird der Lord so verachtet seyn, als ob er zum
Bettler gebohren worden w�re, und der Bettler geehrt werden, als ob
er kein gebohrner Bettler w�re.  Es ist die Weide, die des Widders
Seiten spikt, und der Mangel, der ihn mager macht.  Wo ist der, dem
die Aufrichtigkeit seiner eignen unverf�lschten Seele den Muth
giebt aufzustehen, und zu sagen: Dieser Mann ist ein Schmeichler?
Wenn einer es ist, sind es alle; denn jede Stuffe des Gl�ks findt
ihre Schmeichler eine Stuffe niedriger; der gelehrte Kopf b�kt sich
vor dem goldnen Narren; alles ist krumm, es ist nichts gerades in
unsrer verfluchten Natur, als unverbesserliche B�berey.  So sey dann
alle Gesellschaft und alle Gemeinschaft mit Menschen von mir
verabscheut!  Alle von seiner Gattung, ja sich selbst hasset Timon.
Verderben �ber das ganze Menschen-Geschlecht!--Erde, gieb mir
Wurzeln.

(Er gr�bt die Erde auf.)

Wer etwas bessers von dir begehrt, dem w�rze den Rachen mit deinem
w�rksamsten Gifte!--Was ist hier!  Gold!  gelbes, blinkendes, feines
Gold?  Nein, ihr G�tter, das verlangt' ich nicht von euch; Wurzeln,
g�tiger Himmel!  Nur so viel von diesem hier ist genug, wei�,
schwarz; sch�n, h��lich; unrecht, recht; niedertr�chtig, edel; ein
altes Gesicht, jung; und eine feige Memme, tapfer zu machen.  Ihr
G�tter, wozu das?  warum das?  Ihr G�tter!  wie, das kan eure Priester
von eurer Seite loken, und Leute mit frischem Herzen ins Grab
bef�rdern; dieser gelbe Sclave kan geheiligte B�ndnisse
zusammenk�tten und aufl�sen; dem Verfluchten Segnungen, und dem
grindigen Aussaz Anbetung zuziehen; Diebe zu Ehrenstellen erheben
und ihnen neben den Senatoren, Titel, Kniebeugungen und Beyfall
geben: Di� ist's, was die bek�mmerte Wittwe wieder freyen macht,
und was einer von Geschw�ren und Krebssch�den zerfressenen
Candidatin des Siechenhauses, durch seine balsamische Kraft die
frische Anmuth der Jugendbl�the wieder giebt.  Komm, du verdammte
Erde, du gemeine Meze des menschlichen Geschlechts, die so viel
Lermens unter der Rotte der Nationen macht--

(Man h�rt von fern einen Marsch.)

Ha, eine Trummel--Du bist sehr lebendig, aber ich will dich doch
begraben; wenn deine podagrische Besizer nicht mehr stehen, kanst
du noch davon lauffen--Doch nein, bleib noch ein wenig da, ich will
dich f�r Handgeld gebrauchen.

(Er stekt eine Anzahl Goldst�ke zu sich.)



Vierte Scene.
(Alcibiades zieht auf eine kriegrische Weise mit Trummel und
 Pfeiffen auf; und Phrynia und Timandra.)


Alcibiades.
Wer bist du hier?  Sprich!

Timon.
Eine Bestie, wie du bist.  Da� der Krebs dein Herz daf�r durchfresse,
da� du mir wieder ein menschliches Gesicht zu sehen giebst!

Alcibiades.
Wie ist dein Name?  Ist der Mensch dir so verha�t, und du bist
selbst ein Mensch?

Timon.
Ich bin Misanthropos, und hasse das menschliche Geschlecht.  Was
dich betrift, so w�nscht' ich, du w�r'st ein Hund, damit ich dich
ein wenig lieben k�nnte.

Alcibiades.
Ich kenne dich wol; aber was f�r Unf�lle dir zugestossen seyn
m�ssen, davon wei� ich nichts.

Timon.
Ich kenne dich auch, und verlange nicht mehr von dir zu wissen, als
ich wei�; zieh deiner Trummel nach, f�rbe den Boden mit Menschen-
Blut; roth, roth;--Religions-Gebr�uche, b�rgerliche Geseze sind
grausam, was soll dann der Krieg seyn?  Diese faule Meze hier hat
mit allen ihren Cherubin-Bliken mehr Zerst�rung in sich als dein
Schwerdt.

Phrynia.
Da� dir die Lippen verfaulen!

Timon.
Das k�nnte nur begegnen wenn ich dich k��te, und das will ich nicht.

Alcibiades.
Wie kam der edle Timon zu diesem Wechsel?

Timon.
Wie der Mond, weil er kein Licht mehr zu geben hatte; aber ich
konnte mich nicht wieder erneuern wie der Mond, denn es waren keine
Sonnen da, von denen ich h�tte borgen k�nnen.

Alcibiades.
Edler Timon, was f�r Freundschaft kan ich dir erweisen?

Timon.
Keine, als mich in meiner Meynung zu best�rken.

Alcibiades.
Was ist diese, Timon?

Timon.
Mir Freundschaft zu versprechen, und keine zu halten.  Wenn du mir
keine versprechen willst, so verderben dich die G�tter!  denn du
bist ein Mensch; und wenn du sie h�ltst, so sollen sie dich
gleichfalls verderben, denn du bist ein Mensch.

Alcibiades.
Es sind mir einige verworrne Nachrichten von deinen Ungl�ksf�llen
zu Ohren gekommen.

Timon.
Du sahst sie, wie ich im Wohlstand sa�.

Alcibiades.
Ich seh sie izt, damals war eine gl�kliche Zeit.

Timon.
Wie die deinige izt ist, zwischen einem Paar Mezen.

Timandra.
Ist das der allgemeine Liebling von Athen, von dem die Welt so viel
r�hmliches sagte?

Timon.
Bist du Timandra?

Timandra.
Ja.

Timon.
Bleib immer eine Hure; die lieben dich nicht, die dich gebrauchen;
h�ng ihnen Krankheiten an, wenn sie ihre Lust mit dir geb��t haben;
mach einen guten Gebrauch von deinen bittern Stunden, bringe die
Sclaven zu Schwiz-K�sten und B�dern, bring die rosenwangichte
Jugend zur Hunger-Cur*, und zur Di�t.

{ed.-* (Tub-Fast), (Tonne-Fasten) im Englischen.  Der Autor zielt auf
die Venerische Seuche und ihre W�rkungen.  Die Cur derselben wurde
in damaligen Zeiten entweder durch (Guaiacum), oder Mercurialische
Salben gemacht; und in beyden F�llen wurde der Patient sehr warm
und eingesperrt gehalten; das erste, damit der Schwei� bef�rdert
werde; und das andre, damit er sich nicht wieder erk�lte, welches
gef�hrlich war.  Das Regimen beym Gebrauch des (Guaiacum), oder
(Lignum Sanctum) (sagt Dr. Friend in seiner Geschichte der Arzney-
Kunst, 2. Theil, S.  380.) war anfangs mit ausserordentlichen
Umst�nden begleitet, und so strenge, da� der Patient in ein enges
dunkles Loch gesperrt wurde, damit er desto besser schwizen m�chte;
und durch diese Veranstaltung wurde, wie sich Fallopius ausdrukt,
der ganze Mensch bis auf die Knochen selbst durchgebeizt.  Wisemann
sagt, in England habe man sich zu diesem Zwek, anstatt der
anderw�rts �blichen Keller, Bak-Ofen, u.  d.  gl.  einer Tonne bedient.
Was die Unction betrift, so wurde sie zuweilen sieben und drey�ig
Tage fortgesezt, wie er S.  375.  bemerkt, und w�hrend dieser ganzen
Zeit war eine ausserordentliche Abstinenz nothwendig.  Daher dann
das Wort (Tub-Fast.) Warb�rton.  ** Ein Provinzial-Wort f�r das
Englische (Slut), f�r welches dem Uebersezer kein hochdeutsches
Wort bekannt ist.}

Timandra.
An den Galgen, du Ungeheuer.

Alcibiades.
Vergieb, meine liebe Timandra, seine Wiederw�rtigkeiten haben
seinen Verstand �berw�ltiget.  Ich habe nur wenig Geld �brig, wakrer
Timon, und der Mangel daran verursacht t�glichen Aufruhr unter
meiner abgemergelten Kriegs-Schaar.  Ich h�rte mit Bek�mmerni�, wie
das verfluchte Athen, deiner Verdienste uneingedenk, und
undankbarlich der Zeit vergessend, da sie ohne dein Schwerdt und
deine Reichth�mer, von ihren Nachbarn mit F�ssen zertreten worden
w�ren --

Timon.
Ich bitte dich, la� deine Trummel r�hren, und geh' deines Wegs.

