The Project Gutenberg EBook of Die Verschwoerung des Fiesco zu Genua by Friedrich (Johann Christoph Friedrich von ) Schiller Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. 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Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar. Friedrich Schiller Die Verschw�rung des Fiesco zu Genua Ein republikanisches Trauerspiel. Nam id facinus inprimis ego memorabile existimo sceleris atque periculi novitate. Sallust vom Catilina. Vorrede. Die Geschichte dieser Verschw�rung habe ich vorz�glich aus des Cardinals von Retz Conjuration du Comte Jean Louis de Fiesque, der Histoire des Conjurations, Histoire de G�nes und Robertsons Geschichte Karls V.--dem dritten Theil--gezogen. Freiheiten, welche ich mir mit den Begebenheiten herausnahm, wird der Hamburgische Dramaturgist entschuldigen, wenn sie mir gegl�ckt sind; sind sie das nicht, so will ich doch lieber meine Phantasieen als Facta verdorben haben. Die wahre Katastrophe des Komplotts, worin der Graf durch einen ungl�cklichen Zufall am Ziel seiner W�nsche zu Grunde geht, mu�te durchaus ver�ndert werden, denn die Natur des Dramas duldet den Finger des Ohngef�hrs oder der unmittelbaren Vorsehung nicht. Es sollte mich sehr wundern, warum noch kein tragischer Dichter in diesem Stoffe gearbeitet hat, wenn ich nicht Grund genug in eben dieser undramatischen Wendung f�nde. H�here Geister sehen die zarten Spinneweben einer That durch die ganze Dehnung des Weltsystems laufen und vielleicht an die entlegensten Grenzen der Zukunft und Vergangenheit anh�ngen--wo der Mensch nichts, als das in freien L�ften schwebende Factum sieht. Aber der K�nstler w�hlt f�r das kurze Gesicht der Menschheit, die er belehren will, nicht f�r die scharfsichtige Allmacht, von der er lernt. Ich habe in meinen R�ubern das Opfer einer ausschweifenden Empfindung zum Vorwurf genommen.--Hier versuche ich das Gegentheil, ein Opfer der Kunst und Cabale. Aber so merkw�rdig sich auch das ungl�ckliche Project des Fiesco in der Geschichte gemacht hat, so leicht kann es doch diese Wirkung auf dem Schauplatz verfehlen. Wenn es wahr ist, da� nur Empfindung Empfindung weckt, so m��te, d�ucht mich, der politische Held in eben dem Grade kein Subject f�r die B�hne sein, in welchem er den Menschen hintenansetzen mu�, um der politische Held zu sein. Es stand daher nicht bei mir, meiner Fabel jene lebendige Gluth einzuhauchen, welche durch das lautere Product der Begeisterung herrscht; aber die kalte, unfruchtbare Staatsaction aus dem menschlichen Herzen herauszuspinnen und eben dadurch an das menschliche Herz wieder anzukn�pfen--den Mann durch den staatsklugen Kopf zu verwickeln--und von der erfindrischen Intrigue Situationen f�r die Menschheit zu entlehnen--das stand bei mir. Mein Verh�ltni� mit der b�rgerlichen Welt machte mich auch mit dem Herzen bekannter, als dem Kabinet, und vielleicht ist eben diese politische Schw�che zu einer poetischen Tugend geworden. Personen des St�cks. Andreas Doria, Doge von Genua. Ehrw�rdiger Greis von 80 Jahren. Spuren von Feuer. Ein Hauptzug: Gewicht und strenge befehlende K�rze. Gianettino Doria, Neffe des Vorigen. Pr�tendent. Mann von 26 Jahren. Rauh und anst��ig in Sprache, Gang und Manieren. B�urisch-stolz. Die Bildung zerrissen. (Beide Doria tragen Scharlach) Fiesco, Graf von Lavagna. Haupt der Verschw�rung. Junger, schlanker, bl�hend-sch�ner Mann von 23 Jahren--stolz mit Anstand--freundlich mit Majest�t--h�flich-geschmeidig und eben so t�ckisch. (Alle Nobili gehen schwarz. Die Tracht ist durchaus altdeutsch.) Verrina, verschworner Republikaner. Mann von 60 Jahren. Schwer, ernst und d�ster. Tiefe Z�ge. Bourgognino, Verschworner. J�ngling von 20 Jahren. Edel und angenehm. Stolz, rasch und nat�rlich. Calcagno, Verschworner. Hagrer Woll�stling. 30 Jahre. Bildung gef�llig und unternehmend. Sacco, Verschworner. Mann von 45 Jahren. Gew�hnlicher Mensch. Lomellino, Gianettinos Vertrauter. Ein ausgetrockneter Hofmann. Zenturione, Zibo, Asserato, Mi�vergn�gte. Romano, Maler. Frei, einfach und stolz. Muley Hassan, Mohr von Tunis. Ein confiscirter Mohrenkopf. Die Physiognomie eine originelle Mischung von Spitzb�berei und Laune. Deutscher der herzoglichen Leibwache. Ehrliche Einfalt. Handfeste Tapferkeit. Drei aufr�hrerische B�rger. Leonore, Fiesco's Gemahlin. Dame von 18 Jahren. Bla� und schm�chtig. Fein und empfindsam. Sehr anziehend, aber weniger blendend. Im Gesicht schw�rmerische Melancholie. Schwarze Kleidung. Julia, Gr�fin Wittwe Imperiali, Dorias Schwester. Dame von 25 Jahren. Gro� und voll. Stolze Kokette. Sch�nheit, verdorben durch Bizarrerie. Blendend und nicht gefallend. Im Gesicht ein b�ser moquanter Charakter. Schwarze Kleidung. Bertha, Verrinas Tochter. Unschuldiges M�dchen. Rosa, Arabella, Leonorens Kammerm�dchen. Mehrere Nobili, B�rger, Deutsche, Soldaten, Bediente, Diebe. Der Schauplatz Genua.--Die Zeit 1547. Erster Aufzug Saal bei Fiesco Man h�rt in der Ferne eine Tanzmusik und den Tumult eines Balls. Erster Auftritt. Leonore maskiert, Rosa, Arabella fliehen zerst�rt auf die B�hne. Leonore (rei�t die Maske ab). Nichts mehr! Kein Wort mehr! Es ist am Tag. (Sie wirft sich in einen Sessel.) Das wirft mich nieder. Arabella. Gn�dige Frau-Leonore (aufstehend). Vor meinen Augen! eine stadtkundige Kokette! im Angesicht des ganzen Adels von Genua! (Wehm�tig.) Rosa! Bella! und vor meinen weinenden Augen. Rosa. Nehmen Sie die Sache f�r Das, was sie wirklich war--eine Galanterie-Leonore. Galanterie?--und das emsige Wechselspiel ihrer Augen? das �ngstliche Lauern auf ihre Spuren? der lange verweilende Ku� auf ihren entbl��ten Arm, da� noch die Spur seiner Z�hne im flammrothen Fleck zur�ckblieb? Ha! und die starre tiefe Bet�ubung, worein er, gleich dem gemalten Entz�cken, versunken sa�, als w�r' um ihn her die Welt weggeblasen und er allein mit dieser Julia im ewigen Leeren? Galanterie?--gutes Ding, das noch nie geliebt hat, streite mir nicht �ber Galanterie und Liebe. Rosa. Desto besser, Madonna. Einen Gemahl verlieren hei�t zehen Cicisbeo Profit machen. Leonore. Verlieren?--ein kleiner aussetzender Puls der Empfindung und Fiesco verloren? Geh, giftige Schw�tzerin--komm mir nie wieder vor die Augen!--eine unschuldige Neckerei--vielleicht eine Galanterie? Ist es nicht so, meine empfindende Bella? Arabella. O ja! ganz zuverl�ssig so! Leonore (in Tiefsinn versunken). Da� sie darum in seinem Herzen sich w��te?--da� hinter jedem seiner Gedanken ihr Name im Hinterhalt l�ge?--ihn anspr�che in jeder Fu�tapfe der Natur?--Was ist das? wo gerath' ich hin? Da� ihm die sch�ne majest�tische Welt nichts w�re, als der pr�chtige Demant, worauf nur ihr Bild--nur ihr Bild gestochen ist?--da� er sie liebte?--Julien! O deinen Arm her--halte mich, Bella! (Pause. Die Musik l��t sich von Neuem h�ren.) Leonore (aufgefahren). Horch! War das nicht die Stimme Fiescos, die aus dem L�rme hervordrang? Kann er lachen, wenn seine Leonore im Einsamen weinet? Nicht doch, mein Kind! Es war Gianettino Dorias b�urische Stimme. Arabella. Sie war's, Signora! Aber kommen Sie in ein anderes Zimmer. Leonore. Du entf�rbst dich, Bella! du l�gst--ich lese in euren Augen--in den Gesichtern der Genueser ein Etwas--ein Etwas. (Sich verh�llend.) O gewi�! diese Genueser wissen mehr, als f�r das Ohr einer Gattin taugt. Rosa. O der Alles vergr��ernden Eifersucht! Leonore. (schwerm�thig schw�rmend). Da er noch Fiesco war--dahertrat im Pomeranzenhain, wo wir M�dchen lustwandeln gingen, ein bl�hender Apoll, verschmolzen in den m�nnlich-sch�nen Antinous. Stolz und herrlich trat er daher, nicht anders, als wenn das durchlauchtige Genua auf seinen jungen Schultern sich wiegte; unsere Augen schlichen diebisch ihm nach und zuckten zur�ck, wie auf dem Kirchenraub ergriffen, wenn sein wetterleuchtender Blick sie traf. Ach, Bella! wie verschlangen wir seine Blicke! wie parteiisch z�hlte sie der �ngstliche Neid der Nachbarin zu! Sie fielen unter uns wie der Goldapfel des Zanks, z�rtliche Augen brannten wilder, sanfte Busen pochten st�rmischer, Eifersucht hatte unsere Eintracht zerrissen. Arabella. Ich besinne mich. Das ganze weibliche Genua kam in Aufruhr um diese sch�ne Eroberung. Leonore (begeistert). Und nun mein ihn zu nennen! verwegenes, entsetzliches Gl�ck! Mein Genuas gr��ten Mann, (mit Anmuth) der vollendet sprach aus dem Mei�el der unersch�pflichen K�nstlerin, alle Gr��en seines Geschlechts im lieblichsten Schmelze verband--H�ret, M�dchen! kann ich's nun doch nicht mehr verschweigen!--H�ret, M�dchen, ich vertraue euch etwas, (geheimni�voll) einen Gedanken--als ich am Altar stand neben Fiesco--seine Hand in meine Hand gelegt--hatt' ich den Gedanken, den zu denken dem Weibe verboten ist--dieser Fiesco, dessen Hand jetzt in der deinigen liegt--dein Fiesco--aber still! da� kein Mann uns belausche, wie hoch wir uns mit dem Abfall seiner Vortrefflichkeit br�sten--dieser dein Fiesco--Weh euch, wenn das Gef�hl euch nicht h�her wirft!--wird--uns Genua von seinen Tyrannen erl�sen! Arabella (erstaunt). Und diese Vorstellung kam einem Frauenzimmer am Brauttag? Leonore. Erstaune, Bella! Der Braut in der Wonne des Brauttags! (Lebhafter.) Ich bin ein Weib--aber ich f�hle den Adel meines Bluts, kann es nicht dulden, da� dieses Haus Doria �ber unsre Ahnen hinauswachsen will. Jener sanftm�thige Andreas--es ist eine Wollust, ihm gut zu sein--mag immer Herzog von Genua hei�en, aber Gianettino ist sein Neffe--sein Erbe--und Gianettino hat ein freches, hochm�thiges Herz. Genua zittert vor ihm, und Fiesco, (in Wehmuth hinabgefallen) Fiesco--weinet um mich--liebt seine Schwester. Arabella. Arme, ungl�ckliche Frau-Leonore. Geht jetzt und sehet diesen Halbgott der Genueser im schamlosen Kreis der Schwelger und Buhldirnen setzen, ihre Ohren mit unartigem Witze kitzeln, ihnen M�rchen von verw�nschten Prinzessinnen erz�hlen--das ist Fiesco!--Ach, M�dchen! nicht Genua allein verlor seinen Helden--auch ich meinen Gemahl! Rosa. Reden Sie leiser. Man k�mmt durch die Galerie. Leonore (zusammenschreckend). Fiesco kommt. Flieht! flieht! Mein Anblick k�nnte ihm einen tr�ben Augenblick machen. (Sie entspringt in ein Seitenzimmer. Die M�dchen ihr nach.) Zweiter Auftritt Gianettino Doria maskiert im gr�nen Mantel. Ein Mohr. Beide im Gespr�ch. Gianettino. Du hast mich verstanden. Mohr. Wohl. Gianettino. Die wei�e Maske. Mohr. Wohl. Gianettino. Ich sage--die wei�e Maske! Mohr. Wohl! wohl! wohl! Gianettino. H�rst du? Du kannst sie nur (auf seine Brust deutend) hieher verfehlen. Mohr. Seid unbek�mmert. Gianettino. Und einen t�chtigen Sto�! Mohr. Er soll zufrieden sein. Gianettino (h�misch). Da� der arme Graf nicht Mohr. Um Vergebung--wie schwer m�chte ungef�hr sein Kopf ins Gewicht fallen? Gianettino. Hundert Zechinen schwer. Mohr (bl�st durch die Finger). Puh! Federleicht! Gianettino. Was brummst du da? Mohr. Ich sag' es ist eine leichte Arbeit. Gianettino. Das ist deine Sorge. Dieser Mensch ist ein Magnet. Alle unruhigen K�pfe fliegen gegen seine Pole. H�re, Kerl! fasse ihn ja recht. Mohr. Aber, Herr--ich mu� flugs auf die That nach Venedig. Gianettino. So nimm deinen Dank voraus. (wirft ihm einen Wechsel zu.) In h�chstens drei Tagen mu� er kalt sein. (Ab.) Mohr (indem er den Wechsel vom Boden nimmt). Das nenn' ich Credit! Der Herr traut meiner Jaunerparole ohne Handschrift. (Ab.) Dritter Auftritt Calcagno, hinter ihm Sacco. Beide in schwarzen M�nteln. Calcagno. Ich werde gewahr, da� du alle meine Schritte belauerst. Sacco. Und ich beobachte, da� die mir alle verbirgst. H�re, Calcagno, seit einigen Wochen arbeitet etwas auf deinem Gesichte, das nicht geradezu just dem Vaterland gilt.--Ich d�chte, Bruder, wir Beide k�nnten schon Geheimni� gegen Geheimni� tauschen, und am Ende h�tte Keiner beim Schleichhandel verloren--Wirst du aufrichtig sein? Calcagno. So sehr, da�, wenn deine Ohren nicht Lust haben, in meine Brust hinunter zu steigen, mein Herz dir halbwegs auf meiner Zunge entgegen kommen soll--Ich liebe die Gr�fin Fiesco. Sacco (tritt verwundernd zur�ck). Wenigstens das h�tt' ich nicht entziffert, h�tte ich alle M�glichkeiten Revue passieren lassen--Deine Wahl spannt meinen Witz auf die Folter, aber es ist um ihn geschehen, wenn sie gl�ckt. Calcagno. Man sagt, sie sei ein Beispiel der strengsten Tugend. Sacco. Man l�gt. Sie ist das ganze Buch �ber den abgeschmackten Text. Eins von beiden, Calcagno, gib dein Gewerb oder dein Herz auf-Calcagno. Der Graf ist ihr ungetreu. Eifersucht ist die abgefeimteste Kupplerin. Ein Anschlag gegen die Doria mu� den Grafen in Athem halten und mir im Palaste zu schaffen geben. W�hrend er nun den Wolf aus der H�rde scheucht, soll der Marder in seinen H�hnerstall fallen. Sacco. Unverbesserlich, Bruder! Habe Dank. Auch mich hast du pl�tzlich des Rothwerdens �berhoben. Was ich mich zu denken gesch�mt habe, kann ich jetzt laut vor dir sagen. Ich bin ein Bettler, wenn die jetzige Verfassung nicht �bern Haufen f�llt. Calcagno. Sind deine Schulden so gro�? Sacco. So ungeheuer, da� mein Lebensfaden, achtfach genommen, am ersten Zehentheil abschnellen mu�. Eine Staatsver�nderung soll mir Luft machen, hoff' ich. Wenn sie mir auch nicht zum Bezahlen hilft, soll sie doch meinen Gl�ubigern das Fordern entleiden. Calcagno. Ich verstehe--und am Ende, wenn Genua bei der Gelegenheit frei wird, l��t sich Sacco Vater des Vaterlands taufen. W�rme mir Einer das verdroschene M�rchen von Redlichkeit auf, wenn der Bankerott eines Taugenichts und die Brunst eines Woll�stlings das Gl�ck eines Staats entscheiden. Bei Gott, Sacco! ich bewundre in uns Beiden die feine Speculation des Himmels, der das Herz des K�rpers durch die Eiterbeulen der Gliedma�en rettet--Wei� Verrina um deinen Anschlag? Sacco. So weit der Patriot darum wissen darf. Genua, wei�t du selbst, ist die Spindel, um welche sich alle seine Gedanken mit einer eisernen Treue drehen. An dem Fiesco h�ngt jetzt sein Falkenaug. Auch dich hofft er halbwegs zu einem k�hnen Komplott. Calcagno. Er hat eine treffliche Nase. Komm, la� uns ihn aufsuchen und seinen Freiheitssinn mit dem unsrigen sch�ren. (Gehen ab.) Vierter Auftritt Julia erhitzt. Fiesco, der einen wei�en Mantel tr�gt, eilt ihr nach. Julia. Lakaien! L�ufer! Fiesco. Gr�fin, wohin? Was beschlie�en Sie? Julia. Nichts, im mindesten nichts. (Bediente.) Mein Wagen soll vorfahren. Fiesco. Sie erlauben--er soll nicht. Hier ist eine Beleidigung. Julia. Pah! doch wohl das nicht--Weg! Sie zerren mir ja die Garnierung in St�cken--Beleidigung? Wer ist hier, der beleidigen kann? So gehen Sie doch. Fiesco (auf einem Knie.) Nicht, bis Sie mir den Verwegenen sagen. -Julia (steht still mit angestemmten Armen). Ah, sch�n! sch�n! sehensw�rdig! Rufe doch Jemand die Gr�fin von Lavagna zu diesem reizenden Schauspiel!--Wie, Graf? wo bleibt der Gemahl? Diese Stellung taugte ausnehmend in das Schlafgemach Ihrer Frau, wenn sie im Kalender ihrer Liebkosungen bl�ttert und einen Bruch in der Rechnung findet. Stehen Sie doch auf. Gehen Sie zu Damen, wo Sie wohlfeiler markten. So stehen Sie doch auf. Oder wollen Sie die Impertinenzen Ihrer Frau mit Ihren Galanterieen abb��en? Fiesco (springt auf). Impertinenzen? Ihnen? Julia. Aufzubrechen--den Sessel zur�ckzusto�en--der Tafel den R�cken zu kehren--der Tafel, Graf! an der ich sitze. Fiesco. Es ist nicht zu entschuldigen. Julia. Und mehr ist es nicht?--�ber die Fratze! und ist es denn meine Schuld, (sich bel�chelnd) da� der Graf seine Augen hat? Fiesco. Das Verbrechen Ihrer Sch�nheit, Madonna, da� er sie nicht �berall hat. Julia. Keine Delicatesse, Graf, wo die Ehre das Wort f�hrt. Ich fordre Genugthuung. Finde ich sie bei Ihnen? oder hinter den Donnern des Herzogs? Fiesco. In den Armen der Liebe, die Ihnen den Mi�tritt der Eifersucht abbittet. Julia. Eifersucht? Eifersucht? Was will denn das K�pfchen? (Vor einem Spiegel gesticulierend.) Ob sie wohl eine bessere F�rsprache f�r ihren Geschmack zu erwarten hat, als wenn ich ihn f�r den meinigen erkl�re? (Stolz.) Doria und Fiesco?--ob sich die Gr�fin von Lavagna nicht geehrt f�hlen mu�, wenn die Nichte des Herzogs ihre Wahl beneidensw�rdig findet? (Freundlich, indem sie dem Grafen ihre Hand zum K�ssen reicht.) Ich setze den Fall, Graf, da� ich sie so f�nde. Fiesco (lebhaft). Grausamste, und mich dennoch zu qu�len!--Ich wei� es, g�ttliche Julia, da� ich nur Ehrfurcht gegen Sie f�hlen sollte. Meine Vernunft hei�t mich das Knie des Unterthans vor dem Blut Dorias beugen, aber mein Herz betet die sch�ne Julia an. Eine Verbrecherin ist meine Liebe, aber eine Heldin zugleich, die k�hn genug ist, die Ringmauer des Rangs durchzubrechen und gegen die verzehrende Sonne der Majest�t anzufliegen. Julia. Eine gro�e, gro�e, gr�fliche L�ge, die auf Stelzen heranhinkt--Seine Zunge verg�ttert mich, sein Herz h�pft unter dem Schattenri� einer Andern. Fiesco. Oder besser, Signora, es schl�gt unwillig dagegen und will ihn hinwegdr�cken. (Indem er die Silhouette Leonorens, die an einem himmelblauen Bande h�ngt, herabnimmt und sie der Julia �berliefert.) Stellen Sie Ihr Bild an diesem Altar auf, so k�nnen Sie diesen G�tzen zerst�ren. Julia (steckt das Bild hastig zu sich, vergn�gt). Ein gro�es Opfer, bei meiner Ehre, das meinen Dank verdient. (Sie h�ngt ihm die ihrige um.) So, Sklave! trage die Farbe deines Herrn. (Sie geht ab.) Fiesco (mit Feuer). Julia liebt mich! Julia! Ich beneide keinen Gott. (Frohlockend im Saal.) Diese Nacht sei eine Festnacht der G�tter, die Freude soll ihr Meisterst�ck machen. Holla! holla! (Menge Bediente.) Der Boden meiner Zimmer lecke cyprischen Nektar, Musik l�rme die Mitternacht aus ihrem bleiernen Schlummer auf, tausend brennende Lampen spotten die Morgensonne hinweg--Allgemein sei die Lust, der bacchantische Tanz stampfe das Todtenreich in polternde Tr�mmer! (Er eilt ab. Rauschendes Allegro, unter welchem der Mittelvorhang aufgezogen wird und einen gro�en illuminierten Saal er�ffnet, worin viele Masken tanzen. Zur Seite Schenk--und Spieltische von G�sten besetzt.) F�nfter Auftritt Gianettino halb betrunken. Lomellin. Zibo. Zenturione. Verrina. Sacco. Calcagno. Alle maskiert. Mehrere Damen und Nobili. Gianettino (l�rmend). Bravo! Bravo! Diese Weine glitschen herrlich, unsre T�nzerinnen springen � merveille. Geh Einer von euch, streu' es in Genua aus, ich sei heitern Humors, man k�nne sich g�tlich thun--Bei meiner Geburt! sie werden den Tag roth im Kalender zeichnen und drunter schreiben: Heute war Prinz Doria lustig. G�ste (setzen die Gl�ser an). Die Republik! (Trompetensto�.) Gianettino (wirft das Glas mit Macht auf die Erde). Hier liegen die Scherben. (Drei schwarze Masken fahren auf, versammeln sich um Gianettino.) Lomellin (f�hrt den Prinzen vor). Gn�diger Herr, Sie sagten mir neulich von einem Frauenzimmer, das Ihnen in der Lorenzokirche begegnete? Gianettino. Das hab' ich auch, Bursche, und mu� ihre Bekanntschaft haben. Lomellin. Die kann ich Eurer Gnaden verschaffen. Gianettino (rasch). Kannst du? Kannst du? Lomellin, du hast dich neulich zur Procuratorw�rde gemeldet. Du sollst sie erhalten. Lomellin. Gn�diger Prinz, es ist die zweite im Staat, mehr denn sechzig Edelleute bewerben sich darum, alle reicher und angesehener, als Euer Gnaden unterth�niger Diener. Gianettino (schnaubt ihn trotzig an). Donner und Doria! Du sollst Procurator werden. (Die drei Masken kommen vorw�rts.) Adel in Genua? La� sie all ihre Ahnen und Wappen zumal in die Wagschale schmei�en, was braucht es mehr, als ein Haar aus dem wei�en Bart meines Onkels, Genuas ganze Adelschaft in alle L�fte zu schnellen? Ich will, du sollst Procurator sein, das ist so viel als alle Stimmen der Signoria. Lomellin (leiser). Das M�dchen ist die einzige Tochter eines gewissen Verrina. Gianettino. Das M�dchen ist h�bsch, und trutz allen Teufeln! mu� ich sie brauchen. Lomellin. Gn�diger Herr! das einzige Kind des starrk�pfigsten Republikaners! Gianettino. Geh in die H�lle mit deinem Republikaner! Der Zorn eines Vasallen und meine Leidenschaft! Das hei�t, der Leuchtthurm mu� einst�rzen, wenn Buben mit Muscheln darnach werfen. (Drei schwarze Masken treten mit gro�en Bewegungen n�her.) Hat darum Herzog Andreas seine Narben geholt in den Schlachten dieser Lumpenrepublikaner, da� sein Neffe die Gunst ihrer Kinder und Br�ute erbetteln soll? Donner und Doria! diesen Gelust m�ssen sie niederschlucken, oder ich will �ber den Gebeinen meines Oheims einen Galgen aufpflanzen, an dem sich ihre genuesische Freiheit zu Tod zappeln soll. (Die drei Masken treten zur�ck.) Lomellin. Das M�dchen ist eben jetzt allein. Ihr Vater ist hier und eine von den drei Masken. Gianettino. Erw�nscht, Lomellin. Gleich bringe mich zu ihr. Lomellin. Aber Sie werden eine Buhlerin suchen und eine Empfindlerin finden. Gianettino. Gewalt ist die beste Beredsamkeit. F�hre mich alsobald hin; den republikanischen Hund will ich sehen, der am B�ren Doria hinaufspringt. (Fiesco begegnet ihm an der Th�r.) Wo ist die Gr�fin? Sechster Auftritt Vorige. Fiesco. Fiesco. Ich habe sie in den Wagen gehoben. (Er fa�t Gianettinos Hand und h�lt sie gegen seine Brust.) Prinz, ich bin jetzt doppelt in Ihren Banden. Gianettino herrscht �ber meinen Kopf und Genua; �ber mein Herz Ihre liebensw�rdige Schwester. Lomellin. Fiesco ist ganz Epikur�er worden. Die gro�e Welt hat viel an Ihnen verloren. Fiesco. Aber Fiesco nichts an der gro�en Welt. Leben hei�t tr�umen; weise sein, Lomellin, hei�t angenehm tr�umen. Kann man das besser unter den Donnern des Throns, wo die R�der der Regierung ewig ins gellende Ohr krachen, als am Busen eines schmachtenden Weibs? Gianettino Doria mag �ber Genua herrschen. Fiesco wird lieben. Gianettino. Brich auf, Lomellin! Es wird Mitternacht. Die Zeit r�ckt heran. Lavagna, wir danken f�r deine Bewirtung. Ich war zufrieden. Fiesco. Das ist alles, was ich w�nschen kann, Prinz. Gianettino. Also gute Nacht. Morgen ist Spiel bei Doria, und Fiesco ist eingeladen. Komm, Procurator. Fiesco. Musik! Lichter! Gianettino (trotzig durch die drei Masken). Platz dem Namen des Herzogs. Eine von den drei Masken (murmelt unwillig). In der H�lle! Niemals in Genua! G�ste (in Bewegung). Der Prinz bricht auf. Gute Nacht, Lavagna! (Taumeln hinaus.) Siebenter Auftritt Die drei schwarzen Masken. Fiesco. Pause. Fiesco. Ich werde hier G�ste gewahr, die die Freuden meines Festes nicht theilen. Masken (murmeln verdrie�lich durcheinander). Nicht Einer. Fiesco (verbindlich). Sollte mein guter Wille einen Genueser mi�vergn�gt weglassen? Hurtig, Lakaien! man soll den Ball erneuern und die gro�en Pokale f�llen. Ich wollte nicht, da� Jemand hier Langeweile h�tte. Darf ich Ihre Augen mit Feuerwerken erg�tzen? Wollen Sie die K�nste meines Harlekins h�ren? Vielleicht finden Sie bei meinem Frauenzimmer Zerstreuung? Oder wollen wir uns zum Pharao setzen und die Zeit mit Spielen betr�gen? Eine Maske. Wir sind gewohnt, die mit Thaten zu bezahlen! Fiesco. Eine m�nnliche Antwort, und--das ist Verrina. Verrina (nimmt die Maske ab). Fiesco findet seine Freunde geschwinder in ihren Masken, als sie ihn in der seinigen. Fiesco. Ich verstehe das nicht. Aber was soll der Trauerflor an deinem Arm? Sollte Verrina Jemand begraben haben und Fiesco nichts darum wissen? Verrina. Trauerpost taugt nicht f�r Fiescos lustige Feste. Fiesco. Doch, wenn ein Freund ihn auffordert. (Dr�ckt seine Hand mit W�rme.) Freund meiner Seele! wer ist uns Beiden gestorben? Verrina. Beiden! Beiden! O allzuwahr!--Aber nicht alle S�hne trauern um ihre Mutter. Fiesco. Deine Mutter ist lange vermodert. Verrina (bedeutend). Ich besinne mich, da� Fiesco mich Bruder nannte, weil ich der Sohn seines Vaterlands war. Fiesco (scherzhaft). Ah! ist es das? Also auf einen Spa� war es abgezielt? Trauerkleider um Genua! und es ist wahr, Genua liegt wirklich in letzten Z�gen. Der Gedanke ist einzig und neu. Unser Vetter f�ngt an, ein witziger Kopf zu werden! Calcagno. Er hat es ernsthaft gesagt, Fiesco! Fiesco. Freilich! freilich! Das war's eben. So trocken weg und so weinerlich. Der Spa� verliert Alles, wenn der Spa�macher selber lacht. Mit einer wahren Leichenbittersmiene! H�tt' ich's je gedacht, da� der finstre Verrina in seinen alten Tagen noch ein so lustiger Vogel w�rde! Sacco. Verrina, komm! Er ist nimmermehr unser. Fiesco. Aber lustig weg, Landsmann. La� uns aussehen wie listige Erben, die heulend hinter der Bahre gehen und desto lauter ins Schnupftuch lachen. Doch d�rften wir daf�r eine harte Stiefmutter kriegen. Sei's drum, wir lassen sie keifen, und schmausen. Verrina (heftig bewegt). Himmel und Erde! und thun nichts?--Wo bist du hingekommen, Fiesco? Wo soll ich den gro�en Tyrannenhasser erfragen? Ich wei� eine Zeit, wo du beim Anblick einer Krone Gichter bekommen h�ttest.