The Project Gutenberg EBook of Helden, by George Bernard Shaw (#37 in our series by George Bernard Shaw) Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. You can also find out about how to make a donation to Project Gutenberg, and how to get involved. **Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** **eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** *****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** Title: Helden Author: George Bernard Shaw Release Date: July, 2004 [EBook #6004] [Yes, we are more than one year ahead of schedule] [This file was first posted on October 15, 2002] Edition: 10 Language: German Character set encoding: ISO-8859-1 *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, HELDEN *** Produced by Mike Pullen, Charles Franks and the Online Distributed Proofreading Team. HELDEN Kom�die in drei Akten George Bernard Shaw "Arms and the Man", der Titel der Kom�die, sind die ersten Worte der englischen �bersetzung der �neis. Im Deutschen w�re die �bertragung von "Arma virumque cano": "Waffentaten besingt mein Gesang und den Mann..." zu langatmig geworden, weshalb ich das der Entthronung unechter Helden geltende Werk "Helden" nannte. Anmerkung des �bersetzers. PERSONEN Paul Petkoff, bulgarischer Major. Katharina, seine Frau. Raina, ihre Tochter. Sergius Saranoff, bulgarischer Major. Bluntschli, Hauptmann in der serbischen Armes. Louka, Stubenm�dchen. Nicola, ein Diener. Ein russischer Offizier. Ein bulgarischer Offizier. Ort der Handlung: Eine kleine Stadt in Bulgarien in der N�he des Dragomanpasses. Zeit: Das Jahr 1885. ERSTER AKT [Nacht. Das Schlafzimmer eines jungen M�dchens in Bulgarien, in einer kleinen Stadt nahe dem Dragomanpa�. Ende November 1885. Durch ein gro�es offenes Fenster mit kleinem Balkon schimmert sternhell die schneebedeckte Spitze eines Balkanberges wundervoll wei� und sch�n herein. Das Gebirge scheint ganz nahe, obwohl es in Wirklichkeit meilenweit entfernt ist. Die innere Einrichtung des Zimmers hat keinerlei �hnlichkeit mit der im �stlichen Europa �blichen. Sie ist halb reich bulgarisch, halb billig wienerisch. �ber dem Kopfende des Bettes, das gegen eine schmale Wand gelehnt ist, die die Ecke des Zimmers in der Richtung der Diagonale abschneidet, steht ein blau und goldbemalter h�lzerner Schrein mit einem Christusbilde aus Elfenbein. Dar�ber schwebt in einer von drei Ketten gehaltenen durchbrochenen Metallkugel eine Lampe. Die Hauptsitzgelegenheit, eine t�rkische Ottomane, befindet sich an der entgegengesetzten Seite des Zimmers, dem Fenster gegen�ber. Die Bettvorb�nge und die Bettdecke, die Fenstervorh�nge, der kleine Teppich und alle Stoffe des Zimmers sind pr�chtig und orientalisch. Die Tapeten an den W�nden sind abendl�ndisch und armselig. Der Waschtisch an der Wand in der N�he des Fensters und der Ottomane besteht aus einem emaillierten eisernen Becken und einem Eimer darunter, beides in einem bemalten Eisenst�nder. Ein einziges Handtuch h�ngt �ber dem Handtuchhalter an der Seite. Daneben steht ein Wiener Stuhl aus gebogenem Holz mit Rohrsitz. Der Ankleidetisch, zwischen dem Bett und dem Fenster ist aus gew�hnlichem Tannenholz, mit einer bunt farbigen Decke belegt, darauf ein kostbarer Toilettespiegel. Die T�r ist in der N�he des Bettes, zwischen T�r und Bett steht noch eine Kommode. Diese Kommode ist auch mit einem bunten bulgarischen Tuch �berdeckt, und auf ihr befindet sich ein Sto� ungebundener Romane, eine Bonbonniere mit Pralinen und eine Miniaturstaffelei mit der gro�en Photographie eines �u�erst h�bschen Offiziers, dessen stolze Haltung und magnetischer Blick sogar aus dem Bilde erkennbar ist.--Das Zimmer wird von einer auf der Kommode brennenden Kerze und von einer andern, die sich auf dem Toilettentisch befindet, erhellt. Neben letzterer liegt eine Z�ndholzschachtel. Das Fenster hat L�ngsfl�gel, die weit offen stehen; ein paar h�lzerne L�den, die sich nach au�en �ffnen, sind gleichfalls weit auf. Auf dem Balkon eine junge Dame, in den Anblick der Schneeberge versunken. Sie ist sich der romantischen Sch�nheit der Nacht, wie auch der Tatsache, da� ihre eigene Jugend und Sch�nheit ein Teil davon ist, sehr wohl bewu�t. [Sie ist in einen langen Pelzmantel geh�llt, der, gering gesch�tzt, dreimal so viel wert ist als die ganze Einrichtung des Zimmers. Aus ihrer Tr�umerei wird sie durch ihre Mutter, Katharina Petkoff, aufgeschreckt, eine stattliche Frau �ber vierzig, von gebieterischer Energie, mit wunderbaren schwarzen Augen und Haaren. Als Frau eines Gutsbesitzers im Gebirge w�rde sie prachtvoll wirken; sie will aber durchaus die Wiener Dame spielen und tr�gt zu diesem Zwecke bei jeder Gelegenheit ein hochmodernes Tea-gown.] Katharina [tritt hastig ein, erf�llt von guten Nachrichten]: Raina! [Sie spricht Rahina mit Betonung des i.] Raina! [Sie geht an das Bett in der Erwartung, Raina dort zu finden.] Wo steckst du denn? [Raina wendet sich nach dem Zimmer um.] Um Gottes willen, Kind, warum da drau�en in der Nachtluft statt im Bett! Du wirst dir den Tod holen. Louka sagte mir doch, da� du schliefest. Raina [eintretend]: Ich habe sie fortgeschickt, weil ich allein sein wollte--die Sterne sind so wundervoll. Was ist denn los? Katharina: Gro�e Neuigkeiten--eine Schlacht ist geschlagen worden! Raina [mit weiten Augen]: Ah! [Sie wirft ihren Pelz auf die Ottomane und kommt in blo�em Nachtkleid, einem h�bschen Kleidungsst�ck, doch sichtlich dem einzigen, das sie anhat, heftig auf Katharina zu.] Katharina: Eine gro�e Schlacht, bei Slivnitza, ein Sieg! und Sergius hat ihn erfochten. Raina [mit einem Freudenschrei]: Ah--[Entz�ckt:] O Mutter! [Dann pl�tzlich �ngstlich:] Ist der Vater gesund und unversehrt? Katharina: Selbstverst�ndlich, von ihm kommt ja die Nachricht. Sergius ist der Held des Tages, der Abgott seines Regiments. Raina: Erz�hle, erz�hle! wie ist das zugegangen? [Ekstatisch:] O Mutter, Mutter, Mutter! [Sie dr�ckt ihre Mutter auf die Ottomane nieder. Sie k�ssen einander leidenschaftlich.] Katharina [mit ungest�mem Enthusiasmus]: Du kannst dir nicht vorstellen, wie herrlich es ist. Eine Kavallerieattacke, denke dir nur! Er hat unseren russischen Befehlshabern Trotz geboten, er handelte ohne Kommando. Auf eigene Faust f�hrte er einen Angriff aus, er selbst an der Spitze. Er war der erste Mann, der die feindliche Artillerie durchbrach! Stell es dir nur einmal vor, Raina, wie unsere k�hnen gl�nzenden Bulgaren mit blitzenden Schwertern und blitzenden Augen einer Lawine gleich herniederdonnerten und die elenden Serben mit ihren geckenhaften �sterreichischen Offizieren wegfegten wie Spreu. Und du, du lie�est Sergius ein Jahr lang warten, bis du ihm dein Jawort gabst. Oh, wenn du einen Tropfen bulgarischen Blutes in den Adern hast, wirst du ihn jetzt anbeten, wenn er zur�ckkommt. Raina: Was wird ihm an meiner armseligen Anbetung liegen, nachdem ihm eine Armee von Helden zugejubelt hat! Doch einerlei. Ich bin so gl�cklich, so stolz! [Sie steht auf und geht heftig bewegt auf und ab.] Es beweist mir, da� alle unsere Ideen doch Wahrheit waren. Katharina [indigniert]: Unsere Ideen Wahrheit? Was meinst du damit? Raina: Unsere Vorstellungen von dem, was ein Mann wie Sergius einmal vollbringen w�rde--unsere Vorstellungen von Patriotismus, von Heldentum. Ich zweifelte manchmal, ob sie etwas anderes als Tr�ume w�ren. Oh, was f�r ungl�ubige kleine Gesch�pfe wir M�dchen sind! Als ich Sergius den S�bel umg�rtete, sah er so edel aus. Es war Verrat von mir, da an Entt�uschungen, Dem�tigung oder Mi�erfolg zu denken, und doch--und doch...[Rasch:] Versprich mir, da� du es ihm niemals sagen wirst. Katharina: Verlange kein Versprechen von mir, bevor ich wei�, was ich eigentlich versprechen soll. Raina: Nun, als er mich in seinen Armen hielt und mir in die Augen blickte, da fiel es mir ein, da� wir vielleicht unsere Vorstellungen von Heldengr��e blo� deshalb haben, weil wir gar so gerne Byron und Puschkin lesen und weil wir in diesem Jahre von der Oper in Bukarest so entz�ckt waren. Das wirkliche Leben gleicht so selten diesen Bildern--ja niemals, soweit ich es bis dahin kannte...[reuevoll:] Denk dir nur, Mutter, ich zweifelte an ihm. Ich fragte mich, ob nicht am Ende alle seine Soldateneigenschaften und sein Heldentum sich als Einbildung erweisen w�rden, sobald er sich in einer wirklichen Schlacht bef�nde. Ich hatte eine unangenehme Angst, da� er am Ende gar eine kl�gliche Figur inmitten all der klugen russischen Offiziere abgeben w�rde. Katharina: Sch�mst du dich nicht--eine kl�gliche Figur? Die Serben haben �sterreichische Offiziere, die genau so klug sind wie unsere russischen, und wir haben sie trotzdem in jeder Schlacht geschlagen. Raina [lacht und setzt sich wieder]: Jawohl! ich war blo� ein poesieloser kleiner Feigling. Nein, zu denken, da� dies alles wahr ist--da� Sergius genau so edel und k�hn ist, wie er aussieht--, da� die Welt tats�chlich eine herrliche Welt f�r Frauen ist, die ihre Gr��e sehen k�nnen, und f�r M�nner, die f�hig sind, ihre Romantik darzustellen! Was f�r ein Gl�ck, was f�r unaussprechliche Erf�llungen--ach! [Sie wirft sich neben ihrer Mutter auf die Knie und umschlingt sie leidenschaftlich mit den Armen.] [Sie werden durch den Eintritt Loukas unterbrochen, eines h�bschen stolzen M�dchens in der h�bschen bulgarischen Bauerntracbt mit Klappsch�rze. Sie benimmt sich so keck, da� ihr dienstliches Verhalten gegen Raina beinahe unversch�mt aussieht; vor Katharina f�rchtet sie sich, aber selbst mit ihr geht sie so weit, wie sie's nur immer wagen zu d�rfen glaubt. Sie ist jetzt ebenso aufgeregt wie die anderen, aber sie sympathisiert nicht mit Rainas Begeisterung und blickt verachtungsvoll auf die Verz�ckung der beiden, bevor sie sie anredet.] Louka: Entschuldigen Sie, gn�dige Frau, alle Fenster m�ssen geschlossen und alle L�den verriegelt werden. Man sagt, da� vielleicht in den Stra�en geschossen werden wird. [Raina und Katharina erheben sich gleichzeitig erschrocken.] Die Serben werden durch den Pa� zur�ckgejagt, und es hei�t, sie k�nnten sich in die Stadt fl�chten. Unsere Kavallerie wird ihnen nachsetzen, und Sie k�nnen sicher sein, da� unser Volk sie geb�hrend empfangen wird; jetzt, wo sie davonlaufen. [Sie geht auf den Balkon hinaus, schlie�t die Au�enl�den und tritt dann in das Zimmer zur�ck.] Raina: Ich wollte, unsere Leute w�ren nicht so grausam. Was ist das f�r ein Ruhm, arme Fl�chtlinge niederzumachen? Katharina [gesch�ftig, sich ihrer h�uslichen Pflichten erinnernd]: Ich mu� zusehen, da� unten alles in Sicherheit gebracht wird. Raina [zu Louka]: La� die L�den so, da� ich sie schnell schlie�en kann, sobald ich irgendwelchen L�rm h�re. Katharina [strenge, w�hrend sie ihren Weg nach der T�r fortsetzt]: O nein, mein Kind, die L�den m�ssen verriegelt bleiben; du w�rdest sicher dar�ber einschlafen und sie offen lassen. Riegele sie ganz zu, Louka. Louka: Jawohl, gn�dige Frau. [Sie schlie�t sie.] Raina: Sei ohne Sorge meinetwegen, sobald ich einen Schu� h�re, werde ich die Kerzen ausl�schen, mich in mein Bett verkriechen und die Decke �ber die Ohren ziehen. Katharina: Das kl�gste, was du tun kannst, liebes Kind. Gute Nacht. Raina: Gute Nacht, Mama. [Sie k�ssen einander, und Rainas Ergriffenheit kehrt f�r einen Augenblick zur�ck.] Begl�ckw�nsche mich zu der sch�nsten Nacht meines Lebens--wenn nur die Fl�chtlinge nicht w�ren. Katharina: Geh zu Bett, Liebling, und denk nicht daran. [Geht ab.] Louka [heimlich zu Raina]: Wenn Sie die L�den offen haben wollen, sto�en Sie nur ein wenig--so! [Sie st��t ein wenig gegen die L�den, die L�den gehen auf, dann schlie�t sie sie wieder.] Der eine m��te unten verriegelt werden, aber der Riegel ist abgebrochen. Raina [w�rdevoll, mi�billigend]: Danke, Louka, aber wir m�ssen tun, was uns befohlen wird. [Louka schneidet ein Gesicht.] Gute Nacht! Louka [nachl�ssig]: Gute Nacht. [Sie stolziert ab.] Raina [allein gelassen, gebt nach der Kommode und betet das darauf befindliche Bild mit Empfindungen an, die �ber jeden Ausdruck sind. Sie k��t es weder, noch pre�t sie es ans Herz, noch gibt sie ihm irgendein Zeichen von k�rperlicher Z�rtlichkeit, aber sie nimmt es in die H�nde und hebt es empor, wie eine Priesterin.--Das Bild betrachtend]: Oh, ich werde mich nie mehr deiner unwert zeigen. Held meiner Seele--nie, nie, nie! [Sie setzt das Bild ehrf�rchtig zur�ck, dann w�hlt sie einen Roman aus dem kleinen B�chersto�. Vertr�umt bl�ttert sie darin, findet, wo sie stehen geblieben ist, biegt das Buch an dieser Stelle nach au�en zusammen, und mit einem gl�cklichen Seufzer sinkt sie auf das Bett, um sich in den Schlaf zu lesen. Bevor sie sich jedoch ihrem Roman �berl��t, blickt sie noch einmal auf, gedenkt der seligen Wirklichkeit und murmelt]: Mein Held! mein Held! [Ein entfernter Schu� durchbricht drau�en die Stille der Nacht. Sie f�hrt horchend auf,--da fallen noch zwei Sch�sse aus viel gr��erer N�he. Sie erschrickt, st�rzt aus dem Bett und bl�st die Kerze auf der Kommode rasch aus. Dann l�uft sie, mit den H�nden an den Ohren, zum Toilettetisch, bl�st die Kerze auch dort aus und eilt im Dunkeln in ihr Bett zur�ck, man unterscheidet nichts mehr in der Stube als einen Lichtschimmer aus der durchbrochenen Metallkugel vor dem Christusbilde und das Sternenlicht, das durch die Spalten der Fensterl�den gl�nzt. Abermals fallen Sch�sse, ein f�rchterliches Gewehrfeuer ist ganz nahe. W�hrend man noch das Echo der Salve h�rt, werden die Fensterl�den von au�en aufgesto�en, f�r einen Augenblick flutet in einem Rechteck das schneeige Sternenlicht pl�tzlich herein, von dem sich die dunkle Silhouette einer m�nnlichen Gestalt abhebt. Dann schlie�en sich die L�den wieder, und das Zimmer liegt abermals im Dunkeln. Aber jetzt wird das Schweigen durch ein keuchendes Atemholen unterbrochen, dann h�rt man ein Kratzen, und die Flamme eines Streichholzes wird in der Mitte des Zimmers sichtbar.] Raina [aufs Bett gekauert]: Wer ist da? [Das Streichholz verlischt sofort wieder.] Wer ist da--wer ist da? [Eines Mannes Stimme ged�mpft aber drohend]: Scht! Schreien Sie nicht, sonst schie�e ich! Bleiben Sie ruhig, und es wird Ihnen nichts geschehen. [Man h�rt, wie sie ihr Bett verl��t und nach der T�r tastet.] Nehmen Sie sich in acht, es hilft Ihnen nichts, wenn Sie davonlaufen wollen. Merken Sie sich, sobald Sie Ihre Stimme erheben, wird mein Revolver losgehen. [Befehlend:] Machen Sie Licht und lassen Sie sich sehen! H�ren Sie! [Noch ein Augenblick der Stille und Dunkelheit, w�hrend Raina an den Toilettetisch zur�cktritt. Dann z�ndet sie die Kerze an, und das R�tsel l�st sich.--Ein Mann von ungef�hr f�nfunddrei�ig Jahren, in bejammernsw�rdigem Zustande, mit Kot, Blut und Schnee bespritzt, steht vor ihr. Sein Degengeh�nge und der Riemen seiner Revolvertasche halten die Fetzen des blauen Waffenrocks eines serbischen Artillerieoffiziers zusammen. Alles was man beim Kerzenlichte aus dem ungewaschenen, verwahrlosten Aussehen des Mannes halbwegs erkennen kann, ist, da� er mittelgro�, von nicht sehr vornehmem Aussehen, breitschultrig und starkknochig ist. Sein rundlicher, eigensinnig aussehender Kopf ist mit kurzen braunen Locken bedeckt. Er hat klare, bewegliche, blaue Augen, gutm�tige Brauen und einen freundlichen Mund, eine hoffnungslos prosaische Nase wie die eines besonders aufgeweckten Babys, aufrechte soldatische Haltung und eine energische Art; er besitzt volle Geistesgegenwart trotz seiner verzweifelten Lage, die er sogar mit einem Anflug von Humor betrachtet, ohne jedoch im geringsten damit spielen zu wollen oder eine Rettungsm�glichkeit au�er Acht zu lasten.--Er �berlegt, was er von Raina zu erwarten haben mag, sch�tzt ihr Alter, ihre gesellschaftliche Stellung ab, ihren Charakter, den Grad ihrer Furcht, alles mit einem Blick, und f�hrt h�flicher, aber immer �u�erst entschlossen fort]: Entschuldigen Sie, da� ich Sie st�re, aber Sie erkennen wahrscheinlich meine Uniform, ich bin Serbe! Wenn ich gefangen werde, wird man mich t�ten. [Drohend]: Begreifen Sie das? Raina: Ja. Der Fl�chtling: Nun, ich habe keine Lust zu sterben, solange ich es verhindern kann. [Noch f�rchterlicher]: Begreifen Sie das? [Er verschlie�t die T�r mit einem kurzen Schnappen des Schlosses.] Raina [verachtungsvoll]: Es scheint, Sie haben keine. [Sie richtet sich stolz auf und blickt ihm gerade ins Gesicht, w�hrend sie mit scharfer Betonung spricht]: Es gibt Soldaten, die den Tod f�rchten, das wei� ich. Der Fl�chtling [mit Galgenhumor]: Alle f�rchten ihn, verehrte Dame, alle, glauben Sie mir. Es ist unsere Pflicht, so lange zu leben, wie wir nur k�nnen, und wenn Sie L�rm schlagen-Raina [ihn unterbrechend]: Dann werden Sie mich erschie�en! Aber woher wissen Sie, da� ich den Tod f�rchte? Der Fl�chtling [schlau]: Und wenn ich Sie nicht erschie�e, was wird dann geschehen? Eine Rotte Ihrer Kavallerie--das elendeste Gesindel Ihrer Armee--wird in dieses Ihr h�bsches Zimmer einbrechen und mich wie ein Schwein abschlachten. Denn ich werde mich wehren und fechten wie ein Teufel. Sie sollen mich nicht auf die Stra�e bekommen und sich an mir belustigen; ich wei�, wozu sie imstande sind. Sind Sie bereit, in Ihrer augenblicklichen Verfassung, in dieser Toilette, eine solche Gesellschaft zu empfangen? [Raina besinnt sich in dem Moment auf ihr Nachtgewand, schreckt instinktiv zusammen und zieht es enger um den Leib. Er beobachtet sie und f�gt ohne Erbarmen hinzu]: Kaum pr�sentabel, was? [Sie geht nach der Ottomane, er richtet augenblicklich seine Pistole auf sie und ruft]: Halt! [Sie bleibt stehen.] Wohin wollen Sie? Raina [mit w�rdevoller Geduld]: Ich will nur meinen Mantel holen. Der Fl�chtling [geht rasch nach der Ottomane und rei�t den Pelz an sich]: Ein guter Gedanke. Nein, den Mantel behalte ich; dann werden Sie daf�r sorgen, da� niemand hier eindringt und Sie so sieht. Das ist eine bessere Waffe als mein Revolver. [Er wirft den Revolver auf die Ottomane.] Raina [emp�rt]: Es ist nicht die Waffe eines Gentleman! Der Fl�chtling: Gut genug f�r einen Mann, wenn zwischen ihm und dem Tod nur Sie stehen. [W�hrend sie einander nun einen Augenblick stumm betrachten, in welchem Raina kaum zu glauben vermag, da� selbst ein serbischer Offizier so zynisch und selbsts�chtig und unritterlich sein k�nne, werden sie durch ein scharfes Gewehrfeuer in der Stra�e aufgeschreckt. Furchtbare Todesangst l��t den Fl�chtling seine Stimme d�mpfen, als er hinzuf�gt]: H�ren Sie? Wenn Sie diese Halunken schon hereinlassen und auf mich hetzen wollen, so werden Sie sie wenigstens empfangen, so wie Sie da sind. [Raina begegnet seinen Blicken mit unerschrockener Verachtung. Pl�tzlich f�hrt er horchend auf; man h�rt Schritte von au�en, jemand dr�ckt auf die Klinke und klopft dann hastig und dringend. Raina sieht den Fl�chtling atemlos an, er wirft entschlossen den Kopf zur�ck, mit der Bewegung eines Menschen, der nun wei�, da� er verloren ist, und indem er sein Benehmen, das Raina einsch�chtern sollte, aufgibt, wirft er ihr den Mantel zu und ruft aufrichtig und artig]: Es ist umsonst, ich bin verloren! Schnell, h�llen Sie sich in den Mantel, sie kommen! Raina [f�ngt den Mantel hastig auf]: Oh--ich danke! [Sie wirft den Mantel sehr erleichtert um, er zieht seinen Degen und wendet sich nach der T�r und wartet.] Louka [von au�en klopfend]: Gn�diges Fr�ulein! gn�diges Fr�ulein! Stehen Sie schnell auf und �ffnen Sie die T�r! Raina [�ngstlich]: Was wollen Sie tun? Der Fl�chtling [grimmig]: Das ist jetzt einerlei, gehen Sie nur aus dem Weg, es wird nicht lange dauern. Raina [impulsiv]: Ich will Ihnen helfen! Verstecken Sie sich, oh, verstecken Sie sich, schnell hinter diesen Vorhang. [Sie fa�t ihn bei einem zerrissenen Zipfel