The Project Gutenberg EBook of Maerchen und Sagen, by Ernst Moritz Arndt

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Title: Maerchen und Sagen

Author: Ernst Moritz Arndt

Release Date: October, 2004  [EBook #6641]
[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
[This file was first posted on January 9, 2003]

Edition: 10

Language: German

Character set encoding: ASCII

*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, MAERCHEN UND SAGEN ***




Thanks are given to Delphine Lettau for finding a huge collection of ancient
German books in London.  Most of these stories were especially difficult due
to the very heavy dialect content.



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Maerchen und Sagen

Ernst Moritz Arndt

Inhalt: alphabetisch nach Titeln

Das brennende Geld
De Blagfoot
De Bruegg bi Slemmin
De Koeninge van den Deerden
De Prester un de Duewel
De Raw de Ringdeef
De Wewer un de Steen
De krassende Hahn
De witte Fru to Loebnitz
Der Rabenstein
Der Schlangenkoenig
Der Wiedehopf
Der Wolf und die Nachtigall
Der grosse Jochen
Die Unterirdischen in den Neun Bergen bei Rambin
Die alte Burg bei Loebnitz
Dom buest du da?
Geschichte von den sieben bunten Maeusen
Halt den Mittelweg!
Ick buen de Ridder Unvoerzagt und sla der Saewen mit eenem Slag
Kater Martinchen
Klas Avenstaken
Prinzessin Svanvithe
Rattenkoenig Birlibi
Rotkehlchen und Kohlmeischen
Schipper Gau un sin Puk
Thrin Wulfen



Das brennende Geld


Drei Bauern kamen eine Herbstnacht oder vielmehr frueh, als es mehr
gegen den Morgen ging, von einer Hochzeit aus dem Kirchdorf Lancken
geritten.  Sie waren Nachbarn, die in einem Dorfe wohnten, und ritten
des Weges miteinander nach Hause.  Als sie nun aus einem Walde kamen,
sahen sie an einem kleinen Busche auf dem Felde ein grosses Feuer, das
bald wie ein gluehender Herd voll Kohlen glimmte, bald wieder in
hellen Flammen aufloderte.  Sie hielten still und verwunderten sich,
was das sein moege, und meinten endlich, es seien wohl Hirten und
Schaefer, die es gegen die Nachtkaelte angezuendet haetten.  Da fiel
ihnen aber wieder ein, dass es am Schlusse Novembers war, und dass in
dieser Jahreszeit keine Hirten und Schaefer im Felde zu sein pflegen.
Da sprach der juengste von den dreien, ein frecher Gesell: "Nachbarn,
hoert!  Da brennt unser Glueck!  Und seid still und lasset uns
hinreiten und jeden seine Taschen mit Kohlen fuellen; dann haben wir
fuer all unser Leben genug und koennen den Grafen fragen, was er fuer
sein Schloss haben will."  Der aelteste aber sprach: "Behuete Gott, dass
ich in dieser spaeten Zeit aus dem Wege reiten sollte!  Ich kenne den
Reiter zu gut, der da ruft: Hoho!  Hallo!  Halt den Mittelweg!"  Der
zweite hatte auch keine Lust.  Der juengste aber ritt hin, und was
sein Pferd auch schnob und sich wehrte und baeumte, er brachte es an
das Feuer, sprang ab und fuellte sich die Taschen mit Kohlen.  Die
andern beiden hatte die Angst ergriffen, und sie waren im sausenden
Galopp davongejagt, und er liess sie auch ausreissen und holte sie
dicht vor Vilmnitz wieder ein.  Sie ritten nun noch ein Stuendchen
miteinander und kamen schweigend in ihrem Dorfe an, und keiner konnte
ein Wort sprechen.  Die Pferde waren aber schneeweiss von Schaum, so
hatten sie sich abgelaufen und abgeaengstigt.  Dem Bauer war auch
ungefaehr so zumute gewesen, als habe der Feind ihn schon beim Schopf
erfasst gehabt.  Es brach der helle, lichte Morgen an, als sie zu
Hause kamen.  Sie wollten nun sehen, was jener gefangen habe, denn
seine Taschen hingen ihm schwer genug hinab, so schwer, als seien sie
voll der gewichtigsten Dukaten.  Er langte hinein, aber au weh! er
brachte nichts als tote Maeuse an den Tag.  Die andern beiden Bauern
lachten und sprachen: "Da hast du deine ganze Teufelsbescherung!  Die
war der Angst wahrhaftig nicht wert!"  Vor den Maeusen aber schauderten
sie zusammen, versprachen ihrem Gesellen jedoch, keinem Menschen ein
Sterbenswort von dem Abenteuer zu sagen.

Man haette denken sollen, dieser Bauer mit den toten Maeusen habe nun
fuer immer genug gehabt; aber er hat noch weiter gegruebelt ueber den
Haufen brennender Kohlen und bei sich gesprochen: "Haettest du nur ein
paar Koernlein Salz in der Tasche gehabt und geschwind auf die Kohlen
streuen koennen, so haette der Schatz wohl oben bleiben muessen und
nicht weggleiten koennen."  Und er hat die naechste Nacht wieder
ausreiten muessen mit grossem Schauder und Grauen, aber er hat es doch
nicht lassen koennen; denn die Begier nach Geld war maechtiger als die
Furcht.  Und er hat es wieder brennen sehen genau an der gestrigen
Stelle; bei Tage aber war da nichts zu sehen, sondern sie war
grasgruen.  Und er ist hingeritten und hat das Salz hineingestreuet
und seine Taschen voll Kohlen gerafft, und so ist er im sausenden
Galopp nach Hause gejagt und hat sich gehuetet, dass er einen Laut von
sich gegeben noch jemand begegnet ist; denn dann ist es nicht richtig.
Aber er hat doch nichts als Kohlen in der Tasche gehabt und ein
paar Schillinge, die von den Kohlen geschwaerzt waren.  Da hat er sich
koeniglich gefreut, als sei dies der Anfang des Glueckes und das
Handgeld, das die Geister ihm gegeben haben.  Er mochte aber die paar
losen Schillinge von ungefaehr in der Tasche gehabt haben, als er
ausritt.  Und die Schillinge haben dem armen Mann, der sonst ein
fleissiger, ordentlicher Bauer war, keine Rast noch Ruhe mehr gelassen;
jede Nacht, die Gott werden liess, hat er ausreiten muessen und seine
besten Pferde dabei tot geritten.  Man hat es aber nicht gemerkt, dass
er Schaetze gefunden hat, sondern seine Wirtschaft hat von Jahr zu
Jahr abgenommen, und endlich ist er auf einer Nachtfahrt gar einmal
verschwunden.  Und man hat von ihm und von seinem Pferde nie etwas
wieder gesehen; seinen Hut aber haben die Leute in dem Schmachter See
gefunden.  Da muss der boese Feind ihn als Irrlicht hineingelockt haben;
denn er braucht solche Kuenste gegen die, welche sich mit ihm
einlassen und ihn suchen.



De Blagfoot.


Herr, wet de Herr, wat de Blagfoot is?

Ja woll.  Dat is een Falk edder Hawk edder doch so een Ding van
Musfaenger un Vagelfaenger un Felddeef, een Vagel, dem jeder unverzagt
up de Feddern knallen kann.

