The Project Gutenberg EBook of Die Verschwoerung des Fiesco zu Genua
by Friedrich (Johann Christoph Friedrich von ) Schiller

Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the
copyright laws for your country before downloading or redistributing
this or any other Project Gutenberg eBook.

This header should be the first thing seen when viewing this Project
Gutenberg file.  Please do not remove it.  Do not change or edit the
header without written permission.

Please read the "legal small print," and other information about the
eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file.  Included is
important information about your specific rights and restrictions in
how the file may be used.  You can also find out about how to make a
donation to Project Gutenberg, and how to get involved.


**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts**

**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971**

*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!*****


Title: Die Verschwoerung des Fiesco zu Genua

Author: Friedrich (Johann Christoph Friedrich von ) Schiller

Release Date: September, 2004  [EBook #6499]
[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
[This file was first posted on December 22, 2002]

Edition: 10

Language: German

Character set encoding: ISO-8859-1

*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DIE VERSCHWOERUNG DES FIESCO ZU GENUA ***





This book content was graciously contributed by the Gutenberg
Projekt-DE. That project is reachable at the web site
http://gutenberg2000.de.

Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur
Verf�gung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse
http://gutenberg2000.de erreichbar.



Friedrich Schiller


Die Verschw�rung des Fiesco zu Genua

Ein republikanisches Trauerspiel.





Nam id facinus inprimis ego memorabile existimo sceleris atque
periculi novitate.  Sallust vom Catilina.




Vorrede.  Die Geschichte dieser Verschw�rung habe ich vorz�glich aus
des Cardinals von Retz Conjuration du Comte Jean Louis de Fiesque,
der Histoire des Conjurations, Histoire de G�nes und Robertsons
Geschichte Karls V.--dem dritten Theil--gezogen.  Freiheiten, welche
ich mir mit den Begebenheiten herausnahm, wird der Hamburgische
Dramaturgist entschuldigen, wenn sie mir gegl�ckt sind; sind sie das
nicht, so will ich doch lieber meine Phantasieen als Facta verdorben
haben.  Die wahre Katastrophe des Komplotts, worin der Graf durch
einen ungl�cklichen Zufall am Ziel seiner W�nsche zu Grunde geht,
mu�te durchaus ver�ndert werden, denn die Natur des Dramas duldet den
Finger des Ohngef�hrs oder der unmittelbaren Vorsehung nicht.  Es
sollte mich sehr wundern, warum noch kein tragischer Dichter in
diesem Stoffe gearbeitet hat, wenn ich nicht Grund genug in eben
dieser undramatischen Wendung f�nde.  H�here Geister sehen die zarten
Spinneweben einer That durch die ganze Dehnung des Weltsystems laufen
und vielleicht an die entlegensten Grenzen der Zukunft und
Vergangenheit anh�ngen--wo der Mensch nichts, als das in freien
L�ften schwebende Factum sieht.  Aber der K�nstler w�hlt f�r das
kurze Gesicht der Menschheit, die er belehren will, nicht f�r die
scharfsichtige Allmacht, von der er lernt.

Ich habe in meinen R�ubern das Opfer einer ausschweifenden Empfindung
zum Vorwurf genommen.--Hier versuche ich das Gegentheil, ein Opfer
der Kunst und Cabale.  Aber so merkw�rdig sich auch das ungl�ckliche
Project des Fiesco in der Geschichte gemacht hat, so leicht kann es
doch diese Wirkung auf dem Schauplatz verfehlen.  Wenn es wahr ist,
da� nur Empfindung Empfindung weckt, so m��te, d�ucht mich, der
politische Held in eben dem Grade kein Subject f�r die B�hne sein, in
welchem er den Menschen hintenansetzen mu�, um der politische Held zu
sein.  Es stand daher nicht bei mir, meiner Fabel jene lebendige
Gluth einzuhauchen, welche durch das lautere Product der Begeisterung
herrscht; aber die kalte, unfruchtbare Staatsaction aus dem
menschlichen Herzen herauszuspinnen und eben dadurch an das
menschliche Herz wieder anzukn�pfen--den Mann durch den staatsklugen
Kopf zu verwickeln--und von der erfindrischen Intrigue Situationen
f�r die Menschheit zu entlehnen--das stand bei mir.  Mein Verh�ltni�
mit der b�rgerlichen Welt machte mich auch mit dem Herzen bekannter,
als dem Kabinet, und vielleicht ist eben diese politische Schw�che zu
einer poetischen Tugend geworden.




Personen des St�cks.

Andreas Doria, Doge von Genua.  Ehrw�rdiger Greis von 80 Jahren.
Spuren von Feuer.  Ein Hauptzug: Gewicht und strenge befehlende K�rze.

Gianettino Doria, Neffe des Vorigen.  Pr�tendent.  Mann von 26 Jahren.
Rauh und anst��ig in Sprache, Gang und Manieren.  B�urisch-stolz.
Die Bildung zerrissen.

(Beide Doria tragen Scharlach)

Fiesco, Graf von Lavagna.  Haupt der Verschw�rung.  Junger, schlanker,
bl�hend-sch�ner Mann von 23 Jahren--stolz mit Anstand--freundlich
mit Majest�t--h�flich-geschmeidig und eben so t�ckisch.

(Alle Nobili gehen schwarz.  Die Tracht ist durchaus altdeutsch.)

Verrina, verschworner Republikaner.  Mann von 60 Jahren.  Schwer,
ernst und d�ster.  Tiefe Z�ge.

Bourgognino, Verschworner.  J�ngling von 20 Jahren.  Edel und
angenehm.  Stolz, rasch und nat�rlich.

Calcagno, Verschworner.  Hagrer Woll�stling. 30 Jahre.  Bildung
gef�llig und unternehmend.

Sacco, Verschworner.  Mann von 45 Jahren.  Gew�hnlicher Mensch.

Lomellino, Gianettinos Vertrauter.  Ein ausgetrockneter Hofmann.

Zenturione, Zibo, Asserato, Mi�vergn�gte.

Romano, Maler.  Frei, einfach und stolz.

Muley Hassan, Mohr von Tunis.  Ein confiscirter Mohrenkopf.  Die
Physiognomie eine originelle Mischung von Spitzb�berei und Laune.

Deutscher der herzoglichen Leibwache.  Ehrliche Einfalt.  Handfeste
Tapferkeit.

Drei aufr�hrerische B�rger.

Leonore, Fiesco's Gemahlin.  Dame von 18 Jahren.  Bla� und schm�chtig.
Fein und empfindsam.  Sehr anziehend, aber weniger blendend.  Im
Gesicht schw�rmerische Melancholie.  Schwarze Kleidung.

Julia, Gr�fin Wittwe Imperiali, Dorias Schwester.  Dame von 25 Jahren.
Gro� und voll.  Stolze Kokette.  Sch�nheit, verdorben durch
Bizarrerie.  Blendend und nicht gefallend.  Im Gesicht ein b�ser
moquanter Charakter.  Schwarze Kleidung.

Bertha, Verrinas Tochter.  Unschuldiges M�dchen.

Rosa, Arabella, Leonorens Kammerm�dchen.

Mehrere Nobili, B�rger, Deutsche, Soldaten, Bediente, Diebe.

Der Schauplatz Genua.--Die Zeit 1547.




Erster Aufzug

Saal bei Fiesco

Man h�rt in der Ferne eine Tanzmusik und den Tumult eines Balls.



Erster Auftritt.


Leonore maskiert, Rosa, Arabella fliehen zerst�rt auf die B�hne.

Leonore (rei�t die Maske ab).  Nichts mehr!  Kein Wort mehr!  Es ist
am Tag.  (Sie wirft sich in einen Sessel.) Das wirft mich nieder.

Arabella.  Gn�dige Frau-Leonore (aufstehend).  Vor meinen Augen! eine
stadtkundige Kokette! im Angesicht des ganzen Adels von Genua!
(Wehm�tig.) Rosa!  Bella! und vor meinen weinenden Augen.

Rosa.  Nehmen Sie die Sache f�r Das, was sie wirklich war--eine
Galanterie-Leonore.  Galanterie?--und das emsige Wechselspiel ihrer
Augen? das �ngstliche Lauern auf ihre Spuren? der lange verweilende
Ku� auf ihren entbl��ten Arm, da� noch die Spur seiner Z�hne im
flammrothen Fleck zur�ckblieb?  Ha! und die starre tiefe Bet�ubung,
worein er, gleich dem gemalten Entz�cken, versunken sa�, als w�r' um
ihn her die Welt weggeblasen und er allein mit dieser Julia im ewigen
Leeren?  Galanterie?--gutes Ding, das noch nie geliebt hat, streite
mir nicht �ber Galanterie und Liebe.

Rosa.  Desto besser, Madonna.  Einen Gemahl verlieren hei�t zehen
Cicisbeo Profit machen.

Leonore.  Verlieren?--ein kleiner aussetzender Puls der Empfindung
und Fiesco verloren?  Geh, giftige Schw�tzerin--komm mir nie wieder
vor die Augen!--eine unschuldige Neckerei--vielleicht eine
Galanterie?  Ist es nicht so, meine empfindende Bella?

Arabella.  O ja! ganz zuverl�ssig so!

Leonore (in Tiefsinn versunken).  Da� sie darum in seinem Herzen sich
w��te?--da� hinter jedem seiner Gedanken ihr Name im Hinterhalt
l�ge?--ihn anspr�che in jeder Fu�tapfe der Natur?--Was ist das? wo
gerath' ich hin?  Da� ihm die sch�ne majest�tische Welt nichts w�re,
als der pr�chtige Demant, worauf nur ihr Bild--nur ihr Bild gestochen
ist?--da� er sie liebte?--Julien!  O deinen Arm her--halte mich,
Bella!

(Pause.  Die Musik l��t sich von Neuem h�ren.)

Leonore (aufgefahren).  Horch!  War das nicht die Stimme Fiescos, die
aus dem L�rme hervordrang?  Kann er lachen, wenn seine Leonore im
Einsamen weinet?  Nicht doch, mein Kind!  Es war Gianettino Dorias
b�urische Stimme.

Arabella.  Sie war's, Signora!  Aber kommen Sie in ein anderes Zimmer.

Leonore.  Du entf�rbst dich, Bella! du l�gst--ich lese in euren
Augen--in den Gesichtern der Genueser ein Etwas--ein Etwas.  (Sich
verh�llend.) O gewi�! diese Genueser wissen mehr, als f�r das Ohr
einer Gattin taugt.

Rosa.  O der Alles vergr��ernden Eifersucht!

Leonore. (schwerm�thig schw�rmend).  Da er noch Fiesco war--dahertrat
im Pomeranzenhain, wo wir M�dchen lustwandeln gingen, ein bl�hender
Apoll, verschmolzen in den m�nnlich-sch�nen Antinous.  Stolz und
herrlich trat er daher, nicht anders, als wenn das durchlauchtige
Genua auf seinen jungen Schultern sich wiegte; unsere Augen schlichen
diebisch ihm nach und zuckten zur�ck, wie auf dem Kirchenraub
ergriffen, wenn sein wetterleuchtender Blick sie traf.  Ach, Bella!
wie verschlangen wir seine Blicke! wie parteiisch z�hlte sie der
�ngstliche Neid der Nachbarin zu!  Sie fielen unter uns wie der
Goldapfel des Zanks, z�rtliche Augen brannten wilder, sanfte Busen
pochten st�rmischer, Eifersucht hatte unsere Eintracht zerrissen.

Arabella.  Ich besinne mich.  Das ganze weibliche Genua kam in
Aufruhr um diese sch�ne Eroberung.

Leonore (begeistert).  Und nun mein ihn zu nennen! verwegenes,
entsetzliches Gl�ck!  Mein Genuas gr��ten Mann, (mit Anmuth) der
vollendet sprach aus dem Mei�el der unersch�pflichen K�nstlerin, alle
Gr��en seines Geschlechts im lieblichsten Schmelze verband--H�ret,
M�dchen! kann ich's nun doch nicht mehr verschweigen!--H�ret, M�dchen,
ich vertraue euch etwas, (geheimni�voll) einen Gedanken--als ich am
Altar stand neben Fiesco--seine Hand in meine Hand gelegt--hatt' ich
den Gedanken, den zu denken dem Weibe verboten ist--dieser Fiesco,
dessen Hand jetzt in der deinigen liegt--dein Fiesco--aber still! da�
kein Mann uns belausche, wie hoch wir uns mit dem Abfall seiner
Vortrefflichkeit br�sten--dieser dein Fiesco--Weh euch, wenn das
Gef�hl euch nicht h�her wirft!--wird--uns Genua von seinen Tyrannen
erl�sen!

Arabella (erstaunt).  Und diese Vorstellung kam einem Frauenzimmer am
Brauttag?

Leonore.  Erstaune, Bella!  Der Braut in der Wonne des Brauttags!
(Lebhafter.) Ich bin ein Weib--aber ich f�hle den Adel meines Bluts,
kann es nicht dulden, da� dieses Haus Doria �ber unsre Ahnen
hinauswachsen will.  Jener sanftm�thige Andreas--es ist eine Wollust,
ihm gut zu sein--mag immer Herzog von Genua hei�en, aber Gianettino
ist sein Neffe--sein Erbe--und Gianettino hat ein freches,
hochm�thiges Herz.  Genua zittert vor ihm, und Fiesco, (in Wehmuth
hinabgefallen) Fiesco--weinet um mich--liebt seine Schwester.

Arabella.  Arme, ungl�ckliche Frau-Leonore.  Geht jetzt und sehet
diesen Halbgott der Genueser im schamlosen Kreis der Schwelger und
Buhldirnen setzen, ihre Ohren mit unartigem Witze kitzeln, ihnen
M�rchen von verw�nschten Prinzessinnen erz�hlen--das ist Fiesco!--Ach,
M�dchen! nicht Genua allein verlor seinen Helden--auch ich meinen
Gemahl!

Rosa.  Reden Sie leiser.  Man k�mmt durch die Galerie.

Leonore (zusammenschreckend).  Fiesco kommt.  Flieht! flieht!  Mein
Anblick k�nnte ihm einen tr�ben Augenblick machen.  (Sie entspringt
in ein Seitenzimmer.  Die M�dchen ihr nach.)



Zweiter Auftritt


Gianettino Doria maskiert im gr�nen Mantel.  Ein Mohr.  Beide im
Gespr�ch.

Gianettino.  Du hast mich verstanden.

Mohr.  Wohl.

Gianettino.  Die wei�e Maske.

Mohr.  Wohl.

Gianettino.  Ich sage--die wei�e Maske!

Mohr.  Wohl! wohl! wohl!

Gianettino.  H�rst du?  Du kannst sie nur (auf seine Brust deutend)
hieher verfehlen.

Mohr.  Seid unbek�mmert.

Gianettino.  Und einen t�chtigen Sto�!

Mohr.  Er soll zufrieden sein.

Gianettino (h�misch).  Da� der arme Graf nicht

Mohr.  Um Vergebung--wie schwer m�chte ungef�hr sein Kopf ins Gewicht
fallen?

Gianettino.  Hundert Zechinen schwer.

Mohr (bl�st durch die Finger).  Puh!  Federleicht!

Gianettino.  Was brummst du da?

Mohr.  Ich sag' es ist eine leichte Arbeit.

Gianettino.  Das ist deine Sorge.  Dieser Mensch ist ein Magnet.
Alle unruhigen K�pfe fliegen gegen seine Pole.  H�re, Kerl! fasse ihn
ja recht.

Mohr.  Aber, Herr--ich mu� flugs auf die That nach Venedig.

Gianettino.  So nimm deinen Dank voraus. (wirft ihm einen Wechsel zu.)
In h�chstens drei Tagen mu� er kalt sein.  (Ab.)

Mohr (indem er den Wechsel vom Boden nimmt).  Das nenn' ich Credit!
Der Herr traut meiner Jaunerparole ohne Handschrift.  (Ab.)



Dritter Auftritt


Calcagno, hinter ihm Sacco.  Beide in schwarzen M�nteln.

Calcagno.  Ich werde gewahr, da� du alle meine Schritte belauerst.

Sacco.  Und ich beobachte, da� die mir alle verbirgst.  H�re,
Calcagno, seit einigen Wochen arbeitet etwas auf deinem Gesichte, das
nicht geradezu just dem Vaterland gilt.--Ich d�chte, Bruder, wir
Beide k�nnten schon Geheimni� gegen Geheimni� tauschen, und am Ende
h�tte Keiner beim Schleichhandel verloren--Wirst du aufrichtig sein?

Calcagno.  So sehr, da�, wenn deine Ohren nicht Lust haben, in meine
Brust hinunter zu steigen, mein Herz dir halbwegs auf meiner Zunge
entgegen kommen soll--Ich liebe die Gr�fin Fiesco.

Sacco (tritt verwundernd zur�ck).  Wenigstens das h�tt' ich nicht
entziffert, h�tte ich alle M�glichkeiten Revue passieren
lassen--Deine Wahl spannt meinen Witz auf die Folter, aber es ist um
ihn geschehen, wenn sie gl�ckt.

Calcagno.  Man sagt, sie sei ein Beispiel der strengsten Tugend.

Sacco.  Man l�gt.  Sie ist das ganze Buch �ber den abgeschmackten
Text.  Eins von beiden, Calcagno, gib dein Gewerb oder dein Herz
auf-Calcagno.  Der Graf ist ihr ungetreu.  Eifersucht ist die
abgefeimteste Kupplerin.  Ein Anschlag gegen die Doria mu� den Grafen
in Athem halten und mir im Palaste zu schaffen geben.  W�hrend er nun
den Wolf aus der H�rde scheucht, soll der Marder in seinen
H�hnerstall fallen.

Sacco.  Unverbesserlich, Bruder!  Habe Dank.  Auch mich hast du
pl�tzlich des Rothwerdens �berhoben.  Was ich mich zu denken gesch�mt
habe, kann ich jetzt laut vor dir sagen.  Ich bin ein Bettler, wenn
die jetzige Verfassung nicht �bern Haufen f�llt.

Calcagno.  Sind deine Schulden so gro�?

Sacco.  So ungeheuer, da� mein Lebensfaden, achtfach genommen, am
ersten Zehentheil abschnellen mu�.  Eine Staatsver�nderung soll mir
Luft machen, hoff' ich.  Wenn sie mir auch nicht zum Bezahlen hilft,
soll sie doch meinen Gl�ubigern das Fordern entleiden.

Calcagno.  Ich verstehe--und am Ende, wenn Genua bei der Gelegenheit
frei wird, l��t sich Sacco Vater des Vaterlands taufen.  W�rme mir
Einer das verdroschene M�rchen von Redlichkeit auf, wenn der
Bankerott eines Taugenichts und die Brunst eines Woll�stlings das
Gl�ck eines Staats entscheiden.  Bei Gott, Sacco! ich bewundre in uns
Beiden die feine Speculation des Himmels, der das Herz des K�rpers
durch die Eiterbeulen der Gliedma�en rettet--Wei� Verrina um deinen
Anschlag?

Sacco.  So weit der Patriot darum wissen darf.  Genua, wei�t du
selbst, ist die Spindel, um welche sich alle seine Gedanken mit einer
eisernen Treue drehen.  An dem Fiesco h�ngt jetzt sein Falkenaug.
Auch dich hofft er halbwegs zu einem k�hnen Komplott.

Calcagno.  Er hat eine treffliche Nase.  Komm, la� uns ihn aufsuchen
und seinen Freiheitssinn mit dem unsrigen sch�ren.  (Gehen ab.)



Vierter Auftritt


Julia erhitzt.  Fiesco, der einen wei�en Mantel tr�gt, eilt ihr nach.

Julia.  Lakaien!  L�ufer!

Fiesco.  Gr�fin, wohin?  Was beschlie�en Sie?

Julia.  Nichts, im mindesten nichts.  (Bediente.) Mein Wagen soll
vorfahren.

Fiesco.  Sie erlauben--er soll nicht.  Hier ist eine Beleidigung.

Julia.  Pah! doch wohl das nicht--Weg!  Sie zerren mir ja die
Garnierung in St�cken--Beleidigung?  Wer ist hier, der beleidigen
kann?  So gehen Sie doch.

Fiesco (auf einem Knie.) Nicht, bis Sie mir den Verwegenen sagen.
-Julia (steht still mit angestemmten Armen).  Ah, sch�n! sch�n!
sehensw�rdig!  Rufe doch Jemand die Gr�fin von Lavagna zu diesem
reizenden Schauspiel!--Wie, Graf? wo bleibt der Gemahl?  Diese
Stellung taugte ausnehmend in das Schlafgemach Ihrer Frau, wenn sie
im Kalender ihrer Liebkosungen bl�ttert und einen Bruch in der
Rechnung findet.  Stehen Sie doch auf.  Gehen Sie zu Damen, wo Sie
wohlfeiler markten.  So stehen Sie doch auf.  Oder wollen Sie die
Impertinenzen Ihrer Frau mit Ihren Galanterieen abb��en?

Fiesco (springt auf).  Impertinenzen?  Ihnen?

Julia.  Aufzubrechen--den Sessel zur�ckzusto�en--der Tafel den R�cken
zu kehren--der Tafel, Graf! an der ich sitze.

Fiesco.  Es ist nicht zu entschuldigen.

Julia.  Und mehr ist es nicht?--�ber die Fratze! und ist es denn
meine Schuld, (sich bel�chelnd) da� der Graf seine Augen hat?

Fiesco.  Das Verbrechen Ihrer Sch�nheit, Madonna, da� er sie nicht
�berall hat.

Julia.  Keine Delicatesse, Graf, wo die Ehre das Wort f�hrt.  Ich
fordre Genugthuung.  Finde ich sie bei Ihnen? oder hinter den Donnern
des Herzogs?

Fiesco.  In den Armen der Liebe, die Ihnen den Mi�tritt der
Eifersucht abbittet.

Julia.  Eifersucht?  Eifersucht?  Was will denn das K�pfchen?  (Vor
einem Spiegel gesticulierend.) Ob sie wohl eine bessere F�rsprache
f�r ihren Geschmack zu erwarten hat, als wenn ich ihn f�r den
meinigen erkl�re?  (Stolz.) Doria und Fiesco?--ob sich die Gr�fin von
Lavagna nicht geehrt f�hlen mu�, wenn die Nichte des Herzogs ihre
Wahl beneidensw�rdig findet?  (Freundlich, indem sie dem Grafen ihre
Hand zum K�ssen reicht.) Ich setze den Fall, Graf, da� ich sie so
f�nde.

Fiesco (lebhaft).  Grausamste, und mich dennoch zu qu�len!--Ich wei�
es, g�ttliche Julia, da� ich nur Ehrfurcht gegen Sie f�hlen sollte.
Meine Vernunft hei�t mich das Knie des Unterthans vor dem Blut Dorias
beugen, aber mein Herz betet die sch�ne Julia an.  Eine Verbrecherin
ist meine Liebe, aber eine Heldin zugleich, die k�hn genug ist, die
Ringmauer des Rangs durchzubrechen und gegen die verzehrende Sonne
der Majest�t anzufliegen.

Julia.  Eine gro�e, gro�e, gr�fliche L�ge, die auf Stelzen
heranhinkt--Seine Zunge verg�ttert mich, sein Herz h�pft unter dem
Schattenri� einer Andern.

Fiesco.  Oder besser, Signora, es schl�gt unwillig dagegen und will
ihn hinwegdr�cken.  (Indem er die Silhouette Leonorens, die an einem
himmelblauen Bande h�ngt, herabnimmt und sie der Julia �berliefert.)
Stellen Sie Ihr Bild an diesem Altar auf, so k�nnen Sie diesen G�tzen
zerst�ren.

Julia (steckt das Bild hastig zu sich, vergn�gt).  Ein gro�es Opfer,
bei meiner Ehre, das meinen Dank verdient.  (Sie h�ngt ihm die ihrige
um.) So, Sklave! trage die Farbe deines Herrn.  (Sie geht ab.)

Fiesco (mit Feuer).  Julia liebt mich!  Julia!  Ich beneide keinen
Gott.  (Frohlockend im Saal.) Diese Nacht sei eine Festnacht der
G�tter, die Freude soll ihr Meisterst�ck machen.  Holla! holla!
(Menge Bediente.) Der Boden meiner Zimmer lecke cyprischen Nektar,
Musik l�rme die Mitternacht aus ihrem bleiernen Schlummer auf,
tausend brennende Lampen spotten die Morgensonne hinweg--Allgemein
sei die Lust, der bacchantische Tanz stampfe das Todtenreich in
polternde Tr�mmer!

(Er eilt ab.  Rauschendes Allegro, unter welchem der Mittelvorhang
aufgezogen wird und einen gro�en illuminierten Saal er�ffnet, worin
viele Masken tanzen.  Zur Seite Schenk--und Spieltische von G�sten
besetzt.)



F�nfter Auftritt


Gianettino halb betrunken.  Lomellin.  Zibo.  Zenturione.  Verrina.
Sacco.  Calcagno.  Alle maskiert.  Mehrere Damen und Nobili.

Gianettino (l�rmend).  Bravo!  Bravo!  Diese Weine glitschen herrlich,
unsre T�nzerinnen springen � merveille.  Geh Einer von euch, streu'
es in Genua aus, ich sei heitern Humors, man k�nne sich g�tlich
thun--Bei meiner Geburt! sie werden den Tag roth im Kalender zeichnen
und drunter schreiben: Heute war Prinz Doria lustig.

G�ste (setzen die Gl�ser an).  Die Republik!  (Trompetensto�.)

Gianettino (wirft das Glas mit Macht auf die Erde).  Hier liegen die
Scherben.  (Drei schwarze Masken fahren auf, versammeln sich um
Gianettino.)

Lomellin (f�hrt den Prinzen vor).  Gn�diger Herr, Sie sagten mir
neulich von einem Frauenzimmer, das Ihnen in der Lorenzokirche
begegnete?

Gianettino.  Das hab' ich auch, Bursche, und mu� ihre Bekanntschaft
haben.

Lomellin.  Die kann ich Eurer Gnaden verschaffen.

Gianettino (rasch).  Kannst du?  Kannst du?  Lomellin, du hast dich
neulich zur Procuratorw�rde gemeldet.  Du sollst sie erhalten.

Lomellin.  Gn�diger Prinz, es ist die zweite im Staat, mehr denn
sechzig Edelleute bewerben sich darum, alle reicher und angesehener,
als Euer Gnaden unterth�niger Diener.

Gianettino (schnaubt ihn trotzig an).  Donner und Doria!  Du sollst
Procurator werden.  (Die drei Masken kommen vorw�rts.) Adel in Genua?
La� sie all ihre Ahnen und Wappen zumal in die Wagschale schmei�en,
was braucht es mehr, als ein Haar aus dem wei�en Bart meines Onkels,
Genuas ganze Adelschaft in alle L�fte zu schnellen?  Ich will, du
sollst Procurator sein, das ist so viel als alle Stimmen der Signoria.

Lomellin (leiser).  Das M�dchen ist die einzige Tochter eines
gewissen Verrina.

Gianettino.  Das M�dchen ist h�bsch, und trutz allen Teufeln! mu� ich
sie brauchen.

Lomellin.  Gn�diger Herr! das einzige Kind des starrk�pfigsten
Republikaners!

Gianettino. Geh in die H�lle mit deinem Republikaner! Der Zorn eines
Vasallen und meine Leidenschaft! Das hei�t, der Leuchtthurm mu�
einst�rzen, wenn Buben mit Muscheln darnach werfen. (Drei schwarze
Masken treten mit gro�en Bewegungen n�her.) Hat darum Herzog Andreas
seine Narben geholt in den Schlachten dieser Lumpenrepublikaner, da�
sein Neffe die Gunst ihrer Kinder und Br�ute erbetteln soll? Donner
und Doria! diesen Gelust m�ssen sie niederschlucken, oder ich will
�ber den Gebeinen meines Oheims einen Galgen aufpflanzen, an dem sich
ihre genuesische Freiheit zu Tod zappeln soll. (Die drei Masken treten
zur�ck.)

Lomellin.  Das M�dchen ist eben jetzt allein.  Ihr Vater ist hier und
eine von den drei Masken.

Gianettino.  Erw�nscht, Lomellin.  Gleich bringe mich zu ihr.

Lomellin.  Aber Sie werden eine Buhlerin suchen und eine Empfindlerin
finden.

Gianettino.  Gewalt ist die beste Beredsamkeit.  F�hre mich alsobald
hin; den republikanischen Hund will ich sehen, der am B�ren Doria
hinaufspringt.  (Fiesco begegnet ihm an der Th�r.) Wo ist die Gr�fin?



Sechster Auftritt


Vorige.  Fiesco.

Fiesco.  Ich habe sie in den Wagen gehoben.  (Er fa�t Gianettinos
Hand und h�lt sie gegen seine Brust.) Prinz, ich bin jetzt doppelt in
Ihren Banden.  Gianettino herrscht �ber meinen Kopf und Genua; �ber
mein Herz Ihre liebensw�rdige Schwester.

Lomellin.  Fiesco ist ganz Epikur�er worden.  Die gro�e Welt hat viel
an Ihnen verloren.

Fiesco.  Aber Fiesco nichts an der gro�en Welt.  Leben hei�t tr�umen;
weise sein, Lomellin, hei�t angenehm tr�umen.  Kann man das besser
unter den Donnern des Throns, wo die R�der der Regierung ewig ins
gellende Ohr krachen, als am Busen eines schmachtenden Weibs?
Gianettino Doria mag �ber Genua herrschen.  Fiesco wird lieben.

Gianettino.  Brich auf, Lomellin!  Es wird Mitternacht.  Die Zeit
r�ckt heran.  Lavagna, wir danken f�r deine Bewirtung.  Ich war
zufrieden.

Fiesco.  Das ist alles, was ich w�nschen kann, Prinz.

Gianettino.  Also gute Nacht.  Morgen ist Spiel bei Doria, und Fiesco
ist eingeladen.  Komm, Procurator.

Fiesco.  Musik!  Lichter!

Gianettino (trotzig durch die drei Masken).  Platz dem Namen des
Herzogs.

Eine von den drei Masken (murmelt unwillig).  In der H�lle!  Niemals
in Genua!

G�ste (in Bewegung).  Der Prinz bricht auf.  Gute Nacht, Lavagna!
(Taumeln hinaus.)



Siebenter Auftritt


Die drei schwarzen Masken.  Fiesco.  Pause.

Fiesco.  Ich werde hier G�ste gewahr, die die Freuden meines Festes
nicht theilen.

Masken (murmeln verdrie�lich durcheinander).  Nicht Einer.

Fiesco (verbindlich).  Sollte mein guter Wille einen Genueser
mi�vergn�gt weglassen?  Hurtig, Lakaien! man soll den Ball erneuern
und die gro�en Pokale f�llen.  Ich wollte nicht, da� Jemand hier
Langeweile h�tte.  Darf ich Ihre Augen mit Feuerwerken erg�tzen?
Wollen Sie die K�nste meines Harlekins h�ren?  Vielleicht finden Sie
bei meinem Frauenzimmer Zerstreuung?  Oder wollen wir uns zum Pharao
setzen und die Zeit mit Spielen betr�gen?

Eine Maske.  Wir sind gewohnt, die mit Thaten zu bezahlen!

Fiesco.  Eine m�nnliche Antwort, und--das ist Verrina.

Verrina (nimmt die Maske ab).  Fiesco findet seine Freunde
geschwinder in ihren Masken, als sie ihn in der seinigen.

Fiesco.  Ich verstehe das nicht.  Aber was soll der Trauerflor an
deinem Arm?  Sollte Verrina Jemand begraben haben und Fiesco nichts
darum wissen?

Verrina.  Trauerpost taugt nicht f�r Fiescos lustige Feste.

Fiesco.  Doch, wenn ein Freund ihn auffordert.  (Dr�ckt seine Hand
mit W�rme.) Freund meiner Seele! wer ist uns Beiden gestorben?

Verrina.  Beiden!  Beiden!  O allzuwahr!--Aber nicht alle S�hne
trauern um ihre Mutter.

Fiesco.  Deine Mutter ist lange vermodert.

Verrina (bedeutend).  Ich besinne mich, da� Fiesco mich Bruder nannte,
weil ich der Sohn seines Vaterlands war.

Fiesco (scherzhaft).  Ah! ist es das?  Also auf einen Spa� war es
abgezielt?  Trauerkleider um Genua! und es ist wahr, Genua liegt
wirklich in letzten Z�gen.  Der Gedanke ist einzig und neu.  Unser
Vetter f�ngt an, ein witziger Kopf zu werden!

Calcagno.  Er hat es ernsthaft gesagt, Fiesco!

Fiesco.  Freilich! freilich!  Das war's eben.  So trocken weg und so
weinerlich.  Der Spa� verliert Alles, wenn der Spa�macher selber
lacht.  Mit einer wahren Leichenbittersmiene!  H�tt' ich's je gedacht,
da� der finstre Verrina in seinen alten Tagen noch ein so lustiger
Vogel w�rde!

Sacco.  Verrina, komm!  Er ist nimmermehr unser.

Fiesco.  Aber lustig weg, Landsmann.  La� uns aussehen wie listige
Erben, die heulend hinter der Bahre gehen und desto lauter ins
Schnupftuch lachen.  Doch d�rften wir daf�r eine harte Stiefmutter
kriegen.  Sei's drum, wir lassen sie keifen, und schmausen.

Verrina (heftig bewegt).  Himmel und Erde! und thun nichts?--Wo bist
du hingekommen, Fiesco?  Wo soll ich den gro�en Tyrannenhasser
erfragen?  Ich wei� eine Zeit, wo du beim Anblick einer Krone Gichter
bekommen h�ttest.--Gesunkener Sohn der Republik! du wirst's
verantworten, da� ich keinen Heller um meine Unsterblichkeit gebe,
wenn die Zeit auch Geister abn�tzen kann.

Fiesco.  Du bist der ewige Grillenf�nger.  Mag er Genua in die Tasche
stecken und einem Kaper von Tunis verschachern, was k�mmert's uns?
Wir trinken Cyprier und k�ssen sch�ne M�dchen.

Verrina (blickt ihn ernst an).  Ist das deine wahre, ernstliche
Meinung?

Fiesco.  Warum nicht, Freund?  Ist es denn eine Wollust, der Fu� des
tr�gen, vielbeinigen Thiers Republik zu sein?  Dank' es Dem, der ihm
Fl�gel gibt und die F��e ihrer �mter entsetzt.  Gianettino Doria
wird Herzog.  Staatsgesch�fte werden uns keine grauen Haare mehr
machen.

Verrina.  Fiesco?--ist das deine wahre, ernstliche Meinung?

Fiesco.  Andreas erkl�rt seinen Neffen zum Sohn und Erben seiner
G�ter, wer wird der Thor sein, ihm das Erbe seiner Macht abzustreiten?

Verrina (mit �u�erstem Unmut).  So kommt, Genueser!  (Er verl��t den
Fiesco schnell, die Andern folgen.)