seines �rmels und zieht ihn nach dem Fenster.] Der Fl�chtling [ihr nachgehend]: Es ist noch ein Funken Hoffnung vorhanden, wenn Sie Ihre Geistesgegenwart bewahren. Merken Sie sich: von zehn Soldaten sind neun geborene Dummk�pfe. [Er versteckt sich hinter dem Vorhang, sieht aber noch einmal heraus und sagt:] Wenn sie mich dennoch finden, so verspreche ich Ihnen einen Teufelskampf. [Er verschwindet. Raina nimmt den Mantel ab und wirft ihn an das Fu�ende des Bettes, dann �ffnet sie mit schl�frigem, verst�rtem Wesen die T�r. Louka tritt aufgeregt ein.] Louka. Ein Mann wurde gesehen, wie er die Dachrinne zu Ihrem Balkon hinaufgeklettert ist, ein Serbe. Die Soldaten wollen ihm nachsetzen und sind so wild und betrunken und w�tend. Die Gn�dige l��t sagen, Sie m�chten sich sofort ankleiden. Raina [scheinbar �rgerlich, da� sie gest�rt wird]: Hier lasse ich sie nicht suchen. Warum hat man sie eingelassen?! Katharina [hastig hereinst�rzend]: Raina, mein Liebling, dir ist doch nichts passiert? Hast du irgend etwas gesehen oder geh�rt? Raina: Ich h�rte nur schie�en; aber ich hoffe, die Soldaten werden es nicht wagen, hier in mein Schlafzimmer einzudringen! Katharina: An ihrer Spitze ist ein russischer Offizier--dem Himmel sei Dank. Er kennt Sergius. [Spricht durch die T�r zu jemand, der drau�en steht:] Bitte treten Sie ein, Herr Leutnant; meine Tochter ist bereit, Sie zu empfangen. [Ein junger russischer Offizier in bulgarischer Uniform tritt ein, den S�bel in der Faust.] Russischer Offizier [mit sanfter geschmeidiger H�flichkeit und steifer milit�rischer Haltung]: Guten Abend, gn�diges Fr�ulein. Ich bedaure, hier eindringen zu m�ssen, aber ein Fl�chtling ist auf Ihrem Balkon versteckt. Wollen Sie und Ihre gn�dige Frau Mutter so gut sein und sich zur�ckziehen, w�hrend wir ihn suchen? Raina [ungeduldig]: Unsinn! Sie sehen von hier aus, da� niemand auf dem Balkon sein kann. [Sie st��t die L�den weit auf, steht mit dem R�cken gegen den Vorhang, hinter dem der Fl�chtling versteckt ist und zeigt auf den vom Mond beschienenen Balkon. Zwei Sch�sse fallen direkt unter dem Fenster, und eine Kugel zertr�mmert das Fensterglas gegen�ber von Raina, sie schlie�t einen Moment die Augen und atmet schwer, aber h�lt sich tapfer, w�hrend Katharina aufschreit und der Offizier mit dem Ausruf "Geben Sie Acht" auf den Balkon hinausst�rzt.] Russischer Offizier [auf dem Balkon, schreit w�tend in die Stra�e hinunter]: H�rt auf, hier herein zu schie�en, ihr Dummk�pfe, verstanden! H�rt auf zu feuern, verfluchte Kerle! [Er starrt einen Augenblick hinunter, dann wendet er sich zu Raina und versucht, seine h�fliche Stellung von vorhin wieder einzunehmen.] Konnte jemand ohne Ihr Wissen hier eindringen? Schliefen Sie? Raina: Nein, ich war noch nicht zu Bett. Russischer Offizier [tritt ungeduldig in das Zimmer zur�ck]: Ihre Nachbarn haben die K�pfe so voll mit davongelaufenen Serben, da� sie �berall welche sehen. [H�flich]: Gn�diges Fr�ulein, ich bitte tausendmal um Verzeihung. Gute Nacht. [Verneigt sich milit�risch. Raina erwidert den Gru� kalt, er verneigt sich vor Katharina, die ihn hinausbegleitet. Raina schlie�t die L�den. Sie wendet sich um und bemerkt Louka, die diese Szene neugierig beobachtet hat.] Raina: Lassen Sie meine Mutter nicht allein, Louka, w�hrend die Soldaten da sind. [Louka blickt auf Raina, auf die Ottomane, auf den Vorhang, dann spitzt sie die Lippen diskret, lacht in sich hinein und geht hinaus. Raina, durch dieses Mienenspiel sehr beleidigt, folgt ihr bis an die T�r und schl�gt sie hinter ihr zu, sie ger�uschvoll verriegelnd. Der Fl�chtling tritt sofort hinter dem Vorhang hervor, steckt seinen S�bel ein und sch�ttelt in gleichsam gesch�ftlicher Weise die Gefahr von sich ab.] Der Fl�chtling: Um ein Haar,,, doch um ein Haar ist auch gefehlt. Verehrtes Fr�ulein, Ihr Sklave bis in den Tod! Ich w�nschte jetzt Ihretwegen, ich w�re in die bulgarische Armee statt in die serbische eingetreten. Ich bin kein Serbe von Geburt. Raina [hochm�tig]: Nein, Sie sind einer von jenen �sterreichern, die die Serben zum Raub unserer nationalen Freiheit verleiten und die serbische Armee mit Offizieren versehen. Wir hassen sie. Der Fl�chtling: �sterreicher? O nein! Ich bin keiner. Hassen Sie mich also nicht. Ich bin Schweizer, gn�diges Fr�ulein, und k�mpfe blo� als Berufssoldat; ich ging zu den Serben, weil sie auf dem Wege aus der Schweiz mir zun�chst waren. Seien Sie gro�m�tig. Ihre Landsleute haben uns ohnedies aufs Haupt geschlagen. Raina: War ich vielleicht nicht gro�m�tig? Der Fl�chtling: Edel, heldenhaft! Doch ich bin noch nicht gerettet. Der schlimmste Ansturm ist bald vor�ber, aber die Verfolgung wird mit Unterbrechungen die ganze Nacht hindurch fortgesetzt werden; ich mu� trachten, mich in einem g�nstigen Augenblick aus dem Staube zu machen. Sie sind doch nicht b�se, wenn ich hier noch ein bis zwei Minuten warte? Raina: O nein, ich bedaure nur, da� Sie sich abermals in Gefahr begeben m�ssen. [Auf die Ottomane weisend:] Bitte, setzen Sie sich! [Sie h�lt mit einem nicht zu unterdr�ckenden Angstschrei inne, als sie die Pistole auf der Ottomane erblickt.] Der Fl�chtling [�bernerv�s, f�hrt zur�ck wie ein scheuendes Pferd. Erregt]: Mich so zu erschrecken! Was ist denn los? Raina: Ihre Pistole. Der Offizier hat sie die ganze Zeit vor Augen gehabt! Ihre Rettung ist ein Wunder! Der Fl�chtling [�rgerlich, so unn�tigerweise ge�ngstigt worden zu sein]: Ach, weiter nichts?! Raina [blickt ihn hochm�tig an und f�hlt sich desto wohler, je mehr ihre gute Meinung von ihm abnimmt]: Ich bedaure, Sie ge�ngstigt zu haben. [Sie nimmt die Pistole und reicht sie ihm]: Bitte, nehmen Sie, zum Schutze gegen mich. Der Fl�chtling [l�chelt m�de �ber diesen Sarkasmus, w�hrend er die Pistole nimmt]: Sie n�tzt mir nichts, sie ist nicht geladen. [Er grinst die Pistole h�hnisch an und schiebt sie verachtungsvoll in seine Revolvertasche.] Raina: So laden Sie sie meinetwegen! Der Fl�chtling: Ich habe keine Munition. Was n�tzen einem in der Schlacht Patronen? Ich f�hre statt dessen immer Schokolade mit und habe schon vor Stunden mein letztes St�ck verzehrt. Raina [in ihren heiligsten Vorstellungen von M�nnlichkeit verletzt]: Schokolade? Sie stopfen Ihre Taschen mit S��igkeiten voll wie ein Schuljunge, selbst auf dem Schlachtfeld? Der Fl�chtling [hungrig]: Ich wollte, ich h�tte jetzt welche. [Raina starrt ihn an, unf�hig ihre Gef�hle zu �u�ern; dann l�uft sie zu der Kommode und eilt, die Bonbonniere in den H�nden, mit sp�ttischer Miene zur�ck.] Raina: Erlauben Sie. Ich bedaure, alles aufgegessen zu haben bis auf diese Pralin�bonbons. [Sie bietet ihm die Schachtel an.] Der Fl�chtling [hei�hungrig]: Sie sind ein Engel. [Er verschlingt die S��igkeiten]: Pralin�s--k�stlich! [Er �berzeugt sich �ngstlich, ob noch mehr davon da sind; es waren die letzten.] [Er f�gt sich mit pathetischem Humor in das Unvermeidliche und sagt mit dankbarer R�hrung]: Gott segne Sie, teuerstes Fr�ulein.--Sie k�nnen einen alten Soldaten immer an dem Inhalt seiner Sattel- und Patronentaschen beurteilen. Die jungen f�hren Pistolen und Patronen mit, die alten--Futter. Ich danke Ihnen. [Er gibt ihr die Schachtel zur�ck, sie rei�t sie ihm verachtungsvoll aus der Hand und wirft sie fort. Er schrickt wieder zusammen, als wenn sie ihn h�tte schlagen wollen.] Hu! Ich beschw�re Sie, machen Sie nicht alles so heftig und pl�tzlich, gn�diges Fr�ulein; es ist nicht sch�n, sich jetzt daf�r zu r�chen, da� ich Sie vorhin erschreckt habe. Raina [stolz]: Mich erschreckt! Wissen Sie, da� mein Herz, obwohl ich nur ein M�dchen bin, mindestens ebenso mutig schl�gt wie das Ihre!? Der Fl�chtling: Das will ich meinen. Sie haben auch nicht drei Tage lang im Feuer gestanden wie ich. Zwei Tage kann ich das aushalten, ohne da� es mir viel ausmacht, aber kein Mensch h�lt es drei Tage lang aus. Ich bin jetzt so nerv�s wie eine Maus. [Er setzt sich auf die Ottomane und st�tzt den Kopf in die Hand.] M�chten Sie mich weinen sehen? Raina [best�rzt]: Nein! Der Fl�chtling: Wenn Sie das wollen, brauchen Sie mich nur auszuschelten als ob ich ein kleiner Bub w�re und Sie das Kinderm�dchen. Wenn ich jetzt im Lager w�re, w�rde man allerhand Spa� mit mir treiben. Raina [ein wenig ger�hrt]: Sie tun mir leid, ich werde Sie nicht ausschelten. [Von dem Mitgef�hl in ihrer Stimme ergriffen, hebt er den Kopf und blickt dankbar zu ihr auf. Sie wendet sich sofort von ihm weg und sagt steif:] Sie m�ssen mich entschuldigen, UNSERE Soldaten sind eben ganz anders. [Sie geht von der Ottomane fort.] Der Fl�chtling: O nein, ganz ebenso! Es gibt �berhaupt nur zweierlei Arten Soldaten; junge und alte. Ich diene seit vierzehn Jahren; die H�lfte von Ihren Leuten hatte bisher noch kein Pulver gerochen! Nun, wie kommt es, da� sie uns eben geschlagen haben? Nur infolge g�nzlicher Unkenntnis der Kriegskunst, durch nichts weiter. [Verachtungsvoll:] Ich habe nie einen gr��eren Mangel an Berufskenntnis gesehen! Raina [ironisch]: Oh, war es Mangel an Berufskenntnis, Sie zu schlagen? Der Fl�chtling: So h�ren Sie! Halten Sie es f�r milit�risch, ein Kavallerieregiment einer Schnellfeuerbatterie entgegenzuwerfen mit der Gewi�heit, da�, falls die Kanonen losgehen, weder Pferd noch Mann jemals der Batterie auf f�nfzig Meter nahe kommen? Ich traute meinen Augen kaum, als ich den Bl�dsinn sah. Raina [wendet sich freudig zu ihm, erregt, weil ihr Enthusiasmus und ihre Ruhmestr�ume sie wieder �berkommen]: Haben Sie die gro�e Kavallerieattacke gesehen? Oh, erz�hlen Sie mir davon, beschreiben Sie sie mir. Der Fl�chtling: Sie haben noch niemals eine Kavallerieattacke gesehen, nicht wahr? Raina: Wie sollte ich! Der Fl�chtling: Nat�rlich, woher auch! Na, es ist ein spa�hafter Anblick. Gerade, als ob man eine Handvoll Erbsen gegen eine Fensterscheibe schleuderte. Erst kommt einer, dann zwei oder drei dicht hinterher, und dann in einer Reihe die ganze Rotte. Raina [mit weiten Augen, erbebt sich, w�hrend sie die H�nde begeistert zusammenschl�gt]: Ja, zuerst ein einziger, der Tapferste der Tapferen! Der Fl�chtling [prosaisch]: Na, Sie sollten sehen, wie der arme Teufel versucht sein Pferd zur�ckzuhalten. Raina: Warum sollte er sein Pferd zur�ckhalten? Der Fl�chtling [ungeduldig �ber die dumme Frage]: Na, weil es doch mit ihm durchgeht, nat�rlich. Glauben Sie, da� der Bursche Lust hat, als Erster anzukommen, um so vor allen andern get�tet zu werden? Dann kommen die �brigen heran. Alle. Sie k�nnen die Jungen an ihrer Wildheit und Schneidigkeit erkennen, die Alten kommen in geschlossenen Haufen daher, sie wissen, da� sie nur Kanonenfutter sind und da� es keinen Zweck hat, einen Kampf zu versuchen. Die meisten Wunden sind gebrochene Kniescheiben infolge des Zusammenprallens der Pferde. Raina: Schrecklich! Aber ich glaube nicht, da� der erste Reiter ein Feigling ist--ich glaube, er ist ein Held. Der Fl�chtling [gutm�tig]: Das w�rden Sie auch gesagt haben, wenn Sie HEUTE den ersten Reiter bei der Attacke gesehen h�tten!! Raina [atemlos, ihm alles verzeihend]: Ah, ich wu�te es! Erz�hlen Sie, erz�hlen Sie mir von ihm! Der Fl�chtling: Er benahm sich wie ein Operettentenor--ein wohlgebauter, h�bscher Bursche mit spr�henden Augen und prachtvollem Schnurrbart, der sein Hurra br�llte und angriff wie Don Quijote die Windm�hlen. Wir haben uns �ber ihn halbtot gelacht! Als aber der Feldwebel gelaufen kam, bleich wie der Tod, und uns sagte, da� wir aus Versehen die falschen Patronen bekommen h�tten und da� wir f�r die n�chsten zehn Minuten keinen Schu� abgeben k�nnten, da ist uns das Lachen vergangen! Mir war nie so schlecht in meinem ganzen Leben, obwohl ich schon in mancher b�sen Lage gewesen bin. Ich hatte nicht einmal eine Revolverpatrone, nichts als Schokolade, nicht einmal Bajonette hatten wir--nichts. Nat�rlich haben sie uns in St�cke gehauen, und da kam dieser Don Quijote wie ein Tambourmajor herangest�rmt und glaubte, das Kl�gste von der Welt getan zu haben, statt dessen verdiente er, daf�r vor das Kriegsgericht gestellt zu werden. Von allen Narren, die jemals auf einem Schlachtfelde losgelassen worden sind, mu� das der schlimmste sein! Er und sein Regiment begingen einfach einen Selbstmord, nur ging die Pistole nicht los, das war alles. Raina [aufs tiefste verletzt, doch standhaft ihren Idealen treu]: Wahrhaftig! W�rden Sie ihn wiedererkennen, wenn Sie ihn s�hen? Der Fl�chtling: Werde ich ihn je vergessen k�nnen! [Sie geht wieder zur Kommode, er beobachtet sie mit sch�chternen Hoffnungen, da� sie vielleicht noch etwas f�r ihn zu essen habe. Sie nimmt das Bild von der Kommode und bringt es ihm.] Raina: Das ist die Photographie jenes Reiters--des Patrioten und Helden, dem ich verlobt bin. Der Fl�chtling [das Bild mit Entsetzen erkennend]: Es tut mir wirklich sehr leid,,, [Sieht sie an.] War das recht, mich so aufs Glatteis zu f�hren? [Blickt wieder auf das Bild.] Ja, das ist er ohne Zweifel. [Er unterdr�ckt ein Lachen.] Raina [rasch]: Warum lachen Sie? Der Fl�chtling [besch�mt, aber immer noch sehr belustigt]: Ich versichere Ihnen--ich habe nicht gelacht--, zumindest hatte ich nicht die Absicht. Aber wenn ich an ihn denke, wie er die Windm�hlen st�rmte und dabei glaubte, die sch�nste Tat von der Welt zu vollbringen! [Er sch�ttelt sich vor unterdr�cktem Lachen.] Raina [strenge]: Geben Sie mir das Bild zur�ck! Der Fl�chtling [mit aufrichtiger Reue]: Hier, bitte. Verzeihen Sie! Es tut mir wirklich furchtbar leid. [Sie k��t das Bild bedachtsam und sieht dem Fl�chtling gerade ins Gesicht, bevor sie es auf die Kommode zur�ckstellt. Er folgt ihr, sich entschuldigend]: Wissen Sie, ich tu' ihm vielleicht sehr unrecht, sogar ganz gewi�. H�chstwahrscheinlich hat er von der Munitionsgeschichte irgendwo Wind bekommen und wu�te, da� es eine gefahrlose Sache war. Raina: Das soll hei�en, da� er ein Aufschneider und ein Feigling ist. Vorhin haben Sie das wenigstens nicht zu sagen gewagt. Der Fl�chtling [mit einer komiscben Verzweiflungsgeste]: Ich bem�he mich umsonst, verehrtes Fr�ulein, es gelingt mir nicht, Ihnen die Sache vom berufsm��igen Standpunkt aus zu zeigen. [Als er sich umwendet, um zur Ottomane zu geben, wird neuerdings aus der Ferne Gewehrfeuer vernehmbar]: Raina [strenge, als sie bemerkt, wie er auf die Sch�sse horcht]: Desto besser f�r Sie. Der Fl�chtling [sich umwendend]: Wie meinen Sie das? Raina: Sie sind mein Feind und in meiner Gewalt--was w�rde ich zu tun haben vom berufsm��igen Standpunkt aus? Der Fl�chtling: Ah, das ist wahr! Verehrtes Fr�ulein, Sie haben immer recht. Ich wei�, was Sie f�r mich getan haben und was ich Ihnen verdanke. Bis zu meiner letzten Stunde werde ich der drei Pralin�s gedenken. Es war unmilit�risch, aber wie engelsgut von Ihnen! Raina [kalt]: Ich danke Ihnen, aber nun will ich mich milit�risch benehmen. Sie k�nnen nicht hierbleiben, nach dem, was Sie �ber meinen zuk�nftigen Gatten gesagt haben, aber ich will auf den Balkon gehen und nachsehen, ob Sie jetzt vollkommen gefahrlos auf die Stra�e hinunterklettern k�nnen. [Sie geht an das Fenster.] Der Fl�chtling [seine Miene ver�ndert sich]: Diese Wasserrinne hinunter? Halten Sie ein, das kann ich nicht, das mag ich nicht! --der blo�e Gedanke daran macht mich schon schwindlig. Ich kam leicht genug herauf mit dem Tode auf den Fersen, aber das jetzt kalten Blutes riskieren...! [Er sinkt auf die Ottomane.] Es ist umsonst, ich bin besiegt, ich gebe den Kampf auf, ich bin verloren--Sie k�nnen jetzt L�rm schlagen! [Er st�tzt den Kopf todestraurig in die H�nde.] Raina [von Mitleid entwaffnet]: Gehen Sie, verlieren Sie nicht den Mut. [Sie beugt sich beinahe m�tterlich �ber ihn, er sch�ttelt den Kopf.] Oh, Sie sind ein recht kl�glicher Krieger, ein Pralin�soldat. Gehen Sie, fassen Sie sich. Es geh�rt weniger Mut dazu, da hinunterzuklettern als der Gefangenschaft ins Auge zu sehen--bedenken Sie das. Der Fl�chtling [schl�frig, von ihrer Stimme eingewiegt]: Nein, Gefangenschaft bedeutet nur Tod, und Tod ist Schlaf.--Oh schlafen, schlafen, schlafen, ungest�rt schlafen...Die Dachrinne hinabklettern hei�t, etwas unternehmen, sich anstrengen, denken! Zehnmal lieber den Tod! Raina [leise und verwundert, in seinen schl�frigen Ton verfallend]: Sind Sie so schl�frig? Der Fl�chtling: Ich habe keine zwei Stunden ungest�rt geschlafen, seit ich zur Truppe einger�ckt bin. Ich war im Generalstab. Sie wissen nicht, was das hei�t: ich habe seit achtundvierzig Stunden kein Auge geschlossen. Raina [am Ende ihrer Weisheit]: Aber was soll ich mit Ihnen anfangen? Der Fl�chtling [f�hrt taumelnd auf, von ihrer Verzweiflung aufgestachelt]: Nat�rlich, ich mu� etwas tun. [Er sch�ttelt sich, rafft sich zusammen und spricht mit wiedergewonnener Kraft und Mut:] Sehen Sie, schl�frig oder nicht schl�frig, hungrig oder nicht hungrig, m�de oder nicht m�de--man kann eine Sache immer tun, wenn man wei�, da� sie getan werden mu�. Gut denn, die Dachrinne mu� hinabgeklettert werden. [Er schl�gt sich mit der Faust an die Brust]: H�rst du das, du Pralin�soldat?! [Er geht an das Fenster.] Raina [�ngstlich]: Aber wenn Sie st�rzen? Der Fl�chtling: Dann werde ich schlafen, als ob das Pflaster ein Federbett w�re. Leben Sie wohl. [Er tritt k�hn an das Fenster und legt seine Hand an den Laden, da ert�nt unten auf der Stra�e wieder eine entsetzliche Salve.] Raina [zu ihm eilend]: Bleiben Sie! [Sie erfa�t ihn ohne Bedenken und rei�t ihn zur�ck.] Man wird Sie t�ten. Der Fl�chtling [k�hl, aber aufmerksam]: Das macht nichts und geh�rt eben zu meinem t�glichen Beruf; ich mu� es riskieren. [Entschlossen]: Nun tun Sie, was ich Ihnen sage: l�schen Sie die Kerzen aus, damit man das Licht nicht sehen kann, wenn ich die L�den �ffne, und halten Sie sich ja vom Fenster fern, was immer auch geschehen mag. Wenn die mich sehen, werden sie sicher nach mir schie�en. Raina [sich an ihn h�ngend]: Sie werden Sie ganz sicher sehen, der Mond scheint hell. Ich will Sie retten,,, Oh, wie k�nnen Sie nur so gleichg�ltig sein! Sie wollen doch, da� ich Sie retten soll, nicht wahr? Der Fl�chtling: Ich m�chte Sie wirklich nicht l�nger st�ren. [Sie sch�ttelt ihn in ihrer Ungeduld]: Ich bin durchaus nicht gleichg�ltig gegen den Tod, verehrtes Fr�ulein, glauben Sie mir, aber was soll ich sonst anfangen? Raina: Vor allem kommen Sie doch vom Fenster fort, ich bitte Sie. [Sie schmeichelt ihn in die Mitte des Zimmers zur�ck, er ergibt sich unterw�rfig darein; sie l��t ihn frei und spricht g�nnerhaft zu ihm]: H�ren Sie, Sie m�ssen unserer Gastfreundschaft vertrauen; Sie wissen noch nicht, in wessen Haus Sie sich befinden--ich bin eine Petkoff. Der Fl�chtling [naiv]: Was ist das? Raina [etwas entr�stet]: Ich meine, da� ich der Familie Petkoff angeh�re, der reichsten und angesehensten unseres Landes. Der Fl�chtling: O ja, nat�rlich! Entschuldigen Sie--die Petkoffs! freilich! Wie dumm von mir! Raina: Sie wissen ganz gut, da� Sie bis zu dieser Minute den Namen nie geh�rt haben! Wie k�nnen Sie sich dazu erniedrigen, so zu tun, als ob er Ihnen bekannt vork�me? Der Fl�chtling: Verzeihen Sie, ich bin zu m�de, um zu denken, und der Wechsel des Gespr�chsthemas war zuviel f�r mich; zanken Sie mich nicht aus. Raina: Ich verga�--Sie k�nnten zu weinen anfangen. [Er nickt ganz ernst, sie schmollt und f�hrt dann in g�nnerhaftem Tone fort]: Ich will Ihnen blo� sagen, da� mein Vater den h�chsten Befehlshaberposten in unserer Armee bekleidet, den irgend ein Bulgare innehat. [Stolz]: Er ist Major! Der Fl�chtling [tut, als ob das einen tiefen Eindruck auf ihn machte]: Major? Du lieber Himmel! Denken Sie nur! Raina: Sie haben gro�e Ortsunkenntnis bewiesen, indem Sie es f�r n�tig hielten, am Balkon heraufzuklettern, weil unser Haus das einzige Privathaus