O Jemerus! dat wet de Herr doch nich.  Wi Buren suent ok klok.  Ick
will dem Herrn seggen, wat he foer een Prinz is.  Blagfoot was in
sinen Dagen een stolter voerwegner Kerl, een Junker un Minschenplager,
un daruem roeppt de Bur noch juemmer Blagfoot, wenn he Junker seggen
will edder wenn he voerbloemt eenen Eddelmann meent, de recht slimm is
un juemmer de scharpen Sparen an hett.  Blagfoot was in siner Tid een
Junker un hedde schoene Hueser un Goeder, aewerst he was darbi voermeten
un grotwaeterisch, un hedd et in siner Macht stahn, he hedd Gott im
Himmel de Ogen utsteken.  Aewerst Gott stuert de Boeme, datt se nich
in den Haewen wassen.  Junker Blagfoot was een rechter wilder Jaeger un
Nuemmersatt Luede so pinigen, un dat was sine groetste Froid, wenn't am
dicksten hagelde un een Sneedriwel was, datt man nich Hand voer Ogen
sehn kunn, in so 'nem Weder sine Lued in Rusch un Busch heruttodriwen
un Wol!  Wol! to schreien.  Gegen de Armod was he ahn Erbarmen un
keen Bedelmann kam mehr aewer sine Scheden, un ick gloew, de Duewel ut
der Hoell hedd sick nich unnerstahn, in sinem Forst sick een
Spazierstoeckchen to sniden.  So hantierde he as een Undeerd unner de
Minschen, solang he lewde, un was keen Beduren un Bestueren mit em.
Aewerst, min leewe Herr Blagfoot, so krus du di ook tierdest un so
herrsch du ook uppkloptest, as schull de Welt sick unner diner Fust
roegen, am Ende kam doch een groeter Herr un kloppte an dine Doer.  De
Dood kam un streckte un reckte minem Herrn Urian de Knaken ut un de
Duewel schickte eene hele Legion siner Gesellen de arme Seel in de
Hoell to slepen.  Gott hett aewerst een Teken markt, woran sick alle
unchristliche un harde Herren, wenn se willen, spegeln kaenen, un dat
is de Vagel Blagfoot.  Un se seggen, dat is een Duewelskind, dat van
dem wilden Junker herstammt.  Ick buen aewerst keen Doktor un voerstah
nich, wo dat togahn kann.  Un he hett sine Straf bawen der Erd, as
sin Vader in der Hoell, datt he mit heschem un haesslichen Schreien
rundflaggern un hungern un frieren muett, wenn alle annern Vaegel un
ook dat Volk der Falken un Wihen sick voerlustiren.  Denn wenn datt
kold ward un de kahle un magre Winter kuemmt, denn macken de meisten
Vaegel sick up un flegen aewer See un Land wiet weg hen, wo't warm is,
un kamen erst im Froehjahr wedder wenn Snee un Riep weg suent.  He
aewerst muett hier beduren un utholden den langen kolden Winter un aewer
den witten Streken flegen un luren un luren un luren, ob he woll een
mageres Musken edder eenen helligen Vagel erwischen kunn.  Denn luren
muett de boese Schelm, erflegen kann he nicks Fettes un Waeliges: Gott
hett em to Straf to sware Fluechten gewen.  Un wenn wi den slimmen
Junker flegen sehn, ropen wi: Blagfoot!  Blagfoot! wo bekuemmt di de
Kattenspise? wo smecken di de Muese?  So muett he nu lewen bet in
Ewigkeit un all sine Kinder un Kindskinder mit em nu in der wieden
kolden Welt heruemflegen as een Minschenfiend un ook as een Vagelfiend;
denn all sine Dag sueht man en in keener Gesellschaft.  Wo aewerst
Hueser suent un Minschen un Veh im Winter warm wahnen, da doert he nich
henkamen; dat hett Gott em voerbaden un em davoer eenen Gruwel int Hart
jagt.  Un nu, Herr, wet he, wat dat mit dem Blagfoot foer 'ne
Bewandniss hett un kann't den Junkers mal utleggen: denn Unsereen
versteit dat nich so fin.



De Bruegg bi Slemmin


Ick muett bi disser Gelegenheit ook noch voertellen van der Bruegg in
dem Slemminer Holt, wo de Weg nah Zornow utloept.  Da geit dat gar
wunnerlich to; wo menniger stolter Rueter hett sick dar den Sand vam
Pels schueddeln muesst!  Denn jede Kreatur weet daruem un wahrschuwt,
datt et da nich richtig is.  As ick een Jung van viertein, foeftein
Jahren was, hoedd ick de Koi bi dem Hollaender to Slemmin un drew oft
int Holt, un wenn ick ook dem wilden Jaeger sine Hund hett hedd, keen
Kalf hedd ick achter de Suenn aewer de Bruegg kregen.  Daruem steit da
heruem ook juemmer dat schoenste un laengste Gras, denn dat Veh muesst den
Verstand verlaren hebben, dat da mit egnem Willen graesen gahn wull,
un ick gloew, keen dummer Dreihhals van Schaap edder Goos wuerd da een
Halmken anruehren.  Un wer des Nachts aewer de Bruegg foehren edder riden
muett, o Herre Jemerus! wat kost't dat oft voer Kuenst un Sprueng!  Un wo
snuwen de Perd un zittern un daddern un baewern voer Angst, datt se
aewer de behexte Bruegg schaelen, un scheten up der Bruegg in de Knee un
laten den schumigen Sweet vam Liwe drueppeln, as hedden se een paar
Mil im Galopp lopen, edder as wenn se in de Luechting van Kanonen
springen schullen.  De Minsch alleen wett nicks davon, wenn se em't
nich voertellt hebben edder wenn he nich in der Nacht kuemmt un de Ulen
und Kraihen in so dickem Swark uem de Duewelsbruegg flegen.  Un ditt is
de Geschicht van der Bruegg:

In Zornow was eene smucke Dern, eenes Schepers Dochter, de hedd sick
dreimal voerjumfert un jedesmal ehr Kind uembroecht, un de drei Kinder
in dem Graben bi der Bruegg in de Erd steken.  Aewerst achter dem
druedden Kinde is de Satansundhad utkamen, un se hebben de Dern nahmen
un se in eenen Sack dhan un bi der Bruegg in dem Graben voersoept, un
hebben de Lik van der armen Suennersche bi ehren Kindekens ingraben.
Aewerst wat kuenn tueschen dissen Voerdrag wesen?  Un't is darnah eene
dulle un wilde Wirtschaft worden, datt den Lueden de Haar to Barg
stahn suent, so hebben sich de flegenden un klagenden Geisterken van
den Kindekens foehlen un vernehmen laten.  Un wer in dem Holte wat to
dhon hett, dem will ick nich raden, datt he sick lang nah
Suennenunnergang edder voer Suennenupgang da betrappeln lett.  Dat piept
un fluestert un wispert un tutet un huelt da denn de ganze Nacht doerch,
as wenn Katten Hochtid hollen edder luette Kinder quarren, un
Ulengequiek un Kraihengeschrei klingt juemmer datueschen.  Denn in
eener hollen Eek aewer der Bruegg sitt Dag und Nacht eene olde Ul, un
dat is de arme Schepersdochter, de in disser Welt keene Rauh findt.
Un des Nachts muett se juemmer hen un her flegen van Boom to Boom un
van Twig to Twig un schreien un quiken, datt eenem de Haar up dem
Kopp susen, un drei junge Ulen uhuen un flegen juemmer achter ehr her,
un dat suent de drei Kinder, de se vermordt hett.  Aewerst tueschen
twelw un een da geit et erst recht lustig, un Gott gnade dem, de denn
aewer de Bruegg muett.  Denn hett sick dat ganze Ulenrik tosam voergadert,
un se maken eene Musik in der Luft, wornah dat ganze duewelsche Heer
in der ersten Mainacht danzen kuenn, un een hungriger Wulf mit
gloenigem Rachen steit an der Eck un hoelt eene Bassviol tueschen den
Beenen un speelt lustig up, un Voess un Katers un Marten, Ilken un
Wesel un anner deefsches Nachtgesindel danzt dato.  Ick hew't nich
sehn, aewerst de Smitt in Slemmin hett't sehn.  De is mal darunner
geraden, un he was aewen nich up Gottes Strat, denn he hedd de Aex up'm
Nacken un wull sick eene junge Eek hauen.  Den hebben se terreten und
terzust--hast du mir nicht gesehen--un so is he to Huse kamen ganz
terkrasst un verbaast, un sine Oldsche hett em drei Weken eene
Kindersupp kaken muesst: so hedden de Satansgesellen den armen Schelm
afaengstigt.  Dat is aewerst wiss un wahr, wat ick van den Koien un
Perden voertelld hew, un keen ordentlich un christlich Deerd un Vagel,
de van Gott weet, geit in de Eek edder sett't sick da heruem.  Ick hew
all min Dag keenen Vagel in ehren Twigen singen edder zirpen huert,
Ulen un Hawks un Kraihen, Rawen und Hesters un anner dergliken
Duewelsgeraet dat sueht man woll darup sitten.  Mit der Bruegg is't aewen
so; keen ehrlicher Vagel sitt up ehren Poesten edder Gelaender, nich
eenmal eener van den lustigen un naeswisen Vaegeln, as de Meesk, de
Quaekstart edder Steenbicker, de suenst so nuelich un flink suent alles
Holt, wat se man sehn, to besitten un to befladdern.  Denn ook de
allergeringsten un luettesten Deerdeken weten een beten van Gott, un
et weiht en ook een beten Wind to, wo wat Gewaltigs un Greulichs
geschehn ist, un gruweln sick davoer."



De Koeninge van den Deerden.


Jochen Eigen un Johann Geese satten eenes Dags mit annern Meihers
achter eener Weitenhock un hoellen ehre Ihrmdagstid un firden un
voertellden sich Geschichten.  Un Johann Geese, de een fram Minsch un
in der Heiligen Schrift un in dem Gesangbook so to Hus was, datt he
flinker as de Scholmeister un Koester upslan un finnen kunn, hedd de
Geschicht voertelld, de man in dem negenden Kapittel des Books der
Richter lest, wo Jotham den Lueden van Sichem eene Fabel voertellt van
den Boemen, de hengingen un sich eenen Koening waehlen wullen, un wo de
Oelboom un Figenboom un Winstock nich Koening warden wullen un wo to
goder Letzt de Durnbusch Koening wurd, een ruger un harder Gesell, de
de annern Boeme terruppen un terzusen schull.  Da fung nu Jochen Eigen
an un sprack: Broder Johann, hupen heel! datt is eene huebsche un
nuedliche Geschicht van dem Abimelech un dem Durnbusch, un nu will ick
ook eene Geschicht voertellen, un ji schaellt sehn, datt et nich licht
is, een Koening to sin un et allen Minschen recht to dhon: denn to
schellen un to bruemmeln giwt et juemmer watt, solang de Welt steit.
Un nu spitzt de Uhren un markt up, Jungs!