Alcibiades.
Ich bin dein Freund, und habe Mitleiden mit dir, mein liebster
Timon.

Timon.
Wie kanst du Mitleiden mit dem haben, den du beunruhigest; ich
wollte lieber allein seyn.

Alcibiades.
Nun, so fahr wohl; hier hast du Gold.

Timon.
Behalt es, ich kan es nicht essen.

Alcibiades.
Wenn ich das stolze Athen in einen Steinhauffen umgekehrt habe --


Timon.
Ziehst du gegen Athen?

Alcibiades.
Ja, Timon, und aus einer gerechten Ursache.

Timon.
Die G�tter verderben sie alle durch deine Hand, und wenn du sie
vernichtet hast, dich auch!

Alcibiades.
Warum mich, Timon?

Timon.
Weil du gebohren wardst, durch Ermordung von B�sewichtern mein
Vaterland zu Grunde zu richten.  Lie� dein Gold wieder auf.  Geh
weiter, hier ist noch mehr Gold, geh; sey wie eine Planetarische
Seuche, wenn Jupiter �ber irgendeine lastervolle Stadt sein Gift in
die sieche Luft aush�ngt; la� dein Schwerdt nicht einen einzigen
�berspringen; schone dem ehrw�rdigen Greis nicht um seines weissen
Barts willen, er ist ein Wucherer; schlage die Ehefrau nieder, ihr
Kleid allein ist ehrlich, sie ist eine Kupplerin.  La� nicht die
jungfr�uliche Wange dein schneidendes Schwerdt stumpf machen;
schone dieses milchweissen Busens nicht, der unter dem gl�sernen
Flor zu den Augen der M�nner emporschwillt, er ist ein sch�ndlicher
Verr�ther.  Schone nicht des S�uglings, dessen kindisches L�cheln
Narren zur Erbarmung zwingt; denk es ist ein Bastard, von dem ein
dunkles Orakel vorhergesagt hat, da� er dir die Kehle abschneiden
soll, und zerhak' ihn ohne Bedenklichkeit.  Verschw�re dich wider
jeden Gegenstand, der dein Herz erweichen k�nnte; leg' eine R�stung
um deine Ohren und deine Augen, deren St�hlung weder das Heulen der
M�tter, das Geschrey der Jungfrauen, und das Wimmern der Kinder;
noch der Anblik von Priestern, deren Blut �ber ihre heiligen
Kleider herab str�mt, nur um eine Nadelspize durchdringen m�ge.
Hier ist Gold, deine Soldaten zu bezahlen.  Verbreite Verderben um
dich her, geh', und wenn du deine Wuth ausgelassen hast, so verdirb
selbst!  Antworte nicht, geh!

Alcibiades.
Hast du noch Gold?  Ich nehme das Gold an, das du mir giebst, und
lasse dir deinen Rath.

Timon.
Du folgest ihm oder nicht, so falle der Fluch des Himmels auf dich!

Timandra, Phrynia.
Gieb uns auch etwas Gold, guter Timon; hast du noch mehr?

Timon.
Genug, um zu machen da� eine Hure ihr Handwerk verschw�re und eine--
Kupplerin werde.  Hebt auf, ihr Schl�tten**, die Sch�rze auf!  Ihr
seyd nicht eydf�hig, ob ich gleich wei�, da� ihr schw�ren w�rdet;
schw�ren, da� die unsterblichen G�tter die euch h�ren, vor Entsezen
schaudern m��ten.  Spart eure Schw�re, ich will euerm blossen
Versprechen glauben.  Bleibt immer Huren, und dem, dessen frommer
Zuspruch euch bekehren will, dem macht es dreymal �rger als den
�brigen; k�dert ihn an, brennt ihn bis auf die Knochen; la�t nicht
eher von ihm ab, bi� euer Feuer �ber seinem Rauch Meister wird;
doch sollt ihr daf�r alle Jahre sechs Monate eine ganz
entgegengesezte M�he haben.  Sezt euch falsche Haare an, und dekt
eure arme d�nne Sch�del mit Aufs�zen von Todten (wenn schon einige
davon gehangen sind, das hindert nichts); tragt sie, betr�gt damit,
und h** immer auf ihren Credit hin; schminkt euch, bis ein Pferd in
euerm Gesicht steken bleiben m�chte; der Henker hole die Runzeln!

Beyde.
Gut, gut, nur mehr Gold; glaubt uns, um Gold thun wir was ihr nur
wollt.

Timon.
S�et Auszehrung in ihre marklosen Knochen, l�hmet ihre d�nnen Beine,
und d�mpfet den m�nnlichen Trieb.  Brecht die Stimme des Advocaten,
da� er unt�chtig werde schlimme Sachen zu f�hren, und Rabulisten-
Streiche durch sein Geschrey gut zu machen; stekt den Priester an,
der wider die Triebe des Fleisches eifert und sich selbst nicht
glaubt; herab mit der Nase, platt ab, nehmt ihm den Nasenkn�rpel
ohne Verschonen, der, seinen Privat-Nuzen ausser Gefahr zu sezen,
das gemeine Beste aufopfert.  Macht krausk�pfichte Spizbuben kahl,
und la�t auch die jungen Eisenfresser nicht leer ausgehen, die mit
ihren grossen Thaten pralen, und nur nicht eine Narbe davon
aufzuweisen haben.  Verpestet alle Welt, und ruhet nicht, bis ihr
die Quelle der Vermehrung selbst g�nzlich verstopft und
ausgetroknet habt.--Hier ist mehr Gold f�r euch, bringt alle andre
ins Verderben, dann verfaulet selbst und Misthauffen m�gen euer
aller Grab seyn.

Beyde.
Mehr Rath und mehr Geld, guter Timon.

Timon.
Ihr m��tet es erst besser verdienen; ihr habt nun euer Handgeld.

Alcibiades.
R�hrt die Trummel, und gegen Athen zu.  Lebe wohl, Timon, wenn es
mir gelungen seyn wird, will ich dich wieder besuchen.

Timon.
Wenn mich die Hoffnung nicht betr�gt, werd ich dich nicht mehr
sehen.

Alcibiades.
Ich that dir nie was zu leide.

Timon.
Ja, du redtest Gutes von mir.

Alcibiades.
Nennst du das beleidigen?

Timon.
Die Menschen erfahren es alle Tage.  Geh deines Weges, pake dich,
und nimm deine Dachshunde mit.

Alcibiades.
Wir sind ihm nur beschwerlich; r�hrt die Trummel!

(Alcibiades, Timandra und Phrynia gehen ab.)



F�nfte Scene.


Timon.
Da� die Natur noch zu eben der Zeit hungern soll, da der Unmuth
�ber des Menschen Unbarmherzigkeit sie des Lebens �berdr��ig macht!--
Allgemeine Mutter, du deren unerme�liche Schoos und unbegrenzte
Brust alles gebiehrt und s�uget; o du, deren nemliche Zeugungs-Hize,
woraus der stolze Mensch aufdunset, die schwarze Kr�te zeugt, und
die blaue Schlange, die goldflekichte Eidechs und den blinden
vergifteten Wurm mit allem andern verabscheuten Ungeziefer, das
Hyperions Feuer belebt: Gieb dem der alle deine menschlichen S�hne
hasset, gieb ihm aus deinem unersch�pflichen Busen eine einzige
arme Wurzel.  Verstopfe deine fruchtbare gern empfangende Schoo�;
la� sie nichts mehr f�r den undankbaren Menschen hervorbringen.  Geh
nur mit Tygern, Drachen, W�lfen und B�ren schwanger; schwill von
neuen Ungeheuern auf, die dein emporgerichtetes Antliz dem
umw�lbenden Himmel nie gezeigt hat!--O!  eine Wurzel--habet Dank,
ihr G�tter!--trokne deine lokern Adern auf, und deine vom Pflug
zerri�ne Schollen, aus denen der undankbare Mensch diese geistigen
S�fte und diese niedlichen Bissen zieht, die sein reines Gem�th mit
einem Fett umgeben, woran alle Betrachtung abglitscht.



Sechste Scene.


Timon (zu Apemanthus.)
Wieder ein Mensch?  Pest!  Pest!

Apemanthus.
Ich bin hieher gewiesen worden.  Die Leute sagen, du massest dich an,
meine Lebensart nachzuahmen.

Timon.
So mu� es de�wegen seyn, weil du keinen Hund h�ltst, den ich
nachahmen k�nnte.  Da� du die Schwindsucht kriegtest!