ist, das zwei Reihen Fenster hat. Es ist eine Treppe im Flur, auf der man hinauf und hinunter kann. Der Fl�chtling: Eine Treppe? Wie gro�artig! Sie sind aber von ungew�hnlichem Luxus umgeben, verehrtes Fr�ulein. Raina: Wissen Sie, was eine Bibliothek ist? Der Fl�chtling: Eine Bibliothek? Ein Zimmer voll B�cher? Raina: Ja, wir haben ein solches, das einzige in ganz Bulgarien. Der Fl�chtling: Wahrhaftig? Ein wirkliches Bibliothekzimmer? Das m�chte ich aber gerne sehen. Raina [geziert]: Ich sage Ihnen diese Dinge blo�, um Ihnen zu zeigen, da� Sie bei zivilisierten Leuten sind, nicht im Hause von ungebildeten Bauern, die Sie t�ten w�rden, sobald sie Ihre serbische Uniform gewahrten. Wir gehen jedes Jahr zur Opernsaison nach Bukarest, und ich habe schon einen ganzen Monat in Wien zugebracht. Der Fl�chtling: Das habe ich bemerkt, gn�diges Fr�ulein; ich habe sofort gesehen, da� Sie die Welt kennen. Raina: Haben Sie jemals die Oper Hernani geh�rt? Der Fl�chtling: Ist das die, in der ein Soldatenchor und ein Teufel in rotem Samt vorkommt? Raina [verachtungsvoll]: Nein. Der Fl�chtling [einen tiefen M�digkeitsseufzer unterdr�ckend]: Dann kenne ich die Oper nicht. Raina: Ich dachte, Sie w�rden sich vielleicht an die gro�e Szene erinnern, in der Hernani auf der Flucht vor seinen Feinden--gerade so wie Sie heute nacht--in das Schlo� seines erbittertsten Gegners, eines alten kastilianischen Granden, fl�chtet! Der Edelmann verweigert seine Auslieferung, sein Gast ist ihm heilig! Der Fl�chtling [rasch, wacht wieder etwas auf]: Sind Ihre Angeh�rigen auch dieser Ansicht? Raina [mit W�rde]: Meine Mutter und ich, wir verstehen diese "Ansicht", wie Sie sich ausdr�cken, und wenn Sie, statt mich mit Ihrer Pistole zu bedrohen, sich einfach als Fl�chtling unserer Gastfreundschaft anvertraut h�tten, Sie w�ren sicher gewesen wie in Ihrem Vaterhaus. Der Fl�chtling: Ganz gewi�? Raina [kehrt ihm angewidert den R�cken]: Oh, es ist verlorene M�he, Ihnen etwas begreiflich machen zu wollen! Der Fl�chtling: Bitte, seien Sie nicht b�se, Sie k�nnen sich denken, wie schlimm es f�r mich w�re, wenn da ein Irrtum vorl�ge. Mein Vater ist ein sehr gastfreundlicher Mann, er hat sechs Hotels, aber ich k�nnte ihm nicht so weit vertrauen. Wie ist es mit Ihrem Herrn Vater? Raina: Er ist fort, in Slivnitza, um f�r sein Vaterland zu k�mpfen. Ich b�rge f�r Ihre Sicherheit. Hier meine Hand darauf. Wird Sie das beruhigen? [Sie bietet ihm ihre Hand.] Der Fl�chtling [sieht seine eigene Hand zweifelhaft an]: Es ist besser, wenn Sie meine Hand nicht ber�hren, verehrtes Fr�ulein, ich mu� mich erst waschen. Raina [ger�hrt]: Das ist nett von Ihnen. Ich sehe, Sie sind ein Gentleman. Der Fl�chtling [verwundert]: Wieso? Raina: Sie d�rfen nicht glauben, da� ich �berrascht bin--die Bulgaren aus besseren Kreisen, Leute in unserer Stellung zum Beispiel, waschen sich auch fast t�glich die H�nde--aber ich sch�tze Ihr Zartgef�hl, Sie d�rfen meine Hand nehmen. [Bietet ihm abermals die Hand.] Der Fl�chtling [k��t ihr die Hand, seine H�nde auf dem R�cken]: Ich danke Ihnen, mein liebensw�rdiges Fr�ulein. Endlich f�hle ich mich geborgen. Bitte, wollen Sie so gut sein und Ihre Frau Mutter von meiner Anwesenheit bald benachrichtigen; es w�rde sich nicht schicken, wenn ich hier l�nger als n�tig im geheimen verweilte. Raina: Wenn Sie sich ganz ruhig verhalten wollen, w�hrend ich weg bin. Der Fl�chtling: Gewi�. [Er setzt sich auf die Ottomane, Raina geht an das Bett, holt ihren Pelzmantel und wirft ihn um. Ihm fallen die Augen zu, sie geht zur T�r, wirft einen letzten Blick nach ihm hin und sieht, da� er im Begriff ist, einzuschlafen.] Raina [an der T�r]: Sie werden jetzt doch nicht etwa einschlafen? [Er murmelt unartikulierte Laute, sie l�uft zu ihm hin und sch�ttelt ihn.] H�ren Sie? So wachen Sie doch auf--Sie schlafen ja ein! Der Fl�chtling: Was, ich schlafe ein? O nein, nicht im geringsten--ich habe nur nachgedacht,,, es ist schon gut--ich bin ganz wach. Raina [strenge]: Wollen Sie so gut sein, stehen zu bleiben, w�hrend ich weg bin--ja? [Er erhebt sich widerwillig]: Die ganze Zeit �ber, verstanden! Der Fl�chtling [unruhig wankend]: Gewi�, gewi�, Sie k�nnen sich darauf verlassen. [Raina sieht ihn ungl�ubig an, er l�chelt matt, sie geht z�gernd zur T�r, wo sie sich umwendet, und ihn fast beim G�hnen ertappt. Sie geht ab.] Der Fl�chtling [schlaftrunken]: Schlafen, schlafen, schlafen, schlafen, schla,,,--[Die Worte gehen in ein Murmeln �ber, er rafft sich wieder auf, im Begriff umzufallen.] Wo bin ich? Das m�chte ich gerne wissen,,, ich mu� wach bleiben,,, nichts h�lt mich aber wach au�er Gefahr, bedenke das--[Nachdr�cklich]: Gefahr, Gefahr, Gefahr, Gef...--[Knickt wieder zusammen, r�ttelt sich abermals auf.] Wo ist Gefahr? Das mu� ich ausfindig machen,,, [Er geht unsicher umher, als wenn er nach Gefahr suchte.] Was suche ich da?,,, Schlaf--Gefahr--ich wei� es nicht. [Er strauchelt gegen das Bett zu.] Ach ja, nun wei� ich's,,, alles ist in Ordnung, ich soll zu Bett gehen--aber nicht schlafen--ganz bestimmt nicht schlafen,,, wegen der Gefahr. Auch nicht niederlegen, nur niedersetzen. [Er setzt sich auf das Bett, sein Gesicht nimmt einen gl�cklichen Ausdruck an]: Ah,,,[Mit einem freudigen Seufzer sinkt er der L�nge nach zur�ck, hebt mit einer letzten Anstrengung seine gestiefelten Beine ins Bett und f�llt sofort in tiefen Schlaf.] [Katharina tritt ein, Raina folgt ihr.] Raina [auf die Ottomane blickend]: Er ist fort, hier verlie� ich ihn. Katharina: Hier? Dann mu� er hinuntergeklettert sein vom-Raina [ihn erblickend]: Oh! [Sie zeigt auf ihn.] Katharina [emp�rt]: Ah! [Sie geht mit gro�en Schritten auf das Bett zu, Raina folgt ihr und bleibt ihr gegen�ber auf der andern Seite des Bettes stehen.]Er ist fest eingeschlafen, dieser Unmensch! Raina [�ngstlich]: Scht! Katharina [ihn sch�ttelnd]: Herr! [Ihn noch heftiger sch�ttelnd:] Herr!! [Ihn au�erordentlich stark sch�ttelnd:] Herr!!! Raina [f�llt ihr in den Arm]: Nicht, Mama, der arme Mann ist ganz ersch�pft, la� ihn schlafen. Katharina [l��t ihn los und wendet sich erstaunt zu Raina]: Der arme Mann! Raina! [Sieht ihre Tochter starr an, der Fl�chtling schl�ft fest.] [Vorhang] ZWEITER AKT [Am 6. M�rz 1886. In dem frischen h�bschen Garten von Major Petkoffs Haus an einem sch�nen Fr�hlingsmorgen. Hinter dem Zaun tauchen die Spitzen von zwei Minaretts auf, die Wahrzeichen einer kleinen Stadt im Tal. Ein paar Meilen davon entfernt erheben sich die Balkanberge und umschlie�en die Landschaft. Wenn man vom Garten zu ihnen hin�berblickt, liegt zur Linken die Seite des Hauses, aus der eine kleine T�r mit Stufen davor in den Garten f�hrt. Rechts schneidet der Stallhof mit seinem Torweg in den Garten ein. Den Zaun und das Haus entlang stehen Beerenstr�ucher, die mit zum Trocknen ausgespannter W�sche beh�ngt sind. Ein kleiner Weg f�hrt an dem Hause vorbei; er f�hrt zwei Stufen empor an die Ecke und verliert sich dann.--In der Mitte ein kleiner Tisch mit zwei St�hlen aus gebogenem Holz. Auf dem Tisch steht das Fr�hst�ck, eine t�rkische Kaffeekanne, Kaffeetassen und Br�tchen usw. Die Schalen wurden schon gebraucht, und das Brot ist angebrochen.--An der Mauer zur Rechten steht eine h�lzerne Gartenbank. Louka steht, eine Zigarette rauchend, zwischen Tisch und Haus und kehrt mit zorniger Verachtung einem m�nnlichen Dienstboten den R�cken, der ihr eben eine Strafpredigt h�lt. Es ist ein Mann in den besten Jahren, phlegmatisch und von niedriger, aber klarer und rascher Intelligenz. Er hat die Selbstgef�lligkeit eines Dieners, der seine Dienste hoch einsch�tzt, und den unersch�tterlichen Gleichmut eines kalt berechnenden Menschen ohne Illusionen. Er tr�gt wei�e bulgarische Tracht, eine Jacke mit bunten Borten, weite Pumphosen, Sch�rpe und verzierte Gamaschen. Sein Kopf ist bis an den Scheitel glattrasiert, was ihm eine hohe japanische Stirne gibt. Sein Name ist Nicola.] Nicola: La� dich rechtzeitig warnen, Louka, �ndere dein Benehmen. Ich kenne unsere Gn�dige. Sie ist zu selbstbewu�t, um sich jemals tr�umen zu lassen, da� eine Dienerin es wagen k�nnte, ihr gegen�ber respektlos zu sein. Aber la� sie nur einmal bemerken, da� du ihr Trotz bietest, und du fliegst hinaus. Louka: Ich trotze ihr doch; ich will ihr trotzen--was liegt mir daran? Nicola: Wenn du mit der Herrschaft Streit bekommst, kann ich dich niemals heiraten; es ist genau so, als ob du dich mit mir nicht vertragen w�rdest. Louka: Du nimmst also ihre Partei gegen mich? Nicola [gelassen]: Ich werde immer von der Gnade unserer Herrschaft abh�ngig sein. Wenn ich den Dienst verlasse, um einen Laden in Sofia aufzumachen, dann wird ihre Kundschaft mein halbes Kapital bedeuten. Ein b�ses Wort von ihnen k�nnte mich zugrunde richten. Louka: Du hast eben keine Kurage! Ich m�chte sehen, ob sie sich unterstehen w�rden, �ber mich ein b�ses Wort zu sagen! Nicola [mitleidig]: Ich h�tte dich f�r gescheiter gehalten, Louka, aber du bist eben jung--noch sehr jung. Louka: Gewi�. Ja, und du liebst mich darum um so mehr, nicht wahr? Aber so jung ich bin, kenne ich doch ein paar Familiengeheimnisse, von denen sie nicht w�nschen w�rden, da� ich sie ausplaudere. Sie sollen es nur wagen, mit mir anzubinden! Nicola [mitleidig und �berlegen]: Wei�t du, was sie t�ten, wenn sie dich so sprechen h�rten? Louka: Was k�nnten sie tun? Nicola: Dich wegen L�genhaftigkeit entlassen. Wer w�rde dir dann jemals wieder ein Wort glauben, wer dir eine andere Stellung verschaffen? Wer in diesem Hause w�rde es wagen, auch nur wieder mit dir zu sprechen? Und wie lange w�rde dein Vater auf seinem kleinen Bauernhof belassen werden?! [Sie wirft ungeduldig den Rest ihrer Zigarette fort und tritt darauf]: Du gro�es Kind! Du wei�t eben nicht, was f�r eine Macht so hohe Herrschaften �ber unsereins haben, sobald wir armen Teufel versuchen, uns gegen sie aufzulehnen. [Er tritt nahe an sie heran, mit leiser Stimme]: Schau mich an! Seit zehn Jahren diene ich in diesem Hause--glaubst du, da� ich da keine Geheimnisse wei�? Ich wei� Dinge von unserer Frau! Nicht um tausend Leu w�rde sie wollen, da� ihr Mann sie erf�hre! Und ich wei� Dinge von ihm, wegen deren sie ihm ein halbes Jahr lang zusetzen w�rde, wenn ich sie ausplaudern wollte. Ich wei� Dinge von Fr�ulein Raina! Die Aufl�sung der Verlobung mit Sergius w�re die Folge, wenn-- Louka [sich rasch zu ihm wendend]: Woher wei�t du denn das? Ich habe dir doch nie etwas gesagt? Nicola [rei�t die Augen verschmitzt auf]: Das also ist dein kleines Geheimnis! Ich dachte gleich, es k�nnte so was sein. Nun, befolge meinen Rat, benimm dich ehrerbietig und la� die Gn�dige f�hlen, da�, ganz gleich, was du wei�t oder nicht wei�t, sie sich darauf verlassen kann, da� du reinen Mund halten und deiner Herrschaft treu bleiben wirst. Das ist's, was sie gern haben, und auf diese Weise wirst du am meisten von ihnen herauskriegen. Louka [verachtungsvoll]: Du bist eine Bedientenseele, Nicola! Nicola [vergn�gt]: Jawohl, das ist das Geheimnis des Erfolges im Dienste. [Ein lautes Klopfen mit einem Peitschenknopf an das h�lzerne Tor wird vom Hofe her geh�rt.] M�nnliche Stimme [von au�en]: Hallo! Heda! Nicola! Louka: Der Herr, aus dem Kriege zur�ck! Nicola [rasch]: Meiner Treu, Louka, der Krieg ist vor�ber! Mach, da� du fortkommst, und bring frischen Kaffee! [Er l�uft hinaus auf den Stallhof.] Louka [w�hrend sie Kaffeekanne und Tassen zusammenr�umt und auf dem Servierbrett in das Haus hineintr�gt]: Du wirst aus mir niemals eine Bedientenseele machen! [Major Petkoff kommt vom Stallhofe her, Nicola folgt ihm. Der Major ist ein leicht erregbarer heiterer, unbedeutender, ungebildeter Mann von ungef�hr f�nfzig Jahren. Von Natur aus ohne Ehrgeiz, nur um sein Einkommen und seine Wichtigkeit in der Lokalgesellscbaft bek�mmert, ist er jetzt doch �u�erst zufrieden mit dem milit�rischen Rang, der ihm w�hrend des Krieges als einer der Hauptpersonen seiner Stadt einger�umt wurde. Das Fieber eines tollk�hnen Patriotismus, den der Angriff der Serben in allen Bulgaren hervorrief, hat ihm durch den Krieg durchgeholfen, aber er ist sichtlich froh, wieder zu Hause zu sein.] Petkoff [mit seiner Peitsche auf den Tisch zeigend]: Hier drau�en das Fr�hst�ck? Nicola: Jawohl, gn�diger Herr. Die gn�dige Frau und Fr�ulein Raina sind soeben ins Haus gegangen. Petkoff [setzt sich und nimmt ein Br�tchen]: Geh hinein und sage, da� ich gekommen bin, und bringe mir frischen Kaffee. Nicola: Ist schon bestellt, gn�diger Herr. [Er wendet sich gegen die Haust�r, Louka kommt mit frischem Kaffee, einer reinen Tasse und einer Flasche Schnaps auf ihrem Servierbrett]: Haben Sie die gn�dige Frau verst�ndigt? Louka: Ja, die Gn�dige kommt gleich. [Nicola geht in das Haus hinein. Louka stellt den Kaffee auf den Tisch.] Petkoff: Na, die Serben scheinen dich nicht geraubt zu haben? Louka: Nein, gn�diger Herr. Petkoff: Das ist recht. Hast du mir Kognak gebracht? Louka [die Flasche auf den Tisch setzend]: Hier, gn�diger Herr. Petkoff: So ist's recht. [Er gie�t ein paar Tropfen Kognak in seinen Kaffee. Katharina, die zu der fr�hen Stunde nur eine sehr fl�chtige Toilette gemacht hat, tritt aus dem Hause. Sie tr�gt eine bulgarische Sch�rze �ber einem ehemals pr�chtigen, aber jetzt halb abgetragenen roten Schlafrock. Ein farbiges Kopftuch ist um ihr dickes schwarzes Haar gewunden. Sie hat t�rkische Pantoffeln an den blo�en F��en. Sie sieht trotz ihrer Toilette erstaunlich h�bsch und stattlich aus. Louka geht in das Haus zur�ck.] Katharina: Mein lieber Paul, nein, ist das eine �berraschung f�r uns! [Sie beugt sich �ber die Lehne seines Stuhls, um ihn zu k�ssen]: Hast du schon frischen Kaffee bekommen? Petkoff: Ja, Louka hat schon f�r mich gesorgt.--Der Krieg ist aus, der Friede wurde schon vor drei Tagen in Bukarest unterzeichnet, und der Abr�stungsbefehl f�r unsere Armee ist gestern ausgegeben worden. Katharina [springt auf, mit spr�henden Augen]: Der Krieg zu Ende! Paul, haben euch die �sterreicher vielleicht GEZWUNGEN, Frieden zu schlie�en? Petkoff [unterw�rfig]: Meine Teuere, sie haben mich nicht gefragt, was konnte ich tun? [Sie setzt sich und wendet sich von ihm ab]: Aber nat�rlich haben wir daf�r gesorgt, da� der Vertrag ein ehrenhafter sei, er sichert den Frieden. Katharina [beleidigt]: Frieden! Petkoff [sie bes�nftigend]: Aber durchaus keine freundschaftlichen Beziehungen, merke wohl. Sie wollten das hineinsetzen, aber ich bestand darauf, da� es gestrichen w�rde--was h�tte ich noch mehr tun k�nnen? Katharina: Du h�ttest Serbien annektieren und den Prinzen Alexander zum Kaiser des Balkans machen k�nnen; das h�tte ich getan! Petkoff: Ich zweifle nicht daran, Teuerste. Aber ich h�tte zuvor das ganze �sterreichische Kaiserreich unterwerfen m�ssen, und das h�tte mich zu lange von dir ferne gehalten; du hast mir schon sehr gefehlt. Katharina [freundlich]: Ah! [Sie streckt ihren Arm liebevoll �ber den Tisch, um seine Hand zu dr�cken.] Petkoff: Und wie ist es dir ergangen, Liebste? Katharina: Oh, bis auf meine gewohnten Halsschmerzen recht gut. Petkoff [mit �berzeugung]: Das kommt davon, da� du dir t�glich den Hals w�schst; ich habe dich schon oft davor gewarnt. Katharina: Das ist Unsinn, Paul. Petkoff [�ber seinem Kaffee und der Zigarette]: Ich bin sehr dagegen, da� man diese modernen Gewohnheiten zu sehr nachahmt; das ewige Waschen kann nicht gesund sein, es ist unnat�rlich. In Philippopel war ein Engl�nder, der die Gewohnheit hatte, sich jeden Morgen nach dem Aufstehen �ber und �ber mit kaltem Wasser zu begie�en. Ekelhaft! Der Unfug kommt �berhaupt von den Engl�ndern. Ihr Klima macht sie so schmutzig, da� sie sich in einem fort waschen m�ssen. Schau doch meinen Vater an; er hat in seinem ganzen Leben nie gebadet und ist dabei doch achtundneunzig Jahre alt geworden, der ges�ndeste Mann Bulgariens. Ich habe ja nichts dagegen, mich einmal in der Woche ordentlich zu waschen, um meiner Stellung gen�ge zu tun--aber jeden Tag, das hei�t doch, die Sache in l�cherlicher Weise �bertreiben. Katharina: Im Herzen bist du noch immer ein Barbar, mein lieber Paul. Ich hoffe, du hast dich vor all den russischen Offizieren gut benommen. Petkoff: Ich tat, was ich konnte, und habe auch daf�r gesorgt, da� sie erfuhren, da� wir eine Bibliothek haben! Katharina: Ah--aber da� wir auch eine elektrische Klingel darin haben, das wissen sie nicht! Ich habe in deiner Abwesenheit eine anbringen lassen. Petkoff: Was ist das, eine elektrische Klingel? Katharina: Du ber�hrst einen Knopf, es klingelt in der K�che, und dann kommt Nicola herein. Petkoff: Man kann ja nach ihm schreien! Katharina: Zivilisierte Leute schreien nie nach ihren Dienstboten; ich habe das gelernt, w�hrend du fort warst. Petkoff: Nun, ich will dir auch sagen, was ich gelernt habe. Zivilisierte Leute h�ngen ihre W�sche nicht so zum Trocknen auf, da� jeder Besucher sie sehen kann. Es w�re deshalb besser, du w�rdest all das Zeug [er zeigt auf die W�sche an den B�schen,] irgendwo anders hinh�ngen. Katharina: Aber das ist doch l�cherlich, Paul; ich kann mir nicht denken, da� wirklich feine Leute solche Dinge �berhaupt bemerken. [Man h�rt jemanden an das Hoftor klopfen.] Petkoff: Das ist Sergius. [Ruft]: Holla! Nicola! Katharina: Rufe doch nicht so laut, Paul. Das ist wirklich nicht fein! Petkoff: Unsinn. [Er ruft lauter als vorher:] Nicola! Nicola [erscheint vor der Haust�r]: Zu Befehl, gn�diger Herr. Petkoff: Wenn das Major Saranoff ist, f�hre ihn hierher. [Er spricht den Namen mit einer Dehnung auf der zweiten Silbe aus: "Sarahnoff".] Nicola: Sehr wohl, gn�diger Herr! [Er geht nach dem Stallhofe zu.] Petkoff: Unterhalte du ihn, Teuerste, bis Raina ihn uns entzieht. Er qu�lt mich sonst wieder mit Vorwurfen weil wir ihn nicht bef�rdert haben--�ber meinen Kopf hinweg, bitte! Katharina: Gewi�. Er sollte auch gewi� bef�rdert werden, wenn er Raina heiratet. �berdies sollte das Land darauf bestehen, wenigstens einen eingeborenen General zu bekommen. Petkoff: Jawohl, damit er statt Regimenter ganze Brigaden zugrunde richten k�nnte. Gib dir keine M�he, es ist umsonst--er hat nicht die geringste Aussicht auf Bef�rderung, bevor wir nicht ganz sicher sind, da� der Friede dauernd sein wird. Nicola [an der T�r anmeldend]: Major Sergius Saranoff. [Er geht in das Haus hinein und kommt gleich darauf mit einem dritten Stuhl heraus, den er an den Tisch setzt, dann zieht er sich zur�ck.] [Major Sergius Saranoff, das Original des Bildes in Rainas Schlafzimmer, ist ein gro�er, romantisch sch�ner Mann, von der Verwegenheit, dem hohen Mut und der leicht erregbaren Phantasie eines H�uptlings wilder Bergbewohner, aber seine auffallende pers�nliche Vornehmheit ist von charakteristisch zivilisierter Art; seine Augenbrauen winden sich widderhornartig um die vorspringenden Stirnknochen und reichen bis in die Schl�fen. Seine eifers�chtig beobachtenden Augen, seine d�nne spitze Nase--furchtsam trotz der breiten Nasenfl�gel und des streits�chtigen hohen R�ckens--sein energisches Kinn w�rden ganz gut in einen Pariser Salon passen, und sie beweisen, da� der gescheite, phantasiereiche Barbar scharfe kritische F�higkeiten besitzt, die sich infolge des Eindringens der westlichen Zivilisation in den Balkan sehr merklich entwickelt hat. Das Resultat ist ganz �hnlich demjenigen, welches das Aufkommen der Gedanken des 19. Jahrhunderts in England entstehen lie�, n�mlich "Byronismus". Durch das Gr�beln �ber die dauernde Erfolglosigkeit nicht nur anderer, sondern auch seiner selbst, seinen Idealen nachzuleben--durch seine beharrliche zynische Verachtung der Menschheit, durch den geistlosen Glauben an den unbedingten Wert seiner eigenen Entw�rfe und die Unw�rdigkeit der Welt, die sie mi�achtet, durch die Empfindlichkeit und den Spott, den jede unter Menschen verbrachte Stunde durch den Stachel kleinlicher Entt�uschungen seiner nerv�sen Aufmerksamkeit verursacht, hat er die halb ironische, halb tragische Art angenommen, die mysteri�se Traurigkeit, die Suggestion einer seltsamen und schrecklichen Geschichte, die ihm nichts als ewige Reue hinterlassen hat, all das, wodurch Childe Harold die Gro�m�tter seiner englischen Zeitgenossen bezauberte. Es ist klar, da� dieser oder keiner Rainas Held sein mu�. Katharina ist f�r ihn kaum weniger begeistert als ihre Tochter, und viel weniger zur�ckhaltend, ihm ihre Gef�hle zu zeigen. Als er durch das Hoftor hereinkommt, erhebt sie sich �berschwenglich, um ihn zu begr��en. Petkoff ist sichtlich weniger aufgelegt, viel aus ihm zu machen.] Petkoff: Schon hier, Sergius? Freut mich, dich wieder zu sehen. Katharina: Mein teuerer Sergius! [Sie streckt ihm beide H�nde entgegen.] Sergius [k��t diese mit skrupul�ser Galanterie]: Verehrte Mutter--wenn ich Sie so nennen darf? Petkoff [trocken]: Schwiegermutter, Sergius! Schwiegermutter! Nimm Platz und bediene dich mit Kaffee. Sergius: Danke sch�n, keinen Kaffee f�r mich. [Er entfernt sich vom Tische mit einer gewissen verachtungsvollen Bewegung �ber Petkoffs Genu� am Kaffeetrinken und stellt sich mit bewu�ter W�rde gegen das Gel�nder der Treppe, die zum Hause f�hrt.] Katharina: Sie sehen pr�chtig aus, vorz�glich! Der Feldzug ist Ihnen gut bekommen. Hier ist alles ganz begeistert f�r Sie. Wir waren alle au�er uns vor Enthusiasmus �ber Ihre prachtvolle Kavallerieattacke. Sergius [mit bitterer Ironie]: Sie war die Wiege und das Grab meines milit�rischen Rufes, gn�dige Frau! Katharina: Wieso? Sergius: Ich gewann die Schlacht auf falsche Weise, w�hrend unsere verdienten russischen Generale sie auf die richtige Art verloren. Das warf ihre Pl�ne �ber den Haufen und verletzte ihre Eitelkeit. Zwei ihrer Obristen wurden mit ihren Regimentern zur�ckgeschlagen, aber auf Grund korrekter, wissenschaftlicher Kriegf�hrung. Zwei Generalmajore wurden dabei sogar genau nach milit�rischer Vorschrift get�tet. Jene zwei Obristen sind jetzt Generale, und ich bin noch immer ein einfacher Major. Katharina: Das werden Sie nicht bleiben, Sergius; Sie haben die Frauen auf Ihrer Seite, und die werden schon daf�r sorgen, da� Ihnen Gerechtigkeit widerf�hrt. Sergius: Es ist zu sp�t; ich habe nur auf den Frieden gewartet, um mein Abschiedsgesuch einzureichen. Petkoff [l��t die Tasse vor Erstaunen fallen]: Dein Abschiedsgesuch? Katharina: Oh, Sie m�ssen es zur�ckziehen. Sergius [mit entschiedener ma�voller Betonung, seine Arme kreuzend]: Ich ziehe niemals zur�ck. Petkoff [ge�rgert]: Nein, wer konnte denken, da� du dir so etwas einfallen lassen w�rdest! Sergius [feurig]: Jeder, der mich kannte!