De Deerde weren eenes Dags uneenig unner sich, wen se tom Koening
kiesen schullen.  De olde Loewe was dood, un eenen Loewen wullen se
nich wedder; denn se seden: De hett scharpe Taenen un eenen Buk as een
Oss un frett in Eenem furt, un man schall et sich noch as eene Gnad
reknen, wenn he Eenen tom Hawe roeppt, datt man in sinen
majestaetischen Buk herunnerspazieren muett.  Un wenn he eenen ook grad
nich upfrett, so is sin Anschien un sin Gelat un Gebruell schier eene
Angst; un ook wenn he sacht un fruendlich dhon will, strakt he so mit
den Tatzen, datt dat Blood darna kuemmt.  Un sine Macht un Kraft, wat
se sine Majestaet heten, wat helpt se, wenn he de meiste Tid voersloept?
Da kaenen sine Landfleger un Vaegde un Eddellued un Jagdjunker doch
dhon, wat se willen, un den armen Lueden dat Fell aewer de Uhren theen.
Denn hett he een paar Ossen edder een paar Dutzend Hamel un Reh
verslungen, so snorkt de Fuljahn oft dre vier Dage un deed sine Ogen
nich up, un Recht un Tucht muett sine Ogen denn woll todhon.  So
spreken un meinden de meisten un wullen platterdings des Loewen Saehn
nich waehlen, un streeden un kifden lang mit eenanner, wer denn de
duechtigste were Koening to wesen un se mit Macht un Leewde to stueren.
Un et ging bunt aewer Eck in dem Rike un was slimmere un groetere
Verwirrung un Elend, as tor Tid der Loewigen Gierigkeit un Fulheit
west was.  Toletzt, wiel se up keene Wise eenen scharpen un klauigen
Herrn hebben wullen, nehmen se den Pudel, un seden to em: Du schast
unse Koening wesen.  Denn se dheden mankanner spreken: De Pudel is
sachtmoedig un fredselig un fruendlich mit den Lueden un sin Mul so
grothartig as sin Swanz, womit he an allen henfichelt un sich
anfruendlicht, un dheed keenem Kinde wat to Leeden, un is still un wis
un nadenklich; un wenn he mal lustig sin will, watt foer schoene Kuenst
ward he sinen leewen Underdanen voermaken!  Ook frett he nich veel un
hett eenen lichten Slap, un meist wakt he des Nachts un studiert as
de olden Wisen in dem Mand un den Stiernen.  He ward een finer un
gerechter Herr sin un keen Deef un Roewer ward unner em upkamen kaenen.
De gode Pudel, de keene hoge Gedanken van sich hedd un wuerklich in
aller Sachtmoedigkeit un Demoth so voer sich henging, verschrack sich
gar veele, as se em dat grote Ding seden, un wull nich Koening warden
un struewde sich sehr.  Awerst de Deerde noedigden en, un setteden em
mit Gewalt de Kron up den Kopp un dheeden em Swert un Zepter in den
Klauen, un so muesst he se woll dregen.  Un alle Deerde tierden sick as
unsinnig un jubilirden un juchheiden un krajoelden aewer de Maaten,
datt se eenen so wisen un sachtmoedigen Koening hadden; un se noemden en
mit eenen Binamen Koening Gapus, wat de Wisheit beduedet, un meenden,
nu schuell de gueldene Tid wedderkamen un dat Paradies, wo keen Winter
un keene Arbeit was, wo de Loewen un Tiger Gras gespist un de Wuelwe un
Laemmer fredlich mit eenanner spelt hebben; un van Roof un Murddhaden
un Doodslag wuerd man nu un nuemmer nicks mehr hoeren.  Awerst o je! dat
geschach gar anners.

De Pudel was gewiss sehr fram un weekhartig un sachtmoedig un wedelde
un bellde alle sine Unnerdanen fruendlich an un bleckte gegen keenen
eenzigen de Taenen; un dat gefeel en woll.  Ook was he een sparsam
Husholler, un een paar Muese, de de Kater, de sin aewerste Kaekenmeister
was, em daeglich lewern muesst, un een paar Happen van verrecktem Veeh
edder Wild makten ein satt.  De ganze grote Denerschaft, welke de Loew
hollen hedd, Leoparden, Panther, Tiger, Veelfreter, Wuelwe, Voesse,
Apen un all de bunten un lichten Musikanten, de Singvaegel, de ut
allen Landen tohoopbroecht wurden, dem Koening un sinen Eddellueden bi
der Tafel uptospelen, un all de annern Dhonichgode, de dat Land
voerteerden, wurden voerjagt edder afdankt, un een einziges kleenes
Huendeken, dat van Older krietwitt worden was, het' un was Salomos
wiser Rath un Gesellschaft, un Hofmeister un Hofmarschaelle un
Kammerjunker un Jagdjunker un Hingstrider un Voerrider un Loeper un all
de blanke un hoge Staat wurden rein afschafft, un ook de
Oberstwaschmeister un Oberstluser un de Flegen- und Muggen-Voerdriwer,
de bi dem seligen Loewen de uepperste Mann west was, kregen ehren
Afsched un mennige annere Deners, de de Loew sich to sinem Vergnoegen
toleggd hedd.  Denn de grote un luette Wasch un de Suewerung sines
Liwes voerrichtede de Herr suelwest, un in siner Niederdraechtigkeit
makte he sinen Unnerdhanen gar oft dat Voergnoegen, voer en int Water to
gahn Soek Verlorn to spelen un to apportiren.  Denn dat muett man
gestahn, eene Nese hedd Koening Gapus, as keen Hund sit der Arche
Noahs, eene rechte koenigliche Nese.  Dat was aewerst sine beste Lust,
int Water to springen; un sine Unnerdhanen, de to Hawe kemen, wuessten
et all un braechten Stoecke un Steene mit, de se em int Water smeeten,
wonach he swomm, un Stuecken Brod, wobi se Soek Verlorn repen, un de he
fung un to gliker Tid upfratt.  So wusch he sich denn juemmer suelwest
un kostede dat dem Lande keenen Penning.  Sin Oberstkamerling was dat
witte Huendeken, dat he as sinen Fruend un Staatsminister mit sich hedd
dat em mit sinen Poten de Haar torechtstrek, wenn he sich nah dem
Bade an de Suenn droegde, un se glatt un lockig lede, wenn se em vam
Wind mal voerstoewert weren.  Un de Overluser edder de Overlusersche
was de Kraih, un de dheed den Deenst uemsuenst un kreeg keene
Traktamenten davoer; denn de Luese un Floeh, de se dem Herrn affung,
smeckten ehr gar soete.  Egentlich hedd se noch woll wat togewen
schullt, datt se so uemsuenst juemmer de Tafel deckt fund, aewerst de
groten Herren kaemen dat nich so nau nehmen als wi luette Luede, den 't
knapp tosneden is.

So was nu een gewaltig Jubeln un Froid aewer den fruendlichen wisen
hushollerschen geburschen un niederdraechtigen Herrn Pudelkoenig Gapus,
un alle Luede prisden sick gluecklich, datt de olde Loewe dood un sine
Kinder van dem Thron verdraengt weren.  Awerst dat durde nich lang, so
wurd et unklar un unschier.  Denn wat kann de beste un christlichste
Koening utrichten, wenn de Groten im Lande un de egenen Fruende em nich
tapper un rechtschaffen bistahn?  Disse Fruende un Verwandten van
Koening Gapus kemen nu all to minter Mal, as wenn de Muese bi hellem
Suennenschien ut dem Stroh kribbeln un krimmeln, mit heelen Hupen to
Hawe, all wat Hund, Koeter, Raekel un Tewe het up dre Beenen hinkt un
mit dem Swanz waifelt un sweifelt.  Da kam Dogge un Wulfshund,
Jagdhund un Schothund, Hoehnerhund un Swinhund, Windhund un Spitz, ja
de allerluettsten Moeppels un Dwarfhunde--un se wullen sick ook een
beten suennen un bespegeln in der Majestaet van ehrem hogen Herrn
Vetter un Deel hebben an siner Herrlichkeit.  Ja wenn't hiermit een
End west hedd?  Et stellden sich noch veele mehr in, welke de Hunde
suenst nich to ehre Fruendschaft rekent hedden; un wull nu de ganze
Welt Hund wesen.  Da kam de Roewer un Moerder Isegrim de Wulf, de Deef
de Voss, de fichelnde Schelm de Mard, de Scheefkieker de Luchs, de
Baar de Brummbart; ja de bunte Leopard un de sprenklichte Tiger kemen
heran un schaemden sick nich, un leten sick Hund schellen, un wullen
mit Koening Gapus as Vettern un Boelken am Stuerroder sitten.  He was nu
freilich een demoediger goder Herr un wull nich van vornehmeren Oeldern
schienen, as he in der Dhaad was, un wees de Schelme vam Hawe weg un
bedraude se sehr un hart, se schullen nich aeweldhon un de Armen un
Ringen nich bedraengen.  Aewerst he was en nich scharp noog.  Denn
as se sick am Hawe alles recht besehn un behorkt hedden, gingen se ut
in alle de widen Lande un noemden sick Hertoge un Prinzen un
Markgrafen un Grafen un makten sick grot un weesen Breeve un Papiere
voer, de se sick suelwst makt hedden, un wullen Oberlandvaegde un
Oberstaatholder sin, un grepen un tasteden slimm uem sick.  Un bald
gaff et een veel argeres un jaemmerlicheres Wesen un wurd veel mehr
unschuldig Blood vergaten, as in de Tiden van dem Loewenkoening.  Un de
armen bedruckten Luede winselden un huelden: O Koening Gapus! wise un to
gode Koening Gapus! wenn Du wuesst, wo dat im Rike tosteit, wo maennigen
groenen Boom wuerdst du in witte Galgen verwandeln laten!  Wat helpt
uns all din stilles Lewen un din Stiernkieken, wenn du nich up de
Riksschelme kikst?  Un Koening Gapus wuesst et woll, aewerst he hedd
nich Mod noch Macht et to aennern un de Boesen to strafen.