Fiesco.  Verrina!--Verrina!--dieser Republikaner ist hart wie Stahl!--



Achter Auftritt


Fiesco.  Eine unbekannte Maske.

Maske.  Haben Sie eine Minute �brig, Lavagna?

Fiesco (zuvorkommend).  F�r Sie eine Stunde!

Maske.  So haben Sie die Gnade, einen Gang mit mir vor die Stadt zu
thun.

Fiesco.  Es ist funfzig Minuten auf Mitternacht.

Maske.  Sie haben die Gnade, Graf.

Fiesco.  Ich werde anspannen lassen.

Maske.  Das ist nicht n�thig.  Ich schicke ein Pferd voraus.  Mehr
braucht es nicht, denn ich hoffe, es soll nur Einer zur�ckkommen.

Fiesco (betreten).  Und?

Maske.  Man wird Ihnen auf eine gewisse Thr�ne eine blutige Antwort
abfordern.

Fiesco.  Diese Thr�ne?

Maske.  Einer gewissen Gr�fin von Lavagna.  Ich kenne diese Dame sehr
gut und will wissen, womit sie verdient hat, das Opfer einer N�rrin
zu werden?

Fiesco.  Jetzt verstehe ich Sie.  Darf ich den Namen dieses seltsamen
Aufforderers wissen?

Maske.  Es ist der n�mliche, der das Fr�ulein von Zibo einst anbetete
und vor dem Br�utigam Fiesco zur�ck trat.

Fiesco.  Scipio Bourgognino!

Bourgognino (nimmt die Maske ab).  Und der jetzt da ist, seine Ehre
zu l�sen, die einem Nebenbuhler wich, der klein genug denkt, die
Sanftmuth zu qu�len.

Fiesco (umarmt ihn mit Feuer).  Edler junger Mann!  Gedankt sei's dem
Leiden meiner Gemahlin, das mir eine so werthe Bekanntschaft macht.
Ich f�hle die Sch�nheit Ihres Unwillens, aber ich schlage mich nicht.

Bourgognino (einen Schritt zur�ck).  Der Graf von Lavagna w�re zu
feig, sich gegen die Erstlinge meines Schwertes zu wagen?

Fiesco.  Bourgognino! gegen die ganze Macht Frankreichs, aber nicht
gegen Sie!  Ich ehre dieses liebe Feuer f�r einen lieberen Gegenstand.
Einen Lorbeer verdient der Wille, aber die That w�re kindisch.

Bourgognino (erregt).  Kindisch!  Graf?  Das Frauenzimmer kann �ber
Mi�handlung nur weinen--wof�r ist der Mann da?

Fiesco.  Ungemein gut gesagt, aber ich schlage mich nicht.

Bourgognino (dreht ihm den R�cken, will gehen).  Ich werde Sie
verachten.

Fiesco (lebhaft).  Bei Gott, J�ngling! das wirst du nie, und wenn die
Tugend im Preis fallen sollte.  (Fa�t ihn bed�chtlich bei der Hand.)
haben Sie jemals etwas gegen mich gef�hlt, das man--wie soll ich
sagen?--Ehrfurcht nennt?

Bourgognino.  W�r' ich einem Mann gewichen, den ich nicht f�r den
ersten der Menschen erkl�rte?

Fiesco. Also, mein Freund! einen Mann, der einst meine Ehrfurcht
verdiente, w�rde ich--etwas langsam verachten lernen. Ich d�chte doch,
das Gewebe eines Meisters sollte k�nstlicher sein, als dem fl�chtigen
Anf�nger so geradezu in die Augen zu springen--Gehen Sie heim,
Bourgognino, und nehmen Sie sich Zeit, zu �berlegen, warum Fiesco so
und nicht anders handelt. (Bourgognino geht stillschweigend ab.) Fahr
hin, edler J�ngling! Wenn diese Flammen ins Vaterland schlagen, m�gen
die Doria fest stehen.



Neunter Auftritt


Fiesco.  Der Mohr tritt sch�chtern herein und sieht sich �berall
sorgf�ltig um.

Fiesco (fa�t ihn scharf und lang ins Auge).  Was willst du, und wer
bist du?

Mohr (wie oben).  Ein Sklave der Republik.

Fiesco.  Sklaverei ist ein elendes Handwerk.  (Immer ein scharfes Aug
auf ihn.) Was suchst du?

Mohr.  Herr, ich bin ein ehrlicher Mann.

Fiesco.  H�ng' immer diesen Schild vor dein Gesicht hinaus, das wird
nicht �berfl�ssig sein--aber was suchst du?

Mohr (sucht ihm n�her zu kommen, Fiesco weicht aus).  Herr, ich bin
kein Spitzbube.

Fiesco.  Es ist gut, da� du das beif�gst, und--doch wieder nicht gut.
(Ungeduldig.) Aber was suchst du?

Mohr (r�ckt wieder n�her).  Seid Ihr der Graf Lavagna?

Fiesco (stolz).  Die Blinden in Genua kennen meinen Tritt.--Was soll
dir der Graf?

Mohr.  Seid auf Eurer Hut, Lavagna.  (Hart an ihn.)

Fiesco (springt auf die andere Seite).  Das bin ich wirklich.

Mohr (wie oben).  Man hat nichts Guts gegen Euch vor, Lavagna.

Fiesco (retiriert sich wieder).  Das seh' ich.

Mohr.  H�tet Euch vor dem Doria.

Fiesco (tritt ihm vertraut n�her).  Freund! sollt' ich dir doch wohl
Unrecht getan haben?  Diesen Namen f�rchte ich wirklich.

Mohr.  So flieht vor dem Mann.  K�nnt Ihr lesen?

Fiesco.  Eine kurzweilige Frage.  Du bist bei manchem Cavalier
herumgekommen.  Hast du was Schriftliches?

Mohr.  Euren Namen bei armen S�ndern.  (Er reicht ihm einen Zettel
und nistet sich hart an ihn.  Fiesco tritt vor einen Spiegel und
schielt �ber das Papier.  Der Mohr geht lauernd um ihn herum, endlich
zieht er den Dolch und will sto�en.)

Fiesco (dreht sich geschickt und f�hrt nach dem Arm des Mohren).
Sachte, Canaille!  (Entrei�t ihm den Dolch.)

Mohr (stampft wild auf den Boden).  Teufel--Bitt' um Vergebung.
(Will sich abf�hren.)

Fiesco (packt ihn, mit starker Stimme).  Stephano!  Drullo!  Antonio!
(Den Mohren an der Gurgel.) Bleib, guter Freund!  H�llische B�berei!
(Bediente.) Bleib und antworte!  Du hast schlechte Arbeit gemacht;
an wen hast du dein Taglohn zu fordern?

Mohr (nach vielen vergeblichen Versuchen, sich wegzustehlen,
entschlossen).  Man kann mich nicht h�her h�ngen, als der Galgen ist.

Fiesco.  Nein, tr�ste dich!  Nicht an die H�rner des Monds, aber doch
hoch genug, da� du den Galgen f�r einen Zahnstocher ansehen sollst.
Doch deine Wahl war zu staatsklug, als da� ich sie deinem Mutterwitz
zutrauen sollte.  Sprich also, wer hat dich gedungen?

Mohr.  Herr, einen Schurken k�nnt ihr mich schimpfen, aber den
Dummkopf verbitt' ich.

Fiesco.  Ist die Bestie stolz.  Bestie, sprich, wer hat dich gedungen?

Mohr (nachdenkend).  Hum! so w�r' ich doch nicht allein der Narr!
--wer mich gedungen hat?--und waren's doch nur hundert magre Zechinen!
--Wer mich gedungen hat?--Prinz Gianettino.

Fiesco (erbittert auf und nieder).  Hundert Zechinen und nicht mehr
f�r des Fiesco Kopf.  (H�misch.) Sch�me dich, Kronprinz von Genua.
(Noch einer Schatulle eilend.) Hier, Bursche, sind tausend, und sag
deinem Herrn--er sei ein knickiger M�rder!

(Mohr betrachtet ihn vom Fu� bis zum Wirbel.)

Fiesco.  Du besinnst dich, Bursche?

Mohr (nimmt das Geld, setzt es nieder, nimmt es wieder und besieht
ihn mit immer steigendem Erstaunen).

Fiesco.  Was machst, Bursche?

Mohr (wirft das Geld entschlossen auf den Tisch).  Herr--das Geld
hab' ich nicht verdient.

Fiesco.  Schafskopf von einem Jauner! den Galgen hast du verdient.
Der entr�stete Elephant zertritt Menschen, aber nicht W�rmer.  Dich
w�rd' ich h�ngen lassen, wenn es mich nur so viel mehr als zwei Worte
kostete.

Mohr (mit einer frohen Verbeugung).  Der Herr sind gar zu g�tig.

Fiesco.  Beh�te Gott! nicht gegen dich.  Es gef�llt mir nun eben, da�
meine Laune einen Schurken, wie du bist, zu etwas und nichts machen
kann, und darum gehst du frei aus.  Begreife mich recht.  Dein
Ungeschick ist mir ein Unterpfand des Himmels, da� ich zu etwas
Gro�em aufgehoben bin, und darum bin ich gn�dig, und du gehst frei
aus.

Mohr (treuherzig).  Schlagt ein, Lavagna!  Eine Ehre ist der andern
werth.  Wenn Jemand auf dieser Halbinsel eine Gurgel f�r Euch
�berz�hlig hat, befehlt! und ich schneide sie ab, unentgeldlich.

Fiesco.  Eine h�fliche Bestie!  Sie will sich mit fremder Leute
Gurgeln bedanken.

Mohr.  Wir lassen uns nichts schenken, Herr!  Unser eins hat auch
Ehre im Leibe.

Fiesco.  Die Ehre der Gurgelschneider?

Mohr.  Ist wohl feuerfester als Eurer ehrlichen Leute: sie brechen
ihre Schw�re dem lieben Herrgott; wir halten sie p�nktlich dem Teufel.

Fiesco.  Du bist ein drolligter Jauner.

Mohr.  Freut mich, da� Ihr Geschmack an mir findet.  Setzt mich erst
auf die Probe, Ihr werdet einen Mann kennen lernen, der sein
Exercitium aus dem Stegreif macht.  Fordert mich auf.  Ich kann Euch
von jeder Spitzbubenzunft ein Testimonium aufweisen, von der
untersten bis zur h�chsten.

Fiesco.  Was ich nicht h�re!  (Indem er sich niedersetzt.) Also auch
Schelmen erkennen Gesetzt und Rangordnung?  La� mich doch von der
untersten h�ren.

Mohr.  Pfui, gn�diger Herr! das ist das ver�chtliche Heer der langen
Finger.  Ein elend Gewerb, das keinen gro�en Mann ausbr�tet, arbeitet
nur auf Karbatsche und Raspelhaus und f�hrt--h�chstens zum Galgen.

Fiesco.  Ein reizendes Ziel.  Ich bin auf die be�re begierig.

Mohr.  Das sind die Spionen und Maschinen.  Bedeutende Herren, denen
die Gro�en ein Ohr leihen, wo sie ihre Allwissenheit holen; die sich
wie Blutigel in Seelen einbei�en, das Gift aus dem Herzen schl�rfen
und an die Beh�rde speien.

Fiesco.  Ich kenne das--fort!

Mohr.  Der Rang trifft nunmehr die Meuter, Giftmischer und Alle, die
ihren Mann lang hinhalten und aus dem Hinterhalt fassen.  Feige
Memmen sind's oft, aber doch Kerls, die dem Teufel das Schulgeld mit
ihrer armen Seele bezahlen.  Hier thut die Gerechtigkeit schon etwas
�briges, strickt ihre Kn�chel aufs Rad und pflanzt ihre Schlauk�pfe
auf Spie�e.  Das ist die dritte Zunft.

Fiesco.  Aber, sprich doch, wann wird die deinige kommen?

Mohr.  Blitz, gn�diger Herr! das ist eben der Pfiff.  Ich bin durch
diese alle gewandert.  Mein Genie geilte fr�hzeitig �ber jedes Gehege.
Gestern Abend macht' ich mein Meisterst�ck in der dritten, vor
einer Stunde war ich--ein St�mper in der vierten.

Fiesco.  Diese w�re also?

Mohr (lebhaft).  Das sind M�nner, (in Hitze) die ihren Mann zwischen
vier Mauern aufsuchen, durch die Gefahr eine Bahn sich hauen, ihm
gerade zu Leib gehen, mit dem ersten Gru� ihm den Gro�dank f�r den
zweiten ersparen.  Unter uns! man nennt sie nur die Extrapost der
H�lle.  Wenn Mephistopheles einen Gelust bekommt, braucht's nur einen
Wink, und er hat den Braten noch warm.

Fiesco.  Du bist ein hartgesottener S�nder.  Einen solchen vermi�te
ich l�ngst.  Gib mir deine Hand.  Ich will dich bei mir behalten.

Mohr.  Ernst oder Spa�?

Fiesco.  Mein v�lliger Ernst, und gebe dir tausend Zechinen des Jahrs.

Mohr.  Topp, Lavagna!  Ich bin Euer, und zum Henker fahre das
Privatleben.  Braucht mich, wozu Ihr wollt.  Zu Eurem Sp�rhund, zu
Eurem Parforce-Hund, zu Eurem Fuchs, zu Eurer Schlange, zu Eurem
Kuppler und Henkersknecht.  Herr, zu allen Commissionen, nur bei
Leibe! zu keiner ehrlichen--dabei benehm' ich mich plump wie Holz.

Fiesco.  Sei unbesorgt!  Wem ich ein Lamm schenken will, lass' ich's
durch keinen Wolf �berliefern.  Geh also gleich morgen durch Genua
und suche die Witterung des Staats.  Lege dich wohl auf Kundschaft,
wie man von der Regierung denkt und vom Haus Doria fl�stert, sondiere
daneben, was meine Mitb�rger von meinem Schlaraffenleben und meinem
Liebesroman halten.  �berschwemme ihre Gehirne mit Wein, bis ihre
Herzensmeinungen �berlaufen.  Hier hast du Geld.  Spende davon unter
den Seidenh�ndlern aus.

Mohr (sieht ihn nachdenklich an).  Herr-Fiesco.  Angst darf dir nicht
werden.  Es ist nichts Ehrliches--Geh! rufe deine ganze Bande zu
Hilfe.  Morgen will ich deine Zeitungen h�ren.  (Er geht ab.)

Mohr (ihm nach).  Verla�t Euch auf mich.  Jetzt ist's fr�h vier Uhr.
Morgen um Acht habt Ihr so viel Neues erfahren, als in zweimal
siebenzig Ohren geht.  (Ab.)



Zehnter Auftritt


Zimmer bei Verrina.

Bertha r�cklings in einem Sopha, den Kopf in die Hand geworfen.
Verrina d�ster hereintretend.

Bertha (erschrickt, springt auf).  Himmel! da ist er!

Verrina (steht still, besieht sie befremdet).  An ihrem Vater
erschrickt meine Tochter?

Bertha.  Fliehen Sie!  Lassen Sie mich fliehen!  Sie sind schrecklich,
mein Vater.

Verrina.  Meinem einzigen Kinde?

Bertha (mit einem schweren Blick auf ihn).  Nein!  Sie m�ssen noch
eine Tochter haben.

Verrina.  Dr�ckt dich meine Z�rtlichkeit zu schwer?

Bertha.  Zu Boden, Vater.

Verrina.  Wie? welcher Empfang, meine Tochter?  Sonst, wenn ich nach
Hause kam, Berge auf meinem Herzen, h�pfte mir meine Bertha entgegen,
und meine Bertha lachte sie weg.  Komm, umarme mich, Tochter.  An
dieser gl�henden Brust soll mein Herz wieder erwarmen, das am
Todtenbett des Vaterlands einfriert.  O mein Kind!  Ich habe heute
Abrechnung gehalten mit allen Freuden der Natur, und (�u�erst schwer)
nur du bist mir geblieben.

Bertha (mi�t ihn mit einem langen Blick).  Ungl�cklicher Vater!

Verrina (umarmt sie beklemmt).  Bertha! mein einziges Kind!  Bertha!
meine letzte �brige Hoffnung!--Genuas Freiheit ist dahin--Fiesco
hin--(indem er sie heftiger dr�ckt, durch die Z�hne) Werde du eine
Hure-Bertha (rei�t sich aus seinen Armen).  Heiliger Gott!  Sie
wissen?-Verrina (steht bebend still).  Was?

Bertha.  Meine jungfr�uliche Ehre-Verrina (w�thend).  Was?

Bertha.  Diese Nacht-Verrina (wie ein Rasender).  Was?

Bertha.  Gewalt!  (Sinkt am Sopha nieder.)

Verrina (nach einer langen schreckhaften Pause mit dumpfer Stimme).
Noch ein Athemzug, Tochter--den letzten!  (Mit hohlem gebrochnem Ton.)
Wer?

Bertha.  Weh mir, nicht diesen todtenfarben Zorn!  Helfe mir Gott! er
stammelt und zittert.

Verrina.  Ich w��te doch nicht--meine Tochter!  Wer?

Bertha.  Ruhig! ruhig! mein bester, mein theurer Vater.

Verrina.  Um Gotteswillen--Wer? (will vor ihr niederfallen.)

Bertha.  Eine Maske.

Verrina (tritt zur�ck, nach einem st�rmischen Nachdenken).  Nein! das
kann nicht sein!  Den Gedanken sendet mir Gott nicht.  (Lacht gra�
auf.) Alter Geck! als wenn alles Gift nur aus einer und eben der
Kr�te spritzte?  (Zu Bertha gefa�ter.) Die Person, wie die meinige,
oder kleiner?

Bertha.  Gr��er.

Verrina (rasch).  Die Haare schwarz? kraus?

Bertha.  Kohlschwarz und kraus.

Verrina (taumelt von ihr hinweg).  Gott! mein Kopf! mein Kopf--die
Stimme?

Bertha.  Rauh, eine Ba�stimme.

Verrina (heftig).  Von welcher Farbe?  Nein! ich will nicht mehr
h�ren!--der Mantel--von welcher Farbe?

Bertha.  Der Mantel gr�n, wie mich d�uchte.

Verrina (h�lt beide H�nde vors Gesicht und wankt in den Sopha).  Sei
ruhig.  Es ist nur ein Schwindel, meine Tochter.  (L��t die H�nde
sinken; ein Todtengesicht.)

Bertha (die H�nde ringend).  Barmherziger Himmel! das ist mein Vater
nicht mehr.

Verrina (nach einer Pause mit bitterm Gel�chter).  Recht so! recht so!
Memme Verrina!--da� der Bube in das Heiligthum der Gesetze
griff--diese Aufforderung war dir zu matt--der Bube mu�te noch ins
Heiligthum deines Bluts greifen--(Springt auf.) Geschwind! rufe den
Nicolo--Blei und Pulver--oder halt! halt! ich besinne mich eben
anders--besser--Hole mein Schwert herbei, bet' ein Vaterunser.  (Die
Hand vor die Stirne.) Was will ich aber?

Bertha.  Mir ist sehr bange, mein Vater.

Verrina.  Komm, setzt dich zu mir.  (Bedeutend.) Bertha, erz�hle
mir--Bertha, was that jener eisgraue R�mer, als man seine Tochter
auch so--wie nenn ich's nun--auch so artig fand, seine Tochter?  H�re
Bertha, was sagte Virginius zu seiner verst�mmelten Tochter?

Bertha (mit Schaudern).  Ich wei� nicht, was er sagte.

Verrina.  N�rrisches Ding--Nichts sagte er.  (Pl�tzlich auf, fa�t ein
Schwert.) Nach einem Schlachtmesser griff er-Bertha (st�rzt ihm
erschrocken in die Arme).  Gro�er Gott! was wollen Sie thun?

Verrina (wirft das Schwert ins Zimmer).  Nein! noch ist Gerechtigkeit
in Genua!



Eilfter Auftritt


Sacco.  Calcagno.  Vorige.

Calcagno.  Verrina, geschwind!  Mache dich fertig.  Heute hebt die
Wahlwoche der Republik an.  Wir wollen fr�h in die Signoria, die
neuen Senatoren w�hlen.  Die Gassen wimmeln von Volk.  Der ganze Adel
str�mt nach dem Rathhaus.  Du begleitest uns doch, (sp�ttisch) den
Triumph unsrer Freiheit zu sehen.

Sacco.  Ein Schwert liegt im Saal.  Verrina schaut wild.  Bertha hat
rothe Augen.

Calcagno.  Bei Gott! das nehm' ich nun auch gewahr--Sacco, hier ist
ein Ungl�ck geschehen.

Verrina (stellt zwei Sessel hin).  Setzt euch.

Sacco.  Freund, du erschreckst uns.

Calcagno.  So sah ich dich nie, Freund.  H�tte nicht Bertha geweint,
ich w�rde fragen: geht Genua unter?

Verrina (f�rchterlich).  Unter!  Sitzt nieder!

Calcagno (erschrocken, indem sich Beide setzen).  Mann!  Ich
beschw�re dich!

Verrina.  H�ret!

Calcagno.  Was ahnet mir, Sacco?

Verrina.  Genueser--ihr Beide kennt das Alterthum meines Namens.
Eure Ahnen haben den meinigen die Schleppe getragen.  Meine V�ter
fochten die Schlachten des Staats.  Meine M�tter waren Muster der
Genueserinnen.  Ehre war unser einziges Capital und erbte vom Vater
zum Sohn--oder wer wei� es anders?

Sacco.  Niemand.

Calcagno.  So wahr Gott lebt, Niemand.

Verrina.  Ich bin der letzte meines Geschlechts.  Mein Weib liegt
begraben.  Diese Tochter ist ihr einziges Verm�chtni�.  Genueser, ihr
seid Zeugen, wie ich sie erzog.  Wird Jemand auftreten und Klage
f�hren, da� ich meine Bertha verwahrloste?

Calcagno.  Deine Tochter ist ein Muster im Lande.

Verrina.  Freunde! ich bin ein alter Mann.  Verliere ich diese, darf
ich keine mehr hoffen.  Mein Ged�chtni� l�scht aus.  (Mit einer
schrecklichen Wendung.) Ich habe sie verloren.  Infam ist mein Stamm.

Beide. (in Bewegung).  Das wolle Gott verh�ten!  (Bertha w�lzt sich
jammernd im Sopha.)

Verrina.  Nein!  Verzweifle nicht, Tochter.  Diese M�nner sind tapfer
und gut.  Beweinen dich diese, wird's irgendwo bluten.--Seht nicht so
betroffen aus, M�nner.  (Langsam, mit Gewicht.) Wer Genua unterjocht,
kann doch wohl ein M�dchen bezwingen?

Beide (fahren auf, werfen die Sessel zur�ck).  Gianettino Doria!

Bertha (mit einem Schrei).  St�rzt �ber mich, Mauern! mein Scipio!



Zw�lfter Auftritt


Bourgognino.  Vorige.

Bourgognino (erhitzt).  Springe hoch, M�dchen!  Eine Freudenpost!
--Edler Verrina, ich komme, meinen Himmel auf Ihre Zunge zu setzen.
Schon l�ngst liebte ich Ihre Tochter, und nie durft' ich es wagen, um
ihre Hand zu bitten, weil mein ganzes Verm�gen auf falschen Brettern
von Coromandel schwamm.  Eben jetzt fliegt meine Fortuna wohlbehalten
in die Rhede und f�hrt, wie sie sagen, unerme�liche Sch�tze mit.  Ich
bin ein reicher Mann.  Schenken Sie mir Bertha, ich mache sie
gl�cklich.  (Bertha verh�llt sich, gro�e Pause.)

Verrina (bed�chtlich zu Bourgognino).  Haben Sie Lust, junger Mensch,
Ihr Herz in eine Pf�tze zu werfen?

Bourgognino (greift nach dem Schwert, zieht aber pl�tzlich die Hand
zur�ck).  Das sprach der Vater-Verrina.  Das spricht jeder Schurk' in
Italien.  Nehmen Sie mit dem Abtrag von anderer Leute Gastung vorlieb?

Bourgognino.  Mach mich nicht wahnwitzig, Graukopf!

Calcagno.  Bourgognino, wahr spricht der Graukopf.

Bourgognino (auffahrend, gegen Bertha st�rzend).  Wahr spricht er?
Mich h�tte eine Dirne genarrt?

Calcagno.  Bourgognino, nicht da hinaus.  Das M�dchen ist engelrein.

Bourgognino (steht erstaunt still).  Nun! so wahr ich selig werden
will.  Rein und entehrt.  Ich habe keinen Sinn f�r das.--Sie sehen
sich an und sind stumm.  Irgend ein Unhold von Missethat zuckt auf
ihren bebenden Zungen.  Ich beschw�re euch!  Schiebt meine Vernunft
nicht im Kurzweil herum.  Rein w�re sie?  Wer sagte rein?

Verrina.  Mein Kind ist nicht schuldig.

Bourgognino.  Also Gewalt!  (Fa�t das Schwert von dem Boden.)
Genueser! bei allen S�nden unter dem Mond!  Wo--wo find' ich den
R�uber?

Verrina.  Eben dort, wo du den Dieb Genuas findest.--(Bourgognino
erstarrt.  Verrina geht gedankenvoll auf und nieder, dann steht er
still.)

Verrina.  Wenn ich deinen Wink verstehe, ewige Vorsicht, so willst du
Genua durch meine Bertha erl�sen!  (Er tritt zu ihr, indem er den
Trauerflor langsam von seinem Arme wickelt, darauf feierlich.) Eh das
Herzblut eines Doria diesen h��lichen Flecken aus deiner Ehre w�scht,
soll kein Strahl des Tages auf diese Wangen fallen.  Bis dahin--(er
wirft den Flor �ber sie) verblinde!  (Pause.  Die �brigen sehen ihn
schweigend, betreten an.)

Verrina (feierlicher, seine Hand auf Berthas Haupt gelegt).
Verflucht sei die Luft, die dich f�chelt!  Verflucht der Schlaf, der
dich erquickt!  Verflucht jede menschliche Spur, die deinem Elend
willkommen ist!  Geh hinab in das unterste Gew�lb meines Hauses.
Winsle, heule, l�hme die Zeit mit deinem Gram.  (Unterbrochen von
Schauern f�hrt er fort.) Dein Leben sei das gichterische W�lzen des
sterbenden Wurms--der hartn�ckige, zermalmende Kampf zwischen Sein
und Vergehen.--Dieser Fluch hafte auf dir, bis Gianettino den letzten
Odem verr�chelt hat.--Wo nicht, so magst du ihn nachschleppen l�ngs
der Ewigkeit, bis man ausfindig macht, wo die zwei Enden ihres Rings
in einander greifen.

(Gro�es Schweigen.  Auf allen Gesichtern Entsetzen.  Verrina blickt
Jeden fest und durchdringend an.)

Bourgognino.  Rabenvater! was hast du gemacht?  Diesen ungeheuren,
gr��lichen Fluch deiner armen, schuldlosen Tochter?

Verrina.  Nicht wahr--das ist schrecklich, mein z�rtlicher
Br�utigam?--(H�chst bedeutend.) Wer von euch wird nun auftreten und
jetzt noch von kaltem Blut und Aufschube schwatzen?  Genuas Loos ist
auf meine Bertha geworfen, mein Vaterherz meiner B�rgerpflicht
�berantwortet.  Wer von uns ist nun Memme genug, Genuas Erl�sung zu
verz�gern, wenn er wei�, da� dieses schuldlose Lamm seine Feigheit
mit unendlichem Gram bezahlt?--Bei Gott! das war nicht das Gew�sch
eines Narren--Ich hab' einen Eid gethan und werde mich meines Kindes
nicht erbarmen, bis ein Doria am Boden zuckt, und sollt' ich auf
Martern raffinieren, wie ein Henkersknecht, und sollt' ich dieses
unschuldige Lamm auf kannibalischer Folterbank zerknirschen--Sie
zittern--Bla� wie Geister schwindeln sie mich an.--Noch einmal,
Scipio!  Ich verwahre sie zum Geisel deines Tyrannenmords.  An diesem
theuren Faden halt' ich deine, meine, eure Pflichten fest.  Genuas
Despot mu� fallen, oder das M�dchen verzweifelt.  Ich widerrufe nicht.

Bourgognino (wirft sich der Bertha zu F��en).  Und fallen soll
er--fallen f�r Genua, wie ein Opferstier.  So gewi� ich dies Schwert
im Herzen Dorias umkehre, so gewi� will ich den Br�utigamsku� auf
deine Lippen dr�cken.  (Steht auf.)

Verrina.  Das erste Paar, das die Furien einsegnen.  Gebt euch die
H�nde.  In Dorias Herzen wirst du dein Schwert umkehren?--Nimm sie,
sie ist dein!

Calcagno (kniet nieder).  Hier kniet noch ein Genueser und legt
seinen furchtbaren Stahl zu den F��en der Unschuld.  So gewi� m�ge
Calcagno den Weg zum Himmel ausfindig machen, als dieses sein Schwert
die Stra�e zu Dorias Leben.  (Steht auf.)

Sacco.  Zuletzt, doch nicht minder entschlossen, kniet Raphael Sacco.
Wenn dies mein blankes Eisen Berthas Gef�ngni� nicht aufschlie�t, so
schlie�e sich das Ohr des Erh�rers meinem letzten Gebet zu.  (Steht
auf.)

Verrina (erheitert).  Genua dankt euch in mir, meine Freunde.  Gehe
nun, Tochter.  Freue dich, des Vaterlands gro�es Opfer zu sein.

Bourgognino (umarmt sie im Abgehen).  Geh!  Traue auf Gott und
Bourgognino.  An einem und eben dem Tag werden Bertha und Genua frei
sein.  (Bertha entfernt sich.)



Dreizehnter Auftritt


Vorige ohne Bertha.

Calcagno.  Eh wir weiter gehn, noch ein Wort, Genueser!

Verrina.  Ich errath' es.

Calcagno.  Werden vier Patrioten genug sein, Tyrannei, die m�chtige
Hyder, zu st�rzen?  Werden wir nicht den P�bel aufr�hren, nicht den
Adel zu unsrer Partei ziehen m�ssen?

Verrina.  Ich verstehe.  H�ret also, ich habe l�ngst einen Maler im
Solde, der seine ganze Kunst verschwendet, den Sturz des Appius
Claudius fresco zu malen.  Fiesco ist ein Anbeter der Kunst, erhitzt
sich gern an erhabenen Scenen.  Wir werden die Malerei nach seinem
Palast bringen und zugegen sein, wenn er sie betrachtet.  Vielleicht,
da� der Anblick seinen Genius wieder aufweckt--Vielleicht-Bourgognino.
Weg mit ihm!  Verdopple die Gefahr, spricht der Held, nicht die
Helfer.  Ich habe schon l�ngst ein Etwas in meiner Brust gef�hlt, das
sich von nichts wollte ers�ttigen lassen--Was es war, wei� ich jetzt
pl�tzlich (indem er heroisch aufspringt).  Ich hab' einen Tyrannen!

(Der Vorhang f�llt.)




Zweiter Aufzug

Vorzimmer in Fiescos Palast.



Erster Auftritt


Leonore.  Arabella.

Arabella.  Nein, sag' ich.  Sie sahen falsch.  Die Eifersucht lieh
Ihnen die h��lichen Augen.

Leonore.  Es war Julia lebendig.  Rede mir nichts ein.  Meine
Silhouette hing an einem himmelblauen Band, dies war feuerfarb und
geflammt.  Mein Loos ist entschieden.



Zweiter Auftritt


Vorige.  Julia.

Julia (affectiert hereintretend).  Der Graf bot mir sein Palais an,
den Zug nach dem Rathhaus zu sehen.  Die Zeit wird mir lang werden.
Eh die Chocolade gemacht ist, Madame, unterhalten Sie mich.  (Bella
entfernt sich, kommt sogleich wieder.)

Leonore.  Befehlen Sie, da� ich Gesellschaft hieher bitte?

Julia.  Abgeschmackt.  Als wenn ich die hier suchen m��te?  Sie
werden mich zerstreuen, Madame.  (Auf und ab, sich den Hof machend.)
Wenn Sie das k�nnen, Madame--denn ich habe nichts zu vers�umen.

Arabella (boshaft).  Desto mehr dieser kostbare Mohr, Signora.  Wie
grausam, bedenken Sie! die Perspectivchen der jungen Stutzer um diese
sch�ne Prise zu bringen?  Ah! und das blitzende Spiel der Perlen, das
Einem die Augen bald wund brennt.--Beim gro�m�chtigen Gott! haben Sie
nicht das ganze Meer ausgepl�ndert?

Julia (vor einem Spiegel).  Das ist Ihr wohl eine Seltenheit,
Mamsell?  Aber h�re Sie, Mamsell, hat Sie Ihrer Herrschaft auch die
Zunge verdingt?  Scharmant, Madame!  Ihre G�ste durch Domestiken
becomplimentieren zu lassen.

Leonore.  Es ist mein Ungl�ck, Signora, da� meine Laune mir das
Vergn�gen Ihrer Gegenwart schm�lert.

Julia.  Eine gr��liche Unart ist das, die Sie schwerf�llig und albern
macht.  Rasch! lebhaft und witzig!  Das ist der Weg nicht, Ihren Mann
anzufesseln.

Leonore.  Ich wei� nur einen, Gr�fin.  Lassen Sie den Ihrigen immer
ein sympathetisches Mittel bleiben.

Julia (ohne darauf achten zu wollen).  Und, wie Sie sich tragen,
Madame!  Pfui doch!  Auch auf Ihren K�rper wenden Sie mehr.  Nehmen
Sie zur Kunst Ihre Zuflucht, wo die Natur an Ihnen Stiefmutter war.
Einen Firni� auf diese Wangen, woraus die mi�f�rbige Leidenschaft
kr�nkelt.  Armes Gesch�pf!  So wird Ihr Gesichtchen nie einen K�ufer
finden.

Leonore (munter zu Bella).  W�nsche mir Gl�ck, M�dchen.  Unm�glich
hab' ich meinen Fiesco verloren, oder ich habe nichts an ihm verloren.
(Man bringt Chocolade, Bella gie�t ein.)

Julia.  Von Verlieren murmeln Sie etwas?  Aber mein Gott! wie kam
Ihnen auch der tragische Einfall, den Fiesco zu nehmen?--Warum auf
diese H�he, mein Kind, wo Sie nothwendig gesehen werden m�ssen?
verglichen werden m�ssen?--Auf Ehre, mein Schatz, das war ein Schelm
oder ein Dummkopf, der Sie dem Fiesco kuppelte.  (Mitleidig ihre Hand
ergreifend.) Gutes Thierchen, der Mann, der in den Assembleen des
guten Tons gelitten wird, konnte nie deine Partie sein.  (Sie nimmt
eine Tasse.)

Leonore (l�chelnd auf Arabellen).  Oder er w�rde in diesen H�usern
des guten Tons nicht gelitten sein wollen.