--Doch genug von mir und meinen Angelegenheiten! Wie geht es Raina und wo ist sie? Raina [tritt pl�tzlich um die Ecke aus dem Hause heraus und wird auf der obersten Stufe bemerkbar]: Da ist Raina! [Sie sieht reizend aus, und alle wenden sich nach ihr um. Sie tr�gt ein Unterkleid aus bla�gr�ner Seide, das mit einem goldgestickten d�nnen ekr�farbenen �berwurf bedeckt ist. Auf dem Kopfe tr�gt sie eine h�bsche phrygische goldverbr�mte M�tze.--Sergius geht ihr mit einem Freudenruf lebhaft entgegen; sie streckt ihre Hand nach ihm aus, die er, sich ritterlich auf ein Knie niederlassend, k��t.] Petkoff [zu Katharina, strahlend vor v�terlichem Stolz]: Sch�n ist sie, nicht wahr? Sie erscheint immer im richtigen Augenblick. Katharina [ungeduldig]: Ja, sie horcht deswegen, es ist eine abscheuliche Gewohnheit. [Sergius f�hrt Raina nach vorne mit au�erordentlicher Galanterie, als ob sie eine K�nigin w�re. Als sie an den Tisch kommen, wendet sie sich mit einer Neigung ihres Kopfes zu Sergius, er verbeugt sich und sie gehen auseinander, er zu seinem Platz und sie hinter den Stuhl ihres Vaters.] Raina [beugt sich nieder und k��t ihren Vater]: Teurer Vater, willkommen zu Hause! Petkoff [ihre Wangen streichelnd]: Kleiner Liebling! [Er k��t sie, sie tritt an den Stuhl heran, den Nicola f�r Sergius gebracht hat, und setzt sich.] Katharina: Also, Sie sind nun nicht mehr Soldat, Sergius? Sergius: Nein, ich bin nicht mehr Soldat. "Soldat sein", gn�dige Frau, das ist die Kunst des Feiglings, erbarmungslos anzugreifen, wenn er die �bermacht hat, und weit vom Schusse zu bleiben, sobald er der Schw�chere ist. Trachte, deinen Feind zu �bervorteilen, und niemals, in keinem Falle, schlage dich mit ihm unter gleichen Bedingungen--das ist das ganze Geheimnis erfolgreicher Schlachten, was, Major? Petkoff: Sie lie�en uns zu gar keinem ordentlichen Gefechte Mann gegen Mann kommen. Indessen, ich vermute, da� das Kriegshandwerk ein Gesch�ft sein mu� wie jedes andere Gesch�ft. Sergius: Das ist es eben, aber mir fehlt der Ehrgeiz, als Gesch�ftsmann gl�nzen zu wollen; deshalb habe ich auch den Rat dieses Handlungsreisenden von Hauptmann befolgt, der den Austausch der Gefangenen bei Pirot besorgte, und meinen Beruf aufgegeben. Petkoff: Was, jenes Schweizers? Ich habe seitdem oft an diesen Austausch gedacht, Sergius; er hat uns mit den Pferden �bervorteilt. Sergius: Nat�rlich hat er uns �bervorteilt. Sein Vater ist Hotelbesitzer und Lohnfuhrwerker. Er verdankte seine ersten Erfolge seinen Kenntnissen im Pferdehandel. [Mit h�hnischem Enthusiasmus]: Ah, das war ein Soldat, jeder Zoll ein Krieger! Wenn ich doch blo� die Pferde f�r mein Regiment vorteilhaft gekauft h�tte, anstatt es t�richt der Gefahr entgegenzuf�hren, ich w�re jetzt Feldmarschall. Katharina: Ein Schweizer? Was hat der in der serbischen Armee zu schaffen gehabt? Petkoff: Ein Freiwilliger nat�rlich, darauf erpicht, seinen Beruf auszu�ben. [Lachend]: Wir w�ren nicht imstande gewesen zu k�mpfen, wenn diese Fremden uns nicht gezeigt h�tten, wie man es macht. Wir verstanden nichts davon, und die Serben auch nicht. Bei Gott! ohne die Ausl�nder w�re ein Krieg unm�glich gewesen. Raina: Sind in der serbischen Armee viele Schweizer Offiziere? Petkoff: Nein--alles �sterreicher, so wie unsere Offiziere alle Russen waren. Das war der einzige Schweizer, dem ich begegnet bin. Ich werde nie wieder einem Schweizer vertrauen; er hat uns betrogen, beschwindelt, so da� wir ihm f�nfzig gesunde M�nner f�r zweihundert verdammte abgetriebene Pferde gegeben haben. Sie waren nicht einmal e�bar. Sergius: Wir waren wie zwei Kinder in den H�nden dieses erprobten Soldaten, Major. Ganz einfach zwei unschuldige kleine Kinder. Raina: Wie sah er aus? Katharina: Aber, Raina, was f�r eine dumme Frage! Sergius: Er sah aus wie ein Handlungsreisender in Uniform, Bourgeois vom Scheitel bis zur Sohle. Petkoff [grinsend]: Sergius, erz�hle die merkw�rdige Geschichte, die sein Freund uns von ihm erz�hlte.--Wie er nach der Schlacht bei Slivnitza entkommen ist--erinnerst du dich? Zwei Frauen sollen ihn versteckt haben. Sergius [mit bitterer Ironie]: Ja, ja, das ist ein ganzer Roman. Er diente in derselben Batterie, die ich so berufswidrig angegriffen habe. Da er ein ganzer Soldat ist, so lief er wie die �brigen davon, unsere Kavallerie auf den Fersen. Um ihrer Aufmerksamkeit zu entgehen, hatte er den geschmackvollen Einfall, sich in das Zimmer irgend einer patriotischen jungen bulgarischen Dame zu fl�chten. Die junge Dame war entz�ckt von den gewinnenden Manieren dieses verkleideten Handlungsreisenden und unterhielt ihn sehr z�chtig ungef�hr eine Stunde lang und rief dann ihre Mutter dazu, damit ihr Benehmen nicht unm�dchenhaft erscheine. Die alte Dame war gleichfalls bezaubert, und der Fl�chtling wurde des Morgens, mit einem Rock des im Kriege abwesenden Hausherrn verkleidet, freundlichst entlassen. Raina [erhebt sich mit gro�er W�rde]: Ihr Lagerleben hat Sie verroht, Sergius. Ich h�tte nie gedacht, da� Sie es wagen w�rden, eine solche Geschichte in meiner Gegenwart zu erz�hlen. [Sie wendet sich kalt ab.] Katharina [sich gleichfalls erhebend]: Raina hat recht, Sergius. Wenn es solche Frauen gibt, uns sollte es erspart bleiben, von ihnen zu h�ren. Petkoff: Bah, Unsinn! Was ist weiter dabei? Sergius [besch�mt]: Nein, Petkoff, ich war im Unrecht. [Zu Raina, mit ernsthafter Demut]: Verzeihen Sie mir, ich habe mich abscheulich benommen--verzeihen Sie, Raina. [Sie verneigt sich zur�ckhaltend]: Und auch Sie, gn�dige Frau. [Katharina verneigt sich liebensw�rdig und setzt sich. Er f�hrt feierlich fort, sich abermals zu Raina wendend]: Ich habe die Schattenseiten des Lebens w�hrend der letzten paar Monate kennen gelernt; da kann man wei� Gott zynisch werden, aber ich h�tte meinen Zynismus nicht hierher mitbringen sollen, am wenigsten in Ihre Gesellschaft, Raina--[Dabei wendet er sich zu den anderen und ist sichtlich im Begriff, eine lange Rede vom Stapel zu lassen, als der Major ihn unterbricht.] Petkoff: Dummes Zeug! Unsinn, Sergius! Es ist gerade genug Aufhebens f�r nichts und wieder nichts. Ein Soldatenkind sollte imstande sein, selbst etwas starke Unterhaltung zu vertragen, ohne mit der Wimper zu zucken. [Er erhebt sich]: Komm, es ist Zeit, da� wir an unser Gesch�ft gehen. Wir m�ssen bestimmen, wie jene drei Regimenter nach Philippopel zur�ckgelangen sollen. Auf der Route nach Sofia fehlt jede Verpflegungsm�glichkeit. [Er geht auf das Haus zu]: Gehen wir. [Sergius ist im Begriff ihm zu folgen, da erhebt sich Katharina und greift ein.] Katharina: Ich bitte dich, Paul, kannst du Sergius nicht noch f�r einige Augenblicke entbehren? Raina hat ihn ja kaum gesehen. Vielleicht kann ich dir dabei behilflich sein, die Sache mit den Regimentern ins reine zu bringen. Sergius [protestierend]: Meine verehrte Gn�dige, das ist unm�glich, Sie-Katharina [h�lt ihn t�ndelnd zur�ck]: Sie bleiben hier, mein lieber Sergius. Es hat gar keine Eile; ich habe meinem Mann auch ein paar Worte zu sagen. [Sergius verneigt sich sofort und tritt zur�ck]: Nun, mein Lieber, [Petkoffs Arm nehmend:] komm und sieh dir einmal die elektrische Klingel an. Petkoff: Oh, sehr gerne, sehr gerne. [Sie gehen zusammen vertraulich in das Haus.] [Sergius, mit Raina allein geblieben, blickt aus Furcht, da� sie noch beleidigt sei, verlegen auf sie; sie l�chelt und streckt die Arme nach ihm aus.] Sergius [eilt zu ihr]: Ist mir verziehen? Raina [legt ihre H�nde auf seine Schultern und sieht mit Bewunderung und Anbetung zu ihm auf]: Mein Held, mein K�nig! Sergius: Meine K�nigin! [Er k��t sie auf die Stirne.] Raina: Wie ich Sie beneidet habe, Sergius! Sie waren drau�en im Leben und auf dem Schlachtfelde in der Lage, sich der besten Frau auf Erden wert zu zeigen, w�hrend ich unt�tig zu Hause sitzen mu�te, nutzlos tr�umend--ohne etwas zu vollbringen, das mir ein Recht geben k�nnte, mich irgendeines Mannes wert zu halten. Sergius: Teuerste, alle meine Taten geh�ren Ihnen, Sie haben mich begeistert! Ich bin in den Krieg gezogen, wie ein Ritter zu einem Turnier zu Ehren seiner Dame. Raina: Auch meine Gedanken haben Sie keinen Augenblick verlassen. [Sehr feierlich]: Sergius, ich glaube, wir beide haben die ideale Liebe gefunden. Wenn ich an Sie denke, dann f�hle ich, da� ich niemals einer gemeinen Handlungsweise oder eines niedrigen Gedankens f�hig sein k�nnte. Sergius: Meine K�nigin, meine Heilige! [Er umarmt sie verehrungsvoll.] Raina [seine Umarmung erwidernd]: Mein Herr und mein,,, Sergius: Still! Lassen Sie mich Anbeter sein, Teuerste; Sie wissen ja gar nicht, wie unwert selbst der beste Mann der reinen Leidenschaft eines M�dchens ist. Raina: Ich vertraue Ihnen und liebe Sie, Sergius, Sie werden mich nie entt�uschen. [Aus dem Hause heraus dringt Loukas Gesang; sie gehen rasch auseinander]: Ich k�nnte es nicht �ber mich bringen, jetzt gleichg�ltige Dinge zu sprechen, mein Herz ist zu voll. [Louka tritt aus dem Hause mit ihrem Servierbrett, geht an den Tisch und f�ngt an, ihn abzur�umen. Sie steht mit dem R�cken gegen das Paar]: Ich will nur meinen Hut holen, dann k�nnen wir bis zum Mittagessen ausgehen. Ist Ihnen das recht? Sergius: Bitte, machen Sie schnell. Die Minuten des Wartens werden mir Stunden sein. [Raina l�uft bis zur obersten Stufe der Stiege und wendet sich dort um, tauscht beredte Blicke mit Sergius und wirft ihm mit beiden H�nden K�sse zu. Einen Augenblick sieht er ergriffen nach ihr hin, dann wendet er sich langsam ab; sein Gesicht gl�ht in erhabenster Begeisterung. Die Wendung �ndert sein Gesichtsfeld, in dessen Winkel jetzt Loukas Sch�rzenzipfel auftaucht. Seine Aufmerksamkeit wird sofort gefesselt. Er sieht sie verstohlen an und beginnt, seinen Schnurrbart mutwillig zu drehen. Die linke Hand stemmt er in die Seite und geht mit einem Anflug seines gro�tuerischen Reiterschritts auf die andere Seite des Tisches Louka gegen�ber.] Sergius: Louka, wissen Sie, was ideale Liebe ist? Louka [verwundert]: Nein, Herr Major. Sergius: Eine f�r die Dauer sehr erm�dende Sache, Louka, und man hat hinterher das Bed�rfnis, davon auszuruhen. Louka [unschuldig]: Vielleicht nehmen Sie etwas Kaffee, Herr Major? [Sie langt mit der Hand �ber den Tisch nach der Kaffeekanne.] Sergius [ihre Hand ergreifend]: Ich danke Ihnen, Louka. Louka [als ob sie die Hand zur�ckziehen wollte]: Oh, Herr Major, Sie wissen ganz gut, da� ich es nicht so gemeint habe. Ich staune �ber Sie. Sergius [verl��t den Tisch und zieht sie mit sich fort]: Ich staune �ber mich selbst, Louka. Was w�rde Sergius, der Held von Slivnitza, dazu sagen, wenn er mich jetzt sehen k�nnte--was w�rde Sergius, der Apostel der idealen Liebe, dazu sagen, wenn er mich jetzt sehen k�nnte--was w�rden ein halbes Dutzend Sergiusse sagen, die in meiner sch�nen Gestalt ein und aus gehen, wenn sie uns jetzt hier erwischten? [Er l��t ihre Hand fahren und fa�t sie geschickt mit einem Arm um die H�ften.] Finden Sie mich h�bsch gewachsen, Louka? Louka: Lassen Sie mich los, Sie bringen sonst schlechten Ruf �ber mich. [Sie wehrt sich; er halt sie unerbittlich fest]: Au, wollen Sie mich loslassen? Sergius [ihr dicht in die Augen blickend]: Nein! Louka: Dann treten Sie wenigstens etwas zur�ck, damit man uns nicht sieht. Wo haben Sie denn Ihren gesunden Menschenverstand gelassen? Sergius: Ah, das ist wahr, Sie haben wirklich recht. [Er f�hrt sie unter das Hoftor, wo sie vom Haus aus nicht gesehen werden k�nnen.] Louka [klagend]: Man kann mich von den Fenstern aus gesehen haben--Fr�ulein Raina spioniert sicher hinter Ihnen her. Sergius [gekr�nkt, l��t sie los]: Nehmen Sie sich in acht, Louka, ich mag unw�rdig genug sein, die Forderungen der idealen Liebe au�er acht zu lassen, aber beleidigen d�rfen Sie diese Liebe nicht! Louka [mit Verstellung]: Nicht um die Welt, Herr Major! Ich schw�r' es Ihnen. Kann ich jetzt wieder an die Arbeit gehen? Sergius [sie abermals umschlingend]: Sie sind eine verf�hrerische kleine Hexe, Louka. Wenn Sie in mich verliebt w�ren, w�rden Sie mich ausspionieren? Louka: Ja, sehen Sie, Herr Major, da Sie sagen, da� in Ihnen gleichzeitig ein halbes Dutzend verschiedener Herren ein und aus gehen, so h�tte ich wohl viel zu tun. Sergius [entz�ckt]: Sie sind ebenso geistreich wie h�bsch. [Versucht, sie zu k�ssen.] Louka [ihm ausweichend]: Nein, ich brauche Ihre K�sse nicht, die Herrenleute sind doch alle gleich. Sie lieb�ugeln mit mir hinter Fr�ulein Rainas R�cken, und Fr�ulein Raina tut dasselbe hinter Ihrem R�cken. Sergius [einen Schritt zur�ckweichend]: Louka!! Louka: Das beweist, wie wenig euch eigentlich aneinander liegt. Sergius [seine Freundlichkeit aufgebend, mit eisiger H�flichkeit]: Wenn unser Gespr�ch fortgesetzt werden soll, Louka, werden Sie gut tun, zu bedenken, da� ein Edelmann das Benehmen der Dame, mit der er verlobt ist, nicht mit ihrer Kammerzofe bespricht. Louka: Es ist schwer zu beurteilen, was ein Edelmann f�r richtig h�lt; ich dachte, da Sie versuchten, mich zu k�ssen, Sie h�tten aufgegeben, alles gar so genau zu nehmen. Sergius [wendet sich von ihr ab und schl�gt sich auf die Stirne, w�hrend er von der Einfahrt zur�ck in den Garten kommt]: Teufel, Teufel! Louka: Ha, ha, mir scheint, einer von den sechsen in Ihnen hat sehr viel �hnlichkeit mit mir, Herr Major, obwohl ich nur Fr�ulein Rainas Zofe bin. [Sie geht zur�ck an den Tisch zu ihrer Arbeit, ohne weiter Notiz von ihm zu nehmen.] Sergius [zu sich selbst sprechend]: Welcher von den sechsen ist der richtige? das ist die gro�e Frage, die mich qu�lt. Der eine ist ein Held, der andere ein Narr, der dritte ein Schwindler, der vierte vielleicht sogar ein Lump. [Er h�lt inne und sieht fl�chtig zu Louka hin, w�hrend er mit tiefer Bitterkeit hinzuf�gt]: Und einer wenigstens ist ein Feigling--eifers�chtig wie alle Feiglinge. [Er geht an den Tisch.] Louka! Louka: Ja! Sergius: Wer ist mein Nebenbuhler? Louka: Das werden Sie aus mir nie herausbekommen, weder f�r Liebe noch f�r Geld. Sergius: Warum nicht? Louka: Es ist gleichg�ltig, warum. �berdies w�rden Sie erz�hlen, da� ich es Ihnen gesagt habe, und ich w�rde meine Stelle verlieren. Sergius [streckt seine rechte Hand beschw�rend aus]: Nein, bei der Ehre eines--[er unterbricht sich und seine Hand f�llt kraftlos herab, w�hrend er sardonisch fortf�hrt]: eines Menschen, der f�hig ist, sich zu benehmen, wie ich mich in den letzten f�nf Minuten benommen habe--wer ist es? Louka: Ich wei� es nicht, ich habe ihn nie gesehen, ich habe nur seine Stimme durch die T�r von Fr�ulein Rainas Zimmer geh�rt. Sergius: Tod und Teufel! wie k�nnen Sie es wagen...? Louka [zur�ckweichend]: Oh, ich meine nichts Schlimmes. Was berechtigt Sie, meine Worte so aufzufassen? Die gn�dige Frau wei� alles, und ich sage Ihnen blo�: wenn dieser Herr jemals wieder hierherkommen sollte, so wird ihn Fr�ulein Raina heiraten, ob er nun wollen wird oder nicht. Ich kenne den Unterschied zwischen der Art, wie Sie und das gn�dige Fr�ulein sich miteinander gehaben, und der richtigen Art. [Sergius f�hrt zusammen, als wenn sie ihn gestochen h�tte. Dann runzelt er die Stirne, geht finster auf sie zu und erfa�t ihre Arme oberhalb der Ellbogen mit beiden H�nden.] Sergius: Jetzt passen Sie einmal auf! Louka [zusammenzuckend]: Nicht so fest, Sie tun mir weh! Sergius: Das schadet nichts. Sie haben meine Ehre angegriffen, indem Sie mich zum Mitwisser Ihrer Spionage machten, und Sie haben Ihre Herrin verraten. Louka [sich windend]: Bitte! Sergius: Das zeigt, da� Sie ein erb�rmlicher, kleiner Klumpen Schmutz mit einer Bedientenseele sind. [Er l��t sie los, als ob sie ein unreines Ding w�re, und macht eine Bewegung, als ob er seine Hand von ihrer Ber�hrung reinigte. Dann geht er nach der Bank an der Mauer, wo er sich niedersetzt, mit schwerem Kopfe, d�ster vor sich hinblickend.] Louka [wimmert �rgerlich, mit der Hand auf dem �rmel, und bef�hlt ihren schmerzenden Arm]: Sie verstehen es ebensogut, mit Ihrer Zunge zu verletzen, wie mit Ihren H�nden! Aber jetzt liegt mir nichts mehr daran! Aus was f�r Schmutz ich auch sein mag, ich wei�, Sie sind aus demselben. Und was Ihre Braut betrifft, so ist sie eine L�gnerin, und ihre sch�nen Manieren sind Betrug; und ich bin mehr wert als sechs solche. [Sie verbei�t ihren Schmerz; wirft den Kopf zur�ck und geht an die Arbeit, den Tisch abzur�umen. Er sieht sie ein- bis zweimal zweifelnd an. Sie hat das Servierbrett vollgepackt und legt das Tischtuch an den Enden zusammen, um alles auf einmal hinauszutragen. Als sie sich b�ckt, um das Brett aufzuheben, steht Sergius auf.] Sergius: Louka! [Sie bleibt stehen und sieht ihn trotzig an]: Ein Edelmann hat nicht das Recht, einer Frau unter irgendwelchen Umst�nden weh zu tun. [Mit tiefer Demut seinen Kopf entbl��end]: Verzeihen Sie mir. Louka: Diese Art von Entschuldigung mag einer Dame gen�gen. Was soll sie einem Dienstboten? Sergius [in seiner Vornehmheit sehr verletzt, lacht