As et nu to graeulich wurd un de bitigen un ritigen Deerde, de
egentlich Undeerde heten, sick mankanner terreten un mit ehren
glupschen Rachen alle Deerde, de soetes Fleesch hebben, voerdelgen un
utrotten wullen, da makten disse eenen Upruhr un lepen tohoop to
eenem groten Riksdag.  Da kemen van des Rikes uetersten Ecken un
Graenzen de Elefanten un Neshoerner un Ossen un Perde un Hirsche, Rehe,
Swine un Schaape, un daerto alles, wat sick up Fluechten doer de Lucht
swingt: Swanen, Goese, Puter, Anten, Hoehner, Duwen, Adebars, Reiger
und alles, wat Feddern dreggt, van dem groten Vagel Struss bett up den
luetten Tunkoening, worup de Slimmen un Listigen ook de luesternen Taenen
wetten.  Un de Loewen kemen ook un lagerden sick nich wiet van em as
een Schutz, wenn de Fiend etwa keme den Riksdag antofallen un to
voerstueren; denn se hapten wedder eenen Koening ut den Ehrigen to maken.
Un veele listige Raethe funden sick in, Waldminschen, Wehrwuelwe,
Apen, Meerkatten un sueslik Tueg, un lurden, ob nicks to gewinnen were
in der Verwirring.  Un se makten eene Gaderung unner sick un keeseden
eenen Apen tom Riksdagsmarschall.  Un disse Ap fuehrde de
Schriewfedder un satte alle Klagen un Leeden to Papier, de dahen
klungen, Koening Gapus were to gelind un kuenne nich riksen, he were
ook to wise un to geleerd foer eenen Koening un aewerstudiert doerch sine
Stiernkiekerei, woraewer dat Land to Grund ginge; denn de Geleerdheit,
seden se, were weinig nuett un veel beter beraden dat Volk mit eenen
Koening, de eenen duechtigen Tog mit dem Degen dhon kuenne, as de en mit
de Fedder make.

Koening Gapus voernam den Upruhr un datt sine Unnerdhanen riksdagden un
en afsetten wullen; un he was sehr bedroewt un bereep sick um sin
godes Gewissen.  Awerst sine Veddern un Fruende, de ganze huendische
Fruendschaft, un de sine Veddern un Boelken heten wullen, dewiel he
Koening was, dheden sick ook tosam un makten sick hen, wo de Riksdag
satt, un meenden en to tersprengen.  As se aewerst vernehmen, datt
ehre Anklaegers so mit heelen Hupen sick vergadert hedden un datt alle
Loewen im Hinnerholt up der Lur legen un datt de listigen und
grausamen Apen den Riksdag regierden, wurd en sehr bang, un de Frucht
kam aewer se un jagde se ut eenanner, un se lepen de eene hierhen de
annere darhen, un jeder verkrop sick in sin Loch.  Un de veelen
Klagen der Elendigen un der Loewen Gewalt un der Apen ehre Listigkeit
drewen et so wiet, datt de Pudelkoening Gapus van sinem Thron
verdraengt wurde.

Darup rathslagden se lang aewer eenen nueen Koening un kamen veele in
Voerslag.  Tom Ersten de Elefant as de Starkste.  Aewerst sine
Fiende seden, he were to ungelenkig un plump un kuenne de Kron nich
mit Geschick dregen.  Tom Tweeten de Oss.  Aewerst se meenden, he
were to uploepsch un kortkoeppig, un so wurd he nich Koening.  Darup dat
Kamelopardel, een gar heges un staatsches Deerd, dat eenen
Koeningsmantel woll mit Gunst un Kunst dregen kuenne.  Aewerst se
schoellen et hoffaerig un verwegen, un struewden sick de meisten dagegen.
Ook stund et im boesen Geruecht van wegen siner Hoffardigkeit van
voerledner Tid her, as he unner dem Loewenregiment Riksherold west was.
Datt aewerst van dissen allen nuems Koening wurd, daran was de Ap de
Riksdagsmarschall schuld; denn he spelde mit siner ganzen Fruendschaft
datueschen, un alle Dumme un Infoldige hedd he begigelt un voergalstert
mit sinen blanken un bunten Reden un zierlichen Spruengen un
Buecklingen, un de Loewen huelpen em ook, denn he hedd en wiesmakt, he
wuerd et tom Lesten all so richten un stellen, datt een Loewe Koening
wuerd un nuems anners.  Disse sleprigen Dickkoeppe voerleten sick up den
Schelm, aewerst he bedrog se.  Een Ap wurd tom Koening utropen, een van
den Apen, de an Gelat dem Minschen aehnlich suent, een Waldminsch, eene
arge tueckische un gewaltige Art.  Se seggen, datt et eene Duewelstucht
is, de de olde boese Fiend mit den Hexen in der Walburgsnacht tuegt
hett.  Awerst wer hett dat sehn?

Un nu drog denn de haessliche Koening Waldminsch de Kron, un egentlich
hedd et em nuems guennt, un alle voerwunnerden un voerfierden sick, datt
he Koening worden was, un wuesst nuems, wo dat togahn hedd.  Un se
fruechten sick sehr un sweegen; denn se kennden den Waldminschen, wat
dat fuer eene Doewelssaat was, wo gewaltig he was un allen Lueden to
klook, un stark van Liwe un darto unbaendig un boes.  Un he fung glick
so een Regiment an, datt allen de Ogen aewergingen un se heemlich
mankanner fluesterden: Dat hebben wi woll voerdeent uem unsen goden
Koening Gapus, wo et uns duechte, datt dat to dull herging.  Dat was
doch een Herr, dem jedweder unvoerfiert unner de Ogen treden kunn.  Da
lachten wi Narren aewer sine Pudelkuenste un datt he dat huebsche Spill
Soek Verlorn voerstund, un voerhoehnden en, wiel he nich groetern Staat
makte un datt dat luette witte Huendeken sin hoegster Rathsherr un
Minister un de Kater sin Oberstkaekenmeister un de Kraih sin
Kammerdener was.

So klagden disse armen Bedraengten sick ehr Weh un Leed; aewerst Koening
Waldminsch leet sick dat nich anfechten.  He wull nun dat Koenigrik
recht vullut bruken un sick in vuller Pracht wisen; un wiel he
unrustig was un praechtig un inbildsch, as alle Apen suent, so hedd ook
nuems im ganzen Rike de Ruh.  Sinen Hoff helt he mit aewergroter
Hoffardigkeit un Herrlichkeit, un alle smucken un blanken Deerde un
de huebsche Felle un bunte Feddern hadden, muessten juemmer bi em sin un
uem en springen un danzen, spelen un singen un en mit allerhand Spill
un Kortzwiel ergoetzen un em wat voerhaselieren; denn so wat maegen de
Apen voer ehr Lewen gern.  Un so voerwandelde he denn de nuedlichsten un
smucksten Deerde in Spelers un Pipers un bude sick de kostbarsten
Hueser un Slotte ut Gold un Suelwer un Rubinen un Demanten, un alle
sine Unnerdhanen muessten darto frohnen un roboten.  Und he hedd un
helt eene gruwelige Menge van Hanswursten un Seildaenzern, Musikanten,
Narrendokters un Komoediganten un desgliks Volk, un spelde suelwst mit
in der Komoedie, un sung un danzte ook voer allen Lueden mit der
Koenigliche Kron up dem Kopp up Jahrmarkten un in groten Boden, datt
et eene Schand was.  Un all sine Minister un Rathsherren kleedden
sick apisch in bunten Roecken, de van swerem Golde un Suelwer tor Erde
sleepten; un ook sinen Drabanten un Soldaten dheed he de buntesten un
praechtigsten Kleeder an und gaff en jeden Mand nuee un schoenere
Mundering.  Un sin praechtiges Apinnenhus, dat he sick buwen leet--o
du Herr Jemine! wat dat foer eene Duewelspracht was!  Een Hus van purem
lichten Golde un de Finstern ut Demant un Edelsteen.  Da ging dat
lustiger un arger her, as in Koening Salomonis Tiden.  He helt sick
nich weiniger as teindusend Wiwer un Matrazzen.  Dat kostede ju erst
Geld.  Ji wett woll, wo staatsch un pagellursch dat Wiw van Natur is,
wenn man em den Taegel scheten lett un wo gern et sick mit sinem
bunten Swanz an de Suenn dreiht, un vullends desgliken Wiwer.