Julia.  Der Graf hat Person--Welt--Geschmack.  Der Graf war so
gl�cklich, Connaissancen von Rang zu machen.  Der Graf hat
Temperament, Feuer.  Nun rei�t er sich warm aus dem delicatesten
Zirkel.  Er kommt nach Hause.  Die Ehfrau bewillkommt ihn mit einer
Werkeltagsz�rtlichkeit, l�scht seine Gluth in einem feuchten,
frostigen Ku�, schneidet ihm ihre Caressen wirthschaftlich, wie einem
Kostg�nger, vor.  Der arme Ehmann!  Dort lacht ihm ein bl�hendes
Ideal--hier ekelt ihn eine gr�mliche Empfindsamkeit an.  Signora, um
Gotteswillen! wird er nicht den Verstand verlieren, oder was wird er
w�hlen?

Leonore (bringt ihr eine Tasse).  Sie, Madame, wenn er ihn verloren
hat.

Julia.  Gut.  Dieser Bi� sei in dein eigenes Herz gegangen.  Zittre
um diesen Spott, aber eh du zitterst, err�the.

Leonore.  Kennen Sie das Ding auch, Signora?  Doch warum nicht?  Es
ist ja ein Toilettenpfiff.

Julia.  Man sehe doch!  Erz�rnen mu� man das W�rmchen, will man ihm
ein F�nkchen Mutterwitz abjagen.  Gut f�r jetzt.  Es war Scherz,
Madame.  Geben Sie mir Ihre Hand zur Vers�hnung.

Leonore (gibt ihr die Hand mit vielsagendem Blick).  Imperiali!--vor
meinem Zorn haben Sie Ruhe.

Julia.  Gro�m�thig, allerdings!  Doch sollt' ich's nicht auch sein
k�nnen, Gr�fin?  (Langsam und lauernd.) Wenn ich den Schatten einer
Person bei mir f�hre, mu� es nicht folgen, da� das Original mir werth
ist?  Oder was meinen Sie?

Leonore (roth und verwirrt).  Was sagen Sie?  Ich hoffe, dieser
Schlu� ist zu rasch.

Julia.  Das denk' ich selbst.  Das Herz ruft nie die Sinne zu Hilfe.
Wahre Empfindung wird sich nie hinter Schmuckwerk verschanzen.

Leonore.  Gro�er Gott!  Wie kommen Sie zu dieser Wahrheit?

Julia.  Mitleid, blo�es Mitleid--Denn sehen Sie, so ist es auch
umgekehrt wahr--und Sie haben Ihren Fiesco noch.  (Sie gibt ihr ihre
Silhouette und lacht boshaft auf.)

Leonore (mit auffahrender Erbitterung).  Mein Schattenri�?  Ihnen?
(Wirft sich schmerzvoll in einen Sessel.) O der heillose Mann!

Julia (frohlockend).  Hab' ich vergolten? hab' ich?  Nun, Madame,
keinen Nadelstich mehr in Bereitschaft?  (Laut in die Scene.) Den
Wagen vor!  Mein Gewerb ist bestellt.  (Zu Leonoren, der sie das Kinn
streicht.) Tr�sten Sie sich, mein Kind.  Er gab mir die Silhouette im
Wahnwitz.  (Ab.)



Dritter Auftritt


Calcagno kommt.

Calcagno.  So erhitzt ging die Imperiali weg, und Sie in Wallung,
Madonna?

Leonore (mit durchdringendem Schmerz).  Nein! das war nie erh�rt!

Calcagno.  Himmel und Erde!  Sie weinen doch wohl nicht?

Leonore.  Ein Freund vom Unmenschlichen--Mir aus den Augen!

Calcagno.  Welchem Unmenschlichen?  Sie erschrecken mich.

Leonore.  Von meinem Mann--Nicht so! von dem Fiesco.

Calcagno.  Was mu� ich h�ren?

Leonore.  O, nur ein Bubenst�ck, das bei euch gangbar ist, M�nner.

Calcagno (fa�t ihre Hand mit Heftigkeit).  Gn�dige Frau, ich habe ein
Herz f�r die weinende Tugend.

Leonore (ernst).  Sie sind ein Mann--es ist nicht f�r mich.

Calcagno.  Ganz f�r Sie--voll von Ihnen--da� Sie w��ten, wie
sehr--wie unendlich sehr-Leonore.  Mann, du l�gst--du versicherst, eh
du handelst.

Calcagno.  Ich schw�re Ihnen-Leonore.  Einen Meineid.  H�r' auf!  Ihr
erm�det den Griffel Gottes, der sie niederschreibt.  M�nner!  M�nner!
wenn eure Eide zu so viel Teufeln w�rden, sie k�nnten Sturm gegen den
Himmel laufen und die Engel des Lichts als Gefangene wegf�hren.

Calcagno.  Sie schw�rmen, Gr�fin.  Ihre Erbitterung macht Sie
ungerecht.  Soll das Geschlecht f�r den Frevel des Einzelnen Rede
stehn?

Leonore (sieht ihn gro� an).  Mensch! ich betete das Geschlecht in
dem Einzelnen an, soll ich es nicht in ihm verabscheuen d�rfen?

Calcagno.  Versuchen Sie, Gr�fin--Sie gaben Ihr Herz das erstemal
fehl--ich w��te ihnen den Ort, wo es aufgehoben sein sollte.

Leonore.  Ihr k�nntet den Sch�pfer aus seiner Welt hinausl�gen--Ich
will nichts von dir h�ren.

Calcagno.  Diesen Verdammungsspruch sollten Sie noch heute in meinen
Armen zur�ckrufen.

Leonore (aufmerksam).  Rede ganz aus.  In deinen--?

Calcagno.  In meinen Armen, die sich �ffnen, eine Verlassene
aufzunehmen und f�r verlorene Liebe zu entsch�digen.

Leonore (sieht ihn fein an).  Liebe?

Calcagno (vor ihr nieder mit Feuer).  Ja! es ist hingesagt.  Liebe,
Madonna.  Leben und Tod liegt auf Ihrer Zunge.  Wenn meine
Leidenschaft S�nde ist, so m�gen die Enden von Tugend und Laster in
einander flie�en und Himmel und H�lle in eine Verdammni� gerinnen.

Leonore (tritt mit Unwillen und Hoheit zur�ck).  Da hinaus zielte
deine Theilnehmung, Schleicher?--In einer Kniebeugung verr�thst du
Freundschaft und Liebe?  Ewig aus meinem Aug!  Abscheuliches
Geschlecht!  Bis jetzt glaubte ich, du betr�gest nur Weiber; das hab'
ich nie gewu�t! da� du auch an dir selbst zum Verr�ther wirst.

Calcagno (steht betroffen auf).  Gn�dige Frau-Leonore.  Nicht genug,
da� er das heilige Siegel des Vertrauens erbrach, auch an den reinen
Spiegel der Tugend haucht dieser Heuchler die Pest und will meine
Unschuld im Eidbrechen unterweisen.

Calcagno (rasch).  Das Eidbrechen ist nur Ihr Fall nicht, Madonna.

Leonore.  Ich verstehe, und meine Empfindlichkeit sollte dir meine
Empfindung bestechen?  Das wu�test du nicht, (sehr gro�) da� schon
allein das erhabene Ungl�ck, um den Fiesco zu brechen, ein Weiberherz
adelt.  Geh!  Fiescos Schande macht keinen Calcagno bei mir steigen,
aber--die Menschheit sinken.  (Schnell ab.)

Calcagno (sieht ihr bet�ubt nach, dann ab, mit einem Schlag vor die
Stirne).  Dummkopf!



Vierter Auftritt


Der Mohr.  Fiesco.

Fiesco.  Wer war's, der da wegging?

Mohr.  Marchese Calcagno.

Fiesco.  Auf dem Sopha blieb dieses Schnupftuch liegen.  Meine Frau
war hier.

Mohr.  Begegnete mir so eben in einer starken Erhitzung.

Fiesco.  Dieses Schnupftuch ist feucht.  (Steckt es zu sich.)
Calcagno hier?  Leonore in starker Erhitzung?  (Nach einigem
Nachdenken zum Mohren.) Auf den Abend will ich dich fragen, was hier
geschehen ist.

Mohr.  Mamsell Bella h�rt es gern, da� sie blond sei.  Will es
beantworten.

Fiesco.  Und nun sind drei�ig Stunden vorbei.  Hast du meinen Auftrag
vollzogen?

Mohr.  Auf ein Jota, mein Gebieter.

Fiesco (setzt sich).  Sag denn, wie pfeift man von Doria und der
gegenw�rtigen Regierung?

Mohr.  O pfui; nach abscheulichen Weisen.  Schon das Wort: Doria,
sch�ttelt sie wie ein Fieberfrost.  Gianettino ist geha�t bis in den
Tod.  Alles murrt.  Die Franzosen, sagen sie, seien Genuas Ratten
gewesen, Kater Doria habe sie aufgefressen und lasse sich nun die
M�use belieben.

Fiesco.  Das k�nnte wahr sein--und wu�ten sie keinen Hund f�r den
Kater?

Mohr (leichtfertig).  Die Stadt murmelte Langes und Breites von einem
gewissen--einem gewissen--Holla!  H�tt' ich denn gar den Namen
vergessen?

Fiesco (steht auf).  Dummkopf!  Er ist so leicht zu behalten, als
schwer er zu machen war.  Hat Genua mehr als einen Einzigen?

Mohr.  So wenig als zween Grafen von Lavagna.

Fiesco (setzt sich).  Das ist Etwas.  Und was fl�stert man denn �ber
mein lustiges Leben?

Mohr (mi�t ihn mit gro�en Augen).  H�ret, Graf von Lavagna!  Genua
mu� gro� von Euch denken.  Man kann's nicht verdauen, da� ein
Cavalier vom ersten Hause--voll Talenten und Kopf--in vollem Feuer
und Einflu�--Herr von vier Millionen Pfund--F�rstenblut in den
Adern--ein Cavalier wie Fiesco, dem auf den ersten Wink alle Herzen
zufliegen w�rden-Fiesco (wendet sich mit Verachtung ab).  Von einem
Schurken das anzuh�ren-Mohr.  Da� Genuas gro�er Mann Genuas gro�en
Fall verschlafe.  Viele bedauern, sehr Viele verspotten, die Meisten
verdammen Euch.  Alle beklagen den Staat, der Euch verlor.  Ein
Jesuit wollte gerochen haben, da� ein Fuchs im Schlafrock stecke.

Fiesco.  Ein Fuchs riecht den andern.--Was spricht man zu meinem
Roman mit der Gr�fin Imperiali?

Mohr.  Was ich zu wiederholen h�bsch unterlassen werde.

Fiesco.  Frei heraus!  Je frecher, desto willkommener.  Was murmelt
man?

Mohr.  Nichts murmelt man.  Auf allen Kaffeeh�usern, Billardtischen,
Gasth�fen, Promenaden--auf dem Markt--auf der B�rse schreit man
laut-Fiesco.  Was?  Ich befehl' es dir!

Mohr (sich zur�ckziehend).  Da� Ihr ein Narr seid.

Fiesco.  Gut.  Hier nimm die Zechine f�r diese Zeitung.  Die
Schellenkappe hab' und nun aufgesetzt, da� diese Genueser �ber mich
lachen; bald will ich mir eine Glatze scheeren, da� sie den Hanswurst
von mir spielen.  Wie nahmen sich die Seidenh�ndler bei meinen
Geschenken?

Mohr (drollig).  Narr, sie stellten sich wie die armen S�nder-Fiesco.
Narr?  Bist du toll, Bursche?

Mohr.  Verzeiht!  Ich h�tte Lust zu noch mehr Zechinen.

Fiesco (lacht, gibt ihm eine).  Nun, wie die armen S�nder--?

Mohr.  Die auf dem Block liegen und jetzt Pardon �ber sich h�ren.
Euer sind sie Seel und Leib.

Fiesco.  Das freut mich.  Sie geben den Ausschlag bei dem P�bel zu
Genua.

Mohr.  Was das ein Auftritt war!  Wenig fehlte, der Teufel hole mich!
da� ich nicht Geschmack an der Gro�muth gefunden h�tte.  Sie w�lzten
sich mir wie unsinnig um den Hals, die M�del schienen sich bald in
meines Vaters Farbe vergafft zu haben, so hitzig fielen sie �ber
meine Mondsfinsterni� her.  Allm�chtig ist doch das Gold, war da mein
Gedanke; auch Mohren kann's bleichen.

Fiesco.  Dein Gedanke war besser, als das Mistbeet, worin er
wuchs--Die Worte, die du mir hinterbracht hast, sind gut, lassen sich
Thaten daraus schlie�en?

Mohr.  Wie aus des Himmels R�uspern der ausbrechende Sturm.  Man
steckt die K�pfe zusammen, rottiert sich zu Hauf, ruft Hum! spukt ein
Fremder vorbei.  Durch ganz Genua herrscht eine dumpfe Schw�le--
Dieser Mi�muth h�ngt wie ein schweres Wetter �ber der Republik--
nur einen Wind, so fallen Schlossen und Blitze.

Fiesco.  Stille! horch!  Was ist das f�r ein verworrenes Gesumse?

Mohr (aus dem Fenster fliegend).  Es ist das Geschrei vieler Menschen,
die vom Rathhaus herabkommen.

Fiesco.  Heute ist Procuratorwahl.  La� meine Carriole vorfahren.
Unm�glich kann die Sitzung schon aus sein.  Ich will hinauf.
Unm�glich kann sie rechtm��ig sein--Schwert und Mantel her.  Wo ist
mein Orden?

Mohr.  Herr, ich hab' ihn gestohlen und versetzt.

Fiesco.  Das freut mich.

Mohr.  Nun, wie? wird mein Pr�sent bald herausr�cken?

Fiesco.  Weil du nicht auch den Mantel nahmst?

Mohr.  Weil ich den Dieb ausfindig machte.

Fiesco.  Der Tumult w�lzt sich hierher.  Horch!  Das ist nicht das
Gejauchze des Beifalls.  (Rasch.) Geschwind, riegle die Hofpforten
auf.  Ich hab' eine Ahnung.  Doria ist tollk�hn.  Der Staat gaukelt
auf einer Nadelspitze.  Ich wette, auf der Signoria ist L�rm worden.

Mohr (am Fenster, schreit).  Was ist das?  Die Stra�e Balbi
herunter--Tro� vieler Tausende--Hellebarden blitzen--Schwerter--Holla!
Senatoren--fliegen hieher-Fiesco.  Es ist ein Aufruhr!  Spring
unter sie.  Nenn meinen Namen.  Sieh zu, da� sie hieher sich werfen.
(Mohr eilt hinunter.) Was die Ameise Vernunft m�hsam zu Haufen
schleppt, jagt in einem Hui der Wind des Zufalls zusammen.



F�nfter Auftritt


Fiesco.  Zenturione, Zibo, Asserato st�rzen st�rmisch ins Zimmer.

Zibo.  Graf, Sie verzeihen unserm Zorn, da� wir unangemeldet
hereintreten.

Zenturione.  Ich bin beschimpft, t�dlich beschimpft vom Neffen des
Herzogs, im Angesicht der ganzen Signoria.

Asserato.  Doria hat das goldene Buch besudelt, davon jeder
genuesische Edelmann ein Blatt ist.

Zenturione.  Darum sind wir da.  Der ganze Adel ist in mir
aufgefordert.  Der ganze Adel mu� meine Rache theilen.  Meine Ehre zu
r�chen, dazu w�rde ich schwerlich Gehilfen fordern.

Zibo.  Der ganze Adel ist in ihm aufgereizt.  Der ganze Adel mu�
Feuer und Flamme speien.

Asserato.  Die Rechte der Nation sind zertr�mmert.  Die
republikanische Freiheit hat einen Todessto�.

Fiesco.  Sie spannen meine ganze Erwartung.

Zibo.  Er war der neunundzwanzigste unter den Wahlherrn, hatte zur
Procuratorwahl eine goldene Kugel gezogen.  Achtundzwanzig Stimmen
waren gesammelt.  Vierzehn sprachen f�r mich, eben so viele f�r
Lomellino!  Dorias und die seinige standen noch aus.

Zenturione (rasch ins Wort fallend).  Standen noch aus.  Ich votierte
f�r Zibo.  Doria--f�hlen Sie die Wunde meiner Ehre--Doria-Asserato
(f�llt ihm wieder ins Wort).  So was erlebte man nicht, so lang der
Ocean um Genua fluthet-Zenturione (hitziger fort).  Doria zog ein
Schwert, das er unter dem Scharlach verborgen gehalten, spie�te mein
Votum daran, rief in die Versammlung:

Zibo. �Senatoren, es gilt nicht!  Es ist durchl�chert!  Lomellin ist
Procurator.�

Zenturione. �Lomellin ist Procurator,� und warf sein Schwert auf die
Tafel.

Asserato.  Und rief: �Es gilt nicht!� und warf sein Schwert auf die
Tafel.

Fiesco (nach einigem Stillschweigen).  Wozu sind Sie entschlossen?

Zenturione.  Die Republik ist ins Herz gesto�en.  Wozu wir
entschlossen sind?

Fiesco.  Zenturione, Binsen m�gen vom Athem knicken.  Eichen wollen
den Sturm.  Ich frage, was Sie beschlie�en?

Zibo.  Ich d�chte, man fragte, was Genua beschlie�e?

Fiesco.  Genua?  Genua?  Weg damit; es ist m�rb, bricht, wo Sie es
anfassen.  Sie rechnen auf die Patrizier?  Vielleicht weil sie saure
Gesichter schneiden, die Achsel zucken, wenn von Staatssachen Rede
wird?  Weg damit!  Ihr Heldenfeuer klemmt sich in Ballen levantischer
Waaren, ihre Seelen flattern �ngstlich um ihre ostindische Flotte.

Zenturione.  Lernen Sie unsere Patrizier besser sch�tzen.  Kaum war
Dorias trotzige That gethan, flohen ihrer einige Hundert mit
zerrissenen Kleidern auf den Markt.  Die Signoria fuhr auseinander.

Fiesco (sp�ttisch).  Wie Tauben auseinander flattern, wenn in den
Schlag sich ein Geier wirft?

Zenturione (st�rmisch).  Nein! wie Pulvertonnen, wenn eine Lunte
hineinf�llt.

Zibo.  Das Volk w�thet auch, was vermag nicht ein angeschossener Eber?

Fiesco (lacht).  Der blinde, unbeholfene Kolo�, der mit plumpen
Knochen Anfangs Gepolter macht, Hohes und Niederes, Nahes und Fernes
mit g�hnendem Rachen zu verschlingen droht und zuletzt--�ber
Zwirnsf�den stolpert?  Genueser, vergebens!  Die Epoche der
Meerbeherrscher ist vorbei.  Genua ist unter seinen Namen gest�rzt.
Genua ist doch, wo das un�berwindliche Rom wie ein Federball in die
Rakete eines z�rtlichen Knaben Octavius sprang.  Genua kann nicht
mehr frei sein.  Genua mu� von einem Monarchen erw�rmt werden.  Genua
braucht einen Souverain, also huldigen Sie dem Schwindelkopf
Gianettino.

Zenturione (aufbrausend).  Wenn sich die grollenden Elemente
vers�hnen und der Nordpol dem S�dpol nachspringt--Kommt, Kameraden!

Fiesco.  Bleiben Sie, bleiben Sie!  Wor�ber br�ten Sie, Zibo?

Zibo.  �ber nichts oder einem Possenspiel, das das Erdbeben hei�en
soll.

Fiesco (f�hrt sie zu einer Statue).  Schauen Sie doch diese Figur an.

Zenturione.  Es ist die Venus von Florenz.  Was soll sie uns hier?

Fiesco.  Sie gef�llt Ihnen aber?

Zibo.  Ich sollte denken, oder wir w�ren schlechte Italiener.  Wie
Sie das jetzt fragen m�gen?

Fiesco.  Nun, reisen Sie durch alle Welttheile und suchen unter allen
lebendigen Abr�cken des weiblichen Modells den gl�cklichsten aus, in
welchem sich alle Reize dieser getr�umten Venus umarmen.

Zibo.  Und tragen dann f�r unsre M�he davon?

Fiesco.  Dann werden Sie die Phantasie der Marktschreierei �berwiesen
haben-Zenturione (ungeduldig).  Und was gewonnen haben?

Fiesco.  Gewonnen haben den verj�hrten Proce� der Natur mit den
K�nstlern.

Zenturione (hitzig).  Und dann?

Fiesco.  Dann? dann?  (F�ngt zu lachen an).  Dann haben Sie vergessen
zu sehen, da� Genuas Freiheit zu Tr�mmern geht!  (Zenturione, Zibo,
Asserato gehen ab.)



Sechster Auftritt


Fiesco.--Get�mmel um den Palast nimmt zu.

Gl�cklich! gl�cklich!  Das Stroh der Republik ist in Flammen.  Das
Feuer hat schon H�user und Th�rme gefa�t--Immer zu! immer zu!
Allgemein werde der Brand, der schadenfrohe Wind pfeife in die
Verw�stung!



Siebenter Auftritt


Mohr in Eile.  Fiesco.

Mohr.  Haufen �ber Haufen!

Fiesco.  Mache die Thorfl�gel weit auf.  La� hereinst�rzen, was F��e
hat.

Mohr.  Republikaner!  Republikaner!  Ziehen ihre Freiheit am Joch,
keuchen, wie Lastochsen, unter ihrer aristokratischen Herrlichkeit.

Fiesco.  Narren, die glauben, Fiesco von Lavagna werde fortf�hren,
was Fiesco von Lavagna nicht anfing!  Die Emp�rung kommt wie gerufen.
Aber die Verschw�rung mu� meine sein.  Sie st�rmen die Treppe herauf.

Mohr (hinaus).  Holla! holla!  Werden das Haus h�flichst zur Th�re
hereinbringen.  (Das Volk st�rmt herein, die Th�re in Tr�mmer.)



Achter Auftritt


Fiesco.  Zw�lf Handwerker.

Alle.  Rache an Doria!  Rache an Gianettino!

Fiesco.  H�bsch gemach, meine Landsleute.  Da� ihr mir alle eure
Aufwartung so machtet, das zeugt von eurem guten Herzen.  Aber meine
Ohren sind delicater.

Alle (ungest�mer).  Zu Boden mit den Doria!  Zu Boden Oheim und
Neffen!

Fiesco (der sie l�chelnd �berz�hlt).  Zw�lf sind ein vornehmes
Heer-Einige.  Diese Doria m�ssen weg.  Der Staat mu� eine andere Form
haben.

Erster Handwerker.  Unsre Friedensrichter die Treppen hinab zu
schmei�en--die Treppen die Friedensrichter.

Zweiter.  Denkt doch, Lavagna, die Treppen hinab, als sie ihm bei der
Wahl widersprachen.

Alle.  Soll nicht geduldet werden! darf nicht geduldet werden!

Ein Dritter.  Ein Schwert in den Rath zu nehmen-Erster.  Ein Schwert!
Das Zeichen des Kriegs! im Zimmer des Friedens!

Zweiter.  Im Scharlach in den Senat zu kommen!  Nicht schwarz, wie
die �brigen Rathsherrn.

Erster.  Mit acht Hengsten durch unsere Hauptstadt zu fahren.

Alle.  Ein Tyrann! ein Verr�ther des Lands und der Regierung!

Zweiter.  Zweihundert Deutsche zur Leibwach vom Kaiser zu
kaufen-Erster.  Ausl�nder wider die Kinder des Vaterlands!  Deutsche
gegen Italiener!  Soldaten neben die Gesetze!

Alle.  Hochverrath!  Meuterei!  Genuas Untergang!

Erster.  Das Wappen der Republik an der Kutsche zu f�hren-Zweiter.
Die Statue des Andreas mitten im Hof der Signoria!-Alle.  In St�cken
mit dem Andreas!  In tausend St�ck den steinernen und den lebendigen!

Fiesco.  Genueser, warum mir Das alles?

Erster.  Ihr sollt es nicht dulden!  Ihr sollt ihm den Daumen aufs
Aug halten!

Zweiter.  Ihr seid ein kluger Mann, und sollt es nicht dulden, und
sollt den Verstand f�r uns haben.

Erster.  Und seid ein besserer Edelmann, und sollt ihm das eintr�nken,
und sollt es nicht dulden.

Fiesco.  Euer Zutrauen schmeichelt mir sehr.  Kann ich es durch
Thaten verdienen?

Alle (l�rmend).  Schlage!  St�rze!  Erl�se!

Fiesco.  Doch ein gut Wort werdet ihr noch annehmen?

Einige.  Redet, Lavagna!

Fiesco (der sich niedersetzt).  Genueser--Das Reich der Thiere kam
einst in b�rgerliche G�hrung, Parteien schlugen mit Parteien, und ein
Fleischerhund bem�chtigte sich des Throns.  Dieser, gewohnt, das
Schlachtvieh an das Messer zu hetzen, hauste h�ndisch im Reich,
klaffte, bi� und nagte die Knochen seines Volks.  Die Nation murrte,
die K�hnsten traten zusammen und erw�rgten den f�rstlichen Bullen.
Jetzt ward ein Reichstag gehalten, die gro�e Frage zu entscheiden,
welche Regierung die gl�cklichste sei?  Die Stimmen theilten sich
dreifach.  Genueser, f�r welche h�ttet ihr entschieden?

Erster B�rger.  F�rs Volk.  Alle f�rs Volk.

Fiesco.  Das Volk gewann's.  Die Regierung ward demokratisch.  Jeder
B�rger gab seine Stimme.  Mehrheit setzte durch.  Wenige Wochen
vergingen, so k�ndigte der Mensch dem neugebackenen Freistaat den
Krieg an.  Das Reich kam zusammen.  Ro�, L�we, Tiger, B�r, Elephant
und Rhinoceros traten auf und br�llten laut zu den Waffen!  Jetzt kam
die Reih' an die �brigen.  Lamm, Hase, Hirsch, Esel, das ganze Reich
der Insecten, der V�gel, der Fische ganzes menschenscheues Heer--alle
traten dazwischen und wimmerten: Friede.  Seht, Genueser!  Der Feigen
waren mehr, denn der Streitbaren, der Dummen mehr, denn der
Klugen--Mehrheit setzte durch.  Das Thierreich streckte die Waffen,
und der Mensch brandschatzte sein Gebiet.  Dieses Staatssystem ward
also verworfen.  Genueser, wozu w�ret ihr jetzt geneigt gewesen?

Erster und Zweiter.  Zum Ausschu�!  Freilich zum Ausschu�!

Fiesco.  Diese Meinung gefiel!  Die Staatsgesch�fte theilten sich in
mehrere Kammern.  W�lfe besorgten die Finanzen, F�chse waren ihre
Secret�re.  Tauben f�hrten das Criminalgericht, Tiger die g�tlichen
Vergleiche, B�cke schlichteten Heirathsprocesse.  Soldaten waren die
Hasen; L�wen und Elephant blieben bei der Bagage; der Esel war
Gesandter des Reichs, und der Maulwurf Oberaufseher �ber die
Verwaltung der �mter.  Genueser, was hofft ihr von dieser weisen
Vertheilung?  Wen der Wolf nicht zerri�, den prellte der Fuchs.  Wer
diesem entrann, den t�lpelte der Esel nieder.  Tiger erw�rgten die
Unschuld; Diebe und M�rder begnadigte die Taube, und am Ende, wenn
die �mter niedergelegt wurden, fand sie der Maulwurf alle
unstr�flich verwaltet--Die Thiere emp�rten sich.  La�t uns einen
Monarchen w�hlen, riefen sie einstimmig, der Klauen und Hirn und nur
einen Magen hat--und einem Oberhaupt huldigten alle--einem,
Genueser--aber (indem er mit Hoheit unter sie tritt) es war der L�we.

Alle (klatschen, werfen die M�tzen in die H�he).  Bravo!  Bravo! das
haben sie schlau gemacht.

Erster.  Und Genua soll's nachmachen, und Genua hat seinen Mann schon.

Fiesco.  Ich will ihn nicht wissen.  Gehet heim!  Denkt auf den L�wen!
(Die B�rger tumultuarisch hinaus.) Es geht erw�nscht.  Volk und
Senat wider Doria.  Volk und Senat f�r Fiesco--Hassan!--Hassan!  Ich
mu� diesen Wind benutzen--Hassan!  Hassan!  Ich mu� diesen Ha�
verst�rken! dieses Interesse anfrischen!--Heraus, Hassan!  Hurensohn
der H�lle!  Hassan!  Hassan!



Neunter Auftritt


Mohr kommt.  Fiesco.

Mohr (wild).  Meine Sohlen brennen noch.  Was gibt's schon wieder?

Fiesco.  Was ich befehle.

Mohr (geschmeidig).  Wohin lauf' ich zuerst? wohin zuletzt?

Fiesco.  Das Laufen sei dir diesmal geschenkt.  Du wirst geschleift
werden.  Mache dich gleich gefa�t; ich posaune jetzt deinen
Meuchelmord aus und �bergebe dich gebunden der peinlichen Nota.

Mohr (sechs Schritte zur�ck).  Herr?--das ist wider die Abrede.

Fiesco.  Sei ganz ruhig.  Es ist nichts mehr, denn ein Possenspiel.
In diesem Augenblick liegt Alles daran, da� Gianettinos Anschlag auf
mein Leben ruchbar wird.  Man wird dich peinlich verh�ren.

Mohr.  Ich bekenne dann oder leugne?

Fiesco.  Leugnest.  Man wird dich auf die Tortur schrauben.  Den
ersten Grad stehst du aus.  Diese Witzigung kannst du auf Conto
deines Meuchelmords hinnehmen.  Beim zweiten bekennst du.

Mohr (sch�ttelt den Kopf, bedenklich).  Ein Schelm ist der Teufel.
Die Herren k�nnten mich beim Essen behalten, und ich w�rde aus lauter
Kom�die ger�dert.

Fiesco.  Du kommst ganz weg.  Ich gebe dir meine gr�fliche Ehre.  Ich
werde mir deine Bestrafung zur Genugthuung ausbitten und dich dann
vor den Augen der ganzen Republik pardonnieren.

Mohr.  Ich lasse mir's gefallen.  Sie werden mir das Gelenk
auseinander treiben.  Das macht gel�ufiger.

Fiesco.  So ritze mir hurtig mit deinem Dolche den Arm auf, bis Blut
darnach l�uft--Ich werde thun, als h�tt' ich dich erst frisch auf der
That ergriffen.  Gut!  (Mit gr��lichem Geschrei.) M�rder!  M�rder!
M�rder!  Besetzt die Wege!  Riegelt die Pforten zu!  (Er schleppt den
Mohren an der Gurgel hinaus, Bediente fliehen �ber den Schauplatz.)



Zehnter Auftritt


Leonore.  Rosa st�rzen erschrocken herein.

Leonore.  Mord! schrieen sie, Mord!  Von hier kam der L�rm.

Rosa.  Ganz gewi� nur ein blinder Tumult, wie allt�glich in Genua.

Leonore.  Sie schrieen Mord, und das Volk murmelte deutlich: Fiesco.
Armselige Betr�ger!  Meine Augen wollten sie schonen, aber mein Herz
�berlistet sie.  Geschwind, eile nach, sieh, sage mir, wo sie ihn
hinschleppen.

Rosa.  Sammeln Sie sich.  Bella ist nach.

Leonore.  Bella wird seinen brechenden Blick noch auffassen! die
gl�ckliche Bella!  Weh �ber mich, seine M�rderin!  H�tte Fiesco mich
lieben k�nnen, nie h�tte Fiesco sich in die Welt gest�rzt, nie in die
Dolche des Neids!--Bella kommt!  Fort!  Rede nicht, Bella!



Eilfter Auftritt


Vorige.  Bella.

Bella.  Der Graf lebt und ist ganz.  Ich sah ihn durch die Stadt
galoppieren.  Nie sah ich unsern gn�digen Herrn so sch�n.  Der Rapp
prahlte unter ihm und jagte mit hochm�thigem Huf das andr�ngende Volk
von seinem f�rstlichen Reiter.  Er erblickte mich, als er vor�ber
flog, l�chelte gn�dig, winkte hieher und warf drei K�sse zur�ck.
(Boshaft.) Was mach' ich damit, Signora?

Leonore (in Entz�ckung).  Leichtfertige Schw�tzerin!  Bring sie ihm
wieder.

Rosa.  Nun sehen Sie! jetzt sind Sie wieder Scharlach �ber und �ber.

Leonore.  Sein Herz wirft er den Dirnen nach, und ich jage nach einem
Blick?--O Weiber!  Weiber!  (Gehen ab.)



Zw�lfter Auftritt


Im Palast des Andreas.

Gianettino.  Lomellin kommen hastig

Gianettino.  La� sie um ihre Freiheit br�llen, wie die L�win um ein
Junges.  Ich bleibe dabei.

Lomellin.  Doch, gn�diger Herr-Gianettino.  Zum Teufel mit Eurem Doch,
dreistundlanger Procurator!  Ich weiche um keines Haares Breite.
La� Genuas Th�rme die K�pfe sch�tteln und die tobende See Nein
dareinbrummen.  Ich f�rchte den Tro� nicht.

Lomellin.  Der P�bel ist freilich das brennende Holz, aber der Adel
gibt seinen Wind dazu.  Die ganze Republik ist in Wallung.  Volk und
Patrizier.

Gianettino.  So steh' ich wie Nero auf dem Berg und sehe dem
possierlichen Brande zu-Lomellin.  Bis sich die ganze Masse des
Aufruhrs einem Parteig�nger zuwirft, der ehrgeizig genug ist, in der
Verw�stung zu ernten.

Gianettino.  Possen!  Possen!  Ich kenne nur Einen, der f�rchterlich
werden k�nnte, und f�r den ist gesorgt.

Lomellin.  Seine Durchlaucht.  (Andreas kommt, Beide verneigen sich
tief.)

Andreas.  Signor Lomellin!  Meine Nichte w�nscht auszufahren.

Lomellin.  Ich werde die Gnade haben, sie zu begleiten.  (Ab.)



Dreizehnter Auftritt


Andreas.  Gianettino.

Andreas.  H�re, Neffe!  Ich bin schlimm mit dir zufrieden.

Gianettino.  G�nnen Sie mir Geh�r, durchlauchtigster Oheim.

Andreas.  Dem zerlumptesten Bettler in Genua, wenn er es werth ist.
Einem Buben niemals, und w�r' er mein Neffe.  Gn�dig genug, da� ich
dir den Oheim zeige; du verdientest den Herzog und seine Signoria zu
h�ren.

Gianettino.  Nur ein Wort, gn�digster Herr-Andreas.  H�re, was du
gethan hast, und verantworte dich dann--Du hast ein Geb�ude
umgerissen, das ich in einem halben Jahrhundert sorgsam
zusammenf�gte--das Mausoleum deines Oheims--seine einzige
Pyramide--die Liebe der Genueser.  Den Leichtsinn verzeiht dir
Andreas.