bitter auf, l��t sie fallen und sagt geringsch�tzig]: Oh, Sie w�nschen bezahlt zu werden f�r Ihren Schmerz? [Er setzt seinen Tschako auf und nimmt etwas Geld aus der Tasche.] Louka [gegen ihren Willen mit Tr�nen in den Augen]: Nein, ich w�nsche, da� mein Schmerz gutgemacht werde. Sergius [durch ihren Ton ern�chtert]: Wie? [Sie streift ihren linken �rmel hinauf, umfa�t ihren Arm mit dem Daumen und Zeigefinger der rechten Hand und sieht herab auf den blauen Fleck; dann hebt sie den Kopf in die H�he und blickt Sergius fest an, endlich mit einer prachtvollen Bewegung h�lt sie ihm den Arm zum Kusse bin; erstaunt sieht er bald sie, bald ihren Arm an, z�gert und ruft dann mit vibrierendem Nachdruck aus]: Niemals! [und geht soweit wie m�glich fort von ihr. Der Arm f�llt herab. Ohne ein Wort und mit nicht gespielter W�rde nimmt Louka ihr Servierbrett und n�hert sich dem Hause, aus dem Raina eben hervortritt, mit einer Jacke und einem Hut bekleidet, ganz nach der Wiener Mode des vergangenen Jahres, 1885. Louka weicht ihr stolz aus und geht dann in das Haus hinein.] Raina: Ich bin bereit. Was ist los? [Lustig]: Haben Sie am Ende gar mit Louka geflirtet? Sergius [rasch]: Nein, nein, wie k�nnen Sie nur so etwas denken! Raina [besch�mt]: Verzeihen Sie, mein Lieber, es war nur ein Scherz; ich bin heute so gl�cklich. [Er geht rasch auf sie zu und k��t ihr reum�tig die Hand. Katharina erscheint auf der obersten Stufe der aus dem Hause f�hrenden Treppe und ruft nach ihnen.] Katharina [zu ihnen hinunterkommend]: Ich bedaure, euch st�ren zu m�ssen, Kinder, aber mein Mann ist in Verzweiflung �ber jene drei Regimenter; er wei� nicht, wie er sie nach Philippopel bef�rdern soll, und er widerspricht jedem meiner Vorschl�ge. Sie m�ssen kommen und ihm helfen, Sergius; er ist in der Bibliothek. Raina [entt�uscht]: Aber wir wollen eben spazierengehen. Sergius: Es wird nicht lange dauern, bitte, warten Sie auf mich genau f�nf Minuten. [Er l�uft die Treppe zur T�r hinauf.] Raina [folgt ihm bis an den Fu� der Treppe und blickt ihm mit sch�chterner Koketterie nach]: Ich werde unter den Fenstern der Bibliothek auf und ab gehen, so da� man mich sehen kann, und warten. Sie m�ssen Vaters Aufmerksamkeit auf mich lenken. Wenn Sie aber eine Sekunde l�nger als f�nf Minuten ausbleiben, dann werde ich hineinkommen und Sie holen--Regimenter hin, Regimenter her! Sergius [lachend:] Abgemacht! [Er geht hinein, Raina folgt ihm mit den Augen, bis er verschwunden ist; dann geht sie mit sichtlich abgespanntem Wesen im Garten auf und ab, in d�steres Sinnen verloren.] Katharina: Was sagst du dazu, da� sie gerade diesem Schweizer begegnen mu�ten und nun die ganze Geschichte wissen! Das allererste, wonach dein Vater verlangt hat, war der alte Rock, in dem wir diesen Menschen fortgeschickt haben. Du hast uns da eine sch�ne Suppe eingebrockt! Raina [blickt im Gehen gedankenvoll auf den Kies]: Das kleine Ungeheuer! Katharina: Kleines Ungeheuer! wer ist ein kleines Ungeheuer? Raina: Hinzugehen und alles zu erz�hlen,,, oh, wenn ich ihn blo� hier h�tte, ich w�rde ihm den Mund mit Schokolade so vollstopfen, da� er nie wieder reden k�nnte. Katharina: Sprich nicht solchen Unsinn, Raina. Sag' mir lieber die Wahrheit: Wie lange war er schon in deinem Zimmer, als du zu mir gekommen bist? Raina [kehrt schnell um und setzt ihren Marsch in der entgegengesetzten Richtung fort]: Das habe ich l�ngst vergessen. Katharina: Das kannst du nicht vergessen haben. Ist er wirklich heraufgeklettert, als die Soldaten fort waren, oder war er schon da, als der Offizier das Zimmer durchsuchte? Raina: Nein,,, ja,,, Ich glaube, er mu� schon dagewesen sein. Katharina: Du glaubst! O Raina, Raina, wirst du jemals lernen aufrichtig zu sein? Wenn Sergius das erf�hrt, ist es aus zwischen euch. Raina [mit kalter Impertinenz]: Oh, ich wei�, Sergius ist dein Liebling. Manchmal w�nschte ich, du k�nntest ihn heiraten an meiner Stelle. Du w�rdest auch vortrefflich zu ihm passen, du w�rdest ihn verz�rteln und verziehen und aufp�ppeln nach Herzenslust. Katharina [mit weit aufgerissenen Augen]: Meiner Treu, das ist stark! Raina [kaprizi�s, halb zu sich selbst]: Mich reizt es immer, ihm etwas anzutun oder etwas zu sagen, was ihn verletzt--und um seine f�nf Sinne bringt. [Zu Katharina, st�rrisch]: Es ist mir ganz einerlei, ob er etwas �ber den Pralin�soldaten erf�hrt oder nicht! Halb und halb w�nsche ich es sogar. [Sie wendet sich wieder ab und geht leichtf��ig in der Richtung gegen die Ecke des Hauses.] Katharina: Und was sollte ich deinem Vater sagen? Raina [�ber ihre Schulter, oben von der Treppe aus]: Der arme Papa! als ob der sich selbst helfen k�nnte! [Sie geht um die Ecke und verschwindet.] Katharina [ihr nachblickend, w�hrend es ihr in den Fingern zuckt]: Oh, wenn du nur zehn Jahre j�nger w�rst! [Louka kommt aus dem Hause und tr�gt einen Pr�sentierteller in der herabh�ngenden Hand.] Was gibt's? Louka: Ein Herr ist drau�en, gn�dige Frau, und hat nach Ihnen gefragt--ein serbischer Offizier. Katharina [au�er sich]: Ein Serbe! Und er wagt es,,, [Fa�t sich; bitter]: Oh, ich verga�, wir haben ja Frieden jetzt! Wir werden sie nun wohl jeden Tag empfangen und uns von ihnen den Hof machen lassen m�ssen. Aber wenn er Offizier ist, warum meldest du ihn nicht dem Herrn--er ist mit dem Major Saranoff in der Bibliothek--, warum kommst du zu mir? Louka: Weil er nach Ihnen gefragt hat, gn�dige Frau. Aber ich glaube nicht, da� er wei�, wer Sie sind. Er sagte: "f�r die Dame des Hauses" und gab mir dieses kleine Billett. [Sie nimmt eine Karte aus ihrer Bluse, legt sie auf den Pr�sentierteller und bietet sie Katharinen.] Katharina [lesend]: Kapit�n Bluntschli--das ist ein deutscher Name. Louka: Ich glaube, ein Schweizer Name, gn�dige Frau! Katharina [mit einem Satz, vor dem Louka eiligst zur�ckweicht]: Schweizer! wie sieht er aus? Louka [sch�chtern]: Er tr�gt eine gro�e Reisetasche, gn�dige Frau. Katharina: Gro�er Gott! er kommt am Ende, um den Rock zur�ckzugeben,,, Schick' ihn fort--schnell! Sag' ihm, da� wir nicht zu Hause sind. Verlange seine Adresse, und ich werde ihm schreiben,,, Nein, nein, bleib hier, das geht ja nicht,,, warte,,, [Sie wirft sich in einen Sessel, um dar�ber nachzudenken, Louka wartet.] Mein Mann und Major Saranoff sind in der Bibliothek besch�ftigt, nicht wahr? Louka: Jawohl, gn�dige Frau. Katharina [entschieden]: F�hre den Herrn sofort hier heraus! [Befehlend]: Und da� du sehr h�flich mit ihm bist,,, schnell, schnell! [Ihr ungeduldig den Pr�sentierteller fortnehmend:] La� das hier, geh nur direkt zu ihm! Louka: Zu Befehl, gn�dige Frau. [Geht.] Katharina: Louka! Louka [bleibt stehen]: Gn�dige Frau? Katharina: Ist die T�r zur Bibliothek geschlossen? Louka: Ich glaube, gn�dige Frau. Katharina: Wenn nicht, so schlie�e sie im Vor�bergehen. Louka: Wie Sie befehlen, gn�dige Frau. [Sie geht.] Katharina: Wart'! [Louka bleibt stehen.] Er wird diesen Weg nehmen m�ssen,,, [Sie weist auf das Stallhoftor.] Sage Nicola, er soll ihm seine Tasche hierher nachbringen. Vergi� das ja nicht! Louka [erstaunt]: Seine Tasche? Katharina: Ja, hierher, so schnell wie m�glich. [Heftig]: Beeile dich! [Louka l�uft in das Haus hinein.] Katharina [rei�t ihre Sch�rze ab und wirft sie hinter einen Busch, dann nimmt sie den Pr�sentierteller und ben�tzt ihn als Spiegel. Das Resultat ist, da� sie das Tuch, das sie um den Kopf gebunden tr�gt, der Sch�rze nachfolgen l��t. Dann bringt sie ihr Haar in Ordnung und zieht ihr Kleid zurecht, um empfangsf�hig auszusehen]: Nein, nein, ist das ein Narr, in einem solchen Augenblick hereinzuplatzen! Louka [erscheint an der T�r und meldet]: "Herr Hauptmann Bluntschli!" [sie steht an der obersten Stufe, um ihn durchzulassen, bevor sie wieder zur�cktritt. Es ist tats�chlich der Held des n�chtlichen Abenteuers in Rainas Zimmer, jetzt aber sauber und sch�n abgeb�rstet, in eleganter Uniform und au�er Gefahr; jedoch immerhin zweifellos derselbe Mann. Sobald Louka den R�cken gekehrt hat, wendet sich Katharina heftig und dringend und in beschw�rendem Ton an ihn.] Katharina: Hauptmann Bluntschli, ich freue mich au�erordentlich, Sie wiederzusehen, aber Sie m�ssen dieses Haus sofort verlassen! [Er blickt sie gro� an]: Mein Mann ist eben mit meinem zuk�nftigen Schwiegersohn zur�ckgekehrt. Noch wissen sie nichts; aber wenn sie etwas erf�hren, die Folgen w�ren f�rchterlich! Sie sind Ausl�nder, Sie k�nnen unsere nationalen Geh�ssigkeiten nicht nachf�hlen, aber wir hassen die Serben noch immer. So ist beispielsweise bei meinem Manne das einzige Resultat des Friedens, da� er sich wie ein L�we f�hlt, dem man seine sichere Beute entrissen hat. Wenn er unser Geheimnis erf�hre, er w�rde mir nie verzeihen, und sogar das Leben meiner Tochter w�re in Gefahr. Wollen Sie, wie es sich f�r einen Ehrenmann und Soldaten, der Sie sind, geziemt, dieses Haus sofort verlassen, bevor mein Mann Sie hier finden kann? Bluntschli [entt�uscht, aber gefa�t]: Augenblicklich, gn�dige Frau! Ich bin nur gekommen, um Ihnen zu danken und Ihnen den Rock zur�ckzustellen, den Sie mir so freundlich geliehen haben. Wenn Sie mir nur gestatten wollten, ihn aus meiner Reisetasche zu nehmen und beim Hinausgehen Ihrem Diener einzuh�ndigen, so brauchte ich Sie nicht l�nger zu bel�stigen. [Er macht kehrt, um in das Haus zur�ckzugehen.] Katharina [ihn am Arm fassend]: Oh, Sie d�rfen nicht daran denken, auf dem selben Weg zu gehen, wie Sie gekommen sind. [Ihn nach dem Gitter der Stallungen f�hrend]: Das ist der k�rzeste Weg ins Freie. Vielen Dank--es freut mich unendlich, da� ich Ihnen dienen konnte--, leben Sie wohl! Bluntschli: Aber meine Tasche? Katharina: Sie wird Ihnen nachgeschickt werden, lassen Sie mir Ihre Adresse da. Bluntschli: Gut, dann erlauben Sie. [Er zieht seine Visitenkartentasche, nimmt eine Karte heraus und will seine Adresse aufschreiben, w�hrend Katharina vor Ungeduld vergeht. Als er ihr eben die Karte einh�ndigt, kommt Petkoff ohne Hut aus dem Hause gelaufen, in gastfreundlicher Aufregung. Sergius folgt ihm.] Petkoff [die Treppe herunterlaufend]: Mein lieber Hauptmann Bluntschli! Katharina: Himmel! [Sie sinkt neben der Mauer auf einen Stuhl.] Petkoff [zu sehr besch�ftigt, um das zu bemerken, sch�ttelt Bluntschli herzlich die Hand]: Meine dummen Dienstboten dachten, ich w�re hier drau�en, statt--in der Bibliothek. [Er kann die Bibliothek nicht erw�hnen, ohne zu verraten, wie stolz er darauf ist.] Ich habe Sie vom Fenster aus gesehen und wunderte mich, da� Sie nicht hereinkamen. Saranoff ist auch hier. Sie erinnern sich doch seiner noch, nicht wahr? Sergius [gr��t lustig und bietet ihm dann mit gro�er Liebensw�rdigkeit die Hand]: Willkommen, unser Freund der Feind! Petkoff: Gl�cklicherweise nicht l�nger "der Feind". [Ziemlich �ngstlich:] Ich hoffe, Sie kommen nur als Freund und nicht um Pferde oder Gefangene. Katharina: Oh, nur als Freund, Paul. Ich habe Hauptmann Bluntschli eben zum Mittagessen eingeladen, aber er erkl�rte, sofort gehen zu m�ssen. Sergius [sardonisch]: Unm�glich, Bluntschli--wir brauchen Sie hier sogar sehr dringend. Wir sollen drei Kavallerieregimenter nach Philippopel bef�rdern und haben keine Ahnung, wie das fertigbringen. Bluntschli [pl�tzlich aufmerksam und berufsm��ig]: Philippopel; da wird's mit der Verpflegung hapern, nicht wahr? Petkoff [eifrig]: Ja, das ist es eben. [Zu Sergius]: Wie er die Sache gleich weg hat! Bluntschli: Ich glaube, ich kann Ihnen zeigen, wie das zu machen ist. Sergius: So kommen Sie mit uns, Sie unsch�tzbarer Mann! [Bluntschli �berragend, legt er ihm die Hand auf die Scbulter und f�hrt ihn gegen die Stufen, Petkoff folgt. Als Bluntschli seinen Fu� auf die erste Stufe setzt, tritt Raina aus dem Hause.] Raina [alle Geistesgegenwart verlierend]: Oh, der Pralin�soldat! [Bluntschli steht starr, Sergius blickt erstaunt auf Raina, dann auf Petkoff, der wieder ihn ansieht und dann seine Frau fragend anstarrt.] Katharina [mit befehlender Geistesgegenwart]: Meine liebe Raina, siehst du nicht, da� wir einen Gast haben? [Vorstellend]: Hauptmann Bluntschli, einer von unsern neuen serbischen Freunden. [Raina verbeugt sich. Bluntschli verbeugt sich.] Raina: Wie dumm von mir! [Sie geht hinunter in die Mitte der Gruppe zwischen Bluntschli und Petkoff.] Ich habe heute fr�h ein wundersch�nes Schokoladeornament f�r den Eispudding gemacht, und der dumme Nicola hat eben einen Sto� Teller darauf gesetzt und alles verdorben. [Zu Bluntschli gewendet, liebensw�rdig]: Ich hoffe, Sie dachten nicht, da� SIE der Pralin�soldat w�ren, Hauptmann Bluntschli. Bluntschli [lachend]: Ich versichere Ihnen, da� ich's dachte. [Ihr einen sonderbaren Blick zuwerfend]: Ihre Erkl�rung ist eine Erl�sung f�r mich. Petkoff [argw�hnisch zu Raina]: Seit wann kochst du denn, Raina? Katharina: Oh, w�hrend deiner Abwesenheit ist ihr das eingefallen. Es ist ihr neuestes Steckenpferd. Petkoff [m�rrisch]: Und hat Nicola zu trinken angefangen? Fr�her war er ziemlich verl��lich. Jetzt ist er wie umgewandelt. Erst f�hrt er Hauptmann Bluntschli hierher, w�hrend er doch ganz gut wu�te, da� ich in der--Bibliothek war, dann geht er hin und zerst�rt Rainas Pralin�soldaten. Er mu�... [Nicola tritt oben auf den Stufen mit einer Reisetasche aus dem Hause heraus, er geht die Stufen hinab, stellt die Tasche ehrerbietig vor Bluntschli auf die Erde und wartet auf weitere Befehle. Allgemeines Erstaunen. Ahnungslos, was f�r eine Wirkung er hervorgerufen, sieht Nicola sehr zufrieden mit sich aus. Als Petkoff seine Sprache wiedererlangt, bricht er los.] Petkoff: Bist du verr�ckt geworden, Nicola? Nicola [erschrocken]: Gn�diger Herr... Petkoff: Wozu bringst du das hierher? Nicola: Auf Befehl der gn�digen Frau, Herr Major, Louka sagte mir, da�-Katharina [unterbricht ihn]: Auf meinen Befehl? Warum sollte ich dir befohlen haben, Hauptmann Bluntschlis Gep�ck hier herauszubringen? Was f�llt dir denn ein, Nicola? Nicola [bleibt einen Augenblick unschl�ssig, dann hebt er das Gep�ck auf und wendet sich zu Bluntschli mit vollendeter, unterw�rfiger Diskretion]: Ich bitte tausendmal um Vergebung. [Zu Katharina]: Es ist meine Schuld, gn�dige Frau, ich bitte Sie, es mir nicht anzurechnen. [Er verbeugt sich und geht mit dem Gep�ck gegen das Haus zu, als Petkoff ihm w�tend nachruft.] Petkoff: Vielleicht wirfst du jetzt auch noch diese Tasche auf Fr�ulein Rainas Eispudding! [Das ist zuviel f�r Nicola, die Tasche f�llt ihm aus der Hand.] Aus meinen Augen, du ungeschickter Esel, du! Nicola [rei�t das Gep�ck an sich und flieht in das Haus hinein]: Sehr wohl, gn�diger Herr! Katharina: So beruhige dich doch, Paul, sei nicht so aufgebracht! Petkoff [brummend]: Der Schuft ist in meiner Abwesenheit au�er Rand und Band geraten. Ich werde ihn schon lehren...[Er erinnert sich seines Gastes.] Ach, entschuldigen Sie! Kommen Sie, Bluntschli, und sprechen Sie nicht mehr vom Fortgehen. Sie wissen ganz gut, da� Sie nicht sofort in die Schweiz zur�ckkehren, Sie k�nnen also vorerst getrost bei uns bleiben. Raina: Ach ja! Bitte, bleiben Sie, Hauptmann Bluntschli. Petkoff [zu Katharina]: Hauptmann Bluntschli z�gert am Ende noch, weil er glaubt, da� du sein Bleiben nicht w�nschest? Bitte du ihn, und er wird nachgeben. Katharina: Aber selbstverst�ndlich! Ich werde mich gl�cklich sch�tzen, wenn Hauptmann Bluntschli wirklich bleiben will. [Ihn mit Blicken beschw�rend]: Er kennt meine W�nsche. Bluntschli [in seiner trockensten milit�rischen Art]: Ganz wie Sie befehlen, gn�dige Frau. Sergius [freundschaftlich]: Und damit abgemacht! Petkoff [herzlich]: Abgemacht! Raina: Sie sehen, da� Sie bleiben M�SSEN! Bluntschli [l�chelnd]: Nun, wenn ich mu�, dann mu� ich wohl. [Geb�rde der Verzweiflung von Katharina.] [Vorhang] DRITTER AKT [Nach dem Mittagessen in der Bibliothek.--Nicht viel darin berechtigt zu dieser Bezeichnung. Die literarische Einrichtung dieses Raumes besteht blo� aus einem einzigen B�cherbrett, das mit alten ungebundenen, zerrissenen, kaffeebefleckten und mit Daumenabdr�cken versehenen Romanen angef�llt ist. Ferner ein paar h�ngende Wandetageren mit einigen Geschenkb�nden. Die andern W�nde sind mit Jagd- und Kriegstroph�en bedeckt, es ist im �brigen ein �u�erst behagliches Wohnzimmer. Eine Front von drei breiten Fenstern gestattet den Ausblick auf ein Bergpanorama, das man eben in sehr freundlichem, mildem Nachmittagslichte bewundern kann. In der Ecke neben dem rechtseitigen Fenster verspricht ein viereckiger Kachelofen, ein wahrer Turm farbiger Kacheln bis fast zur Zimmerdecke, behagliche W�rme. Die Ottomane in der Mitte ist rund, mit gestickten Kissen bedeckt, und in den Fensternischen stehen gut gepolsterte kleine Diwane. Kleine t�rkische Tische--auf einem liegt eine gutgearbeitete Wasserpfeife--und ein sie verbindender Wandschirm vervollst�ndigen den angenehmen Eindruck der Einrichtung. Nur ein M�belst�ck ist da, das gar nicht in den Rahmen des Zimmers pa�t,--das ist ein kleiner, sehr abgen�tzter, in einen Schreibtisch umgewandelter K�chentisch. Eine alte, mit Federn gef�llte Blechb�chse, ein mit Tinte gef�llter Eierbecher und ein elender Fetzen ganz verbrauchten rosaroten L�schpapiers liegen darauf. An diesem Tische, der dem linksseitigen Fenster gegen�bersteht, sitzt Bluntschli, in Arbeit vertieft. Er hat ein paar Landkarten vor sich und schreibt Befehle aus. An der Schmalseite sitzt Sergius, der auch so tut als ob er besch�ftigt w�re, der aber eigentlich nur an seinem Federhalter kaut. Er beobachtet Bluntschlis raschen, sicheren, berufsm��igen Fortschritt bei der Arbeit mit einer Mischung von neidischer Erregung in Anbetracht seiner eigenen Unf�higkeit, und ehrf�rchtigem Erstaunen �ber eine Geschicklichkeit, die ihm beinahe �berirdisch erscheint, obgleich der prosaische Charakter der Arbeit ihm verbietet, sie zu achten. Major Petkoff lehnt behaglich mit einer Zeitung auf der Ottomane, in erreichbarer N�he steht die Wasserpfeife. Katharina sitzt am Ofen, kehrt der Gesellschaft den R�cken zu und stickt. Raina lehnt in den Kissen des Divans unter dem rechtsseitigen Fenster und blickt tr�umerisch auf die Balkanlandschaft hinaus, ein vernachl�ssigter Roman liegt in ihrem Scho�e. Die T�r ist auf derselben Seite wie der Ofen, weiter vom Fenster entfernt. Der Knopf der elektrischen Klingel befindet sich zwischen der T�r und dem Ofen.] Petkoff [blickt von seiner Zeitung auf und beobachtet, wie es auf dem Tische vorw�rts geht]: Sind Sie ganz sicher, da� ich Ihnen in keiner Weise behilflich sein kann, Bluntschli? Bluntschli [ohne seine Arbeit zu unterbrechen oder aufzusehen]: Ganz sicher, ich danke. Saranoff und ich, wir werden die Sache schon fertigkriegen. Sergius [grimmig]: Jawohl, WIR werden die Sache schon fertigkriegen. Er tiftelt heraus und bestimmt, was zu geschehen hat, schreibt die Ordres aus, und ich unterschreibe sie, das hei�t Arbeitsteilung, Major. [Bluntschli reicht ihm ein Papier.] Noch eins? Ich danke Ihnen. [Er breitet den Bogen vor sich aus, setzt seinen Stuhl sorgf�ltig davor zurecht und unterschreibt mit der Miene eines Mannes, der entschlossen eine schwierige und gefahrvolle Tat vollbringt.] Diese Hand ist mehr an das Schwert gew�hnt als an die Feder. Petkoff: Es ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, Bluntschli, wahrhaftig, da� Sie sich in dieser Weise ausn�tzen lassen. Sind Sie GANZ sicher, da� ich gar nichts weiter helfen kann? Katharina [in leise verwarnendem Ton]: Du k�nntest aufh�ren zu unterbrechen, Paul. Petkoff [f�hrt auf und blickt zu ihr hin�ber]: Was? Wie? Ganz richtig, meine Liebe, ganz richtig. [Er nimmt die Zeitung wieder auf, l��t sie aber sofort fallen.] Ah, du hast keinen Feldzug mitgemacht, Katharina, du ahnst nicht, wie angenehm es uns