--Gesunkener Sohn der Republik! du wirst's verantworten, da� ich keinen Heller um meine Unsterblichkeit gebe, wenn die Zeit auch Geister abn�tzen kann. Fiesco. Du bist der ewige Grillenf�nger. Mag er Genua in die Tasche stecken und einem Kaper von Tunis verschachern, was k�mmert's uns? Wir trinken Cyprier und k�ssen sch�ne M�dchen. Verrina (blickt ihn ernst an). Ist das deine wahre, ernstliche Meinung? Fiesco. Warum nicht, Freund? Ist es denn eine Wollust, der Fu� des tr�gen, vielbeinigen Thiers Republik zu sein? Dank' es Dem, der ihm Fl�gel gibt und die F��e ihrer �mter entsetzt. Gianettino Doria wird Herzog. Staatsgesch�fte werden uns keine grauen Haare mehr machen. Verrina. Fiesco?--ist das deine wahre, ernstliche Meinung? Fiesco. Andreas erkl�rt seinen Neffen zum Sohn und Erben seiner G�ter, wer wird der Thor sein, ihm das Erbe seiner Macht abzustreiten? Verrina (mit �u�erstem Unmut). So kommt, Genueser! (Er verl��t den Fiesco schnell, die Andern folgen.) Fiesco. Verrina!--Verrina!--dieser Republikaner ist hart wie Stahl!-- Achter Auftritt Fiesco. Eine unbekannte Maske. Maske. Haben Sie eine Minute �brig, Lavagna? Fiesco (zuvorkommend). F�r Sie eine Stunde! Maske. So haben Sie die Gnade, einen Gang mit mir vor die Stadt zu thun. Fiesco. Es ist funfzig Minuten auf Mitternacht. Maske. Sie haben die Gnade, Graf. Fiesco. Ich werde anspannen lassen. Maske. Das ist nicht n�thig. Ich schicke ein Pferd voraus. Mehr braucht es nicht, denn ich hoffe, es soll nur Einer zur�ckkommen. Fiesco (betreten). Und? Maske. Man wird Ihnen auf eine gewisse Thr�ne eine blutige Antwort abfordern. Fiesco. Diese Thr�ne? Maske. Einer gewissen Gr�fin von Lavagna. Ich kenne diese Dame sehr gut und will wissen, womit sie verdient hat, das Opfer einer N�rrin zu werden? Fiesco. Jetzt verstehe ich Sie. Darf ich den Namen dieses seltsamen Aufforderers wissen? Maske. Es ist der n�mliche, der das Fr�ulein von Zibo einst anbetete und vor dem Br�utigam Fiesco zur�ck trat. Fiesco. Scipio Bourgognino! Bourgognino (nimmt die Maske ab). Und der jetzt da ist, seine Ehre zu l�sen, die einem Nebenbuhler wich, der klein genug denkt, die Sanftmuth zu qu�len. Fiesco (umarmt ihn mit Feuer). Edler junger Mann! Gedankt sei's dem Leiden meiner Gemahlin, das mir eine so werthe Bekanntschaft macht. Ich f�hle die Sch�nheit Ihres Unwillens, aber ich schlage mich nicht. Bourgognino (einen Schritt zur�ck). Der Graf von Lavagna w�re zu feig, sich gegen die Erstlinge meines Schwertes zu wagen? Fiesco. Bourgognino! gegen die ganze Macht Frankreichs, aber nicht gegen Sie! Ich ehre dieses liebe Feuer f�r einen lieberen Gegenstand. Einen Lorbeer verdient der Wille, aber die That w�re kindisch. Bourgognino (erregt). Kindisch! Graf? Das Frauenzimmer kann �ber Mi�handlung nur weinen--wof�r ist der Mann da? Fiesco. Ungemein gut gesagt, aber ich schlage mich nicht. Bourgognino (dreht ihm den R�cken, will gehen). Ich werde Sie verachten. Fiesco (lebhaft). Bei Gott, J�ngling! das wirst du nie, und wenn die Tugend im Preis fallen sollte. (Fa�t ihn bed�chtlich bei der Hand.) haben Sie jemals etwas gegen mich gef�hlt, das man--wie soll ich sagen?--Ehrfurcht nennt? Bourgognino. W�r' ich einem Mann gewichen, den ich nicht f�r den ersten der Menschen erkl�rte? Fiesco. Also, mein Freund! einen Mann, der einst meine Ehrfurcht verdiente, w�rde ich--etwas langsam verachten lernen. Ich d�chte doch, das Gewebe eines Meisters sollte k�nstlicher sein, als dem fl�chtigen Anf�nger so geradezu in die Augen zu springen--Gehen Sie heim, Bourgognino, und nehmen Sie sich Zeit, zu �berlegen, warum Fiesco so und nicht anders handelt. (Bourgognino geht stillschweigend ab.) Fahr hin, edler J�ngling! Wenn diese Flammen ins Vaterland schlagen, m�gen die Doria fest stehen. Neunter Auftritt Fiesco. Der Mohr tritt sch�chtern herein und sieht sich �berall sorgf�ltig um. Fiesco (fa�t ihn scharf und lang ins Auge). Was willst du, und wer bist du? Mohr (wie oben). Ein Sklave der Republik. Fiesco. Sklaverei ist ein elendes Handwerk. (Immer ein scharfes Aug auf ihn.) Was suchst du? Mohr. Herr, ich bin ein ehrlicher Mann. Fiesco. H�ng' immer diesen Schild vor dein Gesicht hinaus, das wird nicht �berfl�ssig sein--aber was suchst du? Mohr (sucht ihm n�her zu kommen, Fiesco weicht aus). Herr, ich bin kein Spitzbube. Fiesco. Es ist gut, da� du das beif�gst, und--doch wieder nicht gut. (Ungeduldig.) Aber was suchst du? Mohr (r�ckt wieder n�her). Seid Ihr der Graf Lavagna? Fiesco (stolz). Die Blinden in Genua kennen meinen Tritt.--Was soll dir der Graf? Mohr. Seid auf Eurer Hut, Lavagna. (Hart an ihn.) Fiesco (springt auf die andere Seite). Das bin ich wirklich. Mohr (wie oben). Man hat nichts Guts gegen Euch vor, Lavagna. Fiesco (retiriert sich wieder). Das seh' ich. Mohr. H�tet Euch vor dem Doria. Fiesco (tritt ihm vertraut n�her). Freund! sollt' ich dir doch wohl Unrecht getan haben? Diesen Namen f�rchte ich wirklich. Mohr. So flieht vor dem Mann. K�nnt Ihr lesen? Fiesco. Eine kurzweilige Frage. Du bist bei manchem Cavalier herumgekommen. Hast du was Schriftliches? Mohr. Euren Namen bei armen S�ndern. (Er reicht ihm einen Zettel und nistet sich hart an ihn. Fiesco tritt vor einen Spiegel und schielt �ber das Papier. Der Mohr geht lauernd um ihn herum, endlich zieht er den Dolch und will sto�en.) Fiesco (dreht sich geschickt und f�hrt nach dem Arm des Mohren). Sachte, Canaille! (Entrei�t ihm den Dolch.) Mohr (stampft wild auf den Boden). Teufel--Bitt' um Vergebung. (Will sich abf�hren.) Fiesco (packt ihn, mit starker Stimme). Stephano! Drullo! Antonio! (Den Mohren an der Gurgel.) Bleib, guter Freund! H�llische B�berei! (Bediente.) Bleib und antworte! Du hast schlechte Arbeit gemacht; an wen hast du dein Taglohn zu fordern? Mohr (nach vielen vergeblichen Versuchen, sich wegzustehlen, entschlossen). Man kann mich nicht h�her h�ngen, als der Galgen ist. Fiesco. Nein, tr�ste dich! Nicht an die H�rner des Monds, aber doch hoch genug, da� du den Galgen f�r einen Zahnstocher ansehen sollst. Doch deine Wahl war zu staatsklug, als da� ich sie deinem Mutterwitz zutrauen sollte. Sprich also, wer hat dich gedungen? Mohr. Herr, einen Schurken k�nnt ihr mich schimpfen, aber den Dummkopf verbitt' ich. Fiesco. Ist die Bestie stolz. Bestie, sprich, wer hat dich gedungen? Mohr (nachdenkend). Hum! so w�r' ich doch nicht allein der Narr! --wer mich gedungen hat?--und waren's doch nur hundert magre Zechinen! --Wer mich gedungen hat?--Prinz Gianettino. Fiesco (erbittert auf und nieder). Hundert Zechinen und nicht mehr f�r des Fiesco Kopf. (H�misch.) Sch�me dich, Kronprinz von Genua. (Noch einer Schatulle eilend.) Hier, Bursche, sind tausend, und sag deinem Herrn--er sei ein knickiger M�rder! (Mohr betrachtet ihn vom Fu� bis zum Wirbel.) Fiesco. Du besinnst dich, Bursche? Mohr (nimmt das Geld, setzt es nieder, nimmt es wieder und besieht ihn mit immer steigendem Erstaunen). Fiesco. Was machst, Bursche? Mohr (wirft das Geld entschlossen auf den Tisch). Herr--das Geld hab' ich nicht verdient. Fiesco. Schafskopf von einem Jauner! den Galgen hast du verdient. Der entr�stete Elephant zertritt Menschen, aber nicht W�rmer. Dich w�rd' ich h�ngen lassen, wenn es mich nur so viel mehr als zwei Worte kostete. Mohr (mit einer frohen Verbeugung). Der Herr sind gar zu g�tig. Fiesco. Beh�te Gott! nicht gegen dich. Es gef�llt mir nun eben, da� meine Laune einen Schurken, wie du bist, zu etwas und nichts machen kann, und darum gehst du frei aus. Begreife mich recht. Dein Ungeschick ist mir ein Unterpfand des Himmels, da� ich zu etwas Gro�em aufgehoben bin, und darum bin ich gn�dig, und du gehst frei aus. Mohr (treuherzig). Schlagt ein, Lavagna! Eine Ehre ist der andern werth. Wenn Jemand auf dieser Halbinsel eine Gurgel f�r Euch �berz�hlig hat, befehlt! und ich schneide sie ab, unentgeldlich. Fiesco. Eine h�fliche Bestie! Sie will sich mit fremder Leute Gurgeln bedanken. Mohr. Wir lassen uns nichts schenken, Herr! Unser eins hat auch Ehre im Leibe. Fiesco. Die Ehre der Gurgelschneider? Mohr. Ist wohl feuerfester als Eurer ehrlichen Leute: sie brechen ihre Schw�re dem lieben Herrgott; wir halten sie p�nktlich dem Teufel. Fiesco. Du bist ein drolligter Jauner. Mohr. Freut mich, da� Ihr Geschmack an mir findet. Setzt mich erst auf die Probe, Ihr werdet einen Mann kennen lernen, der sein Exercitium aus dem Stegreif macht. Fordert mich auf. Ich kann Euch von jeder Spitzbubenzunft ein Testimonium aufweisen, von der untersten bis zur h�chsten. Fiesco. Was ich nicht h�re! (Indem er sich niedersetzt.) Also auch Schelmen erkennen Gesetzt und Rangordnung? La� mich doch von der untersten h�ren. Mohr. Pfui, gn�diger Herr! das ist das ver�chtliche Heer der langen Finger. Ein elend Gewerb, das keinen gro�en Mann ausbr�tet, arbeitet nur auf Karbatsche und Raspelhaus und f�hrt--h�chstens zum Galgen. Fiesco. Ein reizendes Ziel. Ich bin auf die be�re begierig. Mohr. Das sind die Spionen und Maschinen. Bedeutende Herren, denen die Gro�en ein Ohr leihen, wo sie ihre Allwissenheit holen; die sich wie Blutigel in Seelen einbei�en, das Gift aus dem Herzen schl�rfen und an die Beh�rde speien. Fiesco. Ich kenne das--fort! Mohr. Der Rang trifft nunmehr die Meuter, Giftmischer und Alle, die ihren Mann lang hinhalten und aus dem Hinterhalt fassen. Feige Memmen sind's oft, aber doch Kerls, die dem Teufel das Schulgeld mit ihrer armen Seele bezahlen. Hier thut die Gerechtigkeit schon etwas �briges, strickt ihre Kn�chel aufs Rad und pflanzt ihre Schlauk�pfe auf Spie�e. Das ist die dritte Zunft. Fiesco. Aber, sprich doch, wann wird die deinige kommen? Mohr. Blitz, gn�diger Herr! das ist eben der Pfiff. Ich bin durch diese alle gewandert. Mein Genie geilte fr�hzeitig �ber jedes Gehege. Gestern Abend macht' ich mein Meisterst�ck in der dritten, vor einer Stunde war ich--ein St�mper in der vierten. Fiesco. Diese w�re also? Mohr (lebhaft). Das sind M�nner, (in Hitze) die ihren Mann zwischen vier Mauern aufsuchen, durch die Gefahr eine Bahn sich hauen, ihm gerade zu Leib gehen, mit dem ersten Gru� ihm den Gro�dank f�r den zweiten ersparen. Unter uns! man nennt sie nur die Extrapost der H�lle. Wenn Mephistopheles einen Gelust bekommt, braucht's nur einen Wink, und er hat den Braten noch warm. Fiesco. Du bist ein hartgesottener S�nder. Einen solchen vermi�te ich l�ngst. Gib mir deine Hand. Ich will dich bei mir behalten. Mohr. Ernst oder Spa�? Fiesco. Mein v�lliger Ernst, und gebe dir tausend Zechinen des Jahrs. Mohr. Topp, Lavagna! Ich bin Euer, und zum Henker fahre das Privatleben. Braucht mich, wozu Ihr wollt. Zu Eurem Sp�rhund, zu Eurem Parforce-Hund, zu Eurem Fuchs, zu Eurer Schlange, zu Eurem Kuppler und Henkersknecht. Herr, zu allen Commissionen, nur bei Leibe! zu keiner ehrlichen--dabei benehm' ich mich plump wie Holz. Fiesco. Sei unbesorgt! Wem ich ein Lamm schenken will, lass' ich's durch keinen Wolf �berliefern. Geh also gleich morgen durch Genua und suche die Witterung des Staats. Lege dich wohl auf Kundschaft, wie man von der Regierung denkt und vom Haus Doria fl�stert, sondiere daneben, was meine Mitb�rger von meinem Schlaraffenleben und meinem Liebesroman halten. �berschwemme ihre Gehirne mit Wein, bis ihre Herzensmeinungen �berlaufen. Hier hast du Geld. Spende davon unter den Seidenh�ndlern aus. Mohr (sieht ihn nachdenklich an). Herr-Fiesco. Angst darf dir nicht werden. Es ist nichts Ehrliches--Geh! rufe deine ganze Bande zu Hilfe. Morgen will ich deine Zeitungen h�ren. (Er geht ab.) Mohr (ihm nach). Verla�t Euch auf mich. Jetzt ist's fr�h vier Uhr. Morgen um Acht habt Ihr so viel Neues erfahren, als in zweimal siebenzig Ohren geht. (Ab.) Zehnter Auftritt Zimmer bei Verrina. Bertha r�cklings in einem Sopha, den Kopf in die Hand geworfen. Verrina d�ster hereintretend. Bertha (erschrickt, springt auf). Himmel! da ist er! Verrina (steht still, besieht sie befremdet). An ihrem Vater erschrickt meine Tochter? Bertha. Fliehen Sie! Lassen Sie mich fliehen! Sie sind schrecklich, mein Vater. Verrina. Meinem einzigen Kinde? Bertha (mit einem schweren Blick auf ihn). Nein! Sie m�ssen noch eine Tochter haben. Verrina. Dr�ckt dich meine Z�rtlichkeit zu schwer? Bertha. Zu Boden, Vater. Verrina. Wie? welcher Empfang, meine Tochter? Sonst, wenn ich nach Hause kam, Berge auf meinem Herzen, h�pfte mir meine Bertha entgegen, und meine Bertha lachte sie weg. Komm, umarme mich, Tochter. An dieser gl�henden Brust soll mein Herz wieder erwarmen, das am Todtenbett des Vaterlands einfriert. O mein Kind! Ich habe heute Abrechnung gehalten mit allen Freuden der Natur, und (�u�erst schwer) nur du bist mir geblieben. Bertha (mi�t ihn mit einem langen Blick). Ungl�cklicher Vater! Verrina (umarmt sie beklemmt). Bertha! mein einziges Kind! Bertha! meine letzte �brige Hoffnung!--Genuas Freiheit ist dahin--Fiesco hin--(indem er sie heftiger dr�ckt, durch die Z�hne) Werde du eine Hure-Bertha (rei�t sich aus seinen Armen). Heiliger Gott! Sie wissen?-Verrina (steht bebend still). Was? Bertha. Meine jungfr�uliche Ehre-Verrina (w�thend). Was? Bertha. Diese Nacht-Verrina (wie ein Rasender). Was? Bertha. Gewalt! (Sinkt am Sopha nieder.) Verrina (nach einer langen schreckhaften Pause mit dumpfer Stimme). Noch ein Athemzug, Tochter--den letzten! (Mit hohlem gebrochnem Ton.) Wer? Bertha. Weh mir, nicht diesen todtenfarben Zorn! Helfe mir Gott! er stammelt und zittert. Verrina. Ich w��te doch nicht--meine Tochter! Wer? Bertha. Ruhig! ruhig! mein bester, mein theurer Vater. Verrina. Um Gotteswillen--Wer? (will vor ihr niederfallen.) Bertha. Eine Maske. Verrina (tritt zur�ck, nach einem st�rmischen Nachdenken). Nein! das kann nicht sein! Den Gedanken sendet mir Gott nicht. (Lacht gra� auf.) Alter Geck! als wenn alles Gift nur aus einer und eben der Kr�te spritzte? (Zu Bertha gefa�ter.) Die Person, wie die meinige, oder kleiner? Bertha. Gr��er. Verrina (rasch). Die Haare schwarz? kraus? Bertha. Kohlschwarz und kraus. Verrina (taumelt von ihr hinweg). Gott! mein Kopf! mein Kopf--die Stimme? Bertha. Rauh, eine Ba�stimme. Verrina (heftig). Von welcher Farbe? Nein! ich will nicht mehr h�ren!--der Mantel--von welcher Farbe? Bertha. Der Mantel gr�n, wie mich d�uchte. Verrina (h�lt beide H�nde vors Gesicht und wankt in den Sopha). Sei ruhig. Es ist nur ein Schwindel, meine Tochter. (L��t die H�nde sinken; ein Todtengesicht.) Bertha (die H�nde ringend). Barmherziger Himmel! das ist mein Vater nicht mehr. Verrina (nach einer Pause mit bitterm Gel�chter). Recht so! recht so! Memme Verrina!--da� der Bube in das Heiligthum der Gesetze griff--diese Aufforderung war dir zu matt--der Bube mu�te noch ins Heiligthum deines Bluts greifen--(Springt auf.) Geschwind! rufe den Nicolo--Blei und Pulver--oder halt! halt! ich besinne mich eben anders--besser--Hole mein Schwert herbei, bet' ein Vaterunser. (Die Hand vor die Stirne.) Was will ich aber? Bertha. Mir ist sehr bange, mein Vater. Verrina. Komm, setzt dich zu mir. (Bedeutend.) Bertha, erz�hle mir--Bertha, was that jener eisgraue R�mer, als man seine Tochter auch so--wie nenn ich's nun--auch so artig fand, seine Tochter? H�re Bertha, was sagte Virginius zu seiner verst�mmelten Tochter? Bertha (mit Schaudern). Ich wei� nicht, was er sagte. Verrina. N�rrisches Ding--Nichts sagte er. (Pl�tzlich auf, fa�t ein Schwert.) Nach einem Schlachtmesser griff er-Bertha (st�rzt ihm erschrocken in die Arme). Gro�er Gott! was wollen Sie thun? Verrina (wirft das Schwert ins Zimmer). Nein! noch ist Gerechtigkeit in Genua! Eilfter Auftritt Sacco. Calcagno. Vorige. Calcagno. Verrina, geschwind! Mache dich fertig. Heute hebt die Wahlwoche der Republik an. Wir wollen fr�h in die Signoria, die neuen Senatoren w�hlen. Die Gassen wimmeln von Volk. Der ganze Adel str�mt nach dem Rathhaus. Du begleitest uns doch, (sp�ttisch) den Triumph unsrer Freiheit zu sehen. Sacco. Ein Schwert liegt im Saal. Verrina schaut wild. Bertha hat rothe Augen. Calcagno. Bei Gott! das nehm' ich nun auch gewahr--Sacco, hier ist ein Ungl�ck geschehen. Verrina (stellt zwei Sessel hin). Setzt euch. Sacco. Freund, du erschreckst uns. Calcagno. So sah ich dich nie, Freund. H�tte nicht Bertha geweint, ich w�rde fragen: geht Genua unter? Verrina (f�rchterlich). Unter! Sitzt nieder! Calcagno (erschrocken, indem sich Beide setzen). Mann! Ich beschw�re dich! Verrina. H�ret! Calcagno. Was ahnet mir, Sacco? Verrina. Genueser--ihr Beide kennt das Alterthum meines Namens. Eure Ahnen haben den meinigen die Schleppe getragen. Meine V�ter fochten die Schlachten des Staats. Meine M�tter waren Muster der Genueserinnen. Ehre war unser einziges Capital und erbte vom Vater zum Sohn--oder wer wei� es anders? Sacco. Niemand. Calcagno. So wahr Gott lebt, Niemand. Verrina. Ich bin der letzte meines Geschlechts. Mein Weib liegt begraben. Diese Tochter ist ihr einziges Verm�chtni�. Genueser, ihr seid Zeugen, wie ich sie erzog. Wird Jemand auftreten und Klage f�hren, da� ich meine Bertha verwahrloste? Calcagno. Deine Tochter ist ein Muster im Lande. Verrina. Freunde! ich bin ein alter Mann. Verliere ich diese, darf ich keine mehr hoffen. Mein Ged�chtni� l�scht aus. (Mit einer schrecklichen Wendung.) Ich habe sie verloren. Infam ist mein Stamm. Beide. (in Bewegung). Das wolle Gott verh�ten! (Bertha w�lzt sich jammernd im Sopha.) Verrina. Nein! Verzweifle nicht, Tochter. Diese M�nner sind tapfer und gut. Beweinen dich diese, wird's irgendwo bluten.--Seht nicht so betroffen aus, M�nner. (Langsam, mit Gewicht.) Wer Genua unterjocht, kann doch wohl ein M�dchen bezwingen? Beide (fahren auf, werfen die Sessel zur�ck). Gianettino Doria! Bertha (mit einem Schrei). St�rzt �ber mich, Mauern! mein Scipio! Zw�lfter Auftritt Bourgognino. Vorige. Bourgognino (erhitzt). Springe hoch, M�dchen! Eine Freudenpost! --Edler Verrina, ich komme, meinen Himmel auf Ihre Zunge zu setzen. Schon l�ngst liebte ich Ihre Tochter, und nie durft' ich es wagen, um ihre Hand zu bitten, weil mein ganzes Verm�gen auf falschen Brettern von Coromandel schwamm. Eben jetzt fliegt meine Fortuna wohlbehalten in die Rhede und f�hrt, wie sie sagen, unerme�liche Sch�tze mit. Ich bin ein reicher Mann. Schenken Sie mir Bertha, ich mache sie gl�cklich. (Bertha verh�llt sich, gro�e Pause.) Verrina (bed�chtlich zu Bourgognino). Haben Sie Lust, junger Mensch, Ihr Herz in eine Pf�tze zu werfen? Bourgognino (greift nach dem Schwert, zieht aber pl�tzlich die Hand zur�ck). Das sprach der Vater-Verrina. Das spricht jeder Schurk' in Italien. Nehmen Sie mit dem Abtrag von anderer Leute Gastung vorlieb? Bourgognino. Mach mich nicht wahnwitzig, Graukopf! Calcagno. Bourgognino, wahr spricht der Graukopf. Bourgognino (auffahrend, gegen Bertha st�rzend). Wahr spricht er? Mich h�tte eine Dirne genarrt? Calcagno. Bourgognino, nicht da hinaus. Das M�dchen ist engelrein. Bourgognino (steht erstaunt still). Nun! so wahr ich selig werden will. Rein und entehrt. Ich habe keinen Sinn f�r das.--Sie sehen sich an und sind stumm. Irgend ein Unhold von Missethat zuckt auf ihren bebenden Zungen. Ich beschw�re euch! Schiebt meine Vernunft nicht im Kurzweil herum. Rein w�re sie? Wer sagte rein? Verrina. Mein Kind ist nicht schuldig. Bourgognino. Also Gewalt! (Fa�t das Schwert von dem Boden.) Genueser! bei allen S�nden unter dem Mond! Wo--wo find' ich den R�uber? Verrina. Eben dort, wo du den Dieb Genuas findest.--(Bourgognino erstarrt. Verrina geht gedankenvoll auf und nieder, dann steht er still.) Verrina. Wenn ich deinen Wink verstehe, ewige Vorsicht, so willst du Genua durch meine Bertha erl�sen! (Er tritt zu ihr, indem er den Trauerflor langsam von seinem Arme wickelt, darauf feierlich.) Eh das Herzblut eines Doria diesen h��lichen Flecken aus deiner Ehre w�scht, soll kein Strahl des Tages auf diese Wangen fallen. Bis dahin--(er wirft den Flor �ber sie) verblinde! (Pause. Die �brigen sehen ihn schweigend, betreten an.) Verrina (feierlicher, seine Hand auf Berthas Haupt gelegt). Verflucht sei die Luft, die dich f�chelt! Verflucht der Schlaf, der dich erquickt! Verflucht jede menschliche Spur, die deinem Elend willkommen ist! Geh hinab in das unterste Gew�lb meines Hauses. Winsle, heule, l�hme die Zeit mit deinem Gram. (Unterbrochen von Schauern f�hrt er fort.) Dein Leben sei das gichterische W�lzen des sterbenden Wurms--der hartn�ckige, zermalmende Kampf zwischen Sein und Vergehen.--Dieser Fluch hafte auf dir, bis Gianettino den letzten Odem verr�chelt hat.--Wo nicht, so magst du ihn nachschleppen l�ngs der Ewigkeit, bis man ausfindig macht, wo die zwei Enden ihres Rings in einander greifen. (Gro�es Schweigen. Auf allen Gesichtern Entsetzen. Verrina blickt Jeden fest und durchdringend an.) Bourgognino. Rabenvater! was hast du gemacht? Diesen ungeheuren, gr��lichen Fluch deiner armen, schuldlosen Tochter? Verrina. Nicht wahr--das ist schrecklich, mein z�rtlicher Br�utigam?--(H�chst bedeutend.) Wer von euch wird nun auftreten und jetzt noch von kaltem Blut und Aufschube schwatzen? Genuas Loos ist auf meine Bertha geworfen, mein Vaterherz meiner B�rgerpflicht �berantwortet. Wer von uns ist nun Memme genug, Genuas Erl�sung zu verz�gern, wenn er wei�, da� dieses schuldlose Lamm seine Feigheit mit unendlichem Gram bezahlt?--Bei Gott! das war nicht das Gew�sch eines Narren--Ich hab' einen Eid gethan und werde mich meines Kindes nicht erbarmen, bis ein Doria am Boden zuckt, und sollt' ich auf Martern raffinieren, wie ein Henkersknecht, und sollt' ich dieses unschuldige Lamm auf kannibalischer Folterbank zerknirschen--Sie zittern--Bla� wie Geister schwindeln sie mich an.--Noch einmal, Scipio! Ich verwahre sie zum Geisel deines Tyrannenmords. An diesem theuren Faden halt' ich deine, meine, eure Pflichten fest. Genuas Despot mu� fallen, oder das M�dchen verzweifelt. Ich widerrufe nicht. Bourgognino (wirft sich der Bertha zu F��en). Und fallen soll er--fallen f�r Genua, wie ein Opferstier. So gewi� ich dies Schwert im Herzen Dorias umkehre, so gewi� will ich den Br�utigamsku� auf deine Lippen dr�cken. (Steht auf.) Verrina. Das erste Paar, das die Furien einsegnen. Gebt euch die H�nde. In Dorias Herzen wirst du dein Schwert umkehren?--Nimm sie, sie ist dein! Calcagno (kniet nieder). Hier kniet noch ein Genueser und legt seinen furchtbaren Stahl zu den F��en der Unschuld. So gewi� m�ge Calcagno den Weg zum Himmel ausfindig machen, als dieses sein Schwert die Stra�e zu Dorias Leben. (Steht auf.) Sacco. Zuletzt, doch nicht minder entschlossen, kniet Raphael Sacco. Wenn dies mein blankes Eisen Berthas Gef�ngni� nicht aufschlie�t, so schlie�e sich das Ohr des Erh�rers meinem letzten Gebet zu. (Steht auf.) Verrina (erheitert). Genua dankt euch in mir, meine Freunde. Gehe nun, Tochter. Freue dich, des Vaterlands gro�es Opfer zu sein. Bourgognino (umarmt sie im Abgehen). Geh! Traue auf Gott und Bourgognino. An einem und eben dem Tag werden Bertha und Genua frei sein. (Bertha entfernt sich.) Dreizehnter Auftritt Vorige ohne Bertha. Calcagno. Eh wir weiter gehn, noch ein Wort, Genueser! Verrina. Ich errath' es. Calcagno. Werden vier Patrioten genug sein, Tyrannei, die m�chtige Hyder, zu st�rzen? Werden wir nicht den P�bel aufr�hren, nicht den Adel zu unsrer Partei ziehen m�ssen? Verrina. Ich verstehe. H�ret also, ich habe l�ngst einen Maler im Solde, der seine ganze Kunst verschwendet, den Sturz des Appius Claudius fresco zu malen. Fiesco ist ein Anbeter der Kunst, erhitzt sich gern an erhabenen Scenen. Wir werden die Malerei nach seinem Palast bringen und zugegen sein, wenn er sie betrachtet. Vielleicht, da� der Anblick seinen Genius wieder aufweckt--Vielleicht-Bourgognino. Weg mit ihm! Verdopple die Gefahr, spricht der Held, nicht die Helfer. Ich habe schon l�ngst ein Etwas in meiner Brust gef�hlt, das sich von nichts wollte ers�ttigen lassen--Was es war, wei� ich jetzt pl�tzlich (indem er heroisch aufspringt). Ich hab' einen Tyrannen! (Der Vorhang f�llt.) Zweiter Aufzug Vorzimmer in Fiescos Palast. Erster Auftritt Leonore. Arabella. Arabella. Nein, sag' ich. Sie sahen falsch. Die Eifersucht lieh Ihnen die h��lichen Augen. Leonore. Es war Julia lebendig. Rede mir nichts ein. Meine Silhouette hing an einem himmelblauen Band, dies war feuerfarb und geflammt. Mein Loos ist entschieden. Zweiter Auftritt Vorige. Julia. Julia (affectiert hereintretend). Der Graf bot mir sein Palais an, den Zug nach dem Rathhaus zu sehen. Die Zeit wird mir lang werden. Eh die Chocolade gemacht ist, Madame, unterhalten Sie mich. (Bella entfernt sich, kommt sogleich wieder.) Leonore. Befehlen Sie, da� ich Gesellschaft hieher bitte? Julia. Abgeschmackt. Als wenn ich die hier suchen m��te? Sie werden mich zerstreuen, Madame. (Auf und ab, sich den Hof machend.) Wenn Sie das k�nnen, Madame--denn ich habe nichts zu vers�umen. Arabella (boshaft). Desto mehr dieser kostbare Mohr, Signora. Wie grausam, bedenken Sie! die Perspectivchen der jungen Stutzer um diese sch�ne Prise zu bringen? Ah! und das blitzende Spiel der Perlen, das Einem die Augen bald wund brennt.