Gianettino.  Mein Oheim und Herzog-Andreas.  Unterbrich mich nicht.
Du hast das sch�nste Kunstwerk der Regierung verletzt, das ich selbst
den Genuesern vom Himmel holte, das mich so viele N�chte gekostet, so
viele Gefahren und Blut.  Vor ganz Genua hast du meine f�rstlichen
Ehre besudelt, weil du f�r meine Anstalt keine Achtung zeigtest.  Wem
wird sie heilig sein, wenn mein Blut sie verachtet?--Diese Dummheit
verzeiht dir der Oheim.

Gianettino (beleidigt).  Gn�digster Herr, Sie haben mich zu Genuas
Herzog gezogen.

Andreas.  Schweig--du bist ein Hochverr�ther des Staates und hast das
Herz seines Lebens verwundet.  Merke dir's, Knabe!  Es hei�t--
Unterwerfung!--Weil der Hirte am Abend seines Tagwerks zur�cktrat,
w�hntest du die Heerde verlassen?  Weil Andreas eisgraue Haare
tr�gt, trampeltest du wie ein Gassenjunge auf den Gesetzen?

Gianettino (trotzig).  Gemach, Herzog.  Auch in meinen Adern siedet
das Blut das Andreas, vor dem Frankreich erzitterte.

Andreas.  Schweig! befehl' ich--Ich bin gewohnt, da� das Meer
aufhorcht, wenn ich rede--Mitten in ihrem Tempel spieest du die
majest�tische Gerechtigkeit an.  Wei�t du, wie man das ahndet,
Rebelle?--Jetzt antworte!

(Gianettino heftet den Blick sprachlos zu Boden.)

Andreas.  Ungl�ckseliger Andreas!  In deinem eigenen Herzen hast du
den Wurm deines Verdiensts ausgebr�tet.--Ich baute den Genuesern ein
Haus, das der Verg�nglichkeit spotten sollte, und werfe den ersten
Feuerbrand hinein--Diesen!  Dank' es, Unbesonnener, diesem eisgrauen
Kopf, der von Familienh�nden zur Grube gebracht sein will--Dank' es
meiner gottlosen Liebe, da� ich den Kopf des Emp�rers dem beleidigten
Staate nicht--vom Blutger�ste zuwerfe.  (Schnell ab.)



Vierzehnter Auftritt


Lomellin au�er Athem, erschrocken.  Gianettino sieht dem Herzog
gl�hend und sprachlos nach.

Lomellin.  Was hab' ich gesehen? was angeh�rt?  Jetzt!  Jetzt!
Fliehen Sie, Prinz!  Jetzt ist Alles verloren.

Gianettino (mit Ingrimm).  Was war zu verlieren?

Lomellin.  Genua, Prinz.  Ich komme vom Markt.  Das Volk dr�ngte sich
um einen Mohren, der an Stricken dahin geschleift wurde; der Graf von
Lavagna, �ber die dreihundert Nobili ihm nach bis ins Richthaus, wo
die Verbrecher gefoltert werden.  Der Mohr war �ber einem Meuchelmord
ertappt worden, den er an dem Fiesco vollstrecken sollte.

Gianettino (stampft mit dem Fu�).  Was?  Sind heut alle Teufel los?

Lomellin.  Man inquirierte scharf, wer ihn bestochen.  Der Mohr
gestand nichts.  Man brachte ihn auf die erste Folter.  Er gestand
nichts.  Man brachte ihn auf die zweite.  Er sagte aus, sagte
aus--gn�diger Herr, wo gedachten Sie hin, da Sie Ihre Ehre einem
Taugenichts preisgaben?

Gianettino (schnaubt ihn wild an).  Frage mich nichts!

Lomellin.  H�ren Sie weiter.  Kaum war das Wort Doria
ausgesprochen--lieber h�tt' ich meinen Namen auf der Schreibtafel des
Teufels gelesen, als hier den Ihren geh�rt--so zeigte sich Fiesco dem
Volk.  Sie kennen ihn, den Mann, der befehlend flehet, den Wucherer
mit den Herzen der Menge.  Die ganze Versammlung hing ihm odemlos in
starren, schrecklichen Gruppen entgegen; er sprach wenig, aber
streifte den blutenden Arm auf, das Volk schlug sich um die fallenden
Tropfen, wie um Reliquien.  Der Mohr wurde seiner Willk�r �bergeben,
und Fiesco--ein Herzsto� f�r uns--Fiesco begnadigte ihn.  Jetzt raste
die Stille des Volks in einen br�llenden Laut aus, jeder Odem
zernichtete einen Doria, Fiesco wurde auf tausendstimmigem Vivat nach
Hause getragen.

Gianettino (mit einem dumpfen Gel�chter).  Der Aufruhr schwelle mir
an die Gurgel!--Kaiser Karl!  Mit dieser einzigen Silbe will ich sie
niederwerfen, da� in ganz Genua auch keine Glocke mehr summen soll.

Lomellin.  B�hmen liegt weit von Italien--Wenn Karl sich beeilt, kann
er noch zeitig genug zu Ihrem Leichenschmaus kommen.

Gianettino (zieht einen Brief mit gro�em Siegel hervor).  Gl�ck genug
also, da� er schon hier ist!--Verwundert sich Lomellin?  Glaubte er
mich tolldreist genug, w�thige Republikaner zu reizen, wenn sie nicht
schon verkauft und verrathen w�ren?

Lomellin (betreten).  Ich wei� nicht, was ich denke.

Gianettino.  Ich denke Etwas, das du nicht wei�t.  Der Schlu� ist
gefa�t.  �bermorgen fallen zw�lf Senatoren.  Doria wird Monarch, und
Kaiser Karl wird ihn sch�tzen--Du trittst zur�ck?

Lomellin.  Zw�lf Senatoren!  Mein Herz ist nicht weit genug, eine
Blutschuld zw�lfmal zu fassen.

Gianettino.  N�rrchen, am Thron wirft man sie nieder.  Siehst du, ich
�berlegte mit Karls Ministern, da� Frankreich in Genua noch starke
Parteien h�tte, die es ihm zum zweiten Mal in die H�nde spielen
k�nnten, wenn man sie nicht mit der Wurzel vertilgte.  Das wurmte
beim alten Karl.  Er unterschrieb meinen Anschlag--und du schreibst,
was ich dictiere.

Lomellin.  Noch wei� ich nicht-Gianettino.  Setze dich!  Schreib!

Lomellin.  Was schreib' ich aber?  (Setzt sich.)

Gianettino.  Die Namen der zw�lf Candidaten--Franz Zenturione.

Lomellin (schreibt).  Zum Dank f�r sein Votum f�hrt er den Leichenzug.

Gianettino.  Cornelio Calva.

Lomellin.  Calva.

Gianettino.  Michael Zibo.

Lomellin.  Eine Abk�hlung auf die Procuratur.

Gianettino.  Thomas Asserato mit drei Br�dern (Lomellin h�lt inne.)

Gianettino (nachdr�cklich).  Mit drei Br�dern.

Lomellin (schreibt).  Weiter.

Gianettino.  Fiesco von Lavagna.

Lomellin.  Geben Sie Acht! geben Sie Acht!  Sie werden �ber diesem
schwarzen Stein noch den Hals brechen.

Gianettino.  Scipio Bourgognino.

Lomellin.  Der mag anderswo Hochzeit halten.

Gianettino.  Wo ich Brautf�hrer bin--Raphael Sacco.

Lomellin.  Dem sollt' ich Pardon auswirken, bis er mir meine
f�nftausend Scudi bezahlt hat.  (Schreibt.) Der Tod macht quitt.

Gianettino.  Vincent Calcagno.

Lomellin.  Calcagno--den Zw�lften schreib' ich auf meine Gefahr, oder
unser Todfeind ist vergessen.

Gianettino.  Ende gut, Alles gut.  Joseph Verrina.

Lomellin.  Das war der Kopf des Wurms.  (Steht auf, streut Sand,
fliegt die Schrift durch, reicht sie dem Prinzen.) Der Tod gibt
�bermorgen pr�chtige Gala und hat zw�lf genuesische F�rsten geladen.

Gianettino (tritt zum Tisch, unterzeichnet).  Es ist geschehen--In
zwei Tagen ist Dogewahl.  Wenn die Signoria versammelt ist, werden
die Zw�lf auf das Signal eines Schnupftuchs mit einem pl�tzlichen
Schu� gestreckt, wenn zugleich meine zweihundert Deutsche das
Rathhaus mit Sturm besetzen.  Ist das vorbei, tritt Gianettino Doria
in den Saal und l��t sich huldigen.  (Klingelt.)

Lomellin.  Und Andreas?

Gianettino (ver�chtlich).  Ist ein alter Mann.  (Ein Bedienter.) Wenn
der Herzog fragt, ich bin in der Messe.  (Bedienter ab.) Der Teufel,
der in mir steckt, kann nur in Heiligenmaske incognito bleiben.

Lomellin.  Aber das Blatt, Prinz?

Gianettino.  Nimmst du, l�ssest es durch unsre Partei circulieren.
Dieser Brief mu� mir Extrapost nach Levanto.  Er unterrichtet den
Spinola von Allem und hei�t ihn fr�h acht Uhr in der Hauptstadt hier
eintreffen.  (Will fort.)

Lomellin.  Ein Loch im Fa�, Prinz!  Fiesco besucht keinen Senat mehr.

Gianettino (zur�ckrufend).  Doch noch einen Meuter wird Genua
haben?--Ich sorge daf�r.  (Ab in ein Seitenzimmer, Lomellin fort
durch ein anderes.)



F�nfzehnter Auftritt


Vorzimmer bei Fiesco.

Fiesco mit Briefen und Wechseln.  Mohr.

Fiesco.  Also vier Galeeren sind eingelaufen.

Mohr.  Liegen gl�cklich in der Darsena vor Anker.

Fiesco.  Das kommt erw�nscht.  Woher die Expressen?

Mohr.  Von Rom, Piacenza und Frankreich.

Fiesco (bricht die Briefe auf, fliegt sie durch).  Willkommen,
willkommen in Genua!  (Sehr aufger�umt.) Die Kuriere werden f�rstlich
bewirthet.

Mohr.  Hum!  (Will gehen.)

Fiesco.  Halt!  Halt!  Hier kommt Arbeit f�r dich die F�lle.

Mohr.  Was steht zu Befehl?  Die Nase des Sp�rers oder der Stachel
des Skorpions?

Fiesco.  F�r jetzt des Lockvogels Schlag.  Morgen fr�h werden
zweitausend Mann verkappt zur Stadt hereinschleichen, Dienste bei mir
zu nehmen.  Vertheile du deine Handlanger an den Thoren herum, mit
der Ordre, auf die eintretenden Passagiers ein wachsames Auge zu
haben.  Einige werden als ein Trupp Pilgrime kommen, die nach Loretto
wallfahrten gehen, andre als Ordensbr�der, oder Savoyarden, oder
Kom�dianten, wieder andre als Kr�mer, oder als ein Trupp Musikanten,
die meisten als abgedankte Soldaten, die genuesisches Brod essen
wollen.  Jeder Fremde wird ausgefragt, wo er einstellet; antwortet er:
zur goldenen Schlange, so mu� man ihn freundlich gr��en und meine
Wohnung bedeuten.  H�re, Kerl! aber ich baue auf deine Klugheit.

Mohr.  Herr! wie auf meine Bosheit.  Entwischt mir ein Lock Haare, so
sollt Ihr meine zwei Augen in eine Windb�chse laden und Sperlinge
damit schie�en.  (Will fort.)

Fiesco.  Halt! noch eine Arbeit.  Die Galeeren werden der Nation
scharf in die Augen stechen.  Merke auf, was davon die Rede wird.
Fragt dich Jemand, so hast du von Weitem murmeln geh�rt, da� dein
Herr damit Jagd auf die T�rken mache.  Verstehst du?

Mohr.  Verstehe.  Die B�rte der Beschnittenen liegen oben drauf.  Was
im Korb ist, wei� der Teufel.  (Will fort.)

Fiesco.  Gemach.  Noch eine Vorsicht.  Gianettino hat neuen Grund,
mich zu hassen und mir Fallen zu stellen.  Geh, beobachte deine
Kameraden, ob du nicht irgendwo einen Meuchelmord witterst.  Doria
besucht die verd�chtigen H�user.  H�nge dich an die T�chter der
Freude.  Die Geheimnisse des Cabinets stecken sich gern in die Falten
eines Weiberrocks; versprich ihnen goldspeiende Kunden--versprich
deinen Herrn.  Nichts kann zu ehrw�rdig sein, das du nicht in diesen
Morast untertauchen sollst, bis du den festen Boden f�hlst.

Mohr.  Halt!  Holla!  Ich habe Eingang bei einer gewissen Diana
Bononi und bin gegen f�nf Vierteljahr ihr Zuf�hrer gewesen.
Vorgestern sah ich den Procurator Lomellino aus ihrem Hause kommen.

Fiesco.  Wie gerufen.  Eben der Lomellino ist der Hauptschl�ssel zu
allen Tollheiten Dorias.  Gleich morgen fr�h mu�t du hingehen.
Vielleicht ist er heute Nacht dieser keuschen Luna Endymion.

Mohr.  Noch ein Umstand, gn�diger Herr.  Wenn mich die Genueser
fragen--und ich bin des Teufels! das werden sie--wenn sie mich jetzt
fragen: was denkt Fiesco zu Genua?--Werdet Ihr Eure Maske noch l�nger
tragen, oder was soll ich antworten?

Fiesco.  Antworten!  Wart!  Die Frucht ist ja zeitig.  Wehen
verk�ndigen die Geburt--Genua liege auf dem Block, sollst du
antworten, und dein Herr hei�e Johann Ludwig Fiesco.

Mohr (sich froh streckend).  Was ich anbringen will, da� sich's
gewaschen haben soll, bei meiner hundsf�ttischen Ehre!--Aber nun hell
auf, Freund Hassan!  In ein Weinhaus zuerst!  Meine F��e haben alle
H�nde voll zu thun--und mu� meinen Magen caressieren, da� er mir bei
meinen Beinen das Wort redt.  (Eilt ab, kommt aber schnell zur�ck.) A
propos!  Bald h�tt' ich das verplaudert.  Was zwischen Eurer Frau und
Calcagno vorging, habt Ihr gern wissen m�gen!--Ein Korb ging vor,
Herr, und Das war Alles.  (L�uft davon.)



Sechzehnter Auftritt


Fiesco bei sich.

Ich bedaure, Calcagno--Meinten Sie etwa, ich w�rden den empfindlichen
Artikel meines Ehebetts Preis geben, wenn mir meines Weibes Tugend
und mein eigener Werth nicht Handschrift genug ausgestellt h�tten?
Doch willkommen mit dieser Schw�gerschaft.  Du bist ein guter Soldat.
Das soll mir deinen Arm zu Dorias Untergang kuppeln!--(Mit starkem
Schritt auf und nieder.) Jetzt, Doria, mit mir auf den Kampfplatz!
Alle Maschinen des gro�en Wagest�cks sind im Gang.  Zum schaudernden
Concert alle Instrumente gestimmt.  Nichts fehlt, als die Larve
herabzurei�en und Genuas Patrioten den Fiesco zu zeigen.  (Man h�rt
kommen.) Ein Besuch!  Wer mag mich jetzt st�ren?



Siebzehnter Auftritt


Voriger.  Verrina.  Romano mit einem Tableau.  Sacco.  Bourgognino.
Calcagno.  Alle verneigen sich.

Fiesco (ihnen entgegen, voll Heiterkeit).  Willkommen, meine w�rdigen
Freunde!  Welche wichtige Angelegenheit f�hrt Sie so vollz�hlig zu
mir--Du auch da, theurer Bruder Verrina?  Ich w�rde bald verlernt
haben, dich zu kennen, w�ren meine Gedanken nicht flei�iger um dich,
als meine Augen.  War's nicht seit dem letzten Ball, da� ich meinen
Verrina entbehrte?

Verrina.  Z�hl' ihm nicht nach, Fiesco.  Schwere Lasten haben inde�
sein graues Haar gebeugt.  Doch genug hievon.

Fiesco.  Nicht genug f�r die wi�begierige Liebe.  Du wirst mir mehr
sagen m�ssen, wenn wir allein sind.  (Zu Bourgognino.) Willkommen,
junger Held!  Unsre Bekanntschaft ist noch gr�n, aber meine
Freundschaft ist zeitig.  Haben Sie Ihre Meinung von mir verbessert?

Bourgognino.  Ich bin auf dem Wege.

Fiesco.  Verrina, man sagt mir, da� dieser junge Cavalier dein
Tochtermann werden soll.  Nimm meinen ganzen Beifall zu dieser Wahl.
Ich hab' ihn nur einmal gesprochen, und doch w�rd' ich stolz sein,
wenn er der meinige w�re.

Verrina.  Dieses Urtheil macht mich eitel auf meine Tochter.

Fiesco (zu den Andern).  Sacco?  Calcagno?--Lauter seltne
Erscheinungen in meinen Zimmern.  Beinahe m�chte ich mich meiner
Dienstfertigkeit sch�men, wenn Genuas edelste Zierden sie
vor�bergehen--Und hier begr��e ich einen f�nften Gast, mir zwar fremd,
doch empfohlen genug durch diesen w�rdigen Zirkel.

Romano.  Es ist ein Maler schlechtweg, gn�diger Herr, Romano mit
Namen, der sich vom Diebstahl an der Natur ern�hrt, kein Wappen hat,
als seinen Pinsel, und nun gegenw�rtig ist, (mit einer tiefen
Verbeugung) die gro�e Linie zu einem Brutuskopfe zu finden.

Fiesco.  Ihre Hand, Romano.  Ihre Meisterin ist eine Verwandte meines
Hauses.  Ich liebe sie br�derlich.  Kunst ist die rechte Hand der
Natur.  Diese hat nur Gesch�pfe, jene hat Menschen gemacht.  Was
malen Sie aber, Romano?

Romano.  Scenen aus dem nervigten Alterthum.  Zu Florenz steht mein
sterbender Hercules, meine Kleopatra zu Venedig, der w�thende Ajax zu
Rom, wo die Helden der Vorwelt--im Vatican wieder auferstehen.

Fiesco.  Und was ist wirklich Ihres Pinsels Besch�ftigung?

Romano.  Er ist weggeworfen, gn�diger Herr.  Das Licht des Genies
bekam weniger Fett, als das Licht des Lebens.  �ber einen gewissen
Punkt hinaus brennt nur die papierne Krone.  Hier ist meine letzte
Arbeit.

Fiesco (aufger�umt).  Sie k�nnte nicht erw�nschter gekommen sein.
Ich bin heute ganz ungew�hnlich heiter, mein ganzes Wesen feiert eine
gewisse heroische Ruhe, ganz offen f�r die sch�ne Natur.  Stellen Sie
Ihr Tableau auf.  Ich will mir ein rechtes Fest daraus bereiten.
Tretet herum, meine Freunde.  Wir wollen uns ganz dem K�nstler
schenken.  Stellen Sie Ihr Tableau auf.

Verrina (winkt den Andern).  Nun merket auf, Genueser!

Romano (stellt das Gem�lde zurecht).  Das Licht mu� von der Seite
spielen.  Ziehen Sie jenen Vorhang auf.  Diesen lassen Sie fallen.
Gut.  (Er tritt auf die Seite.) Es ist die Geschichte der Virginia
und des Appius Claudius.

(Lange ausdrucksvolle Pause, worin alle die Malerei betrachten.)

Verrina (in Begeisterung).  Spritz zu, eisgrauer Vater!--Zuckst du,
Tyrann?--Wie so bleich steht ihr Kl�tze R�mer--ihm nach, R�mer--das
Schlachtmesser blinkt--Mir nach, Kl�tze Genueser--Nieder mit Doria!
Nieder! nieder!  (Er haut gegen das Gem�lde.)

Fiesco (l�chelnd zum Maler.) Fordern Sie mehr Beifall?  Ihre Kunst
macht diesen alten Mann zum bartlosen Tr�umer.

Verrina (ersch�pft).  Wo bin ich?  Wo sind sie hingekommen?  Weg, wie
Blasen?  Du hier, Fiesco?  Der Tyrann lebt noch, Fiesco?

Fiesco.  Siehst du?  �ber vielem Sehen hast du die Augen vergessen.
Diesen R�merkopf findest du bewundernswerth?  Weg mit ihm!  Hier das
M�dchen blick' an!  Dieser Ausdruck, wie weich, wie weiblich!  Welche
Anmuth auch aus den welkenden Lippen?  Welche Wollust im
verl�schenden Blick?--Unnachahmlich! g�ttlich, Romano!--Und noch die
wei�e, blendende Brust, wie angenehm noch von des Athems letzten
Wellen gehoben!  Mehr solche Nymphen, Romano, so will ich vor Ihren
Phantasieen knieen und der Natur einen Scheidebrief schreiben.

Bourgognino.  Verrina, ist das deine gehoffte herrliche Wirkung?

Verrina.  Fasse Muth, Sohn.  Gott verwarf den Arm des Fiesco, er mu�
auf den unsrigen rechnen.

Fiesco (zum Maler).  Ja, es ist Ihre letzte Arbeit, Romano.  Ihr
Markt ist ersch�pft.  Sie r�hren keinen Pinsel mehr an.  Doch �ber
des K�nstlers Bewunderung vergess' ich das Werk zu verschlingen.  Ich
k�nnte hier stehen und hingaffen und ein Erdbeben �berh�ren.  Nehmen
Sie Ihr Gem�lde weg.  Sollt' ich Ihnen diesen Virginiakopf bezahlen,
m��t' ich Genua in Versatz geben.  Nehmen Sie weg.

Romano.  Mit Ehre bezahlt sich der K�nstler.  Ich schenke es Ihnen.
(Er will hinaus.)

Fiesco.  Eine kleine Geduld, Romano.  (Er geht mit majest�tischem
Schritt im Zimmer und scheint �ber etwas Gro�es zu denken.  Zuweilen
betrachtet er die Andern fliegend und scharf, endlich nimmt er den
Maler bei der Hand, f�hrt ihn vor das Gem�lde.) Tritt her, Maler!
(�u�erst stolz und mit W�rde.) So trotzig stehst du da, weil du
Leben auf todten T�chern heuchelst und gro�e Thaten mit kleinem
Aufwand verewigst.  Du prahlst mit Poetenhitze, der Phantasie
marklosem Marionettenspiel, ohne Herz, ohne thatenerw�rmende Kraft;
st�rzest Tyrannen auf Leinwand;--bist selbst ein elender Sklave?
Machst Republiken mit einem Pinsel frei;--kannst deine eignen Ketten
nicht brechen?  (Voll und befehlend.) Geh!  Deine Arbeit ist
Gaukelwerk--der Schein weiche der That--(Mit Gr��e, indem er das
Tableau umwirft.) Ich habe gethan, was du--nur maltest.  (Alle
ersch�ttert.  Romano tr�gt sein Tableau mit Best�rzung fort.)



Achtzehnter Auftritt


Fiesco.  Verrina.  Bourgognino.  Sacco.  Calcagno.

Fiesco (unterbricht eine Pause des Erstaunens).  Dachtet ihr, der
L�we schliefe, weil er nicht br�llte?  Waret ihr eitel genug, euch zu
�berreden, da� ihr die Einzigen w�ret, die Genuas Ketten f�hlten? die
Einzigen, die sie zu zerrei�en w�nschten?  Eh ihr sie nur fern
rasseln h�rtet, hatte sie schon Fiesco zerbrochen.  (Er �ffnet die
Schatulle, nimmt ein Paket Briefe heraus, die er alle �ber die Tafel
spreitet.) Hier Soldaten von Parma--hier franz�sisches Geld--hier
vier Galeeren vom Papst.  Was fehlt noch, einen Tyrannen in seinem
Nest aufzujagen?  Was wi�t ihr noch zu erinnern?  (Da sie alle
erstarrt schweigen, tritt er von der Tafel mit Selbstgef�hl.)
Republikaner, ihr seid geschickter, Tyrannen zu verfluchen, als sie
in die Luft zu sprengen.  (Alle, au�er Verrina, werfen sich sprachlos
Fiesco zu F��en.)

Verrina.  Fiesco!--Mein Geist neigt sich vor dem deinigen--mein Knie
kann es nicht--Du bist ein gro�er Mensch!--aber--Steht auf, Genueser.

Fiesco.  Ganz Genua �rgerte sich an dem Weichling Fiesco.  Ganz Genua
fluchte �ber den verbuhlten Schurken Fiesco.  Genueser!  Genueser!
Meine Buhlerei hat den arglistigen Despoten betrogen, meine Tollheit
hat eurem F�rwitz meine gef�hrliche Weisheit verh�llt.  In den
Windeln der �ppigkeit lag das erstaunliche Werk der Verschw�rung
gewickelt.  Genug.  Genua kennt ich in euch.  Mein ungeheuerster
Wunsch ist befriedigt.

Bourgognino (wirft sich unmuthig in einen Sessel).  Bin ich denn gar
nichts mehr?

Fiesco.  Aber la�t uns schleunig von Gedanken zu Thaten gehn.  Alle
Maschinen sind gerichtet.  Ich kann die Stadt von Land und Wasser
best�rmen.  Rom, Frankreich und Parma bedecken mich.  Der Adel ist
schwierig.  Des P�bels Herzen sind mein.  Die Tyrannen hab' ich in
Schlummer gesungen.  Die Republik ist zu einem Umgusse zeitig.  Mit
dem Gl�ck sind wir fertig.  Nichts fehlt--Aber Verrina ist
nachdenkend?

Bourgognino.  Geduld.  Ich hab' ein W�rtchen, das ihn rascher
aufschrecken soll, als des j�ngsten Tages Posaunenruf.  (Er tritt zu
Verrina, ruft ihm bedeutend zu.) Vater, wach' auf!  Deine Bertha
verzweifelt.

Verrina.  Wer sprach das?--Zum Werk, Genueser!

Fiesco.  �berlegt den Entwurf zur Vollstreckung.  �ber dem ernsten
Gespr�ch hat uns die Nacht �berrascht.  Genua liegt schlafen.  Der
Tyrann f�llt ersch�pft von den S�nden des Tages nieder.  Wachet f�r
beide!

Bourgognino.  Eh wir scheiden, la�t uns den heldenm�thigen Bund durch
eine Umarmung beschw�ren.  (Sie schlie�en mit verschr�nkten Armen
einen Kreis.) Hier wachsen Genuas f�nf gr��te Herzen zusammen, Genuas
gr��tes Loos zu entscheiden.  (Dr�cken sich inniger.) Wenn der Welten
Bau auseinander f�llt und der Spruch des Gerichts auch die Bande des
Bluts, auch der Liebe zerschneidet, bleibt dieses f�nffache
Heldenblatt ganz!  (Treten auseinander.)

Verrina.  Wann versammeln wir uns wieder?

Fiesco.  Morgen Mittag will ich eure Meinungen sammeln.

Verrina.  Morgen Mittag denn.  Gute Nacht, Fiesco!  Bourgognino, komm!
Du wirst etwas Seltsames h�ren.  (Beide ab.)

Fiesco (zu den Andern).  Geht ihr zu den Hinterthoren hinaus, da�
Dorias Spionen nichts merken.  (Alle entfernen sich.)



Neunzehnter Auftritt


Fiesco, der nachdenkend auf und nieder geht.

Welch ein Aufruhr in meiner Brust! welche heimliche Flucht der
Gedanken--Gleich verd�chtigen Br�dern, die auf eine schwarze That
ausgehen, auf den Zehen schleichen und ihr flammroth Gesicht
furchtsam zu Boden schlagen, stehlen sich die �ppigen Phantome an
meiner Seele vorbei--Haltet! haltet!  La�t mich euch ins Angesicht
leuchten--ein guter Gedanke st�hlet des Mannes Herz und zeigt sich
heldenm��ig dem Tage.--Ha! ich kenne euch!--das ist die Liverei des
ewigen L�gners--verschwindet!  (Wieder Pause, darauf lebhafter.)
Republikaner Fiesco?  Herzog Fiesco?--Gemach--Hier ist der g�he
Hinuntersturz, wo die Mark der Tugend sich schlie�t, sich scheiden
Himmel und H�lle--Eben hier haben Helden gestrauchelt, und Helden
sind gesunken, und die Welt belagert ihren Namen mit Fl�chen--Eben
hier haben Helden gezweifelt, und Helden sind still gestanden und
Halbg�tter geworden--(Rascher.) Da� sie mein sind, die Herzen von
Genua?  Da� von meinen H�nden dahin, dorthin sich g�ngeln l��t das
furchtbare Genua?--O �ber die schlaue S�nde, die einen Engel vor
jeden Teufel stellt--Ungl�ckselige Schwungsucht! uralte Buhlerei!
Engel k��ten an deinem Halse den Himmel hinweg, und der Tod sprang
aus deinem krei�enden Bauche--(Sich schaudernd sch�ttelnd.) Engel
fingst du mit Sirenentrillern von Unendlichkeit--Menschen angelst du
mit Gold, Weibern und Kronen!  (Nach einer nachdenkenden Pause, fest.)
Ein Diadem erk�mpfen ist gro�.  Es wegwerfen ist g�ttlich.
(Entschlossen.) Geh unter, Tyrann!  Sei frei, Genua, und ich (sanft
geschmolzen) dein gl�cklichster B�rger!




Dritter Aufzug

Furchtbare Wildni�.



Erster Auftritt


Verrina.  Bourgognino kommen durch die Nacht.

Bourgognino (steht still.)A wohin f�hrst du mich, Vater?  Der dumpfe
Schmerz, womit du mich abriefst, keucht noch immer aus deinem
arbeitenden Odem.  Unterbrich dieses grauenvolle Schweigen.  Rede.
Ich folge nicht weiter.

Verrina.  Das ist der Ort.

Bourgognino.  Der schrecklichste, den du auffinden konntest.  Vater,
wenn Das, was du hier vornehmen wirst, dem Orte gleich sieht, Vater,
so werden meine Haarspitzen aufw�rts springen.

Verrina.  Doch bl�het das, gegen die Nacht meiner Seele.  Folge mir
dahin, wo die Verwesung Leichname morsch fri�t, und der Tod seine
schaudernde Tafel h�lt--dahin, wo das Gewinsel verlorner Seelen
Teufel belustigt, und des Jammers undankbare Thr�nen im
durchl�cherten Sieb der Ewigkeit ausrinnen--dahin, mein Sohn, wo die
Welt ihre Losung �ndert, und die Gottheit ihr allg�tiges Wappen
bricht--dort will ich zu dir durch Verzerrungen sprechen, und mit
Z�hneklappern wirst du h�ren.

Bourgognino.  H�ren?  Was? ich beschw�re dich.

Verrina.  J�ngling! ich f�rchte--J�ngling, dein Blut ist
rosenroth--dein Fleisch ist milde geschmeidig; dergleichen Naturelle
f�hlen menschlich weich; an dieser empfindenden Flamme schmilzt meine
grausame Weisheit.  H�tte der Frost des Alters oder der bleierne Gram
den fr�hlichen Sprung deiner Geister gestellt--h�tte schwarzes,
klumpigtes Blut der leidenden Natur den Weg zum Herzen gesperrt, dann
w�rst du geschickt, die Sprache meines Grams zu verstehen und meinen
Entschlu� anzustaunen.

Bourgognino.  Ich werde ihn h�ren und mein machen.

Verrina.  Nicht darum, mein Sohn--Verrina wird damit dein Herz
verschonen.  O Scipio, schwere Lasten liegen auf dieser Brust--ein
Gedanke, grauenvoll, wie die lichtscheue Nacht--ungeheuer genug, eine
Mannsbrust zu sprengen--Siehst du?  Allein will ich ihn
vollf�hren--allein tragen kann ich ihn nicht.  Wenn ich stolz w�re,
Scipio, ich k�nnte sagen, es ist eine Qual, der einzige gro�e Mann zu
sein--Gr��e ist dem Sch�pfer zur Last gefallen, und er hat Geister zu
Vertrauten gemacht--H�re, Scipio-Bourgognino.  Meine Seele
verschlingt die deinige.

Verrina.  H�re, aber erwiedre nichts.  Nichts, junger Mensch!  H�rst
du?  Kein Wort sollst du drauf sagen--Fiesco mu� sterben!

Bourgognino (mit Best�rzung).  Sterben?  Fiesco?

Verrina.  Sterben!--Ich danke dir, Gott! es ist heraus--Fiesco
sterben, Sohn, sterben durch mich!--Nun geh--es gibt Thaten, die sich
keinem Menschen-Urtheil mehr unterwerfen--nur den Himmel zum
Schiedsmann erkennen--Das ist eine davon.  Geh.  Ich will weder
deinen Tadel, noch deinen Beifall.  Ich wei�, was sie mich kostet,
und damit gut.  Doch h�re--du k�nntest dich wohl gar wahnsinnig daran
denken--H�re--sahest du ihn gestern in unsrer Best�rzung sich
spiegeln?--Der Mann, dessen L�cheln Italien irre f�hrte, wird er
seines Gleichen in Genua dulden?--Geh.  Den Tyrannen wird Fiesco
st�rzen, das ist gewi�!  Fiesco wird Genuas gef�hrlichster Tyrann
werden, das ist gewisser!  (Er geht schnell ab.  Bourgognino blickt
ihm staunend und sprachlos nach, dann folgt er ihm langsam.)



Zweiter Auftritt


Saal bei Fiesco.

In der Mitte des Hintergrunds eine gro�e Glasth�re, die den Prospect
�ber das Meer und Genua �ffnet.  Morgend�mmerung.--Fiesco vom Fenster.

Was ist das?--der Mond ist unter--Der Morgen kommt feurig aus der
See--Wilde Phantasieen haben meinen Schlaf aufgeschwelgt--mein ganzes
Wesen krampfig um eine Empfindung gew�lzt--Ich mu� mich im Offenen
dehnen.  (Er macht die Glasth�re auf.  Stadt und Meer von Morgenroth
�berflammt.  Fiesco mit starken Schritten im Zimmer.) Da� ich der
gr��te Mann bin im ganzen Genua? und die kleineren Seelen sollten
sich nicht unter die gro�e versammeln?--Aber ich verletze die Tugend?
(steht still.) Tugend?--Der erhabene Kopf hat andre Versuchungen, als
der gemeine--Sollt' er Tugend mit ihm zu theilen haben?--Der Harnisch,
der des Pygm�en schm�chtigen K�rper zwingt, sollte der einem
Riesenleib anpassen m�ssen?

Die Sonne geht auf �ber Genua.