Apemanthus.
Es ist an dir nur etwas erzwungnes, eine arme unm�nnliche
Melancholey, die blo� aus dem Wechsel deines Gl�ks entsprungen ist.
Wozu dieses Grabscheit?  Warum in diesem Walde?  Warum dieser
sclavenm�ssige Aufzug?  Und diese kummervolle Blike?  Deine
Schmeichler tragen indessen Seide, trinken Wein, ligen weich,
schwimmen in lieblichen Ger�chen, und haben vergessen, da� jemals
ein Timon war.  Entehre diese Kleidung nicht, die dir das Ansehen
und die Vorrechte eines Censors geben soll.  Sey du izt ein
Schmeichler, versuch' es, dich nun durch eben dieses fortzubringen,
was dich zu Grunde gerichtet hat; beuge deine Knie, und la� den
blossen Athem dessen, dem du aufwartest, deine M�ze vom Kopf
herabwehen; erhebe seine lasterhaftesten Ausschweiffungen, und
nenne sie vortreflich.  So redte man mit dir; und du gabst deine
Ohren dazu her, den Bierwirthen �hnlich, die Schelmen und alles was
zu ihnen kommt willkommen heissen.  Es ist h�chst billig, da� du ein
Spizbube werdest; h�ttest du noch Verm�gen, so w�rden Spizbuben es
haben.  Affectire keine Gleichheit mit mir, sag ich dir!

Timon.
Wenn ich dir gleich w�re, ich wollte mich selbst wegwerfen.

Apemanthus.
Du hast dich selbst weggeworffen, da du dir selbst gleich warst; so
lang' ein Unsinniger, izt ein Narr!  Wie?  denkst du, die kalte Luft,
dein ungest�mer Kammerherr, werde dir ein warmes Hemde reichen?
Meynst du, diese bemoo�ten B�ume, die den Adler �berlebt haben,
werden wie Pagen hinter dir hertreten, und dir auf einen Wink
zulauffen?  Wird der kalte, mit Eis candirte Bach dir ein Cordial
zum Fr�hst�k geben, um die Unverdaulichkeit der gestrigen
Nachtmahlzeit zu verbessern?  Ruffe den nakten Gesch�pfen, die der
rauhen Witterung, und den k�mpfenden Elementen ihre unverwahrten
R�mpfe entgegen bieten; befiehl ihnen, dir zu schmeicheln; o, du
wirst finden --

Timon.
Da� du ein Narr bist; zieh' ab.

Apemanthus.
Du bist mir izt lieber als jemals.

Timon.
Und du mir desto verha�ter.

Apemanthus.
Warum?

Timon.
Du schmeichelst der D�rftigkeit.

Apemanthus.
Ich schmeichle nicht; ich sage nur, da� du ein elender Tropf bist.

Timon.
Warum suchst du mich auf?

Apemanthus.
Um dich zu scheeren.

Timon.
Das ist immer die Verrichtung eines B�sewichts, oder eines Narren.
D�ucht sie dir kurzweilig?

Apemanthus.
Ja.

Timon.
Was f�r ein Schurke du bist!

Apemanthus.
Wenn du diesen schwerm�thigen kalten Habit angezogen h�ttest,
deinen Stolz zu z�chtigen, so h�ttest du wol daran gethan; aber du
thust es aus Noth; du w�rdest ein Stuzer seyn, wenn du nicht ein
Bettler w�rest.  Freywillige Armuth �berlebt ungewisses Wohlleben;
dieses wird immer gef�llt und doch nie voll, jene erreicht ihren
h�chsten Wunsch auf einmal; der gl�klichste Stand ist mi�vergn�gt,
der elendeste zufrieden.  (Du) solltest zu sterben w�nschen, weil du
in einem so armseligen Zustand bist.

Timon.
Nicht weil mir's einer sagt, der noch armseliger ist.  Du bist ein
Sclave, den das Gl�k nie mit z�rtlichen Armen an ihre Brust dr�kte;
sondern zu einem Hund gebohren.  W�rest du wie wir, von der ersten
Stuffe des Lebens an, durch alle die angenehmen Grade von
Gl�kseligkeit fortgeschritten, die diese kurze Welt denjenigen
gew�hrt, die sich nur besinnen d�rfen, was sie von allen ihren
Waaren haben wollen: Du h�ttest dich in dem diksten Schlamm der
L�derlichkeit herumgew�lzt, deine Jugend in den sch�ndlichsten
Ausschweiffungen verschwendet, und nimmermehr die kalten
Vorschriften der M�ssigung und des Wohlstands beobachten gelernt,
sondern w�rdest dem verz�kerten Spiel vor dir her blindlings
nachgeloffen seyn.  Aber da� ich, f�r dessen Vergn�gen die ganze
Welt arbeitete, der die Zungen, die Augen, die Herzen der Menschen
zu seinem Gebot hatte, mehr als ich ihnen Verrichtungen erdenken
konnte, an dem unz�hliche hiengen, wie die Bl�tter an einer Eiche;
die aber alle, von einem einzigen Winter-Ansto�, von ihren Zweigen
abgefallen sind, und mich entbl��t und unbedekt jedem Sturm
ausgesezt gelassen haben: Da� ich, der nie etwas anders als bessers
gekannt hat, di� ertragen soll, ist etwas schwer.  Dein Wesen fieng
mit Elend an, und die Zeit hat dich dazu abgeh�rtet.  Warum solltest
du die Menschen hassen?  Sie haben dir nie geschmeichelt.  Was hast
du ihnen geben k�nnen?  Wenn du fluchen willt, so mu� dein Vater,
der arme Lumpenhund, der Gegenstand seyn, der, in einem Ansto� von
Brunst, irgend eine Bettlerin �berfallen, und dich armseligen Erb-
Lumpenhund zusammgeflikt hat--Hinweg, pake dich!--W�rest du nicht
zum untersten unter allen Menschen gebohren, so w�rdest du ein
Spizbube und Schmeichler gewesen seyn.

Apemanthus.
Bist du noch stolz?

Timon.
Ja, da� ich nicht du bin.

Apemanthus.
Und ich, da� ich kein Verschwender gewesen bin.

Timon.
Und ich, da� ich izt noch einer bin.  W�r' aller Reichthum, den ich
hatte, in dir aufgesch�ttet, so wollt' ich dir Erlaubni� geben, ihn
aufzuh�ngen.  Geh deines Weges--O!  da� das Leben von ganz Athen in
dieser Wurzel w�re!  So wollt' ich es essen.

(Er i�t eine Wurzel.)

Apemanthus.
Hier, ich will deine Mahlzeit verbessern.

Timon.
Verbe�re erst meine Gesellschaft, und pake dich fort!

Apemanthus.
Was h�ttest du gern zu Athen--

Timon.
Dich, in einem Wirbelwind; wenn du willt, so sag ihnen, ich habe
Gold; siehst du, da� ich habe.

Apemanthus.
Hier hat es keinen Nuzen.

Timon.
Den besten und sichersten; denn hier schl�ft es, und thut keinen
gedungnen Schaden.

Apemanthus.
Wo ligst du des Nachts, Timon?

Timon.
Unter dem was �ber mir ist.  Wo futterst du des Tags, Apemanthus?

Apemanthus.
Wo mein Magen Speise findet, oder vielmehr wo ich sie esse.

Timon.
Ich wollte, das Gift m��te mir gehorchen, und w��te meine Gedanken.

Apemanthus.
Wo wolltest du es hinschiken?

Timon.
Deine Sch�sseln zu w�rzen.

Apemanthus.
Das Mittel der Menschlichkeit hast du nie gekannt, sondern nur das
�usserste von beyden Enden.  Wie du in deinen vergoldeten Zimmern,
und von ausgesuchten Specereyen umduftet warst, da trieben sie ihr
Gesp�tte �ber deine ausschweiffende Z�rtlichkeit des Geschmaks; izt
da du in Lumpen bist, hast du gar keine, sondern wirst des
Gegentheils halben verabscheut.  Hier ist eine Mespel f�r dich, i�
sie.

Timon.
Ich esse von nichts, was ich nicht leiden kan.

Apemanthus.
Kanst du die Mespeln nicht leiden?

Timon.
Nein, ob sie schon dir gleich sehen.

Apemanthus.
H�ttest du sie fr�her nicht leiden k�nnen, so w�rdest du izt besser
mit dir selbst zufrieden seyn.  Hast du jemals einen Verschwender
gekannt, den man noch geliebt hat, nachdem er um seine Mittel
gekommen ist?

Timon.
Wen hast du jemals ohne diese Mittel, wovon du redst, beliebt
gesehen?

Apemanthus.
Mich selbst.

Timon.
Ich verstehe dich, du hast einige Mittel, einen Hund zu halten.

Apemanthus.
Was f�r Dinge in der Welt findst du deinen Schmeichlern am
�hnlichsten?

Timon.
Weiber--Was wolltest du mit der Welt thun, Apemanthus, wenn sie in
deiner Gewalt w�re?

Apemanthus.
Sie den wilden Thieren vorwerfen, damit ich der Menschen los w�rde.

Timon.
Wolltest du selbst auch das Schiksal der Menschen haben, oder unter
den wilden Thieren ein wildes Thier werden?