--Beim gro�m�chtigen Gott! haben Sie nicht das ganze Meer ausgepl�ndert? Julia (vor einem Spiegel). Das ist Ihr wohl eine Seltenheit, Mamsell? Aber h�re Sie, Mamsell, hat Sie Ihrer Herrschaft auch die Zunge verdingt? Scharmant, Madame! Ihre G�ste durch Domestiken becomplimentieren zu lassen. Leonore. Es ist mein Ungl�ck, Signora, da� meine Laune mir das Vergn�gen Ihrer Gegenwart schm�lert. Julia. Eine gr��liche Unart ist das, die Sie schwerf�llig und albern macht. Rasch! lebhaft und witzig! Das ist der Weg nicht, Ihren Mann anzufesseln. Leonore. Ich wei� nur einen, Gr�fin. Lassen Sie den Ihrigen immer ein sympathetisches Mittel bleiben. Julia (ohne darauf achten zu wollen). Und, wie Sie sich tragen, Madame! Pfui doch! Auch auf Ihren K�rper wenden Sie mehr. Nehmen Sie zur Kunst Ihre Zuflucht, wo die Natur an Ihnen Stiefmutter war. Einen Firni� auf diese Wangen, woraus die mi�f�rbige Leidenschaft kr�nkelt. Armes Gesch�pf! So wird Ihr Gesichtchen nie einen K�ufer finden. Leonore (munter zu Bella). W�nsche mir Gl�ck, M�dchen. Unm�glich hab' ich meinen Fiesco verloren, oder ich habe nichts an ihm verloren. (Man bringt Chocolade, Bella gie�t ein.) Julia. Von Verlieren murmeln Sie etwas? Aber mein Gott! wie kam Ihnen auch der tragische Einfall, den Fiesco zu nehmen?--Warum auf diese H�he, mein Kind, wo Sie nothwendig gesehen werden m�ssen? verglichen werden m�ssen?--Auf Ehre, mein Schatz, das war ein Schelm oder ein Dummkopf, der Sie dem Fiesco kuppelte. (Mitleidig ihre Hand ergreifend.) Gutes Thierchen, der Mann, der in den Assembleen des guten Tons gelitten wird, konnte nie deine Partie sein. (Sie nimmt eine Tasse.) Leonore (l�chelnd auf Arabellen). Oder er w�rde in diesen H�usern des guten Tons nicht gelitten sein wollen. Julia. Der Graf hat Person--Welt--Geschmack. Der Graf war so gl�cklich, Connaissancen von Rang zu machen. Der Graf hat Temperament, Feuer. Nun rei�t er sich warm aus dem delicatesten Zirkel. Er kommt nach Hause. Die Ehfrau bewillkommt ihn mit einer Werkeltagsz�rtlichkeit, l�scht seine Gluth in einem feuchten, frostigen Ku�, schneidet ihm ihre Caressen wirthschaftlich, wie einem Kostg�nger, vor. Der arme Ehmann! Dort lacht ihm ein bl�hendes Ideal--hier ekelt ihn eine gr�mliche Empfindsamkeit an. Signora, um Gotteswillen! wird er nicht den Verstand verlieren, oder was wird er w�hlen? Leonore (bringt ihr eine Tasse). Sie, Madame, wenn er ihn verloren hat. Julia. Gut. Dieser Bi� sei in dein eigenes Herz gegangen. Zittre um diesen Spott, aber eh du zitterst, err�the. Leonore. Kennen Sie das Ding auch, Signora? Doch warum nicht? Es ist ja ein Toilettenpfiff. Julia. Man sehe doch! Erz�rnen mu� man das W�rmchen, will man ihm ein F�nkchen Mutterwitz abjagen. Gut f�r jetzt. Es war Scherz, Madame. Geben Sie mir Ihre Hand zur Vers�hnung. Leonore (gibt ihr die Hand mit vielsagendem Blick). Imperiali!--vor meinem Zorn haben Sie Ruhe. Julia. Gro�m�thig, allerdings! Doch sollt' ich's nicht auch sein k�nnen, Gr�fin? (Langsam und lauernd.) Wenn ich den Schatten einer Person bei mir f�hre, mu� es nicht folgen, da� das Original mir werth ist? Oder was meinen Sie? Leonore (roth und verwirrt). Was sagen Sie? Ich hoffe, dieser Schlu� ist zu rasch. Julia. Das denk' ich selbst. Das Herz ruft nie die Sinne zu Hilfe. Wahre Empfindung wird sich nie hinter Schmuckwerk verschanzen. Leonore. Gro�er Gott! Wie kommen Sie zu dieser Wahrheit? Julia. Mitleid, blo�es Mitleid--Denn sehen Sie, so ist es auch umgekehrt wahr--und Sie haben Ihren Fiesco noch. (Sie gibt ihr ihre Silhouette und lacht boshaft auf.) Leonore (mit auffahrender Erbitterung). Mein Schattenri�? Ihnen? (Wirft sich schmerzvoll in einen Sessel.) O der heillose Mann! Julia (frohlockend). Hab' ich vergolten? hab' ich? Nun, Madame, keinen Nadelstich mehr in Bereitschaft? (Laut in die Scene.) Den Wagen vor! Mein Gewerb ist bestellt. (Zu Leonoren, der sie das Kinn streicht.) Tr�sten Sie sich, mein Kind. Er gab mir die Silhouette im Wahnwitz. (Ab.) Dritter Auftritt Calcagno kommt. Calcagno. So erhitzt ging die Imperiali weg, und Sie in Wallung, Madonna? Leonore (mit durchdringendem Schmerz). Nein! das war nie erh�rt! Calcagno. Himmel und Erde! Sie weinen doch wohl nicht? Leonore. Ein Freund vom Unmenschlichen--Mir aus den Augen! Calcagno. Welchem Unmenschlichen? Sie erschrecken mich. Leonore. Von meinem Mann--Nicht so! von dem Fiesco. Calcagno. Was mu� ich h�ren? Leonore. O, nur ein Bubenst�ck, das bei euch gangbar ist, M�nner. Calcagno (fa�t ihre Hand mit Heftigkeit). Gn�dige Frau, ich habe ein Herz f�r die weinende Tugend. Leonore (ernst). Sie sind ein Mann--es ist nicht f�r mich. Calcagno. Ganz f�r Sie--voll von Ihnen--da� Sie w��ten, wie sehr--wie unendlich sehr-Leonore. Mann, du l�gst--du versicherst, eh du handelst. Calcagno. Ich schw�re Ihnen-Leonore. Einen Meineid. H�r' auf! Ihr erm�det den Griffel Gottes, der sie niederschreibt. M�nner! M�nner! wenn eure Eide zu so viel Teufeln w�rden, sie k�nnten Sturm gegen den Himmel laufen und die Engel des Lichts als Gefangene wegf�hren. Calcagno. Sie schw�rmen, Gr�fin. Ihre Erbitterung macht Sie ungerecht. Soll das Geschlecht f�r den Frevel des Einzelnen Rede stehn? Leonore (sieht ihn gro� an). Mensch! ich betete das Geschlecht in dem Einzelnen an, soll ich es nicht in ihm verabscheuen d�rfen? Calcagno. Versuchen Sie, Gr�fin--Sie gaben Ihr Herz das erstemal fehl--ich w��te ihnen den Ort, wo es aufgehoben sein sollte. Leonore. Ihr k�nntet den Sch�pfer aus seiner Welt hinausl�gen--Ich will nichts von dir h�ren. Calcagno. Diesen Verdammungsspruch sollten Sie noch heute in meinen Armen zur�ckrufen. Leonore (aufmerksam). Rede ganz aus. In deinen--? Calcagno. In meinen Armen, die sich �ffnen, eine Verlassene aufzunehmen und f�r verlorene Liebe zu entsch�digen. Leonore (sieht ihn fein an). Liebe? Calcagno (vor ihr nieder mit Feuer). Ja! es ist hingesagt. Liebe, Madonna. Leben und Tod liegt auf Ihrer Zunge. Wenn meine Leidenschaft S�nde ist, so m�gen die Enden von Tugend und Laster in einander flie�en und Himmel und H�lle in eine Verdammni� gerinnen. Leonore (tritt mit Unwillen und Hoheit zur�ck). Da hinaus zielte deine Theilnehmung, Schleicher?--In einer Kniebeugung verr�thst du Freundschaft und Liebe? Ewig aus meinem Aug! Abscheuliches Geschlecht! Bis jetzt glaubte ich, du betr�gest nur Weiber; das hab' ich nie gewu�t! da� du auch an dir selbst zum Verr�ther wirst. Calcagno (steht betroffen auf). Gn�dige Frau-Leonore. Nicht genug, da� er das heilige Siegel des Vertrauens erbrach, auch an den reinen Spiegel der Tugend haucht dieser Heuchler die Pest und will meine Unschuld im Eidbrechen unterweisen. Calcagno (rasch). Das Eidbrechen ist nur Ihr Fall nicht, Madonna. Leonore. Ich verstehe, und meine Empfindlichkeit sollte dir meine Empfindung bestechen? Das wu�test du nicht, (sehr gro�) da� schon allein das erhabene Ungl�ck, um den Fiesco zu brechen, ein Weiberherz adelt. Geh! Fiescos Schande macht keinen Calcagno bei mir steigen, aber--die Menschheit sinken. (Schnell ab.) Calcagno (sieht ihr bet�ubt nach, dann ab, mit einem Schlag vor die Stirne). Dummkopf! Vierter Auftritt Der Mohr. Fiesco. Fiesco. Wer war's, der da wegging? Mohr. Marchese Calcagno. Fiesco. Auf dem Sopha blieb dieses Schnupftuch liegen. Meine Frau war hier. Mohr. Begegnete mir so eben in einer starken Erhitzung. Fiesco. Dieses Schnupftuch ist feucht. (Steckt es zu sich.) Calcagno hier? Leonore in starker Erhitzung? (Nach einigem Nachdenken zum Mohren.) Auf den Abend will ich dich fragen, was hier geschehen ist. Mohr. Mamsell Bella h�rt es gern, da� sie blond sei. Will es beantworten. Fiesco. Und nun sind drei�ig Stunden vorbei. Hast du meinen Auftrag vollzogen? Mohr. Auf ein Jota, mein Gebieter. Fiesco (setzt sich). Sag denn, wie pfeift man von Doria und der gegenw�rtigen Regierung? Mohr. O pfui; nach abscheulichen Weisen. Schon das Wort: Doria, sch�ttelt sie wie ein Fieberfrost. Gianettino ist geha�t bis in den Tod. Alles murrt. Die Franzosen, sagen sie, seien Genuas Ratten gewesen, Kater Doria habe sie aufgefressen und lasse sich nun die M�use belieben. Fiesco. Das k�nnte wahr sein--und wu�ten sie keinen Hund f�r den Kater? Mohr (leichtfertig). Die Stadt murmelte Langes und Breites von einem gewissen--einem gewissen--Holla! H�tt' ich denn gar den Namen vergessen? Fiesco (steht auf). Dummkopf! Er ist so leicht zu behalten, als schwer er zu machen war. Hat Genua mehr als einen Einzigen? Mohr. So wenig als zween Grafen von Lavagna. Fiesco (setzt sich). Das ist Etwas. Und was fl�stert man denn �ber mein lustiges Leben? Mohr (mi�t ihn mit gro�en Augen). H�ret, Graf von Lavagna! Genua mu� gro� von Euch denken. Man kann's nicht verdauen, da� ein Cavalier vom ersten Hause--voll Talenten und Kopf--in vollem Feuer und Einflu�--Herr von vier Millionen Pfund--F�rstenblut in den Adern--ein Cavalier wie Fiesco, dem auf den ersten Wink alle Herzen zufliegen w�rden-Fiesco (wendet sich mit Verachtung ab). Von einem Schurken das anzuh�ren-Mohr. Da� Genuas gro�er Mann Genuas gro�en Fall verschlafe. Viele bedauern, sehr Viele verspotten, die Meisten verdammen Euch. Alle beklagen den Staat, der Euch verlor. Ein Jesuit wollte gerochen haben, da� ein Fuchs im Schlafrock stecke. Fiesco. Ein Fuchs riecht den andern.--Was spricht man zu meinem Roman mit der Gr�fin Imperiali? Mohr. Was ich zu wiederholen h�bsch unterlassen werde. Fiesco. Frei heraus! Je frecher, desto willkommener. Was murmelt man? Mohr. Nichts murmelt man. Auf allen Kaffeeh�usern, Billardtischen, Gasth�fen, Promenaden--auf dem Markt--auf der B�rse schreit man laut-Fiesco. Was? Ich befehl' es dir! Mohr (sich zur�ckziehend). Da� Ihr ein Narr seid. Fiesco. Gut. Hier nimm die Zechine f�r diese Zeitung. Die Schellenkappe hab' und nun aufgesetzt, da� diese Genueser �ber mich lachen; bald will ich mir eine Glatze scheeren, da� sie den Hanswurst von mir spielen. Wie nahmen sich die Seidenh�ndler bei meinen Geschenken? Mohr (drollig). Narr, sie stellten sich wie die armen S�nder-Fiesco. Narr? Bist du toll, Bursche? Mohr. Verzeiht! Ich h�tte Lust zu noch mehr Zechinen. Fiesco (lacht, gibt ihm eine). Nun, wie die armen S�nder--? Mohr. Die auf dem Block liegen und jetzt Pardon �ber sich h�ren. Euer sind sie Seel und Leib. Fiesco. Das freut mich. Sie geben den Ausschlag bei dem P�bel zu Genua. Mohr. Was das ein Auftritt war! Wenig fehlte, der Teufel hole mich! da� ich nicht Geschmack an der Gro�muth gefunden h�tte. Sie w�lzten sich mir wie unsinnig um den Hals, die M�del schienen sich bald in meines Vaters Farbe vergafft zu haben, so hitzig fielen sie �ber meine Mondsfinsterni� her. Allm�chtig ist doch das Gold, war da mein Gedanke; auch Mohren kann's bleichen. Fiesco. Dein Gedanke war besser, als das Mistbeet, worin er wuchs--Die Worte, die du mir hinterbracht hast, sind gut, lassen sich Thaten daraus schlie�en? Mohr. Wie aus des Himmels R�uspern der ausbrechende Sturm. Man steckt die K�pfe zusammen, rottiert sich zu Hauf, ruft Hum! spukt ein Fremder vorbei. Durch ganz Genua herrscht eine dumpfe Schw�le-- Dieser Mi�muth h�ngt wie ein schweres Wetter �ber der Republik-- nur einen Wind, so fallen Schlossen und Blitze. Fiesco. Stille! horch! Was ist das f�r ein verworrenes Gesumse? Mohr (aus dem Fenster fliegend). Es ist das Geschrei vieler Menschen, die vom Rathhaus herabkommen. Fiesco. Heute ist Procuratorwahl. La� meine Carriole vorfahren. Unm�glich kann die Sitzung schon aus sein. Ich will hinauf. Unm�glich kann sie rechtm��ig sein--Schwert und Mantel her. Wo ist mein Orden? Mohr. Herr, ich hab' ihn gestohlen und versetzt. Fiesco. Das freut mich. Mohr. Nun, wie? wird mein Pr�sent bald herausr�cken? Fiesco. Weil du nicht auch den Mantel nahmst? Mohr. Weil ich den Dieb ausfindig machte. Fiesco. Der Tumult w�lzt sich hierher. Horch! Das ist nicht das Gejauchze des Beifalls. (Rasch.) Geschwind, riegle die Hofpforten auf. Ich hab' eine Ahnung. Doria ist tollk�hn. Der Staat gaukelt auf einer Nadelspitze. Ich wette, auf der Signoria ist L�rm worden. Mohr (am Fenster, schreit). Was ist das? Die Stra�e Balbi herunter--Tro� vieler Tausende--Hellebarden blitzen--Schwerter--Holla! Senatoren--fliegen hieher-Fiesco. Es ist ein Aufruhr! Spring unter sie. Nenn meinen Namen. Sieh zu, da� sie hieher sich werfen. (Mohr eilt hinunter.) Was die Ameise Vernunft m�hsam zu Haufen schleppt, jagt in einem Hui der Wind des Zufalls zusammen. F�nfter Auftritt Fiesco. Zenturione, Zibo, Asserato st�rzen st�rmisch ins Zimmer. Zibo. Graf, Sie verzeihen unserm Zorn, da� wir unangemeldet hereintreten. Zenturione. Ich bin beschimpft, t�dlich beschimpft vom Neffen des Herzogs, im Angesicht der ganzen Signoria. Asserato. Doria hat das goldene Buch besudelt, davon jeder genuesische Edelmann ein Blatt ist. Zenturione. Darum sind wir da. Der ganze Adel ist in mir aufgefordert. Der ganze Adel mu� meine Rache theilen. Meine Ehre zu r�chen, dazu w�rde ich schwerlich Gehilfen fordern. Zibo. Der ganze Adel ist in ihm aufgereizt. Der ganze Adel mu� Feuer und Flamme speien. Asserato. Die Rechte der Nation sind zertr�mmert. Die republikanische Freiheit hat einen Todessto�. Fiesco. Sie spannen meine ganze Erwartung. Zibo. Er war der neunundzwanzigste unter den Wahlherrn, hatte zur Procuratorwahl eine goldene Kugel gezogen. Achtundzwanzig Stimmen waren gesammelt. Vierzehn sprachen f�r mich, eben so viele f�r Lomellino! Dorias und die seinige standen noch aus. Zenturione (rasch ins Wort fallend). Standen noch aus. Ich votierte f�r Zibo. Doria--f�hlen Sie die Wunde meiner Ehre--Doria-Asserato (f�llt ihm wieder ins Wort). So was erlebte man nicht, so lang der Ocean um Genua fluthet-Zenturione (hitziger fort). Doria zog ein Schwert, das er unter dem Scharlach verborgen gehalten, spie�te mein Votum daran, rief in die Versammlung: Zibo. �Senatoren, es gilt nicht! Es ist durchl�chert! Lomellin ist Procurator.� Zenturione. �Lomellin ist Procurator,� und warf sein Schwert auf die Tafel. Asserato. Und rief: �Es gilt nicht!� und warf sein Schwert auf die Tafel. Fiesco (nach einigem Stillschweigen). Wozu sind Sie entschlossen? Zenturione. Die Republik ist ins Herz gesto�en. Wozu wir entschlossen sind? Fiesco. Zenturione, Binsen m�gen vom Athem knicken. Eichen wollen den Sturm. Ich frage, was Sie beschlie�en? Zibo. Ich d�chte, man fragte, was Genua beschlie�e? Fiesco. Genua? Genua? Weg damit; es ist m�rb, bricht, wo Sie es anfassen. Sie rechnen auf die Patrizier? Vielleicht weil sie saure Gesichter schneiden, die Achsel zucken, wenn von Staatssachen Rede wird? Weg damit! Ihr Heldenfeuer klemmt sich in Ballen levantischer Waaren, ihre Seelen flattern �ngstlich um ihre ostindische Flotte. Zenturione. Lernen Sie unsere Patrizier besser sch�tzen. Kaum war Dorias trotzige That gethan, flohen ihrer einige Hundert mit zerrissenen Kleidern auf den Markt. Die Signoria fuhr auseinander. Fiesco (sp�ttisch). Wie Tauben auseinander flattern, wenn in den Schlag sich ein Geier wirft? Zenturione (st�rmisch). Nein! wie Pulvertonnen, wenn eine Lunte hineinf�llt. Zibo. Das Volk w�thet auch, was vermag nicht ein angeschossener Eber? Fiesco (lacht). Der blinde, unbeholfene Kolo�, der mit plumpen Knochen Anfangs Gepolter macht, Hohes und Niederes, Nahes und Fernes mit g�hnendem Rachen zu verschlingen droht und zuletzt--�ber Zwirnsf�den stolpert? Genueser, vergebens! Die Epoche der Meerbeherrscher ist vorbei. Genua ist unter seinen Namen gest�rzt. Genua ist doch, wo das un�berwindliche Rom wie ein Federball in die Rakete eines z�rtlichen Knaben Octavius sprang. Genua kann nicht mehr frei sein. Genua mu� von einem Monarchen erw�rmt werden. Genua braucht einen Souverain, also huldigen Sie dem Schwindelkopf Gianettino. Zenturione (aufbrausend). Wenn sich die grollenden Elemente vers�hnen und der Nordpol dem S�dpol nachspringt--Kommt, Kameraden! Fiesco. Bleiben Sie, bleiben Sie! Wor�ber br�ten Sie, Zibo? Zibo. �ber nichts oder einem Possenspiel, das das Erdbeben hei�en soll. Fiesco (f�hrt sie zu einer Statue). Schauen Sie doch diese Figur an. Zenturione. Es ist die Venus von Florenz. Was soll sie uns hier? Fiesco. Sie gef�llt Ihnen aber? Zibo. Ich sollte denken, oder wir w�ren schlechte Italiener. Wie Sie das jetzt fragen m�gen? Fiesco. Nun, reisen Sie durch alle Welttheile und suchen unter allen lebendigen Abr�cken des weiblichen Modells den gl�cklichsten aus, in welchem sich alle Reize dieser getr�umten Venus umarmen. Zibo. Und tragen dann f�r unsre M�he davon? Fiesco. Dann werden Sie die Phantasie der Marktschreierei �berwiesen haben-Zenturione (ungeduldig). Und was gewonnen haben? Fiesco. Gewonnen haben den verj�hrten Proce� der Natur mit den K�nstlern. Zenturione (hitzig). Und dann? Fiesco. Dann? dann? (F�ngt zu lachen an). Dann haben Sie vergessen zu sehen, da� Genuas Freiheit zu Tr�mmern geht! (Zenturione, Zibo, Asserato gehen ab.) Sechster Auftritt Fiesco.--Get�mmel um den Palast nimmt zu. Gl�cklich! gl�cklich! Das Stroh der Republik ist in Flammen. Das Feuer hat schon H�user und Th�rme gefa�t--Immer zu! immer zu! Allgemein werde der Brand, der schadenfrohe Wind pfeife in die Verw�stung! Siebenter Auftritt Mohr in Eile. Fiesco. Mohr. Haufen �ber Haufen! Fiesco. Mache die Thorfl�gel weit auf. La� hereinst�rzen, was F��e hat. Mohr. Republikaner! Republikaner! Ziehen ihre Freiheit am Joch, keuchen, wie Lastochsen, unter ihrer aristokratischen Herrlichkeit. Fiesco. Narren, die glauben, Fiesco von Lavagna werde fortf�hren, was Fiesco von Lavagna nicht anfing! Die Emp�rung kommt wie gerufen. Aber die Verschw�rung mu� meine sein. Sie st�rmen die Treppe herauf. Mohr (hinaus). Holla! holla! Werden das Haus h�flichst zur Th�re hereinbringen. (Das Volk st�rmt herein, die Th�re in Tr�mmer.) Achter Auftritt Fiesco. Zw�lf Handwerker. Alle. Rache an Doria! Rache an Gianettino! Fiesco. H�bsch gemach, meine Landsleute. Da� ihr mir alle eure Aufwartung so machtet, das zeugt von eurem guten Herzen. Aber meine Ohren sind delicater. Alle (ungest�mer). Zu Boden mit den Doria! Zu Boden Oheim und Neffen! Fiesco (der sie l�chelnd �berz�hlt). Zw�lf sind ein vornehmes Heer-Einige. Diese Doria m�ssen weg. Der Staat mu� eine andere Form haben. Erster Handwerker. Unsre Friedensrichter die Treppen hinab zu schmei�en--die Treppen die Friedensrichter. Zweiter. Denkt doch, Lavagna, die Treppen hinab, als sie ihm bei der Wahl widersprachen. Alle. Soll nicht geduldet werden! darf nicht geduldet werden! Ein Dritter. Ein Schwert in den Rath zu nehmen-Erster. Ein Schwert! Das Zeichen des Kriegs! im Zimmer des Friedens! Zweiter. Im Scharlach in den Senat zu kommen! Nicht schwarz, wie die �brigen Rathsherrn. Erster. Mit acht Hengsten durch unsere Hauptstadt zu fahren. Alle. Ein Tyrann! ein Verr�ther des Lands und der Regierung! Zweiter. Zweihundert Deutsche zur Leibwach vom Kaiser zu kaufen-Erster. Ausl�nder wider die Kinder des Vaterlands! Deutsche gegen Italiener! Soldaten neben die Gesetze! Alle. Hochverrath! Meuterei! Genuas Untergang! Erster. Das Wappen der Republik an der Kutsche zu f�hren-Zweiter. Die Statue des Andreas mitten im Hof der Signoria!-Alle. In St�cken mit dem Andreas! In tausend St�ck den steinernen und den lebendigen! Fiesco. Genueser, warum mir Das alles? Erster. Ihr sollt es nicht dulden! Ihr sollt ihm den Daumen aufs Aug halten! Zweiter. Ihr seid ein kluger Mann, und sollt es nicht dulden, und sollt den Verstand f�r uns haben. Erster. Und seid ein besserer Edelmann, und sollt ihm das eintr�nken, und sollt es nicht dulden. Fiesco. Euer Zutrauen schmeichelt mir sehr. Kann ich es durch Thaten verdienen? Alle (l�rmend). Schlage! St�rze! Erl�se! Fiesco. Doch ein gut Wort werdet ihr noch annehmen? Einige. Redet, Lavagna! Fiesco (der sich niedersetzt). Genueser--Das Reich der Thiere kam einst in b�rgerliche G�hrung, Parteien schlugen mit Parteien, und ein Fleischerhund bem�chtigte sich des Throns. Dieser, gewohnt, das Schlachtvieh an das Messer zu hetzen, hauste h�ndisch im Reich, klaffte, bi� und nagte die Knochen seines Volks. Die Nation murrte, die K�hnsten traten zusammen und erw�rgten den f�rstlichen Bullen. Jetzt ward ein Reichstag gehalten, die gro�e Frage zu entscheiden, welche Regierung die gl�cklichste sei? Die Stimmen theilten sich dreifach. Genueser, f�r welche h�ttet ihr entschieden? Erster B�rger. F�rs Volk. Alle f�rs Volk. Fiesco. Das Volk gewann's. Die Regierung ward demokratisch. Jeder B�rger gab seine Stimme. Mehrheit setzte durch. Wenige Wochen vergingen, so k�ndigte der Mensch dem neugebackenen Freistaat den Krieg an. Das Reich kam zusammen. Ro�, L�we, Tiger, B�r, Elephant und Rhinoceros traten auf und br�llten laut zu den Waffen! Jetzt kam die Reih' an die �brigen. Lamm, Hase, Hirsch, Esel, das ganze Reich der Insecten, der V�gel, der Fische ganzes menschenscheues Heer--alle traten dazwischen und wimmerten: Friede. Seht, Genueser! Der Feigen waren mehr, denn der Streitbaren, der Dummen mehr, denn der Klugen--Mehrheit setzte durch. Das Thierreich streckte die Waffen, und der Mensch brandschatzte sein Gebiet. Dieses Staatssystem ward also verworfen. Genueser, wozu w�ret ihr jetzt geneigt gewesen? Erster und Zweiter. Zum Ausschu�! Freilich zum Ausschu�! Fiesco. Diese Meinung gefiel! Die Staatsgesch�fte theilten sich in mehrere Kammern. W�lfe besorgten die Finanzen, F�chse waren ihre Secret�re. Tauben f�hrten das Criminalgericht, Tiger die g�tlichen Vergleiche, B�cke schlichteten Heirathsprocesse. Soldaten waren die Hasen; L�wen und Elephant blieben bei der Bagage; der Esel war Gesandter des Reichs, und der Maulwurf Oberaufseher �ber die Verwaltung der �mter. Genueser, was hofft ihr von dieser weisen Vertheilung? Wen der Wolf nicht zerri�, den prellte der Fuchs. Wer diesem entrann, den t�lpelte der Esel nieder. Tiger erw�rgten die Unschuld; Diebe und M�rder begnadigte die Taube, und am Ende, wenn die �mter niedergelegt wurden, fand sie der Maulwurf alle unstr�flich verwaltet--Die Thiere emp�rten sich. La�t uns einen Monarchen w�hlen, riefen sie einstimmig, der Klauen und Hirn und nur einen Magen hat--und einem Oberhaupt huldigten alle--einem, Genueser--aber (indem er mit Hoheit unter sie tritt) es war der L�we. Alle (klatschen, werfen die M�tzen in die H�he). Bravo! Bravo! das haben sie schlau gemacht. Erster. Und Genua soll's nachmachen, und Genua hat seinen Mann schon. Fiesco. Ich will ihn nicht wissen. Gehet heim! Denkt auf den L�wen! (Die B�rger tumultuarisch hinaus.) Es geht erw�nscht. Volk und Senat wider Doria. Volk und Senat f�r Fiesco--Hassan!--Hassan! Ich mu� diesen Wind benutzen--Hassan! Hassan! Ich mu� diesen Ha� verst�rken! dieses Interesse anfrischen!--Heraus, Hassan! Hurensohn der H�lle! Hassan! Hassan! Neunter Auftritt Mohr kommt. Fiesco. Mohr (wild). Meine Sohlen brennen noch. Was gibt's schon wieder? Fiesco. Was ich befehle. Mohr (geschmeidig). Wohin lauf' ich zuerst? wohin zuletzt? Fiesco. Das Laufen sei dir diesmal geschenkt. Du wirst geschleift werden. Mache dich gleich gefa�t; ich posaune jetzt deinen Meuchelmord aus und �bergebe dich gebunden der peinlichen Nota. Mohr (sechs Schritte zur�ck). Herr?--das ist wider die Abrede. Fiesco. Sei ganz ruhig. Es ist nichts mehr, denn ein Possenspiel. In diesem Augenblick liegt Alles daran, da� Gianettinos Anschlag auf mein Leben ruchbar wird. Man wird dich peinlich verh�ren. Mohr. Ich bekenne dann oder leugne? Fiesco. Leugnest. Man wird dich auf die Tortur schrauben. Den ersten Grad stehst du aus. Diese Witzigung kannst du auf Conto deines Meuchelmords hinnehmen. Beim zweiten bekennst du. Mohr (sch�ttelt den Kopf, bedenklich). Ein Schelm ist der Teufel. Die Herren k�nnten mich beim Essen behalten, und ich w�rde aus lauter Kom�die ger�dert. Fiesco. Du kommst ganz weg. Ich gebe dir meine gr�fliche Ehre. Ich werde mir deine Bestrafung zur Genugthuung ausbitten und dich dann vor den Augen der ganzen Republik pardonnieren. Mohr. Ich lasse mir's gefallen. Sie werden mir das Gelenk auseinander treiben. Das macht gel�ufiger. Fiesco. So ritze mir hurtig mit deinem Dolche den Arm auf, bis Blut darnach l�uft--Ich werde thun, als h�tt' ich dich erst frisch auf der That ergriffen. Gut! (Mit gr��lichem Geschrei.) M�rder! M�rder! M�rder! Besetzt die Wege! Riegelt die Pforten zu! (Er schleppt den Mohren an der Gurgel hinaus, Bediente fliehen �ber den Schauplatz.) Zehnter Auftritt Leonore. Rosa st�rzen erschrocken herein. Leonore. Mord! schrieen sie, Mord! Von hier kam der L�rm. Rosa. Ganz gewi� nur ein blinder Tumult, wie allt�glich in Genua. Leonore. Sie schrieen Mord, und das Volk murmelte deutlich: Fiesco. Armselige Betr�ger! Meine Augen wollten sie schonen, aber mein Herz �berlistet sie. Geschwind, eile nach, sieh, sage mir, wo sie ihn hinschleppen. Rosa. Sammeln Sie sich. Bella ist nach. Leonore. Bella wird seinen brechenden Blick noch auffassen! die gl�ckliche Bella! Weh �ber mich, seine M�rderin! H�tte Fiesco mich lieben k�nnen, nie h�tte Fiesco sich in die Welt gest�rzt, nie in die Dolche des Neids!--Bella kommt! Fort! Rede nicht, Bella! Eilfter Auftritt Vorige. Bella. Bella. Der Graf lebt und ist ganz. Ich sah ihn durch die Stadt galoppieren. Nie sah ich unsern gn�digen Herrn so sch�n. Der Rapp prahlte unter ihm und jagte mit hochm�thigem Huf das andr�ngende Volk von seinem f�rstlichen Reiter. Er erblickte mich, als er vor�ber flog, l�chelte gn�dig, winkte hieher und warf drei K�sse zur�ck. (Boshaft.) Was mach' ich damit, Signora? Leonore (in Entz�ckung). Leichtfertige Schw�tzerin! Bring sie ihm wieder. Rosa. Nun sehen Sie! jetzt sind Sie wieder Scharlach �ber und �ber. Leonore. Sein Herz wirft er den Dirnen nach, und ich jage nach einem Blick?