Diese majest�tische Stadt!  (Mit offenen Armen dagegen eilend.) Mein!
--und dr�ber emporzuflammen, gleich dem k�niglichen Tag--dr�ber zu
br�ten mit Monarchenkraft--all die kochenden Begierden--all die
nimmersatten W�nsche in diesem grundlosen Ocean unterzutauchen?--
Gewi�!  Wenn auch des Betr�gers Witz den Betrug nicht adelt, so
adelt doch der Preis den Betr�ger.  Es ist schimpflich, eine B�rse
zu leeren--es ist frech, eine Million zu veruntreuen, aber es ist
namenlos gro�, eine Krone zu stehlen.  Die Schande nimmt ab mit der
wachsenden S�nde.  (Pause, dann mit Ausdruck.)  Gehorchen!--
Herrschen!--ungeheure schwindlichte Kluft--Legt Alles hinein, was
der Mensch Kostbares hat--eure gewonnenen Schlachten, Eroberer--
K�nstler, eure unsterblichen Werke--eure Woll�ste, Epikure--eure
Meere und Inseln, ihr Weltumschiffer!  Gehorchen und Herrschen!--
Sein und Nichtsein!  Wer �ber den schwindlichten Graben vom letzten
Seraph zum Unendlichen setzt, wird auch diesen Sprung ausmessen.
(Mit erhabenem Spiel.) Zu stehen in jener schrecklich erhabenen
H�he--niederzuschmollen in der Menschlichkeit rei�enden Strudel,
wo das Rad der blinden Betr�gerin Schicksale schelmisch w�lzt--
den ersten Mund am Becher der Freude--tief unten den geharnischten
Riesen Gesetz am G�ngelbande zu lenken--schlagen zu sehen
unvergoltene Wunden, wenn sein kurzarmiger Grimm an das Gel�nder
der Majest�t ohnm�chtig poltert--die unb�ndigen Leidenschaften
des Volks, gleich so viel strampfenden Rossen, mit dem weichen
Spiele des Z�gels zu zwingen--den emporstrebenden Stolz der
Vasallen mit einem--einem Athemzug in den Staub zu legen, wenn der
sch�pferische F�rstenstab auch die Tr�ume des f�rstlichen Fiebers ins
Leben schwingt.--Ha! welche Vorstellung, die den staunenden Geist
�ber seine Linien wirbelt!--Ein Augenblick F�rst hat das Mark des
ganzen Daseins verschlungen.  Nicht der Tummelplatz des Lebens--sein
Gehalt bestimmt seinen Werth.  Zerst�cke den Donner in seine
einfachen Silben, und du wirst Kinder damit in den Schlummer singen;
schmelze sie zusammen in einen pl�tzlichen Schall, und der
monarchische Laut wird den ewigen Himmel bewegen--Ich bin
entschlossen!  (Heroisch auf und nieder.)



Dritter Auftritt


Voriger.  Leonore tritt herein mit merklicher Angst.

Leonore.  Vergeben Sie, Graf.  Ich f�rchte, Ihre Morgenruhe zu st�ren.

Fiesco (tritt h�chst betreten zur�ck.) Gewi�, gn�dige Frau, Sie
�berraschen mich seltsam.

Leonore.  Das begegnet nur den Liebenden nie.

Fiesco.  Sch�ne Gr�fin, Sie verrathen Ihre Sch�nheit an den
feindlichen Morgenhauch.

Leonore.  Auch w��t' ich nicht, warum ich den wenigen Rest f�r den
Gram schonen sollte.

Fiesco.  Gram, meine Liebe?  Stand ich bisher im Wahn, Staaten nicht
umw�hlen wollen, hie�e Gem�thsruhe?

Leonore.  M�glich--Doch f�hl' ich, da� meine Weiberbrust unter dieser
Gem�thsruhe bricht.  Ich komme, mein Herr, Sie mit einer
nichtsbedeutenden Bitte zu bel�stigen, wenn Sie Zeit f�r mich
wegwerfen m�chten.  Seit sieben Monaten hatt' ich den seltsamen Traum,
Gr�fin von Lavagna zu sein.  Er ist verflogen.  Der Kopf schmerzt
mir davon.  Ich werden den ganzen Genu� meiner unschuldigen Kindheit
zur�ckrufen m�ssen, meine Geister von diesem lebhaften Phantome zu
heilen.  Erlauben Sie darum, da� ich in die Arme meiner guten Mutter
zur�ckkehre?

Fiesco (�u�erst best�rzt).  Gr�fin?

Leonore.  Es ist ein schwaches, verz�rteltes Ding, mein Herz, mit dem
Sie Mitleiden haben m�ssen.  Auch die geringsten Andenken des Traums
k�nnten meiner kranken Einbildung Schaden thun.  Ich stelle de�wegen
die letzten �berbliebenen Pf�nder ihrem rechtm��igen Besitzer zur�ck.
(Sie legt einige Galanterieen auf ein Tischchen.) Auch diesen Dolch,
der mein Herz durchfuhr--(seinen Liebesbrief) auch diesen--und (indem
sie sich laut weinend hinausst�rzen will) behalte nichts, als die
Wunde!

Fiesco (ersch�ttert, eilt ihr nach, h�lt sie auf).  Leonore!  Welch
ein Auftritt!  Um Gotteswillen!

Leonore (f�llt matt in seinen Arm).  Ihre Gemahlin zu sein, hab' ich
nicht verdient, aber Ihre Gemahlin h�tte Achtung verdient--Wie sie
jetzt zischen, die L�sterzungen!  Wie sie auf mich herabschielen,
Genuas Damen und M�dchen! �Seht, wie sie wegbl�ht, die Eitle, die den
Fiesco heirathete.�--Grausame Ahndung meiner weiblichen Hoffart!  Ich
hatte mein ganzes Geschlecht verachtet, da mich Fiesco zum Brautaltar
f�hrte.

Fiesco.  Nein, wirklich, Madonna! dieser Auftritt ist sonderbar.

Leonore.  Ah, erw�nscht.  Er wird bla� und roth.  Jetzt bin ich
muthig.

Fiesco.  Nur zwei Tage, Gr�fin, und dann richten Sie mich.

Leonore.  Aufgeopfert!--La� mich es nicht vor dir aussprechen,
jungfr�uliches Licht!  Aufgeopfert einer Buhlerin.  Nein, sehen Sie
mich an, mein Gemahl!  Wahrhaftig, die Augen, die ganz Genua in
knechtisches Zittern jagen, m�ssen sich jetzt vor den Thr�nen eines
Weibes verkriechen.-Fiesco (�u�erst verwirrt).  Nicht mehr, Signora.
Nicht weiter.

Leonore (mit Wehmuth und etwas bitter).  Ein schwaches Weiberherz zu
zerfleischen!  O es ist des starken Geschlechts so w�rdig.--Ich warf
mich in die Arme dieses Mannes.  An diesen Starken schmiegten sich
woll�stig alle meine weiblichen Schw�chen.  Ich �bergab ihm meinen
ganzen Himmel--Der gro�m�thige Mann verschenkte ihn an eine-Fiesco
(st�rzt ihr mit Heftigkeit ins Wort).  Meine Leonore! nein-Leonore.
Meine Leonore?--Himmel, habe Dank! das war wieder echter Goldklang
der Liebe.  Hassen sollt' ich dich, Falscher, und werfe mich hungrig
auf die Brosamen deiner Z�rtlichkeit--Hassen?  Sagte ich hassen,
Fiesco?  O glaub' es nicht!  Sterben lehrt mich dein Meineid, aber
nicht hassen.  Mein Herz ist betrogen.  (Man h�rt den Mohren.)

Fiesco.  Leonore, erf�llen Sie mir eine kleine kindische Bitte.

Leonore.  Alles, Fiesco, nur nicht Gleichg�ltigkeit.

Fiesco.  Was Sie wollen, wie Sie wollen--(Bedeutend.) Bis Genua um
zwei Tage �lter ist, fragen Sie nicht, verdammen Sie nicht!  (Er
f�hrt sie mit Anstand in ein anderes Zimmer.)



Vierter Auftritt


Mohr keuchend.  Fiesco.

Fiesco.  Woher so in Athem?

Mohr.  Geschwind, gn�diger Herr-Fiesco.  Ist was ins Garn gelaufen?

Mohr.  Lest diesen Brief.  Bin ich denn wirklich da?  Ich glaube,
Genua ist um zw�lf Gassen k�rzer worden, oder meine Beine um so viel
l�nger.  Ihr verbla�t?  Ja, um K�pfe werden sie karten, und der Eure
ist Tarock.  Wie gef�llt's Euch?

Fiesco (wirft den Brief ersch�ttert auf den Tisch).  Krauskopf und
zehn Teufel! wie kommst zu diesem Brief?

Mohr.  Ungef�hr wie--Euer Gnaden zur Republik.  Ein Expresser sollte
damit nach Levanto fliegen!  Ich wittre den Fra�, laure dem Burschen
in einem Hohlweg auf.  Baff, liegt der Marder--wir haben das Huhn.

Fiesco.  Sein Blut �ber dich!  Der Brief ist nicht mit Gold zu
bezahlen.

Mohr.  Doch dank' ich f�r Silber.  (Ernsthaft und wichtig.) Graf von
Lavagna!  Ich habe neulich einen Gelust nach Eurem Kopf gehabt.
(Indem er auf den Brief deutet.) Hier w�r' er wieder--Jetzt, denk'
ich, w�ren gn�diger Herr und Halunke quitt.  F�rs Weitere k�nnt Ihr
Euch beim guten Freund bedanken.  (Reicht ihm einen zweiten Zettel.)
Numero zwei.

Fiesco (nimmt das Blatt mit Erstaunen).  Wirst du toll sein?

Mohr.  Numero zwei.  (Er stellt sich trotzig neben ihn, stemmt den
Ellenbogen an.) Der L�we hat's doch so dumm nicht gemacht, da� er die
Maus pardonnierte?  (Arglistig.) Gelt! er hat's schlau gemacht, wer
h�tt ihn auch sonst aus dem Garne genagt?--Nun?  Wie behagt Euch das?

Fiesco.  Kerl, wie viel Teufel besoldest du?

Mohr.  Zu dienen--nur einen, und der steht in gr�flichem Futter.

Fiesco.  Dorias eigene Unterschrift!--Wo bringst du das Blatt her?

Mohr.  Warm aus den H�nden meiner Bononi.  Ich machte mich noch die
gestrige Nacht dahin, lie� Eure sch�nen Worte und Eure noch sch�nern
Zechinen klingen.  Die letzten drangen durch.  Fr�h sechs sollt' ich
wieder anfragen.  Der Graf war richtig dort, wie Ihr sagtet, und
bezahlte mit Schwarz und Wei� das Weggeld zu einem contrebandenen
Himmelreich.

Fiesco (aufgebracht).  �ber die feilen Weiberknechte!--Republiken
wollen sie st�rzen, k�nnen keiner Metze nicht schweigen.  Ich sehe
aus diesen Papieren, da� Doria und sein Anhang Komplott gemacht haben,
mich mit eilf Senatoren zu ermorden und Gianettino zum souver�nen
Herzog zu machen.

Mohr.  Nicht anders, und das schon am Morgen der Dogewahl, dem
dritten des Monats.

Fiesco (rasch.) Unsere flinke Nacht soll diesen Morgen in Mutterleibe
erw�rgen--Geschwind, Hassan--meine Sachen sind reif--Rufe die
Andern--wir wollen ihnen einen blutigen Vorsprung machen--Tummle dich,
Hassan!

Mohr.  Noch mu� ich Euch meinen Schubsack von Zeitungen st�rzen.
Zweitausend Mann sind gl�cklich hereinprakticiert.  Ich habe sie bei
den Kapuzinern untergebracht, wo auch kein vorlauter Sonnenstrahl sie
ausspionieren soll.  Sie brennen vor Neugier, ihren Herrn zu sehen,
und es sind treffliche Kerl.

Fiesco.  Aus jedem Kopf bl�ht ein Scudi f�r dich--Was murmelt Genua
zu meinen Galeeren?

Mohr.  Das ist ein Hauptspa�, gn�diger Herr.  �ber die vierhundert
Abenteurer, die der Friede zwischen Frankreich und Spanien auf den
Sand gesetzt hat, nisteten sich an meine Leute und best�rmten sie,
ein gutes Wort f�r sie bei Euch einzulegen, da� Ihr sie gegen die
Ungl�ubigen schicken m�gt.  Ich habe sie auf den Abend zu Euch in den
Schlo�hof beschieden.

Fiesco (froh.) Bald sollt' ich dir um den Hals fallen, Schurke!  Ein
Meisterstreich!  Vierhundert, sagst du?--Genua ist nicht mehr zu
retten.  Vierhundert Scudi sind dein.

Mohr (treuherzig.) Gelt, Fiesco?  Wir Zwei wollen Genua
zusammenschmei�en, da� man die Gesetze mit dem Besen aufkehren
kann--Das hab' ich Euch nie gesagt, da� ich unter der hiesigen
Garnison meine V�gel habe, auf die ich z�hlen kann, wie auf meine
H�llenfahrt.  Nun hab' ich veranstaltet, da� wir auf jedem Thor
wenigstens sechs Creaturen unter der Wache haben, die genug sind, die
Andern zu beschw�tzen und ihre f�nf Sinne unter Wein zu setzen.  Wenn
Ihr also Lust habt, diese Nacht einen Streich zu wagen, so findet Ihr
die Wachen besoffen.

Fiesco.  Rede nichts mehr.  Bis jetzt hab' ich den ungeheuren Quader
ohne Menschenhilfe gew�lzt; hart am Ziel soll mich der schlechteste
Kerl in der Rundung besch�men?--Deine Hand, Bursche!  Was dir der
Graf schuldig bleibt, wird der Herzog hereinholen.

Mohr.  �berdies noch ein Billet von der Gr�fin Imperiali.  Sie
winkte mir von der Gasse hinauf, war sehr gn�dig, fragte mich
sp�ttelnd, ob die Gr�fin von Lavagna keinen Anfall von Gelbsucht
gehabt h�tte?  Euer Gnaden, sagt' ich, fragen nur einem Befinden nach,
sagt' ich-Fiesco (hat das Billet gelesen und wirft es weg).  Sehr
gut gesagt; sie antwortete?

Mohr.  Antwortete, sie bedaure dennoch das Schicksal der armen Wittwe,
erbiete sich auch, ihr Genugthuung zu geben und Euer Gnaden
Galanterieen k�nftig zu verbitten.

Fiesco (h�misch).  Welche sich wohl noch vor Welt-Untergang aufheben
d�rften--Das die ganze Erheblichkeit, Hassan?

Mohr (boshaft).  Gn�diger Herr, Angelegenheiten der Damen sind es
zun�chst nach den politischen-Fiesco.  O ja freilich, und diese
allerdings.  Aber was willst du mit diesem Papierchen?

Mohr.  Eine Teufelei mit einer andern auskratzen--Diese Pulver gab
mir Signora, Eurer Frau t�glich eins in die Chocolade zu r�hren.

Fiesco (tritt bla� zur�ck).  Gab dir?

Mohr.  Donna Julia, Gr�fin Imperiali.

Fiesco (rei�t ihm solche weg, heftig).  L�gst du, Canaille, lass' ich
dich lebendig an den Wetterhahn vom Lorenzothurm schmieden, wo dich
der Wind in einem Athemzug neunmal herumtreibt--die Pulver?

Mohr (ungeduldig).  Soll ich Eurer Frau in der Chocolade zu saufen
geben, verordnete Donna Julia Imperiali.

Fiesco (au�er Fassung).  Ungeheuer!  Ungeheuer!--dieses holdselige
Gesch�pf?--Hat so viel H�lle in einer Frauenzimmerseele Platz?--Doch,
ich verga� dir zu danken, himmlische Vorsicht, die du es nichtig
machst--nichtig durch einen �rgeren Teufel.  Deine Wege sind
sonderbar.  (Zum Mohren.) Du versprichst, zu gehorchen, und schweigst.

Mohr.  Sehr wohl.  Das Letzte kann ich, sie bezahlte mir's baar.

Fiesco.  Dieses Billet ladet mich zu ihr--Ich will kommen, Madame!
Ich will Sie beschw�tzen, bis Sie hieher folgen.  Gut.  Du eilst
nunmehr, was du eilen kannst, rufst die ganze Verschw�rung zusammen.

Mohr.  Diesen Befehl hab' ich vorausgewittert und darum Jeden auf
meine Faust Punkt zehn Uhr hieher bestellt.

Fiesco.  Ich h�re Tritte.  Sie sind's.  Kerl, du verdientest deinen
eigenen Galgen, wo noch kein Sohn Adams gezappelt hat.  Geh ins
Vorzimmer, bis ich l�ute.

Mohr (im Abgehen).  Der Mohr hat seine Arbeit gethan, der Mohr kann
gehen.  (Ab.)



F�nfter Auftritt


Alle Verschwornen.

Fiesco (ihnen entgegen).  Das Wetter ist im Anzug.  Die Wolken laufen
zusammen.  Tretet leis auf!  La�t beide Schl�sser vorfallen!

Verrina.  Acht Zimmer hinter uns hab' ich zugeriegelt; der Argwohn
kann auf hundert Mannsschritte nicht beikommen.

Bourgognino.  Hier ist kein Verr�ther, wenn's unsre Furcht nicht wird.

Fiesco.  Furcht kann nicht �ber meine Schwelle.  Willkommen, wer noch
der Gestrige ist.  Nehmt eure Pl�tze.  (Setzen sich.)

Bourgognino (spaziert im Zimmer).  Ich sitze ungern, wenn ich ans
Umrei�en denke.

Fiesco.  Genueser, das ist eine merkw�rdige Stunde.

Verrina.  Du hast uns aufgefordert, einem Plan zum Tyrannenmord
nachzudenken.  Frage uns.  Wir sind da, dir Rede zu geben.

Fiesco.  Zuerst also--eine Frage, die sp�t genug kommt, um seltsam zu
klingen--Wer soll fallen?  (Alle schweigen.)

Bourgognino (indem er sich �ber Fiescos Sessel lehnt, bedeutend).
Die Tyrannen.

Fiesco.  Wohlgesprochen, die Tyrannen.  Ich bitte euch, gebt genau
Acht auf die ganze Schwere des Worts.  Wer die Freiheit zu st�rzen
Miene macht, oder Gewicht hat?--Wer ist mehr Tyrann?

Verrina.  Ich hasse den Ersten, den Letzten f�rchte ich.  Andreas
Doria falle!

Calcagno (in Bewegung).  Andreas, der abgelebte Andreas, dessen
Rechnung mit der Natur vielleicht �bermorgen zerfallen ist?

Sacco.  Andreas, der sanftm�thige Alte?

Fiesco.  Furchtbar ist dieses alten Mannes Sanftmuth, mein Sacco!
Gianettinos Tolltrotz nur l�cherlich.  Andreas Doria falle! das
sprach deine Weisheit, Verrina.

Bourgognino.  Ketten von Stahl oder Seide--es sind Ketten, und
Andreas Doria falle!

Fiesco (zum Tisch gehend).  Also den Stab gebrochen �ber Onkel und
Neffen!  Unterzeichnet!  (Alle unterschreiben.) Das Wer? ist
berichtigt.  (Setzen sich wieder.) Nun zum gleich merkw�rdigen
Wie?--Reden Sie zuerst, Freund Calcagno.

Calcagno.  Wir f�hren es aus wie Soldaten oder wie Meuter.  Jenes ist
gef�hrlich, weil es uns zwingt, viele Mitwisser zu haben, gewagt,
weil die Herzen der Nation noch nicht ganz gewonnen sind--diesem sind
f�nf gute Dolche gewachsen.  In drei Tagen ist hohe Messe in der
Lorenzokirche.  Beide Doria halten dort ihre Andacht.  In der N�he
des Allerh�chsten entschl�ft auch Tyrannenangst.  Ich sagte Alles.

Fiesco (abgewandt).  Calcagno--abscheulich ist Ihre vern�nftige
Meinung--Raphael Sacco?

Sacco.  Calcagnos Gr�nde gefallen mir, seine Wahl emp�rt.  Besser,
Fiesco l��t Oheim und Neffen zu einem Gastmahle laden, wo sie dann,
zwischen den ganzen Groll der Republik gepre�t, die Wahl haben, den
Tod entweder an unsern Dolchen zu essen, oder in gutem Cyprier
Bescheid zu thun.  Wenigstens bequem ist diese Methode.

Fiesco (mit Entsetzen).  Sacco, und wenn der Tropfe Wein, den ihre
sterbende Zunge kostet, zum siedenden Pech wird, ein Vorschmack der
H�lle--Wie dann, Sacco?--Weg mit diesem Rath!  Sprich du, Verrina.

Verrina.  Ein offenes Herz zeigt eine offene Stirn.  Meuchelmord
bringt uns in jedes Banditen Br�derschaft.  Das Schwert in der Hand
deutet den Helden.  Meine Meinung ist, wir geben laut das Signal des
Aufruhrs, rufen Genuas Patrioten st�rmend zur Rache auf.  (Er f�hrt
vom Sessel.  Die Andern folgen.  Bourgognino wirft sich ihm um den
Hals.)

Bourgognino.  Und zwingen mit gewaffneter Hand dem Gl�ck eine Gunst
ab?  Das ist die Stimme der Ehre und die meinige.

Fiesco.  Und die meinige.  Pfui, Genueser!  (Zu Calcagno und Sacco.)
Das Gl�ck hat bereits schon zu viel f�r uns gethan, wir m�ssen uns
selbst auch noch Arbeit geben--Also Aufruhr, und den noch diese Nacht,
Genueser!  (Verrina, Bourgognino erstaunen.  Die Andern erschrecken.)

Calcagno.  Was? noch diese Nacht?  Noch sind die Tyrannen zu m�chtig,
noch unser Anhang zu d�nne.

Sacco.  Diese Nacht noch? und es ist nichts gethan, und die Sonne
geht schon bergunter?

Fiesco.  Eure Bedenklichkeiten sind sehr gegr�ndet, aber lest diese
Bl�tter.  (Er reicht ihnen die Handschriften Gianettinos und geht,
inde� sie neugierig lesen, h�misch auf und nieder.) Jetzt fahre wohl,
Doria, sch�ner Stern!  Stolz und vorlaut standst du da, als h�ttest
du den Horizont von Genua verpachtet, und sahest doch, da� auch die
Sonne den Himmel r�umt und das Scepter der Welt mit dem Monde theilt.
Fahre wohl, Doria, sch�ner Stern!

Auch Patroklus ist gestorben, Und war mehr als du.


Bourgognino (nachdem sie die Bl�tter gelesen).  Das ist gr��lich!

Calcagno.  Zw�lf auf einen Schu�!

Verrina.  Morgen in der Signoria!

Bourgognino.  Gebt mir die Zettel.  Ich reite spornstreichs durch
Genua, halte sie so, so werden die Steine hinter mir springen und die
Hunde Zetermordio heulen.

Alle.  Rache!  Rache!  Rache!  Diese Nacht noch!

Fiesco.  Da seid ihr, wo ich euch wollte.  Sobald es Abend wird, will
ich die vornehmsten Mi�vergn�gten zu einer Lustbarkeit bitten;
n�mlich alle, die auf Gianettinos Mordliste stehen, und noch �berdies
die Sauli, die Gentili, Vivaldi und Vesodimari, alle Todfeinde des
Hauses Doria, die der Meuchelm�rder zu f�rchten verga�.  Sie werden
meinen Anschlag mit offenen Armen umfassen, daran zweifle ich nicht.

Bourgognino.  Daran zweifl' ich nicht.

Fiesco.  Vor Allem m�ssen wir uns des Meers versichern.  Galeeren und
Schiffsvolk hab' ich.  Die zwanzig Schiffe der Doria sind unbetakelt,
unbemannt, leicht �berrumpelt.  Die M�ndung der Darsena wird gestopft,
alle Hoffnung zur Flucht verriegelt.  Haben wir den Hafen, so liegt
Genua an Ketten.

Verrina.  Unleugbar.

Fiesco.  Dann werden die festen Pl�tze der Stadt erobert und besetzt.
Der wichtigste ist das Thomasthor, das zum Hafen f�hrt und unsere
Seemacht mit der Landmacht verkn�pft.  Beide Doria werden in ihren
Pal�sten �berfallen, ermordet.  In allen Gassen wird L�rm geschlagen;
die Sturmglocken werden gezogen, die B�rger herausgerufen, unsere
Partei zu nehmen und Genuas Freiheit zu verfechten.  Beg�nstiget uns
das Gl�ck, so h�rt ihr in der Signoria das Weitere.

Verrina.  Der Plan ist gut.  La� sehen, wie wir die Rollen vertheilen.

Fiesco (bedeutend).  Genueser, ihr stelltet mich freiwillig an die
Spitze des Komplotts.  Werdet ihr auch meinen weiteren Befehlen
gehorchen?

Verrina.  So gewi� sie die besten sind.

Fiesco.  Verrina, wei�t du das W�rtchen unter der Fahne?--Genueser,
sagt's ihm, es hei�t Subordination!  Wenn ich nicht diese K�pfe
drehen kann, wie ich eben will--versteht mich ganz--wenn ich nicht
der Souver�n der Verschw�rung bin, so hat sie auch ein Mitglied
verloren.

Verrina.  Ein freies Leben ist ein paar knechtische Stunden
werth--Wir gehorchen.

Fiesco.  So verla�t mich jetzt.  Einer von euch wird die Stadt
visitieren und mir von der St�rke und Schw�che der festen Pl�tze
Rapport machen.  Ein Anderer erforscht die Parole.  Ein Dritter
bemannt die Galeeren.  Ein Vierter wird die zweitausend Mann nach
meinem Schlo�hof bef�rdern.  Ich selbst werde auf den Abend Alles
berichtigt haben und noch �berdies, wenn das Gl�ck will, die Bank im
Pharao sprengen.  Schlag neun Uhr ist Alles im Schlo�, meine letzten
Befehle zu h�ren.  (Klingelt.)

Verrina.  Ich nehme den Hafen auf mich.  (Ab.)

Bourgognino.  Ich die Soldaten.  (Auch ab.)

Calcagno.  Die Parole will ich ablauern.  (Ab.)

Sacco.  Ich die Runde durch Genua machen.  (Ab.)



Sechster Auftritt


Fiesco.  Darauf der Mohr.

Fiesco (hat sich an ein Pult gesetzt und schreibt).  Schlugen sie
nicht um gegen das W�rtchen Subordination, wie die Raupe gegen die
Nadel?--Aber es ist zu sp�t, Republikaner!

Mohr (kommt).  Gn�diger Herr-Fiesco (steht auf, gibt ihm einen
Zettel).  Alle, deren Namen auf diesem Blatt stehen, ladest du zu
einer Kom�die auf die Nacht.

Mohr.  Mitzuspielen vermuthlich.  Die Entr�e wird die Gurgel kosten.

Fiesco (fremd und ver�chtlich).  Wenn das bestellt ist, will ich dich
nicht l�nger in Genua aufhalten.  (Er geht und l��t eine Goldb�rse
hinter sich fallen.) Das sei deine letzte Arbeit.  (Geht ab.)



Siebenter Auftritt


Mohr hebt den Beutel langsam von der Erde, indem er ihm stutzig
nachblickt.

Stehn wir so miteinander? �Will ich dich nicht mehr in Genua
aufhalten.� Das hei�t aus dem Christlichen in mein Heidenthum
verdolmetscht: Wenn ich Herzog bin, lass' ich den guten Freund an
einen genuesischen Galgen h�ngen.  Gut.  Er besorgt, weil ich um
seine Schliche wei�, werd' ich seine Ehre �ber mein Maul springen
lassen, wenn er Herzog ist.  Sachte, Herr Graf! das Letzte w�re noch
zu �berlegen.

Jetzt, alter Doria, steht mir deine Haut zu Befehl.--Hin bist du,
wenn ich dich nicht warne.  Wenn ich jetzt hingehe und das Komplott
angebe, rett' ich dem Herzog von Genua nichts Geringeres, als ein
Leben und ein Herzogthum; nichts Geringers, als dieser Hut, von Gold
gestrichen voll, kann sein Dank sein.  (Er will fort, bleibt aber
pl�tzlich still stehn.) Aber sachte, Freund Hassan!  Du bist etwa gar
auf der Reise nach einem dummen Streich?  Wenn die ganze
Todtschl�gerei jetzt zur�ckging' und daraus gar etwas Gutes
w�rde?--Pfui! pfui! was will mir mein Geiz f�r einen Teufelsstreich
spielen!--Was stiftet gr��eres Unheil: wenn ich diesen Fiesco
prelle?--wenn ich jenen Doria an das Messer liefre?--Das kl�gelt mir
aus, meine Teufel!--Bringt der Fiesco es hinaus, kann Genua aufkommen.
Weg! das kann nicht sein.  Schl�pft dieser Doria durch, bleibt
Alles wie vor, und Genua hat Frieden--das w�re noch garstiger!--Aber
das Spektakel, wenn die K�pfe der Rebellen in die Gark�che des
Henkers fliegen?  (Auf die andere Seite.) Aber das lustige Gemetzel
dieser Nacht, wenn Ihre Durchlauchten am Pfiff eines Mohren erw�rgen?
Nein! aus diesem Wirrwarr helf' sich ein Christ, dem Heiden ist das
R�thsel zu spitzig--Ich will einen Gelehrten fragen.  (Ab.)



Achter Auftritt


Saal bei der Gr�fin Imperiali.

Julia im Neglig�.  Gianettino tritt herein, zerst�rt.

Gianettino.  Guten Abend, Schwester.

Julia (steht auf).  Etwas Au�erordentliches mag es auch sein, das den
Kronprinzen von Genua zu seiner Schwester f�hrt?

Gianettino.  Schwester, bist du doch stets von Schmetterlingen
umschw�rmt und ich von Wespen.  Wer kann abkommen?  Setzen wir uns.

Julia.  Du machst mich bald ungeduldig.

Gianettino.  Schwester, wann war's das letztemal, da� dich Fiesco
besuchte?

Julia.  Seltsam.  Als wenn mein Gehirn dergleichen Nichtigkeiten
beherbergte.

Gianettino.  Ich mu� es durchaus wissen.

Julia.  Nun--er war gestern da.

Gianettino.  Und zeigte sich offen?

Julia.  Wie gew�hnlich.

Gianettino.  Auch noch der alte Phantast?

Julia (beleidigt).  Bruder!

Gianettino (mir st�rkerer Stimme).  H�re!  Auch noch der alte
Phantast?

Julia (steht aufgebracht auf).  Wof�r halten Sie mich, Bruder?

Gianettino (bleibt sitzen, h�misch).  F�r ein St�ck Weiberfleisch, in
einen gro�en--gro�en Adelsbrief gewickelt.  Unter uns, Schwester,
weil doch Niemand auflauert.

Julia (hitzig).  Unter uns--Sie sind ein tolldreister Affe, der auf
dem Credit seines Onkels steckenreitet--weil doch Niemand auflauert.

Gianettino.  Schwesterchen, Schwesterchen!  Nicht b�se--Ich bin nur
lustig, weil Fiesco noch der alte Phantast ist.  Das hab' ich wissen
wollen.  Empfehl' mich.  (Will gehen.)



Neunter Auftritt


Lomellin kommt.

Lomellin (k��t der Julia die Hand).  Verzeihung f�r meine
Dreistigkeit, gn�dige Frau.  (Zum Gianettino gekehrt.) Gewisse Dinge,
die sich nicht aufschieben lassen-Gianettino (nimmt ihn bei Seite.
Julia tritt zornig zu einem Fl�gel und spielt ein Allegro).  Alles
angeordnet auf morgen?

Lomellin.  Alles!  Prinz.  Aber der Kurier, der heute fr�h nach
Levanto flog, ist nicht wieder zur�ck.  Auch Spinola ist nicht da.
Wenn er aufgefangen w�re!--Ich bin in h�chster Verlegenheit.

Gianettino.  Besorge nichts.  Du hast doch die Liste bei der Hand?

Lomellin (betreten).  Gn�diger Herr--die Liste--ich wei� nicht--ich
werde sie in meiner gestrigen Rocktasche liegen haben-Gianettino.
Auch gut.  W�r' nur Spinola zur�ck.  Fiesco wird morgen fr�h todt im
Bette gefunden.  Ich hab' die Anstalt gemacht.

Lomellin.  Aber f�rchterlich Aufsehen wird's machen.

Gianettino.  Das eben ist unsre Sicherheit, Bursche.
Alltagsverbrechen bringen das Blut des Beleidigten in Wallung, und
Alles kann der Mensch.  Au�erordentliche Frevel machen es vor
Schrecken gefrieren, und der Mensch ist nichts.  Wei�t du das M�rchen
mit dem Medusakopf?  Der Anblick macht Steine--Was ist nicht gethan,
Bursche, bis Steine erwarmen.

Lomellin.  Haben Sie der gn�digen Frau einen Wink gegeben?

Gianettino.  Pfui doch! die mu� man des Fiesco wegen delicater
behandeln.  Doch, wenn sie erst die Fr�chte verschmeckt, wird sie die
Unkosten verschmerzen.  Komm! ich erwarte diesen Abend noch Truppen
von Mailand und mu� an den Thoren die Ordre geben.  (Zur Julia.) Nun,
Schwester, hast du deinen Zorn bald verklimpert?

Julia.  Gehen Sie!  Sie sind ein wilder Gast.

(Gianettino will hinaus und st��t auf Fiesco.)



Zehnter Auftritt


Fiesco kommt.

Gianettino (zur�ckfahrend).  Ha!

Fiesco (zuvorkommend, verbindlich).  Prinz, Sie �berheben mich eines
Besuchs, den ich mir eben vorbehalten hatte-Gianettino.  Auch mir,
Graf, konnte nichts Erw�nschters als Ihre Gesellschaft begegnen.

Fiesco (tritt zu Julien, k��t ihr respectvoll die Hand).  Man ist es
bei Ihnen gewohnt, Signora, immer seine Erwartungen �bertroffen zu
sehen.

Julia.  Pfui doch, das w�rde bei einer Andern zweideutig lauten--Aber
ich erschrecke an meinem Neglig�.  Verzeihen Sie, Graf.  (Will in ihr
Kabinet fliegen.)

Fiesco.  O bleiben Sie, sch�ne gn�dige Frau!  Das Frauenzimmer ist
nie so sch�n, als im Schlafgewand, (l�chelnd) es ist die Tracht
seines Gewerbes--Diese hinaufgezwungenen Haare--Erlauben Sie, da� ich
sie ganz durcheinander werfe.

Julia.  Da� ihr M�nner so gerne verwirret!

Fiesco (unschuldig gegen Gianettino).  Haare und Republiken!  Nicht
wahr, das gilt uns gleichviel?--Und auch dieses Band ist falsch
angeheftet--Setzen Sie sich, sch�ne Gr�fin--Augen zu betr�gen
versteht Ihre Laura, aber nicht Herzen--Lassen Sie mich Ihre
Kammerfrau sein.  (Sie setzt sich, er macht ihr den Anzug zurecht.)