Apemanthus.
Das lezte, Timon.

Timon.
Ein bestialischer Wunsch, den die G�tter dir gew�hren m�gen!  Wenn
du ein L�we w�rst, so w�rde dich der Fuchs betr�gen; w�rst du ein
Lamm, so w�rde der Fuchs dich fressen; w�rst du der Fuchs, so
w�rdest du dem L�wen verd�chtig werden, wenn dich zufallsweis ein
Esel anklagte; w�rst du der Esel, so w�rde dich deine Dummheit
plagen, und du lebtest immer als ein Fr�hst�k f�r den Wolf.  W�rst
du der Wolf, so w�rde dir deine Gefressigkeit zur Quaal werden, und
du w�rdest oft dein Leben f�r dein Mittagessen wagen.  W�rst du das
Einhorn, so w�rde dich Stolz und Grimm verderben, und in Ermanglung
eines andern w�rdest du die Beute deiner eignen Wuth werden.  W�rst
du ein B�r, so w�rde dich das Ro� t�dten; w�rst du ein Ro�, so
w�rde dich der Leopard ergreiffen; w�rst du ein Leopard, so w�rst
du des L�wen Vetter, und deine Fleken w�rden deine eigne Verwandten
gegen dein Leben aufhezen.  Alle deine Sicherheit w�r' in Entfernung,
und dein Schuz in der Abwesenheit eines Feindes.  Was f�r ein Thier
k�nntest du seyn, das nicht einem Thier unterworffen w�re?  Und was
f�r ein St�k Vieh bist du izt schon, da� du nicht siehst, wie viel
du bey der Verwandlung verliehren w�rdest?

Apemanthus.
Wenn du mir durch irgend ein Gespr�ch gefallen k�nntest, so h�ttest
du es izt getroffen.  Das gemeine Wesen von Athen ist ein Wald von
Thieren worden.

Timon.
Wie ist dann der Esel durch die Mauern gebrochen, da� du ausser der
Stadt bist?

Apemanthus.
Dort kommt ein Poet und ein Mahler; die Pest der menschlichen
Gesellschaft falle auf dich!  Ich besorge, da� sie mich ansteken
m�chte, und will mich mit der Flucht retten.  Wenn ich sonst nichts
zu thun wei�, will ich dich wieder sehen.

Timon.
Wenn sonst nichts lebendiges mehr ist als du, sollt du mir
willkommen seyn.

Apemanthus.
Du bist das Oberhaupt von allen iztlebenden Narren.

Timon.
Ich wollte, du w�rest sauber genug, da� ich auf dich speyen k�nnte.
Da� du die Kr�nke h�ttest!

Apemanthus.
Du bist ein zu schlechter Kerl, als da� du jemandem fluchen
k�nntest.

Timon.
Alle Galgenschwengel werden rein, wenn sie neben dir stehen.

Apemanthus.
Es ist sonst kein Aussaz, als was du redst.

Timon.
Wenn ich dich nenne--Pr�geln will ich dich; doch, ich w�rde nur
meine H�nde kr�zicht machen.

Apemanthus.
Ich wollte, meine Zunge k�nnte machen, da� sie abfaulten.

Timon.
Weg, du Gez�cht eines r�udigen Hunds.  Ich sterbe vor Zorn, da� du
in der Welt bist; ich fall' in Unmacht, wenn ich dich ansehe.

Apemanthus.
Da� du bersten m�chtest?

Timon.
Hinweg, du verabscheuter Raker; ich f�rchte, du treibst mir einen
H*d*n ab.

Apemanthus.
Vieh!

Timon.
Sclave!

Apemanthus.
Kr�te!

Timon.
Lumpenhund, Lumpenhund, etc.

(Apemanthus zieht sich zur�k, als ob er gehe.)

Ich bin dieser falschen Welt �berdr�ssig, und will nichts in ihr
lieben, als ihre blossen Nothwendigkeiten.  So z�gre dann nicht,
Timon, dir dein Grab zu machen, dort, wo der leichte Meerschaum
deinen Grabstein t�glich schlagen soll; mache deine Grabschrift,
da� der Tod in mir �ber andrer Leben lache.

(Er sieht auf das Gold, das zu seinen F�ssen ligt.)

O du angenehmer K�nigs-M�rder!  du werthe Scheidung zwischen dem
leiblichen Sohn und seinem Vater!  du schimmernder Besudler von
Hymens keuschestem Bette!  du dapfrer Mars!  du immer junger,
frischer, beliebter, und reizender Buhler, dessen R�the den
geheiligten Schnee, der auf Dianens Schoo� ligt, zerschmelzt!  Du
sichtbarer Gott, der Unm�glichkeiten zusammenf�gt, und einander
k�ssen macht!  der jede Sprache zu jeder Absicht reden kan!  O du
Probstein der Herzen; denke, dein Sclave, der Mensch, emp�re sich
wider dich, und seze sie durch deine Macht in eine so zerr�ttende
Zwietracht, bis die Herrschaft �ber die Welt den Thieren bleibt.

Apemanthus.
Ich wollt' es w�re so, aber nicht eher, als bis ich todt bin!  Ich
will sagen, du habest Gold; was f�r einen Zulauff, du augenbliklich
bekommen wirst!

Timon.
Einen Zulauf?

Apemanthus.
Ja.

Timon.
Deinen R�ken, ich bitte dich.

Apemanthus.
Leb' und liebe dein Elend!

Timon.
Leb lange so und stirb so!  Ich bin quitt.

Apemanthus.
Schau, mehr Dinge die wie Menschen aussehen--i�, Timon, und
verabscheue sie.

(Apemanthus geht ab.)



Siebende Scene.
(Die Diebe treten auf.)


1. Dieb.
Wo mag er wol sein Geld haben?  Es wird irgend ein armseliges
Fragment, irgend ein �briges Bi�chen sein, das er noch davon
gebracht hat.  Nichts anders, als der Mangel an Geld, und der Undank
seiner Freunde, hat ihn zu dieser Melancholey gebracht.

2. Dieb.
Das Ger�cht geht, er hab' einen Schaz gefunden.

3. Dieb.
Wir wollen einen Versuch machen; wenn er nichts darnach fragt; wird
er's uns gutwillig geben; aber wenn er so geizig ist, da� er's f�r
sich allein behalten will, was ist dann zu thun?

2. Dieb.
Er wird den Schaz nicht bey sich tragen; er wird ihn verstekt haben.

1. Dieb.
Ist der nicht Timon?

Alle.
Wo?

2. Dieb.
Der Beschreibung nach ist er's.

3. Dieb.
Er ists, ich kenn' ihn.

Alle.
Gr�� dich Gott, Timon.

Timon.
He, Diebe.

Alle.
Soldaten, keine Diebe.

Timon.
Beydes, und von Weibern gebohren.

Alle.
Diebe sind wir nicht, aber Leute, die sehr viel Bed�rfnisse haben.

Timon.
Euer gr�stes Bed�rfni� ist, was ihr aller Orten finden k�nnet: Was
solltet ihr bed�rfen?  Seht, die Erde hat Wurzeln; innert einer
Meile um uns her entspringen hundert Quellen; die Eichen tragen
Eicheln, die Gestr�uche, Hambutten; die gutth�tige Hausmutter,
Natur, legt auf jedem Busch ihren ganzen Kram vor euch aus--
Bed�rfnisse?  Warum Bed�rfnisse?

1. Dieb.
Wir k�nnen nicht von Gras, Beeren und Wasser leben; wie Thiere,
V�gel und Fische.

Timon.
Auch nicht von den Thieren, V�geln und Fischen selbst; ihr m��t
Menschen essen.  Doch mu� ich euch Dank daf�r sagen, da� ihr
offenbare Diebe seyd, und euch nicht in heiligere Gestalten
einh�llet; denn es herrscht grenzenlose Dieberey auch in
gesezm�ssigen Lebensarten.  Galgenschwengel, Diebe, hier ist Gold!

(Er giebt ihnen Geld.)

Geht, saugt das fl�chtige Blut der Traube, bis das hizige Fieber
euer Blut zu Schaum kocht, und entgeht dadurch dem Galgen.  Vertraut
euch keinem Arzt, seine Arzneyen sind Gift, er t�dtet mehr Menschen
als ihr beraubt, und nimmt ihnen ihr Geld mit samt dem Leben.
Treibt eure Bubenst�ke, treibt sie, weil ihr euch dazu bekennt, wie
ein andres Handwerk; ich will euch Beyspiele genug von Dieberey
geben.  Die Sonn' ist ein Dieb, und beraubt durch ihre starke
Anziehung das weite Welt-Meer.  Der Mond ist ein ausgemachter Dieb,
und mau�t sein blasses Licht der Sonne.  Das Meer ist ein Dieb,
dessen schmelzende Wellen D�mme in salzichte Thr�nen aufl�sen.  Die
Erde ist ein Dieb, die uns das Futter, wovon sie lebt, aus dem
Unrath aller Dinge zusammenstiehlt; ein jedes Ding ist ein Dieb.
Die Geseze, die euch binden und mit Ruthen streichen, haben
ungestraften Diebstahl in ihrer rauhen Gewalt.  Liebt euch selbst
nicht, hinweg, beraubt einander, hier habt ihr mehr Gold; schneidet
Kehlen ab; alle die euch begegnen sind Diebe: Geht nach Athen,
brecht in offne Buden ein, denn ihr k�nnt nichts stehlen; das nicht
von Dieben verlohren wird; stehlt nichts desto minder, weil ich
euch Gold gebe, und Gold verderbe euch, Amen!