De pudelsche Fruendschaft hedd et woll slimm makt un alle, de sick der
Tid to den Hunden rekenden; aewerst de Apen un de Apenfruende un
Apenvoerwandten makten et dusentmal slimmer; un was in dem ganzen
Lande nicks as Ueppigkeit, Feegheit, Hinnerlist, Uplurerei,
Anklatscherei, Achterklappen un mannigerlei Wirrwarr un Unglueck.
Denn darin weren de Apen utgeleert, datt se verstunden de besten
Fruende mankanner to verhetzen un to den giftigsten Fiende to maken;
un se lachten int Fuestken, wenn de, de ehre Herrschaft hedden stoerten
un ehre Macht ringen kunnt, eenanner de Haelse terbroken.  Un hier
sach man, wat man to dissen Dagen nich huert hedd, datt de Loewen
Kammerdener un Loeper sin muessten un datt se den Apen, de en de Foet up
den Nacken setteden, zitternd un krupend de Tatzen leckten, un datt
de maechtigen Elefanten Holt un Water dregen un de Tiger as Heiducken
an den Doeren stahn muessten.  So slug un listig was Koening Ap in sinen
Kuensten.  Un da all dat Volk sehr geplagt un elendig was un dat Land
de grausame Ueppigkeit un Geldverspillung un den snoeden Aewermod der
Apen nich laenger voerdregen kunn, so voerswuren se sick woll oft un
stunden up gegen den Koening; aewerst he was en to klok mit den Sinigen,
un Loewen un Panther missten den Kopp und Wuelwe un Voesse wurden as
Verraeder un Koenigsmoerder an den Galgen haengt, un de armen Hunde
wurden veelnah utgerottet, un dem olden Koening Gapus goeten se een
paar Kellen gloeeig Blei in de Kehl, datt he jaemmerlich sturf; denn
veele hadden sick ehr Verlangen nah em marken laten.  Doch dat
Sprickwurt seggt: de Krog geit so lang to Water, bet he breckt, un
dat schull Koening Waldminsch ook erfahren.  Denn toletzt is't eenem
Baaren gelungen--de was de Obersthofmeister aewer des Koenings Wiwer un
aewer sin Jumfernhus--de hett en im Lager des Nachts aewerfallen un
terreten un alle Unnerdhanen suent van allen Enden un Ecken her
tosamlopen mit hellen Hupen un hebben nu alle Apen doodslagen, as man
unvernoenftig Veeh doodsleit.

Un se muessten nu wedder eenen Koening hebben, un se suennen lang hen un
her, wiel se voer jedem Koening eenen Gruwel hedden, de scharpe Taenen
wisen kunn; un so hebben to goder Letzt de Deerde dat Aewerspitt
gewunnen, de Gras freten, un hebben sick eenen Koening halt ut eenem
sachtmoedigen Stamm, ut dem Geslecht der Buecke; denn se bildeden sick
in, unner em wuerden se gode Dage hebben.  Un so hett et sick begewen,
datt de Zeegenbuck Koening worden is, un se hebben an sinem
Koeningsdage sungen, as't im olden Leede klingt:

Juchhe! Juchhe! de Loew is dood,
De Hund un Ap de suent bi Gott--
Nu meistert uns de Zeegenbuck,
He dreggt den bunten Koeningsrock,
He dreggt de gueldne Koeningskron.
Juch! Zickelbuck un Sniders Sohn!
Juch! Koening mit dem langen Bart!
Juch! Zickelbuck un Sniders Art!


Aewerst o du Herre Je! an dat Zeegenregiment warden se denken, solang
de Welt steit.  He hett den Esel to sinem Kanzler un den Rambuck to
sinem Feldmarschall makt, un an sinem Hawe was't eene recht tuerksche
Wirthschaft, ja veel arger as bi Tuerken un Heiden.  Un sin
Wiwerregiment man kann't unmoeglich voer Christenminschen voertellen.
Dat was dusentmal mehr as Koening Salomo, as he van Gott affallen was
un as 't de grote Soldan, de olde Stambull in Konstantinopel, bedrivt.
Ick segg ju man so veel, datt dem Koening Zickelbuck dat Wiwerhus
van dem Apen veel to kleen was.  Un wiel tor Tid van Koening
Waldminsch de meisten Loewen un de annern vernehmen Geslechter doer Bil
un Galgen un in Kriegen un Upruhren uemkamen weren, so is nuems west,
de't hett wehren kuennt, un dat zeegenbuckische un eselsche Regiment
hett woll een foeftig Jahr durt, un wo hett dat Land utsehn? o du min
Je! grad as wenn de Durnbusch Abimelech Koening west were.  Denn disse
hebben de Wirthschaft nah ehrer Wise bedrewen.  Da hett man keene
Boeme mehr sehn mit Appeln un Beeren, keene groene Wischen, keen
Weiten- un Roggen-Feld.  Se hebben regiert, as wenn de leewe Herrgott
im Himmel dem Boesen de vulle Macht gewen hedd, den ganzen heelen
Fluch uttoseien, den de Herr in sinem Grimm spraken hedd, as he Adam
un Eva ut dem Garden Eden jagde.  Nicks as Distel un Durn in dem
ganzen widen Rike vom Koening Zeegenbuck; denn de Esel wull Disteln
freten un dem Koening smeckten de bittern Blaeder van den Durnbueschen
am soetesten.  Wat anners hett de sachtmoedige Buck nuems to Leeden dhan,
as datt dat Land van Durn un Disteln woist worden is.

As nu de Koening Zeegenbuck toletzt im hogen Older verscheden was, da
hett et dem Volke der Deerde duecht, se hebben et nu mit dem
Koeningswessel noog voersoecht, un suent wedder tom Loewen torueggkamen un
hebben eenem jungen Loewenprinzen van den Weinigen, de noch aewrig
blewen weren, de Kron up dat Hoevt sett't.  Un de hett regiert streng
un bequem glik sinen Voerfaehren.  Un de Herrschaft mag woll streng un
hart wesen muetten; denn de sanftmoedigen Herren kann de slimme Welt
nich dregen, un de Luetten un Ringen muetten nu een un alle Mal Haar
laten.

So voertellde de redselige Jochen Eigen, un se horkten all to, bet de
Voermeiher sine Saisse nam un wedder in den Weiten haude.  Da dheden se,
wat se muessten, un Loewen, Pudel, Buecke, Apen un Esel un alle hoge un
koenigliche Gedanken un Geschichten floegen weg.



De Prester un de Duewel


Starkow hett juemmer deege Presters hett, de as unser Pastor Scheer
den Minschen woll an't Hart to kamen un den Duewel, wenn he sick nich
gar to sehr inwoertelt hett, uttodriwen voerstunden.  Un wet de Herr,
wo dat herkuemmt?  In olden Tiden, as de Heiden hier utdrewen un Gotts
Wurt un dat bloodige Kruetz predigt wurden, was disse Gegend hier uem
Starkow Redbass un Loebnitz nicks as Holt, Heid un Morast, wo hier un
dar een Mann in sinem Huesken wahnde.  Da kam ook een Pastor un de nuee
Kark schull buwt warden; aewerst der Luede was wenig un dat Weinige ook
noch arm.  De Pastor is een sehr gottsfuerchtig Mann west un klok dabi
un hett veel hen un her sunnen, up wat Wis he Gotts Wark vollbringen
un sinem hilligen Wurt eene Stad bereiden kuenn.  Un da is em de Duewel
infollen, de olde Schalk un Seelenfaenger, de sick oft bi em infund,
wenn he sine stille Bedstund in sinem Kamerken helt.  Denn he kennde
en woll, wenn he sick as eene swarte Fleg up sine Bibel settede un
darup heruemwipperde.  Denn de Stank blef nah, wenn de Fleg wegflog.
Un de kloke Herr hett den Duewel mit List dran kregen un bedragen, un
Satan hett sweeten muesst, datt em de hoellschen Druppen aewer de Naes
lepen.  Un in drei Dagen hett de Kark fix und fardig da stahn, as de
Herr se noch sueht, un is eene van den oeldesten in Pamerland, un ehr
Baumeister hett se nich mit inwihen helpen doerft.  Aewerst dat muett
man em laten, so slimm de olde Fiend is, he hett eene grote Daegd, un
dat is de Daegd der Geduld un Arbeitsamkeit, datt he sick nicks
voerdreten lett, wat to sinem Geschaeft huert--un datt kuenn een
Christenminsch sick ook woll van dem Doiwel leeren laten.  Wo sehr de
kloke Prester en ook vexirrt un narrt hedd, he makte een fruendlich
Gesicht dato, un kam juemmer wedder un frog sinen Kunden, ob he em
noch nich in wat denen kuenn un ob he nich noch eene kleene Arbeit foer
en hedd.  De Prester oewerst fuerchte sick voer dem Schelm, datt he en
doch beluren muegte, un wull nicks mehr mit em to dhon hebben.