Gianettino (zupft den Lomellin).  Der arme, sorglose Wicht!

Fiesco (an Juliens Busen besch�ftigt).  Sehen Sie--dieses verstecke
ich weislich.  Die Sinne m�ssen immer nur blinde Brieftr�ger sein und
nicht wissen, was Phantasie und Natur mit einander abzukarten haben.

Julia.  Das ist leichtfertig.

Fiesco.  Ganz und gar nicht, denn, sehen Sie, die beste Neuigkeit
verliert, sobald sie Stadtm�rchen wird--Unsre Sinne sind nur die
Grundsuppe unsrer innern Republik.  Der Adel lebt von ihnen, aber
erhebt sich �ber ihren platten Geschmack.  (Er hat sie fertig gemacht
und f�hrt sie vor den Spiegel.) Nun, bei meiner Ehre! dieser Anzug
mu� morgen Mode in Genua sein.  (Fein.) Darf ich Sie so durch die
Stadt f�hren, Gr�fin?

Julia.  �ber den verschlagenen Kopf!  Wie k�nstlich er's anlegte,
mich in seinen Willen hineinzul�gen!  Aber ich habe Kopfweh und werde
zu Hause bleiben.

Fiesco.  Verzeihen Sie, Gr�fin--das k�nnen Sie, wie Sie wollen, aber
Sie wollen es nicht--Diesen Mittag ist eine Gesellschaft
florentinischer Schauspieler hier angekommen und hat sich erboten, in
meinem Palaste zu spielen--Nun hab' ich nicht verhindern k�nnen, da�
die meisten Edeldamen der Stadt Zuschauerinnen sein werden, welches
mich �u�erst verlegen macht, weil ich die vornehmste Loge besetzen
soll, ohne meinen empfindlichen G�sten eine Sottise zu machen.  Noch
ist nur ein Ausweg m�glich.  (Mit einer tiefen Verbeugung.) Wollen
Sie so gn�dig sein, Signora?

Julia (wird roth und geht schleunig ins Kabinet).  Laura!

Gianettino (tritt zu Fiesco).  Graf, Sie erinnern sich einer
unangenehmen Geschichte, die neulich zwischen uns Beiden
vorfiel-Fiesco.  Ich w�nschte, Prinz, wir verg��en sie Beide--Wir
Menschen handeln gegen uns, wie wir uns kennen, und wessen Schuld
ist's, als die meinige, da� mich mein Freund Doria nicht ganz gekannt
hat?

Gianettino.  Wenigstens werd' ich nie daran danken, ohne Ihnen von
Herzen Abbitte zu thun-Fiesco.  Und ich nie, ohne Ihnen von Herzen zu
vergeben--(Julia kommt etwas umgekleidet zur�ck.)

Gianettino.  Eben f�llt es mir bei, Graf, Sie lassen ja gegen die
T�rken kreuzen?

Fiesco.  Diesen Abend werden die Anker gelichtet--Ich bin eben darum
in einiger Besorgni�, woraus mich die Gef�lligkeit meines Freundes
Doria rei�en k�nnte.

Gianettino (�u�erst h�flich).  Mit allem Vergn�gen!--Befehlen Sie
�ber meinen ganzen Einflu�!

Fiesco.  Der Vorgang d�rfte gegen Abend einigen Auflauf gegen den
Hafen und meinen Palast verursachen, welchen der Herzog, Ihr Oheim,
mi�deuten k�nnten-Gianettino (treuherzig).  Lassen Sie mich daf�r
sorgen.  Machen Sie immer fort, und ich w�nsche Ihnen viel Gl�ck zur
Unternehmung.

Fiesco (schmollt).  Ich bin Ihnen sehr verbunden.



Eilfter Auftritt


Vorige.  Ein Deutscher der Leibwache.

Gianettino.  Was soll's?

Deutscher.  Als ich das Thomasthor vorbeiging, sah ich gewaffnete
Soldaten in gro�er Anzahl der Darsena zueilen und die Galeeren des
Grafen von Lavagna segelfertig machen-Gianettino.  Nichts Wichtigers?
Es wird nicht weiter gemeldet.

Deutscher.  Sehr wohl.  Auch aus den Kl�stern der Kapuziner wimmelt
verd�chtiges Gesindel und schleicht �ber den Markt; Gang und Ansehen
lassen vermuthen, da� es Soldaten sind.

Gianettino (zornig).  �ber den Diensteifer eines Dummkopfs!  (Zu
Lomellin zuversichtlich.) Das sind meine Mail�nder.

Deutscher.  Befehlen Euer Gnaden, da� sie arretiert werden sollen?

Gianettino (laut zu Lomellin).  Sehen Sie nach, Lomellin.  (Wild zum
Deutschen.) Nur fort, es ist gut!  (Zu Lomellin.) Bedeuten Sie dem
deutschen Ochsen, da� er das Maul halten soll.

(Lomellin ab mit dem Deutschen.)

Fiesco (der bisher mit Julien get�ndelt und verstohlen
her�bergeschielt hatte).  Unser Freund ist verdrie�lich.  Darf ich
den Grund wissen?

Gianettino.  Kein Wunder.  Das ewige Anfragen und Melden!  (Schie�t
hinaus.)

Fiesco.  Auch auf uns wartet das Schauspiel.  Darf ich Ihnen den Arm
anbieten, gn�dige Frau?

Julia.  Geduld!  Ich mu� erst die Enveloppe umwerfen.  Doch kein
Trauerspiel, Graf?  Das kommt mir im Traum.

Fiesco (t�ckisch).  O, es ist zum Todtlachen, Gr�fin!

(Er f�hrt sie ab.  Vorhang f�llt.)




Vierter Aufzug

Es ist Nacht.  Schlo�hof des Fiesco.  Die Laternen werden angez�ndet.
Waffen hereingetragen.  Ein Schlo�fl�gel ist erleuchtet.



Erster Auftritt


Bourgognino f�hrt Soldaten auf.

Bourgognino.  Halt!--An das gro�e Hofthor kommen vier Posten.  Zwei
an jede Th�re zum Schlo�.  (Wachen nehmen ihren Posten.) Wer will,
wird hereingelassen.  Hinaus darf Niemand.  Wer Gewalt braucht,
niedergestochen.  (Mit den �brigen ins Schlo�.  Schildwachen auf und
nieder.  Pause.)



Zweiter Auftritt


Wachen am Hofthor (rufen an).  Wer da?  (Zenturione kommt.)

Zenturione.  Freund von Lavagna.  (Geht quer �ber den Hof nach dem
rechten Schlo�thor.)

Wachen (dort).  Zur�ck!

Zenturione (stutzt und geht nach dem linken Thor).

Wachen (am linken).  Zur�ck!

Zenturione (steht betreten still.  Pause.  Darauf zur linken Wache).
Freund, wo hinaus geht's zur Kom�die?

Wache.  Wei� nicht.

Zenturione (auf und ab mit steigender Besorgnis, darauf zur rechten
Wache).  Freund, wann geht die Kom�die an?

Wache.  Wei� nicht.

Zenturione (erstaunt auf und nieder.  Wird die Waffen gewahr.
Best�rzt).  Freund, was soll das?

Wache.  Wei� nicht.

Zenturione (h�llt sich erschrocken in seinen Mantel).  Sonderbar.

Wachen am Hofthor (rufen an).  Wer da?



Dritter Auftritt


Vorige.  Zibo.

Zibo (im Hereintreten).  Freund von Lavagna.

Zenturione.  Zibo, wo sind wir?

Zibo.  Was?

Zenturione.  Schau' um dich, Zibo!

Zibo.  Wo?  Was?

Zenturione.  Alle Th�ren besetzt.

Zibo.  Hier liegen Waffen.

Zenturione.  Niemand gibt Auskunft.

Zibo.  Das ist seltsam.

Zenturione.  Wie viel ist die Glocke?

Zibo.  Acht Uhr vor�ber.

Zenturione.  Puh! es ist grimmkalt.

Zibo.  Acht Uhr ist die bestellte Stunde.

Zenturione (den Kopf sch�ttelnd).  Hier ist's nicht richtig.

Zibo.  Fiesco hat einen Spa� vor.

Zenturione.  Morgen ist Dogewahl--Zibo, hier ist's nicht richtig.

Zibo.  Stille! stille! stille!

Zenturione.  Der rechte Schlo�fl�gel ist voll Lichter.

Zibo.  H�rst du nichts?  H�rst du nichts?

Zenturione.  Hohles Gemurmel drinnen und mitunter-Zibo.  Dumpfiges
Rasseln, wie von Harnischen, die sich an einander reiben-Zenturione.
Schauervoll!  Schauervoll!

Zibo.  Ein Wagen!  Er h�lt an der Pforte!

Wachen am Hofthor (rufen an).  Wer da?



Vierter Auftritt


Vorige.  Vier Asserato.

Asserato (im Hereintreten).  Freund von Fiesco.

Zibo.  Es sind die vier Asserato.

Zenturione.  Guten Abend, Landsmann.

Asserato.  Wir gehen in die Kom�die.

Zibo.  Gl�ck auf den Weg!

Asserato.  Geht ihr nicht mit in die Kom�die?

Zenturione.  Spaziert nur voran.  Wir wollen erst frische Luft
sch�pfen.

Asserato.  Es wird bald angehen.  Kommt.  (Gehen weiter.)

Wache.  Zur�ck!

Asserato.  Wo will das hinaus?

Zenturione (lacht).  Zum Schlo� hinaus.

Asserato.  Hier ist ein Mi�verstand.

Zibo.  Ein handgreiflicher.  (Musik auf dem rechten Fl�gel.)

Asserato.  H�rt ihr die Symphonie?  Das Lustspiel wird vor sich gehen.

Zenturione.  Mich d�ucht, es fing schon an, und wir spielen die
Narren drin.

Zibo.  �brige Hitze hab' ich nicht.  Ich gehe.

Asserato.  Waffen hier.

Zibo.  Pah!  Kom�dienwaaren.

Zenturione.  Sollen wir hier stehen, wie die Narren am Acheron?
Kommt zum Kaffeehaus!  (Alle Sechs eilen gegen die Pforte.)

Wachen (schreien heftig).  Zur�ck!

Zenturione.  Mord und Tod!  Wir sind gefangen!

Zibo.  Mein Schwert sagt: nicht lange!

Asserato.  Steck' ein! steck' ein!  Der Graf ist ein Ehrenmann.

Zibo.  Verkauft!  Verrathen!  Die Kom�die war der Speck, hinter der
Maus schlug die Th�re zu.

Asserato.  Das wolle Gott nicht!  Mich schaudert, wie das sich
entwickeln soll.



F�nfter Auftritt


Schildwachen.  Wer da?  (Verrina, Sacco kommen.)

Verrina.  Freunde vom Hause.  (Sieben andere Nobili kommen nach.)

Zibo.  Seine Vertrauten!  Nun kl�rt sich Alles auf.

Sacco (im Gespr�ch mit Verrina).  Wie ich Ihnen sagte.  Lescaro hat
die Wache am Thomasthor, Dorias bester Officier und ihm blindlings
ergeben.

Verrina.  Das freut mich.

Zibo (zu Verrina).  Sie kommen erw�nscht, Verrina, uns allen aus dem
Traume zu helfen.

Verrina.  Wie so?  Wie so?

Zenturione.  Wir sind zu einer Kom�die geladen.

Verrina.  So haben wir einen Weg.

Zenturione (ungeduldig).  Den Weg alles Fleisches.  Den wei� ich.
Sie sehen ja, da� die Th�ren besetzt sind?  Wof�r die Th�ren besetzen?

Zibo.  Wof�r die Waffen?

Zenturione.  Wir stehen da, wie unter dem Galgen.

Verrina.  Der Graf wird selbst kommen.

Zenturione.  Er kann sich betreiben.  Meine Geduld rei�t den Zaum ab.
(Alle Nobili gehen im Hintergrunde auf und nieder.)

Bourgognino (aus dem Schlo�).  Wie steht's im Hafen, Verrina?

Verrina.  Alles gl�cklich an Bord.

Bourgognino.  Das Schlo� ist auch gepfropft voll Soldaten.

Verrina.  Es geht stark auf neun Uhr.

Bourgognino.  Der Graf macht sehr lang.

Verrina.  Immer zu rasch f�r seine Hoffnung.  Bourgognino, ich werde
zu Eis, wenn ich mir etwas denke.

Bourgognino.  Vater, �bereile dich nicht.

Verrina.  Es l��t sich nicht �bereilen, wo nicht gez�gert werden kann.
Wenn ich den zweiten Mord nicht begehe, kann ich den ersten niemal
verantworten.

Bourgognino.  Aber wann soll Fiesco sterben?

Verrina.  Wann Genua frei ist, stirbt Fiesco!

Schildwachen.  Wer da?



Sechster Auftritt


Vorige.  Fiesco.

Fiesco (im Hereintreten).  Ein Freund!  (Alle verneigen sich.
Schildwachen pr�sentieren.) Willkommen, wertheste G�ste!  Sie werden
geschm�hlt haben, da� der Hausvater so lange auf sich warten lie�.
Verzeihen Sie.  (Leise zu Verrina.) Fertig?

Verrina (ihm ins Ohr).  Nach Wunsch.

Fiesco (leise zu Bourgognino).  Und?

Bourgognino.  Alles richtig.

Fiesco (zu Sacco).  Und?

Sacco.  Alles gut.

Fiesco.  Und Calcagno?

Bourgognino.  Fehlt noch.

Fiesco (laut zu den Thorwachen).  Man soll schlie�en!  (Er nimmt den
Hut ab und tritt mit freiem Anstand zur Versammlung.)


Meine Herren!

Ich bin so frei gewesen, Sie zu einem Schauspiel bitten zu
lassen--Nicht aber, Sie zu unterhalten, sondern Ihnen Rollen darin
aufzutragen.

Lange genug, meine Freunde, haben wir Gianettino Dorias Trotz und die
Anma�ungen des Andreas ertragen.  Wenn wir Genua retten wollen,
Freunde, wird keine Zeit zu verlieren sein.  Zu was Ende glauben Sie
diese zwanzig Galeeren, die den vaterl�ndischen Hafen belagern?  Zu
was Ende die Allianzen, so diese Doria schlossen?  Zu was Ende die
fremden Waffen, die sie ins Herz Genuas zogen?--Jetzt ist es nicht
mehr mit Murren und Verw�nschen gethan.  Alles zu retten, mu� Alles
gewagt werden.  Ein verzweifeltes �bel will eine verwegene Arznei.
Sollte Einer in dieser Versammlung sein, der Phlegma genug hat, einen
Herrn zu erkennen, der nur seines Gleichen ist?--(Gemurmel.)--Hier
ist Keiner, dessen Ahnen nicht um Genuas Wiege standen.  Was? bei
Allem, was heilig ist! was? was haben denn diese zween B�rger voraus,
da� sie den frechen Flug �ber unsere H�upter nehmen?--(Wilderes
Gemurre.)--Jeder von Ihnen ist feierlich aufgeforderet, Genuas Sache
gegen seine Unterdr�cker zu f�hren--Keiner von Ihnen kann ein
Haarbreit von seinen Rechten vergeben, ohne zugleich die Seele des
ganzen Staats zu verrathen-(Ungest�me Bewegungen unter den Zuh�rern
unterbrechen ihn; dann f�hrt er fort.)

Sie empfinden--jetzt ist Alles gewonnen.  Schon hab' ich vor Ihnen
her den Weg zum Ruhme gebahnt.  Wollen Sie folgen?  Ich bin bereit,
Sie zu f�hren.  Diese Anstalten, die Sie noch kaum mit Entsetzen
beschauten, m�ssen Ihnen jetzt frischen Heldenmuth einhauchen.  Diese
Schauder der Bangigkeit m�ssen in einen r�hmlichen Eifer erwarmen,
mit diesen Patrioten und mir Eine Sache zu machen und die Tyrannen
von Grund aus zu st�rzen.  Der Erfolg wird das Wagst�ck beg�nstigen,
denn meine Anstalten sind gut.  Das Unternehmen ist gerecht, denn
Genua leidet.  Der Gedanke macht uns unsterblich, denn er ist
gef�hrlich und ungeheuer.

Zenturione (in st�rmischer Aufwallung).  Genug!  Genua wird frei!
Mit diesem Feldgeschrei gegen die H�lle!

Zibo.  Und wen das nicht aus seinem Schlummer jagt, der keuche ewig
am Ruder, bis ihn die Posaune des Weltgerichts losschlie�t.

Fiesco.  Das waren Worte eines Mannes.  Nun erst verdienen Sie die
Gefahr zu wissen, die �ber Ihnen und Genua hing.  (Er gibt ihnen die
Zettel des Mohren.) Leuchtet, Soldaten!  (Nobili dr�ngen sich um eine
Fackel und lesen.) Es ging, wie ich w�nschte, Freund.

Verrina.  Doch rede noch nicht so laut.  Ich habe dort auf dem linken
Fl�gel Gesichter bleich werden und Kniee schlottern gesehen.

Zenturione (in Wuth).  Zw�lf Senatoren!  Teuflisch!  Fa�t alle
Schwerter auf!  (Alle st�rzen sich auf die bereit liegenden Waffen,
zwei ausgenommen.)

Zibo.  Dein Name steht auch da, Bourgognino.

Bourgognino.  Und noch heute, so Gott will, auf Dorias Gurgel.

Zenturione.  Zwei Schwerter liegen noch.

Zibo.  Was? was?

Zenturione.  Zwei nahmen kein Schwert.

Asserato.  Meine Br�der k�nnen kein Blut sehen.  Verschont sie!

Zenturione (heftig).  Was? was?  Kein Tyrannenblut sehen?  Zerrei�t
die Memmen!  Werft sie zur Republik hinaus, diese Bastarde!  (Einige
von der Gesellschaft werfen sich ergrimmt auf die Beiden.)

Fiesco (rei�t sie auseinander).  Haltet! haltet!  Soll Genua Sklaven
seine Freiheit verdanken?  Soll unser Gold durch dieses schlechte
Metall seinen guten Klang verlieren?  (Er befreit sie.) Sie, meine
Herren, nehmen so lang mit einem Zimmer in meinem Schlo� vorlieb, bis
unsre Sachen entschieden sind.  (Zur Wache.) Zween Arrestanten!  Ihr
haftet f�r sie!  Zwei scharfe Posten an ihre Schwelle!  (Sie werden
abgef�hrt.)

Schildwachen am Hofthor.  Wer drau�en?  (Man pocht.)

Calcagno (ruft �ngstlich).  Schlie�t auf!  Ein Freund!  Schlie�t um
Gotteswillen auf!

Bourgognino.  Es ist Calcagno.  Was soll das �um Gotteswillen�?

Fiesco.  Macht ihm auf, Soldaten.



Siebenter Auftritt


Vorige.  Calcagno au�er Athem, erschrocken.

Calcagno.  Aus! aus!  Fliehe, wer fliehen kann!  Alles aus!

Bourgognino.  Was aus?  Haben sie Fleisch von Erz, sind unsre
Schwerter von Binsen?

Fiesco.  �berlegung, Calcagno!  Ein Mi�verstand hier w�re nicht mehr
zu vergeben.

Calcagno.  Verrathen sind wir.  Eine h�llische Wahrheit.  Ihr Mohr
Lavagna, der Schelm!  Ich komme vom Palast der Signoria.  Er hatte
Audienz beim Herzog.  (Alle Nobili erblassen.  Fiesco selbst
ver�ndert die Farbe.)

Verrina (entschlossen gegen die Thorwachen).  Soldaten! streckt mir
die Hellebarden vor!  Ich will nicht durch die H�nde des Henkers
sterben.  (Alle Nobili rennen best�rzt durcheinander.)

Fiesco (gefa�ter.) Wohin?  Was macht ihr?--Geh in die H�lle,
Calcagno--Es war ein blinder Schrecken, ihr Herrn--Weib!  Das vor
diesen Knaben zu sagen--Auch du, Verrina?--Bourgognino, du
auch?--Wohin du?

Bourgognino (heftig).  Heim, meine Bertha ermorden und wieder hier
sein.

Fiesco (schl�gt ein Gel�chter auf).  Bleibt!  Haltet!  Ist das der
Muth der Tyrannenm�rder?--Meisterlich spieltest du deine Rolle,
Calcagno!--Merktet ihr nicht, da� diese Zeitung meine Veranstaltung
war?--Calcagno, sprechen Sie, war's nicht mein Befehl, da� Sie diese
R�mer auf die Prob' stellen sollten?

Verrina.  Nun, wenn du lachen kannst?--Ich will's glauben, oder dich
nimmer f�r einen Menschen halten.

Fiesco.  Schande �ber euch, M�nner!  In dieser Knabenprobe zu fallen!
--Nehmt eure Waffen wieder--Ihr werdet wie B�ren fechten, wollt ihr
diese Scharte verwetzen.  (Leise zu Calcagno.) Waren Sie selbst dort?

Calcagno.  Ich dr�ngte mich durch die Trabanten, meinem Auftrag gem��
die Parole beim Herzog zu holen--wie ich zur�cktrete, bringt man den
Mohren.

Fiesco (laut).  Also der Alte ist zu Bette?  Wir wollen ihn aus den
Federn trommeln (Leise.) Sprach er lang mit dem Herzog?

Calcagno.  Mein erster Schreck und Eure nahe Gefahr lie�en mich kaum
zwei Minuten dort.

Fiesco (laut und munter).  Sieh doch! wie unsre Landsleute noch
zittern.

Calcagno.  Sie h�tten auch nicht so bald herausplatzen sollen.
(Leise.) Aber um Gotteswillen, Graf! was wird diese Nothl�ge fruchten?

Fiesco.  Zeit, Freund, und dann ist der erste Schreck jetzt vor�ber.
(Laut.) He! an soll Wein bringen!  (Leise.) Und sahn Sie den Herzog
erblassen?  (Laut.) Frisch, Br�der, wir wollen noch eins Bescheid
thun auf den Tanz dieser Nacht!  (Leise.) Und sahn Sie den Herzog
erblassen?

Calcagno.  Des Mohren erstes Wort mu� �Verschw�rung� gelautet haben;
der Alte trat schneebleich zur�ck.

Fiesco (verwirrt).  Hum!  Hum! der Teufel ist schlau, Calcagno--er
verrieth nichts, bis das Messer an ihre Gurgel ging.  Jetzt ist er
freilich ihr Engel.  Der Mohr ist schlau.  (Man bringt ihm einen
Becher Wein; er h�lt ihn gegen die Versammlung und trinkt.) Unser
gutes Gl�ck, Kameraden!  (Man pocht.)

Schildwachen.  Wer drau�en?

Eine Stimme.  Ordonnanz des Herzogs.  (Die Nobili st�rzen
verzweifelnd im Hof herum.)

Fiesco (springt unter sie).  Nein, Kinder!  Erschreckt nicht!
erschreckt nicht!  Ich bin hier.  Hurtig!  Schafft diese Waffen weg.
Seid M�nner! ich bitte euch.  Dieser Besuch l��t mich hoffen, da�
Andreas noch zweifelt.  Geht hinein.  Fa�t euch.  Schlie�t auf,
Soldaten.  (Alle entfernen sich.  Das Thor wird ge�ffnet.)



Achter Auftritt


Fiesco, als k�m' er eben aus dem Schlo�.  Drei Deutsche, die den
Mohren gebunden bringen.

Fiesco.  Wer rief mich in den Hof?

Deutscher.  F�hrt uns zum Grafen.

Fiesco.  Der Graf ist hier.  Wer begehrt mich?

Deutscher (macht die Honneurs vor ihm).  Einen guten Abend vom Herzog.
Diesen Mohren liefert er Euer Gnaden gebunden aus.  Er habe
sch�ndlich herausgeplaudert.  Das Weitere sagt der Zettel.

Fiesco (nimmt ihn gleichg�ltig.) Und hab' ich dir nicht erst heut die
Galeere verk�ndigt?  (Zum Deutschen.) Es ist gut, Freund.  Meinen
Respect an den Herzog.

Mohr (ruft ihnen nach).  Und auch meinerseits einen, und sag'
ihm--dem Herzog--wenn er keinen Esel geschickt h�tte, so w�rd' er
erfahren haben, da� im Schlo� zweitausend Soldaten stecken.
(Deutsche gehen ab.  Nobili kommen zur�ck.)



Neunter Auftritt


Fiesco.  Verschworene.  Mohr trotzig in der Mitte.

Verschworene (fahren bebend zur�ck beim Anblick des Mohren).  Ha! was
ist das?

Fiesco (hat das Billet gelesen, mit verbissenem Zorn).  Genueser! die
Gefahr ist vorbei--aber auch die Verschw�rung.

Verrina (ruft erstaunt aus).  Was?  Sind die Doria todt?

Fiesco (in heftiger Bewegung).  Bei Gott! auf die ganze Kriegsmacht
der Republik--auf Das war ich nicht gefa�t.  Der alte schw�chliche
Mann schl�gt mit vier Zeilen dritthalbtausend Mann.  (L��t kraftlos
die H�nde sinken.) Doria schl�gt den Fiesco.

Bourgognino.  So sprechen Sie doch!  Wir erstarren.

Fiesco (liest). �Lavagna, Sie haben, d�ucht mich, Ein Schicksal mit
mir--Wohlthaten werden Ihnen mit Undank belohnt.  Dieser Mohr warnt
mich vor einem Komplott--Ich sende ihn hier gebunden zur�ck und werde
heute Nacht ohne Leibwache schlafen.� (Er l��t das Papier fallen.
Alle sehen sich an.)

Verrina.  Nun, Fiesco?

Fiesco (mit Adel).  Ein Doria soll mich an Gro�muth besiegt haben?
Eine Tugend fehlt im Stamm der Fiesker?--Nein! so wahr ich ich selber
bin!--Geht auseinander, ihr!  Ich werde hingehen--und Alles bekennen.
(Will hinausst�rzen.)

Verrina (h�lt ihn auf).  Bist du wahnsinnig, Mensch?  War es denn
irgend ein Bubenstreich, den wir vorhatten?  Halt! oder war's nicht
Sache des Vaterlands!  Halt! oder wolltest du nur dem Andreas zu
Leibe, nicht dem Tyrannen?  Halt! sag' ich--ich verhafte dich als
einen Verr�ther des Staats-Verschworne.  Bindet ihn! werft ihn zu
Boden!

Fiesco (rei�t Einem ein Schwert weg und macht sich Bahn).  Sachte
doch!  Wer ist der Erste, der das Halfter �ber den Tiger wirft?--Seht,
ihr Herrn--Frei bin ich--k�nnte durch, wo ich Luft h�tte--Jetzt will
ich bleiben, denn ich habe mich anders besonnen.

Bourgognino.  Auf Ihre Pflicht besonnen?

Fiesco (aufgebracht, mit Stolz). Ha, Knabe! Lernen Sie erst die Ihrige
gegen mich auswendig, und mir nimmer das!--Ruhig, ihr Herrn--es bleibt
Alles wie vor.--(Zum Mohren, dessen Stricke er zerhaut.) Du hast das
Verdienst, eine gro�e That zu veranlassen--Entfliehe!

Calcagno (zornig).  Was? was?  Leben soll der Heide? leben und uns
alle verrathen haben?

Fiesco.  Leben und euch allen--bang gemacht haben.  Fort, Bursche!
Sorge, da� du Genua auf den R�cken kriegst, man k�nnte seinen Muth an
dir retten wollen.

Mohr.  Das hei�t, der Teufel l��t keinen Schelmen sitzen!--Gehorsamer
Diener, ihr Herrn!--Ich merke schon, in Italien w�chst mein Strick
nicht.  Ich mu� ihn anderswo suchen.  (Ab mit Gel�chter.)



Zehnter Auftritt


Bedienter kommt.  Vorige ohne den Mohren.

Bedienter.  Die Gr�fin Imperiali fragen schon dreimal nach Euer
Gnaden.

Fiesco.  Potz tausend!  Die Kom�die wird freilich wohl angehen m�ssen!
Sag' ihr, ich bin unverz�glich dort--Bleib--Meine Frau bittest du,
in den Concertsaal zu treten und mich hinter den Tapeten zu erwarten.
(Bedienter ab.) Ich habe hier euer Aller Rollen zu Papier gebracht;
wenn Jeder die seinige erf�llt, so ist nichts mehr zu sagen--Verrina
wird voraus in den Hafen gehen und mit einer Kanone das Signal zum
Ausbruch geben, wenn die Schiffe erobert sind.--Ich gehe; mich ruft
noch eine gro�e Verrichtung.  Ihr werdet ein Gl�ckchen h�ren und alle
miteinander in meinen Concertsaal kommen--Inde� geht hinein--und la�t
euch meinen Cyprier schmecken.  (Sie gehen auseinander.)



Eilfter Auftritt


Concertsaal--Leonore.  Arabella.  Rosa.  Alle be�ngstigt.

Leonore.  In den Concertsaal versprach Fiesco zu kommen, und kommt
nicht.  Eilf Uhr ist vor�ber.  Von Waffen und Menschen dr�hnt
f�rchterlich der Palast, und kommt kein Fiesco?

Rosa.  Sie sollen sich hinter die Tapeten verstecken--Was der gn�dige
Herr damit wollen mag?

Leonore.  Er will's, Rosa, ich wei� also genug, um gehorsam zu sein.
Bella, genug, um ganz au�er Furcht zu sein--Und doch! doch zittr' ich
so sehr, Bella, und mein Herz klopft so schrecklich bang.  M�dchen,
um Gotteswillen! gehe keines von meiner Seite.

Bella.  F�rchten Sie nichts.  Unsre Angst bewacht unsern F�rwitz.

Leonore.  Worauf mein Auge st��t, begegnen mir fremde Gesichter, wie
Gespenster hohl und verzerrt.  Wen ich anrufe, zittert wie ein
Ergriffener und fl�chtet sich in die dichteste Nacht, diese gr��liche
Herberge des b�sen Gewissens.  Was man antwortet, ist ein halber
heimlicher Laut, der auf bebender Zunge noch �ngstlicher zweifelt, ob
er auch kecklich entwischen darf.--Fiesco?--Ich wei� nicht, was hier
Grauenvolles geschmiedet wird--Nur meinen Fiesco (mit Grazie ihre
H�nde faltend) umflattert, ihr himmlischen M�chte!

Rosa (zusammengeschreckt).  Jesus!  Was rauscht in der Galerie?

Bella.  Es ist der Soldat, der dort Wache steht.  (Die Schildwache
ruft au�en: �Wer da?� Man antwortet.)

Leonore.  Leute kommen!  Hinter die Tapete!  Geschwind!  (Sie
verstecken sich.)



Zw�lfter Auftritt


Julia.  Fiesco im Gespr�ch.

Julia (sehr zerst�rt).  H�ren Sie auf, Graf!  Ihre Galanterieen
fallen nicht mehr in achtlose Ohren, aber in ein siedendes Blut--Wo
bin ich?  Hier ist Niemand als die verf�hrerische Nacht.  Wohin haben
Sie mein verwahrlostes Herz geplaudert?

Fiesco.  Wo die verzagte Leidenschaft k�hner wird, und Wallungen
freier mit Wallungen reden.

Julia.  Halt ein, Fiesco.  Bei Allem, was heilig ist, nicht weiter!
W�re die Nacht nicht so dichte, du w�rdest meine flammrothen Wangen
sehen und dich erbarmen.

Fiesco.  Weit gefehlt, Julia!  Eben dann w�rde meine Empfindung die
Feuerfahne der deinigen gewahr und lief' desto muthiger �ber.  (Er
k��t ihr heftig die Hand.)

Julia.  Mensch, dein Gesicht brennt fiebrisch, wie dein Gespr�ch.
Weh, auch aus dem meinigen, ich f�hl's, schl�gt wildes, frevelndes
Feuer.  La� uns das Licht suchen, ich bitte.  Die aufgewiegelten
Sinne k�nnten den gef�hrlichen Wink dieser Finsterni� merken.  Geh!
diese g�hrenden Rebellen k�nnten hinter dem R�cken des versch�mten
Tages ihre gottlosen K�nste treiben.  Geh unter Menschen, ich
beschw�re dich.

Fiesco (zudringlicher).  Wie ohne Noth besorgt, meine Liebe!  Wird je
die Gebieterin ihren Sklaven f�rchten?

Julia.  �ber euch M�nner und den ewigen Widerspruch!  Als wenn ihr
nicht die gef�hrlichsten Sieger w�ret, wenn ihr euch unsrer
Eigenliebe gefangen gebt.  Soll ich dir Alles gestehen, Fiesco? da�
nur mein Laster meine Tugend bewahrte? nur mein Stolz deine K�nste
verlachte? nur bis hieher meine Grunds�tze Stand hielten?  Du
verzweifelst an deiner List und nimmst deine Zuflucht zu Julias Blut.
Hier verlassen sie mich.

Fiesco (leichtfertig dreist).  Und was verlorst du bei diesem
Verluste?

Julia (aufgeregt und mit Hitze).  Wenn ich den Schl�ssel zu meinem
weiblichen Heiligthum an dich vert�ndle, womit du mich schamroth
machst, wenn du willst?  Was hab' ich weniger zu verlieren, als
Alles?  Willst du mehr wissen, Sp�tter?  Das Bekenntni� willst du
noch haben, da� die ganze geheime Weisheit unsers Geschlechts nur
eine armselige Vorkehrung ist, unsere t�dtliche Seite zu entsetzen,
die doch zuletzt allein von euren Schw�ren belagert wird, die (ich
gesteh' es err�thend ein) so gern erobert sein m�chte, so oft beim
ersten Seitenblick der Tugend den Feind verr�therisch empf�ngt?--da�
alle unsere weiblichen K�nste einzig f�r dieses wehrlose Stichblatt
fechten, wie auf dem Schach alle Officiere den wehrlosen K�nig
bedecken?  �berrumpelst du diesen--Matt! und wird getrost das ganze
Brett durcheinander.  (Nach einer Pause mit Ernst.) Du hast das
Gem�ld' unsrer prahlerischen Armuth--Sei gro�m�thig!

Fiesco.  Und doch, Julia--Wo besser als in meiner unendlichen
Leidenschaft kannst du diesen Schatz niederlegen?

Julia.  Gewi� nirgends besser, und nirgends schlimmer--H�re, Fiesco,
wie lang wird diese Unendlichkeit w�hren?--Ach! schon zu ungl�cklich
hab' ich gespielt, da� ich nicht auch mein Letztes noch setzen
sollte--Dich zu fangen, Fiesco, muthete ich dreist meinen Reizen zu;
und ich mi�traue ihnen die Allmacht, dich festzuhalten--Pfui doch,
was red' ich da?  (Sie tritt zur�ck und h�lt die H�nde vors Gesicht.)

Fiesco. Zwei S�nden in einem Athem. Das Mi�trauen in meinen Geschmack,
oder das Majest�tsverbrechen gegen deine Liebensw�rdigkeit--was von
beiden ist schwerer zu vergeben?