(Er geht ab.)

3. Dieb.
Er hat mir mein Handwerk schier erleidet, indem er mich dazu
aufmunterte.

1. Dieb.
Das ist die allgemeine Bosheit der Menschen; er giebt uns einen
Rath, in Hoffnung, da� er uns an den Galgen bringen werde.

2. Dieb.
So will ich ihm glauben wie einem Feind, und meine Profe�ion
aufgeben.

1. Dieb.
Wir wollen erst warten, bis zu Athen Fried' ist.

2. Dieb.
Es ist kein so schlimmer Zustand, worinn ein Mensch nicht noch gut
werden kan.

(Sie gehen ab.)




F�nfter Aufzug.



Erste Scene.
(Der Wald und Timons H�le.)
(Flavius tritt auf.)


Flavius.
O ihr G�tter, ist jener verworfne, zerst�rte Mann mein Herr?  So
abgezehrt, so eingefallen!  O!  ein Denkmal, ein Wunder von
�belangewandten Gutthaten!  Was f�r eine Ver�nderung hat eine
verzweiflungsvolle D�rftigkeit in seiner Gem�thsart gemacht!  Was
f�r ein sch�ndlicheres Ding ist auf der Erde als Freunde, die das
edelste Gem�th zu einem solchen Verfall bringen k�nnen!  Wie wohl
schikt sich das Gebott, da� wir unsre Feinde lieben sollen*, f�r
unsre Zeiten!  Wenn es mir auch frey st�nde, wollt' ich sie doch
eher lieben als Schmeichler.--Er hat mich wahrgenommen; ich will
ihm meinen redlichen Kummer zeigen, und bis zum lezten Athemzug
sein treuer Diener bleiben.

{ed.-* Hier vergi�t unser Autor, da� seine Personen keine Christen sind,
noch seyn k�nnen; kein Wunder, da er durch das ganze St�k
vergessen hat, da� sie Athenienser sind.}

(Timon kommt aus seiner H�le hervor.)

Mein theurester Herr.

Timon.
Weg!  Wer bist du?

Flavius.
Habt ihr mich vergessen, mein Herr?

Timon.
Wie magst du fragen?  Ich habe alle Menschen vergessen; wenn du also
gestehen mu�t, das du ein Mensch bist, so hab ich dich vergessen.

Flavius.
Ein ehrlicher Diener--

Timon.
So kenn ich dich nicht: ich habe niemals ehrliche Leute um mich
gehabt; alle die ich hatte waren Spizbuben, um Galgenschwengeln
beym Essen aufzuwarten.

Flavius.
Die G�tter sind Zeugen, da� niemals ein armer Verwalter einen
aufrichtigern Schmerz f�r seinen zu Grunde gerichteten Herrn
gef�hlt hat, als meine Augen f�r euch.

(Er weint.)

Timon.
Wie?  weinst du?  Komm n�her, so will ich dich denn lieben, weil du
ein Weib bist; du kanst aus Mitleiden weinen; das kan das
kieselsteinerne Herz des m�nnlichen Geschlechts nicht; wenn ihre
Augen �bergehen, so geschieht es vor Lachen oder b�ser Lust.

Flavius.
Ich bitte euch, mein g�tiger Herr, mich nicht abzuweisen, und mir
zu verstatten, da� ich euern Kummer theile, und so lange dieser
arme Reichthum daurt,

(er zeigt ihm einen Beutel mit Geld,)

euer Verwalter bleibe.

Timon.
Hatt' ich einen Verwalter, der so getreu, so redlich, und nun so
h�lfreich ist?  Di� k�nnte mein verwildertes Gem�th beynahe zahm
machen.  La� mich dein Gesicht sehen; wahrlich, dieser Mann ist von
einem Weibe gebohren.  Verzeihet mir mein allgemeines, keine
Ausnahme machendes, zu rasches Urtheil, ihr unsterblichen, weisen
G�tter!  Ich gestehe nun einen ehrlichen Mann zu; verstehet mich wol,
nur Einen; keinen mehr, ich bitte euch; und der einzige ist ein
Verwalter!  Wie gerne wollt' ich das ganze Menschen-Geschlecht
gehasset haben, und du kaufst dich los; doch alle andre, dich
ausgenommen, m�gen meine Fl�che treffen!  Mich d�ucht, du seyest
mehr ehrlich als klug; denn, wenn du mich betrogen und verrathen
h�ttest, so h�ttest du desto b�lder eine andre Bedienstung erhalten
k�nnen; viele kommen auf diese Art zu ihren zweyten Herren, auf
ihres ersten Herrn Naken.  Aber sage mir aufrichtig, (denn ich mu�
immer zweifeln, ob ich gleich niemals weniger Ursach dazu hatte;)
ist nicht diese deine Z�rtlichkeit listig und eigenn�zig, eine
wuchernde Z�rtlichkeit, wie reiche Leute Geschenke machen, um
zwanzig mal so viel daf�r zur�k zu bekommen?

Flavius.
Nein, mein w�rdiger Herr, (in dessen Brust Zweifel und Argwohn, ach
leider!  zu sp�t Plaz nehmen;) ihr h�ttet falsche Freundschafts-
Versicherungen vermuthen sollen, da ihr Bankette gabt.  Das was ich
euch zeige, der Himmel wei� es, ist lauter Liebe, Pflicht und
Ergebenheit gegen ein Herz, das seines gleichen nicht hat, Sorge
f�r euern Unterhalt und euer Leben; und glaubt mir, es ist kein
Vortheil weder gegenw�rtig, noch den ich hoffen k�nnte, den ich
nicht um diesen einzigen Wunsch vertauschen wollte, euch wieder in
Gl�k und Wohlstand zu sehen.

Timon.
Gut, ich glaube dir, es ist so; du einzelner ehrlicher Mann, hier,
nimm.

(Er giebt ihm einen Sak mit Gold.)

Die G�tter haben dir aus meinem Elend einen Schaz zugeschikt.  Geh,
lebe reich und gl�klich; aber mit dieser Bedingung, da� du von den
Menschen abgesondert wohnen sollst.  Ha�' alle, verw�nsch' alle,
thue keinem Gutes; la� einem Bettler eh sein verhungertes Fleisch
von den Knochen fallen, eh du ihm ein Almosen g�best.  Gieb den
Hunden, was du den Menschen versagst.  Da� Gef�ngnisse sie
verschlingen, da� sie in Schulden verderben, da� die Menschen einem
verdorrten Walde gleich sehen, und verpestete Krankheiten ihr
falsches Blut aufleken!  Und hiemit lebe wohl, und gedeyhe!

Flavius.
O la�t mich bey euch bleiben, mein g�tiger Herr, und euch
unterst�zen --

Timon.
Wenn du meinem Fluch ausweichen willst, so s�ume dich nicht, flieh;
flieh, weil du noch gesegnet und frey bist.  Sieh du keinen Menschen
mehr, und la� dich nimmer vor mir sehen.

(Sie gehen auf verschiedne Seiten ab.)



Zweyte Scene.
(Der Poet und der Makler treten auf.)


Mahler.
Nach der Erkundigung, die ich von dem Ort eingezogen habe, kan er
nicht weit von hier sich aufhalten.

Poet.
Was soll man von ihm denken?  best�ttigt sich das Ger�cht, da� er
soviel Gold haben soll?

Mahler.
Er hat; Alcibiades erz�hlt es, Phrynia und Timandra haben Gold von
ihm bekommen; er schenkt' auch etlichen armen verlaufenen Soldaten
eine grosse Menge davon.  Man sagt, er gab seinem Verwalter eine
starke Summe.

Poet.
So war folglich diese Bankrutt nur eine Pr�fung seiner Freunde.

Mahler.
Nichts anders; ihr werdet ihn bald in Athen unter den Ersten wieder
gl�nzen sehen.  Es wird also nicht �bel gethan seyn, wenn wir ihm in
dem Ungl�ks-Stand', worinn man ihn versunken glaubt, unsre
Freundschaft bezeugen; es wird uns das Ansehen eines edelm�thigen
Betragens geben; und es ist sehr wahrscheinlich, da� es uns zu
unserm Zwek f�hren wird, wenn es wahr ist, da� er so reich seyn
soll.