Nu was da een Doerp, dat nah Starkow in de Kark ging; dat lag achter
dem Holt heel nah, un de Pastor muesst oft dahinriden.  Aewerst so
nah dat Doerp ook lag, was't wegen Unwegsamkeit doch een
Dreiviertelwegs.  Denn he muesst eenen wieden Weg maken aewer Oldenhagen
un uem den groten Wald heruem, wiel in dem Holt een deeper Morast was,
wo man alleen im Sommer aewer kunn.  Da foell dem Pastor eenes Dages in,
ob he sinen Werkmeister nich wedder bruken un dran kriegen schull.
Un as de Duewel eenmal wedderkam, slot he den Handel af mit em un
besprack sick mit dem Boesen: He schull em in drei Dagen den Weg doer't
Holt un eenen Damm aewer den Morast maken, un he wulle mit Lif und
Seel sin wesen, wenn he en betrappelde, datt he man eenen Strohhalm
breet ut sinem Voerbeet ging.  De Prester satt awerst in sinem Garden
unner eenem Boom un las de Predigt aewer, de he den naechsten Suenndag
holden wull; un sin Swur was: "Duewel, wenn du in drei Dagen den Weg
un Damm doer dat Holt to der Horst fardigkrigst, so schast du mine
Seel nehmen, wo du se findst, wenn ick nich mehr up dissen minen
Voerbeet stah."  Un de Duewel schmunzelde in sinem Sinn un dachte: Den
Vagel hest du fangen; denn wo will de dumme Prester dat woll anfangen,
datt ick'n nich mal uter sinem Voerbeet treffen schall?  Dat Lewen is
lang un de Gedanken suent kort un ehr Beten van Faden ritt licht af.
Un he ging lustig weg un makte sick an de Arbeit, haude Eeken af un
makte Brueggen un slepte Steene un karde Sand, un ehr drei Dag uem
weren, stund de grade Weg da un lag de schoene Damm fardig, so schoen
un glatt, datt een Koennig mit Lust draewerfahren kunn.  Un he kam to
dem Prester un sede: "De Weg un de Damm suent makt."  Un he lurde em nu
up, wo he en faten un begigeln kuenn.

Un kum vergingen een paar Dag, so nam de Prester sinen Stock in de
Hand un ging den Weg nah Redbas herut, sick sine Brewe un Zeitungen
van der Post to halen.  Un as he kum an de Bruegg kamen was, wo de
Sched is tueschen de Redbasser un Starkower Feldmark, wipps, hast du
mir nicht gesehn, was de olde Grising da in sinem roden scharlaken
Tressenrock un mit sinem Hahnenfoot, wippelde as een Hester uem dat
kranke Kueken, uem den Prester heruem, un stellde sick achter em up den
Weg, datt he em nich wedder toruegg lopen kuenn.  Un he gruesste en up
sine doewelsche Wise gar fruendlich un reep: "Willkamen, Presting!  Nu
muesst du mal mit mi kamen un tosehn, wo't sick in der Hoell lewt un ob
du se denen Buren richtig utleggt hest.  Wo steiht et?  Hest du din
Fell brav insmeert, datt et in der Hitt nich springt?"  Un as de Duewel
disse spoetsche Red dhan hedd, makte he sick an den Prester un wull en
packen; aewerst he kunn nich!  Denn em kam een Gruwel un Grusen an, as
wenn he mit sinen Klauen in kold Is tastet hedd.  Un de Prester
lachte mit grotem Vergnoegen, blos em ut siner Pip den Tabaksrook in
de Naes un sede: "Holt, Duewel! da is noch een Sticken voer, datt du
nich herin kannst.  Markst du, datt ick up minen Voerbeet stah?  Un
damit du Schlangenschelm et begrippst un in dinen Duewelsknaken
zitterst un baewerst, so kumm her un seh!"  Un de Prester tog eenen
Staewel ut un wieste dem Duewel, datt he drei, vier Blaeder ut dem
Evangelienbook in sine Socken inneiht hedd.  Un de hedd he ook in
sinen Staeweln hett, as he im Garden den Eid swur un sinen Handel aewer
den Weg doer't Holt afslot.  Un de rode Duewel wurd voer Grimm blass un
bleek as de Kalk an der Wand un schaemde sick un voerzagde an dem
Prester, un neihde ut, as wenn em Fuer unner den Salen brennde, un
hett sick sin Leder nich mehr bi em sehn laten.  Un de Prester hett
as een gottselig Mann lewt, un is so storwen, un de Kark steiht bet
dissen huetigen Dag, un de Damm liggt noch un fuehrt den Namen sines
Baumeisters, het de Duewelsdamm; aewerst nahgrad wer't woll noedig, datt
man den Duewel eenmal wedder dran krege tom Utbetern; denn he hett
voerdammt veele Loecher.  Un wenn man ditt so bedenkt un de olden
Geschichten huert, so mag man sick woll wundern, datt de Presters nu
tor Tiden so weinig kaenen un den Duewel nich mehr am Strick hebben.
Se segen, de olde Herr van der Finsternis un Duesternis is dood un
lewt nich mehr, aewerst se kaenen't nich bewiesen un ick gloewt nich;
denn he reckt sine Tatzen noch oft nog hervoer.  Un wahrhaftig leider
Gotts! an dem Duewel fehlt et nich, man de rechte Glow fehlt un de
rechte Leewe, de rechte fuerige himmlische Leewe, de de ganze
vullgeproppte gloenige Hoell un alle Millionen Duewels mit eenanner
utbrennen un in Asch voerwandeln kann.  Un daruem voerseggt en dat Hart,
et mit em uptonehmen.  De Olden voerstunden't beter un wuessten den
Spruch mit der Dhad uttoleggen: West klok as de Slangen un eenfoldig
as de Duwen.  To der Tid, as de Duewel Karken und Kloester buwen muesst,
gaff't gottskloke Luede; nu aewerst suent se duewelsklok un negenklok un
aewer all der Klokheit is de Voernunft dumm worden, wo se de goden un
slimmen Geister mit eenem Blick underscheiden un den Engels und
Duewels in Christo begripen un den Lueden utdueden kunnen.  Se soeken den
leewen Gott in der Welt, wo he is un ook nich is, un nich in der
Bibel, wo en jeder finden kann, dem Negenklokheit de Oogen nich
voerglastert hett.  Weer he so saeker un wiss up der Landstrat to finden,
so were de leewe Heiland jo uemsues vam Himmel herunnerkamen, sin
duerbares Blood am Kruetz foer uns to voergeten.



De Raw de Ringdeef.


Da was eenmal een Grewe, de was sehr rik un grot un hedd een praechtig
Slott un schoene Haewe un Doerper; dat edelste un herrlichste Klenod
aewerst, dat he hedd, was sine Grewin, dat schoenste Wif, dat up der
Erde lewde.  Un de Grewe hoell se leewer as sin Lewen un as alle sine
annern Schaetz un Herrlichkeiten.  Mannig schoen Jahr hedden se in Lust
un Froid mit eenanner lewt, da kam een Krieg up un de Grewe muesste
furt un in wider Froemde truren.  Un as he afreisen schull, was he
sehr bedroewt, un ehr he sin Perd besteg, uemhalsde he sine Grewin noch
eenmal unner dausend Thranen un nam eenen gueldnen Ring van dem Finger
un stack en an ehren Finger, un sede dabi: An dissem Ring will ick
marken, ob du miner noch gedenkst, un daruem voerwahr en ja recht woll.
Un mit dissen Wurden swung he sick in den Sadel, un flugs ut dem Dur
herut.  Mannig Jahr voerging un de Grewe kam nich wedder, un de Grewin
dachte, he were in der Fremde dood blewen, un se betrurde en as eenen
Dooden.  Aewerst se sach daruem nich nah den Lebendigen hen, man se
graemde sick juemmerfurt uem ehren Herrn un was em tru as Gold.  Veele
rike un voernehme Friers kemen un wurben uem de schoene Fru, aewerst se
wull se gar nich sehn, un sede: Lewt min Herr nich mehr, de de
schoenste un leewste Mann up Erden was, wat schull ick mit eenem
annern anfangen? un ick will eene Wittfru bliwen un truren, bet Gott
mi im seligen Paradiese mit minem Leewsten un Besten wedder tosam
bringt.  Un nu huert, wat sick begaff.