Julia (matt, unterliegend, mit beweglichem Ton).  L�gen sind nur die
Waffen der H�lle--die bracht Fiesco nicht mehr, seine Julia zu f�llen.
(Sie f�llt ersch�pft in einen Sopha, nach einer Pause feierlich.)
H�re, la� dir noch ein W�rtchen sagen, Fiesco--Wir sind Heldinnen,
wenn wir unsere Tugend noch sicher wissen:--wenn wir sie vertheidigen,
Kinder; (ihm starr und wild unter die Augen) Furien, wenn wir sie
r�chen--H�re.  Wenn du mich kalt w�rgtest, Fiesco?

Fiesco (nimmt einen aufgebrachten Ton an).  Kalt? kalt?--Nun, bei
Gott! was fordert denn die uners�ttliche Eitelkeit des Weibs, wenn es
einen Mann vor sich kriechen sieht und noch zweifelt?  Ha, er erwacht
wieder, ich f�hle, (den Ton in K�lte ver�ndert) noch zu rechter Zeit
gehen mir die Augen auf--Was war's, das ich eben erbetteln
wollte?--Die kleinste Erniedrigung eines Mannes ist gegen die h�chste
Gunst eines Weibs weggeworfen!  (Zu ihr mit tiefer, frostiger
Verbeugung.) Fassen Sie Muth, Madame!  Jetzt sind Sie sicher.

Julia (best�rzt).  Graf?  Welche Anwandlung!

Fiesco (�u�erst gleichg�ltig).  Nein, Madame!  Sie haben vollkommen
recht, wir Beide haben die Ehre nur einmal auf dem Spiel.  (Mit einem
h�flichen Handku�.) Ich habe das Vergn�gen, Ihnen bei der
Gesellschaft meinen Respect zu bezeugen.  (Er will schnell fort.)

Julia (ihm nach, rei�t ihn zur�ck). Bleib! Bist du rasend? Bleib! Mu�
ich es denn sagen--heraussagen, was das ganze M�nnervolk auf den
Knieen--in Thr�nen--auf der Folterbank meinem Stolz nicht abdringen
sollte?--Weh! auch dies dichte Dunkel ist zu licht, diese Feuersbrunst
zu bergen, die das Gest�ndni� auf meinen Wangen macht--Fiesco--O, ich
bohre durchs Herz meines ganzen Geschlechts--mein ganzes Geschlecht
wird mich ewig hassen--Ich bete dich an, Fiesco! (F�llt vor ihm
nieder.)

Fiesco (weicht drei Schritte zur�ck, l��t sie liegen und lacht
triumphierend auf).  Das bedaur' ich, Signora.  (Er zieht die Glocke,
hebt die Tapete auf und f�hrt Leonoren hervor.) Hier ist meine
Gemahlin--ein g�ttliches Weib!  (Er f�llt Leonoren in den Arm.)

Julia (springt schreiend vom Boden).  Ah! unerh�rt betrogen!



Dreizehnter Auftritt


Die Verschwornen, welche zumal hereintreten.  Damen von der andern
Seite.  Fiesco.  Leonore und Julia.

Leonore.  Mein Gemahl, das war allzu streng.

Fiesco.  Ein schlechtes Herz verdiente nicht weniger.  Deinen Thr�nen
war ich diese Genugthuung schuldig.  (Zur Versammlung.) Nein, meine
Herrn und Damen, ich bin nicht gewohnt, bei jedem Anla� in kindische
Flammen aufzuprasseln, Die Thorheiten der Menschen belustigen mich
lange, eh sie mich reizen.  Diese verdient meinen ganzen Zorn, denn
sie hat diesem Engel dieses Pulver gemischt.  (Er zeigt das Gift der
Versammlung, die mit Abscheu zur�cktritt.)

Julia (ihre Wuth in sich bei�end).  Gut!  Gut!  Sehr gut, mein Herr!
(Will fort.)

Fiesco (f�hrt sie am Arm zur�ck).  Sie werden Geduld haben,
Madame--Noch sind wir nicht fertig--Diese Gesellschaft m�chte gar zu
gern wissen, warum ich meinen Verstand so verleugnen konnte, den
tollen Roman mit Genuas gr��ter N�rrin zu spielen-Julia
(aufspringend).  Es ist nicht auszuhalten!  Doch zittre du!  (Drohend.
) Doria donnert in Genua, und ich--bin seine Schwester.

Fiesco.  Schlimm genug, wenn das Ihre letzte Galle ist--Leider mu�
ich Ihnen die Botschaft bringen, da� Fiesco von Lavagna aus dem
gestohlenen Diadem Ihres durchlauchtigsten Bruders einen Strick
gedreht hat, womit er den Dieb der Republik diese Nacht aufzuh�ngen
gesonnen ist.  (Da sie sich entf�rbt, lacht er h�misch auf.) Pfui,
das kam unerwartet--und sehen Sie! (indem er bei�ender fortf�hrt)
darum fand ich es f�r n�thig, den ungebetenen Blicken Ihres Hauses
etwas zu schaffen zu geben; darum beh�ngt' ich mich (auf sie deutend)
mit dieser Harlekinsleidenschaft, darum (auf Leonoren zeigend) lie�
ich diesen Edelstein fallen, und mein Wild rannte gl�cklich in den
blanken Betrug--Ich dank' f�r Ihre Gef�lligkeit, Signora, und gebe
meinen Theaterschmuck ab.  (Er �berliefert ihren Schattenri� mit
einer Verbeugung.)

Leonore (schmiegt sich bittend an den Fiesco).  Mein Ludovico, sie
weint.  Darf Ihre Leonore Sie zitternd bitten?

Julia (trotzig zu Leonoren).  Schweig! du Verha�te-Fiesco (zu einem
Bedienten).  Sei Er galant, Freund--biete Er dieser Dame den Arm an;
sie hat Lust, mein Staatsgef�ngni� zu sehen.  Er steht mir davor, da�
Madonna von Niemand incommodiert wird--drau�en geht eine scharfe
Luft--der Sturm, der heute Nacht den Stamm Doria spaltet, m�chte ihr
leicht--den Haarputz verderben.

Julia (schluchzend).  Die Pest �ber dich, schwarzer heimt�ckischer
Heuchler!  (Zu Leonoren grimmig.) Freue dich deines Triumphs nicht,
auch dich wird er verderben, und sich selbst und--verzweifeln!
(St�rzt hinaus.)

Fiesco (winkt den G�sten).  Sie waren Zeugen--Retten Sie meine Ehre
in Genua!  (Zu den Verschwornen.) Ihr werdet mich abholen, wenn die
Kanone kommt.  (Alle entfernen sich.)



Vierzehnter Auftritt


Leonore.  Fiesco.

Leonore (tritt ihm �ngstlich n�her).  Fiesco?--Fiesco?--Ich verstehe
Sie nur halb, aber ich fange an zu zittern.

Fiesco (wichtig).  Leonore--ich sahe Sie einst einer Genueserin zur
Linken gehen--Ich sahe Sie in den Assembleen des Adels mit dem
zweiten Handku� der Ritter vorlieb nehmen.  Leonore--das that meinen
Augen weh.  Ich beschlo�, es soll nicht mehr sein--es wird aufh�ren.
H�ren Sie das kriegerische Get�se in meinen Schlo�?  Was Sie f�rchten,
ist wahr--Gehn Sie zu Bette, Gr�fin--morgen will ich--die Herzogin
wecken.

Leonore (schl�gt beide Arme zusammen und wirft sich in einen Sessel).
Gott! meine Ahnung!  Ich bin verloren!

Fiesco (gesetzt, mit W�rde).  Lassen Sie mich ausreden, Liebe!  Zwei
meiner Ahnherrn trugen die dreifache Krone; das Blut der Fiesker
flie�t nur unter dem Purpur gesund.  Soll Ihr Gemahl nur geerbten
Glanz von sich werfen?  (Lebhafter.) Was?  Soll er sich f�r all seine
Hoheit beim gaukelnden Zufall bedanken, der in einer ertr�glichen
Laune aus modernden Verdiensten einen Johann Ludwig Fiesco
zusammenflickte?  Nein, Leonore!  Ich bin zu stolz, mir etwas
schenken zu lassen, was ich noch selbst zu erwerben wei�.  Heute
Nacht werf' ich meinen Ahnen den geborgten Schmuck in ihr Grab
zur�ck--Die Grafen von Lavagna starben aus--F�rsten beginnen.

Leonore (sch�ttelt den Kopf, still phantasierend).  Ich sehe meinen
Gemahl an tiefen t�dtlichen Wunden zu Boden fallen--(Hohler.) Ich
sehe die stummen Tr�ger den zerrissenen Leichnam meines Gemahls mir
entgegen tragen.  (Erschrocken aufspringend.) Die erste--einzige
Kugel fliegt durch die Seele Fiescos.

Fiesco (fa�t sie liebevoll bei der Hand).  Ruhig, mein Kind.  Das
wird die einzige Kugel nicht.

Leonore (blickt ihn ernsthaft an).  So zuversichtlich ruft Fiesco den
Himmel heraus?  Und w�re der tausendmaltausendste Fall nur der
m�gliche, so k�nnte der tausendmaltausendste wahr werden, und mein
Gemahl w�re verloren--Denke, du spieltest um den Himmel, Fiesco.
Wenn eine Billion Gewinnste f�r einen einzigen Fehler fiel', w�rdest
du dreist genug sein, die W�rfel zu sch�tteln und die freche Wette
mit Gott einzugehen?  Nein, mein Gemahl! wenn auf dem Brett Alles
liegt, ist jeder Wurf Gottesl�sterung.

Fiesco (l�chelt).  Sei unbesorgt, das Gl�ck und ich stehen besser.

Leonore.  Sagst du das--und standest bei jenem geisterverzerrenden
Spiele--ihr nennt es Zeitvertreib--sahest zu der Betr�gerin, wie sie
ihren G�nstling mit kleinen Gl�ckskarten lockte, bis er warm ward,
aufstand, die Bank forderte--und ihn jetzt im Wurf der Verzweiflung
verlie�--O mein Gemahl! du gehst nicht hin, dich den Genuesern zu
zeigen und angebetet zu werden.  Republikaner aus ihrem Schlaf
aufzujagen, das Ro� an seine Hufe zu mahnen, ist kein Spaziergang,
Fiesco.  Traue diesen Rebellen nicht.  Die Klugen, die dich
aufhetzten, f�rchten dich.  Die Dummen, die dich verg�tterten, n�tzen
dir wenig, und wo ich hinsehe ist Fiesco verloren.

Fiesco (mit starken Schritten im Zimmer).  Kleinmuth ist die h�chste
Gefahr.  Gr��e will auch ein Opfer haben.

Leonore.  Gr��e, Fiesco?--Da� dein Genie meinem Herzen so �bel will!
--Sieh!  Ich vertraue deinem Gl�ck, du siegst, will ich sagen--Weh
dann mir �rmsten meines Geschlechts!  Ungl�ckselig, wenn es mi�lingt!
wenn es gl�ckt, ungl�ckseliger!  Hier ist keine Wahl, mein Geliebter!
Wenn er den Herzog verfehlt, ist Fiesco verloren.  Mein Gemahl ist
hin, wenn ich den Herzog umarme.

Fiesco.  Das verstehe ich nicht.

Leonore.  Doch, mein Fiesco!  In dieser st�rmischen Zone des Throns
verdorret das zarte Pfl�nzchen der Liebe.  Das Herz eines Menschen,
und w�r' auch selbst Fiesco der Mensch, ist zu enge f�r zwei
allm�chtige G�tter--G�tter, die sich so gram sind.  Liebe hat Thr�nen,
und kann Thr�nen verstehen; Herrschsucht hat eherne Augen, worin
ewig nie die Empfindung perlt--Liebe hat nur ein Gut, thut Verzicht
auf die ganze �brige Sch�pfung: Herrschsucht hungert beim Raube der
ganzen Natur--Herrschsucht zertr�mmert die Welt in ein rasselndes
Kettenhaus, Liebe tr�umt sich in jede W�ste Elysium.--Wolltest du
jetzt an meinem Busen dich wiegen, pochte ein st�rriger Vasalle an
dein Reich--Wollt' ich jetzt in deine Arme mich werfen, h�rte deine
Despotenangst einen M�rder aus den Tapeten hervorrauschen und jagte
dich fl�chtig von Zimmer zu Zimmer.  Ja, der gro��ugige Verdacht
steckte zuletzt auch die h�usliche Eintracht an--Wenn deine Leonore
dir jetzt einen Labetrank br�chte, w�rdest du den Kelch mit
Verzuckungen wegsto�en und die Z�rtlichkeit eine Giftmischerin
schelten.

Fiesco (bleibt mit Entsetzen stehen).  Leonore, h�r auf!  Das ist
eine h��liche Vorstellung-Leonore.  Und doch ist das Gem�lde nicht
fertig.  Ich w�rde sagen, opfre die Liebe der Gr��e, opfre die
Ruhe--wenn nur Fiesco noch bleibt--Gott! das ist Radsto�!--Selten
stiegen Engel auf den Thron, seltner herunter.  Wer keinen Menschen
zu f�rchten braucht, wird er sich eines Menschen erbarmen?  Wer an
jeden Wunsche einen Donnerkeil heften kann, wird er f�r n�thig finden,
ihm ein sanftes W�rtchen zum Geleite zu geben?  (Sie h�lt inne, dann
tritt sie bescheiden zu ihm und fa�t seine Hand; mit feinster
Bitterkeit.) F�rsten, Fiesco? diese mi�rathenen Projecte der
wollenden und nicht k�nnenden Natur--sitzen so gern zwischen
Menschheit und Gottheit nieder;--heillose Gesch�pfe! schlechtere
Sch�pfer!

Fiesco (st�rzt sich beunruhigt durchs Zimmer).  Leonore, h�r' auf!
Die Br�cke ist hinter mir abgehoben-Leonore (blickt ihn schmachtend
an).  Und warum, mein Gemahl?  Nur Thaten sind nicht mehr zu tilgen.
(Schmelzend z�rtlich und etwas schelmisch.) Ich h�rte dich wohl einst
schw�ren, meine Sch�nheit habe alle deine Entw�rfe gest�rzt--du hast
falsch geschworen, du Heuchler, oder sie hat fr�hzeitig
abgebl�ht--Frage dein Herz, wer ist schuldig?  (Feuriger, indem sie
ihn mit beiden Armen umfa�t.) Komm zur�cke!  Ermanne dich!  Entsage!
Die Liebe soll dich entsch�digen.  Kann mein Herz deinen ungeheuren
Hunger nicht stillen--o Fiesco! das Diadem wird noch �rmer sein.
--(Schmeichelnd.) Komm! ich will alle deine W�nsche auswendig lernen,
will alle Zauber der Natur in einen Ku� der Liebe zusammenschmelzen,
den erhabenen Fl�chtling ewig in diesen himmlischen Banden zu
halten--dein Herz ist unendlich--auch die Liebe ist es, Fiesco.
(Schmelzend.) Ein armes Gesch�pf gl�cklich zu machen--ein Gesch�pf,
das seinen Himmel an deinem Busen lebt--sollte das eine L�cke in
deinem Herzen lassen?

Fiesco (durch und durch ersch�ttert).  Leonore, was hast du gemacht?
(Er f�llt ihr kraftlos um den Hals.) Ich werde keinem Genueser mehr
unter die Augen treten-Leonore (freudig rasch).  La� uns fliehen,
Fiesco, la� in den Staub uns werfen all diese prahlenden Nichts, la�
in romantischen Fluren ganz der Liebe uns leben!  (Sie dr�ckt ihn an
ihr Herz mit sch�ner Entz�ckung.) Unsre Seelen, klar, wie �ber uns
das heitre Blau des Himmels, nehmen dann den schwarzen Hauch des
Grams nicht mehr an--Unser Leben rinnt dann melodisch wie die
fl�tende Quelle zum Sch�pfer--(Man h�rt den Kanonenschu�.  Fiesco
springt los.  Alle Verschwornen treten in den Saal.)



F�nfzehnter Auftritt


Verschworne.  Die Zeit ist da!

Fiesco (zu Leonoren, fest).  Lebe wohl!  Ewig--oder Genua liegt
morgen zu deinen F��en.  (Will fortst�rzen.)

Bourgognino (schreit).  Die Gr�fin sinkt um.  (Leonore in Ohnmacht.
Alle springen hin, sie zu halten.  Fiesco vor ihr niedergeworfen.)

Fiesco (mit schneidendem Ton).  Leonore!  Rettet! um Gotteswillen!
Rettet!  (Rosa, Bella kommen, sie zurecht zu bringen.) Sie schl�gt
die Augen auf--(Er springt entschlossen in die H�h'.) Jetzt
kommt--sie dem Doria zuzudr�cken.  (Verschworne st�rzen zum Saal
hinaus.  Vorhang f�llt.)




F�nfter Aufzug

Nach Mitternacht.--Gro�e Stra�e in Genua--Hie und da leuchten Lampen
an einigen H�usern, die nach und nach ausl�schen--Im Hintergrund der
B�hne sieht man das Thomasthor, das noch geschlossen ist.  In
perspectivischer Ferne die See.--Einige Menschen gehen mit
Handlaternen �ber den Platz, darauf die Runde und Patrouille--Alles
ist ruhig.  Nur das Meer wallt etwas ungest�m.



Erster Auftritt


Fiesco kommt gewaffnet und bleibt vor dem Palast des Andreas Doria
stehen.  Darauf Andreas.

Fiesco.  Der Alte hat Wort gehalten--im Palast alle Lichter aus.  Die
Wachen sind fort.  Ich will l�uten.  (L�utet.) He! holla!  Wach' auf,
Doria!  Verrathner, verkaufter Doria, wach' auf!  Holla!  Holla!
Holla!  Wach' auf!

Andreas (erscheint auf dem Altane).  Wer zog die Glocke?

Fiesco (mit ver�nderter Stimme).  Frage nicht!  Folge!  Dein Stern
geht unter, Herzog, Genua steht auf wider dich!  Nahe sind deine
Henker, und du kannst schlafen, Andreas?

Andreas (mit Ehre).  Ich besinne mich, wie die z�rnende See mit
meiner Bellona zankte, da� der Kiel krachte und der oberste Mast
brach--Andreas Doria schlief sanft.  Wer schickt die Henker?

Fiesco.  Ein Mann, furchtbarer als deine z�rnende See, Johann Ludwig
Fiesco.

Andreas (lacht).  Du bist bei Laune, Freund.  Bring deine Schw�nke
bei Tag.  Mitternacht ist eine ungew�hnliche Stunde.

Fiesco.  Du h�hnst deinen Warner?

Andreas.  Ich dank' ihm und geh zu Bette.  Fiesco hat sich schl�frig
geschwelgt und hat keine Zeit f�r Doria �brig.

Fiesco.  Ungl�cklicher alter Mann--traue der Schlange nicht!  Sieben
Farben ringen auf ihrem spiegelnden R�cken--du nahst--und g�hlings
schn�rt dich der t�dliche Wirbel.  Den Wink eines Verr�thers
verlachtest du.  Verlache den Rath eines Freundes nicht.  Ein Pferd
steht gesattelt in deinem Hof.  Fliehe bei Zeit!  Verlache den Freund
nicht!

Andreas.  Fiesco denkt edel.  Ich hab' ihn niemal beleidigt, und
Fiesco verr�th mich nicht.

Fiesco.  Denkt edel, verr�th dich, und gab dir Proben von Beidem.

Andreas.  So steht eine Leibwache da, die kein Fiesco zu Boden wirft,
wenn nicht Cherubim unter ihm dienen.

Fiesco (h�misch).  Ich m�chte sie sprechen, einen Brief in die
Ewigkeit zu bestellen.

Andreas (gro�).  Armer Sp�tter, hast du nie geh�rt, da� Andreas Doria
Achtzig alt ist, und Genua--gl�cklich?  (Er verl��t die Altane.)

Fiesco (blickt ihm erstaunt nach).  Mu�t' ich diesen Mann erst
st�rzen, eh' ich lerne, da� es schwerer ist, ihm zu gleichen?  (Er
geht einige Schritte tiefsinnig auf und nieder.) Nun, ich machte
Gr��e mit Gr��e wett--Wir sind fertig, Andreas, und nun, Verderben,
gehe deinen Gang.

(Er eilt in die hinterste Gasse--Trommeln t�nen von allen Enden.
Scharfes Gefecht am Thomasthor.  Das Thor wird gesprengt und �ffnet
die Aussicht in den Hafen, worin Schiffe liegen, mit Fackeln
erleuchtet.)



Zweiter Auftritt


Gianettino Doria in einen Scharlachmantel geworfen.  Lomellin.
Bediente voraus mit Fackeln.  Alle hastig.

Gianettino (steht still).  Wer befahl, L�rmen zu schlagen?

Lomellin.  Auf den Galeeren krachte eine Kanone.

Gianettino.  Die Sklaven werden ihre Ketten rei�en.  (Sch�sse am
Thomasthor.)

Lomellin.  Feuer dort!

Gianettino.  Thor offen!  Wachen in Aufruhr!  (Zu den Bedienten.)
Hurtig, Schurken!  Leuchtet dem Hafen zu!  (Eilen gegen das Thor.)



Dritter Auftritt


Vorige.  Bourgognino mit Verschwornen, die vom Thomasthor kommen.

Bourgognino.  Sebastian Lescaro ist ein wackrer Soldat.

Zenturione.  Wehrte sich wie ein B�r, bis er niederfiel.

Gianettino (tritt best�rzt zur�ck).  Was h�r' ich da?--Haltet!

Bourgognino.  Wer dort mit dem Flambeau?

Lomellin.  Es sind Feinde, Prinz!  Schleichen Sie links weg.

Bourgognino (ruft hitzig an).  Wer da mit dem Flambeau?

Zenturione.  Steht!  Eure Losung!

Gianettino (zieht das Schwert, trotzig).  Unterwerfung und Doria.

Bourgognino (sch�umend, f�rchterlich).  R�uber der Republik und
meiner Braut!  (Zu den Verschwornen, indem er auf Gianettino st�rzt.)
Ein Gang Profit, Br�der!  Seine Teufel liefern ihn selbst aus.  (Er
st��t ihn nieder.)

Gianettino (f�llt mit Gebr�ll).  Mord!  Mord!  Mord!  R�che mich,
Lomellin!

Lomellin.  Bediente (fliehend).  Hilfe!  M�rder!  M�rder!

Zenturione (ruft mit starker Stimme).  Er ist getroffen.  Haltet den
Grafen auf!  (Lomellin wird gefangen.)

Lomellin (knieend).  Schont meines Lebens, ich trete zu euch �ber!

Bourgognino.  Lebt dieses Unthier noch?  Die Memme mag fliehen.
(Lomellin entwischt.)

Zenturione.  Thomasthor unser!  Gianettino kalt!  Rennt, was ihr
rennen k�nnt!  Sagt's dem Fiesco an!

Gianettino (b�umt sich krampfig in die H�h).  Pest!  Fiesco--(Stirbt.)

Bourgognino (rei�t den Stahl aus dem Leichnam).  Genua frei und meine
Bertha--Dein Schwert, Zenturione.  Dies blutige bringst du meiner
Braut.  Ihr Kerker ist gesprengt.  Ich werde nachkommen und ihr den
Brautku� gegen.  (Eilen ab zu verschiedenen Stra�en.)



Vierter Auftritt


Andreas Doria.  Deutsche.

Deutscher.  Der Sturm zog sich dorthin.  Werft Euch zu Pferd, Herzog.

Andreas.  La� mich noch einmal Genuas Th�rme schauen und den Himmel!
Nein, es ist kein Traum, und Andreas ist verrathen.

Deutscher.  Feinde um und um!  Fort!  Flucht �ber die Grenze!

Andreas (wirft sich auf den Leichnam seines Neffen).  Hier will ich
enden.  Rede Keiner von Fliehen.  Hier liegt die Kraft meines Alters.
Meine Bahn ist aus.  (Calcagno fern mit Verschwornen.)

Deutscher.  M�rder dort!  M�rder!  Flieht, alter F�rst!

Andreas (da die Trommeln wieder anfangen).  H�ret, Ausl�nder!  H�ret!
das sind die Genueser, deren Joch ich brach.  (Verh�llt sich.)
Vergilt man auch so in Eurem Lande?

Deutscher.  Fort!  Fort!  Fort! inde� unsre deutschen Knochen
Scharten in ihre Klingen schlagen.  (Calcagno n�her.)

Andreas.  Rettet euch!  La�t mich!  Schreckt Nationen mit der
Schauerpost: die Genueser erschlugen ihren Vater-Deutscher.  Mord!
Zum Erschlagen hat's noch Weile--Kameraden, steht!  Nehmt den Herzog
in die Mitte!  (Ziehen.) Peitscht diesen welschen Hunden Respect vor
einem Graukopf ein-Calcagno (ruft an).  Wer da?  Was gibt's da?

Deutsche (hauen ein).  Deutsche Hiebe!  (Gehen fechtend ab.
Gianettinos Leichnam wird hinweggebracht.)



F�nfter Auftritt


Leonore in Mannskleidern.  Arabella hinter ihr her.  Beide schleichen
�ngstlich hervor.

Arabella.  Kommen Sie, gn�dige Frau, o kommen Sie doch-Leonore.  Da
hinaus w�thet der Aufruhr--Horch! war das nicht eines Sterbenden
�chzen?--Weh! sie umzingeln ihn--Auf Fiescos Herz deuten ihre
g�hnenden Rohre--Auf das meinige, Bella--Sie dr�cken ab--Haltet!
haltet!  Es ist mein Gemahl!  (Wirft ihre Arme schw�rmend in die Luft.)

Arabella.  Aber um Gotteswillen-Leonore (immer wilder phantasierend,
nach allen Gegenden schreiend).  Fiesco!--Fiesco!--Fiesco!--Sie
weichen hinter ihm ab, seine Getreuen--Rebellentreue ist wankend.
(Heftig erschrocken.) Rebellen f�hrt mein Gemahl?  Bella?  Himmel?
Ein Rebell k�mpft mein Fiesco?

Arabella.  Nicht doch, Signora, als Genuas furchtbarer Schiedsmann.

Leonore (aufmerksam).  Das w�re Etwas--und Leonore h�tte gezittert?
Den ersten Republikaner umarmte die feigste Republikanerin?--Geh,
Arabella--wenn die M�nner um L�nder sich messen, d�rfen auch die
Weiber sich f�hlen.  (Man f�ngt wieder an zu trommeln.) Ich werfe
mich unter die K�mpfer.

Arabella (schl�gt die H�nde zusammen).  Barmherziger Himmel!

Leonore.  Sachte!  Woran st��t sich mein Fu�?  Hier ist ein Hut und
ein Mantel.  Ein Schwert liegt dabei.  (Sie w�gt es.) Ein schweres
Schwert, meine Bella; doch schleppen kann ich's noch wohl, und das
Schwert macht seinem F�hrer nicht Schande.  (Man l�utet Sturm.)

Arabella.  H�ren Sie? h�ren Sie? das wimmert vom Thurm der
Dominicaner.  Gott erbarme! wie f�rchterlich!

Leonore (schw�rmend).  Sprich, wie entz�ckend!  In dieser Sturmglocke
spricht mein Fiesco mit Genua.  (Man trommelt st�rker.) Hurrah!
Hurrah!  Nie klangen mir Fl�ten so s��--Auch diese Trommeln belebe
mein Fiesco--Wie mein Herz h�her wallt!  Ganz Genua wird
munter--Miethlinge h�pfen hinter seinem Namen, und sein Weib sollte
zaghaft thun?  (Es st�rmt auf drei andern Th�rmen.) Nein!  Eine
Heldin soll mein Held umarmen--Mein Brutus soll eine R�merin umarmen.
(Sie setzt den Hut auf und wirft den Scharlach um.) Ich bin Porcia.

Arabella.  Gn�dige Frau, Sie wissen nicht, wie entsetzlich Sie
schw�rmen.  Nein, das wissen Sie nicht.  (Sturml�uten und Trommeln.)

Leonore.  Elende, die du Das alles h�rst und nicht schw�rmst!  Weinen
m�chten diese Quader, da� sie die Beine nicht haben, meinem Fiesco
zuzuspringen--Diese Pal�ste z�rnen �ber ihren Meister, der sie so
fest in die Erde zwang, da� sie meinem Fiesco nicht zuspringen
k�nnen--Die Ufer, k�nnten sie's, verlie�en ihre Pflicht, g�ben Genua
dem Meere Preis und tanzten hinter seiner Trommel--Was den Tod aus
seinen Windeln r�ttelt, kann deinen Muth nicht wecken?  Geh!--Ich
finde meinen Weg.

Arabella.  Gro�er Gott!  Sie werden doch diese Grille nicht wahr
machen wollen?

Leonore (stolz und heroisch).  Das sollt' ich meinen, du
Alberne--(Feurig.) Wo am wildesten das Get�mmel w�thet, wo in Person
mein Fiesco k�mpft--Ist das Lavagna? h�r' ich sie fragen--den Niemand
bezwingen kann, der um Genua eiserne W�rfel schwingt, ist das
Lavagna?--Genueser!  Er ist's, werd' ich sagen, und dieser Mann ist
mein Gemahl, und ich hab' auch eine Wunde.  (Sacco mit Verschwornen.)

Sacco (ruft an).  Wer da?  Doria oder Fiesco?

Leonore (begeistert).  Fiesco und Freiheit!  (Sie wirft sich in eine
Gasse.  Auflauf.  Bella wird weggedr�ngt.)



Sechster Auftritt


Sacco mit einem Haufen.  Calcagno begegnet ihm mit einem andern.

Calcagno.  Andreas Doria ist entflohen.

Sacco.  Deine schlechteste Empfehlung bei Fiesco.

Calcagno.  B�ren, die Deutschen! pflanzten sich vor den Alten wie
Felsen.  Ich kriegte ihn gar nicht zu Gesicht.  Neun von den Unsern
sind fertig.  Ich selbst bin am linken Ohrlappen gestreift.  Wenn sie
das fremden Tyrannen thun, alle Teufel! wie m�ssen sie ihre F�rsten
bewachen!

Sacco.  Wir haben schon starken Anhang, und alle Thore sind unser.

Calcagno.  Auf der Burg, h�r' ich, fechten sie scharf.

Sacco.  Bourgognino ist unter ihnen.  Was schafft Verrina?

Calcagno.  Liegt zwischen Genua und dem Meer, wie der h�llische
Kettenhund, da� kaum ein Anchove durch kann.

Sacco.  Ich lass' in der Vorstadt st�rmen.

Calcagno.  Ich marschiere �ber die Piazza Sarzana.  R�hr dich,
Tambour!  (Ziehen unter Trommelschlag weiter.)



Siebenter Auftritt


Der Mohr.  Ein Trupp Diebe mit Lunten.

Mohr.  Da� ihr's wi�t, Schurken!  Ich war der Mann, der diese Suppe
einbrockte--Mir gibt man keinen L�ffel.  Gut.  Die Hatz ist mir eben
recht.  Wir wollen eins anz�nden und pl�ndern.  Die dr�ben baxen sich
um ein Herzogthum, wir heizen die Kirchen ein, da� die erfrornen
Apostel sich w�rmen.

(Werfen sich in die umliegenden H�user.)



Achter Auftritt


Bourgognino.  Bertha verkleidet.

Bourgognino.  Hier ruhe aus, lieber Kleiner.  Du bist in Sicherheit.
Blutest du?

Bertha (die Sprache ver�ndert).  Nirgends.

Bourgognino (lebhaft).  Pfui, so steh auf!  Ich will dich hinf�hren,
wo man Wunden f�r Genua erntet--Sch�n, siehst du? wie diese.  (Er
streift seinen Arm auf.)

Bertha (zur�ckfahrend).  O Himmel!

Bourgognino.  Du erschrickst?  Niedlicher Kleiner, zu fr�h eiltest du
in den Mann--Wie alt bist du?

Bertha.  F�nfzehn Jahr.

Bourgognino.  Schlimm!  F�r diese Nacht f�nf Jahre zu z�rtlich--Den
Vater?

Bertha.  Der beste B�rger in Genua.

Bourgognino.  Gemach, Knabe!  Das ist nur Einer, und seine Tochter
ist meine verlobte Braut.  Wei�t du das Haus des Verrina?

Bertha.  Ich d�chte.

Bourgognino (rasch).  Und kennst seine g�ttliche Tochter?

Bertha.  Bertha hei�t seine Tochter.

Bourgognino (hitzig).  Gleich geh und �berliefre ihr diesen Ring.  Er
gelte den Trauring, sagst du, und der blaue Busch halte sich brav.
Jetzt fahre wohl!  Ich mu� dorthin.  Die Gefahr ist noch nicht aus.
(Einige H�user brennen.)

Bertha (ruft ihm nach mit sanfter Stimme).  Scipio!

Bourgognino (steht betroffen still).  Bei meinem Schwert!  Ich kenne
die Stimme.

Bertha (f�llt ihm um den Hals).  Bei meinem Herzen!  Ich bin hier
sehr bekannt.

Bourgognino (schreit).  Bertha!  (Sturml�uten in der Vorstadt.
Auflauf.  Beide verlieren sich in einer Umarmung.)



Neunter Auftritt


Fiesco tritt hitzig auf.  Zibo.  Gefolge.

Fiesco.  Wer warf das Feuer ein?

Zibo.  Die Burg ist erobert.

Fiesco.  Wer warf das Feuer ein?

Zibo (winkt dem Gefolge).  Patrouillen nach dem Th�ter!  (Einige
gehen.)

Fiesco (zornig).  Wollen sie mich zum Mordbrenner machen?  Gleich
eilt mit Spritzen und Eimern!  (Gefolge ab.) Aber Gianettino ist doch
geliefert?

Zibo.  So sagt man.

Fiesco (wild).  Sagt man nur?  Wer sagt das nur?  Zibo, bei Ihrer
Ehre, ist er entronnen?

Zibo (bedenklich).  Wenn ich meine Augen gegen die Aussagen eines
Edelmanns setzen kann, so lebt Gianettino.

Fiesco (auffahrend).  Sie reden sich um den Hals, Zibo!

Zibo.  Noch einmal--Ich sah ihn vor acht Minuten lebendig in gelbem
Busch und Scharlach herumgehn.

Fiesco (au�er Fassung).  Himmel und H�lle--Zibo!--den Bourgognino
lass' ich um einen Kopf k�rzer machen.  Fliegen Sie, Zibo--Man soll
alle Stadtthore sperren--alle Felouquen soll man zu Schanden
schie�en--so kann er nicht zu Wasser davon--diesen Demant, Zibo, den
reichsten in Genua, Lucca, Venedig und Pisa,--wer mir die Zeitung
bringt: Gianettino ist todt--er soll diesen Demant haben.  (Zibo eilt
ab.) Fliegen Sie, Zibo!



Zehnter Auftritt


Fiesco.  Sacco.  Der Mohr.  Soldaten.