--O Weiber! Weiber! (Gehen ab.) Zw�lfter Auftritt Im Palast des Andreas. Gianettino. Lomellin kommen hastig Gianettino. La� sie um ihre Freiheit br�llen, wie die L�win um ein Junges. Ich bleibe dabei. Lomellin. Doch, gn�diger Herr-Gianettino. Zum Teufel mit Eurem Doch, dreistundlanger Procurator! Ich weiche um keines Haares Breite. La� Genuas Th�rme die K�pfe sch�tteln und die tobende See Nein dareinbrummen. Ich f�rchte den Tro� nicht. Lomellin. Der P�bel ist freilich das brennende Holz, aber der Adel gibt seinen Wind dazu. Die ganze Republik ist in Wallung. Volk und Patrizier. Gianettino. So steh' ich wie Nero auf dem Berg und sehe dem possierlichen Brande zu-Lomellin. Bis sich die ganze Masse des Aufruhrs einem Parteig�nger zuwirft, der ehrgeizig genug ist, in der Verw�stung zu ernten. Gianettino. Possen! Possen! Ich kenne nur Einen, der f�rchterlich werden k�nnte, und f�r den ist gesorgt. Lomellin. Seine Durchlaucht. (Andreas kommt, Beide verneigen sich tief.) Andreas. Signor Lomellin! Meine Nichte w�nscht auszufahren. Lomellin. Ich werde die Gnade haben, sie zu begleiten. (Ab.) Dreizehnter Auftritt Andreas. Gianettino. Andreas. H�re, Neffe! Ich bin schlimm mit dir zufrieden. Gianettino. G�nnen Sie mir Geh�r, durchlauchtigster Oheim. Andreas. Dem zerlumptesten Bettler in Genua, wenn er es werth ist. Einem Buben niemals, und w�r' er mein Neffe. Gn�dig genug, da� ich dir den Oheim zeige; du verdientest den Herzog und seine Signoria zu h�ren. Gianettino. Nur ein Wort, gn�digster Herr-Andreas. H�re, was du gethan hast, und verantworte dich dann--Du hast ein Geb�ude umgerissen, das ich in einem halben Jahrhundert sorgsam zusammenf�gte--das Mausoleum deines Oheims--seine einzige Pyramide--die Liebe der Genueser. Den Leichtsinn verzeiht dir Andreas. Gianettino. Mein Oheim und Herzog-Andreas. Unterbrich mich nicht. Du hast das sch�nste Kunstwerk der Regierung verletzt, das ich selbst den Genuesern vom Himmel holte, das mich so viele N�chte gekostet, so viele Gefahren und Blut. Vor ganz Genua hast du meine f�rstlichen Ehre besudelt, weil du f�r meine Anstalt keine Achtung zeigtest. Wem wird sie heilig sein, wenn mein Blut sie verachtet?--Diese Dummheit verzeiht dir der Oheim. Gianettino (beleidigt). Gn�digster Herr, Sie haben mich zu Genuas Herzog gezogen. Andreas. Schweig--du bist ein Hochverr�ther des Staates und hast das Herz seines Lebens verwundet. Merke dir's, Knabe! Es hei�t-- Unterwerfung!--Weil der Hirte am Abend seines Tagwerks zur�cktrat, w�hntest du die Heerde verlassen? Weil Andreas eisgraue Haare tr�gt, trampeltest du wie ein Gassenjunge auf den Gesetzen? Gianettino (trotzig). Gemach, Herzog. Auch in meinen Adern siedet das Blut das Andreas, vor dem Frankreich erzitterte. Andreas. Schweig! befehl' ich--Ich bin gewohnt, da� das Meer aufhorcht, wenn ich rede--Mitten in ihrem Tempel spieest du die majest�tische Gerechtigkeit an. Wei�t du, wie man das ahndet, Rebelle?--Jetzt antworte! (Gianettino heftet den Blick sprachlos zu Boden.) Andreas. Ungl�ckseliger Andreas! In deinem eigenen Herzen hast du den Wurm deines Verdiensts ausgebr�tet.--Ich baute den Genuesern ein Haus, das der Verg�nglichkeit spotten sollte, und werfe den ersten Feuerbrand hinein--Diesen! Dank' es, Unbesonnener, diesem eisgrauen Kopf, der von Familienh�nden zur Grube gebracht sein will--Dank' es meiner gottlosen Liebe, da� ich den Kopf des Emp�rers dem beleidigten Staate nicht--vom Blutger�ste zuwerfe. (Schnell ab.) Vierzehnter Auftritt Lomellin au�er Athem, erschrocken. Gianettino sieht dem Herzog gl�hend und sprachlos nach. Lomellin. Was hab' ich gesehen? was angeh�rt? Jetzt! Jetzt! Fliehen Sie, Prinz! Jetzt ist Alles verloren. Gianettino (mit Ingrimm). Was war zu verlieren? Lomellin. Genua, Prinz. Ich komme vom Markt. Das Volk dr�ngte sich um einen Mohren, der an Stricken dahin geschleift wurde; der Graf von Lavagna, �ber die dreihundert Nobili ihm nach bis ins Richthaus, wo die Verbrecher gefoltert werden. Der Mohr war �ber einem Meuchelmord ertappt worden, den er an dem Fiesco vollstrecken sollte. Gianettino (stampft mit dem Fu�). Was? Sind heut alle Teufel los? Lomellin. Man inquirierte scharf, wer ihn bestochen. Der Mohr gestand nichts. Man brachte ihn auf die erste Folter. Er gestand nichts. Man brachte ihn auf die zweite. Er sagte aus, sagte aus--gn�diger Herr, wo gedachten Sie hin, da Sie Ihre Ehre einem Taugenichts preisgaben? Gianettino (schnaubt ihn wild an). Frage mich nichts! Lomellin. H�ren Sie weiter. Kaum war das Wort Doria ausgesprochen--lieber h�tt' ich meinen Namen auf der Schreibtafel des Teufels gelesen, als hier den Ihren geh�rt--so zeigte sich Fiesco dem Volk. Sie kennen ihn, den Mann, der befehlend flehet, den Wucherer mit den Herzen der Menge. Die ganze Versammlung hing ihm odemlos in starren, schrecklichen Gruppen entgegen; er sprach wenig, aber streifte den blutenden Arm auf, das Volk schlug sich um die fallenden Tropfen, wie um Reliquien. Der Mohr wurde seiner Willk�r �bergeben, und Fiesco--ein Herzsto� f�r uns--Fiesco begnadigte ihn. Jetzt raste die Stille des Volks in einen br�llenden Laut aus, jeder Odem zernichtete einen Doria, Fiesco wurde auf tausendstimmigem Vivat nach Hause getragen. Gianettino (mit einem dumpfen Gel�chter). Der Aufruhr schwelle mir an die Gurgel!--Kaiser Karl! Mit dieser einzigen Silbe will ich sie niederwerfen, da� in ganz Genua auch keine Glocke mehr summen soll. Lomellin. B�hmen liegt weit von Italien--Wenn Karl sich beeilt, kann er noch zeitig genug zu Ihrem Leichenschmaus kommen. Gianettino (zieht einen Brief mit gro�em Siegel hervor). Gl�ck genug also, da� er schon hier ist!--Verwundert sich Lomellin? Glaubte er mich tolldreist genug, w�thige Republikaner zu reizen, wenn sie nicht schon verkauft und verrathen w�ren? Lomellin (betreten). Ich wei� nicht, was ich denke. Gianettino. Ich denke Etwas, das du nicht wei�t. Der Schlu� ist gefa�t. �bermorgen fallen zw�lf Senatoren. Doria wird Monarch, und Kaiser Karl wird ihn sch�tzen--Du trittst zur�ck? Lomellin. Zw�lf Senatoren! Mein Herz ist nicht weit genug, eine Blutschuld zw�lfmal zu fassen. Gianettino. N�rrchen, am Thron wirft man sie nieder. Siehst du, ich �berlegte mit Karls Ministern, da� Frankreich in Genua noch starke Parteien h�tte, die es ihm zum zweiten Mal in die H�nde spielen k�nnten, wenn man sie nicht mit der Wurzel vertilgte. Das wurmte beim alten Karl. Er unterschrieb meinen Anschlag--und du schreibst, was ich dictiere. Lomellin. Noch wei� ich nicht-Gianettino. Setze dich! Schreib! Lomellin. Was schreib' ich aber? (Setzt sich.) Gianettino. Die Namen der zw�lf Candidaten--Franz Zenturione. Lomellin (schreibt). Zum Dank f�r sein Votum f�hrt er den Leichenzug. Gianettino. Cornelio Calva. Lomellin. Calva. Gianettino. Michael Zibo. Lomellin. Eine Abk�hlung auf die Procuratur. Gianettino. Thomas Asserato mit drei Br�dern (Lomellin h�lt inne.) Gianettino (nachdr�cklich). Mit drei Br�dern. Lomellin (schreibt). Weiter. Gianettino. Fiesco von Lavagna. Lomellin. Geben Sie Acht! geben Sie Acht! Sie werden �ber diesem schwarzen Stein noch den Hals brechen. Gianettino. Scipio Bourgognino. Lomellin. Der mag anderswo Hochzeit halten. Gianettino. Wo ich Brautf�hrer bin--Raphael Sacco. Lomellin. Dem sollt' ich Pardon auswirken, bis er mir meine f�nftausend Scudi bezahlt hat. (Schreibt.) Der Tod macht quitt. Gianettino. Vincent Calcagno. Lomellin. Calcagno--den Zw�lften schreib' ich auf meine Gefahr, oder unser Todfeind ist vergessen. Gianettino. Ende gut, Alles gut. Joseph Verrina. Lomellin. Das war der Kopf des Wurms. (Steht auf, streut Sand, fliegt die Schrift durch, reicht sie dem Prinzen.) Der Tod gibt �bermorgen pr�chtige Gala und hat zw�lf genuesische F�rsten geladen. Gianettino (tritt zum Tisch, unterzeichnet). Es ist geschehen--In zwei Tagen ist Dogewahl. Wenn die Signoria versammelt ist, werden die Zw�lf auf das Signal eines Schnupftuchs mit einem pl�tzlichen Schu� gestreckt, wenn zugleich meine zweihundert Deutsche das Rathhaus mit Sturm besetzen. Ist das vorbei, tritt Gianettino Doria in den Saal und l��t sich huldigen. (Klingelt.) Lomellin. Und Andreas? Gianettino (ver�chtlich). Ist ein alter Mann. (Ein Bedienter.) Wenn der Herzog fragt, ich bin in der Messe. (Bedienter ab.) Der Teufel, der in mir steckt, kann nur in Heiligenmaske incognito bleiben. Lomellin. Aber das Blatt, Prinz? Gianettino. Nimmst du, l�ssest es durch unsre Partei circulieren. Dieser Brief mu� mir Extrapost nach Levanto. Er unterrichtet den Spinola von Allem und hei�t ihn fr�h acht Uhr in der Hauptstadt hier eintreffen. (Will fort.) Lomellin. Ein Loch im Fa�, Prinz! Fiesco besucht keinen Senat mehr. Gianettino (zur�ckrufend). Doch noch einen Meuter wird Genua haben?--Ich sorge daf�r. (Ab in ein Seitenzimmer, Lomellin fort durch ein anderes.) F�nfzehnter Auftritt Vorzimmer bei Fiesco. Fiesco mit Briefen und Wechseln. Mohr. Fiesco. Also vier Galeeren sind eingelaufen. Mohr. Liegen gl�cklich in der Darsena vor Anker. Fiesco. Das kommt erw�nscht. Woher die Expressen? Mohr. Von Rom, Piacenza und Frankreich. Fiesco (bricht die Briefe auf, fliegt sie durch). Willkommen, willkommen in Genua! (Sehr aufger�umt.) Die Kuriere werden f�rstlich bewirthet. Mohr. Hum! (Will gehen.) Fiesco. Halt! Halt! Hier kommt Arbeit f�r dich die F�lle. Mohr. Was steht zu Befehl? Die Nase des Sp�rers oder der Stachel des Skorpions? Fiesco. F�r jetzt des Lockvogels Schlag. Morgen fr�h werden zweitausend Mann verkappt zur Stadt hereinschleichen, Dienste bei mir zu nehmen. Vertheile du deine Handlanger an den Thoren herum, mit der Ordre, auf die eintretenden Passagiers ein wachsames Auge zu haben. Einige werden als ein Trupp Pilgrime kommen, die nach Loretto wallfahrten gehen, andre als Ordensbr�der, oder Savoyarden, oder Kom�dianten, wieder andre als Kr�mer, oder als ein Trupp Musikanten, die meisten als abgedankte Soldaten, die genuesisches Brod essen wollen. Jeder Fremde wird ausgefragt, wo er einstellet; antwortet er: zur goldenen Schlange, so mu� man ihn freundlich gr��en und meine Wohnung bedeuten. H�re, Kerl! aber ich baue auf deine Klugheit. Mohr. Herr! wie auf meine Bosheit. Entwischt mir ein Lock Haare, so sollt Ihr meine zwei Augen in eine Windb�chse laden und Sperlinge damit schie�en. (Will fort.) Fiesco. Halt! noch eine Arbeit. Die Galeeren werden der Nation scharf in die Augen stechen. Merke auf, was davon die Rede wird. Fragt dich Jemand, so hast du von Weitem murmeln geh�rt, da� dein Herr damit Jagd auf die T�rken mache. Verstehst du? Mohr. Verstehe. Die B�rte der Beschnittenen liegen oben drauf. Was im Korb ist, wei� der Teufel. (Will fort.) Fiesco. Gemach. Noch eine Vorsicht. Gianettino hat neuen Grund, mich zu hassen und mir Fallen zu stellen. Geh, beobachte deine Kameraden, ob du nicht irgendwo einen Meuchelmord witterst. Doria besucht die verd�chtigen H�user. H�nge dich an die T�chter der Freude. Die Geheimnisse des Cabinets stecken sich gern in die Falten eines Weiberrocks; versprich ihnen goldspeiende Kunden--versprich deinen Herrn. Nichts kann zu ehrw�rdig sein, das du nicht in diesen Morast untertauchen sollst, bis du den festen Boden f�hlst. Mohr. Halt! Holla! Ich habe Eingang bei einer gewissen Diana Bononi und bin gegen f�nf Vierteljahr ihr Zuf�hrer gewesen. Vorgestern sah ich den Procurator Lomellino aus ihrem Hause kommen. Fiesco. Wie gerufen. Eben der Lomellino ist der Hauptschl�ssel zu allen Tollheiten Dorias. Gleich morgen fr�h mu�t du hingehen. Vielleicht ist er heute Nacht dieser keuschen Luna Endymion. Mohr. Noch ein Umstand, gn�diger Herr. Wenn mich die Genueser fragen--und ich bin des Teufels! das werden sie--wenn sie mich jetzt fragen: was denkt Fiesco zu Genua?--Werdet Ihr Eure Maske noch l�nger tragen, oder was soll ich antworten? Fiesco. Antworten! Wart! Die Frucht ist ja zeitig. Wehen verk�ndigen die Geburt--Genua liege auf dem Block, sollst du antworten, und dein Herr hei�e Johann Ludwig Fiesco. Mohr (sich froh streckend). Was ich anbringen will, da� sich's gewaschen haben soll, bei meiner hundsf�ttischen Ehre!--Aber nun hell auf, Freund Hassan! In ein Weinhaus zuerst! Meine F��e haben alle H�nde voll zu thun--und mu� meinen Magen caressieren, da� er mir bei meinen Beinen das Wort redt. (Eilt ab, kommt aber schnell zur�ck.) A propos! Bald h�tt' ich das verplaudert. Was zwischen Eurer Frau und Calcagno vorging, habt Ihr gern wissen m�gen!--Ein Korb ging vor, Herr, und Das war Alles. (L�uft davon.) Sechzehnter Auftritt Fiesco bei sich. Ich bedaure, Calcagno--Meinten Sie etwa, ich w�rden den empfindlichen Artikel meines Ehebetts Preis geben, wenn mir meines Weibes Tugend und mein eigener Werth nicht Handschrift genug ausgestellt h�tten? Doch willkommen mit dieser Schw�gerschaft. Du bist ein guter Soldat. Das soll mir deinen Arm zu Dorias Untergang kuppeln!--(Mit starkem Schritt auf und nieder.) Jetzt, Doria, mit mir auf den Kampfplatz! Alle Maschinen des gro�en Wagest�cks sind im Gang. Zum schaudernden Concert alle Instrumente gestimmt. Nichts fehlt, als die Larve herabzurei�en und Genuas Patrioten den Fiesco zu zeigen. (Man h�rt kommen.) Ein Besuch! Wer mag mich jetzt st�ren? Siebzehnter Auftritt Voriger. Verrina. Romano mit einem Tableau. Sacco. Bourgognino. Calcagno. Alle verneigen sich. Fiesco (ihnen entgegen, voll Heiterkeit). Willkommen, meine w�rdigen Freunde! Welche wichtige Angelegenheit f�hrt Sie so vollz�hlig zu mir--Du auch da, theurer Bruder Verrina? Ich w�rde bald verlernt haben, dich zu kennen, w�ren meine Gedanken nicht flei�iger um dich, als meine Augen. War's nicht seit dem letzten Ball, da� ich meinen Verrina entbehrte? Verrina. Z�hl' ihm nicht nach, Fiesco. Schwere Lasten haben inde� sein graues Haar gebeugt. Doch genug hievon. Fiesco. Nicht genug f�r die wi�begierige Liebe. Du wirst mir mehr sagen m�ssen, wenn wir allein sind. (Zu Bourgognino.) Willkommen, junger Held! Unsre Bekanntschaft ist noch gr�n, aber meine Freundschaft ist zeitig. Haben Sie Ihre Meinung von mir verbessert? Bourgognino. Ich bin auf dem Wege. Fiesco. Verrina, man sagt mir, da� dieser junge Cavalier dein Tochtermann werden soll. Nimm meinen ganzen Beifall zu dieser Wahl. Ich hab' ihn nur einmal gesprochen, und doch w�rd' ich stolz sein, wenn er der meinige w�re. Verrina. Dieses Urtheil macht mich eitel auf meine Tochter. Fiesco (zu den Andern). Sacco? Calcagno?--Lauter seltne Erscheinungen in meinen Zimmern. Beinahe m�chte ich mich meiner Dienstfertigkeit sch�men, wenn Genuas edelste Zierden sie vor�bergehen--Und hier begr��e ich einen f�nften Gast, mir zwar fremd, doch empfohlen genug durch diesen w�rdigen Zirkel. Romano. Es ist ein Maler schlechtweg, gn�diger Herr, Romano mit Namen, der sich vom Diebstahl an der Natur ern�hrt, kein Wappen hat, als seinen Pinsel, und nun gegenw�rtig ist, (mit einer tiefen Verbeugung) die gro�e Linie zu einem Brutuskopfe zu finden. Fiesco. Ihre Hand, Romano. Ihre Meisterin ist eine Verwandte meines Hauses. Ich liebe sie br�derlich. Kunst ist die rechte Hand der Natur. Diese hat nur Gesch�pfe, jene hat Menschen gemacht. Was malen Sie aber, Romano? Romano. Scenen aus dem nervigten Alterthum. Zu Florenz steht mein sterbender Hercules, meine Kleopatra zu Venedig, der w�thende Ajax zu Rom, wo die Helden der Vorwelt--im Vatican wieder auferstehen. Fiesco. Und was ist wirklich Ihres Pinsels Besch�ftigung? Romano. Er ist weggeworfen, gn�diger Herr. Das Licht des Genies bekam weniger Fett, als das Licht des Lebens. �ber einen gewissen Punkt hinaus brennt nur die papierne Krone. Hier ist meine letzte Arbeit. Fiesco (aufger�umt). Sie k�nnte nicht erw�nschter gekommen sein. Ich bin heute ganz ungew�hnlich heiter, mein ganzes Wesen feiert eine gewisse heroische Ruhe, ganz offen f�r die sch�ne Natur. Stellen Sie Ihr Tableau auf. Ich will mir ein rechtes Fest daraus bereiten. Tretet herum, meine Freunde. Wir wollen uns ganz dem K�nstler schenken. Stellen Sie Ihr Tableau auf. Verrina (winkt den Andern). Nun merket auf, Genueser! Romano (stellt das Gem�lde zurecht). Das Licht mu� von der Seite spielen. Ziehen Sie jenen Vorhang auf. Diesen lassen Sie fallen. Gut. (Er tritt auf die Seite.) Es ist die Geschichte der Virginia und des Appius Claudius. (Lange ausdrucksvolle Pause, worin alle die Malerei betrachten.) Verrina (in Begeisterung). Spritz zu, eisgrauer Vater!--Zuckst du, Tyrann?--Wie so bleich steht ihr Kl�tze R�mer--ihm nach, R�mer--das Schlachtmesser blinkt--Mir nach, Kl�tze Genueser--Nieder mit Doria! Nieder! nieder! (Er haut gegen das Gem�lde.) Fiesco (l�chelnd zum Maler.) Fordern Sie mehr Beifall? Ihre Kunst macht diesen alten Mann zum bartlosen Tr�umer. Verrina (ersch�pft). Wo bin ich? Wo sind sie hingekommen? Weg, wie Blasen? Du hier, Fiesco? Der Tyrann lebt noch, Fiesco? Fiesco. Siehst du? �ber vielem Sehen hast du die Augen vergessen. Diesen R�merkopf findest du bewundernswerth? Weg mit ihm! Hier das M�dchen blick' an! Dieser Ausdruck, wie weich, wie weiblich! Welche Anmuth auch aus den welkenden Lippen? Welche Wollust im verl�schenden Blick?--Unnachahmlich! g�ttlich, Romano!--Und noch die wei�e, blendende Brust, wie angenehm noch von des Athems letzten Wellen gehoben! Mehr solche Nymphen, Romano, so will ich vor Ihren Phantasieen knieen und der Natur einen Scheidebrief schreiben. Bourgognino. Verrina, ist das deine gehoffte herrliche Wirkung? Verrina. Fasse Muth, Sohn. Gott verwarf den Arm des Fiesco, er mu� auf den unsrigen rechnen. Fiesco (zum Maler). Ja, es ist Ihre letzte Arbeit, Romano. Ihr Markt ist ersch�pft. Sie r�hren keinen Pinsel mehr an. Doch �ber des K�nstlers Bewunderung vergess' ich das Werk zu verschlingen. Ich k�nnte hier stehen und hingaffen und ein Erdbeben �berh�ren. Nehmen Sie Ihr Gem�lde weg. Sollt' ich Ihnen diesen Virginiakopf bezahlen, m��t' ich Genua in Versatz geben. Nehmen Sie weg. Romano. Mit Ehre bezahlt sich der K�nstler. Ich schenke es Ihnen. (Er will hinaus.) Fiesco. Eine kleine Geduld, Romano. (Er geht mit majest�tischem Schritt im Zimmer und scheint �ber etwas Gro�es zu denken. Zuweilen betrachtet er die Andern fliegend und scharf, endlich nimmt er den Maler bei der Hand, f�hrt ihn vor das Gem�lde.) Tritt her, Maler! (�u�erst stolz und mit W�rde.) So trotzig stehst du da, weil du Leben auf todten T�chern heuchelst und gro�e Thaten mit kleinem Aufwand verewigst. Du prahlst mit Poetenhitze, der Phantasie marklosem Marionettenspiel, ohne Herz, ohne thatenerw�rmende Kraft; st�rzest Tyrannen auf Leinwand;--bist selbst ein elender Sklave? Machst Republiken mit einem Pinsel frei;--kannst deine eignen Ketten nicht brechen? (Voll und befehlend.) Geh! Deine Arbeit ist Gaukelwerk--der Schein weiche der That--(Mit Gr��e, indem er das Tableau umwirft.) Ich habe gethan, was du--nur maltest. (Alle ersch�ttert. Romano tr�gt sein Tableau mit Best�rzung fort.) Achtzehnter Auftritt Fiesco. Verrina. Bourgognino. Sacco. Calcagno. Fiesco (unterbricht eine Pause des Erstaunens). Dachtet ihr, der L�we schliefe, weil er nicht br�llte? Waret ihr eitel genug, euch zu �berreden, da� ihr die Einzigen w�ret, die Genuas Ketten f�hlten? die Einzigen, die sie zu zerrei�en w�nschten? Eh ihr sie nur fern rasseln h�rtet, hatte sie schon Fiesco zerbrochen. (Er �ffnet die Schatulle, nimmt ein Paket Briefe heraus, die er alle �ber die Tafel spreitet.) Hier Soldaten von Parma--hier franz�sisches Geld--hier vier Galeeren vom Papst. Was fehlt noch, einen Tyrannen in seinem Nest aufzujagen? Was wi�t ihr noch zu erinnern? (Da sie alle erstarrt schweigen, tritt er von der Tafel mit Selbstgef�hl.) Republikaner, ihr seid geschickter, Tyrannen zu verfluchen, als sie in die Luft zu sprengen. (Alle, au�er Verrina, werfen sich sprachlos Fiesco zu F��en.) Verrina. Fiesco!--Mein Geist neigt sich vor dem deinigen--mein Knie kann es nicht--Du bist ein gro�er Mensch!--aber--Steht auf, Genueser. Fiesco. Ganz Genua �rgerte sich an dem Weichling Fiesco. Ganz Genua fluchte �ber den verbuhlten Schurken Fiesco. Genueser! Genueser! Meine Buhlerei hat den arglistigen Despoten betrogen, meine Tollheit hat eurem F�rwitz meine gef�hrliche Weisheit verh�llt. In den Windeln der �ppigkeit lag das erstaunliche Werk der Verschw�rung gewickelt. Genug. Genua kennt ich in euch. Mein ungeheuerster Wunsch ist befriedigt. Bourgognino (wirft sich unmuthig in einen Sessel). Bin ich denn gar nichts mehr? Fiesco. Aber la�t uns schleunig von Gedanken zu Thaten gehn. Alle Maschinen sind gerichtet. Ich kann die Stadt von Land und Wasser best�rmen. Rom, Frankreich und Parma bedecken mich. Der Adel ist schwierig. Des P�bels Herzen sind mein. Die Tyrannen hab' ich in Schlummer gesungen. Die Republik ist zu einem Umgusse zeitig. Mit dem Gl�ck sind wir fertig. Nichts fehlt--Aber Verrina ist nachdenkend? Bourgognino. Geduld. Ich hab' ein W�rtchen, das ihn rascher aufschrecken soll, als des j�ngsten Tages Posaunenruf. (Er tritt zu Verrina, ruft ihm bedeutend zu.) Vater, wach' auf! Deine Bertha verzweifelt. Verrina. Wer sprach das?--Zum Werk, Genueser! Fiesco. �berlegt den Entwurf zur Vollstreckung. �ber dem ernsten Gespr�ch hat uns die Nacht �berrascht. Genua liegt schlafen. Der Tyrann f�llt ersch�pft von den S�nden des Tages nieder. Wachet f�r beide! Bourgognino. Eh wir scheiden, la�t uns den heldenm�thigen Bund durch eine Umarmung beschw�ren. (Sie schlie�en mit verschr�nkten Armen einen Kreis.) Hier wachsen Genuas f�nf gr��te Herzen zusammen, Genuas gr��tes Loos zu entscheiden. (Dr�cken sich inniger.) Wenn der Welten Bau auseinander f�llt und der Spruch des Gerichts auch die Bande des Bluts, auch der Liebe zerschneidet, bleibt dieses f�nffache Heldenblatt ganz! (Treten auseinander.) Verrina. Wann versammeln wir uns wieder? Fiesco. Morgen Mittag will ich eure Meinungen sammeln. Verrina. Morgen Mittag denn. Gute Nacht, Fiesco! Bourgognino, komm! Du wirst etwas Seltsames h�ren. (Beide ab.) Fiesco (zu den Andern). Geht ihr zu den Hinterthoren hinaus, da� Dorias Spionen nichts merken. (Alle entfernen sich.) Neunzehnter Auftritt Fiesco, der nachdenkend auf und nieder geht. Welch ein Aufruhr in meiner Brust! welche heimliche Flucht der Gedanken--Gleich verd�chtigen Br�dern, die auf eine schwarze That ausgehen, auf den Zehen schleichen und ihr flammroth Gesicht furchtsam zu Boden schlagen, stehlen sich die �ppigen Phantome an meiner Seele vorbei--Haltet! haltet! La�t mich euch ins Angesicht leuchten--ein guter Gedanke st�hlet des Mannes Herz und zeigt sich heldenm��ig dem Tage.--Ha! ich kenne euch!--das ist die Liverei des ewigen L�gners--verschwindet! (Wieder Pause, darauf lebhafter.) Republikaner Fiesco? Herzog Fiesco?--Gemach--Hier ist der g�he Hinuntersturz, wo die Mark der Tugend sich schlie�t, sich scheiden Himmel und H�lle--Eben hier haben Helden gestrauchelt, und Helden sind gesunken, und die Welt belagert ihren Namen mit Fl�chen--Eben hier haben Helden gezweifelt, und Helden sind still gestanden und Halbg�tter geworden--(Rascher.) Da� sie mein sind, die Herzen von Genua? Da� von meinen H�nden dahin, dorthin sich g�ngeln l��t das furchtbare Genua?--O �ber die schlaue S�nde, die einen Engel vor jeden Teufel stellt--Ungl�ckselige Schwungsucht! uralte Buhlerei! Engel k��ten an deinem Halse den Himmel hinweg, und der Tod sprang aus deinem krei�enden Bauche--(Sich schaudernd sch�ttelnd.) Engel fingst du mit Sirenentrillern von Unendlichkeit--Menschen angelst du mit Gold, Weibern und Kronen! (Nach einer nachdenkenden Pause, fest.) Ein Diadem erk�mpfen ist gro�. Es wegwerfen ist g�ttlich. (Entschlossen.) Geh unter, Tyrann! Sei frei, Genua, und ich (sanft geschmolzen) dein gl�cklichster B�rger! Dritter Aufzug Furchtbare Wildni�. Erster Auftritt Verrina. Bourgognino kommen durch die Nacht. Bourgognino (steht still.)A wohin f�hrst du mich, Vater? Der dumpfe Schmerz, womit du mich abriefst, keucht noch immer aus deinem arbeitenden Odem. Unterbrich dieses grauenvolle Schweigen. Rede. Ich folge nicht weiter. Verrina. Das ist der Ort. Bourgognino. Der schrecklichste, den du auffinden konntest. Vater, wenn Das, was du hier vornehmen wirst, dem Orte gleich sieht, Vater, so werden meine Haarspitzen aufw�rts springen. Verrina. Doch bl�het das, gegen die Nacht meiner Seele. Folge mir dahin, wo die Verwesung Leichname morsch fri�t, und der Tod seine schaudernde Tafel h�lt--dahin, wo das Gewinsel verlorner Seelen Teufel belustigt, und des Jammers undankbare Thr�nen im durchl�cherten Sieb der Ewigkeit ausrinnen--dahin, mein Sohn, wo die Welt ihre Losung �ndert, und die Gottheit ihr allg�tiges Wappen bricht--dort will ich zu dir durch Verzerrungen sprechen, und mit Z�hneklappern wirst du h�ren. Bourgognino. H�ren? Was? ich beschw�re dich. Verrina. J�ngling! ich f�rchte--J�ngling, dein Blut ist rosenroth--dein Fleisch ist milde geschmeidig; dergleichen Naturelle f�hlen menschlich weich; an dieser empfindenden Flamme schmilzt meine grausame Weisheit. H�tte der Frost des Alters oder der bleierne Gram den fr�hlichen Sprung deiner Geister gestellt--h�tte schwarzes, klumpigtes Blut der leidenden Natur den Weg zum Herzen gesperrt, dann w�rst du geschickt, die Sprache meines Grams zu verstehen und meinen Entschlu� anzustaunen. Bourgognino. Ich werde ihn h�ren und mein machen. Verrina. Nicht darum, mein Sohn--Verrina wird damit dein Herz verschonen. O Scipio, schwere Lasten liegen auf dieser Brust--ein Gedanke, grauenvoll, wie die lichtscheue Nacht--ungeheuer genug, eine Mannsbrust zu sprengen--Siehst du? Allein will ich ihn vollf�hren--allein tragen kann ich ihn nicht. Wenn ich stolz w�re, Scipio, ich k�nnte sagen, es ist eine Qual, der einzige gro�e Mann zu sein--Gr��e ist dem Sch�pfer zur Last gefallen, und er hat Geister zu Vertrauten gemacht--H�re, Scipio-Bourgognino. Meine Seele verschlingt die deinige. Verrina. H�re, aber erwiedre nichts. Nichts, junger Mensch! H�rst du? Kein Wort sollst du drauf sagen--Fiesco mu� sterben! Bourgognino (mit Best�rzung). Sterben? Fiesco? Verrina. Sterben!