Poet.
Was habt ihr bey euch, womit ihr ihm aufwarten wollet?

Mahler.
Nichts f�r di�mal als meinen Besuch; allein ich will ihm ein
vortrefliches St�k versprechen.

Poet.
Ich will ihn auf die nemliche Art bedienen.

Mahler.
So ist's am besten.  Versprechen �ffnet das Auge der Erwartung, und
macht sich oft f�r etwas, das niemals gehalten wird, zum voraus
bezahlt.  Halten ist allemal der Narr in seinem eignen Spiel; sobald
ein Versprechen gehalten ist, so n�zt es, ausser bey der
einf�ltigern Art von Leuten, dem Geber nichts mehr.  Versprechen ist
hofm�nnisch, und ein St�k von der feinen Lebensart; Halten ist eine
Art von leztem Willen oder Testament, welches bey dem, der es macht,
eine grosse Krankheit--am Verstand anzeigt.  (Timon kommt, ohne da�
ihn die vorigen Personen gewahr werden, aus der H�le hervor.)

Timon (vor sich.)
Vortreflicher K�nstler!  du kanst keinen so schlechten Kerl mahlen
als du selbst bist.

Poet.
Ich besann' mich, was ich sagen will, das ich f�r ihn in der Arbeit
habe--Es mu� eine Vorstellung von ihm selbst seyn; eine Satyre �ber
die Weichlichkeit, die eine Folge des Wohlstands zu seyn pflegt;
mit einer Entdekung der unendlichen Schmeicheleyen, die das Gefolge
von Jugend und Reichthum sind.

Timon.
Must du dich dann in deinem eignen Werk als einen Nichtsw�rdigen
abschildern?  Willt du deine eigne Laster auf andrer Leute R�ken
peitschen?  Thue es, ich habe Gold f�r dich.

Poet.
Wir wollen ihn aufsuchen.

Wer einen Vortheil einzuholen
Zu sp�t kommt, hat sich selbst bestohlen.

Mahler.
Ihr habt recht.

Poet.
Such', was dir fehlt, bey Tag, der unbezahlt dir scheint;
Die Nacht im schwarzen Flor ist niemands Freund.

Kommt!

Timon.
Ich will euch beym Umkehren entgegen kommen--Was f�r ein Gott ist
Gold, da� er in Tempeln verehrt wird, die ver�chtlicher sind als
die Oerter, wo Schweine ihre Speise suchen.  Du bist es der das
Schiff ausrehdet, und die besch�umten Wellen pfl�gt; du verschaffst
dem Sclaven Bewundrung und Ehrfurcht; niemals m�ge dein Dienst
abnehmen, und verderbliche Plagen sollen deine Anbeter umkr�nzen!--
Izt ist es Zeit, ihnen entgegen zu kommen.

Poet.
Heil dir, w�rdiger Timon.

Mahler.
Einst unser edler Gebieter.

Timon.
Wie, erleb' ich es, noch zween ehrliche M�nner zu sehen?

Poet.
Mein Herr, da wir so viel Gutes von euch genossen haben, und
vernehmen mu�ten, da� ihr euch entfernt, und da� alle eure Freunde
abgefallen, f�r deren undankbare Gem�ther--(oh,
verabscheuungsw�rdige Seelen!) alle Ruthen des Himmels nicht
hinreichend sind--Was?  von euch?  dessen Stern-gleiche Gro�muth
Leben und Einfl�sse ihrem ganzen Wesen gab?  Ich komme ganz ausser
mich, und kan keine Worte gro� genug finden, die ungeheure Gr�sse
dieser Undankbarkeit darein zu kleiden.

Timon.
La�t sie nakend gehen, so sehen die Leute sie desto besser; ihr,
die ihr ehrliche M�nner seyd, macht durch das, was ihr seyd, das
was sie sind am besten sichtbar.

Mahler.
Er und ich haben in dem grossen Regen eurer Freygebigkeit gerei�t,
und ihn auf eine angenehme Art empfunden.

Timon.
Ja, ihr seyd ehrliche M�nner.

Mahler.
Wir sind hieher gekommen, euch unsre Dienste anzubieten.

Timon.
Sehr ehrliche M�nner!  Wie kan ich's euch wett machen?  K�nnt ihr
Wurzeln essen, und kaltes Wasser trinken?  Nein.

Beyde.
Wir wollen thun, was wir nur immer k�nnen, um euch Dienste zu
leisten.

Timon.
Ihr seyd ehrliche M�nner; ihr habt geh�rt, da� ich Gold habe; ich
bin versichert, ihr habt's geh�rt; sagt die Wahrheit, ihr seyd
ehrliche M�nner.

Mahler.
So sagt man, mein edler Lord; allein de�wegen kam ich und mein
Freund nicht hieher.

Timon.
Guter ehrlicher Mann; du mahlst das beste Portrait unter allen
Mahlern in Athen; du bist, in der That, der beste; du mahlst
vortreflich nach dem Leben.

Mahler.
So, so, Gn�diger Herr.

Timon.
Eben so, mein Herr, wie ich sagte.

(Zum Poet.)

Und was deine Gedichte betrift, deine Verse fliessen so voll und
lieblich, da� du in deiner Kunst eben so nat�rlich bist.  Allein
eben darum, meine ehrlich-gesinnten Freunde, mu� ich euch sagen,
ihr habt einen kleinen Fehler; der aber in der That euch nicht sehr
entstellt; auch w�nscht' ich nicht, da� ihr euch grosse M�he g�bet,
ihn zu verbessern.

Beyde.
Wir bitten Euer Gnaden ihn uns bekannt zu machen.

Timon.
Ihr m�chtet es �bel aufnehmen.

Beyde.
Mit h�chstem Dank, Gn�diger Herr.

Timon.
Ist das euer Ernst?

Beyde.
Zweifelt nicht daran, Milord.

Timon.
Es ist niemals einer von euch allein, ohne sich einem Spizbuben
anzuvertrauen, der euch gewaltig hinter's Licht f�hrt.

Beyde.
Thun wir das, Gn�diger Herr?

Timon.
Das thut ihr, und ihr h�rt seine Schmeicheleyen; seht wie er sich
verstellt, kennt seine groben Schelmst�ke, und doch liebt ihr ihn,
gebt ihm zu essen, und tragt ihn in euerm Busen; aber seyd
versichert, er ist ein ausgemachter Spizbube.

Mahler.
Ich kenne keinen solchen, Gn�diger Herr.

Poet.
Noch ich.

Timon.
Schaut ihr, ihr seyd mir lieb, ich will euch Gold geben, wenn ihr
mir diese Schelmen aus eurer Gesellschaft ausstossen wollt; h�ngt
sie oder erstecht sie, gebt ihnen Gift ein, oder schaft sie sonst
auf eine Art aus der Welt, und kommt wieder zu mir, so will ich
euch Gold genug geben.

Beyde.
Nennet sie, Gn�diger Herr, wir m�chten sie kennen.

Timon.
Geht ihr auf diese Seite, und ihr auf diese--Aber es sollte jeder
allein seyn--wenn jeder von euch ganz allein und einzeln ist, so
h�lt ihm doch ein Erz-Spizbube Gesellschaft.

(Zum Mahler.)

Wenn da wo du bist, nicht zween Spizbuben seyn sollen, so komm ihm
nie zu nah--

(Zum Poet.)

Wenn du nirgends seyn willt, als wo nur ein Spizbube ist, so
verla� ihn.  Fort, pakt euch, hier ist Gold;

(Er giebt ihnen Schl�ge.)

ihr kamet um Gold zu kriegen, ihr Sclaven; ihr habt Arbeit f�r
mich;--hier ist eure Bezahlung--Fort--Ihr seyd ein Alchymist, macht
Gold aus diesem; fort, ihr Lumpenhunde!

(Er pr�gelt sie, und jagt sie fort.)



Dritte Scene.
(Flavius und zween Senatoren treten auf.)


Flavius.
Es ist umsonst, wenn ihr den Timon sprechen wollt; denn er ist so
g�nzlich auf sich allein eingeschr�nkt, da� er nichts was einem
Menschen gleich sieht, ausser sich selbst, um sich leiden kan.

1. Senator.
F�hrt uns zu seiner H�le; es ist unser Auftrag, und wir haben uns
den Atheniensern dazu verpflichtet, mit Timon zu reden.

2. Senator.
Die Menschen sind nicht zu allen Zeiten gleich; Umst�nde und Kummer
haben ihm diesen Humor gegeben; die Zeit, die ihm nun die
Gl�kseligkeiten seiner ehmaligen Tage wieder anbietet, kan ihn
wieder zu dem vorigen Mann machen; f�hrt uns zu ihm, es mag gehen
wie es will.