Sacco.  Den Mohren fanden wie eine brennende Lunte in den Jesuiterdom
werfen-Fiesco.  Deine Verr�therei ging dir hin, weil sie mich traf.
Auf Mordbrennereien steht der Strick.  F�hrt ihn gleich ab, h�ngt ihn
am Kirchthor auf.

Mohr.  Pfui!  Pfui!  Pfui!  Das kommt mir ungeschickt--L��t sich
nichts davon wegplaudern?

Fiesco.  Nichts.

Mohr (vertraulich).  Schickt mich einmal zur Prob auf die Galeere.

Fiesco (winkt den Andern).  Zum Galgen.

Mohr (trotzig).  So will ich ein Christ werden!

Fiesco.  Die Kirche bedankt sich f�r die Blattern des Heidenthums.

Mohr (schmeichelnd).  Schickt mich wenigstens besoffen in die
Ewigkeit.

Fiesco.  N�chtern.

Mohr.  Aber h�ngt mich nur an keine christliche Kirche.

Fiesco.  Ein Ritter h�lt Wort.  Ich versprach dir deinen eigenen
Galgen.

Sacco (brummt).  Nicht viel Federlesens, Heide!  Man hat noch mehr zu
thun.

Mohr.  Doch--wenn halt allenfalls--der Strick br�che?-Fiesco (zum
Sacco).  Man wird ihn doppelt nehmen.

Mohr (resigniert).  So mag's sein--und der Teufel kann sich auf den
Extrafall r�sten.  (Ab mit Soldaten, die ihn in einiger Entfernung
aufhenken.)



Eilfter Auftritt


Fiesco.  Leonore erscheint hinten im Scharlachrock Gianettinos.

Fiesco (wird sie gewahr, f�hrt vor, f�hrt zur�ck und murmelt grimmig).
Kenn' ich nicht diesen Busch und Mantel?  (Eilt n�her, heftig.) Ich
kenne den Busch und Mantel!  (W�thend, indem er auf sie losst�rzt und
sie niederst��t.) Wenn du drei Leben hast, so steh wieder auf und
wandle!  (Leonore f�llt mit einem gebrochenen Laut.  Man h�rt einen
Siegesmarsch.  Trommeln, H�rner und Hoboen.)



Zw�lfter Auftritt


Fiesco.  Calcagno.  Sacco.  Zenturione.  Zibo.  Soldaten mit Musik
und Fahnen treten auf.

Fiesco (ihnen entgegen im Triumph).  Genueser--der Wurf ist
geworfen--Hier liegt er, der Wurm meiner Seele--die gr��liche Kost
meines Hasses.  Hebet die Schwerter hoch!--Gianettino!

Calcagno.  Und ich komme, Ihnen zu sagen, da� zwei Drittheile von
Genua Ihre Partei ergreifen und zu Fieskischen Fahnen schw�ren-Zibo.
Und durch mich schickt Ihnen Verrina vom Admiralschiff seinen Gru�
und die Herrschaft �ber Hafen und Meer-Zenturione.  Und durch mich
der Gouverneur der Stadt seinen Commandostab und die Schl�ssel-Sacco.
Und in mir wirft sich (indem er niederf�llt) der gro�e und kleine
Rath der Republik knieend vor seinen Herrn und bittet fu�f�llig um
Gnade und Schonung-Calcagno.  Mich la�t den Ersten sein, der den
gro�en Sieger in seinen Mauern willkommen hei�t--Heil Ihnen--Senket
die Fahnen tief!--Herzog von Genua!

Alle (nehmen die H�te ab).  Heil, Heil dem Herzog von Genua!
(Fahnenmarsch.)

Fiesco (stand die ganze Zeit �ber, den Kopf auf die Brust gesunken,
in einer denkenden Stellung.)

Calcagno.  Volk und Senat stehen wartend, ihren gn�digen Oberherrn im
F�rstenornat zu begr��en--Erlauben Sie uns, durchlauchtigster Herzog,
Sie im Triumph nach der Signoria zu f�hren.

Fiesco.  Erlaubt mir erst, da� ich mit meinem Herzen mich
abfinde--Ich mu�te eine gewisse theure Person in banger Ahnung
zur�cklassen, eine Person, die die Glorie dieser Nacht mit mir
theilen wird.  (Ger�hrt zur Gesellschaft.) Habt die G�te und
begleitet mich zu eurer liebensw�rdigen Herzogin!  (Er will
aufbrechen.)

Calcagno.  Soll der meuchelm�rderische Bube hier liegen und seine
Schande in diesem Winkel verhehlen?

Zenturione.  Steckt seinen Kopf auf eine Hellebarde!

Zibo.  La�t seinen zerrissenen Rumpf unser Pflaster kehren.  (Man
leuchtet gegen den Leichnam.)

Calcagno (erschrocken und etwas leise).  Schaut her, Genueser!  Das
ist bei Gott kein Gianettinogesicht.  (Alle sehen starr auf die
Leiche.)

Fiesco (h�lt still, wirft von der Seite einen forschenden Blick
darauf, den er starr und langsam unter Verzerrungen zur�ckzieht).
Nein, Teufel--Nein, das ist kein Gianettinogesicht, h�mischer Teufel!
(Die Augen herumgerollt.) Genua mein, sagt ihr? Mein--(Hinausw�thend
in einem gr��lichen Schrei.) Spiegelfechterei der H�lle! Es ist mein
Weib! (Sinkt durchdonnert zu Boden. Verschworne stehen in todter Pause
und schauervollen Gruppen.)

Fiesco (matt aufgerichtet mit dumpfer Stimme).  Hab' ich mein Weib
ermordet, Genueser?--Ich beschw�re euch, schielt nicht so
geisterbleich auf dieses Spiel der Natur--Gott sei gelobt!  Es gibt
Schicksale, die der Mensch nicht zu f�rchten hat, weil er nur Mensch
ist.  Wem G�tterwollust versagt ist, wird keine Teufelqual
zugemuthet--Diese Verirrung w�re etwas mehr.  (Mit schrecklicher
Beruhigung.) Genueser, Gott sei Dank!  Es kann nicht sein.



Dreizehnter Auftritt


Vorige.  Arabella kommt jammernd.

Arabella.  M�gen sie mich umbringen, was hab' ich auch jetzt noch zu
verlieren?--Habt Erbarmen, ihr M�nner--Hier verlie� ich meine gn�dige
Frau, und nirgends find' ich sie wieder.

Fiesco (tritt ihr n�her mit leiser bebender Stimme).  Leonore hei�t
deine gn�dige Frau?

Arabella (froh).  O da� Sie da sind, mein liebster, guter, gn�diger
Herr!--Z�rnen Sie nicht �ber uns, wir konnten sie nicht mehr
zur�ckhalten.

Fiesco (z�rnt sie dumpfig an).  Du Verha�te! von was nicht?

Arabella.  Da� sie nicht nachsprang-Fiesco (heftiger).  Schweig!
wohin sprang?

Arabella.  Ins Gedr�nge-Fiesco (w�thend).  Da� deine Zunge zum
Krokodil w�rde--Ihre Kleider?

Arabella.  Ein scharlachner Mantel-Fiesco (rasend gegen sie taumelnd).
Geh in den neunten Kreis der H�lle!--der Mantel?

Arabella. Lag hier am Boden-Einige Verschworne (murmelnd). Gianettino
ward hier ermordet-Fiesco (todesmatt zur�ckwankend zu Arabella). Deine
Frau ist gefunden. (Arabella geht angstvoll. Fiesco sucht mit
verdrehten Augen im ganzen Kreis herum, darauf mit leiser, schwebender
Stimme, die stufenweis bis zum Toben steigt.) Wahr ist's--wahr--und
ich das Stichblatt des unendlichen Bubenst�cks. (Viehisch um sich
hauend.) Tretet zur�ck, ihr menschlichen Gesichter--Ah, (mit frechem
Z�hnblecken gen Himmel) h�tt' ich nur seinen Weltbau zwischen diesen
Z�hnen--Ich f�hle mich aufgelegt, die ganze Natur in ein grinsendes
Scheusal zu zerkratzen, bis sie aussieht wie mein Schmerz--(Zu den
Andern, die bebend herumstehen.) Mensch!--wie es jetzt dasteht, das
erb�rmliche Geschlecht, sich segnet und selig preist, da� es nicht ist
wie ich--Nicht wie ich! (In hohles Beben hinabgefallen.) Ich allein
habe den Streich--(Rascher, wilder.) Ich? Warum ich? Warum nicht mit
mir auch diese? Warum soll sich mein Schmerz am Schmerz eines
Mitgesch�pfs nicht stumpf reiben d�rfen?

Calcagno (furchtsam).  Mein theurer Herzog-Fiesco (dringt auf ihn ein
mit gr��licher Freude).  Ah, willkommen!  Hier, Gott sei Dank! ist
Einer, den auch dieser Donner quetschte!  (Indem er den Calcagno
w�thend in seine Arme dr�ckt.) Bruder Zerschmettert!  Wohl bekomm die
Verdammni�!  Sie ist todt!  Du hat sie auch geliebt!  (Er zwingt ihn
an den Leichnam und dr�ckt ihm den Kopf dagegen.) Verzweifle!  Sie
ist todt!  (Den stieren Blick in einen Winkel geheftet.) Ah, da� ich
st�nde am Thor der Verdammni�, hinunterschauen d�rfte mein Aug auf
die mancherlei Folterschrauben der sinnreichen H�lle, saugen mein Ohr
zerknirschter S�nder Gewinsel--K�nnt' ich sie sehen, meine Qual, wer
wei�, ich tr�ge sie vielleicht?  (Mit Schauern zur Leiche gehend.)
Mein Weib liegt hier ermordet--Nein, das will wenig sagen
(Nachdr�cklicher.) Ich, der Bube, habe mein Weib ermordet--O pfui, so
etwas kann die H�lle kaum kitzeln--Erst wirbelt sie mich k�nstlich
auf der Freude letztes gl�ttestes Schwindeldach, schw�tzt mich bis an
die Schwelle des Himmels--und dann hinunter--dann--o k�nnte mein Odem
die Pest unter Seelen blasen--dann--dann ermord' ich mein Weib--Nein,
ihr Witz ist noch feiner--dann �bereilen sich (ver�chtlich) zwei
Augen, und (mir schrecklichem Nachdruck) ich--ermorde--mein Weib!
(Bei�end l�chelnd.) Das ist das Meisterst�ck!

(Alle Verschwornen h�ngen ger�hrt an ihren Waffen.  Einige wischen
Thr�nen aus den Augen.  Pause.)

Fiesco (ersch�pft und stiller, indem er im Zirkel herumblickt).
Schluchzt hier Jemand?--Ja, bei Gott, die einen F�rsten w�rgten,
weinen.  (In stillen Schmerz geschmolzen.) Redet!  Weint ihr �ber
diesen Hochverrath des Todes, oder weint ihr �ber meines Geistes
Memmenfall?  (In ernster, r�hrender Stellung vor der Todten
verweilend.) Wo in warme Thr�nen felsenharte M�rder schmelzen, flucht
Fiescos Verzweiflung!  (Sinkt weinend an ihr nieder.) Leonore,
vergib--Reue z�rnt man dem Himmel nicht ab!  (Weich mit Wehmuth.)
Jahre voraus, Leonore, geno� ich das Fest jener Stunde, wo ich den
Genuesern ihre Herzogin br�chte--Wie lieblich versch�mt sah ich schon
deine Wangen err�then, deinen Busen wie f�rstlich sch�n unter dem
Silberflor schwellen, wie angenehm deine lispelnde Stimme der
Entz�ckung versagen (Lebhafter.) Ha! wie berauschend wallte mir schon
der stolze Zuruf zu Ohren, wie spiegelte sich meiner Liebe Triumph im
versinkenden Neide!--Leonore--die Stund' ist gekommen--Genuas Herzog
ist dein Fiesco--und Genuas schlechtester Bettler besinnt sich, seine
Verachtung an meine Qual und meinen Scharlach zu tauschen--(R�hrender.)
Eine Gattin theilt seinen Gram--mit wem kann ich meine Herrlichkeit
theilen?  (Er weint heftiger und verbirgt sein Gesicht an der Leiche.
R�hrung auf allen Gesichtern.)

Calcagno.  Es war eine treffliche Dame.

Zibo.  Da� man doch ja den Trauerfall dem Volk noch verschweige.  Er
n�hme den Unsrigen den Muth und g�b' ihn den Feinden.

Fiesco (steht gefa�t und fest auf).  H�ret, Genueser!--die Vorsehung,
versteh' ich ihren Wink, schlug mir diese Wunde nur, mein Herz f�r
die nahe Gr��e zu pr�fen.--Es war die gewagteste Probe--jetzt f�rcht'
ich weder Qual, noch Entz�cken mehr.  Kommt!  Genua erwarte mich,
sagt ihr?--Ich will Genua einen F�rsten schenken, wie ihn noch kein
Europ�er sah--Kommt!--dieser ungl�cklichen F�rstin will ich eine
Todtenfeier halten, da� das Leben seine Anbeter verlieren und die
Verwesung wie eine Braut gl�nzen soll--Jetzt folgt eurem Herzog!
(Gehen ab unter Fahnenmarsch.)



Vierzehnter Auftritt


Andreas Doria.  Lomellin.

Andreas.  Dort jauchzen sie hin.

Lomellin.  Ihr Gl�ck hat sie berauscht.  Die Thore sind blo�gegeben.
Der Signoria w�lzt sich Alles zu.

Andreas.  Nur an meinem Neffen scheute das Ro�.  Mein Neffe ist todt.
H�ren Sie, Lomellin-Lomellin.  Was? noch? noch hoffen Sie, Herzog?

Andreas (ernst).  Zittre du f�r dein Leben, weil du mich Herzog
spottest, wenn ich auch nicht einmal hoffen darf.

Lomellin.  Gn�digster Herr--eine brausende Nation liegt in der Schale
Fiescos--Was in der Ihrigen?

Andreas (gro� und warm).  Der Himmel!

Lomellin (h�misch die Achsel zuckend).  Seitdem das Pulver erfunden
ist, campieren die Engel nicht mehr.

Andreas.  Erb�rmlicher Affe, der einem verzweifelnden Graukopf seinen
Gott noch nimmt!  (Ernst und gebietend.) Geh! mache bekannt, da�
Andreas noch lebe--Andreas, sagst du, ersuche seine Kinder, ihn doch
in seinem achtzigsten Jahre nicht zu den Ausl�ndern zu jagen, die dem
Andreas den Flor seines Vaterlandes niemals verzeihen w�rden.  Sag'
ihnen das, und Andreas ersuche seine Kinder um so viel Erde in seinem
Vaterland f�r so viel Gebeine.

Lomellin.  Ich gehorsame, aber verzweifle.  (Will gehen.)

Andreas.  H�re! und nimm diese eisgraue Haarlocke mit--Sie war die
letzte, sagst du, auf meinem Haupt und ging los in der dritten
J�nnernacht, als Genua losri� von meinem Herzen und habe achtzig
Jahre gehalten und habe den Kahlkopf verlassen im achtzigsten
Jahre--die Haarlocke ist m�rbe! aber doch stark genug, dem schlanken
J�ngling den Purpur zu kn�pfen (Er geht ab mit verh�lltem Gesicht.
Lomellin eilt in eine entgegengesetzte Gasse.  Man h�rt ein
tumultuarisches Freudengeschrei unter Trompeten und Pauken.)



F�nfzehnter Auftritt


Verrina vom Hafen.  Bertha und Bourgognino.

Verrina.  Man jauchzt.  Wem gilt das?

Bourgognino.  Sie werden den Fiesco zum Herzog ausrufen.

Bertha (schmiegt sich �ngstlich an Bourgognino).  Mein Vater ist
f�rchterlich, Scipio!

Verrina.  La�t mich allein, Kinder--O Genua!  Genua!

Bourgognino.  Der P�bel verg�ttert ihn und forderte wiehernd den
Purpur.  Der Adel sah mit Entsetzen zu und durfte nicht Nein sagen.

Verrina.  Mein Sohn, ich hab' alle meine Habseligkeiten zu Gold
gemacht und auf dein Schiff bringen lassen.  Nimm deine Frau und
stich unverz�glich in See.  Vielleicht werd' ich nachkommen.
Vielleicht--nicht mehr.  Ihr segelt nach Marseille, und (schwer und
gepre�t sie umarmend)--Gott geleit' euch!  (Schnell ab.)

Bertha.  Um Gotteswillen!  Wor�ber br�tet mein Vater?

Bourgognino.  Verstandst du den Vater?

Bertha.  Fliehen, o Gott!  Fliehen in der Brautnacht!

Bourgognino.  So sprach er--und wir gehorchen.  (Beide gehen nach dem
Hafen.)



Sechzehnter Auftritt


Verrina.  Fiesco im herzoglichen Schmuck.  (Beide treffen auf
einander.)

Fiesco.  Verrina!  Erw�nscht.  Eben war und aus, dich zu suchen.

Verrina.  Das war auch mein Gang.

Fiesco.  Merkt Verrina keine Ver�nderung an seinem Freunde?

Verrina (zur�ckhaltend).  Ich w�nsche keine.

Fiesco.  Aber siehst du auch keine?

Verrina (ohne ihn anzusehen).  Ich hoffe, nein!

Fiesco.  Ich frage, findest du keine!

Verrina (nach einem fl�chtigen Blick).  Ich finde keine.

Fiesco.  Nun, siehst du, so mu� es doch wahr sein, da� die Gewalt
nicht Tyrannen macht.  Seit wir uns Beide verlie�en, bin ich Genuas
Herzog geworden, und Verrina (indem er ihn an die Brust dr�ckt)
findet meine Umarmung noch feurig wie sonst.

Verrina.  Desto schlimmer, da� ich sie frostig erwiedern mu�; der
Anblick der Majest�t f�llt wie ein schneidendes Messer zwischen mich
und den Herzog!  Johann Ludwig Fiesco besa� L�nder in meinem
Herzen--jetzt hat er Genua erobert, und ich nehme mein Eigenthum
zur�ck.

Fiesco (betreten).  Das wolle Gott nicht!  F�r ein Herzogthum w�re
der Preis zu j�disch.

Verrina (murmelt d�ster).  Hum!  Ist denn etwa die Freiheit in der
Mode gesunken, da� man dem Ersten dem Besten Republiken um ein
Schandengeld nachwirft.

Fiesco (bei�t die Lippen zusammen).  Das sag du Niemand, als dem
Fiesco.

Verrina.  O nat�rlich!  Ein vorz�glicher Kopf mu� es immer sein, von
dem die Wahrheit ohne Ohrfeige wegkommt--Aber Schade! der
verschlagene Spieler hat's nur in einer Karte versehen.  Er
calculierte das ganze Spiel des Neides, aber der raffinierte Witzling
lie� zum Ungl�ck die Patrioten aus.  (Sehr bedeutend.) Hat der
Unterdr�cker der Freiheit auch einen Kniff auf die Z�ge der r�mischen
Tugend zur�ckbehalten?  Ich schw�r' es beim lebendigen Gott, eh die
Nachwelt meine Gebeine aus dem Kirchhof eines Herzogthums gr�bt, soll
sie sie auf dem Rade zusammenlesen!

Fiesco (nimmt ihn mit Sanftmuth bei der Hand). Auch nicht, wenn der
Herzog dein Bruder ist? wenn er sein F�rstenthum nur zur Schatzkammer
seiner Wohlth�tigkeit macht, die bis jetzt bei seiner haush�lterischen
D�rftigkeit betteln ging? Verrina, auch dann nicht?

Verrina.  Auch dann nicht--und der verschenkte Raub hat noch keinem
Dieb von dem Galgen geholfen.  �berdies ging diese Gro�muth bei
Verrina fehl.  Meinem Mitb�rger konnt' ich schon erlauben, mir Gutes
zu thun--meinem Mitb�rger hofft' ich es wett machen zu k�nnen.  Die
Geschenke eines F�rsten sind Gnade--und nur Gott ist mir gn�dig.

Fiesco (�rgerlich).  Wollt ich doch lieber Italien vom Atlantermeer
abrei�en, als diesen Starrkopf von seinem Wahn.

Verrina.  Und abrei�en ist doch sonst deine schlechteste Kunst nicht,
davon wei� das Lamm Republik zu erz�hlen, das du dem Wolf Doria aus
dem Rachen nahmst--es selbst aufzufressen.--Aber genug!  Nur im
Vorbeigehen, Herzog, sage mir, was verbrach denn der arme Teufel, den
ihr am Jesuiterdom aufkn�pftet?

Fiesco.  Die Canaille z�ndete Genua an.

Verrina.  Aber doch die Gesetze lie� die Canaille ganz?

Fiesco.  Verrina brandschatzt meine Freundschaft.

Verrina.  Hinweg mit der Freundschaft! ich sage dir ja, ich liebe
dich nicht mehr; ich schw�re dir, da� ich dich hasse--hasse wie den
Wurm des Paradieses, der den ersten falschen Wurf in der Sch�pfung
that, worunter schon das f�nfte Jahrtausend blutet--H�re,
Fiesco--nicht Unterthan gegen Herrn--nicht Freund gegen
Freund--Mensch gegen Mensch red' ich zu dir.  (Scharf und heftig.) Du
hast eine Schande begangen an der Majest�t des wahrhaftigen Gottes,
da� du dir die Tugend die H�nde zu deinem Bubenst�ck f�hren und
Genuas Patrioten mit Genua Unzucht treiben lie�est--Fiesco, w�r' auch
ich der Redlichdumme gewesen, den Schalk nicht zu merken, Fiesco! bei
allen Schauern der Ewigkeit, einen Strick wollt' ich drehen aus
meinen eigenen Ged�rmen und mich erdrosseln, da� meine fliehende
Seele im gichtrischen Schaumblasen dir zuspritzen sollte.  Das
f�rstliche Schelmenst�ck dr�ckt wohl die Goldwage menschlicher S�nden
entzwei, aber du hast den Himmel geneckt, und den Proze� wird das
Weltgericht f�hren.

(Fiesco erstaunt und sprachlos mi�t ihn mit gro�en Augen.)

Verrina.  Besinne dich auf keine Antwort.  Jetzt sind wir fertig.
(Nach einigem Auf- und Niedergehen.) Herzog von Genua, auf den
Schiffen des gestrigen Tyrannen lernt' ich eine Gattung armer
Gesch�pfe kennen, die eine verj�hrte Schuld mit jedem Ruderschlag
wiederk�uen und in den Ocean ihre Thr�nen weinen, der wie ein reicher
Mann zu vornehm ist, sie zu z�hlen--Ein guter F�rst er�ffnet sein
Regiment mit Erbarmen.  Wolltest du dich entschlie�en, die
Galeerensklaven zu erl�sen?

Fiesco (scharf).  Sie seien die Erstlinge meiner Tyrannei--Geh und
verk�ndige ihnen Allen Erl�sung.

Verrina.  So machst du deine Sache nur halb, wenn du ihre Freude
verlierst.  Versuch' es und gehe selbst.  Die gro�en Herren sind so
selten dabei, wenn sie B�ses thun; sollten sie auch das Gute im
Hinterhalt stiften?--Ich d�chte, der Herzog w�re f�r keines Bettlers
Empfindung zu gro�.

Fiesco.  Mann, du bist schrecklich, aber ich wei� nicht, warum ich
folgen mu�.  (Beide gehen dem Meer zu.)

Verrina (h�lt still, mit Wehmuth).  Aber, noch einmal umarme mich,
Fiesco!  Hier ist ja Niemand, der den Verrina weinen sieht und einen
F�rsten empfinden.  (Er dr�ckt ihn innig.) Gewi�, nie schlugen zwei
gr��ere Herzen zusammen; wir liebten uns doch so br�derlich
warm--(Heftig an Fiescos Halse weinend.) Fiesco!  Fiesco! du r�umst
einen Platz in meiner Brust, den das Menschengeschlecht, dreifach
genommen, nicht mehr besetzen wird.

Fiesco (sehr ger�hrt).  Sei--mein--Freund!

Verrina.  Wirf diesen h��lichen Purpur weg, und ich bin's--Der erste
F�rst war ein M�rder und f�hrte den Purpur ein, die Flecken seiner
That in dieser Blutfarbe zu verstecken--H�re, Fiesco--ich bin ein
Kriegsmann, verstehe mich wenig auf nasse Wangen--Fiesco--das sind
meine ersten Thr�nen--Wird diesen Purpur weg!

Fiesco.  Schweig!

Verrina (heftiger).  Fiesco--la� hier alle Kronen dieses Planeten zum
Preis, dort zum Popanz all seine Foltern legen, ich soll knieen vor
einem Sterblichen--ich werde nicht knieen--Fiesco! (indem er
niederf�llt) es ist mein erster Kniefall--Wirf diesen Purpur weg!

Fiesco.  Steh auf und reize mich nicht mehr!

Verrina (entschlossen).  Ich steh' auf, reize dich nicht mehr (Sie
stehen an einem Brett, das zu einer Galeere f�hrt.) Der F�rst hat den
Vortritt.  (Gehen �ber das Brett.)

Fiesco.  Was zerrst du mich so am Mantel?--er f�llt!

Verrina (mit f�rchterlichem Hohn).  Nun, wenn der Purpur f�llt, mu�
auch der Herzog nach!  (Er st�rzt ihn ins Meer.)

Fiesco (ruft aus den Wellen).  Hilf, Genua!  Hilf!  Hilf deinem
Herzog!  (Sinkt unter.)



Siebzehnter Auftritt


Calcagno.  Sacco.  Zibo.  Zenturione.  Verschworne.  Volk.  (Alle
eilig, �ngstlich.)

Calcagno (schreit).  Fiesco!  Fiesco!  Andreas ist zur�ck, halb Genua
springt dem Andreas zu.  Wo ist Fiesco?

Verrina (mit festem Ton).  Ertrunken!

Zenturione.  Antwortet die H�lle oder das Tollhaus?

Verrina.  Ertr�nkt, wenn das h�bscher lautet--Ich geh' zum Andreas.

(Alle bleiben in starren Gruppen stehn.  Der Vorhang f�llt.)

Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes "Die Verschw�rung des Fiesco zu
Genua", von Friedrich Schiller.





*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DIE VERSCHWOERUNG DES FIESCO ZU GENUA ***

This file should be named 8fsco10.txt or 8fsco10.zip
Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 8fsco11.txt
VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 8fsco10a.txt

Project Gutenberg eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US
unless a copyright notice is included.  Thus, we usually do not
keep eBooks in compliance with any particular paper edition.

We are now trying to release all our eBooks one year in advance
of the official release dates, leaving time for better editing.
Please be encouraged to tell us about any error or corrections,
even years after the official publication date.

Please note neither this listing nor its contents are final til
midnight of the last day of the month of any such announcement.
The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at
Midnight, Central Time, of the last day of the stated month.  A
preliminary version may often be posted for suggestion, comment
and editing by those who wish to do so.

Most people start at our Web sites at:
http://gutenberg.net or
http://promo.net/pg

These Web sites include award-winning information about Project
Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new
eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!).


Those of you who want to download any eBook before announcement
can get to them as follows, and just download by date.  This is
also a good way to get them instantly upon announcement, as the
indexes our cataloguers produce obviously take a while after an
announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter.

http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext04 or
ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext04

Or /etext03, 02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90

Just search by the first five letters of the filename you want,
as it appears in our Newsletters.


Information about Project Gutenberg (one page)

We produce about two million dollars for each hour we work.  The
time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours
to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright
searched and analyzed, the copyright letters written, etc.   Our
projected audience is one hundred million readers.  If the value
per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
files per month:  1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+
We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002
If they reach just 1-2% of the world's population then the total
will reach over half a trillion eBooks given away by year's end.

The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks!
This is ten thousand titles each to one hundred million readers,
which is only about 4% of the present number of computer users.

Here is the briefest record of our progress (* means estimated):

eBooks Year Month

    1  1971 July
   10  1991 January
  100  1994 January
 1000  1997 August
 1500  1998 October
 2000  1999 December
 2500  2000 December
 3000  2001 November
 4000  2001 October/November
 6000  2002 December*
 9000  2003 November*
10000  2004 January*


The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created
to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium.

We need your donations more than ever!

As of February, 2002, contributions are being solicited from people
and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut,
Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois,
Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts,
Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New
Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio,
Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South
Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West
Virginia, Wisconsin, and Wyoming.

We have filed in all 50 states now, but these are the only ones
that have responded.

As the requirements for other states are met, additions to this list
will be made and fund raising will begin in the additional states.
Please feel free to ask to check the status of your state.

In answer to various questions we have received on this:

We are constantly working on finishing the paperwork to legally
request donations in all 50 states.  If your state is not listed and
you would like to know if we have added it since the list you have,
just ask.

While we cannot solicit donations from people in states where we are
not yet registered, we know of no prohibition against accepting
donations from donors in these states who approach us with an offer to
donate.

International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about
how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made
deductible, and don't have the staff to handle it even if there are
ways.

Donations by check or money order may be sent to:

Project Gutenberg Literary Archive Foundation
PMB 113
1739 University Ave.
Oxford, MS 38655-4109

Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment
method other than by check or money order.

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by
the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN
[Employee Identification Number] 64-622154.  Donations are
tax-deductible to the maximum extent permitted by law.  As fund-raising
requirements for other states are met, additions to this list will be
made and fund-raising will begin in the additional states.

We need your donations more than ever!

You can get up to date donation information online at:

http://www.gutenberg.net/donation.html


***

If you can't reach Project Gutenberg,
you can always email directly to:

Michael S. Hart <hart@pobox.com>

Prof. Hart will answer or forward your message.

We would prefer to send you information by email.


**The Legal Small Print**


(Three Pages)

***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START***
Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers.
They tell us you might sue us if there is something wrong with
your copy of this eBook, even if you got it for free from
someone other than us, and even if what's wrong is not our
fault. So, among other things, this "Small Print!" statement
disclaims most of our liability to you. It also tells you how
you may distribute copies of this eBook if you want to.

*BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK
By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm
eBook, you indicate that you understand, agree to and accept
this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive
a refund of the money (if any) you paid for this eBook by
sending a request within 30 days of receiving it to the person
you got it from. If you received this eBook on a physical
medium (such as a disk), you must return it with your request.

ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS
This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks,
is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart
through the Project Gutenberg Association (the "Project").
Among other things, this means that no one owns a United States copyright
on or for this work, so the Project (and you!) can copy and
distribute it in the United States without permission and
without paying copyright royalties. Special rules, set forth
below, apply if you wish to copy and distribute this eBook
under the "PROJECT GUTENBERG" trademark.

Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market
any commercial products without permission.

To create these eBooks, the Project expends considerable
efforts to identify, transcribe and proofread public domain
works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any
medium they may be on may contain "Defects". Among other
things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or
corrupt data, transcription errors, a copyright or other
intellectual property infringement, a defective or damaged
disk or other eBook medium, a computer virus, or computer
codes that damage or cannot be read by your equipment.

LIMITED WARRANTY; DISCLAIMER OF DAMAGES
But for the "Right of Replacement or Refund" described below,
[1] Michael Hart and the Foundation (and any other party you may
receive this eBook from as a PROJECT GUTENBERG-tm eBook) disclaims
all liability to you for damages, costs and expenses, including
legal fees, and [2] YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE OR
UNDER STRICT LIABILITY, OR FOR BREACH OF WARRANTY OR CONTRACT,
INCLUDING BUT NOT LIMITED TO INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE
OR INCIDENTAL DAMAGES, EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE
POSSIBILITY OF SUCH DAMAGES.

If you discover a Defect in this eBook within 90 days of
receiving it, you can receive a refund of the money (if any)
you paid for it by sending an explanatory note within that
time to the person you received it from. If you received it
on a physical medium, you must return it with your note, and
such person may choose to alternatively give you a replacement
copy. If you received it electronically, such person may
choose to alternatively give you a second opportunity to
receive it electronically.

THIS EBOOK IS OTHERWISE PROVIDED TO YOU "AS-IS". NO OTHER
WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, ARE MADE TO YOU AS
TO THE EBOOK OR ANY MEDIUM IT MAY BE ON, INCLUDING BUT NOT
LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A
PARTICULAR PURPOSE.

Some states do not allow disclaimers of implied warranties or
the exclusion or limitation of consequential damages, so the
above disclaimers and exclusions may not apply to you, and you
may have other legal rights.

INDEMNITY
You will indemnify and hold Michael Hart, the Foundation,
and its trustees and agents, and any volunteers associated
with the production and distribution of Project Gutenberg-tm
texts harmless, from all liability, cost and expense, including
legal fees, that arise directly or indirectly from any of the
following that you do or cause:  [1] distribution of this eBook,
[2] alteration, modification, or addition to the eBook,
or [3] any Defect.

DISTRIBUTION UNDER "PROJECT GUTENBERG-tm"
You may distribute copies of this eBook electronically, or by
disk, book or any other medium if you either delete this
"Small Print!" and all other references to Project Gutenberg,
or:

[1]  Only give exact copies of it.  Among other things, this
     requires that you do not remove, alter or modify the
     eBook or this "small print!" statement.  You may however,
     if you wish, distribute this eBook in machine readable
     binary, compressed, mark-up, or proprietary form,
     including any form resulting from conversion by word
     processing or hypertext software, but only so long as
     *EITHER*:

     [*]  The eBook, when displayed, is clearly readable, and
          does *not* contain characters other than those
          intended by the author of the work, although tilde
          (~), asterisk (*) and underline (_) characters may
          be used to convey punctuation intended by the
          author, and additional characters may be used to
          indicate hypertext links; OR

     [*]  The eBook may be readily converted by the reader at
          no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent
          form by the program that displays the eBook (as is
          the case, for instance, with most word processors);
          OR

     [*]  You provide, or agree to also provide on request at
          no additional cost, fee or expense, a copy of the
          eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC
          or other equivalent proprietary form).

[2]  Honor the eBook refund and replacement provisions of this
     "Small Print!" statement.

[3]  Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the
     gross profits you derive calculated using the method you
     already use to calculate your applicable taxes.  If you
     don't derive profits, no royalty is due.  Royalties are
     payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation"
     the 60 days following each date you prepare (or were
     legally required to prepare) your annual (or equivalent
     periodic) tax return.  Please contact us beforehand to
     let us know your plans and to work out the details.

WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO?
Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of
public domain and licensed works that can be freely distributed
in machine readable form.

The Project gratefully accepts contributions of money, time,
public domain materials, or royalty free copyright licenses.
Money should be paid to the:
"Project Gutenberg Literary Archive Foundation."

If you are interested in contributing scanning equipment or
software or other items, please contact Michael Hart at:
hart@pobox.com

[Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only
when distributed free of all fees.  Copyright (C) 2001, 2002 by
Michael S. Hart.  Project Gutenberg is a TradeMark and may not be
used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be
they hardware or software or any other related product without
express permission.]

*END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*