--Ich danke dir, Gott! es ist heraus--Fiesco sterben, Sohn, sterben durch mich!--Nun geh--es gibt Thaten, die sich keinem Menschen-Urtheil mehr unterwerfen--nur den Himmel zum Schiedsmann erkennen--Das ist eine davon. Geh. Ich will weder deinen Tadel, noch deinen Beifall. Ich wei�, was sie mich kostet, und damit gut. Doch h�re--du k�nntest dich wohl gar wahnsinnig daran denken--H�re--sahest du ihn gestern in unsrer Best�rzung sich spiegeln?--Der Mann, dessen L�cheln Italien irre f�hrte, wird er seines Gleichen in Genua dulden?--Geh. Den Tyrannen wird Fiesco st�rzen, das ist gewi�! Fiesco wird Genuas gef�hrlichster Tyrann werden, das ist gewisser! (Er geht schnell ab. Bourgognino blickt ihm staunend und sprachlos nach, dann folgt er ihm langsam.) Zweiter Auftritt Saal bei Fiesco. In der Mitte des Hintergrunds eine gro�e Glasth�re, die den Prospect �ber das Meer und Genua �ffnet. Morgend�mmerung.--Fiesco vom Fenster. Was ist das?--der Mond ist unter--Der Morgen kommt feurig aus der See--Wilde Phantasieen haben meinen Schlaf aufgeschwelgt--mein ganzes Wesen krampfig um eine Empfindung gew�lzt--Ich mu� mich im Offenen dehnen. (Er macht die Glasth�re auf. Stadt und Meer von Morgenroth �berflammt. Fiesco mit starken Schritten im Zimmer.) Da� ich der gr��te Mann bin im ganzen Genua? und die kleineren Seelen sollten sich nicht unter die gro�e versammeln?--Aber ich verletze die Tugend? (steht still.) Tugend?--Der erhabene Kopf hat andre Versuchungen, als der gemeine--Sollt' er Tugend mit ihm zu theilen haben?--Der Harnisch, der des Pygm�en schm�chtigen K�rper zwingt, sollte der einem Riesenleib anpassen m�ssen? Die Sonne geht auf �ber Genua. Diese majest�tische Stadt! (Mit offenen Armen dagegen eilend.) Mein! --und dr�ber emporzuflammen, gleich dem k�niglichen Tag--dr�ber zu br�ten mit Monarchenkraft--all die kochenden Begierden--all die nimmersatten W�nsche in diesem grundlosen Ocean unterzutauchen?-- Gewi�! Wenn auch des Betr�gers Witz den Betrug nicht adelt, so adelt doch der Preis den Betr�ger. Es ist schimpflich, eine B�rse zu leeren--es ist frech, eine Million zu veruntreuen, aber es ist namenlos gro�, eine Krone zu stehlen. Die Schande nimmt ab mit der wachsenden S�nde. (Pause, dann mit Ausdruck.) Gehorchen!-- Herrschen!--ungeheure schwindlichte Kluft--Legt Alles hinein, was der Mensch Kostbares hat--eure gewonnenen Schlachten, Eroberer-- K�nstler, eure unsterblichen Werke--eure Woll�ste, Epikure--eure Meere und Inseln, ihr Weltumschiffer! Gehorchen und Herrschen!-- Sein und Nichtsein! Wer �ber den schwindlichten Graben vom letzten Seraph zum Unendlichen setzt, wird auch diesen Sprung ausmessen. (Mit erhabenem Spiel.) Zu stehen in jener schrecklich erhabenen H�he--niederzuschmollen in der Menschlichkeit rei�enden Strudel, wo das Rad der blinden Betr�gerin Schicksale schelmisch w�lzt-- den ersten Mund am Becher der Freude--tief unten den geharnischten Riesen Gesetz am G�ngelbande zu lenken--schlagen zu sehen unvergoltene Wunden, wenn sein kurzarmiger Grimm an das Gel�nder der Majest�t ohnm�chtig poltert--die unb�ndigen Leidenschaften des Volks, gleich so viel strampfenden Rossen, mit dem weichen Spiele des Z�gels zu zwingen--den emporstrebenden Stolz der Vasallen mit einem--einem Athemzug in den Staub zu legen, wenn der sch�pferische F�rstenstab auch die Tr�ume des f�rstlichen Fiebers ins Leben schwingt.--Ha! welche Vorstellung, die den staunenden Geist �ber seine Linien wirbelt!--Ein Augenblick F�rst hat das Mark des ganzen Daseins verschlungen. Nicht der Tummelplatz des Lebens--sein Gehalt bestimmt seinen Werth. Zerst�cke den Donner in seine einfachen Silben, und du wirst Kinder damit in den Schlummer singen; schmelze sie zusammen in einen pl�tzlichen Schall, und der monarchische Laut wird den ewigen Himmel bewegen--Ich bin entschlossen! (Heroisch auf und nieder.) Dritter Auftritt Voriger. Leonore tritt herein mit merklicher Angst. Leonore. Vergeben Sie, Graf. Ich f�rchte, Ihre Morgenruhe zu st�ren. Fiesco (tritt h�chst betreten zur�ck.) Gewi�, gn�dige Frau, Sie �berraschen mich seltsam. Leonore. Das begegnet nur den Liebenden nie. Fiesco. Sch�ne Gr�fin, Sie verrathen Ihre Sch�nheit an den feindlichen Morgenhauch. Leonore. Auch w��t' ich nicht, warum ich den wenigen Rest f�r den Gram schonen sollte. Fiesco. Gram, meine Liebe? Stand ich bisher im Wahn, Staaten nicht umw�hlen wollen, hie�e Gem�thsruhe? Leonore. M�glich--Doch f�hl' ich, da� meine Weiberbrust unter dieser Gem�thsruhe bricht. Ich komme, mein Herr, Sie mit einer nichtsbedeutenden Bitte zu bel�stigen, wenn Sie Zeit f�r mich wegwerfen m�chten. Seit sieben Monaten hatt' ich den seltsamen Traum, Gr�fin von Lavagna zu sein. Er ist verflogen. Der Kopf schmerzt mir davon. Ich werden den ganzen Genu� meiner unschuldigen Kindheit zur�ckrufen m�ssen, meine Geister von diesem lebhaften Phantome zu heilen. Erlauben Sie darum, da� ich in die Arme meiner guten Mutter zur�ckkehre? Fiesco (�u�erst best�rzt). Gr�fin? Leonore. Es ist ein schwaches, verz�rteltes Ding, mein Herz, mit dem Sie Mitleiden haben m�ssen. Auch die geringsten Andenken des Traums k�nnten meiner kranken Einbildung Schaden thun. Ich stelle de�wegen die letzten �berbliebenen Pf�nder ihrem rechtm��igen Besitzer zur�ck. (Sie legt einige Galanterieen auf ein Tischchen.) Auch diesen Dolch, der mein Herz durchfuhr--(seinen Liebesbrief) auch diesen--und (indem sie sich laut weinend hinausst�rzen will) behalte nichts, als die Wunde! Fiesco (ersch�ttert, eilt ihr nach, h�lt sie auf). Leonore! Welch ein Auftritt! Um Gotteswillen! Leonore (f�llt matt in seinen Arm). Ihre Gemahlin zu sein, hab' ich nicht verdient, aber Ihre Gemahlin h�tte Achtung verdient--Wie sie jetzt zischen, die L�sterzungen! Wie sie auf mich herabschielen, Genuas Damen und M�dchen! �Seht, wie sie wegbl�ht, die Eitle, die den Fiesco heirathete.�--Grausame Ahndung meiner weiblichen Hoffart! Ich hatte mein ganzes Geschlecht verachtet, da mich Fiesco zum Brautaltar f�hrte. Fiesco. Nein, wirklich, Madonna! dieser Auftritt ist sonderbar. Leonore. Ah, erw�nscht. Er wird bla� und roth. Jetzt bin ich muthig. Fiesco. Nur zwei Tage, Gr�fin, und dann richten Sie mich. Leonore. Aufgeopfert!--La� mich es nicht vor dir aussprechen, jungfr�uliches Licht! Aufgeopfert einer Buhlerin. Nein, sehen Sie mich an, mein Gemahl! Wahrhaftig, die Augen, die ganz Genua in knechtisches Zittern jagen, m�ssen sich jetzt vor den Thr�nen eines Weibes verkriechen.-Fiesco (�u�erst verwirrt). Nicht mehr, Signora. Nicht weiter. Leonore (mit Wehmuth und etwas bitter). Ein schwaches Weiberherz zu zerfleischen! O es ist des starken Geschlechts so w�rdig.--Ich warf mich in die Arme dieses Mannes. An diesen Starken schmiegten sich woll�stig alle meine weiblichen Schw�chen. Ich �bergab ihm meinen ganzen Himmel--Der gro�m�thige Mann verschenkte ihn an eine-Fiesco (st�rzt ihr mit Heftigkeit ins Wort). Meine Leonore! nein-Leonore. Meine Leonore?--Himmel, habe Dank! das war wieder echter Goldklang der Liebe. Hassen sollt' ich dich, Falscher, und werfe mich hungrig auf die Brosamen deiner Z�rtlichkeit--Hassen? Sagte ich hassen, Fiesco? O glaub' es nicht! Sterben lehrt mich dein Meineid, aber nicht hassen. Mein Herz ist betrogen. (Man h�rt den Mohren.) Fiesco. Leonore, erf�llen Sie mir eine kleine kindische Bitte. Leonore. Alles, Fiesco, nur nicht Gleichg�ltigkeit. Fiesco. Was Sie wollen, wie Sie wollen--(Bedeutend.) Bis Genua um zwei Tage �lter ist, fragen Sie nicht, verdammen Sie nicht! (Er f�hrt sie mit Anstand in ein anderes Zimmer.) Vierter Auftritt Mohr keuchend. Fiesco. Fiesco. Woher so in Athem? Mohr. Geschwind, gn�diger Herr-Fiesco. Ist was ins Garn gelaufen? Mohr. Lest diesen Brief. Bin ich denn wirklich da? Ich glaube, Genua ist um zw�lf Gassen k�rzer worden, oder meine Beine um so viel l�nger. Ihr verbla�t? Ja, um K�pfe werden sie karten, und der Eure ist Tarock. Wie gef�llt's Euch? Fiesco (wirft den Brief ersch�ttert auf den Tisch). Krauskopf und zehn Teufel! wie kommst zu diesem Brief? Mohr. Ungef�hr wie--Euer Gnaden zur Republik. Ein Expresser sollte damit nach Levanto fliegen! Ich wittre den Fra�, laure dem Burschen in einem Hohlweg auf. Baff, liegt der Marder--wir haben das Huhn. Fiesco. Sein Blut �ber dich! Der Brief ist nicht mit Gold zu bezahlen. Mohr. Doch dank' ich f�r Silber. (Ernsthaft und wichtig.) Graf von Lavagna! Ich habe neulich einen Gelust nach Eurem Kopf gehabt. (Indem er auf den Brief deutet.) Hier w�r' er wieder--Jetzt, denk' ich, w�ren gn�diger Herr und Halunke quitt. F�rs Weitere k�nnt Ihr Euch beim guten Freund bedanken. (Reicht ihm einen zweiten Zettel.) Numero zwei. Fiesco (nimmt das Blatt mit Erstaunen). Wirst du toll sein? Mohr. Numero zwei. (Er stellt sich trotzig neben ihn, stemmt den Ellenbogen an.) Der L�we hat's doch so dumm nicht gemacht, da� er die Maus pardonnierte? (Arglistig.) Gelt! er hat's schlau gemacht, wer h�tt ihn auch sonst aus dem Garne genagt?--Nun? Wie behagt Euch das? Fiesco. Kerl, wie viel Teufel besoldest du? Mohr. Zu dienen--nur einen, und der steht in gr�flichem Futter. Fiesco. Dorias eigene Unterschrift!--Wo bringst du das Blatt her? Mohr. Warm aus den H�nden meiner Bononi. Ich machte mich noch die gestrige Nacht dahin, lie� Eure sch�nen Worte und Eure noch sch�nern Zechinen klingen. Die letzten drangen durch. Fr�h sechs sollt' ich wieder anfragen. Der Graf war richtig dort, wie Ihr sagtet, und bezahlte mit Schwarz und Wei� das Weggeld zu einem contrebandenen Himmelreich. Fiesco (aufgebracht). �ber die feilen Weiberknechte!--Republiken wollen sie st�rzen, k�nnen keiner Metze nicht schweigen. Ich sehe aus diesen Papieren, da� Doria und sein Anhang Komplott gemacht haben, mich mit eilf Senatoren zu ermorden und Gianettino zum souver�nen Herzog zu machen. Mohr. Nicht anders, und das schon am Morgen der Dogewahl, dem dritten des Monats. Fiesco (rasch.) Unsere flinke Nacht soll diesen Morgen in Mutterleibe erw�rgen--Geschwind, Hassan--meine Sachen sind reif--Rufe die Andern--wir wollen ihnen einen blutigen Vorsprung machen--Tummle dich, Hassan! Mohr. Noch mu� ich Euch meinen Schubsack von Zeitungen st�rzen. Zweitausend Mann sind gl�cklich hereinprakticiert. Ich habe sie bei den Kapuzinern untergebracht, wo auch kein vorlauter Sonnenstrahl sie ausspionieren soll. Sie brennen vor Neugier, ihren Herrn zu sehen, und es sind treffliche Kerl. Fiesco. Aus jedem Kopf bl�ht ein Scudi f�r dich--Was murmelt Genua zu meinen Galeeren? Mohr. Das ist ein Hauptspa�, gn�diger Herr. �ber die vierhundert Abenteurer, die der Friede zwischen Frankreich und Spanien auf den Sand gesetzt hat, nisteten sich an meine Leute und best�rmten sie, ein gutes Wort f�r sie bei Euch einzulegen, da� Ihr sie gegen die Ungl�ubigen schicken m�gt. Ich habe sie auf den Abend zu Euch in den Schlo�hof beschieden. Fiesco (froh.) Bald sollt' ich dir um den Hals fallen, Schurke! Ein Meisterstreich! Vierhundert, sagst du?--Genua ist nicht mehr zu retten. Vierhundert Scudi sind dein. Mohr (treuherzig.) Gelt, Fiesco? Wir Zwei wollen Genua zusammenschmei�en, da� man die Gesetze mit dem Besen aufkehren kann--Das hab' ich Euch nie gesagt, da� ich unter der hiesigen Garnison meine V�gel habe, auf die ich z�hlen kann, wie auf meine H�llenfahrt. Nun hab' ich veranstaltet, da� wir auf jedem Thor wenigstens sechs Creaturen unter der Wache haben, die genug sind, die Andern zu beschw�tzen und ihre f�nf Sinne unter Wein zu setzen. Wenn Ihr also Lust habt, diese Nacht einen Streich zu wagen, so findet Ihr die Wachen besoffen. Fiesco. Rede nichts mehr. Bis jetzt hab' ich den ungeheuren Quader ohne Menschenhilfe gew�lzt; hart am Ziel soll mich der schlechteste Kerl in der Rundung besch�men?--Deine Hand, Bursche! Was dir der Graf schuldig bleibt, wird der Herzog hereinholen. Mohr. �berdies noch ein Billet von der Gr�fin Imperiali. Sie winkte mir von der Gasse hinauf, war sehr gn�dig, fragte mich sp�ttelnd, ob die Gr�fin von Lavagna keinen Anfall von Gelbsucht gehabt h�tte? Euer Gnaden, sagt' ich, fragen nur einem Befinden nach, sagt' ich-Fiesco (hat das Billet gelesen und wirft es weg). Sehr gut gesagt; sie antwortete? Mohr. Antwortete, sie bedaure dennoch das Schicksal der armen Wittwe, erbiete sich auch, ihr Genugthuung zu geben und Euer Gnaden Galanterieen k�nftig zu verbitten. Fiesco (h�misch). Welche sich wohl noch vor Welt-Untergang aufheben d�rften--Das die ganze Erheblichkeit, Hassan? Mohr (boshaft). Gn�diger Herr, Angelegenheiten der Damen sind es zun�chst nach den politischen-Fiesco. O ja freilich, und diese allerdings. Aber was willst du mit diesem Papierchen? Mohr. Eine Teufelei mit einer andern auskratzen--Diese Pulver gab mir Signora, Eurer Frau t�glich eins in die Chocolade zu r�hren. Fiesco (tritt bla� zur�ck). Gab dir? Mohr. Donna Julia, Gr�fin Imperiali. Fiesco (rei�t ihm solche weg, heftig). L�gst du, Canaille, lass' ich dich lebendig an den Wetterhahn vom Lorenzothurm schmieden, wo dich der Wind in einem Athemzug neunmal herumtreibt--die Pulver? Mohr (ungeduldig). Soll ich Eurer Frau in der Chocolade zu saufen geben, verordnete Donna Julia Imperiali. Fiesco (au�er Fassung). Ungeheuer! Ungeheuer!--dieses holdselige Gesch�pf?--Hat so viel H�lle in einer Frauenzimmerseele Platz?--Doch, ich verga� dir zu danken, himmlische Vorsicht, die du es nichtig machst--nichtig durch einen �rgeren Teufel. Deine Wege sind sonderbar. (Zum Mohren.) Du versprichst, zu gehorchen, und schweigst. Mohr. Sehr wohl. Das Letzte kann ich, sie bezahlte mir's baar. Fiesco. Dieses Billet ladet mich zu ihr--Ich will kommen, Madame! Ich will Sie beschw�tzen, bis Sie hieher folgen. Gut. Du eilst nunmehr, was du eilen kannst, rufst die ganze Verschw�rung zusammen. Mohr. Diesen Befehl hab' ich vorausgewittert und darum Jeden auf meine Faust Punkt zehn Uhr hieher bestellt. Fiesco. Ich h�re Tritte. Sie sind's. Kerl, du verdientest deinen eigenen Galgen, wo noch kein Sohn Adams gezappelt hat. Geh ins Vorzimmer, bis ich l�ute. Mohr (im Abgehen). Der Mohr hat seine Arbeit gethan, der Mohr kann gehen. (Ab.) F�nfter Auftritt Alle Verschwornen. Fiesco (ihnen entgegen). Das Wetter ist im Anzug. Die Wolken laufen zusammen. Tretet leis auf! La�t beide Schl�sser vorfallen! Verrina. Acht Zimmer hinter uns hab' ich zugeriegelt; der Argwohn kann auf hundert Mannsschritte nicht beikommen. Bourgognino. Hier ist kein Verr�ther, wenn's unsre Furcht nicht wird. Fiesco. Furcht kann nicht �ber meine Schwelle. Willkommen, wer noch der Gestrige ist. Nehmt eure Pl�tze. (Setzen sich.) Bourgognino (spaziert im Zimmer). Ich sitze ungern, wenn ich ans Umrei�en denke. Fiesco. Genueser, das ist eine merkw�rdige Stunde. Verrina. Du hast uns aufgefordert, einem Plan zum Tyrannenmord nachzudenken. Frage uns. Wir sind da, dir Rede zu geben. Fiesco. Zuerst also--eine Frage, die sp�t genug kommt, um seltsam zu klingen--Wer soll fallen? (Alle schweigen.) Bourgognino (indem er sich �ber Fiescos Sessel lehnt, bedeutend). Die Tyrannen. Fiesco. Wohlgesprochen, die Tyrannen. Ich bitte euch, gebt genau Acht auf die ganze Schwere des Worts. Wer die Freiheit zu st�rzen Miene macht, oder Gewicht hat?--Wer ist mehr Tyrann? Verrina. Ich hasse den Ersten, den Letzten f�rchte ich. Andreas Doria falle! Calcagno (in Bewegung). Andreas, der abgelebte Andreas, dessen Rechnung mit der Natur vielleicht �bermorgen zerfallen ist? Sacco. Andreas, der sanftm�thige Alte? Fiesco. Furchtbar ist dieses alten Mannes Sanftmuth, mein Sacco! Gianettinos Tolltrotz nur l�cherlich. Andreas Doria falle! das sprach deine Weisheit, Verrina. Bourgognino. Ketten von Stahl oder Seide--es sind Ketten, und Andreas Doria falle! Fiesco (zum Tisch gehend). Also den Stab gebrochen �ber Onkel und Neffen! Unterzeichnet! (Alle unterschreiben.) Das Wer? ist berichtigt. (Setzen sich wieder.) Nun zum gleich merkw�rdigen Wie?--Reden Sie zuerst, Freund Calcagno. Calcagno. Wir f�hren es aus wie Soldaten oder wie Meuter. Jenes ist gef�hrlich, weil es uns zwingt, viele Mitwisser zu haben, gewagt, weil die Herzen der Nation noch nicht ganz gewonnen sind--diesem sind f�nf gute Dolche gewachsen. In drei Tagen ist hohe Messe in der Lorenzokirche. Beide Doria halten dort ihre Andacht. In der N�he des Allerh�chsten entschl�ft auch Tyrannenangst. Ich sagte Alles. Fiesco (abgewandt). Calcagno--abscheulich ist Ihre vern�nftige Meinung--Raphael Sacco? Sacco. Calcagnos Gr�nde gefallen mir, seine Wahl emp�rt. Besser, Fiesco l��t Oheim und Neffen zu einem Gastmahle laden, wo sie dann, zwischen den ganzen Groll der Republik gepre�t, die Wahl haben, den Tod entweder an unsern Dolchen zu essen, oder in gutem Cyprier Bescheid zu thun. Wenigstens bequem ist diese Methode. Fiesco (mit Entsetzen). Sacco, und wenn der Tropfe Wein, den ihre sterbende Zunge kostet, zum siedenden Pech wird, ein Vorschmack der H�lle--Wie dann, Sacco?--Weg mit diesem Rath! Sprich du, Verrina. Verrina. Ein offenes Herz zeigt eine offene Stirn. Meuchelmord bringt uns in jedes Banditen Br�derschaft. Das Schwert in der Hand deutet den Helden. Meine Meinung ist, wir geben laut das Signal des Aufruhrs, rufen Genuas Patrioten st�rmend zur Rache auf. (Er f�hrt vom Sessel. Die Andern folgen. Bourgognino wirft sich ihm um den Hals.) Bourgognino. Und zwingen mit gewaffneter Hand dem Gl�ck eine Gunst ab? Das ist die Stimme der Ehre und die meinige. Fiesco. Und die meinige. Pfui, Genueser! (Zu Calcagno und Sacco.) Das Gl�ck hat bereits schon zu viel f�r uns gethan, wir m�ssen uns selbst auch noch Arbeit geben--Also Aufruhr, und den noch diese Nacht, Genueser! (Verrina, Bourgognino erstaunen. Die Andern erschrecken.) Calcagno. Was? noch diese Nacht? Noch sind die Tyrannen zu m�chtig, noch unser Anhang zu d�nne. Sacco. Diese Nacht noch? und es ist nichts gethan, und die Sonne geht schon bergunter? Fiesco. Eure Bedenklichkeiten sind sehr gegr�ndet, aber lest diese Bl�tter. (Er reicht ihnen die Handschriften Gianettinos und geht, inde� sie neugierig lesen, h�misch auf und nieder.) Jetzt fahre wohl, Doria, sch�ner Stern! Stolz und vorlaut standst du da, als h�ttest du den Horizont von Genua verpachtet, und sahest doch, da� auch die Sonne den Himmel r�umt und das Scepter der Welt mit dem Monde theilt. Fahre wohl, Doria, sch�ner Stern! Auch Patroklus ist gestorben, Und war mehr als du. Bourgognino (nachdem sie die Bl�tter gelesen). Das ist gr��lich! Calcagno. Zw�lf auf einen Schu�! Verrina. Morgen in der Signoria! Bourgognino. Gebt mir die Zettel. Ich reite spornstreichs durch Genua, halte sie so, so werden die Steine hinter mir springen und die Hunde Zetermordio heulen. Alle. Rache! Rache! Rache! Diese Nacht noch! Fiesco. Da seid ihr, wo ich euch wollte. Sobald es Abend wird, will ich die vornehmsten Mi�vergn�gten zu einer Lustbarkeit bitten; n�mlich alle, die auf Gianettinos Mordliste stehen, und noch �berdies die Sauli, die Gentili, Vivaldi und Vesodimari, alle Todfeinde des Hauses Doria, die der Meuchelm�rder zu f�rchten verga�. Sie werden meinen Anschlag mit offenen Armen umfassen, daran zweifle ich nicht. Bourgognino. Daran zweifl' ich nicht. Fiesco. Vor Allem m�ssen wir uns des Meers versichern. Galeeren und Schiffsvolk hab' ich. Die zwanzig Schiffe der Doria sind unbetakelt, unbemannt, leicht �berrumpelt. Die M�ndung der Darsena wird gestopft, alle Hoffnung zur Flucht verriegelt. Haben wir den Hafen, so liegt Genua an Ketten. Verrina. Unleugbar. Fiesco. Dann werden die festen Pl�tze der Stadt erobert und besetzt. Der wichtigste ist das Thomasthor, das zum Hafen f�hrt und unsere Seemacht mit der Landmacht verkn�pft. Beide Doria werden in ihren Pal�sten �berfallen, ermordet. In allen Gassen wird L�rm geschlagen; die Sturmglocken werden gezogen, die B�rger herausgerufen, unsere Partei zu nehmen und Genuas Freiheit zu verfechten. Beg�nstiget uns das Gl�ck, so h�rt ihr in der Signoria das Weitere. Verrina. Der Plan ist gut. La� sehen, wie wir die Rollen vertheilen. Fiesco (bedeutend). Genueser, ihr stelltet mich freiwillig an die Spitze des Komplotts. Werdet ihr auch meinen weiteren Befehlen gehorchen? Verrina. So gewi� sie die besten sind. Fiesco. Verrina, wei�t du das W�rtchen unter der Fahne?--Genueser, sagt's ihm, es hei�t Subordination! Wenn ich nicht diese K�pfe drehen kann, wie ich eben will--versteht mich ganz--wenn ich nicht der Souver�n der Verschw�rung bin, so hat sie auch ein Mitglied verloren. Verrina. Ein freies Leben ist ein paar knechtische Stunden werth--Wir gehorchen. Fiesco. So verla�t mich jetzt. Einer von euch wird die Stadt visitieren und mir von der St�rke und Schw�che der festen Pl�tze Rapport machen. Ein Anderer erforscht die Parole. Ein Dritter bemannt die Galeeren. Ein Vierter wird die zweitausend Mann nach meinem Schlo�hof bef�rdern. Ich selbst werde auf den Abend Alles berichtigt haben und noch �berdies, wenn das Gl�ck will, die Bank im Pharao sprengen. Schlag neun Uhr ist Alles im Schlo�, meine letzten Befehle zu h�ren. (Klingelt.) Verrina. Ich nehme den Hafen auf mich. (Ab.) Bourgognino. Ich die Soldaten. (Auch ab.) Calcagno. Die Parole will ich ablauern. (Ab.) Sacco. Ich die Runde durch Genua machen. (Ab.) Sechster Auftritt Fiesco. Darauf der Mohr. Fiesco (hat sich an ein Pult gesetzt und schreibt). Schlugen sie nicht um gegen das W�rtchen Subordination, wie die Raupe gegen die Nadel?--Aber es ist zu sp�t, Republikaner! Mohr (kommt). Gn�diger Herr-Fiesco (steht auf, gibt ihm einen Zettel). Alle, deren Namen auf diesem Blatt stehen, ladest du zu einer Kom�die auf die Nacht. Mohr. Mitzuspielen vermuthlich. Die Entr�e wird die Gurgel kosten. Fiesco (fremd und ver�chtlich). Wenn das bestellt ist, will ich dich nicht l�nger in Genua aufhalten. (Er geht und l��t eine Goldb�rse hinter sich fallen.) Das sei deine letzte Arbeit. (Geht ab.) Siebenter Auftritt Mohr hebt den Beutel langsam von der Erde, indem er ihm stutzig nachblickt. Stehn wir so miteinander? �Will ich dich nicht mehr in Genua aufhalten.� Das hei�t aus dem Christlichen in mein Heidenthum verdolmetscht: Wenn ich Herzog bin, lass' ich den guten Freund an einen genuesischen Galgen h�ngen. Gut. Er besorgt, weil ich um seine Schliche wei�, werd' ich seine Ehre �ber mein Maul springen lassen, wenn er Herzog ist. Sachte, Herr Graf! das Letzte w�re noch zu �berlegen. Jetzt, alter Doria, steht mir deine Haut zu Befehl.--Hin bist du, wenn ich dich nicht warne. Wenn ich jetzt hingehe und das Komplott angebe, rett' ich dem Herzog von Genua nichts Geringeres, als ein Leben und ein Herzogthum; nichts Geringers, als dieser Hut, von Gold gestrichen voll, kann sein Dank sein. (Er will fort, bleibt aber pl�tzlich still stehn.) Aber sachte, Freund Hassan! Du bist etwa gar auf der Reise nach einem dummen Streich? Wenn die ganze Todtschl�gerei jetzt zur�ckging' und daraus gar etwas Gutes w�rde?--Pfui! pfui! was will mir mein Geiz f�r einen Teufelsstreich spielen!--Was stiftet gr��eres Unheil: wenn ich diesen Fiesco prelle?--wenn ich jenen Doria an das Messer liefre?--Das kl�gelt mir aus, meine Teufel!--Bringt der Fiesco es hinaus, kann Genua aufkommen. Weg! das kann nicht sein. Schl�pft dieser Doria durch, bleibt Alles wie vor, und Genua hat Frieden--das w�re noch garstiger!