ist, nach einem guten Mittagessen hier zu sitzen, mit keiner andern Verpflichtung, als es uns wohl sein zu lassen. Etwas fehlt mir allerdings zu meiner vollst�ndigen Behaglichkeit. Katharina: Und das ist? Petkoff: Mein alter Rock--ich f�hle mich nicht zu Hause in diesem da. Ich komme mir vor wie bei der Parade. Katharina: Mein teurer Paul, wie t�richt du nur wegen dieses alten Rockes bist. Er mu� noch in der blauen Kammer h�ngen, wo du ihn zur�ckgelassen hast. Petkoff: Meine liebe Katharina, ich versichere dir, da� ich dort gesucht habe. Darf ich meinen eigenen Augen glauben oder nicht? [Katharina erhebt sich ruhig und dr�ckt auf die elektrische Klingel neben dem Ofen.] Wozu f�hrst du diese Klingel vor? [Sie sieht ihn majest�tisch, an, setzt sich schweigend in ihren Stuhl und nimmt ihre N�harbeit wieder auf.] Meine Liebe, wenn du glaubst, da� der Eigensinn einer Frau aus zwei alten Schlafr�cken Rainas, aus deinem Regenmantel und meinem Mantel einen Rock machen kann, dann irrst du ganz gewaltig, und DAS ist zu dieser Stunde einzig und allein der Inhalt der blauen Kammer! [Nicola erscheint auf der Schwelle.] Katharina [ganz ruhig, trotz Petkoffs Ausfall]: Nicola! geh in die blaue Kammer und bringe deines Herrn alten Rock hierher, den mit Borten besetzten, den er gew�hnlich im Hause tr�gt. Nicola: Zu Befehl, gn�dige Frau. Petkoff: Katharina! Katharina: Ja, Paul. Petkoff: Ich wette mit dir um jeden Schmuck, den du in Sofia bestellen willst, gegen das Haushaltungsgeld einer Woche, da� der Rock nicht in der blauen Kammer ist. Katharina: Abgemacht, Paul! Petkoff [aufgeregt durch die Aussicht auf eine Wette]: Kommt, es gibt hier einen Sport. Wer will noch darauf wetten? Bluntschli, ich halte Ihnen sechs gegen eins. Bluntschli [gelassen]: Das hie�e Sie ausrauben, Major. Die gn�dige Frau hat sicher recht. [Ohne aufzusehen reicht er Sergius abermals einen Sto� Papiere.] Sergius [gleichfalls aufgeregt]: Bravo, Schweiz! Major, ich wette mein bestes Chargenpferd gegen eine arabische Stute f�r Raina, da� Nicola den Rock in der blauen Kammer findet. Petkoff [eifrig]: Dein bestes Chargenpferd? Katharina [ihn rasch unterbrechend]: Sei nicht verr�ckt, Paul, eine arabische Stute kann dich f�nfzigtausend Leu kosten. Raina [pl�tzlich aus ihrer tr�umerischen Bewunderung der Landschaft erwachend]: Wahrhaftig, Mama, wenn du bereit bist, den Schmuck anzunehmen, so sehe ich nicht ein, warum du mir meinen Araber vorenthalten willst. [Nicola kehrt mit dem Rock zur�ck und bringt ihn Petkoff, der kaum seinen Augen traut.] Katharina: Wo war er, Nicola? Nicola: Er hing in der blauen Kammer, gn�dige Frau. Petkoff: Na, ich will verdammt sein... Katharina [einfallend]: Paul! Petkoff: Ich h�tte schw�ren m�gen, da� er nicht dort war. Das Alter f�ngt an, bei mir anzuklopfen, ich bekomme schon Halluzinationen. [Zu Nicola]: Da, hilf mir! Entschuldigen Sie, Bluntschli. [Er wechselt seinen Rock, Nicola hilft ihm dienstbeflissen.] Ich mache dich darauf aufmerksam, Sergius, da� ich deine Wette nicht angenommen habe. Du k�nntest lieber selbst Raina die arabische Stute schenken, da du nun schon einmal solche Erwartungen erweckt hast. Nicht wahr, Raina? [Er wendet sich nach ihr um, aber sie ist wieder in den Anblick der Landschaft vertieft; mit einem kleinen Ausbruch v�terlicher Liebe und Eitelkeit macht er die andern auf seine Tochter aufmerksam und sagt]: Sie tr�umt schon wieder, wie gew�hnlich. Sergius: Keinesfalls soll sie dabei zu kurz kommen. Petkoff: Um so besser f�r Raina. Ich f�rchte, ich werde nicht so billig loskommen. [Nun ist der Kleiderwechsel vollzogen, Nicola geht mit dem abgelegten Rock hinaus.] Petkoff: Ach, nun f�hle ich mich endlich zu Hause! [Er setzt sich und nimmt seine Zeitung mit behaglichem Grunzen wieder zur Hand.] Bluntschli [zu Sergius, ihm ein Papier reichend]: Das ist der letzte Befehl. Petkoff [aufspringend]: Was--schon fertig? Bluntschli: Fertig! Petkoff [geht zu Sergius, sieht neugierig �ber seine linke Schulter zu, wie er unterzeichnet, und sagt mit kindischem Neide]: Soll ich denn gar nichts unterzeichnen? Bluntschli: Es ist nicht n�tig, seine Unterschrift wird gen�gen. Petkoff: Nun gut, ich denke, wir haben ein verflucht anst�ndiges St�ck Arbeit vollbracht. [Er entfernt sich vom Arbeitstisch]: Kann ich sonst noch etwas tun? Bluntschli: Gut w�re es, wenn Sie beide die Kerle ansehen w�rden, die diese Befehle zu �berbringen haben. [Zu Sergius]: Schicken Sie die Leute gleich fort und zeigen Sie ihnen, da� ich auf der Marschroute die Zeit angegeben habe, in der sie ausgeh�ndigt sein M�SSEN. Sagen Sie ihnen auch, da� ihnen die Haut �ber die Ohren gezogen werden wird, wenn sie trinken und schwatzen und sich dadurch auch nur um f�nf Minuten versp�ten. Sergius [erhebt sich entr�stet]: Das werde ich ausrichten! Und wenn einer von ihnen Manns genug ist, mir daf�r ins Gesicht zu speien, weil ich ihn beleidigt habe, so will ich ihn loskaufen und ihm eine Pension bezahlen. [Er geht mit gro�en Schritten ab, in seiner Menschenw�rde tief verletzt.] Bluntschli [vertraulich zu Petkoff]: Sie passen auf, da� er mit den Leuten richtig spricht, Herr Major, nicht wahr? Petkoff [diensteifrig]: Gewi�, Bluntschli, gewi�, ich will mich darum k�mmern. [Er geht gewichtig zur T�r, z�gert aber an der Schwelle]: Apropos, Katharina, du kannst auch mitkommen. Dein Anblick wird sie weit mehr einsch�chtern als der meine. Katharina [ihre Stickerei niederlegend]: Ich glaube selbst, da� es besser sein wird; du wirst dich h�chstens blamieren. [Petkoff �ffnet ihr die T�re, sie geht ab und er folgt ihr.] Bluntschli: Was f�r ein Volk! Sie zimmern Kanonen aus Kirschb�umen, und die Offiziere schicken nach ihren Frauen, um die Disziplin aufrechtzuerhalten. [Er f�ngt an, die Papiere zusammenzufalten und zu verzeichnen; Raina, die sich vom Diwan erhoben bat, geht im Zimmer auf und ab, die H�nde auf dem R�cken geballt, blickt sie Bluntschli mutwillig an.] Raina: Sie sehen jetzt viel netter aus als damals, da wir uns zuletzt getroffen haben. [Er blickt �berrascht auf.]--Wie haben Sie das nur angestellt? Bluntschli: Mich gewaschen, geb�rstet, nachts gut geschlafen und gefr�hst�ckt--weiter nichts, gn�diges Fr�ulein. Raina: Sind Sie an jenem Morgen gefahrlos durchgekommen? Bluntschli: Vollkommen, ich danke Ihnen. Raina: Waren Ihre Vorgesetzten ungehalten dar�ber, da� Sie bei Sergius' Attacke davongelaufen sind? Bluntschli: Nein, sie waren dar�ber froh, weil sie alle genau dasselbe getan hatten. Raina [geht an den Tisch und beugt sich �ber den Tisch zu ihm hin�ber]: Es mu� eine lustige Geschichte f�r SIE gewesen sein--all das von mir und meinem Zimmer! Bluntschli: Ein famoses Abenteuer. Aber ich habe es nur einem einzigen Menschen erz�hlt, einem alten Freunde. Raina: Auf dessen Verschwiegenheit Sie unbedingt z�hlen durften? Bluntschli: Unbedingt. Raina: So! Nun denn, er hat meinem Vater und Sergius alles erz�hlt an jenem Tage, an dem Sie den Austausch der Gefangenen vornahmen. [Sie wendet sich ab und schlendert nachl�ssig auf die gegen�berliegende Seite des Zimmers.] Bluntschli [sehr betroffen und halb ungl�ubig]: Das ist doch nicht Ihr Ernst--das ist unm�glich! Raina [mit pl�tzlichem Ernst, indem sie umkehrt]: Es ist so; aber die beiden wissen nicht, da� SIE es waren und da� Sie in DIESES Haus gefl�chtet sind. Wenn Sergius das erf�hre, er w�rde Sie fordern und im Duell t�ten. Bluntschli: Gott beh�te, dann erz�hlen Sie es ihm nur nicht! Raina [vorwurfsvoll wegen seines Leichtsinns]: K�nnen Sie sich vorstellen, was es f�r mich bedeutet, ihn betr�gen zu m�ssen? Ich m�chte ganz eins sein mit Sergius. Keinerlei Niedrigkeiten, nichts Verwerfliches, kein Betrug sollte zwischen uns stehen. Meine Beziehung zu ihm ist das wahrhaft sch�nste und erhabenste Ereignis meines Lebens--ich hoffe, Sie k�nnen das begreifen. Bluntschli [skeptisch]: Sie wollen sagen, da� es Ihnen nicht angenehm w�re, wenn er herausf�nde, da� die Geschichte mit dem Eispudding eine--eine...na--Sie wissen schon. Raina [zusammenzuckend]: Ah, sprechen Sie dar�ber nicht in so leichtfertiger Weise! Ja, ich habe gelogen, ich wei� es, aber ich habe gelogen, um Ihnen das Leben zu retten--er w�rde Sie get�tet haben! Es war das zweitemal, da� ich in meinem Leben gelogen habe. [Bluntschli erhebt sich rasch und blickt Raina zweifelnd und etwas strenge an.] Raina: Erinnern Sie sich an das erstemal? Bluntschli: Ich? nein. War ich denn zugegen? Raina: Jawohl! Und ich sagte dem russischen Offizier, der nach Ihnen suchte, da� Sie nicht zugegen w�ren. Bluntschli: Bei Gott, das ist wahr, ich h�tte mich daran erinnern sollen. Raina [sehr ermutigt]: Ah, ich begreife, da� SIE das vergessen haben; Sie hat es ja nichts gekostet, aber mich kostete es eine L�ge--eine L�ge! [Sie setzt sich auf die Ottomane und blickt starr vor sich hin, die H�nde �ber das Knie gekreuzt. Bluntschli n�hert sich ihr sehr ergriffen und setzt sich mit ganz besonders beruhigender und r�cksichtsvoller Geb�rde neben sie.] Bluntschli: Verehrtes gn�diges Fr�ulein, machen Sie sich dar�ber keine Gedanken! Bedenken Sie, ich bin Soldat! Nun welches sind die beiden Dinge, die einem Soldaten so oft passieren, da� er schon gar nicht mehr darauf achtet? Da� er Leute L�gen erz�hlen h�rt, ist das eine. [Raina f�hrt zur�ck.] Das andere, da� ihm auf alle m�gliche Art und Weise von allen m�glichen Leuten das Leben gerettet wird. Raina [protestiert entr�stet und erhebt sich]: Und so wird er ein undankbares, treuloses Gesch�pf. Bluntschli [ein saures Gesicht schneidend]: Lieben Sie Dankbarkeit? Ich nicht. Wenn Mitleid mit der Liebe blutsverwandt ist, so ist die Dankbarkeit verwandt mit dem Gegenteil. Raina: Dankbarkeit! [Sich nach ihm umwendend]: Wenn Sie nicht dankbar sein k�nnen, dann sind Sie �berhaupt jeder edlen Regung unf�hig--selbst Tiere sind dankbar! Oh, jetzt wei� ich genau, was Sie �ber mich denken! Sie waren nicht �berrascht, mich l�gen zu h�ren, Sie waren �berzeugt, da� ich das t�glich, ja st�ndlich t�te! So denken M�nner �ber Frauen. [Sie geht im Zimmer melodramatisch umher.] Bluntschli [mi�trauisch]: Nicht so ganz ohne Berechtigung. Sie behaupten, da� Sie in Ihrem ganzen Leben blo� zweimal gelogen haben! Verehrtes Fr�ulein, ist das nicht gar zu wenig?! Ich bin ein recht wahrheitsliebender Kerl; aber bei mir w�rde das nicht f�r einen einzigen Vormittag reichen. Raina [ihn von oben herab ansehend]: Sie beleidigen mich, Herr Hauptmann! Bluntschli: Daf�r kann ich nichts. Wenn Sie diese edle Haltung annehmen und in so hohem Tone sprechen, dann bewundere ich Sie--aber es ist mir unm�glich, Ihnen auch nur ein Wort zu glauben! Raina [stolz]: Hauptmann Bluntschli! Bluntschli [unbeweglich]: Sie befehlen? Raina [geht ihm ein wenig entgegen, als ob sie ihren Ohren nicht traute]: MEINEN Sie das, was Sie eben gesagt haben? WISSEN Sie, was Sie eben gesagt haben? Bluntschli: Ganz genau. Raina [keuchend]: Ich! Ich!! [Sie zeigt ungl�ubig auf sich, als wollte sie sagen: "Ich Raina Petkoff, bin eine L�gnerin." Er begegnet ihrem Blick unersch�tterlich, pl�tzlich setzt sie sich neben ihn und geht mit vollkommenem Wechsel ihres Benehmens von ihrer aufgebrachten zu einer vertraulichen Art und Weise �ber.] Wie haben Sie mich so schnell durchschaut? Bluntschli [sofort]: Instinkt, gn�diges Fr�ulein, Instinkt und Welterfahrung! Raina [verwundert]: Wissen Sie, da� Sie der erste Mann in meinem Leben sind, der mich nicht ernst genommen hat? Bluntschli: Sie meinen, nicht wahr, da� ich der erste Mann bin, der Sie ganz ernst nimmt? Raina: Ja, ich glaube, das meine ich. [Gem�tlich und sehr unbefangen]: Wie sonderbar das ist, wenn mit einem so ehrlich gesprochen wird! Wissen Sie, ich hab' es immer so getrieben!--ich meine die edle Haltung und den hohen Ton, so habe ich mich schon als kleines Kind meiner Amme gegen�ber aufgespielt. Sie hat daran geglaubt. Ich tue es vor meinen Eltern; sie glauben auch daran, Sergius gegen�ber tue ich gleichfalls so, er glaubt auch daran. Bluntschli: Jawohl, er posiert selbst ein wenig in dieser Art, nicht wahr? Raina [auffahrend]: Glauben Sie? Bluntschli: Sie m�ssen ihn besser kennen als ich. Raina: Ich w�re begierig, zu erfahren, ob er wirklich auch so ist! Wenn ich d�chte, da� er--! [Entmutigt:] Doch wozu, was liegt daran? Ich f�hle, da� Sie mich jetzt verachten, weil Sie mich erkannt haben. Bluntschli [erhebt sich, warm]: Durchaus nicht, mein verehrtes Fr�ulein,--o nein, nein, tausendmal nein. Ihr Gehaben macht einen Teil Ihrer Jugend, Ihres Reizes aus. Ich bin genau wie alle �brigen, wie Amme, Eltern und Sergius,--ich bin Ihr bet�rter Bewunderer. Raina [erfreut]: Wirklich? Bluntschli [sich nach deutscher Art auf die Brust schlagend]: Hand aufs Herz, wahrhaftig! Raina [sehr gl�cklich]: Aber was haben Sie dazu gesagt, da� ich Ihnen mein Bild geschenkt habe? Bluntschli [erstaunt]: Ihr Bild? Sie haben mir doch nie Ihr Bild geschenkt. Raina [rasch]: Wollen Sie behaupten, da� Sie es NICHT erhalten haben? Bluntschli: Gewi� will ich das! [Er setzt sich mit erneuertem Interesse neben sie und sagt mit einer gewissen Selbstgef�lligkeit]: Wann haben Sie es mir denn geschickt? Raina [entr�stet]: Ich habe es Ihnen nicht geschickt! [Sie wendet den Kopf ab und f�gt z�gernd hinzu]: Es war in der Tasche jenes Rockes... Bluntschli [bei�t sich auf die Lippen und rollt die Augen]: Oh, oh, oh, und ich hab' es nicht gefunden! Es mu� jetzt noch darin sein. Raina [aufspringend]: Noch darin?! Damit mein Vater es findet, sobald er die H�nde in die Taschen steckt? Nein, wie konnten Sie nur so dumm sein! Bluntschli [erhebt sich gleichfalls]: Machen Sie sich nichts daraus, es ist doch nur eine Photographie,--wie kann er wissen, f�r wen sie bestimmt war? Sagen Sie ihm einfach, da� er sie selbst hineingetan hat. Raina [ungeduldig]: Ich danke Ihnen f�r den guten Rat! Sie sind gar so gescheit! Ach, ach, ach, was soll ich nur beginnen? Bluntschli: Ah, ich verstehe: Sie haben etwas darauf geschrieben. Das war freilich unvorsichtig. Raina [fast bis zu Tr�nen verdrossen]: Nein, da� ich so etwas f�r Sie tun konnte,--f�r Sie, dem gar nichts daran liegt! Der sich h�chstens �ber mich lustig macht! Sind Sie wenigstens sicher, da� bis jetzt niemand es ber�hrt hat? Bluntschli: Nein, ganz sicher kann ich nicht sein. Bedenken Sie doch: ich konnte den Rock ja nicht immer mit mir herumtragen, man darf im aktiven Dienst nicht viel Gep�ck mitf�hren. Raina: Was haben Sie denn aber damit gemacht? Bluntschli: Als ich nach Pirot kam, da mu�te ich ihn irgendwo in Sicherheit bringen, ich dachte an das Garderobezimmer der Eisenbahnstation,--aber das ist bestimmt ein Platz, der bei unserer modernen Kriegf�hrung ganz ausgepl�ndert wird. Da zog ich vor, den Rock zu--versetzen! Raina: Versetzt haben Sie ihn! Bluntschli: Ich wei�, es klingt nicht nett, aber das Versatzamt war gewi� der sicherste Ort. Vorgestern habe ich ihn wieder ausgel�st; wei� der Himmel, ob der Pfandleiher die Taschen ausgeleert hat oder nicht. Raina [w�tend, ihm die Worte ins Gesicht schleudernd]: Sie haben eine niedrige Kr�merseele. Sie denken an Dinge, die einem Ehrenmann niemals einfallen k�nnten. Bluntschli [phlegmatisch]: Das ist der Schweizer Nationalcharakter, verehrtes Fr�ulein. Raina: Oh, w�re ich Ihnen nie begegnet! [Sie wendet sich heftig ab und setzt sich w�tend ans Fenster.] [Louka kommt herein, einen Pack Briefe und Telegramme auf ihrem Servierteller. Sie geht mit ihrem k�hnen, freien Wesen an den Tisch; ihr linker �rmel ist mit einer Brosche an die Schulter hinaufgeheftet; man sieht ihren blo�en Arm, dessen blauer Fleck durch ein breites vergoldetes Armband verdeckt ist.] Louka [zu Bluntschli]: Das ist f�r Sie; [sie leert ihre Platte unbek�mmert auf den Tisch aus:] der Bote wartet. [Sie ist entschlossen, gegen einen Serben nicht h�flich zu sein, selbst wenn sie ihm seine Briefe bringen mu�.] Bluntschli [zu Raina]: Wollen Sie mich einen Augenblick entschuldigen? Die letzte Post hat mich vor drei Wochen erreicht--diese Anh�ufung ist die Folge davon,--vier Depeschen--eine Woche alt. [Er �ffnet eine davon:] Oho! schlechte Nachrichten! Raina [steht auf und n�hert sich etwas reum�tig]: Schlechte Nachrichten? Bluntschli: Mein Vater ist gestorben. [Er blickt auf das Telegramm mit geschlossenen Lippen, in Gedanken vertieft �ber den unerwarteten Umschlag in seinen Pl�nen.] Raina: Oh! wie traurig. Bluntschli: Jawohl! Da werde ich in einer Stunde heimreisen m�ssen. Mein Vater hat eine Menge gro�er Hotels hinterlassen, um die ich mich nun bek�mmern mu�. [Er greift ein dickes, langes, blaues Kuvert heraus.] Da ist auch schon ein gro�er Brief von unserm Familienadvokaten. [Er rei�t die Papiere heraus und �berfliegt sie.] Gro�er Gott, siebzig--zweihundert--[mit wachsender Best�rzung:] vierhundert--viertausend--neuntausendsechshundert...was, um des Himmels willen, soll ich denn damit anfangen?! Raina [sch�chtern]: Neuntausendsechshundert Hotels? Bluntschli: Hotels! Unsinn! Wenn Sie nur w��ten,--aber es ist zu l�cherlich, entschuldigen Sie, ich mu� Anordnungen wegen meiner Abreise treffen. [Er verl��t rasch das Zimmer, die Papiere in der Hand.] Louka [sp�ttisch]: Er hat nicht viel Herz, dieser Schweizer, obwohl er die Serben liebt; er hat kein Wort der Trauer, des Kummers f�r seinen seligen Vater. Raina [bitter]: Der und Kummer! Ein Mensch, der jahrelang nichts anderes getan hat, als Leute umbringen,--was liegt dem daran, wenn sein alter Vater stirbt! was liegt einem Soldaten an irgend etwas? [Sie geht zur T�r, ihre Tr�nen nur m�hsam zur�ckhaltend.] Louka: Major Saranoff hat auch gek�mpft, und es ist ihm doch sehr viel Herz �briggeblieben. [Raina blickt sie von der T�r aus hochm�tig an und geht hinaus.] Aha, ich habe es mir gedacht, da� du wenig Gef�hl aus DEINEM Soldaten herauskriegen w�rdest. [Sie ist im Begriff, Raina zu folgen, da tritt Nicola ein, Holz in den Armen, um nachzulegen.] Nicola [sie verliebt anl�chelnd]: Den ganzen Nachmittag habe ich mich umsonst bem�ht, dich allein anzutreffen, mein Schatz. [Sein Gesichtsausdruck ver�ndert sich, als er ihren Arm bemerkt.] Was ist das f�r eine neue Mode, deine �rmel zu tragen, mein Kind? Louka [stolz]: Meine eigene Mode. Nicola: In der Tat--! na! wenn dich die Frau so erwischt, wird sie dich lehren. [Er wirft das Holz auf die Ottomane und setzt sich bequem daneben.] Louka: Ist das ein Grund f�r dich, mich zu lehren? Nicola: Geh, sei nicht so widerspenstig gegen mich; ich habe eine gute Nachricht f�r uns. [Er nimmt etwas Papiergeld aus der Tasche, Louka kommt mit gierigem Augenblitzen n�her, um es anzusehen.] Schau, ein Zwanzigleuschein! Sergius gab mir das Geld aus reiner Prahlerei--so ein Narr! Narrengeld ist bald dahin. Und da sind noch zehn Leu,--die gab mir der Schweizer daf�r, da� ich der Gn�digen und Rainas L�gen auf mich genommen habe. Der ist kein Narr! Du h�ttest die alte Katharina nur unten h�ren sollen, wie h�flich sie mich bat, mir nichts daraus zu machen, da� der Major etwas ungeduldig gewesen sei, denn sie w��ten ganz gut, was f�r ein pr�chtiger Diener ich sei--nachdem sie mich vor allen zu einem Narren und L�gner gestempelt haben! Die zwanzig Leu sind f�r unsere Ersparnisse bestimmt, und dir gebe ich die zehn, die kannst du nach Belieben ausgeben, wenn du daf�r mit mir nur so sprechen willst, als ob ich auch ein Mensch w�re. Manchmal habe ich es doch satt, Diener zu sein. Louka [verachtungsvoll]: Ja, geh hin und verkaufe deine Mannesw�rde f�r drei�ig Leu und kaufe mich f�r zehn Leu dazu! Behalte dein Geld! Du bist zum Diener geboren, ich nicht! Wenn du deinen Laden eingerichtet hast, dann wirst du jedermanns Diener sein, statt, wie jetzt, eines Mannes Diener. Nicola [nimmt sein Holz auf