Eenen schoenen Sommermorgen stund de Grewin voer der Doer--se was in dem
Garden west un hedd Blomen plantet--da blos de Trumpeter lud in't
Horn, un se huerde van dem Dur her de Grewe! de Grewe! schallen un
ropen.  Se leep flink de Trepp up sick to waschen, denn ehre Finger
weren vull Erd un Smutz van dem Blomenplanten.  Un as se sick wusch,
lede se den Ring up dat apne Finster, un een Raw kam flegen un nam
den Ring weg; un as sen an den Finger steken wull, fund se en nich;
un se was sehr voerwundert un bestoert't, wo doch de Ring blewen were.
Un in dem Oogenblick trat de Grewe in ehre Stuw un flog ehr uem den
Hals un trutede un kuesste se sehr.  Awerst de arme Grewin kunn nich
recht herzen un kuessen van wegen des Ringes un sach verstuert un bleek
ut.  Un de Grewe voerwunderte sick aewer ehren kolden voerlegnen Empfang,
un sede: wo is't mit di bestellt, mine schoene Grewin? un hest du den
Ring noch, den ick di bi'm Afsched gaff as een Teken un as eenen
Voermahner to Tru un Leew!  Un de geswinde Frag makte de arme Fru noch
bleeker un voerstuerder, datt se hedd in de Erd sinken muegt, un in
ehrer Beklemmniss kunn se keen Starwenswurt verbringen.  Dat slog dem
Grewen in't Hart un he slog sick de Hand voer de Stiern un reep: O
Gott im Himmel! hier steiht et nuemmer, as et wesen schull--waruem buen
ick nich im Heidenlande as een ehrlicher Riddersmann fallen un
begrawen?  Dat ick ditt noch erlewen muesst?  Un nu, Fru, wies mi glik
den Ring!  Un de arme Fru bekennde voer em, as't wahr was, un sede: O
du ewiger barmhartiger Gott! wat hew ick doch voerbraken, datt ick in
disse entsetzliche Noth geraden buen?  O min leewe Herr un Gemal, west
nich so ungeduldig un huert mi un gloewt mi, datt ick juw ehrlich un
tru Wif buen un keenen annern Gedanken in minem Harten hegt hew, as ju
un juwe Leewe.  Awerst wo is't mi gahn un wo geiht et mi?  As ick den
Trumpeter up der Wart blasen huerde un juwen Namen van dem Dur her
klingen, stund ick voer der Doer un kam aewen ut dem Garden, wo ick
Blomen plantet hew; un ick hedd swarte Haend un slichte Gardenschoh an
un dachte: So schast du voer dinem Herrn nich erschienen.  Un so
sprung ick strax de Trepp herup un wusch mi de Haend un lede dabi den
Ring in dat apne Finster.  Un as ick'n wedder anstecken wull, was he
weg; un ick kann nich begripen, wat dat is un ob noch Toewerer un
Hexen lewen, de mi arme Fru in't Unglueck bringen willen.  So is't
schehn, un Gott im Himmel weet, datt ick de unschuldige Wahrheit
segge, un desuelwige Gott im Himmel voerhoede, datt mi de groetste Froid
nich een grotes Leid ward!

Awerst de Grewe, as he dat voernahmen, ergrimmde in sinem Sinn un sine
Oogen voerdunkelden sick, un he stoedde de arme Grewin van sick as eene
Laegnerin un untruwe Bedregerin, de ehre Untreu un Falschheit mit
schoenen Wurden un Thranen bemanteln un vertuschen wull.  Un daruem let
he se gripen un in eenem olden Thorm in een deep Loch versenken, un
voerklagde se as eene Buhlerin un Ehbrekerin.  Un sin Grimm wurd van
Dage to Dage arger, un he leet eenen Galgen buwen, da schull de
falsche Grewin dran haengen.  Un wat de arme Fru em ook toswur un bat
un wat verstaendige Luede ook seggen un bidden muegten, he let sick nich
ruetteln noch roegen van sinem harden Sinn.  Un as de Grewin nu tom
Hochgericht herutfuehrt wurd mit grotem Geleide un de Grewe mit veelen
groten Herren dabi stund, un se de Galgenledder upstiegen muesste, da
slog dat arme Wif noch eenmal de Haend tosam un schreide, datt alle
huerden: Du groter Gott im Himmel! erbarme di miner letzten Bede un
lat mine witte Unschuld nich so jaemmerlich am Galgen voerdarwen!  Un
in dem tog de Scharprichter ehr de Ledder unner den Foeten weg, un se
haengde un voersched.  Un de Luede rund uemher weenden un bededen
barmhartiglich un alle Armen ut drei vier Kaspels in der Runde uem dat
Slott huelden un wehklagden lude; denn se was eene rechte fruendliche
Armenmoder west.  Veele aewerst jammerden ook, datt een so schoenes Wif
in jungen Jahren up disse schaendliche Wise hedd starwen muesst.  Un sueh!
as se keen Lewensteken mehr van sick gaff un dat Geleide un de harde
Grewe sick anschickten wegtogahn, kam een swarter Rawe flegen, un
sette sick up den Galgen dicht bi ehr un reep Kork!  Kork! datt allen
Lueden een Schrecken un Voerstaunen ankam.  Aewerst wo voerfierden un
voerschreckten se sick, as de Raw eenen gueldnen Ring ut dem Snawel an
de Erd fallen let.  Aewerst am meisten voerschrack sick de Grewe, as
em de Ring in de Hand kam, un stund da un baewerde, as hedd en Gotts
Dunner slagen.  Un so stund he lang as een Voerdunnerter un Farw un
Sprak voerleten en.  Toletzt reep he: De Ring! de Ring! de
unglueckselige Ring! un don tog he sin blankes Swert ut der Schede un
foell darin, datt sin rodes Blod tom Haewen herup spritzte.  Un se
nehmen de Fru van dem Galgen un nehmen den dooden Mann un growen een
grotes deepes Graf, da leden se beide still herin ahn Prester un
Koester un Sang un Klang.  Denn wo Gott een to gewaltig Wurt spreckt,
da voergeiht dem Minschen dat Singen un Klingen woll.



De Wewer un de Steen


De Herr hett woll dat steenerne Kruetz sehn, dat am Wege steiht, wo
man van der Loebnitzer Maehl nach Redbas geiht.  Da lag voer dissem een
Steen, de was in twee Stuecken tersprungen.  Den hebben se wegnahmen,
as de Fuerst Hessenstein de praechtige Redbasser Bruegg buwen let; un
dat is schad, denn de Steen hedd wat in sick, un't was eene Geschicht
mit em, woran sick Mennigeen spegeln un wobi jeder Wandersmann, de
voerbiging, sine goden Gedanken hebben kun; un he was recht een
Wahrnagel foer de Deewe un foer alle falschen Nachtslikers.  Nu he
aewerst weg is, ward et woll to swind voergaeten sin, un wer weet, wo
lang dat Kruetz noch steiht, denn nu is de Tid da, wo se alles
umkehren un dat Olde voerachten.

Voer langen langen Tiden, lang voer Minschengedenken, wahnde in Redebas
een Wewer, dat was een groter Schelm.  He wewerde aewerst nich
veel--denn sin Wewstohl stund juemmer still--aewerst he grep to eener
Kunst, wodoer man een lustig Lewen holden un swind rik warden kann; un
de Duewel hedd to sinem Gespinst den Inslag makt, un nu mag de arme
Stacker tosehn, wo he dat Netz utrawweln will, dat he sick suelwst
wewt hett.  Des Nachts, wenn de ehrlichen Luede slapen, was min Wewer
juemmer flink mit sinen Gesellen up den Beenen, un fette Swin un Goes,
de de Bur den annern Morgen tohauen wull, un Schinken un Mettwurst un
mennig swarer Immenrump un blanker Schepel Weiten kam int Hus, un
nuems wusste, up wat foer eenem Wege.  Dat aewerst wuessten alle Luede im
Doerp, datt de Wewer ful was as de Oss uem Wihnachten un datt he fedder
lewde as de Schult un Voerwalter.  Un se munkelden woll unner sick, he
were een Deef un Roewer un stuend' ook mit dem olden Draken im Voerbund,
de em alles todroege; aewerst bewiesen kunn em't keener.  Nu begaff
sick't eenes Dages, datt unser Meister Urian mit sinem Gesellen dem
Loebnitzer Moeller eene Nacht in de Maehl brok, un datt jeder sinen Sack
Weiten furtdrog.  Glik drup kam de Moeller mit sinem Burschen, un se
funden de Maehl apen un den Weiten weg un lepen up den Wegen herut, ob
se nuems gewahr warden kuennen.  Un se kemen ook up den Redbasser Weg
un packten unsern Wewer, de mit sinem Weiten up eenem groten Steen
satt; de Gesell aewerst was wiet voerut.  De Moeller un de Maehlenbursch
nehmen nu unsern Wewer tueschen sich un pruegelden en deeg af, un darup
muesst he sinen Weiten wedder upsacken un mit gewaltigem Pusten un
Staenen nah Loebnitz bet an dat Moellerhus dregen.  Da hoelden se en fest,
denn se meenden ganz saeker; datt he de Weitendeef were.  Un den
annern Voermiddag was groter Gerichtsdag to Loebnitz.  Un de Wewer hoelt
sick stif und loegnede alles, un lede sware Klag up den Moeller un den
Maehlenburschen, datt se en as eenen Deef festholden, up der Landstrat
slagen un em sinen egnen Weiten afnahmen hedden.  "Denn"--schreide
he--"ditt is min Sack (he hedd aewerst sinen egnen Sack mit sinem
Namenteken mitnahmen un den Weiten darin schueddet) un de Weiten darin
is min Weiten, den ick mi gistern Awend van dem Buren to Holthof
koefft hew.  Un wenn ji't nich gloewen willt, so schickt hen un latet
den Buren halen un fragen, un wenn he seggt, datt ick den Weiten van
em nich koefft hew, will ick nu un ewig een Schelm heten."  Un se
schickten nah'm Holthof, un de Bur sede ut, as de Wewer beduert hedd;
denn he stack ook mit drin un was een Afflegger un Deewshehler.  Un
nu wuesste de Richter keenen annern Rat, he hoelt den Wewer woll foer
eenen Deef, aewerst he kunn em't nich up't Lif seggen, un daruem muesst
he en tom Swur laten.  Un he nam den Moeller un den Maehlenburschen un
den Waewer, un se gingen mit eenanner to dem Steen un dem Kruetz up der
Heid am Wege, wo de Moeller en packt hedd, un da voermahnde he den
Wewer noch eenmal, Gott de Ehre to laten, wenn he suendigt hedd, un
leewer sine Suend to bekennen un de Straf to liden, as eenen falschen
Eid to dhon un ewig in der Hoell to braden.  "Denn"--sede he un sach
den Schelm dabi sehr ernsthaftig an--"disse Steen wat woll tuegen
gegen di, wenn du falsch swerst, un disse Durnbuesche warden de Koepp
aewer di tohop stecken un Weh und Zeter aewer di schreien."  De Wewer
aewerst let sick nicks anfechten, he makte sin Hart fast un verschot
keene Min un schwur frisch weg, datt he unschuldig were an des
Moellers Doer un Weiten, un sprack mit frecher luder Stimm: "Lat dissen
Steen in Stuecken springen, un wenn et een muntlos Kindeken weet, datt
ick de Deef buen, lat et oogenblicklich dat Wurt gewinnen."  Un da
gingen se van dem Steen weder nach Loebnitz toruegg, un de Spruch was:
De Moeller un de Maehlenbursch muessten dem Wewer Afbidde dhon un foer den
Schimp un de Slaege hundertfoeftig Daler betalen und alle Kosten stahn.
Dat hedden se noch to ehrem Schaden; de Wewer aewerst strek dat Geld
in un lachte in sin Fuestken, nam sinen Weitensack up den Puckel un
plegde sick eenen goden Dag van dem Roof un van dem gluecklichen
Geldfang.