Flavius.
Hier ist seine H�le!  Fried' und Zufriedenheit wohne hier, Lord
Timon!  Timon, schaue heraus, und rede mit Freunden; die Athenienser
gr�ssen dich durch zwey Mitglieder ihres h�chst ehrw�rdigen Senats;
rede mit ihnen, edler Timon.  (Timon kommt aus seiner H�le heraus.)

Timon.
Du Sonne, anstatt zu erquiken, brenne!--Redet, und dann geht an den
Galgen!  wenn ihr f�r jedes wahre Wort eine Blatter kriegtet, und
f�r jedes falsche bis auf die Wurzel eurer Zunge gebrannt w�rdet,
so w�rd' euer Vortrag nicht lange dauern.

1. Senator.
W�rdiger Timon--

Timon.
Ja, solcher Leute w�rdig wie ihr seyd, und ihr des Timons.

2. Senator.
Die Senatoren von Athen gr�ssen dich, Timon.

Timon.
Ich dank' ihnen, und wollt' ihnen die Pest daf�r zur�k schiken,
wenn ich sie kriegen k�nnte.

1. Senator.
O vergi� dessen, an was wir selbst ohne Schaam und Kummer nicht
denken k�nnen; die Senatoren ruffen dich mit einhelliger
Freundschaft nach Athen zur�k, und sind darauf bedacht, dich mit
den ansehnlichsten Ehrenstellen zu �berh�uffen, die f�r dich
erledigt ligen.

2. Senator.
Sie bekennen, da� ihre Unachtsamkeit auf deine Verdienste zu
allgemein, zu gro� gewesen; die ganze Republik, (die sonst selten
Palinodien zu singen pflegt,) hat durch das Gef�hl, wie sehr ihr
Timon mangelt, eine lebhafte Empfindung von dem Unrecht bekommen,
das sie sich selbst angethan, indem sie dem Timon ihren Beystand
entzogen; und sendet uns nun, dir dar�ber ihre reuvolle Bek�mmerni�
zu bezeugen, und dir zugleich einen Ersaz anzubieten, den ihr
Vergehen nicht um eine Drachme �berwiegen soll; ja so �berh�ufte
Summen von Liebe, Ansehn und Reichthum, da� sie jede Spur der
vergangnen Kr�nkungen in deinem Andenken ausl�schen, und die
Figuren ihrer Liebe so tief in dich eindr�ken sollen, da� sie auf
ewig unausl�schlich dauern werden.

Timon.
Ihr bezaubert mich, �berrascht mich durch eure Beredsamkeit beynahe
zu Thr�nen; leiht mir eines Narren Herz, und die Augen eines Weibs,
so will ich �ber diese tr�stlichen Sachen weinen, w�rdige Senatoren.

1. Senator.
La� dir also gefallen mit uns zur�k zu kehren, und die Ober-
Befehlhabers-Stelle �ber unser Athen, dein und unser Athen,
anzunehmen: Du sollt mit allgemeinen Dankbezeugungen eingeholt, und
mit dem v�lligen Ansehn der h�chsten Gewalt bekleidet werden; so
werden wir bald die wilden Anf�lle des Alcibiades zur�k getrieben
haben, der izt, wie ein ergrimmter B�r, den Frieden seines
Vaterlands aufw�hlt,

2. Senator.
und sein dr�uendes Schwerdt gegen die Mauern von Athen gez�kt h�lt.

1. Senator.
Daher, Timon--

Timon.
Gut, mein Herr, ich will; daher will ich, mein Herr; so, nemlich--
Wenn Alcibiades meine Landsleute umbringt, so la�t den Alcibiades
vom Timon dieses wissen, da� Timon sich nichts darum bek�mmert.
Wenn er das sch�ne Athen zu einem Steinhauffen macht, wenn er eure
wakern alten M�nner bey den B�rten zieht, und eure keuschen
Jungfrauen der Beflekung des schaamlosen, viehischen, w�thenden
Kriegs Prei� giebt, so la�t ihn wissen--und sagt ihm, Timon hab' es
gesagt--Aus Mitleiden mit euern Alten und mit eurer Jugend kan ich
nicht anders als ihm sagen lassen, da� ich--nichts darnach frage.
Und la�t es ihn im schlimmsten Sinn nehmen als er will, denn ihre
Messer fragen auch nichts darnach, da� ihr Gurgeln zum Antworten
habt.  Was mich selbst betrift, so ist in seinem ganzen zaumlosen
Lager kein so kleines Taschen-Messer, das ich nicht h�her sch�ze
und liebe, als die ehrw�rdigste Gurgel in Athen.  Und hiemit �berla�
ich euch der Obhut der G�tter, wie Diebe ihren H�tern.

Flavius.
Bleibet nicht l�nger, es ist alles umsonst.

Timon.
Wie, ich war eben im Begriff, meine Grabschrift zu schreiben;
morgen wird man sie sehen k�nnen.  Meine lange Krankheit an
Gesundheit und Leben f�ngt an sich zu bessern, und Nichts bringt
mir Alles.--Geht, lebt immerhin; Alcibiades sey eure Geissel, ihr
die seinige; und so daurt einander aus, so lang es m�glich ist!

1. Senator.
Alles, was wir reden k�nnten ist umsonst.

Timon.
Und doch lieb' ich mein Vaterland noch; und bin keiner, der an dem
allgemeinen Schiffbruch seine Freude hat, wie die Sage von mir geht.

1. Senator.
Das ist wol gesprochen.

Timon.
Empfehlt mich meinen werthesten Mitb�rgern.

1. Senator.
Das sind Worte, die euern Lippen wol anstehen!

2. Senator.
Und in unsre Ohren, wie triumphierende Sieger durch ihre
zujauchzenden Thore, eingehen.

Timon.
Empfehlt mich ihnen, und sagt ihnen, um ihnen in ihren bek�mmerten
Umst�nden, ihrer Furcht vor feindlichen Streichen, ihren Drangsalen,
ihrem grossen Verlust, ihren Liebes-Aengsten, und andern
dergleichen zuf�lligen Wehen, die das zerbrechliche Gef�� der
menschlichen Natur in der ungewissen Reise des Lebens auszustehen
hat, einige Linderung zu verschaffen, woll' ich ihnen noch eine
Probe von meiner g�tigen Gem�thsart geben, und ihnen ein Mittel
sagen, wodurch sie dem Grimm des Alcibiades zuvorkommen k�nnen.

2. Senator (leise.)
Das geht ganz gut; er wird mit uns zur�k kommen.

Timon.
Ich habe einen Baum, der hier in meinem Einfang w�ch�t, und den ich
zu meinem eignen Gebrauch n�chstens f�llen mu�.  Sagt meinen
Freunden, den Atheniensern, allen ohne Ausnahm, von dem H�chsten
bis zum Niedrigsten; da� ein jeder der Lust habe, allem seinem Leid
ein Ende zu machen, unverz�glich hieher kommen, und eh noch mein
Baum die Axt gef�hlt hat, sich daran aufh�ngen soll--Ich bitte euch,
richtet es wohl aus.

Flavius.
Beunruhigt ihn nicht l�nger, ihr werdet ihn nie anders finden.

Timon.
Kommt nicht wieder zu mir, sondern sagt den Atheniensern: Timon
habe seine immerw�hrende Wohnung an dem �ussersten Strande der
gesalznen Fluth genommen, wo die ungest�men Wellen sie alle Tage
einmal mit ihrem schwellenden Schaum bedeken werden.  Dahin kommt,
und la�t meinen Grabstein euer Orakel seyn.  Schliesset euch nun,
meine Lippen, und macht euern Verw�nschungen ein Ende; Pest und
Verderben vollende, was ihr vergessen habt; Gr�ber allein seyen der
Menschen Arbeit, und Tod ihr Gewinn!  Sonne, verbirg deine Stralen!
Timon hat seinen Lauf vollbracht.

(Timon geht ab.)

1. Senator.
Sein Unwille und Gram ist auf eine unzertrennliche Art mit seinem
Wesen zusammengewachsen.

2. Senator.
Unsre Hoffnung auf ihn ist todt; la�t uns zur�k kehren, und sehen,
was f�r andre Mittel uns in dieser �ussersten Gefahr noch �brig
sind.

1. Senator.
Wir haben keinen Augenblik zu vers�umen.



Vierte Scene.
(Die Mauern von Athen.)
(Zween andre Senatoren mit einem Boten treten auf.)


1. Senator (zum Bot.)
Du hast grosse M�he bey deiner Auskundschaftung gehabt; sind denn
seine Linien so voll wie man sagt?

Bote.
Ich habe die geringste Zahl angegeben; zudem, so macht er Anstalten,
unmittelbar vor die Stadt anzur�ken.