--Aber das Spektakel, wenn die K�pfe der Rebellen in die Gark�che des Henkers fliegen? (Auf die andere Seite.) Aber das lustige Gemetzel dieser Nacht, wenn Ihre Durchlauchten am Pfiff eines Mohren erw�rgen? Nein! aus diesem Wirrwarr helf' sich ein Christ, dem Heiden ist das R�thsel zu spitzig--Ich will einen Gelehrten fragen. (Ab.) Achter Auftritt Saal bei der Gr�fin Imperiali. Julia im Neglig�. Gianettino tritt herein, zerst�rt. Gianettino. Guten Abend, Schwester. Julia (steht auf). Etwas Au�erordentliches mag es auch sein, das den Kronprinzen von Genua zu seiner Schwester f�hrt? Gianettino. Schwester, bist du doch stets von Schmetterlingen umschw�rmt und ich von Wespen. Wer kann abkommen? Setzen wir uns. Julia. Du machst mich bald ungeduldig. Gianettino. Schwester, wann war's das letztemal, da� dich Fiesco besuchte? Julia. Seltsam. Als wenn mein Gehirn dergleichen Nichtigkeiten beherbergte. Gianettino. Ich mu� es durchaus wissen. Julia. Nun--er war gestern da. Gianettino. Und zeigte sich offen? Julia. Wie gew�hnlich. Gianettino. Auch noch der alte Phantast? Julia (beleidigt). Bruder! Gianettino (mir st�rkerer Stimme). H�re! Auch noch der alte Phantast? Julia (steht aufgebracht auf). Wof�r halten Sie mich, Bruder? Gianettino (bleibt sitzen, h�misch). F�r ein St�ck Weiberfleisch, in einen gro�en--gro�en Adelsbrief gewickelt. Unter uns, Schwester, weil doch Niemand auflauert. Julia (hitzig). Unter uns--Sie sind ein tolldreister Affe, der auf dem Credit seines Onkels steckenreitet--weil doch Niemand auflauert. Gianettino. Schwesterchen, Schwesterchen! Nicht b�se--Ich bin nur lustig, weil Fiesco noch der alte Phantast ist. Das hab' ich wissen wollen. Empfehl' mich. (Will gehen.) Neunter Auftritt Lomellin kommt. Lomellin (k��t der Julia die Hand). Verzeihung f�r meine Dreistigkeit, gn�dige Frau. (Zum Gianettino gekehrt.) Gewisse Dinge, die sich nicht aufschieben lassen-Gianettino (nimmt ihn bei Seite. Julia tritt zornig zu einem Fl�gel und spielt ein Allegro). Alles angeordnet auf morgen? Lomellin. Alles! Prinz. Aber der Kurier, der heute fr�h nach Levanto flog, ist nicht wieder zur�ck. Auch Spinola ist nicht da. Wenn er aufgefangen w�re!--Ich bin in h�chster Verlegenheit. Gianettino. Besorge nichts. Du hast doch die Liste bei der Hand? Lomellin (betreten). Gn�diger Herr--die Liste--ich wei� nicht--ich werde sie in meiner gestrigen Rocktasche liegen haben-Gianettino. Auch gut. W�r' nur Spinola zur�ck. Fiesco wird morgen fr�h todt im Bette gefunden. Ich hab' die Anstalt gemacht. Lomellin. Aber f�rchterlich Aufsehen wird's machen. Gianettino. Das eben ist unsre Sicherheit, Bursche. Alltagsverbrechen bringen das Blut des Beleidigten in Wallung, und Alles kann der Mensch. Au�erordentliche Frevel machen es vor Schrecken gefrieren, und der Mensch ist nichts. Wei�t du das M�rchen mit dem Medusakopf? Der Anblick macht Steine--Was ist nicht gethan, Bursche, bis Steine erwarmen. Lomellin. Haben Sie der gn�digen Frau einen Wink gegeben? Gianettino. Pfui doch! die mu� man des Fiesco wegen delicater behandeln. Doch, wenn sie erst die Fr�chte verschmeckt, wird sie die Unkosten verschmerzen. Komm! ich erwarte diesen Abend noch Truppen von Mailand und mu� an den Thoren die Ordre geben. (Zur Julia.) Nun, Schwester, hast du deinen Zorn bald verklimpert? Julia. Gehen Sie! Sie sind ein wilder Gast. (Gianettino will hinaus und st��t auf Fiesco.) Zehnter Auftritt Fiesco kommt. Gianettino (zur�ckfahrend). Ha! Fiesco (zuvorkommend, verbindlich). Prinz, Sie �berheben mich eines Besuchs, den ich mir eben vorbehalten hatte-Gianettino. Auch mir, Graf, konnte nichts Erw�nschters als Ihre Gesellschaft begegnen. Fiesco (tritt zu Julien, k��t ihr respectvoll die Hand). Man ist es bei Ihnen gewohnt, Signora, immer seine Erwartungen �bertroffen zu sehen. Julia. Pfui doch, das w�rde bei einer Andern zweideutig lauten--Aber ich erschrecke an meinem Neglig�. Verzeihen Sie, Graf. (Will in ihr Kabinet fliegen.) Fiesco. O bleiben Sie, sch�ne gn�dige Frau! Das Frauenzimmer ist nie so sch�n, als im Schlafgewand, (l�chelnd) es ist die Tracht seines Gewerbes--Diese hinaufgezwungenen Haare--Erlauben Sie, da� ich sie ganz durcheinander werfe. Julia. Da� ihr M�nner so gerne verwirret! Fiesco (unschuldig gegen Gianettino). Haare und Republiken! Nicht wahr, das gilt uns gleichviel?--Und auch dieses Band ist falsch angeheftet--Setzen Sie sich, sch�ne Gr�fin--Augen zu betr�gen versteht Ihre Laura, aber nicht Herzen--Lassen Sie mich Ihre Kammerfrau sein. (Sie setzt sich, er macht ihr den Anzug zurecht.) Gianettino (zupft den Lomellin). Der arme, sorglose Wicht! Fiesco (an Juliens Busen besch�ftigt). Sehen Sie--dieses verstecke ich weislich. Die Sinne m�ssen immer nur blinde Brieftr�ger sein und nicht wissen, was Phantasie und Natur mit einander abzukarten haben. Julia. Das ist leichtfertig. Fiesco. Ganz und gar nicht, denn, sehen Sie, die beste Neuigkeit verliert, sobald sie Stadtm�rchen wird--Unsre Sinne sind nur die Grundsuppe unsrer innern Republik. Der Adel lebt von ihnen, aber erhebt sich �ber ihren platten Geschmack. (Er hat sie fertig gemacht und f�hrt sie vor den Spiegel.) Nun, bei meiner Ehre! dieser Anzug mu� morgen Mode in Genua sein. (Fein.) Darf ich Sie so durch die Stadt f�hren, Gr�fin? Julia. �ber den verschlagenen Kopf! Wie k�nstlich er's anlegte, mich in seinen Willen hineinzul�gen! Aber ich habe Kopfweh und werde zu Hause bleiben. Fiesco. Verzeihen Sie, Gr�fin--das k�nnen Sie, wie Sie wollen, aber Sie wollen es nicht--Diesen Mittag ist eine Gesellschaft florentinischer Schauspieler hier angekommen und hat sich erboten, in meinem Palaste zu spielen--Nun hab' ich nicht verhindern k�nnen, da� die meisten Edeldamen der Stadt Zuschauerinnen sein werden, welches mich �u�erst verlegen macht, weil ich die vornehmste Loge besetzen soll, ohne meinen empfindlichen G�sten eine Sottise zu machen. Noch ist nur ein Ausweg m�glich. (Mit einer tiefen Verbeugung.) Wollen Sie so gn�dig sein, Signora? Julia (wird roth und geht schleunig ins Kabinet). Laura! Gianettino (tritt zu Fiesco). Graf, Sie erinnern sich einer unangenehmen Geschichte, die neulich zwischen uns Beiden vorfiel-Fiesco. Ich w�nschte, Prinz, wir verg��en sie Beide--Wir Menschen handeln gegen uns, wie wir uns kennen, und wessen Schuld ist's, als die meinige, da� mich mein Freund Doria nicht ganz gekannt hat? Gianettino. Wenigstens werd' ich nie daran danken, ohne Ihnen von Herzen Abbitte zu thun-Fiesco. Und ich nie, ohne Ihnen von Herzen zu vergeben--(Julia kommt etwas umgekleidet zur�ck.) Gianettino. Eben f�llt es mir bei, Graf, Sie lassen ja gegen die T�rken kreuzen? Fiesco. Diesen Abend werden die Anker gelichtet--Ich bin eben darum in einiger Besorgni�, woraus mich die Gef�lligkeit meines Freundes Doria rei�en k�nnte. Gianettino (�u�erst h�flich). Mit allem Vergn�gen!--Befehlen Sie �ber meinen ganzen Einflu�! Fiesco. Der Vorgang d�rfte gegen Abend einigen Auflauf gegen den Hafen und meinen Palast verursachen, welchen der Herzog, Ihr Oheim, mi�deuten k�nnten-Gianettino (treuherzig). Lassen Sie mich daf�r sorgen. Machen Sie immer fort, und ich w�nsche Ihnen viel Gl�ck zur Unternehmung. Fiesco (schmollt). Ich bin Ihnen sehr verbunden. Eilfter Auftritt Vorige. Ein Deutscher der Leibwache. Gianettino. Was soll's? Deutscher. Als ich das Thomasthor vorbeiging, sah ich gewaffnete Soldaten in gro�er Anzahl der Darsena zueilen und die Galeeren des Grafen von Lavagna segelfertig machen-Gianettino. Nichts Wichtigers? Es wird nicht weiter gemeldet. Deutscher. Sehr wohl. Auch aus den Kl�stern der Kapuziner wimmelt verd�chtiges Gesindel und schleicht �ber den Markt; Gang und Ansehen lassen vermuthen, da� es Soldaten sind. Gianettino (zornig). �ber den Diensteifer eines Dummkopfs! (Zu Lomellin zuversichtlich.) Das sind meine Mail�nder. Deutscher. Befehlen Euer Gnaden, da� sie arretiert werden sollen? Gianettino (laut zu Lomellin). Sehen Sie nach, Lomellin. (Wild zum Deutschen.) Nur fort, es ist gut! (Zu Lomellin.) Bedeuten Sie dem deutschen Ochsen, da� er das Maul halten soll. (Lomellin ab mit dem Deutschen.) Fiesco (der bisher mit Julien get�ndelt und verstohlen her�bergeschielt hatte). Unser Freund ist verdrie�lich. Darf ich den Grund wissen? Gianettino. Kein Wunder. Das ewige Anfragen und Melden! (Schie�t hinaus.) Fiesco. Auch auf uns wartet das Schauspiel. Darf ich Ihnen den Arm anbieten, gn�dige Frau? Julia. Geduld! Ich mu� erst die Enveloppe umwerfen. Doch kein Trauerspiel, Graf? Das kommt mir im Traum. Fiesco (t�ckisch). O, es ist zum Todtlachen, Gr�fin! (Er f�hrt sie ab. Vorhang f�llt.) Vierter Aufzug Es ist Nacht. Schlo�hof des Fiesco. Die Laternen werden angez�ndet. Waffen hereingetragen. Ein Schlo�fl�gel ist erleuchtet. Erster Auftritt Bourgognino f�hrt Soldaten auf. Bourgognino. Halt!--An das gro�e Hofthor kommen vier Posten. Zwei an jede Th�re zum Schlo�. (Wachen nehmen ihren Posten.) Wer will, wird hereingelassen. Hinaus darf Niemand. Wer Gewalt braucht, niedergestochen. (Mit den �brigen ins Schlo�. Schildwachen auf und nieder. Pause.) Zweiter Auftritt Wachen am Hofthor (rufen an). Wer da? (Zenturione kommt.) Zenturione. Freund von Lavagna. (Geht quer �ber den Hof nach dem rechten Schlo�thor.) Wachen (dort). Zur�ck! Zenturione (stutzt und geht nach dem linken Thor). Wachen (am linken). Zur�ck! Zenturione (steht betreten still. Pause. Darauf zur linken Wache). Freund, wo hinaus geht's zur Kom�die? Wache. Wei� nicht. Zenturione (auf und ab mit steigender Besorgnis, darauf zur rechten Wache). Freund, wann geht die Kom�die an? Wache. Wei� nicht. Zenturione (erstaunt auf und nieder. Wird die Waffen gewahr. Best�rzt). Freund, was soll das? Wache. Wei� nicht. Zenturione (h�llt sich erschrocken in seinen Mantel). Sonderbar. Wachen am Hofthor (rufen an). Wer da? Dritter Auftritt Vorige. Zibo. Zibo (im Hereintreten). Freund von Lavagna. Zenturione. Zibo, wo sind wir? Zibo. Was? Zenturione. Schau' um dich, Zibo! Zibo. Wo? Was? Zenturione. Alle Th�ren besetzt. Zibo. Hier liegen Waffen. Zenturione. Niemand gibt Auskunft. Zibo. Das ist seltsam. Zenturione. Wie viel ist die Glocke? Zibo. Acht Uhr vor�ber. Zenturione. Puh! es ist grimmkalt. Zibo. Acht Uhr ist die bestellte Stunde. Zenturione (den Kopf sch�ttelnd). Hier ist's nicht richtig. Zibo. Fiesco hat einen Spa� vor. Zenturione. Morgen ist Dogewahl--Zibo, hier ist's nicht richtig. Zibo. Stille! stille! stille! Zenturione. Der rechte Schlo�fl�gel ist voll Lichter. Zibo. H�rst du nichts? H�rst du nichts? Zenturione. Hohles Gemurmel drinnen und mitunter-Zibo. Dumpfiges Rasseln, wie von Harnischen, die sich an einander reiben-Zenturione. Schauervoll! Schauervoll! Zibo. Ein Wagen! Er h�lt an der Pforte! Wachen am Hofthor (rufen an). Wer da? Vierter Auftritt Vorige. Vier Asserato. Asserato (im Hereintreten). Freund von Fiesco. Zibo. Es sind die vier Asserato. Zenturione. Guten Abend, Landsmann. Asserato. Wir gehen in die Kom�die. Zibo. Gl�ck auf den Weg! Asserato. Geht ihr nicht mit in die Kom�die? Zenturione. Spaziert nur voran. Wir wollen erst frische Luft sch�pfen. Asserato. Es wird bald angehen. Kommt. (Gehen weiter.) Wache. Zur�ck! Asserato. Wo will das hinaus? Zenturione (lacht). Zum Schlo� hinaus. Asserato. Hier ist ein Mi�verstand. Zibo. Ein handgreiflicher. (Musik auf dem rechten Fl�gel.) Asserato. H�rt ihr die Symphonie? Das Lustspiel wird vor sich gehen. Zenturione. Mich d�ucht, es fing schon an, und wir spielen die Narren drin. Zibo. �brige Hitze hab' ich nicht. Ich gehe. Asserato. Waffen hier. Zibo. Pah! Kom�dienwaaren. Zenturione. Sollen wir hier stehen, wie die Narren am Acheron? Kommt zum Kaffeehaus! (Alle Sechs eilen gegen die Pforte.) Wachen (schreien heftig). Zur�ck! Zenturione. Mord und Tod! Wir sind gefangen! Zibo. Mein Schwert sagt: nicht lange! Asserato. Steck' ein! steck' ein! Der Graf ist ein Ehrenmann. Zibo. Verkauft! Verrathen! Die Kom�die war der Speck, hinter der Maus schlug die Th�re zu. Asserato. Das wolle Gott nicht! Mich schaudert, wie das sich entwickeln soll. F�nfter Auftritt Schildwachen. Wer da? (Verrina, Sacco kommen.) Verrina. Freunde vom Hause. (Sieben andere Nobili kommen nach.) Zibo. Seine Vertrauten! Nun kl�rt sich Alles auf. Sacco (im Gespr�ch mit Verrina). Wie ich Ihnen sagte. Lescaro hat die Wache am Thomasthor, Dorias bester Officier und ihm blindlings ergeben. Verrina. Das freut mich. Zibo (zu Verrina). Sie kommen erw�nscht, Verrina, uns allen aus dem Traume zu helfen. Verrina. Wie so? Wie so? Zenturione. Wir sind zu einer Kom�die geladen. Verrina. So haben wir einen Weg. Zenturione (ungeduldig). Den Weg alles Fleisches. Den wei� ich. Sie sehen ja, da� die Th�ren besetzt sind? Wof�r die Th�ren besetzen? Zibo. Wof�r die Waffen? Zenturione. Wir stehen da, wie unter dem Galgen. Verrina. Der Graf wird selbst kommen. Zenturione. Er kann sich betreiben. Meine Geduld rei�t den Zaum ab. (Alle Nobili gehen im Hintergrunde auf und nieder.) Bourgognino (aus dem Schlo�). Wie steht's im Hafen, Verrina? Verrina. Alles gl�cklich an Bord. Bourgognino. Das Schlo� ist auch gepfropft voll Soldaten. Verrina. Es geht stark auf neun Uhr. Bourgognino. Der Graf macht sehr lang. Verrina. Immer zu rasch f�r seine Hoffnung. Bourgognino, ich werde zu Eis, wenn ich mir etwas denke. Bourgognino. Vater, �bereile dich nicht. Verrina. Es l��t sich nicht �bereilen, wo nicht gez�gert werden kann. Wenn ich den zweiten Mord nicht begehe, kann ich den ersten niemal verantworten. Bourgognino. Aber wann soll Fiesco sterben? Verrina. Wann Genua frei ist, stirbt Fiesco! Schildwachen. Wer da? Sechster Auftritt Vorige. Fiesco. Fiesco (im Hereintreten). Ein Freund! (Alle verneigen sich. Schildwachen pr�sentieren.) Willkommen, wertheste G�ste! Sie werden geschm�hlt haben, da� der Hausvater so lange auf sich warten lie�. Verzeihen Sie. (Leise zu Verrina.) Fertig? Verrina (ihm ins Ohr). Nach Wunsch. Fiesco (leise zu Bourgognino). Und? Bourgognino. Alles richtig. Fiesco (zu Sacco). Und? Sacco. Alles gut. Fiesco. Und Calcagno? Bourgognino. Fehlt noch. Fiesco (laut zu den Thorwachen). Man soll schlie�en! (Er nimmt den Hut ab und tritt mit freiem Anstand zur Versammlung.) Meine Herren! Ich bin so frei gewesen, Sie zu einem Schauspiel bitten zu lassen--Nicht aber, Sie zu unterhalten, sondern Ihnen Rollen darin aufzutragen. Lange genug, meine Freunde, haben wir Gianettino Dorias Trotz und die Anma�ungen des Andreas ertragen. Wenn wir Genua retten wollen, Freunde, wird keine Zeit zu verlieren sein. Zu was Ende glauben Sie diese zwanzig Galeeren, die den vaterl�ndischen Hafen belagern? Zu was Ende die Allianzen, so diese Doria schlossen? Zu was Ende die fremden Waffen, die sie ins Herz Genuas zogen?--Jetzt ist es nicht mehr mit Murren und Verw�nschen gethan. Alles zu retten, mu� Alles gewagt werden. Ein verzweifeltes �bel will eine verwegene Arznei. Sollte Einer in dieser Versammlung sein, der Phlegma genug hat, einen Herrn zu erkennen, der nur seines Gleichen ist?--(Gemurmel.)--Hier ist Keiner, dessen Ahnen nicht um Genuas Wiege standen. Was? bei Allem, was heilig ist! was? was haben denn diese zween B�rger voraus, da� sie den frechen Flug �ber unsere H�upter nehmen?--(Wilderes Gemurre.)--Jeder von Ihnen ist feierlich aufgeforderet, Genuas Sache gegen seine Unterdr�cker zu f�hren--Keiner von Ihnen kann ein Haarbreit von seinen Rechten vergeben, ohne zugleich die Seele des ganzen Staats zu verrathen-(Ungest�me Bewegungen unter den Zuh�rern unterbrechen ihn; dann f�hrt er fort.) Sie empfinden--jetzt ist Alles gewonnen. Schon hab' ich vor Ihnen her den Weg zum Ruhme gebahnt. Wollen Sie folgen? Ich bin bereit, Sie zu f�hren. Diese Anstalten, die Sie noch kaum mit Entsetzen beschauten, m�ssen Ihnen jetzt frischen Heldenmuth einhauchen. Diese Schauder der Bangigkeit m�ssen in einen r�hmlichen Eifer erwarmen, mit diesen Patrioten und mir Eine Sache zu machen und die Tyrannen von Grund aus zu st�rzen. Der Erfolg wird das Wagst�ck beg�nstigen, denn meine Anstalten sind gut. Das Unternehmen ist gerecht, denn Genua leidet. Der Gedanke macht uns unsterblich, denn er ist gef�hrlich und ungeheuer. Zenturione (in st�rmischer Aufwallung). Genug! Genua wird frei! Mit diesem Feldgeschrei gegen die H�lle! Zibo. Und wen das nicht aus seinem Schlummer jagt, der keuche ewig am Ruder, bis ihn die Posaune des Weltgerichts losschlie�t. Fiesco. Das waren Worte eines Mannes. Nun erst verdienen Sie die Gefahr zu wissen, die �ber Ihnen und Genua hing. (Er gibt ihnen die Zettel des Mohren.) Leuchtet, Soldaten! (Nobili dr�ngen sich um eine Fackel und lesen.) Es ging, wie ich w�nschte, Freund. Verrina. Doch rede noch nicht so laut. Ich habe dort auf dem linken Fl�gel Gesichter bleich werden und Kniee schlottern gesehen. Zenturione (in Wuth). Zw�lf Senatoren! Teuflisch! Fa�t alle Schwerter auf! (Alle st�rzen sich auf die bereit liegenden Waffen, zwei ausgenommen.) Zibo. Dein Name steht auch da, Bourgognino. Bourgognino. Und noch heute, so Gott will, auf Dorias Gurgel. Zenturione. Zwei Schwerter liegen noch. Zibo. Was? was? Zenturione. Zwei nahmen kein Schwert. Asserato. Meine Br�der k�nnen kein Blut sehen. Verschont sie! Zenturione (heftig). Was? was? Kein Tyrannenblut sehen? Zerrei�t die Memmen! Werft sie zur Republik hinaus, diese Bastarde! (Einige von der Gesellschaft werfen sich ergrimmt auf die Beiden.) Fiesco (rei�t sie auseinander). Haltet! haltet! Soll Genua Sklaven seine Freiheit verdanken? Soll unser Gold durch dieses schlechte Metall seinen guten Klang verlieren? (Er befreit sie.) Sie, meine Herren, nehmen so lang mit einem Zimmer in meinem Schlo� vorlieb, bis unsre Sachen entschieden sind. (Zur Wache.) Zween Arrestanten! Ihr haftet f�r sie! Zwei scharfe Posten an ihre Schwelle! (Sie werden abgef�hrt.) Schildwachen am Hofthor. Wer drau�en? (Man pocht.) Calcagno (ruft �ngstlich). Schlie�t auf! Ein Freund! Schlie�t um Gotteswillen auf! Bourgognino. Es ist Calcagno. Was soll das �um Gotteswillen�? Fiesco. Macht ihm auf, Soldaten. Siebenter Auftritt Vorige. Calcagno au�er Athem, erschrocken. Calcagno. Aus! aus! Fliehe, wer fliehen kann! Alles aus! Bourgognino. Was aus? Haben sie Fleisch von Erz, sind unsre Schwerter von Binsen? Fiesco. �berlegung, Calcagno! Ein Mi�verstand hier w�re nicht mehr zu vergeben. Calcagno. Verrathen sind wir. Eine h�llische Wahrheit. Ihr Mohr Lavagna, der Schelm! Ich komme vom Palast der Signoria. Er hatte Audienz beim Herzog. (Alle Nobili erblassen. Fiesco selbst ver�ndert die Farbe.) Verrina (entschlossen gegen die Thorwachen). Soldaten! streckt mir die Hellebarden vor! Ich will nicht durch die H�nde des Henkers sterben. (Alle Nobili rennen best�rzt durcheinander.) Fiesco (gefa�ter.) Wohin? Was macht ihr?--Geh in die H�lle, Calcagno--Es war ein blinder Schrecken, ihr Herrn--Weib! Das vor diesen Knaben zu sagen--Auch du, Verrina?--Bourgognino, du auch?--Wohin du? Bourgognino (heftig). Heim, meine Bertha ermorden und wieder hier sein. Fiesco (schl�gt ein Gel�chter auf). Bleibt! Haltet! Ist das der Muth der Tyrannenm�rder?--Meisterlich spieltest du deine Rolle, Calcagno!--Merktet ihr nicht, da� diese Zeitung meine Veranstaltung war?--Calcagno, sprechen Sie, war's nicht mein Befehl, da� Sie diese R�mer auf die Prob' stellen sollten? Verrina. Nun, wenn du lachen kannst?--Ich will's glauben, oder dich nimmer f�r einen Menschen halten. Fiesco. Schande �ber euch, M�nner! In dieser Knabenprobe zu fallen! --Nehmt eure Waffen wieder--Ihr werdet wie B�ren fechten, wollt ihr diese Scharte verwetzen. (Leise zu Calcagno.) Waren Sie selbst dort? Calcagno. Ich dr�ngte mich durch die Trabanten, meinem Auftrag gem�� die Parole beim Herzog zu holen--wie ich zur�cktrete, bringt man den Mohren. Fiesco (laut). Also der Alte ist zu Bette? Wir wollen ihn aus den Federn trommeln (Leise.) Sprach er lang mit dem Herzog? Calcagno. Mein erster Schreck und Eure nahe Gefahr lie�en mich kaum zwei Minuten dort. Fiesco (laut und munter). Sieh doch! wie unsre Landsleute noch zittern. Calcagno. Sie h�tten auch nicht so bald herausplatzen sollen. (Leise.) Aber um Gotteswillen, Graf! was wird diese Nothl�ge fruchten? Fiesco. Zeit, Freund, und dann ist der erste Schreck jetzt vor�ber. (Laut.) He! an soll Wein bringen! (Leise.) Und sahn Sie den Herzog erblassen? (Laut.) Frisch, Br�der, wir wollen noch eins Bescheid thun auf den Tanz dieser Nacht! (Leise.) Und sahn Sie den Herzog erblassen? Calcagno. Des Mohren erstes Wort mu� �Verschw�rung� gelautet haben; der Alte trat schneebleich zur�ck. Fiesco (verwirrt). Hum! Hum! der Teufel ist schlau, Calcagno--er verrieth nichts, bis das Messer an ihre Gurgel ging. Jetzt ist er freilich ihr Engel. Der Mohr ist schlau. (Man bringt ihm einen Becher Wein; er h�lt ihn gegen die Versammlung und trinkt.) Unser gutes Gl�ck, Kameraden! (Man pocht.) Schildwachen. Wer drau�en? Eine Stimme. Ordonnanz des Herzogs. (Die Nobili st�rzen verzweifelnd im Hof herum.) Fiesco (springt unter sie). Nein, Kinder! Erschreckt nicht! erschreckt nicht! Ich bin hier. Hurtig! Schafft diese Waffen weg. Seid M�nner! ich bitte euch. Dieser Besuch l��t mich hoffen, da� Andreas noch zweifelt. Geht hinein. Fa�t euch. Schlie�t auf, Soldaten. (Alle entfernen sich. Das Thor wird ge�ffnet.) Achter Auftritt Fiesco, als k�m' er eben aus dem Schlo�. Drei Deutsche, die den Mohren gebunden bringen. Fiesco. Wer rief mich in den Hof? Deutscher. F�hrt uns zum Grafen. Fiesco. Der Graf ist hier. Wer begehrt mich? Deutscher (macht die Honneurs vor ihm). Einen guten Abend vom Herzog. Diesen Mohren liefert er Euer Gnaden gebunden aus. Er habe sch�ndlich herausgeplaudert. Das Weitere sagt der Zettel. Fiesco (nimmt ihn gleichg�ltig.) Und hab' ich dir nicht erst heut die Galeere verk�ndigt? (Zum Deutschen.) Es ist gut, Freund. Meinen Respect an den Herzog. Mohr (ruft ihnen nach). Und auch meinerseits einen, und sag' ihm--dem Herzog--wenn er keinen Esel geschickt h�tte, so w�rd' er erfahren haben, da� im Schlo� zweitausend Soldaten stecken. (Deutsche gehen ab. Nobili kommen zur�ck.) Neunter Auftritt Fiesco. Verschworene. Mohr trotzig in der Mitte. Verschworene (fahren bebend zur�ck beim Anblick des Mohren). Ha! was ist das? Fiesco (hat das Billet gelesen, mit verbissenem Zorn). Genueser! die Gefahr ist vorbei--aber auch die Verschw�rung. Verrina (ruft erstaunt aus). Was? Sind die Doria todt? Fiesco (in heftiger Bewegung). Bei Gott! auf die ganze Kriegsmacht der Republik--auf Das war ich nicht gefa�t. Der alte schw�chliche Mann schl�gt mit vier Zeilen dritthalbtausend Mann. (L��t kraftlos die H�nde sinken.) Doria schl�gt den Fiesco. Bourgognino. So sprechen Sie doch! Wir erstarren. Fiesco (liest). �Lavagna, Sie haben, d�ucht mich, Ein Schicksal mit mir--Wohlthaten werden Ihnen mit Undank belohnt. Dieser Mohr warnt mich vor einem Komplott--Ich sende ihn hier gebunden zur�ck und werde heute Nacht ohne Leibwache schlafen.� (Er l��t das Papier fallen. Alle sehen sich an.) Verrina. Nun, Fiesco? Fiesco (mit Adel). Ein Doria soll mich an Gro�muth besiegt haben? Eine Tugend fehlt im Stamm der Fiesker?--Nein! so wahr ich ich selber bin!--Geht auseinander, ihr! Ich werde hingehen--und Alles bekennen. (Will hinausst�rzen.) Verrina (h�lt ihn auf). Bist du wahnsinnig, Mensch? War es denn irgend ein Bubenstreich, den wir vorhatten? Halt! oder war's nicht Sache des Vaterlands! Halt! oder wolltest du nur dem Andreas zu Leibe, nicht dem Tyrannen? Halt! sag' ich--ich verhafte dich als einen Verr�ther des Staats-Verschworne. Bindet ihn! werft ihn zu Boden! Fiesco (rei�t Einem ein Schwert weg und macht sich Bahn). Sachte doch! Wer ist der Erste, der das Halfter �ber den Tiger wirft?--Seht, ihr Herrn--Frei bin ich--k�nnte durch, wo ich Luft h�tte--Jetzt will ich bleiben, denn ich habe mich anders besonnen. Bourgognino. Auf Ihre Pflicht besonnen? Fiesco (aufgebracht, mit Stolz). Ha, Knabe! Lernen Sie erst die Ihrige gegen mich auswendig, und mir nimmer das!--Ruhig, ihr Herrn--es bleibt Alles wie vor.--(Zum Mohren, dessen Stricke er zerhaut.) Du hast das Verdienst, eine gro�e That zu veranlassen--Entfliehe! Calcagno (zornig). Was? was? Leben soll der Heide? leben und uns alle verrathen haben? Fiesco. Leben und euch allen--bang gemacht haben. Fort, Bursche! Sorge, da� du Genua auf den R�cken kriegst, man k�nnte seinen Muth an dir retten wollen. Mohr. Das hei�t, der Teufel l��t keinen Schelmen sitzen!--Gehorsamer Diener, ihr Herrn!--Ich merke schon, in Italien w�chst mein Strick nicht. Ich mu� ihn anderswo suchen. (Ab mit Gel�chter.) Zehnter Auftritt Bedienter kommt. Vorige ohne den Mohren. Bedienter. Die Gr�fin Imperiali fragen schon dreimal nach Euer Gnaden. Fiesco. Potz tausend! Die Kom�die wird freilich wohl angehen m�ssen! Sag' ihr, ich bin unverz�glich dort--Bleib--Meine Frau bittest du, in den Concertsaal zu treten und mich hinter den Tapeten zu erwarten. (Bedienter ab.) Ich habe hier euer Aller Rollen zu Papier gebracht; wenn Jeder die seinige erf�llt, so ist nichts mehr zu sagen--Verrina wird voraus in den Hafen gehen und mit einer Kanone das Signal zum Ausbruch geben, wenn die Schiffe erobert sind.