und geht zum Ofen]: Pah, wart' es nur erst ab, du wirst schon sehen! Wir werden unsere Abende f�r uns haben, und ich werde der Herr in MEINEM Hause sein,--das verspreche ich dir! [Er wirft das Holz hinunter und kniet vor dem Ofen.] Louka: Du wirst nie der Herr in meinem Hause sein. [Sie setzt sich stolz auf Sergius' Stuhl.] Nicola [wendet sich um, immer auf den Knien, und kauert sich etwas trostlos auf seine Fersen nieder, entmutigt von Loukas unerbittlicher Mi�achtung.] Du bist sehr ehrgeizig, Louka; wenn dir irgendein unverhofftes Gl�ck widerfahren sollte, dann vergi� nicht: ich war es, der eine Frau aus dir gemacht hat. Louka: Du? Nicola [mit hartn�ckiger Selbstverteidigung]: Jawohl, ich. Wer hat dir abgew�hnt, deinen Kopf mit falschen schwarzen Haaren zu beh�ngen und deine Lippen und Wangen rot zu schminken wie alle andern bulgarischen M�dchen? Ich war das. Wer lehrte dich deine N�gel putzen und deine H�nde pflegen und dich fein und sauber halten wie eine gro�e russische Dame? Ich! Verstehst du mich? Ich! [Sie wirft den Kopf verachtungsvoll in die H�he und er erhebt sich �bellaunig und f�gt k�hler hinzu:] Ich habe mir oft gedacht, wenn Raina nicht im Wege st�nde und du blo� ein klein wenig kl�ger w�rest und Sergius blo� ein klein wenig d�mmer, du k�nntest einmal zu meinen gr��ten Kunden z�hlen, statt da� du nur meine Frau wirst und mich Geld kostest. Louka: Ich glaube, du w�rdest lieber mein Diener sein als mein Mann! Du k�nntest dann auch mehr aus mir herausschlagen,--ich kenne deine sch�ne Seele. Nicola [tritt nahe an sie heran, um mit gr��erem Nachdruck zu sprechen]: La� meine Seele aus dem Spiel, ein f�r allemal, aber h�re auf meine Ratschl�ge! Wenn du eine Dame werden willst, dann ist dein augenblickliches Benehmen zu mir durchaus nicht angebracht, ausgenommen, wenn wir allein sind; es ist zu scharf und zu frech, und Frechheit verr�t gewisserma�en eine Vertraulichkeit, die als Gunstbezeichnung ausgelegt werden k�nnte! Dann werde ich dich auch sehr bitten, nicht hochn�sig und von oben herab mit mir zu verkehren! Du bist darin wie alle Landg�nschen. Du glaubst, es ist vornehm, einen Diener so zu behandeln, wie ich einen Stalljungen behandele; daran ist aber nur deine Unbildung schuld; vergi� das nicht und sei nur nicht immer gar so bereit, jedem Menschen Trotz zu bieten! Benimm dich, als ob du erwartetest deinen eigenen Willen durchzusetzen, und nicht, als ob du gewohnt w�rst, da� mit dir herumkommandiert wird. Der Weg, sich als Dame oder als Diener vorw�rts zu bringen, ist ganz der gleiche. Man mu� wissen, was sich geh�rt, das ist das ganze Geheimnis. Und auf mich kannst du dich verlassen: ich wei�, was sich f�r mich geh�rt, wenn du aufr�ckst. Denke an mich, mein Schatz, ich will auch zu dir halten! Ein Diener sollte dem andern immer behilflich sein. Louka [erhebt sich ungeduldig]: Oh, ich mu� mich auf meine eigene Art benehmen, du nimmst mir mit deiner kaltbl�tigen Weisheit nur alle Unbefangenheit. Geh, wirf das Holz ins Feuer, das ist eine Sache, die du verstehst. [Bevor Nicola etwas erwidern kann, tritt Sergius ein; er h�lt inne, als er Louka erblickt, dann geht er an den Ofen.] Sergius [zu Nicola]: Ich hoffe, ich bin dir nicht im Weg bei deiner Arbeit. Nicola [glatt, den alten Diener spielend]: O nein, ich danke sehr; ich habe nur mit diesem n�rrischen Ding �ber ihre Gepflogenheit gesprochen, bei jedem Anla� in die Bibliothek zu laufen, um die B�cher anzusehen. Es ist ein Fehler ihrer Erziehung, Herr Major; sie gab ihr Gewohnheiten, die �ber ihrem Stande sind. [Zu Louka.] Mache den Tisch f�r den Herrn Major zurecht, Louka. [Er geht gesetzt hinaus; Louka beginnt, ohne Sergius anzublicken, die Papiere auf dem Tisch zu ordnen; er kommt langsam auf sie zu und studiert aufmerksam die Anordnung ihres �rmels.] Sergius: Lassen Sie mich sehn, haben Sie da noch einen blauen Fleck? [Er nimmt das Armband ab und betrachtet den Fleck, der durch den Druck seiner Finger entstanden ist. Sie steht unbeweglich und sieht ihn nicht an, sie ist wie bezaubert, aber auf ihrer Hut. Er bl�st auf die Stelle.] Tut's noch weh? Louka: Jawohl! Sergius: Soll ich es heilen? Louka [zieht sofort ihren Arm stolz zur�ck, ohne ihn anzusehen]: Nein, jetzt k�nnen Sie's nimmermehr. Sergius [herrisch]: Sind Sie dessen ganz sicher? [Er macht eine Bewegung, als ob er sie umarmen wollte.] Louka: Bitte, spielen Sie nicht mit mir; ein Offizier sollte nicht mit einer Dienerin t�ndeln. Sergius [ber�hrt ihren Arm mit einem unbarmherzigen Streich seines Zeigefingers]: Das war kein Get�ndel, Louka. Louka: Nein? [Sieht ihn zum ersten Male an:] Tut es Ihnen leid? Sergius [mit gemessenem Pathos, seine Arme kreuzend]: Mir tut NIE etwas leid. Louka [sehns�chtig]: Ich wollte, ich k�nnte glauben, da� ein Mann einer Frau so wenig �hnlich sein k�nnte. Sagen Sie mir, sind Sie wirklich ein tapferer Mann? Sergius [einfach, seine Positur aufgebend]: Ja, mutig bin ich wirklich. Mein Herz schlug beim ersten Schu� wie das eines Weibes, aber bei der Attacke fand ich meine ganze Tapferkeit wieder; ja, das wenigstens ist wahr und echt an mir. Louka: Fanden Sie bei der Attacke die Leute armer Herkunft, wie meinesgleichen, weniger tapfer als die, die reich waren wie Sie? Sergius [bitter, leichthin]: Nicht im geringsten. Sie fochten und fluchten und schrien alle wie Helden! Pah, der Mut zu w�ten und zu t�ten ist billig. Ich habe einen englischen Bullterrier, der von dieser Art Mut so viel besitzt wie die ganze bulgarische Nation und die ganze russische Armee dazu, aber er l��t sich trotzdem von meinem Stallknecht pr�geln. So sind eure Soldaten ganz genau. Nein, Louka, eure armen Teufel k�nnen zwar H�lse abschneiden, aber sie f�rchten sich vor ihren Offizieren, sie lassen sich Beleidigungen und Schl�ge gefallen, sie stehen dabei und sehen ruhig zu, wenn ihre Kameraden bestraft werden wie kleine Kinder, ja und was noch schlimmer ist, sie helfen selbst mit, wenn sie dazu befohlen werden. Und die Offiziere erst, na... [Mit einem kurzen und bitteren Lachen:] Ich bin Offizier, ach! [Feurig:] Zeigen Sie mir einen Mann, der jeder Macht auf Erden oder im Himmel, die ihn zwingen wollte, gegen seinen Willen oder sein Gewissen zu handeln, Trotz bietet bis in den Tod! Nur ein solcher Mann ist tapfer. Louka: So zu reden, das ist leicht. Mir scheint die meisten M�nner bleiben zeitlebens Knaben. Sie haben alle Ideen wie die Schuljungen. Sie wissen auch nicht, was wahrer Mut ist. Sergius [ironisch]: Wirklich? Ich lasse mich gerne belehren. Louka: Sehen Sie mich an! Wie oft darf ich mir den Luxus eines eigenen Willens gestatten? Ich mu� Ihr Zimmer in Ordnung bringen, mu� abstauben und fegen, holen und laufen. Wie kann mich das erniedrigen, wenn es Sie nicht erniedrigt, f�r den das alles geschieht?! Aber [mit unterdr�cktem Zorn] wenn ich Kaiserin von Ru�land w�re, �ber alle Menschen erhaben, dann--wenn ich auch Ihrer Meinung nach gar keinen Mut beweisen k�nnte,--na, Sie sollten schon sehen. Sergius: Was w�rden Sie dann tun, edle Kaiserin? Louka: Ich w�rde den Mann heiraten, den ich liebte, wozu keine K�nigin Europas den Mut findet. Wenn ich beispielsweise Sie liebte, der Sie dann so tief unter mir st�nden, wie ich jetzt unter Ihnen stehe, ich w�rde es wagen, mich meinem Untergebenen gleichzustellen! W�rden Sie diesen Mut finden, wenn Sie mich liebten? Nein! Wenn Sie f�hlten, da� Sie mich zu lieben beginnen, so w�rden Sie dieses Gef�hl unterdr�cken, Sie w�rden nicht wagen, mich zu heiraten. Sie w�rden die Tochter eines reichen Mannes heimf�hren aus Angst, was "die Welt", was andere Leute dazusagen k�nnten! Sergius [hingerissen]: Sie l�gen, das ist nicht der Fall--beim Himmel nicht! Wenn ich Sie liebte, und w�re ich selbst der Zar, ich w�rde Sie neben mich auf den Thron setzen. Sie wissen, da� ich eine andere Frau liebe, die so hoch �ber Ihnen steht, wie der Himmel �ber der Erde. Und Sie sind eifers�chtig auf sie. Louka: Dazu habe ich ja gar keinen Grund. Sie wird Sie doch niemals heiraten. Der Mann, von dem ich Ihnen sprach, ist zur�ckgekehrt. Sie wird den Schweizer heiraten! Sergius [zur�ckfahrend]: Den Schweizer! Louka: Einen Mann, der zehn Ihresgleichen aufwiegt. Dann k�nnen Sie zu mir kommen, aber ich werde Sie auch abweisen. Sie sind mir nicht gut genug. [Sie wendet sich zur T�re.] Sergius [springt ihr nach und f�ngt sie wild in seinen Armen auf]: Ich werde den Schweizer t�ten, und mit Ihnen werde ich dann machen, was mir beliebt. Louka [in seinen Armen, ruhig und gefa�t]: Vielleicht wird der Schweizer Sie t�ten. In der Liebe hat er Sie schon geschlagen, er kann Sie vielleicht auch im Kampfe besiegen. Sergius [gequ�lt]: Halten Sie es f�r m�glich, da� ich jemals glauben werde, da�--"sie", deren �rgste Gedanken noch h�her stehen als Ihre besten, da� "sie" f�hig w�re, hinter meinem R�cken mit einem andern Mann zu t�ndeln!? Louka: Halten Sie es f�r m�glich, da� "sie" dem Schweizer glauben w�rde, wenn er ihr jetzt erz�hlte, da� ich in Ihren Armen liege? Sergius [l��t sie verzweifelnd los]: Oh, zum Henker! Verdammt! Spott und Hohn �berall! Meine eigenen Taten machen meine erhabensten Gedanken l�cherlich. [Er schl�gt sich heftig vor die Brust.] Feigling, L�gner, Narr! Soll ich mich t�ten wie ein Mann, oder soll ich weiterleben und vorgeben mich selbst zu verh�hnen? [Louka wendet sich abermals der T�r zu.] Louka! [Sie bleibt in der N�he der T�r stehen.] Merken Sie sich: Sie geh�ren zu mir! Louka [ruhig]: Was hei�t das? Soll das eine Beleidigung sein? Sergius [befehlend]: Das hei�t, da� Sie mich lieben und da� ich Sie hier in meinen Armen gehalten habe und Sie vielleicht wieder so halten werde. Ob das eine Beleidigung ist, das wei� ich nicht, das ist mir auch ganz einerlei,--nehmen Sie das, wie's Ihnen beliebt; aber [heftig:] ich will kein Feigling und kein Lump sein! Wenn es mir gef�llt, Sie zu lieben, so wage ich es auch,--ganz Bulgarien zum Trotz--Sie zu heiraten. Wenn diese H�nde Sie jemals wieder ber�hren, dann werden sie meine angelobte Braut ber�hren. Louka: Wir werden ja sehn, ob Sie es wagen, Ihr Wort zu halten; aber nehmen Sie sich in acht, ich werde nicht lange warten. Sergius [verschr�nkt seine Arme wieder und bleibt unbeweglich in der Mitte des Zimmers stehen]: Ja, das werden wir sehen, und Sie werden warten, solange es mir beliebt! [Bluntschli kommt, sehr besch�ftigt, seine Papiere noch in H�nden, herein und l��t die T�r f�r Louka offen. Er geht hin�ber an den Tisch und wirft ihr im Vor�bergehen einen fl�chtigen Blick zu. Sergius, ohne seine entschlossene Stellung aufzugeben, sieht ihn fest an, Louka geht hinaus und l��t die T�r offen.] Bluntschli [zerstreut, sitzt am Tisch wie zuvor und legt sein Papiere nieder]: Das ist eine auffallend h�bsche junge Person. Sergius [ernst, ohne sich zu r�hren]: Hauptmann Bluntschli! Bluntschli: Sie w�nschen? Sergius: Sie haben mich betrogen, Sie sind mein Nebenbuhler; ich dulde keinen Rivalen! Um sechs Uhr werde ich allein zu Pferd, mit meinem S�bel, auf den Exerzierplatz an der Stra�e nach Klissura sein! --Verstehen Sie mich? Bluntschli [starrt ihn an, bleibt aber ganz gem�tlich sitzen]: Ich danke Ihnen. Das ist der Vorschlag eines Kavalleristen. Ich bin Artillerist und habe die Wahl der Waffen. Wenn ich komme, so bringe ich eine Mitrailleuse mit. Aber diesmal wird kein Irrtum mit der Munition sein, verlassen Sie sich darauf. Sergius [err�tend, aber mit t�dlicher K�lte]: Nehmen Sie sich in acht, Herr, es ist nicht unsere Gewohnheit in Bulgarien, mit solchen Einladungen Scherz treiben zu lassen. Bluntschli [warm]: Bah, reden Sie mir nicht von Bulgarien, Sie wissen ja gar nicht, was "k�mpfen" hei�t. Aber meinetwegen. Bringen Sie Ihren S�bel mit. Ich werde dort sein. Sergius [sehr entz�ckt, in seinem Gegner einen Mann von Mut zu finden]: Sch�n gesprochen, Schweizer. Soll ich Ihnen mein bestes Pferd leihen? Bluntschli: Nein, der Teufel hole Ihr bestes Pferd! Immerhin danke ich Ihnen, lieber Freund. [Raina kommt herein und h�rt den n�chsten Satz.] Ich werde Sie zu Fu� erwarten; zu Pferde ist das zu gef�hrlich; ich will Sie nicht t�ten, wenn ich es vermeiden kann. Raina [l�uft �ngstlich nach vorn]: Ich habe geh�rt, was Hauptmann Bluntschli eben gesagt hat, Sergius! Ihr wollt euch schlagen! warum? [Sergius wendet sich schweigend ab, geht nach dem Ofen und beobachtet sie, w�hrend sie, zu Bluntschli gewendet, fortf�hrt]: Weswegen? Bluntschli: Ich wei� nicht, er hat es mir nicht anvertraut. Mischen Sie sich lieber nicht ein, verehrtes Fr�ulein, es wird kein Ungl�ck geschehen; ich habe schon oft als Fechtlehrer gedient. Er wird nicht imstande sein, mich zu ber�hren, und ich werde ihm nicht weh tun. Das wird immerhin Auseinandersetzungen ersparen. Morgen fr�h werde ich dann auf der Heimreise sein, und Sie werden mich niemals wiedersehen oder je von mir h�ren. Sie werden die Sache dann schon mit ihm ins reine bringen; und nachher werden Sie gl�cklich miteinander leben. Raina [wendet sich tief verletzt ab; beinahe mit einem Seufzer in ihrer Stimme]: Ich habe nie gesagt, da� ich Sie wiederzusehen w�nsche. Sergius [vorw�rtsschreitend]: Ha, das ist ein Gest�ndnis! Raina [hoheitsvoll]: Was meinen Sie damit? Sergius: Sie lieben diesen Mann! Raina [emp�rt]: Sergius! Sergius: Sie haben ihm gestattet, Ihnen hinter meinem R�cken Liebeserkl�rungen zu machen, genau so wie Sie mich hinter seinem R�cken zum Gatten haben wollten. Bluntschli, Sie kannten unsere Beziehungen und betrogen mich, das ist der Grund, warum ich von Ihnen Genugtuung verlange,--nicht, weil Sie Beg�nstigungen empfangen haben, die mir verweigert worden sind. Bluntschli [emp�rt aufspringend]: Bl�dsinn, Unsinn! Ich habe keine Beg�nstigungen empfangen. Das gn�dige Fr�ulein wei� ja nicht einmal, ob ich verheiratet bin oder nicht. Raina [sich vergessend]: Oh! [Auf die Ottomane hinsinkend:] Sie sind verheiratet?? Sergius: Sie sehen, welchen Eindruck diese M�glichkeit auf die junge Dame macht! Hauptmann Bluntschli: Leugnen ist vergeblich, Sie haben den Vorzug genossen, sp�t nachts in Fr�ulein Rainas Schlafzimmer empfangen worden zu sein. Bluntschli [unterbricht ihn heftig]: Ja, Sie Dummkopf, sie hat mich empfangen, weil ich ihr meine Pistole auf die Brust gesetzt habe. Eure Kavallerie war mir auf den Fersen. Ich h�tte sie get�tet, wenn sie einen Laut von sich gegeben h�tte. Sergius [verbl�fft]: Bluntschli--Raina--ist das wahr? Raina [richtet sich in majest�tischem Zorn auf]: Wie k�nnen Sie es wagen? Bluntschli: Entschuldigen Sie sich, Mann, entschuldigen Sie sich! [Er nimmt seinen Platz am Tische wieder ein.] Sergius [mit altgewohnter �bertreibung, seine Arme kreuzend]: Ich entschuldige mich nie! Raina [leidenschaftlich]: Das verdanke ich Ihrem famosen Freunde, Hauptmann Bluntschli, er hat diese emp�rende Geschichte �ber mich ausgesprengt. [Sie geht sehr erregt auf und ab.] Bluntschli: Nein, der schweigt, er ist tot, verbrannt bei lebendigem Leibe! Raina [einhaltend, entsetzt]: Lebendig verbrannt? Bluntschli: Wurde auf einem Holzhof in die H�fte geschossen. Konnte sich nicht fortschleppen. Da setzten die Granaten der Bulgaren das Holz in Flammen und er verbrannte mit einem halben Dutzend anderer armer Teufel, die in derselben Lage waren. Raina: Wie schrecklich! Sergius: Und wie l�cherlich! O Krieg, Krieg, Traum der Patrioten und Helden! Du bist ein Schwindel, eine hohle Phrase, wie die Liebe! Raina [au�er sich]: Wie die Liebe?! Das sagen Sie vor mir? Bluntschli: Lassen Sie's gut sein, Saranoff, die Sache ist erledigt! Sergius: Eine hohle Phrase, sage ich. W�ren Sie hierher zur�ckgekehrt, Herr Hauptmann, wenn sich zwischen Ihnen nichts als die Geschichte mit der Pistole zugetragen h�tte? Raina t�uscht sich �ber unseren verbrannten Freund: er war es nicht, der mir die Mitteilung machte! Raina: Wer denn? [Pl�tzlich die Wahrheit ahnend:] Ah, Louka, mein M�dchen, meine Dienerin! Sie waren ja mit ihr die ganze Zeit nach dem Fr�hst�ck allein--oh, so also sieht der Gott aus, den ich angebetet habe! [Er begegnet ihrem Blick mit sardonischer Freude �ber ihre Ern�chterung; um so ge�rgerter tritt sie n�her an ihn heran und sagt in leisem, heftigem Tone:] Wissen Sie, da� ich vom Fenster aus, als ich mich umwandte, um noch einen Blick auf meinen Helden zu werfen, etwas gesehen habe, was ich vorhin nicht verstand? Jetzt wei� ich, da� Sie mit Louka angebandelt haben! Sergius [mit grimmigem Humor]: Haben Sie das bemerkt? Raina: Nur zu gut. [Sie wendet sich weg und wirft sich ganz �berw�ltigt auf den Diwan unter dem Mittelfenster.] Sergius [zynisch]: Raina, unser Roman ist zu Ende. Das Leben ist eine Posse. Bluntschli [gutm�tig zu Raina]: Sehen Sie, jetzt hat er sich endlich selbst durchschaut. Sergius: Bluntschli: ich habe Ihnen erlaubt, mich einen Dummkopf zu nennen; jetzt k�nnen Sie mich auch noch einen Feigling schelten: ich weigere mich, mich mit Ihnen zu schlagen. Wissen Sie, warum? Bluntschli: Nein, aber das macht nichts. Ich habe nicht gefragt, warum Sie mich gefordert haben, und ich frage auch jetzt nicht, warum Sie wieder abwinken. Ich bin Berufssoldat, ich k�mpfe, wenn ich k�mpfen mu�, bin aber immer sehr froh, nicht k�mpfen zu m�ssen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Sie sind nur ein Amateur; Sie glauben, K�mpfen ist ein Vergn�gen. Sergius: Trotzdem will ich Ihnen den Grund sagen, Sie Berufssoldat, Sie: Zu einem echten Kampf geh�ren zwei M�nner, wirkliche M�nner, M�nner von Herz, Blut und Ehre. Mit Ihnen k�nnte ich mich ebenso wenig schlagen, wie ich einer h��lichen Frau Liebeserkl�rungen machen k�nnte. Ihnen fehlt der Magnetismus f�r ein Duell, Sie sind kein Mann,--Sie sind eine Kampfmaschine. Bluntschli [als wollte er sich entschuldigen]: Das ist vollkommen richtig! Wahrhaftig! So ein Kerl war ich immer, ich bedaure! Aber jetzt, da Sie wieder entdeckt haben, da� das Leben keine Posse, sondern etwas ganz Vern�nftiges und Ernsthaftes ist,--welches Hindernis gibt es jetzt noch f�r Ihr Gl�ck? Raina [sich erhebend]: Sie scheinen sehr besorgt um unser Gl�ck. Haben Sie seine neue Liebe vergessen--Louka? jetzt soll er nicht mit Ihnen k�mpfen, sondern mit seinem Nebenbuhler--Nicola. Sergius: Nebenbuhler!! [Sich an die Stirne schlagend.] Raina: Wissen Sie nicht, da� die beiden verlobt sind? Sergius: Nicola? �ffnen sich neue Abgr�nde?...Nicola? Raina [sarkastisch]: Ein emp�rendes Opfer, nicht wahr? Diese Sch�nheit, dieser Geist, diese Anmut, vergeudet an einen Diener in mittleren Jahren! Wirklich, Sergius, Sie d�rfen das nicht l�nger dulden. Das sind Sie Ihrer Ritterlichkeit schuldig. Sergius [seine Selbstbeherrschung ganz verlierend]: Natter! Schlange! [Er l�uft sch�umend auf und ab.] Bluntschli: H�ren Sie, Saranoff, Sie ziehen den k�rzeren. Raina [zorniger]: Begreifen Sie, was er getan hat, Hauptmann Bluntschli? Er hat uns dieses M�dchen als Spionin auf den Hals geschickt, und zum Lohn daf�r macht er ihr den Hof. Sergius: Das ist nicht wahr! Das ist ungeheuerlich! Raina: Ungeheuerlich? [Ihn mit den Blicken messend:] K�nnen Sie leugnen, da� Louka Ihnen gesagt hat, Hauptmann Bluntschli sei in meinem Zimmer gewesen? Sergius: Nein, aber-Raina [unterbrechend]: K�nnen Sie leugnen, da� Sie ihr Liebeserkl�rungen gemacht haben, als Sie Ihnen das sagte? Sergius: Nein, aber ich sage Ihnen-Raina [ihm heftig und verachtungsvoll ins Wort fallend]: Es ist ganz �berfl�ssig, uns noch irgend etwas zu sagen. Das gen�gt uns vollkommen! [Sie wendet sich von ihm ab und schwebt majest�tisch zur�ck an das Fenster.] Bluntschli [w�hrend Sergius aufs tiefste beleidigt und emp�rt auf die Ottomane sinkt und abgewandt seinen Kopf zwischen die F�uste nimmt, sehr ruhig]: Ich habe Ihnen doch gesagt, Saranoff, da� Sie den k�rzeren