2. Senator.
Wir sind in grosser Gefahr, wenn sie den Timon nicht mit sich
bringen.

Bote.
Ich begegnete unterwegs einem Courier, einem alten guten Freund von
mir; wir sind zwar von entgegenstehenden Partheyen; allein unsre
alte Liebe hatte doch St�rke genug, zu machen, da� wir wie gute
Freunde mit einander sprachen.  Dieser Mann war in Eile von
Alcibiades nach Timons H�le abgeschikt mit Briefen, worinn er ihn
einlud, seine Parthey wider eure Stadt zu verst�rken, um so mehr
als das Unrecht, so dem Timon angethan worden, eine von den
Ursachen sey, die ihn in Waffen gesezt habe.  (Andre Senatoren zu
den Vorigen.)

1. Senator.
Hier kommen unsre Br�der.

3. Senator.
Redet nicht von Timon, erwartet nichts von ihm; man h�rt schon die
Trummeln der Feinde, und das f�rchterliche Stampfen ihrer Tritte
f�llt die Luft mit Staub.  Hinein, und macht euch gefa�t; ich
besorge, unsre Gegenwehr werde wenig helfen.

(Sie gehen ab.)

(Ein Soldat geht in den Wald hinein, und sucht den Timon.)

Soldat.
Der Beschreibung nach mu� dieses der Ort seyn.  Wer ist hier?
Antworte!  he!  Keine Antwort?--was ist di�?--ha!  Timon todt
ausgestrekt?  Irgend ein wildes Thier mu� dieses Grabmal aufgew�hlt
haben, denn hier lebt kein Mensch.  Er ist todt, so ist's, und di�
ist sein Grab--Was ist auf diesem Stein?  Ich kan nicht lesen; aber
ich will die Schrift in Wachs abdruken; unser General versteht
alles, er ist alt an Wissenschaft, obgleich jung an Tagen; anstatt
ihm seinen Freund zu bringen, bring ich ihm seine Grabschrift.

(Er geht ab.)



F�nfte Scene.
(Vor den Mauern von Athen.)
(Trompeten.  Alcibiades zieht mit seinem Heer auf.)


Alcibiades.
Verk�ndigt dieser feigen und von Wollust aufgel�sten Stadt unsre
f�rchterliche Ankunft.

(Man h�rt Schamade schlagen.
Die Senatoren lassen sich auf den Mauern sehen.)

Bis izt habt ihr ohne Scheu euerm ausschweiffenden Uebermuth den
Z�gel gelassen, und eure Willk�hr zum Zwek der Geseze gemacht.
Lange genug sind ich und andre, die im Schatten eurer Gewalt
schliefen, mit verkehrten Waffen, wie Nachtwandrer, herumgeirret,
und haben unsre Bedr�kung umsonst in Klagen ausgehaucht.  Nun ist
die Zeit gekommen, da das �berladne Mark unter der �berm�ssigen
Last ausruft: Es ist genug*; nun soll die keuchende Beleidigung
sich in eure grosse Lehnst�hle werfen, und ausschnauben; und der
aufgeschwollne Uebermuth vor Angst allen seinen Wind fahren lassen,
und mit emporstr�ubenden Haaren davon lauffen.

{ed.-* Das Mark wurde f�r die Quelle der St�rke gehalten.  Das Bild ist
von einem Cameel hergenommen, welches auf den Knien ligt, um seine
Last aufzunehmen; und gleich aufsteht, wenn man ihm mehr auflegen
will, als es tragen kan.  Warb�rton.}

1. Senator.
Edler J�ngling, da deine ersten Beschwerden nur noch Gedanken waren,
eh du Macht hattest oder wir Ursache hatten dich zu f�rchten;
sandten wir zu dir, deinen Zorn zu bes�nftigen, und versprachen,
unsre Undankbarkeit mit �berschw�nglicher Liebe auszul�schen.

2. Senator.
Wir hielten auch durch eine dem�thige Gesandtschaft, und mit
versprochner Besserung, bey dem verwandelten Timon an, unsrer Stadt
seine Liebe wieder zu schenken; wir sind nicht alle undankbar, und
verdienen nicht alle unter dem allgemeinen Streich des Krieges zu
sinken.

1. Senator.
Diese unsre Mauern sind nicht von den H�nden derjenigen aufgef�hrt
worden, von denen ihr Beleidigungen empfangen habt; und es w�re
nicht billig, da� diese sch�nen Th�rme, diese Tropheen und diese
Schulen, um der Missethat etlicher Privatleute willen fallen
sollten.

2. Senator.
Diejenigen sind nicht einmal mehr am Leben, deren Bestraffung der
erste Beweggrund euers Auszugs war.  Schaam und Verdru� �ber die
Folgen ihrer Unbesonnenheit hat ihnen das Herz gebrochen.  Ziehe nur,
o edler Lord, mit fliegenden Fahnen in unsre Stadt ein; la�, wenn
deine Rache nach einer Nahrung hungert, wovor der Natur grauet, la�
durch das fatale Loos den zehnten Mann sterben, und schone der
�brigen.

1. Senator.
Nicht alle haben ges�ndiget; es ist nicht billig, an den
Unschuldigen die Rache zu nehmen, die nur die Schuldigen verdient
haben.  Verbrechen werden nicht mit den G�tern geerbt.  F�hr' also,
theurer Mitb�rger, deine Schaaren herein, aber la� deinen Zorn
voraussen; schone deiner Atheniensischen Wiege, und dieser
Geschlechter, die in dem Ungest�m deines Grimms mit denen, so
ges�ndigt haben, fallen m��ten.  Komm, gleich einem Sch�fer, in die
H�rden, um die angestekten auszusondern, nicht alle zusammen zu
erw�rgen.

2. Senator.
Wozu willst du dein Schwerdt wieder uns ziehen, da du uns durch
dein L�cheln leichter zu allem was du willst, zwingen kanst?

1. Senator.
Seze nur deinen Fu� gegen unsre verrigelten Thore, und sie sollen
sich �ffnen, wenn du dein g�tiges Herz vorausschiken willst, uns zu
versichern, da� du als Freund einziehen werdest.

2. Senator.
Zieh deinen Handschuh, oder gieb uns ein andres Pfand deines
Ehrenworts, da� du deine Macht nur zu deiner eignen
Wiederherstellung, nicht zu unsrer Zerst�rung, gebrauchen wollest;
alle deine Kriegsschaaren sollen so lange in unsern Mauern ligen
bleiben, bi� deinen Fordrungen v�llig genug geschehen seyn wird.

Alcibiades.
So ist dann hier mein Handschuh.  Steigt herab, und �ffnet eure
wehrlosen Thore; diese Feinde des Timon und die meinige, deren
Verurtheilung euch selbst �bergeben seyn soll, diese allein sollen
fallen; und euch zu zeigen, da� ihr von meinen edlern Gesinnungen
nichts zu besorgen habt, so soll keiner von meinen Leuten sein
angewiesenes Quartier �berschreiten, oder den Lauf der b�rgerlichen
Ordnung in den Bezirken eurer Stadt st�ren, ohne von den
�ffentlichen Gesezen zur sch�rfsten Verantwortung gezogen zu werden.

Beyde.
Di� ist sehr edel gesprochen.

Alcibiades.
Kommet herab, und haltet euer Wort.  (Ein Soldat tritt auf.)

Soldat.
Mein edler Obrister, Timon ist todt; an dem �ussersten Ufer des
Meers ist sein Grab, und auf dem Grabstein diese Aufschrift, die
ich in Wachs mit mir genommen habe, damit dieser Abdruk der
Dolmetscher meiner armen Unwissenheit sey.

Alcibiades (lie�t die Grabschrift:)

Hier ligt ein ungl�klicher Leichnam, von einer
ungl�klichen Seele verlassen; sucht meinen Namen nicht!  Verderben
�ber euch B�sewichter alle, die ich hinter mir lasse!  Hier ligt
Timon, der alle Menschen hassete; geh' vorbey, und fluch' ihm bis
du genug hast, nur verweile dich nicht hier.  Dieses dr�kt die
lezten Bewegungen deiner Seele wohl aus; ob du gleich unser
menschliches Mitleid verabscheuet, und die Thr�nen verschm�hest,
die der kargen Natur entfallen; so lehrte dich doch ein edler Stolz,
den ungeheuern Neptun f�r ewig auf dein niedriges Grab weinen zu
lassen--Wohlan--die Fehler sollen vergeben seyn--Der edle Timon ist
todt; und sein Ged�chtni� soll eine unsrer Sorgen seyn--F�hrt mich
in eure Stadt, und ich will mein Schwerdt mit Oelzweigen umwinden!--
R�hrt die Trummeln, und r�kt ein--

(Sie ziehen ab.)


Timon von Athen, von William Shakespeare
(�bersetzt von Christoph Martin Wieland).





End of the Project Gutenberg EBook of Timon von Athen, by William Shakespeare

*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK TIMON VON ATHEN ***

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