--Ich gehe; mich ruft noch eine gro�e Verrichtung. Ihr werdet ein Gl�ckchen h�ren und alle miteinander in meinen Concertsaal kommen--Inde� geht hinein--und la�t euch meinen Cyprier schmecken. (Sie gehen auseinander.) Eilfter Auftritt Concertsaal--Leonore. Arabella. Rosa. Alle be�ngstigt. Leonore. In den Concertsaal versprach Fiesco zu kommen, und kommt nicht. Eilf Uhr ist vor�ber. Von Waffen und Menschen dr�hnt f�rchterlich der Palast, und kommt kein Fiesco? Rosa. Sie sollen sich hinter die Tapeten verstecken--Was der gn�dige Herr damit wollen mag? Leonore. Er will's, Rosa, ich wei� also genug, um gehorsam zu sein. Bella, genug, um ganz au�er Furcht zu sein--Und doch! doch zittr' ich so sehr, Bella, und mein Herz klopft so schrecklich bang. M�dchen, um Gotteswillen! gehe keines von meiner Seite. Bella. F�rchten Sie nichts. Unsre Angst bewacht unsern F�rwitz. Leonore. Worauf mein Auge st��t, begegnen mir fremde Gesichter, wie Gespenster hohl und verzerrt. Wen ich anrufe, zittert wie ein Ergriffener und fl�chtet sich in die dichteste Nacht, diese gr��liche Herberge des b�sen Gewissens. Was man antwortet, ist ein halber heimlicher Laut, der auf bebender Zunge noch �ngstlicher zweifelt, ob er auch kecklich entwischen darf.--Fiesco?--Ich wei� nicht, was hier Grauenvolles geschmiedet wird--Nur meinen Fiesco (mit Grazie ihre H�nde faltend) umflattert, ihr himmlischen M�chte! Rosa (zusammengeschreckt). Jesus! Was rauscht in der Galerie? Bella. Es ist der Soldat, der dort Wache steht. (Die Schildwache ruft au�en: �Wer da?� Man antwortet.) Leonore. Leute kommen! Hinter die Tapete! Geschwind! (Sie verstecken sich.) Zw�lfter Auftritt Julia. Fiesco im Gespr�ch. Julia (sehr zerst�rt). H�ren Sie auf, Graf! Ihre Galanterieen fallen nicht mehr in achtlose Ohren, aber in ein siedendes Blut--Wo bin ich? Hier ist Niemand als die verf�hrerische Nacht. Wohin haben Sie mein verwahrlostes Herz geplaudert? Fiesco. Wo die verzagte Leidenschaft k�hner wird, und Wallungen freier mit Wallungen reden. Julia. Halt ein, Fiesco. Bei Allem, was heilig ist, nicht weiter! W�re die Nacht nicht so dichte, du w�rdest meine flammrothen Wangen sehen und dich erbarmen. Fiesco. Weit gefehlt, Julia! Eben dann w�rde meine Empfindung die Feuerfahne der deinigen gewahr und lief' desto muthiger �ber. (Er k��t ihr heftig die Hand.) Julia. Mensch, dein Gesicht brennt fiebrisch, wie dein Gespr�ch. Weh, auch aus dem meinigen, ich f�hl's, schl�gt wildes, frevelndes Feuer. La� uns das Licht suchen, ich bitte. Die aufgewiegelten Sinne k�nnten den gef�hrlichen Wink dieser Finsterni� merken. Geh! diese g�hrenden Rebellen k�nnten hinter dem R�cken des versch�mten Tages ihre gottlosen K�nste treiben. Geh unter Menschen, ich beschw�re dich. Fiesco (zudringlicher). Wie ohne Noth besorgt, meine Liebe! Wird je die Gebieterin ihren Sklaven f�rchten? Julia. �ber euch M�nner und den ewigen Widerspruch! Als wenn ihr nicht die gef�hrlichsten Sieger w�ret, wenn ihr euch unsrer Eigenliebe gefangen gebt. Soll ich dir Alles gestehen, Fiesco? da� nur mein Laster meine Tugend bewahrte? nur mein Stolz deine K�nste verlachte? nur bis hieher meine Grunds�tze Stand hielten? Du verzweifelst an deiner List und nimmst deine Zuflucht zu Julias Blut. Hier verlassen sie mich. Fiesco (leichtfertig dreist). Und was verlorst du bei diesem Verluste? Julia (aufgeregt und mit Hitze). Wenn ich den Schl�ssel zu meinem weiblichen Heiligthum an dich vert�ndle, womit du mich schamroth machst, wenn du willst? Was hab' ich weniger zu verlieren, als Alles? Willst du mehr wissen, Sp�tter? Das Bekenntni� willst du noch haben, da� die ganze geheime Weisheit unsers Geschlechts nur eine armselige Vorkehrung ist, unsere t�dtliche Seite zu entsetzen, die doch zuletzt allein von euren Schw�ren belagert wird, die (ich gesteh' es err�thend ein) so gern erobert sein m�chte, so oft beim ersten Seitenblick der Tugend den Feind verr�therisch empf�ngt?--da� alle unsere weiblichen K�nste einzig f�r dieses wehrlose Stichblatt fechten, wie auf dem Schach alle Officiere den wehrlosen K�nig bedecken? �berrumpelst du diesen--Matt! und wird getrost das ganze Brett durcheinander. (Nach einer Pause mit Ernst.) Du hast das Gem�ld' unsrer prahlerischen Armuth--Sei gro�m�thig! Fiesco. Und doch, Julia--Wo besser als in meiner unendlichen Leidenschaft kannst du diesen Schatz niederlegen? Julia. Gewi� nirgends besser, und nirgends schlimmer--H�re, Fiesco, wie lang wird diese Unendlichkeit w�hren?--Ach! schon zu ungl�cklich hab' ich gespielt, da� ich nicht auch mein Letztes noch setzen sollte--Dich zu fangen, Fiesco, muthete ich dreist meinen Reizen zu; und ich mi�traue ihnen die Allmacht, dich festzuhalten--Pfui doch, was red' ich da? (Sie tritt zur�ck und h�lt die H�nde vors Gesicht.) Fiesco. Zwei S�nden in einem Athem. Das Mi�trauen in meinen Geschmack, oder das Majest�tsverbrechen gegen deine Liebensw�rdigkeit--was von beiden ist schwerer zu vergeben? Julia (matt, unterliegend, mit beweglichem Ton). L�gen sind nur die Waffen der H�lle--die bracht Fiesco nicht mehr, seine Julia zu f�llen. (Sie f�llt ersch�pft in einen Sopha, nach einer Pause feierlich.) H�re, la� dir noch ein W�rtchen sagen, Fiesco--Wir sind Heldinnen, wenn wir unsere Tugend noch sicher wissen:--wenn wir sie vertheidigen, Kinder; (ihm starr und wild unter die Augen) Furien, wenn wir sie r�chen--H�re. Wenn du mich kalt w�rgtest, Fiesco? Fiesco (nimmt einen aufgebrachten Ton an). Kalt? kalt?--Nun, bei Gott! was fordert denn die uners�ttliche Eitelkeit des Weibs, wenn es einen Mann vor sich kriechen sieht und noch zweifelt? Ha, er erwacht wieder, ich f�hle, (den Ton in K�lte ver�ndert) noch zu rechter Zeit gehen mir die Augen auf--Was war's, das ich eben erbetteln wollte?--Die kleinste Erniedrigung eines Mannes ist gegen die h�chste Gunst eines Weibs weggeworfen! (Zu ihr mit tiefer, frostiger Verbeugung.) Fassen Sie Muth, Madame! Jetzt sind Sie sicher. Julia (best�rzt). Graf? Welche Anwandlung! Fiesco (�u�erst gleichg�ltig). Nein, Madame! Sie haben vollkommen recht, wir Beide haben die Ehre nur einmal auf dem Spiel. (Mit einem h�flichen Handku�.) Ich habe das Vergn�gen, Ihnen bei der Gesellschaft meinen Respect zu bezeugen. (Er will schnell fort.) Julia (ihm nach, rei�t ihn zur�ck). Bleib! Bist du rasend? Bleib! Mu� ich es denn sagen--heraussagen, was das ganze M�nnervolk auf den Knieen--in Thr�nen--auf der Folterbank meinem Stolz nicht abdringen sollte?--Weh! auch dies dichte Dunkel ist zu licht, diese Feuersbrunst zu bergen, die das Gest�ndni� auf meinen Wangen macht--Fiesco--O, ich bohre durchs Herz meines ganzen Geschlechts--mein ganzes Geschlecht wird mich ewig hassen--Ich bete dich an, Fiesco! (F�llt vor ihm nieder.) Fiesco (weicht drei Schritte zur�ck, l��t sie liegen und lacht triumphierend auf). Das bedaur' ich, Signora. (Er zieht die Glocke, hebt die Tapete auf und f�hrt Leonoren hervor.) Hier ist meine Gemahlin--ein g�ttliches Weib! (Er f�llt Leonoren in den Arm.) Julia (springt schreiend vom Boden). Ah! unerh�rt betrogen! Dreizehnter Auftritt Die Verschwornen, welche zumal hereintreten. Damen von der andern Seite. Fiesco. Leonore und Julia. Leonore. Mein Gemahl, das war allzu streng. Fiesco. Ein schlechtes Herz verdiente nicht weniger. Deinen Thr�nen war ich diese Genugthuung schuldig. (Zur Versammlung.) Nein, meine Herrn und Damen, ich bin nicht gewohnt, bei jedem Anla� in kindische Flammen aufzuprasseln, Die Thorheiten der Menschen belustigen mich lange, eh sie mich reizen. Diese verdient meinen ganzen Zorn, denn sie hat diesem Engel dieses Pulver gemischt. (Er zeigt das Gift der Versammlung, die mit Abscheu zur�cktritt.) Julia (ihre Wuth in sich bei�end). Gut! Gut! Sehr gut, mein Herr! (Will fort.) Fiesco (f�hrt sie am Arm zur�ck). Sie werden Geduld haben, Madame--Noch sind wir nicht fertig--Diese Gesellschaft m�chte gar zu gern wissen, warum ich meinen Verstand so verleugnen konnte, den tollen Roman mit Genuas gr��ter N�rrin zu spielen-Julia (aufspringend). Es ist nicht auszuhalten! Doch zittre du! (Drohend. ) Doria donnert in Genua, und ich--bin seine Schwester. Fiesco. Schlimm genug, wenn das Ihre letzte Galle ist--Leider mu� ich Ihnen die Botschaft bringen, da� Fiesco von Lavagna aus dem gestohlenen Diadem Ihres durchlauchtigsten Bruders einen Strick gedreht hat, womit er den Dieb der Republik diese Nacht aufzuh�ngen gesonnen ist. (Da sie sich entf�rbt, lacht er h�misch auf.) Pfui, das kam unerwartet--und sehen Sie! (indem er bei�ender fortf�hrt) darum fand ich es f�r n�thig, den ungebetenen Blicken Ihres Hauses etwas zu schaffen zu geben; darum beh�ngt' ich mich (auf sie deutend) mit dieser Harlekinsleidenschaft, darum (auf Leonoren zeigend) lie� ich diesen Edelstein fallen, und mein Wild rannte gl�cklich in den blanken Betrug--Ich dank' f�r Ihre Gef�lligkeit, Signora, und gebe meinen Theaterschmuck ab. (Er �berliefert ihren Schattenri� mit einer Verbeugung.) Leonore (schmiegt sich bittend an den Fiesco). Mein Ludovico, sie weint. Darf Ihre Leonore Sie zitternd bitten? Julia (trotzig zu Leonoren). Schweig! du Verha�te-Fiesco (zu einem Bedienten). Sei Er galant, Freund--biete Er dieser Dame den Arm an; sie hat Lust, mein Staatsgef�ngni� zu sehen. Er steht mir davor, da� Madonna von Niemand incommodiert wird--drau�en geht eine scharfe Luft--der Sturm, der heute Nacht den Stamm Doria spaltet, m�chte ihr leicht--den Haarputz verderben. Julia (schluchzend). Die Pest �ber dich, schwarzer heimt�ckischer Heuchler! (Zu Leonoren grimmig.) Freue dich deines Triumphs nicht, auch dich wird er verderben, und sich selbst und--verzweifeln! (St�rzt hinaus.) Fiesco (winkt den G�sten). Sie waren Zeugen--Retten Sie meine Ehre in Genua! (Zu den Verschwornen.) Ihr werdet mich abholen, wenn die Kanone kommt. (Alle entfernen sich.) Vierzehnter Auftritt Leonore. Fiesco. Leonore (tritt ihm �ngstlich n�her). Fiesco?--Fiesco?--Ich verstehe Sie nur halb, aber ich fange an zu zittern. Fiesco (wichtig). Leonore--ich sahe Sie einst einer Genueserin zur Linken gehen--Ich sahe Sie in den Assembleen des Adels mit dem zweiten Handku� der Ritter vorlieb nehmen. Leonore--das that meinen Augen weh. Ich beschlo�, es soll nicht mehr sein--es wird aufh�ren. H�ren Sie das kriegerische Get�se in meinen Schlo�? Was Sie f�rchten, ist wahr--Gehn Sie zu Bette, Gr�fin--morgen will ich--die Herzogin wecken. Leonore (schl�gt beide Arme zusammen und wirft sich in einen Sessel). Gott! meine Ahnung! Ich bin verloren! Fiesco (gesetzt, mit W�rde). Lassen Sie mich ausreden, Liebe! Zwei meiner Ahnherrn trugen die dreifache Krone; das Blut der Fiesker flie�t nur unter dem Purpur gesund. Soll Ihr Gemahl nur geerbten Glanz von sich werfen? (Lebhafter.) Was? Soll er sich f�r all seine Hoheit beim gaukelnden Zufall bedanken, der in einer ertr�glichen Laune aus modernden Verdiensten einen Johann Ludwig Fiesco zusammenflickte? Nein, Leonore! Ich bin zu stolz, mir etwas schenken zu lassen, was ich noch selbst zu erwerben wei�. Heute Nacht werf' ich meinen Ahnen den geborgten Schmuck in ihr Grab zur�ck--Die Grafen von Lavagna starben aus--F�rsten beginnen. Leonore (sch�ttelt den Kopf, still phantasierend). Ich sehe meinen Gemahl an tiefen t�dtlichen Wunden zu Boden fallen--(Hohler.) Ich sehe die stummen Tr�ger den zerrissenen Leichnam meines Gemahls mir entgegen tragen. (Erschrocken aufspringend.) Die erste--einzige Kugel fliegt durch die Seele Fiescos. Fiesco (fa�t sie liebevoll bei der Hand). Ruhig, mein Kind. Das wird die einzige Kugel nicht. Leonore (blickt ihn ernsthaft an). So zuversichtlich ruft Fiesco den Himmel heraus? Und w�re der tausendmaltausendste Fall nur der m�gliche, so k�nnte der tausendmaltausendste wahr werden, und mein Gemahl w�re verloren--Denke, du spieltest um den Himmel, Fiesco. Wenn eine Billion Gewinnste f�r einen einzigen Fehler fiel', w�rdest du dreist genug sein, die W�rfel zu sch�tteln und die freche Wette mit Gott einzugehen? Nein, mein Gemahl! wenn auf dem Brett Alles liegt, ist jeder Wurf Gottesl�sterung. Fiesco (l�chelt). Sei unbesorgt, das Gl�ck und ich stehen besser. Leonore. Sagst du das--und standest bei jenem geisterverzerrenden Spiele--ihr nennt es Zeitvertreib--sahest zu der Betr�gerin, wie sie ihren G�nstling mit kleinen Gl�ckskarten lockte, bis er warm ward, aufstand, die Bank forderte--und ihn jetzt im Wurf der Verzweiflung verlie�--O mein Gemahl! du gehst nicht hin, dich den Genuesern zu zeigen und angebetet zu werden. Republikaner aus ihrem Schlaf aufzujagen, das Ro� an seine Hufe zu mahnen, ist kein Spaziergang, Fiesco. Traue diesen Rebellen nicht. Die Klugen, die dich aufhetzten, f�rchten dich. Die Dummen, die dich verg�tterten, n�tzen dir wenig, und wo ich hinsehe ist Fiesco verloren. Fiesco (mit starken Schritten im Zimmer). Kleinmuth ist die h�chste Gefahr. Gr��e will auch ein Opfer haben. Leonore. Gr��e, Fiesco?--Da� dein Genie meinem Herzen so �bel will! --Sieh! Ich vertraue deinem Gl�ck, du siegst, will ich sagen--Weh dann mir �rmsten meines Geschlechts! Ungl�ckselig, wenn es mi�lingt! wenn es gl�ckt, ungl�ckseliger! Hier ist keine Wahl, mein Geliebter! Wenn er den Herzog verfehlt, ist Fiesco verloren. Mein Gemahl ist hin, wenn ich den Herzog umarme. Fiesco. Das verstehe ich nicht. Leonore. Doch, mein Fiesco! In dieser st�rmischen Zone des Throns verdorret das zarte Pfl�nzchen der Liebe. Das Herz eines Menschen, und w�r' auch selbst Fiesco der Mensch, ist zu enge f�r zwei allm�chtige G�tter--G�tter, die sich so gram sind. Liebe hat Thr�nen, und kann Thr�nen verstehen; Herrschsucht hat eherne Augen, worin ewig nie die Empfindung perlt--Liebe hat nur ein Gut, thut Verzicht auf die ganze �brige Sch�pfung: Herrschsucht hungert beim Raube der ganzen Natur--Herrschsucht zertr�mmert die Welt in ein rasselndes Kettenhaus, Liebe tr�umt sich in jede W�ste Elysium.--Wolltest du jetzt an meinem Busen dich wiegen, pochte ein st�rriger Vasalle an dein Reich--Wollt' ich jetzt in deine Arme mich werfen, h�rte deine Despotenangst einen M�rder aus den Tapeten hervorrauschen und jagte dich fl�chtig von Zimmer zu Zimmer. Ja, der gro��ugige Verdacht steckte zuletzt auch die h�usliche Eintracht an--Wenn deine Leonore dir jetzt einen Labetrank br�chte, w�rdest du den Kelch mit Verzuckungen wegsto�en und die Z�rtlichkeit eine Giftmischerin schelten. Fiesco (bleibt mit Entsetzen stehen). Leonore, h�r auf! Das ist eine h��liche Vorstellung-Leonore. Und doch ist das Gem�lde nicht fertig. Ich w�rde sagen, opfre die Liebe der Gr��e, opfre die Ruhe--wenn nur Fiesco noch bleibt--Gott! das ist Radsto�!--Selten stiegen Engel auf den Thron, seltner herunter. Wer keinen Menschen zu f�rchten braucht, wird er sich eines Menschen erbarmen? Wer an jeden Wunsche einen Donnerkeil heften kann, wird er f�r n�thig finden, ihm ein sanftes W�rtchen zum Geleite zu geben? (Sie h�lt inne, dann tritt sie bescheiden zu ihm und fa�t seine Hand; mit feinster Bitterkeit.) F�rsten, Fiesco? diese mi�rathenen Projecte der wollenden und nicht k�nnenden Natur--sitzen so gern zwischen Menschheit und Gottheit nieder;--heillose Gesch�pfe! schlechtere Sch�pfer! Fiesco (st�rzt sich beunruhigt durchs Zimmer). Leonore, h�r' auf! Die Br�cke ist hinter mir abgehoben-Leonore (blickt ihn schmachtend an). Und warum, mein Gemahl? Nur Thaten sind nicht mehr zu tilgen. (Schmelzend z�rtlich und etwas schelmisch.) Ich h�rte dich wohl einst schw�ren, meine Sch�nheit habe alle deine Entw�rfe gest�rzt--du hast falsch geschworen, du Heuchler, oder sie hat fr�hzeitig abgebl�ht--Frage dein Herz, wer ist schuldig? (Feuriger, indem sie ihn mit beiden Armen umfa�t.) Komm zur�cke! Ermanne dich! Entsage! Die Liebe soll dich entsch�digen. Kann mein Herz deinen ungeheuren Hunger nicht stillen--o Fiesco! das Diadem wird noch �rmer sein. --(Schmeichelnd.) Komm! ich will alle deine W�nsche auswendig lernen, will alle Zauber der Natur in einen Ku� der Liebe zusammenschmelzen, den erhabenen Fl�chtling ewig in diesen himmlischen Banden zu halten--dein Herz ist unendlich--auch die Liebe ist es, Fiesco. (Schmelzend.) Ein armes Gesch�pf gl�cklich zu machen--ein Gesch�pf, das seinen Himmel an deinem Busen lebt--sollte das eine L�cke in deinem Herzen lassen? Fiesco (durch und durch ersch�ttert). Leonore, was hast du gemacht? (Er f�llt ihr kraftlos um den Hals.) Ich werde keinem Genueser mehr unter die Augen treten-Leonore (freudig rasch). La� uns fliehen, Fiesco, la� in den Staub uns werfen all diese prahlenden Nichts, la� in romantischen Fluren ganz der Liebe uns leben! (Sie dr�ckt ihn an ihr Herz mit sch�ner Entz�ckung.) Unsre Seelen, klar, wie �ber uns das heitre Blau des Himmels, nehmen dann den schwarzen Hauch des Grams nicht mehr an--Unser Leben rinnt dann melodisch wie die fl�tende Quelle zum Sch�pfer--(Man h�rt den Kanonenschu�. Fiesco springt los. Alle Verschwornen treten in den Saal.) F�nfzehnter Auftritt Verschworne. Die Zeit ist da! Fiesco (zu Leonoren, fest). Lebe wohl! Ewig--oder Genua liegt morgen zu deinen F��en. (Will fortst�rzen.) Bourgognino (schreit). Die Gr�fin sinkt um. (Leonore in Ohnmacht. Alle springen hin, sie zu halten. Fiesco vor ihr niedergeworfen.) Fiesco (mit schneidendem Ton). Leonore! Rettet! um Gotteswillen! Rettet! (Rosa, Bella kommen, sie zurecht zu bringen.) Sie schl�gt die Augen auf--(Er springt entschlossen in die H�h'.) Jetzt kommt--sie dem Doria zuzudr�cken. (Verschworne st�rzen zum Saal hinaus. Vorhang f�llt.) F�nfter Aufzug Nach Mitternacht.--Gro�e Stra�e in Genua--Hie und da leuchten Lampen an einigen H�usern, die nach und nach ausl�schen--Im Hintergrund der B�hne sieht man das Thomasthor, das noch geschlossen ist. In perspectivischer Ferne die See.--Einige Menschen gehen mit Handlaternen �ber den Platz, darauf die Runde und Patrouille--Alles ist ruhig. Nur das Meer wallt etwas ungest�m. Erster Auftritt Fiesco kommt gewaffnet und bleibt vor dem Palast des Andreas Doria stehen. Darauf Andreas. Fiesco. Der Alte hat Wort gehalten--im Palast alle Lichter aus. Die Wachen sind fort. Ich will l�uten. (L�utet.) He! holla! Wach' auf, Doria! Verrathner, verkaufter Doria, wach' auf! Holla! Holla! Holla! Wach' auf! Andreas (erscheint auf dem Altane). Wer zog die Glocke? Fiesco (mit ver�nderter Stimme). Frage nicht! Folge! Dein Stern geht unter, Herzog, Genua steht auf wider dich! Nahe sind deine Henker, und du kannst schlafen, Andreas? Andreas (mit Ehre). Ich besinne mich, wie die z�rnende See mit meiner Bellona zankte, da� der Kiel krachte und der oberste Mast brach--Andreas Doria schlief sanft. Wer schickt die Henker? Fiesco. Ein Mann, furchtbarer als deine z�rnende See, Johann Ludwig Fiesco. Andreas (lacht). Du bist bei Laune, Freund. Bring deine Schw�nke bei Tag. Mitternacht ist eine ungew�hnliche Stunde. Fiesco. Du h�hnst deinen Warner? Andreas. Ich dank' ihm und geh zu Bette. Fiesco hat sich schl�frig geschwelgt und hat keine Zeit f�r Doria �brig. Fiesco. Ungl�cklicher alter Mann--traue der Schlange nicht! Sieben Farben ringen auf ihrem spiegelnden R�cken--du nahst--und g�hlings schn�rt dich der t�dliche Wirbel. Den Wink eines Verr�thers verlachtest du. Verlache den Rath eines Freundes nicht. Ein Pferd steht gesattelt in deinem Hof. Fliehe bei Zeit! Verlache den Freund nicht! Andreas. Fiesco denkt edel. Ich hab' ihn niemal beleidigt, und Fiesco verr�th mich nicht. Fiesco. Denkt edel, verr�th dich, und gab dir Proben von Beidem. Andreas. So steht eine Leibwache da, die kein Fiesco zu Boden wirft, wenn nicht Cherubim unter ihm dienen. Fiesco (h�misch). Ich m�chte sie sprechen, einen Brief in die Ewigkeit zu bestellen. Andreas (gro�). Armer Sp�tter, hast du nie geh�rt, da� Andreas Doria Achtzig alt ist, und Genua--gl�cklich? (Er verl��t die Altane.) Fiesco (blickt ihm erstaunt nach). Mu�t' ich diesen Mann erst st�rzen, eh' ich lerne, da� es schwerer ist, ihm zu gleichen? (Er geht einige Schritte tiefsinnig auf und nieder.) Nun, ich machte Gr��e mit Gr��e wett--Wir sind fertig, Andreas, und nun, Verderben, gehe deinen Gang. (Er eilt in die hinterste Gasse--Trommeln t�nen von allen Enden. Scharfes Gefecht am Thomasthor. Das Thor wird gesprengt und �ffnet die Aussicht in den Hafen, worin Schiffe liegen, mit Fackeln erleuchtet.) Zweiter Auftritt Gianettino Doria in einen Scharlachmantel geworfen. Lomellin. Bediente voraus mit Fackeln. Alle hastig. Gianettino (steht still). Wer befahl, L�rmen zu schlagen? Lomellin. Auf den Galeeren krachte eine Kanone. Gianettino. Die Sklaven werden ihre Ketten rei�en. (Sch�sse am Thomasthor.) Lomellin. Feuer dort! Gianettino. Thor offen! Wachen in Aufruhr! (Zu den Bedienten.) Hurtig, Schurken! Leuchtet dem Hafen zu! (Eilen gegen das Thor.) Dritter Auftritt Vorige. Bourgognino mit Verschwornen, die vom Thomasthor kommen. Bourgognino. Sebastian Lescaro ist ein wackrer Soldat. Zenturione. Wehrte sich wie ein B�r, bis er niederfiel. Gianettino (tritt best�rzt zur�ck). Was h�r' ich da?--Haltet! Bourgognino. Wer dort mit dem Flambeau? Lomellin. Es sind Feinde, Prinz! Schleichen Sie links weg. Bourgognino (ruft hitzig an). Wer da mit dem Flambeau? Zenturione. Steht! Eure Losung! Gianettino (zieht das Schwert, trotzig). Unterwerfung und Doria. Bourgognino (sch�umend, f�rchterlich). R�uber der Republik und meiner Braut! (Zu den Verschwornen, indem er auf Gianettino st�rzt.) Ein Gang Profit, Br�der! Seine Teufel liefern ihn selbst aus. (Er st��t ihn nieder.) Gianettino (f�llt mit Gebr�ll). Mord! Mord! Mord! R�che mich, Lomellin! Lomellin. Bediente (fliehend). Hilfe! M�rder! M�rder! Zenturione (ruft mit starker Stimme). Er ist getroffen. Haltet den Grafen auf! (Lomellin wird gefangen.) Lomellin (knieend). Schont meines Lebens, ich trete zu euch �ber! Bourgognino. Lebt dieses Unthier noch? Die Memme mag fliehen. (Lomellin entwischt.) Zenturione. Thomasthor unser! Gianettino kalt! Rennt, was ihr rennen k�nnt! Sagt's dem Fiesco an! Gianettino (b�umt sich krampfig in die H�h). Pest! Fiesco--(Stirbt.) Bourgognino (rei�t den Stahl aus dem Leichnam). Genua frei und meine Bertha--Dein Schwert, Zenturione. Dies blutige bringst du meiner Braut. Ihr Kerker ist gesprengt. Ich werde nachkommen und ihr den Brautku� gegen. (Eilen ab zu verschiedenen Stra�en.) Vierter Auftritt Andreas Doria. Deutsche. Deutscher. Der Sturm zog sich dorthin. Werft Euch zu Pferd, Herzog. Andreas. La� mich noch einmal Genuas Th�rme schauen und den Himmel! Nein, es ist kein Traum, und Andreas ist verrathen. Deutscher. Feinde um und um! Fort! Flucht �ber die Grenze! Andreas (wirft sich auf den Leichnam seines Neffen). Hier will ich enden. Rede Keiner von Fliehen. Hier liegt die Kraft meines Alters. Meine Bahn ist aus. (Calcagno fern mit Verschwornen.) Deutscher. M�rder dort! M�rder! Flieht, alter F�rst! Andreas (da die Trommeln wieder anfangen). H�ret, Ausl�nder! H�ret! das sind die Genueser, deren Joch ich brach. (Verh�llt sich.) Vergilt man auch so in Eurem Lande? Deutscher. Fort! Fort! Fort! inde� unsre deutschen Knochen Scharten in ihre Klingen schlagen. (Calcagno n�her.) Andreas. Rettet euch! La�t mich! Schreckt Nationen mit der Schauerpost: die Genueser erschlugen ihren Vater-Deutscher. Mord! Zum Erschlagen hat's noch Weile--Kameraden, steht! Nehmt den Herzog in die Mitte! (Ziehen.) Peitscht diesen welschen Hunden Respect vor einem Graukopf ein-Calcagno (ruft an). Wer da? Was gibt's da? Deutsche (hauen ein). Deutsche Hiebe! (Gehen fechtend ab. Gianettinos Leichnam wird hinweggebracht.) F�nfter Auftritt Leonore in Mannskleidern. Arabella hinter ihr her. Beide schleichen �ngstlich hervor. Arabella. Kommen Sie, gn�dige Frau, o kommen Sie doch-Leonore. Da hinaus w�thet der Aufruhr--Horch! war das nicht eines Sterbenden �chzen?--Weh! sie umzingeln ihn--Auf Fiescos Herz deuten ihre g�hnenden Rohre--Auf das meinige, Bella--Sie dr�cken ab--Haltet! haltet! Es ist mein Gemahl! (Wirft ihre Arme schw�rmend in die Luft.) Arabella. Aber um Gotteswillen-Leonore (immer wilder phantasierend, nach allen Gegenden schreiend). Fiesco!--Fiesco!--Fiesco!--Sie weichen hinter ihm ab, seine Getreuen--Rebellentreue ist wankend. (Heftig erschrocken.) Rebellen f�hrt mein Gemahl? Bella? Himmel? Ein Rebell k�mpft mein Fiesco? Arabella. Nicht doch, Signora, als Genuas furchtbarer Schiedsmann. Leonore (aufmerksam). Das w�re Etwas--und Leonore h�tte gezittert? Den ersten Republikaner umarmte die feigste Republikanerin?--Geh, Arabella--wenn die M�nner um L�nder sich messen, d�rfen auch die Weiber sich f�hlen. (Man f�ngt wieder an zu trommeln.) Ich werfe mich unter die K�mpfer. Arabella (schl�gt die H�nde zusammen). Barmherziger Himmel! Leonore. Sachte! Woran st��t sich mein Fu�? Hier ist ein Hut und ein Mantel. Ein Schwert liegt dabei. (Sie w�gt es.) Ein schweres Schwert, meine Bella; doch schleppen kann ich's noch wohl, und das Schwert macht seinem F�hrer nicht Schande. (Man l�utet Sturm.) Arabella. H�ren Sie? h�ren Sie? das wimmert vom Thurm der Dominicaner. Gott erbarme! wie f�rchterlich! Leonore (schw�rmend). Sprich, wie entz�ckend! In dieser Sturmglocke spricht mein Fiesco mit Genua. (Man trommelt st�rker.) Hurrah! Hurrah! Nie klangen mir Fl�ten so s��--Auch diese Trommeln belebe mein Fiesco--Wie mein Herz h�her wallt! Ganz Genua wird munter--Miethlinge h�pfen hinter seinem Namen, und sein Weib sollte zaghaft thun? (Es st�rmt auf drei andern Th�rmen.) Nein! Eine Heldin soll mein Held umarmen--Mein Brutus soll eine R�merin umarmen. (Sie setzt den Hut auf und wirft den Scharlach um.) Ich bin Porcia. Arabella. Gn�dige Frau, Sie wissen nicht, wie entsetzlich Sie schw�rmen. Nein, das wissen Sie nicht. (Sturml�uten und Trommeln.) Leonore. Elende, die du Das alles h�rst und nicht schw�rmst! Weinen m�chten diese Quader, da� sie die Beine nicht haben, meinem Fiesco zuzuspringen--Diese Pal�ste z�rnen �ber ihren Meister, der sie so fest in die Erde zwang, da� sie meinem Fiesco nicht zuspringen k�nnen--Die Ufer, k�nnten sie's, verlie�en ihre Pflicht, g�ben Genua dem Meere Preis und tanzten hinter seiner Trommel--Was den Tod aus seinen Windeln r�ttelt, kann deinen Muth nicht wecken? Geh!