ziehen. Sergius: Pantherkatze! Raina [l�uft aufgeregt zu Bluntschli]: Sie h�ren, wie dieser Mensch mich beschimpft, Hauptmann Bluntschli. Bluntschli: Was soll er denn anfangen, verehrtes Fr�ulein? Irgendwie mu� er sich doch verteidigen. [Mit viel Suada:] Gehen Sie; nicht streiten! was n�tzt das? [Raina setzt sich schwer atmend auf die Ottomane, und nach vergeblicher Anstrengung, Bluntschli b�se anzusehen, f�llt sie ihrem Sinn f�r Humor zum Opfer und kann sich kaum des Lachens enthalten.] Sergius: Verlobt mit Nicola! [Er erhebt sich.] Haha! [Geht nach dem Ofen--steht mit dem R�cken dagegen.] Jawohl, Bluntschli, Sie tun wirklich gut daran, diese schwindelhafte Welt ruhig aufzufassen. Raina [schelmisch zu Bluntschli, mit unwillk�rlichem Begreifen seines Gedankenganges]: Mir scheint, Sie halten uns f�r zwei gro�e Kinder. Sergius [lacht h�hnisch und grimmig]: Nat�rlich, nat�rlich Schweizer Zivilisation bemuttert Bulgariens Barbarei, nicht wahr? Bluntschli [err�tend]: Durchaus nicht, ich versichere Ihnen, ganz gewi� nicht. Ich bin nur froh, da� Sie beide sich endlich etwas beruhigen. Na, gehen Sie, wir wollen vergn�gt sein und die Sache freundschaftlich besprechen. Wo ist die andere junge Dame? Raina: Wahrscheinlich horcht sie an der T�r. Sergius [zuckt zusammen, wie von einer Kugel getroffen; ruhig, aber mit tiefer Entr�stung]: Ich will beweisen, da� dies wenigstens eine Verleumdung ist. [Er geht mit W�rde zur T�r und �ffnet. Ein Wutschrei entringt sich seiner Brust, nachdem er hinausgesehen. Er springt in den Gang und kommt zur�ck, Louka nachschleppend, die er heftig gegen den Tisch st��t. Er ruft aus:] Richten Sie diese Elende, Bluntschli,--Sie, Sie, der kalte, unparteiische Mann! Richten Sie die Horcherin an der Wand! [Louka bleibt aufrecht, stolz und ruhig.] Bluntschli [den Kopf sch�ttelnd]: Ich darf sie nicht richten. Ich habe selbst einmal vor einem Zelt gehorcht, als darin eine Meuterei beschlossen wurde. Es kommt immer auf die Veranlassung dazu an, und was auf dem Spiele steht,--es ging um mein Leben! Louka: Es ging um meine Liebe. [Sergius zuckt zusammen und sch�mt sich ihrer gegen seinen Willen.] Ich brauche mich nicht zu sch�men. Raina [verachtungsvoll]: Ihre Liebe? Sie meinen Ihre Neugier! Louka [blickt ihr ins Gesicht, und gibt ihr ihre Verachtung mit Zinsen zur�ck]: Meine Liebe--die gr��er ist als alles, was Sie f�hig sind, zu empfinden, selbst f�r Ihren Pralin�soldaten! Sergius [mit pl�tzlichem Verdacht zu Louka]: Was soll das hei�en? Louka [heftig]: Das hei�t-Sergius [sie geringsch�tzig unterbrechend]: Oh, ich entsinne mich! Der Eispudding! Was f�r eine armselige Stichelei! [Major Petkoff kommt in Hemd�rmeln herein.] Petkoff: Entschuldigen Sie die Hemd�rmel, meine Herren! Raina! Einer hat meinen Rock angehabt, ich k�nnte darauf schw�ren, einer, der breitere Schultern hat als ich. Am R�cken ist die Naht ganz aufgetrennt, deine Mutter n�ht sie eben zu. Hoffentlich wird sie bald fertig sein, ich werde mich sonst erk�lten. [Er sieht aufmerksam nach ihnen hin:] Ist etwas los? Raina: Nein. [Sie setzt sich an den Ofen, mit ruhiger Miene.] Sergius: Gar nichts. [Er setzt sich an das Tischende wie zuvor.] Bluntschli [der schon sitzt]: Nichts, nichts! Petkoff [der sich an seinen fr�heren Platz auf die Ottomane legt]: Das ist recht. [Er bemerkt Louka.] Ist etwas los Louka? Louka: Nein, gn�diger Herr. Petkoff [gem�tlich]: Das ist auch recht! [Er niest:] Sei so gut, geh zu meiner Frau und verlang meinen Rock, h�rst du? [Sie wendet sich um und will gehorchen, aber Nicola tritt eben mit dem Rock ein. Sie tut, als h�tte sie Arbeit im Zimmer, und stellt den kleinen Tisch mit der Tabakspfeife an die Wand in die N�he des Fensters.] Raina [erhebt sich rasch, als sie auf Nicolas Arm den Rock erkennt]: Hier ist dein Rock, Papa; gib ihn mir, Nicola, und leg' im Ofen etwas nach. [Sie nimmt den Rock, bringt ihn dem Major, der aufsteht, um ihn anzuziehen. Nicola macht sich beim Feuer zu schaffen.] Petkoff [zu Raina, sie liebensw�rdig neckend]: Schau, schau, du sorgst ja sehr lieb f�r deinen armen alten Papa! Wohl heute mal zur Feier seiner R�ckkehr aus dem Kriege? Raina [mit feierlichem Vorwurf]: Oh, wie kannst du nur so etwas sagen, Papa! Petkoff: Es ist schon gut, nur ein kleiner Scherz--gib mir einen Ku�. [Sie k��t ihn:] Jetzt gib mir den Rock. Raina: Nein, ich will dir helfen, wende dich um. [Er dreht sich um und sucht mit den Armen nach den �rmeln. Raina nimmt geschickt die Photographie aus der Tasche und wirft sie Bluntschli auf den Tisch zu, der sie vor Sergius' Augen mit einem Bogen Papier bedeckt. Dieser sieht sprachlos vor Erstaunen zu, w�hrend sein Verdacht den Siedepunkt erreicht. Raina hilft dann Petkoff in den Rock hinein.] So, mein lieber Papa...F�hlst du dich jetzt wohl? Petkoff: Vollkommen, mein Schatz, ich danke dir. [Er setzt sich, Raina kehrt zu ihrem Platz an den Ofen zur�ck.] Apropos, ich habe etwas Merkw�rdiges in meiner Tasche gefunden! Was soll das bedeuten? [Er greift mit der Hand in die leere Tasche.] Was ist denn das? [Sucht in der anderen Tasche:] Nein, ich h�tte schw�ren m�gen...[Sehr verdutzt sucht er in der Brusttasche.] Ich begreife nicht...[Wieder in die erste Tasche greifend.] Wo kann sie nur sein--?[Ein Licht geht ihm auf, er erhebt sich und ruft aus:] Deine Mutter wird sie herausgenommen haben! Raina [sehr rot]: Was denn? Petkoff: Deine Photographie mit der Inschrift: "Raina ihrem Pralin�soldaten zum Andenken". Es ist klar, da� da mehr dahintersteckt, als man auf den ersten Blick sieht, und das mu� ich herausbringen. [Laut rufend:] Nicola! Nicola [l��t ein St�ck Holz fallen, wendet sich um]: Gn�diger Herr! Petkoff: Hast du heute morgen Fr�ulein Raina irgendeine Speise verdorben? Nicola: Wie Sie geh�rt haben, gn�diger Herr; Fr�ulein Raina hat es gesagt. Petkoff: Das wei� ich, du Trottel! Aber ist es wahr? Nicola: Ich bin �berzeugt, da� Fr�ulein Raina unf�hig ist, etwas anderes als die Wahrheit zu sagen, gn�diger Herr. Petkoff: Bist du das? Wahrhaftig? Dann bin ich es nicht. [Sich zu den anderen wendend:] Geht! Glaubt Ihr, da� ich nicht l�ngst alles durchschaut habe? [Er geht zu Sergius und klopft ihm auf die Schulter.] Sergius, du bist der Pralin�soldat, nicht wahr? Sergius [f�hrt zusammen]: Ich! ein Pralin�soldat? Gewi� nicht. Petkoff: Nicht? [Er sieht sich um; sie sind alle sehr ernst und sehr verst�ndnisvoll.] Willst du damit sagen, da� Raina auch andern M�nnern Photographien zum Andenken schenkt? Sergius [r�tselvoll]: Die Welt ist kein so unschuldiger Ort, wie wir fr�her glaubten, Petkoff. Bluntschli [sich erhebend]: Schon gut, Herr Major: ich bin der Pralin�soldat. [Petkoff und Sergius sind beide erstaunt.] Diese liebensw�rdige junge Dame hat mir das Leben gerettet! Sie gab mir Schokolade, als ich am Verhungern war; werde ich jemals ihren Duft vergessen! Mein verstorbener Freund Stolz hat Ihnen die Geschichte in Pirot erz�hlt--der Fl�chtling bin ich! Petkoff: Sie? [Er schnappt nach Luft.] Sergius, erinnerst du dich, wie sich die beiden Damen benommen haben, als wir die Geschichte heute morgen erz�hlten? [Sergius l�chelt zynisch, Petkoff mustert Raina strenge.] Du bist mir ein nettes Frauenzimmer, das mu� ich schon sagen! Raina [bitter]: Major Saranoff hat seine Ansicht ge�ndert, und als ich diese Worte auf mein Bild schrieb, da wu�te ich nicht, da� Hauptmann Bluntschli verheiratet ist. Bluntschli [f�hrt heftig protestierend auf]: Ich bin nicht verheiratet! Raina [sehr vorwurfsvoll]: Sie sagten doch, da� Sie verheiratet w�ren. Bluntschli: Das habe ich nicht gesagt, ganz bestimmt nicht; ich war in meinem ganzen Leben nie verheiratet. Petkoff [au�er sich]: Raina! Willst du mir gef�lligst sagen,--wenn es nicht zu unbescheiden ist, da� ich frage--mit welchem von diesen beiden Herren du verlobt bist? Raina: Mit keinem von beiden. Diese junge Dame, [zeigt auf Louka, die sie alle stolz ansieht,] ist jetzt der Gegenstand von Major Saranoffs Neigung. Petkoff: Louka!? Bist du verr�ckt geworden, Sergius?--das M�dchen ist doch mit Nicola verlobt. Nicola [nach vorne kommend]: Entschuldigen Sie, gn�diger Herr, das ist ein Irrtum; Louka ist nicht mit mir verlobt. Petkoff: Nicht mit dir verlobt, du Schuft--was? Du hast doch von mir am Tage deiner Verlobung f�nfundzwanzig Leu bekommen, und sie bekam dieses goldene Armband von Fr�ulein Raina. Nicola [mit kalter Salbung]: So haben wir angegeben, aber es war nur ein Schutz f�r Louka; sie ist zu H�herem geboren, und ich war nichts anderes als ihr vertrauter Diener. Ich habe die Absicht, wie gn�diger Herr wissen, sp�ter einen Laden in Sofia aufzumachen: und ich hoffe auf Loukas Kundschaft und Empfehlung f�r den Fall, da� sie in den Adel hineinheiraten sollte. [Er geht mit sichtlicher Diskretion hinaus, alle starren ihm nach.] Petkoff [das Schweigen brechend]: Na, ich bin...hm! Sergius: Das ist entweder edler Heroismus oder kriecherische Niedrigkeit! Entscheiden Sie, Bluntschli, was ist es? Bluntschli: K�mmern Sie sich nicht darum, ob es Heldentum oder Niedrigkeit ist. Nicola ist der f�higste Mann, den ich bis jetzt in Bulgarien kennen gelernt habe. Ich werde ihn zum Leiter eines Hotels machen, falls er Deutsch und Franz�sisch sprechen kann. Louka [bricht pl�tzlich gegen Sergius los]: Ich bin hier von jedermann beleidigt worden. Sie gingen sogar mit dem Beispiel voran. Sie sind zu einer Entschuldigung verpflichtet! [Sergius kreuzt sofort die Arme �ber der Brust, wie eine Repetieruhr, deren Feder ber�hrt wurde.] Bluntschli [bevor Sergius etwas sagen kann]: Vergebliche M�he--er entschuldigt sich nie! Louka: Nicht vor Ihnen, seinesgleichen und seinen Feinden; mir, seiner armen Dienerin, wird er eine Entschuldigung nicht versagen. Sergius [zustimmend]: Sie haben recht. [Er beugt das Knie; in seiner pathetischesten Weise:] Verzeihen Sie mir. Louka: Ich verzeihe Ihnen. [Sie reicht ihm sch�chtern ihre Hand, die er k��t.] Diese Ber�hrung macht mich zu Ihrer Braut. Sergius [aufspringend]: Oh, das habe ich vergessen! Louka [kalt]: Sie k�nnen Ihr Wort zur�cknehmen, wenn Sie wollen. Sergius: Zur�cknehmen? Niemals! Sie sind mein. [Er umarmt sie, Katharina kommt herein, findet Louka in Sergius' Armen und sieht, wie alle Louka und Sergius fassungslos anstarren.] Katharina: Was soll das hei�en? [Sergius l��t Louka los.] Petkoff: Nun, meine Teure, es scheint, da� Sergius jetzt die Absicht hat, statt Raina Louka zu heiraten. [Katharina will eben entr�stet gegen ihn losbrechen, er h�lt sie zur�ck und ruft m�rrisch aus:] Gib mir nicht die Schuld, ich habe nichts damit zu schaffen. [Er zieht sich nach dem Ofen zur�ck.] Katharina: Louka heiraten?! Sergius, Sie sind gebunden! Wir haben Ihr Wort! Sergius [seine Arme kreuzend]: Mich bindet nichts. Bluntschli [sehr erfreut �ber dieses vern�nftige Vorgehen]: Saranoff, Ihre Hand! Ich gratuliere Ihnen, Ihr Heldentum ist in manchen F�llen gut angebracht. [Zu Louka.] Sch�nes Fr�ulein, empfangen Sie die herzlichsten Gl�ckw�nsche eines guten Republikaners. [Er k��t Louka die Hand, zu Rainas gr��tem Widerwillen.] Katharina [drohend]: Louka, du hast getratscht! Louka: Ich habe Raina nicht geschadet. Katharina [hochm�tig]: Raina?! [Raina ist gleichfalls emp�rt �ber diese Frechheit.] Louka: Ich habe das Recht, sie Raina zu nennen, sie nennt mich ja auch blo� Louka. Ich habe Major Saranoff gesagt, da� sie ihn nie heiraten w�rde, falls der Schweizer Herr jemals wiederkommen sollte. Bluntschli [�berrascht]: Was ist das? Louka [wendet sich zu Raina]: Ich dachte, Sie h�tten ihn lieber als Sergius; Sie m�ssen am besten wissen, ob ich recht habe. Bluntschli: Was ist das f�r ein Unsinn? Ich versichere Ihnen, mein lieber Major, verehrte gn�dige Frau, Ihr reizendes Fr�ulein Tochter hat mir nur das Leben gerettet, nichts weiter; es war ihr niemals etwas an mir gelegen. Wie k�nnte das auch sein, um Gottes willen! Sehen Sie sich blo� einmal diese junge Dame an, und dann sehen Sie mich an! Sie: reich, jung, sch�n, ihre Phantasie voller M�rchenprinzen und Heldentaten, Kavallerieattacken und wei� Gott was noch! und ich, ein gew�hnlicher Schweizer Soldat, der sich kaum mehr vorstellen kann, was ein geregeltes Dasein ist, nach f�nfzehnj�hrigem Kasernen- und Schlachtenleben, ein Vagabund, ein Mann, der alle seine Lebensaussichten durch eine unverbesserliche romantische Veranlagung verdorben hat, ein Mann, der... Sergius [auffahrend; wie von einer Tarantel gestochen unterbricht er Bluntschli mit ungl�ubiger Verwunderung]: Verzeihen Sie, Bluntschli: was, sagen Sie, hat Ihre Lebensaussichten verdorben? Bluntschli [sofort]: Eine unverbesserlich romantische Veranlagung. Ich bin schon als Knabe zweimal von Hause durchgebrannt. Ich ging zur Armee statt in meines Vaters Gesch�ft. Ich kletterte auf den Balkon dieses Hauses, statt mich wie ein vern�nftiger Mensch im erstbesten Keller zu verstecken! Ich kam hierher zur�ckgeschlichen, um diese junge Dame noch einmal zu sehen, wo jeder andere Mann in meinem Alter den Rock einfach zur�ckgeschickt h�tte... Petkoff: Meinen Rock? Bluntschli:--Ja, Ihren Rock! Jeder andere w�rde ihn zur�ckgeschickt haben und w�re dann ruhig nach Hause gereist. Glauben Sie wirklich, da� ein junges M�dchen sich in so einen Menschen verlieben wird? Vergleichen Sie blo� einmal unser Alter--ich bin vierunddrei�ig! Ich glaube nicht, da� Fr�ulein Raina viel �ber siebzehn ist. [Diese Sch�tzung ruft eine bemerkbare Sensation hervor, alle wenden sich um und blicken einander an; er f�hrt unschuldig fort:] Dieses ganze Abenteuer, dessen Ausgang f�r mich Leben oder Tod bedeutet hat, war ihr blo� das Spiel eines Backfisches mit Schokoladenbonbons, ein Versteckenspiel. Hier ist der Beweis! [Er nimmt die Photographie vom Tisch.] Ich frage Sie: w�rde mir eine Frau, die unsere Begegnung ernst genommen h�tte, das geschickt haben mit dieser Inschrift: "Raina ihrem Pralin�soldaten zum Andenken"? [Er h�lt die Photographie triumphierend in die H�he, als ob er die Angelegenheit nun �ber allen Zweifel erhaben geschlichtet h�tte.] Petkoff: Dieses Bild habe ich ja gesucht. Wie zum Teufel kam es dorthin? Bluntschli [zu Raina, wohlgef�llig]: Nun habe ich aber hoffentlich alles sch�n in Ordnung gebracht, verehrtes Fr�ulein? Raina [in unbeherrschbarer Kr�nkung]: Ich stimme vollkommen mit allem �berein, was Sie �ber sich erz�hlen. Sie sind ein romantischer Idiot. [Bluntschli f�hrt sprachlos zur�ck.] Das n�chste Mal, hoffe ich, werden Sie den Unterschied zwischen einem Schulm�dchen von siebzehn und einer Frau von dreiundzwanzig bemerken. Bluntschli [verbl�fft]: Dreiundzwanzig? [Sie rei�t ihm die Photographie verachtungsvoll aus der Hand, zerrei�t sie und wirft ihm die St�cke vor die F��e.] Sergius [sehr erfreut �ber die Niederlage seines Nebenbuhlers]: Bluntschli, mein letzter Glaube ist dahin,--Ihr Scharfsinn ist Schwindel, wie alles andere--Sie sind noch d�mmer als ich. Bluntschli [�berw�ltigt]: Dreiundzwanzig! dreiundzwanzig! [Er denkt nach:] Hm! [Schnell einen Entschlu� fassend:] In diesem Falle, Major Petkoff, bitte ich Sie in aller Form um die Hand Ihrer verehrten Tochter, an Stelle des zur�ckgetretenen Major Saranoff. Raina: Sie wagen es? Bluntschli: Wenn Sie dreiundzwanzig Jahre alt waren, als Sie mir heute nachmittag jene Dinge sagten, dann nehme ich sie ernst. Katharina [stolz, h�flich]: Ich zweifle sehr, mein Herr, ob Sie sich der Stellung meiner Tochter sowie der Stellung des Major Sergius Saranoff, dessen Platz Sie einzunehmen w�nschen, bewu�t sind. Die Petkoffs und die Saranoffs sind bekannt als die reichsten und angesehensten Familien unseres Landes. Unser Name ist beinahe historisch, wir k�nnen bis auf nahezu zwanzig Jahre zur�ckblicken. Petkoff: Oh, la� das, Katharina. [Zu Bluntschli:] Ihr Antrag w�rde uns sehr gl�cklich machen, Bluntschli, wenn es sich blo� um Ihre Stellung handelte. Aber verw�nscht! Sie wissen, Raina ist an eine sehr gro�artige Lebensf�hrung gew�hnt. Sergius h�lt zwanzig Pferde. Bluntschli: Aber was sollen ihr denn zwanzig Pferde? Das ist ja ein wahrer Zirkus? Katharina [strenge]: Meine Tochter ist an einen Stall ersten Ranges gew�hnt, Herr Hauptmann. Raina: Aber Mama, du machst mich ja l�cherlich! Bluntschli: Na, gut! wenn es sich um wirtschaftliche Einrichtungen handelt, da stelle ich meinen Mann! [Er geht rasch, an den Tisch und nimmt seine Papiere aus dem blauen Umschlag.] Wieviel Pferde, haben Sie gesagt? Sergius: Zwanzig, edler Schweizer! Bluntschli: Ich habe zweihundert Pferde. [Sie sind erstaunt]: Wieviel Wagen haben Sie? Sergius: Drei. Bluntschli: Ich habe siebzig. In vierundzwanzig davon haben je zw�lf Leute Platz und noch zwei auf dem Bock, ohne den Kutscher und den Kondukteur zu rechnen. Wieviel Tischt�cher haben Sie? Sergius: Wie, zum Teufel, soll ich das wissen? Bluntschli: Haben Sie viertausend? Sergius: Nein. Bluntschli: Ich habe so viel; ferner neuntausendsechshundert Bettt�cher und Bettdecken, mit zweitausendvierhundert Eiderdaunenkissen. Ich habe zehntausend Messer und Gabeln und die gleiche Anzahl Dessertl�ffel. Ich habe sechshundert Diener, sechs palastartige Geb�ude, au�erdem zwei Mietstallungen, ein Gartenrestaurant und ein Wohnhaus. Ich habe vier Medaillen f�r hervorragende Dienste, ich habe den Rang eines Offiziers, und den Stand eines Gentleman, und drei Muttersprachen. Zeigen Sie mir irgend einen Mann in Bulgarien, der so viel bieten kann. Petkoff [mit kindischer Scheu]: Sind Sie am Ende gar der Kaiser der Schweiz? Bluntschli: Mein Rang ist der h�chste, den man in der Schweiz anerkennt: ich bin ein freier B�rger. Katharina: Wenn dem so ist, Kapit�n Bluntschli, so will ich, da meine Tochter Sie auserkoren hat, Ihrem Gl�ck nicht im Wege stehen. [Petkoff will sprechen.] Major Petkoff teilt dieses Gef�hl. Petkoff: Oh, ich werde mich gl�cklich sch�tzen... Zweihundert Pferde--Donnerwetter! Sergius [zu Raina gewendet]: Und was sagen Sie? Raina [tut, ab ob sie schmollte]: Ich sage, da� er seine Tischw�sche und seine Omnibusse behalten kann. Ich lasse mich nicht an den Meistbietenden verkaufen. Bluntschli: Diese Antwort nehme ich nicht an. Ich wandte mich an Sie als Fl�chtling, als Bettler, als Verhungernder! Sie haben mich aufgenommen und mir Ihre Hand zum Kusse, Ihr Bett f�r meine m�den Glieder und Ihr Dach zu meinem Schutze angeboten. Raina [unterbricht ihn]: Dem Kaiser der Schweiz hab' ich das alles nicht geboten! Bluntschli: Das ist es ja gerade, was ich sage! [Er ergreift ihre Hand rasch und sieht ihr fest in die Augen, w�hrend er, seiner Macht vertrauend, hinzuf�gt:] Bitte, sagen Sie uns nun, wem Sie dies alles gaben? Raina [ergibt sich mit scheuem L�cheln]: Meinem Pralin�soldaten. Bluntschli [mit knabenhaft entz�cktem Lachen]: Das gen�gt mir, ich danke Ihnen! [Er sieht auf seine Uhr und wird pl�tzlich Berufssoldat.] Die Zeit ist um, ich mu� nun fort, Major! Sie haben die Regimenter so trefflich dirigiert, da� Sie �berzeugt sein k�nnen, man wird Sie ausersehen, um einige Infanterieregimenter der Timoklinien loszuwerden. Senden Sie die Leute auf dem Weg von Lom-Palanka heim; Saranoff, verheiraten Sie sich nicht, bevor ich zur�ckkomme; ich werde p�nktlich Dienstag in vierzehn Tagen um f�nf Uhr abends hier sein!--Meine verehrten Damen, ich w�nsche einen guten Abend! [Er macht ihnen eins milit�rische Verbeugung und geht ab.] Sergius: Was f�r ein Mann! was f�r ein Mann! Vorhang *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, HELDEN *** This file should be named 8hldn10.txt or 8hldn10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 8hldn11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 8hldn10a.txt Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. 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