--Ich finde meinen Weg. Arabella. Gro�er Gott! Sie werden doch diese Grille nicht wahr machen wollen? Leonore (stolz und heroisch). Das sollt' ich meinen, du Alberne--(Feurig.) Wo am wildesten das Get�mmel w�thet, wo in Person mein Fiesco k�mpft--Ist das Lavagna? h�r' ich sie fragen--den Niemand bezwingen kann, der um Genua eiserne W�rfel schwingt, ist das Lavagna?--Genueser! Er ist's, werd' ich sagen, und dieser Mann ist mein Gemahl, und ich hab' auch eine Wunde. (Sacco mit Verschwornen.) Sacco (ruft an). Wer da? Doria oder Fiesco? Leonore (begeistert). Fiesco und Freiheit! (Sie wirft sich in eine Gasse. Auflauf. Bella wird weggedr�ngt.) Sechster Auftritt Sacco mit einem Haufen. Calcagno begegnet ihm mit einem andern. Calcagno. Andreas Doria ist entflohen. Sacco. Deine schlechteste Empfehlung bei Fiesco. Calcagno. B�ren, die Deutschen! pflanzten sich vor den Alten wie Felsen. Ich kriegte ihn gar nicht zu Gesicht. Neun von den Unsern sind fertig. Ich selbst bin am linken Ohrlappen gestreift. Wenn sie das fremden Tyrannen thun, alle Teufel! wie m�ssen sie ihre F�rsten bewachen! Sacco. Wir haben schon starken Anhang, und alle Thore sind unser. Calcagno. Auf der Burg, h�r' ich, fechten sie scharf. Sacco. Bourgognino ist unter ihnen. Was schafft Verrina? Calcagno. Liegt zwischen Genua und dem Meer, wie der h�llische Kettenhund, da� kaum ein Anchove durch kann. Sacco. Ich lass' in der Vorstadt st�rmen. Calcagno. Ich marschiere �ber die Piazza Sarzana. R�hr dich, Tambour! (Ziehen unter Trommelschlag weiter.) Siebenter Auftritt Der Mohr. Ein Trupp Diebe mit Lunten. Mohr. Da� ihr's wi�t, Schurken! Ich war der Mann, der diese Suppe einbrockte--Mir gibt man keinen L�ffel. Gut. Die Hatz ist mir eben recht. Wir wollen eins anz�nden und pl�ndern. Die dr�ben baxen sich um ein Herzogthum, wir heizen die Kirchen ein, da� die erfrornen Apostel sich w�rmen. (Werfen sich in die umliegenden H�user.) Achter Auftritt Bourgognino. Bertha verkleidet. Bourgognino. Hier ruhe aus, lieber Kleiner. Du bist in Sicherheit. Blutest du? Bertha (die Sprache ver�ndert). Nirgends. Bourgognino (lebhaft). Pfui, so steh auf! Ich will dich hinf�hren, wo man Wunden f�r Genua erntet--Sch�n, siehst du? wie diese. (Er streift seinen Arm auf.) Bertha (zur�ckfahrend). O Himmel! Bourgognino. Du erschrickst? Niedlicher Kleiner, zu fr�h eiltest du in den Mann--Wie alt bist du? Bertha. F�nfzehn Jahr. Bourgognino. Schlimm! F�r diese Nacht f�nf Jahre zu z�rtlich--Den Vater? Bertha. Der beste B�rger in Genua. Bourgognino. Gemach, Knabe! Das ist nur Einer, und seine Tochter ist meine verlobte Braut. Wei�t du das Haus des Verrina? Bertha. Ich d�chte. Bourgognino (rasch). Und kennst seine g�ttliche Tochter? Bertha. Bertha hei�t seine Tochter. Bourgognino (hitzig). Gleich geh und �berliefre ihr diesen Ring. Er gelte den Trauring, sagst du, und der blaue Busch halte sich brav. Jetzt fahre wohl! Ich mu� dorthin. Die Gefahr ist noch nicht aus. (Einige H�user brennen.) Bertha (ruft ihm nach mit sanfter Stimme). Scipio! Bourgognino (steht betroffen still). Bei meinem Schwert! Ich kenne die Stimme. Bertha (f�llt ihm um den Hals). Bei meinem Herzen! Ich bin hier sehr bekannt. Bourgognino (schreit). Bertha! (Sturml�uten in der Vorstadt. Auflauf. Beide verlieren sich in einer Umarmung.) Neunter Auftritt Fiesco tritt hitzig auf. Zibo. Gefolge. Fiesco. Wer warf das Feuer ein? Zibo. Die Burg ist erobert. Fiesco. Wer warf das Feuer ein? Zibo (winkt dem Gefolge). Patrouillen nach dem Th�ter! (Einige gehen.) Fiesco (zornig). Wollen sie mich zum Mordbrenner machen? Gleich eilt mit Spritzen und Eimern! (Gefolge ab.) Aber Gianettino ist doch geliefert? Zibo. So sagt man. Fiesco (wild). Sagt man nur? Wer sagt das nur? Zibo, bei Ihrer Ehre, ist er entronnen? Zibo (bedenklich). Wenn ich meine Augen gegen die Aussagen eines Edelmanns setzen kann, so lebt Gianettino. Fiesco (auffahrend). Sie reden sich um den Hals, Zibo! Zibo. Noch einmal--Ich sah ihn vor acht Minuten lebendig in gelbem Busch und Scharlach herumgehn. Fiesco (au�er Fassung). Himmel und H�lle--Zibo!--den Bourgognino lass' ich um einen Kopf k�rzer machen. Fliegen Sie, Zibo--Man soll alle Stadtthore sperren--alle Felouquen soll man zu Schanden schie�en--so kann er nicht zu Wasser davon--diesen Demant, Zibo, den reichsten in Genua, Lucca, Venedig und Pisa,--wer mir die Zeitung bringt: Gianettino ist todt--er soll diesen Demant haben. (Zibo eilt ab.) Fliegen Sie, Zibo! Zehnter Auftritt Fiesco. Sacco. Der Mohr. Soldaten. Sacco. Den Mohren fanden wie eine brennende Lunte in den Jesuiterdom werfen-Fiesco. Deine Verr�therei ging dir hin, weil sie mich traf. Auf Mordbrennereien steht der Strick. F�hrt ihn gleich ab, h�ngt ihn am Kirchthor auf. Mohr. Pfui! Pfui! Pfui! Das kommt mir ungeschickt--L��t sich nichts davon wegplaudern? Fiesco. Nichts. Mohr (vertraulich). Schickt mich einmal zur Prob auf die Galeere. Fiesco (winkt den Andern). Zum Galgen. Mohr (trotzig). So will ich ein Christ werden! Fiesco. Die Kirche bedankt sich f�r die Blattern des Heidenthums. Mohr (schmeichelnd). Schickt mich wenigstens besoffen in die Ewigkeit. Fiesco. N�chtern. Mohr. Aber h�ngt mich nur an keine christliche Kirche. Fiesco. Ein Ritter h�lt Wort. Ich versprach dir deinen eigenen Galgen. Sacco (brummt). Nicht viel Federlesens, Heide! Man hat noch mehr zu thun. Mohr. Doch--wenn halt allenfalls--der Strick br�che?-Fiesco (zum Sacco). Man wird ihn doppelt nehmen. Mohr (resigniert). So mag's sein--und der Teufel kann sich auf den Extrafall r�sten. (Ab mit Soldaten, die ihn in einiger Entfernung aufhenken.) Eilfter Auftritt Fiesco. Leonore erscheint hinten im Scharlachrock Gianettinos. Fiesco (wird sie gewahr, f�hrt vor, f�hrt zur�ck und murmelt grimmig). Kenn' ich nicht diesen Busch und Mantel? (Eilt n�her, heftig.) Ich kenne den Busch und Mantel! (W�thend, indem er auf sie losst�rzt und sie niederst��t.) Wenn du drei Leben hast, so steh wieder auf und wandle! (Leonore f�llt mit einem gebrochenen Laut. Man h�rt einen Siegesmarsch. Trommeln, H�rner und Hoboen.) Zw�lfter Auftritt Fiesco. Calcagno. Sacco. Zenturione. Zibo. Soldaten mit Musik und Fahnen treten auf. Fiesco (ihnen entgegen im Triumph). Genueser--der Wurf ist geworfen--Hier liegt er, der Wurm meiner Seele--die gr��liche Kost meines Hasses. Hebet die Schwerter hoch!--Gianettino! Calcagno. Und ich komme, Ihnen zu sagen, da� zwei Drittheile von Genua Ihre Partei ergreifen und zu Fieskischen Fahnen schw�ren-Zibo. Und durch mich schickt Ihnen Verrina vom Admiralschiff seinen Gru� und die Herrschaft �ber Hafen und Meer-Zenturione. Und durch mich der Gouverneur der Stadt seinen Commandostab und die Schl�ssel-Sacco. Und in mir wirft sich (indem er niederf�llt) der gro�e und kleine Rath der Republik knieend vor seinen Herrn und bittet fu�f�llig um Gnade und Schonung-Calcagno. Mich la�t den Ersten sein, der den gro�en Sieger in seinen Mauern willkommen hei�t--Heil Ihnen--Senket die Fahnen tief!--Herzog von Genua! Alle (nehmen die H�te ab). Heil, Heil dem Herzog von Genua! (Fahnenmarsch.) Fiesco (stand die ganze Zeit �ber, den Kopf auf die Brust gesunken, in einer denkenden Stellung.) Calcagno. Volk und Senat stehen wartend, ihren gn�digen Oberherrn im F�rstenornat zu begr��en--Erlauben Sie uns, durchlauchtigster Herzog, Sie im Triumph nach der Signoria zu f�hren. Fiesco. Erlaubt mir erst, da� ich mit meinem Herzen mich abfinde--Ich mu�te eine gewisse theure Person in banger Ahnung zur�cklassen, eine Person, die die Glorie dieser Nacht mit mir theilen wird. (Ger�hrt zur Gesellschaft.) Habt die G�te und begleitet mich zu eurer liebensw�rdigen Herzogin! (Er will aufbrechen.) Calcagno. Soll der meuchelm�rderische Bube hier liegen und seine Schande in diesem Winkel verhehlen? Zenturione. Steckt seinen Kopf auf eine Hellebarde! Zibo. La�t seinen zerrissenen Rumpf unser Pflaster kehren. (Man leuchtet gegen den Leichnam.) Calcagno (erschrocken und etwas leise). Schaut her, Genueser! Das ist bei Gott kein Gianettinogesicht. (Alle sehen starr auf die Leiche.) Fiesco (h�lt still, wirft von der Seite einen forschenden Blick darauf, den er starr und langsam unter Verzerrungen zur�ckzieht). Nein, Teufel--Nein, das ist kein Gianettinogesicht, h�mischer Teufel! (Die Augen herumgerollt.) Genua mein, sagt ihr? Mein--(Hinausw�thend in einem gr��lichen Schrei.) Spiegelfechterei der H�lle! Es ist mein Weib! (Sinkt durchdonnert zu Boden. Verschworne stehen in todter Pause und schauervollen Gruppen.) Fiesco (matt aufgerichtet mit dumpfer Stimme). Hab' ich mein Weib ermordet, Genueser?--Ich beschw�re euch, schielt nicht so geisterbleich auf dieses Spiel der Natur--Gott sei gelobt! Es gibt Schicksale, die der Mensch nicht zu f�rchten hat, weil er nur Mensch ist. Wem G�tterwollust versagt ist, wird keine Teufelqual zugemuthet--Diese Verirrung w�re etwas mehr. (Mit schrecklicher Beruhigung.) Genueser, Gott sei Dank! Es kann nicht sein. Dreizehnter Auftritt Vorige. Arabella kommt jammernd. Arabella. M�gen sie mich umbringen, was hab' ich auch jetzt noch zu verlieren?--Habt Erbarmen, ihr M�nner--Hier verlie� ich meine gn�dige Frau, und nirgends find' ich sie wieder. Fiesco (tritt ihr n�her mit leiser bebender Stimme). Leonore hei�t deine gn�dige Frau? Arabella (froh). O da� Sie da sind, mein liebster, guter, gn�diger Herr!--Z�rnen Sie nicht �ber uns, wir konnten sie nicht mehr zur�ckhalten. Fiesco (z�rnt sie dumpfig an). Du Verha�te! von was nicht? Arabella. Da� sie nicht nachsprang-Fiesco (heftiger). Schweig! wohin sprang? Arabella. Ins Gedr�nge-Fiesco (w�thend). Da� deine Zunge zum Krokodil w�rde--Ihre Kleider? Arabella. Ein scharlachner Mantel-Fiesco (rasend gegen sie taumelnd). Geh in den neunten Kreis der H�lle!--der Mantel? Arabella. Lag hier am Boden-Einige Verschworne (murmelnd). Gianettino ward hier ermordet-Fiesco (todesmatt zur�ckwankend zu Arabella). Deine Frau ist gefunden. (Arabella geht angstvoll. Fiesco sucht mit verdrehten Augen im ganzen Kreis herum, darauf mit leiser, schwebender Stimme, die stufenweis bis zum Toben steigt.) Wahr ist's--wahr--und ich das Stichblatt des unendlichen Bubenst�cks. (Viehisch um sich hauend.) Tretet zur�ck, ihr menschlichen Gesichter--Ah, (mit frechem Z�hnblecken gen Himmel) h�tt' ich nur seinen Weltbau zwischen diesen Z�hnen--Ich f�hle mich aufgelegt, die ganze Natur in ein grinsendes Scheusal zu zerkratzen, bis sie aussieht wie mein Schmerz--(Zu den Andern, die bebend herumstehen.) Mensch!--wie es jetzt dasteht, das erb�rmliche Geschlecht, sich segnet und selig preist, da� es nicht ist wie ich--Nicht wie ich! (In hohles Beben hinabgefallen.) Ich allein habe den Streich--(Rascher, wilder.) Ich? Warum ich? Warum nicht mit mir auch diese? Warum soll sich mein Schmerz am Schmerz eines Mitgesch�pfs nicht stumpf reiben d�rfen? Calcagno (furchtsam). Mein theurer Herzog-Fiesco (dringt auf ihn ein mit gr��licher Freude). Ah, willkommen! Hier, Gott sei Dank! ist Einer, den auch dieser Donner quetschte! (Indem er den Calcagno w�thend in seine Arme dr�ckt.) Bruder Zerschmettert! Wohl bekomm die Verdammni�! Sie ist todt! Du hat sie auch geliebt! (Er zwingt ihn an den Leichnam und dr�ckt ihm den Kopf dagegen.) Verzweifle! Sie ist todt! (Den stieren Blick in einen Winkel geheftet.) Ah, da� ich st�nde am Thor der Verdammni�, hinunterschauen d�rfte mein Aug auf die mancherlei Folterschrauben der sinnreichen H�lle, saugen mein Ohr zerknirschter S�nder Gewinsel--K�nnt' ich sie sehen, meine Qual, wer wei�, ich tr�ge sie vielleicht? (Mit Schauern zur Leiche gehend.) Mein Weib liegt hier ermordet--Nein, das will wenig sagen (Nachdr�cklicher.) Ich, der Bube, habe mein Weib ermordet--O pfui, so etwas kann die H�lle kaum kitzeln--Erst wirbelt sie mich k�nstlich auf der Freude letztes gl�ttestes Schwindeldach, schw�tzt mich bis an die Schwelle des Himmels--und dann hinunter--dann--o k�nnte mein Odem die Pest unter Seelen blasen--dann--dann ermord' ich mein Weib--Nein, ihr Witz ist noch feiner--dann �bereilen sich (ver�chtlich) zwei Augen, und (mir schrecklichem Nachdruck) ich--ermorde--mein Weib! (Bei�end l�chelnd.) Das ist das Meisterst�ck! (Alle Verschwornen h�ngen ger�hrt an ihren Waffen. Einige wischen Thr�nen aus den Augen. Pause.) Fiesco (ersch�pft und stiller, indem er im Zirkel herumblickt). Schluchzt hier Jemand?--Ja, bei Gott, die einen F�rsten w�rgten, weinen. (In stillen Schmerz geschmolzen.) Redet! Weint ihr �ber diesen Hochverrath des Todes, oder weint ihr �ber meines Geistes Memmenfall? (In ernster, r�hrender Stellung vor der Todten verweilend.) Wo in warme Thr�nen felsenharte M�rder schmelzen, flucht Fiescos Verzweiflung! (Sinkt weinend an ihr nieder.) Leonore, vergib--Reue z�rnt man dem Himmel nicht ab! (Weich mit Wehmuth.) Jahre voraus, Leonore, geno� ich das Fest jener Stunde, wo ich den Genuesern ihre Herzogin br�chte--Wie lieblich versch�mt sah ich schon deine Wangen err�then, deinen Busen wie f�rstlich sch�n unter dem Silberflor schwellen, wie angenehm deine lispelnde Stimme der Entz�ckung versagen (Lebhafter.) Ha! wie berauschend wallte mir schon der stolze Zuruf zu Ohren, wie spiegelte sich meiner Liebe Triumph im versinkenden Neide!--Leonore--die Stund' ist gekommen--Genuas Herzog ist dein Fiesco--und Genuas schlechtester Bettler besinnt sich, seine Verachtung an meine Qual und meinen Scharlach zu tauschen--(R�hrender.) Eine Gattin theilt seinen Gram--mit wem kann ich meine Herrlichkeit theilen? (Er weint heftiger und verbirgt sein Gesicht an der Leiche. R�hrung auf allen Gesichtern.) Calcagno. Es war eine treffliche Dame. Zibo. Da� man doch ja den Trauerfall dem Volk noch verschweige. Er n�hme den Unsrigen den Muth und g�b' ihn den Feinden. Fiesco (steht gefa�t und fest auf). H�ret, Genueser!--die Vorsehung, versteh' ich ihren Wink, schlug mir diese Wunde nur, mein Herz f�r die nahe Gr��e zu pr�fen.--Es war die gewagteste Probe--jetzt f�rcht' ich weder Qual, noch Entz�cken mehr. Kommt! Genua erwarte mich, sagt ihr?--Ich will Genua einen F�rsten schenken, wie ihn noch kein Europ�er sah--Kommt!--dieser ungl�cklichen F�rstin will ich eine Todtenfeier halten, da� das Leben seine Anbeter verlieren und die Verwesung wie eine Braut gl�nzen soll--Jetzt folgt eurem Herzog! (Gehen ab unter Fahnenmarsch.) Vierzehnter Auftritt Andreas Doria. Lomellin. Andreas. Dort jauchzen sie hin. Lomellin. Ihr Gl�ck hat sie berauscht. Die Thore sind blo�gegeben. Der Signoria w�lzt sich Alles zu. Andreas. Nur an meinem Neffen scheute das Ro�. Mein Neffe ist todt. H�ren Sie, Lomellin-Lomellin. Was? noch? noch hoffen Sie, Herzog? Andreas (ernst). Zittre du f�r dein Leben, weil du mich Herzog spottest, wenn ich auch nicht einmal hoffen darf. Lomellin. Gn�digster Herr--eine brausende Nation liegt in der Schale Fiescos--Was in der Ihrigen? Andreas (gro� und warm). Der Himmel! Lomellin (h�misch die Achsel zuckend). Seitdem das Pulver erfunden ist, campieren die Engel nicht mehr. Andreas. Erb�rmlicher Affe, der einem verzweifelnden Graukopf seinen Gott noch nimmt! (Ernst und gebietend.) Geh! mache bekannt, da� Andreas noch lebe--Andreas, sagst du, ersuche seine Kinder, ihn doch in seinem achtzigsten Jahre nicht zu den Ausl�ndern zu jagen, die dem Andreas den Flor seines Vaterlandes niemals verzeihen w�rden. Sag' ihnen das, und Andreas ersuche seine Kinder um so viel Erde in seinem Vaterland f�r so viel Gebeine. Lomellin. Ich gehorsame, aber verzweifle. (Will gehen.) Andreas. H�re! und nimm diese eisgraue Haarlocke mit--Sie war die letzte, sagst du, auf meinem Haupt und ging los in der dritten J�nnernacht, als Genua losri� von meinem Herzen und habe achtzig Jahre gehalten und habe den Kahlkopf verlassen im achtzigsten Jahre--die Haarlocke ist m�rbe! aber doch stark genug, dem schlanken J�ngling den Purpur zu kn�pfen (Er geht ab mit verh�lltem Gesicht. Lomellin eilt in eine entgegengesetzte Gasse. Man h�rt ein tumultuarisches Freudengeschrei unter Trompeten und Pauken.) F�nfzehnter Auftritt Verrina vom Hafen. Bertha und Bourgognino. Verrina. Man jauchzt. Wem gilt das? Bourgognino. Sie werden den Fiesco zum Herzog ausrufen. Bertha (schmiegt sich �ngstlich an Bourgognino). Mein Vater ist f�rchterlich, Scipio! Verrina. La�t mich allein, Kinder--O Genua! Genua! Bourgognino. Der P�bel verg�ttert ihn und forderte wiehernd den Purpur. Der Adel sah mit Entsetzen zu und durfte nicht Nein sagen. Verrina. Mein Sohn, ich hab' alle meine Habseligkeiten zu Gold gemacht und auf dein Schiff bringen lassen. Nimm deine Frau und stich unverz�glich in See. Vielleicht werd' ich nachkommen. Vielleicht--nicht mehr. Ihr segelt nach Marseille, und (schwer und gepre�t sie umarmend)--Gott geleit' euch! (Schnell ab.) Bertha. Um Gotteswillen! Wor�ber br�tet mein Vater? Bourgognino. Verstandst du den Vater? Bertha. Fliehen, o Gott! Fliehen in der Brautnacht! Bourgognino. So sprach er--und wir gehorchen. (Beide gehen nach dem Hafen.) Sechzehnter Auftritt Verrina. Fiesco im herzoglichen Schmuck. (Beide treffen auf einander.) Fiesco. Verrina! Erw�nscht. Eben war und aus, dich zu suchen. Verrina. Das war auch mein Gang. Fiesco. Merkt Verrina keine Ver�nderung an seinem Freunde? Verrina (zur�ckhaltend). Ich w�nsche keine. Fiesco. Aber siehst du auch keine? Verrina (ohne ihn anzusehen). Ich hoffe, nein! Fiesco. Ich frage, findest du keine! Verrina (nach einem fl�chtigen Blick). Ich finde keine. Fiesco. Nun, siehst du, so mu� es doch wahr sein, da� die Gewalt nicht Tyrannen macht. Seit wir uns Beide verlie�en, bin ich Genuas Herzog geworden, und Verrina (indem er ihn an die Brust dr�ckt) findet meine Umarmung noch feurig wie sonst. Verrina. Desto schlimmer, da� ich sie frostig erwiedern mu�; der Anblick der Majest�t f�llt wie ein schneidendes Messer zwischen mich und den Herzog! Johann Ludwig Fiesco besa� L�nder in meinem Herzen--jetzt hat er Genua erobert, und ich nehme mein Eigenthum zur�ck. Fiesco (betreten). Das wolle Gott nicht! F�r ein Herzogthum w�re der Preis zu j�disch. Verrina (murmelt d�ster). Hum! Ist denn etwa die Freiheit in der Mode gesunken, da� man dem Ersten dem Besten Republiken um ein Schandengeld nachwirft. Fiesco (bei�t die Lippen zusammen). Das sag du Niemand, als dem Fiesco. Verrina. O nat�rlich! Ein vorz�glicher Kopf mu� es immer sein, von dem die Wahrheit ohne Ohrfeige wegkommt--Aber Schade! der verschlagene Spieler hat's nur in einer Karte versehen. Er calculierte das ganze Spiel des Neides, aber der raffinierte Witzling lie� zum Ungl�ck die Patrioten aus. (Sehr bedeutend.) Hat der Unterdr�cker der Freiheit auch einen Kniff auf die Z�ge der r�mischen Tugend zur�ckbehalten? Ich schw�r' es beim lebendigen Gott, eh die Nachwelt meine Gebeine aus dem Kirchhof eines Herzogthums gr�bt, soll sie sie auf dem Rade zusammenlesen! Fiesco (nimmt ihn mit Sanftmuth bei der Hand). Auch nicht, wenn der Herzog dein Bruder ist? wenn er sein F�rstenthum nur zur Schatzkammer seiner Wohlth�tigkeit macht, die bis jetzt bei seiner haush�lterischen D�rftigkeit betteln ging? Verrina, auch dann nicht? Verrina. Auch dann nicht--und der verschenkte Raub hat noch keinem Dieb von dem Galgen geholfen. �berdies ging diese Gro�muth bei Verrina fehl. Meinem Mitb�rger konnt' ich schon erlauben, mir Gutes zu thun--meinem Mitb�rger hofft' ich es wett machen zu k�nnen. Die Geschenke eines F�rsten sind Gnade--und nur Gott ist mir gn�dig. Fiesco (�rgerlich). Wollt ich doch lieber Italien vom Atlantermeer abrei�en, als diesen Starrkopf von seinem Wahn. Verrina. Und abrei�en ist doch sonst deine schlechteste Kunst nicht, davon wei� das Lamm Republik zu erz�hlen, das du dem Wolf Doria aus dem Rachen nahmst--es selbst aufzufressen.--Aber genug! Nur im Vorbeigehen, Herzog, sage mir, was verbrach denn der arme Teufel, den ihr am Jesuiterdom aufkn�pftet? Fiesco. Die Canaille z�ndete Genua an. Verrina. Aber doch die Gesetze lie� die Canaille ganz? Fiesco. Verrina brandschatzt meine Freundschaft. Verrina. Hinweg mit der Freundschaft! ich sage dir ja, ich liebe dich nicht mehr; ich schw�re dir, da� ich dich hasse--hasse wie den Wurm des Paradieses, der den ersten falschen Wurf in der Sch�pfung that, worunter schon das f�nfte Jahrtausend blutet--H�re, Fiesco--nicht Unterthan gegen Herrn--nicht Freund gegen Freund--Mensch gegen Mensch red' ich zu dir. (Scharf und heftig.) Du hast eine Schande begangen an der Majest�t des wahrhaftigen Gottes, da� du dir die Tugend die H�nde zu deinem Bubenst�ck f�hren und Genuas Patrioten mit Genua Unzucht treiben lie�est--Fiesco, w�r' auch ich der Redlichdumme gewesen, den Schalk nicht zu merken, Fiesco! bei allen Schauern der Ewigkeit, einen Strick wollt' ich drehen aus meinen eigenen Ged�rmen und mich erdrosseln, da� meine fliehende Seele im gichtrischen Schaumblasen dir zuspritzen sollte. Das f�rstliche Schelmenst�ck dr�ckt wohl die Goldwage menschlicher S�nden entzwei, aber du hast den Himmel geneckt, und den Proze� wird das Weltgericht f�hren. (Fiesco erstaunt und sprachlos mi�t ihn mit gro�en Augen.) Verrina. Besinne dich auf keine Antwort. Jetzt sind wir fertig. (Nach einigem Auf- und Niedergehen.) Herzog von Genua, auf den Schiffen des gestrigen Tyrannen lernt' ich eine Gattung armer Gesch�pfe kennen, die eine verj�hrte Schuld mit jedem Ruderschlag wiederk�uen und in den Ocean ihre Thr�nen weinen, der wie ein reicher Mann zu vornehm ist, sie zu z�hlen--Ein guter F�rst er�ffnet sein Regiment mit Erbarmen. Wolltest du dich entschlie�en, die Galeerensklaven zu erl�sen? Fiesco (scharf). Sie seien die Erstlinge meiner Tyrannei--Geh und verk�ndige ihnen Allen Erl�sung. Verrina. So machst du deine Sache nur halb, wenn du ihre Freude verlierst. Versuch' es und gehe selbst. Die gro�en Herren sind so selten dabei, wenn sie B�ses thun; sollten sie auch das Gute im Hinterhalt stiften?--Ich d�chte, der Herzog w�re f�r keines Bettlers Empfindung zu gro�. Fiesco. Mann, du bist schrecklich, aber ich wei� nicht, warum ich folgen mu�. (Beide gehen dem Meer zu.) Verrina (h�lt still, mit Wehmuth). Aber, noch einmal umarme mich, Fiesco! Hier ist ja Niemand, der den Verrina weinen sieht und einen F�rsten empfinden. (Er dr�ckt ihn innig.) Gewi�, nie schlugen zwei gr��ere Herzen zusammen; wir liebten uns doch so br�derlich warm--(Heftig an Fiescos Halse weinend.) Fiesco! Fiesco! du r�umst einen Platz in meiner Brust, den das Menschengeschlecht, dreifach genommen, nicht mehr besetzen wird. Fiesco (sehr ger�hrt). Sei--mein--Freund! Verrina. Wirf diesen h��lichen Purpur weg, und ich bin's--Der erste F�rst war ein M�rder und f�hrte den Purpur ein, die Flecken seiner That in dieser Blutfarbe zu verstecken--H�re, Fiesco--ich bin ein Kriegsmann, verstehe mich wenig auf nasse Wangen--Fiesco--das sind meine ersten Thr�nen--Wird diesen Purpur weg! Fiesco. Schweig! Verrina (heftiger). Fiesco--la� hier alle Kronen dieses Planeten zum Preis, dort zum Popanz all seine Foltern legen, ich soll knieen vor einem Sterblichen--ich werde nicht knieen--Fiesco! (indem er niederf�llt) es ist mein erster Kniefall--Wirf diesen Purpur weg! Fiesco. Steh auf und reize mich nicht mehr! Verrina (entschlossen). Ich steh' auf, reize dich nicht mehr (Sie stehen an einem Brett, das zu einer Galeere f�hrt.) Der F�rst hat den Vortritt. (Gehen �ber das Brett.) Fiesco. Was zerrst du mich so am Mantel?--er f�llt! Verrina (mit f�rchterlichem Hohn). Nun, wenn der Purpur f�llt, mu� auch der Herzog nach! (Er st�rzt ihn ins Meer.) Fiesco (ruft aus den Wellen). Hilf, Genua! Hilf! Hilf deinem Herzog! (Sinkt unter.) Siebzehnter Auftritt Calcagno. Sacco. Zibo. Zenturione. Verschworne. Volk. (Alle eilig, �ngstlich.) Calcagno (schreit). Fiesco! Fiesco! Andreas ist zur�ck, halb Genua springt dem Andreas zu. Wo ist Fiesco? Verrina (mit festem Ton). Ertrunken! Zenturione. Antwortet die H�lle oder das Tollhaus? Verrina. Ertr�nkt, wenn das h�bscher lautet--Ich geh' zum Andreas. (Alle bleiben in starren Gruppen stehn. Der Vorhang f�llt.) Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes "Die Verschw�rung des Fiesco zu Genua", von Friedrich Schiller. *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DIE VERSCHWOERUNG DES FIESCO ZU GENUA *** This file should be named 8fsco10.txt or 8fsco10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 8fsco11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 8fsco10a.txt Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. 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