Nu was't to spad em totoropen: "Holl up!  Holl up!"  he was to dicht
van den Doiwelsstricken bestrickt, un kunn nich mehr herut; sin Wagen
was loslaten, un lep stoertlings bargaf.  He dref dat lichte Handwark
noch een paar Jahr un wurd een Perddeef un Stratroewer un Moerder un
strek an Galgen un Strick oft hart voerbi.  Toletzt aewerst wurde he in
Rostock fast mit mehrern siner Gesellen, un da kam et ut, datt he voer
drei Jahren in Kenz een Hus anstaken hedd, worin eene olde Frau un
drei Kinder voerbrennt weren.  De arme Suender wurd nu utlewert nah
Redebas, wo he to Hus was, un sin Urtel wurd spraken: He schull an
dem Pal voerbrennt warden.  As he hier satt, dachten se in Loebnitz un
Redbas wedder an den Weitensack un wo he sick an dem Steen up der
Heid losswaren hedd.  Un de Koenigliche Amtmann un de Schult leten dat
Holt, worup he verbrennen schull, dahenfuehren un richteden em an dem
Steen sinen letzten fuerigen Stol up.  Un da hett sick begewen, as he
in der heeten Qual satt un sinen letzten Lewensschrei van sick gaf,
datt et unner dem brennenden Holte klungen hett, as wenn een Kind
weent.  Un alle Minschen, de dabistunden, hebben sick voerwundert un
voerfiert aewer de Kinderstimm, un een old Wif hett seggt: "Da hett mal
eene Mordhand een Kind in de Erd scharrt, un dat ruehrt sick nu in
siner Gruft."  Aewerst de Maehlenbursch van voermals, de nu Moeller in
Karnin was un dabistund, reep ganz lude, datt alle Lued et huerden: "Ne!
keene arme Suendersche hett ehr Kind da in de Erd voergraben, da hett
de Schelm up dat Evangelienbook sin falsch Wurt ingraben, un dat muett,
damit de Wahrheit an den Dag kuemmt, unner der Erd herutschreien:
'Wewer, du hest Gott belagen.' Un nu will'n wi sehn, wo't mit dem
Steen utsueht."  Un de Moeller voertellde de ganze Geschicht van dem
Weitensack un wat de Richter bi dem Steen seggt hed un wo sehr he den
Wewer up sine ewige Seligkeit voermahnt hedd, un up wat Wise un mit
wat foer Wurden de Wewer sick darup voerswaren hedd.  Un de Luede
voerstaunden sick un keener kunn een Wurt spreken voer Schrecken.  Un
as de arme Suender voerbrennt was un nicks as Asch un Knaken aewrig
weren, da trat de Moeller to dem Steen un rakte mit dem Stock de Asch
weg van dem Steen, un sueh! de Steen was terborsten un in twee Stuecken
zersprungen.  Un alle Luede seden: "Seht! dat is Gotts Finger", un
gingen in Furcht un Zittern to Hus.  Aewerst ob van allen den, de
dabistunden, ook nich eener mal stahlen hett, dafoer will ick nich
godstahn; denn so ward et woll in disser Welt bliwen, so lang se
steiht.



De krassende Hahn.


Een Foerster, de im Holt wahnde, hedd twee Saehns, eenen van twelw den
annern van viertein Jahren.  Nu geschach et eenmal, datt he mit siner
Frau utfuhr, un de beiden Jungs blewen alleen to Hus.  Sick de
Langewil toe voerdriwen gingen se in ehres Vaders Stuw, nehmen sick
jeder een Gewehr, loeden se, un gingen in den Garden Sparlinge to
scheten.  Se fuenden aewerst keene Vaegel.  As se nu wedder ut dem
Garden herut gahn wullen, spelden se mit den Flinten, as unfrode
Jungs dhon, un leden up eenanner an, as wenn se scheten wullen.  Un
as dat Sprickwurt seggt: _Wenn de Minsch voerbaden Spill makt, gift de
Duewel uemsuenst de Musik dato_--dem oeldsten Jungen ging dat Gewehr los
un sin Broder stoertete dal as een Sperling, un was muschdood un
mickte nich.  In der Angst voer sinem Vader leep de Jung hen, nam
eenen Spaden, un grof sinen Broder in de Erd, wo he fallen was.  Un
as he dabi was, flog een roder Hahn up den Tun, slog de Fluechten
tosam un kraihde mit luder Stimm.  Un de Jung sede to em: Hahn, du
swiggst.  Un he nam ook de beiden Flinten un haengde se wedder an ehre
Stell.  Un as den Awend Vader un Moder to Hus kemen un fragden, wo
sin Broder were, antwurte he as Kain: Wat weet ick, wo he is?  He
leep int Holz, glik as ji weg wert, un he is woll sinem Dohnenstieg
nahgan un ward jo woll noch kamen.  Un dat wurd spad, un de Jung kam
nich un kunn nich kamen, un de Oeldern wurden sehr unruhig un trurig.
Aewerst de Doodscheter let sick nicks marken un dheede, as wenn he
van nicks wuesste.  Un se schickten ut in den ganzen groten Forst un
lepen suelwst uem up allen Wegen un doer alle Dohnenstiege un spoerden uem
in allen Doerpern uemher, wo he hen to gahn plegde to den Nawers, un
keen Minsch kunnt en wat van dem Jungen voertellen.  Un toletzt
gloewden se, he were in een Water fallen un voerunglueckt edder een Wulf
edder anner Undeerd hedd en terreten.  Awerst de Hahn lewde noch, de
den Dooden begraben sehn und den Grafgesang dato kreiht hedd.  Un
hier sach man recht, datt ook de dummen un unvoernuenftigen Deerde aewer
Doodslag un aewer voergaten Minschenblood Lut un Teken van sick gewen
muetten, wenn't Gotts Will is, datt et an den Dag kamen schalt.  Keen
Dag voerging, datt de rode Hahn nicht twee- dree-mal henging, aewer den
Gardentun flog un sick henstellde, wo de erschatene Jung voerscharrt
lag, un dabi kraihde, as wull he seggen: Hier liggt, wat ji soekt,
kamt her, halt et herut.  Aewerst keen Minsch hedd Acht darup gewen,
wiel den Sommer da Kartueffeln stunden, wobi nuems wat to dhon hedd.
Awerst as de Erdtueffeln herut nahmen weren, ging de Foersterfru hen un
seiede Blomensaat up der Stell, un as se sach, datt de Hahn dat
bekrassede, jog se en weg. Un as he den tweeten un druedden Dag juemmer
wedder kam un't nich beter makte, nam se den Hahn un spunde en in, un
let en erst den soesten Dag wedder ut, as dat Saat all heel groen
upgahn was, un meende, nu wuerd he ehr de Blomen woll tofreden laten.
Awerst kum hedd se den Rueggen wendt, so wurd se ut dem Finster gewahr,
datt de Hahn all wedder da was un ut sinen besten Kraeften un Kuensten
krassede un kraihde.  Un se leep hen un reep ehre Magd un den
Jaegerburschen, datt se ehr den Hahn gripen huelpen; denn se was
utermaaten boes un wull em den Hals uemdreihen, wenn se en kriegen kuenn.
De Hahn aewerst was keen Narr un leet sick nich gripen.  Un as se
sick all ut dem Athem lopen hedden uem den Hahn un he to Busch flagen
was, kam de Mann van der Jagd, un de Fru voertellde em, wo't ehr mit
dem Hahn ging, un sede dabi: Were ick aewergloewsch, ick kunn mi
inbilden, datt da wat Soetes unner der Erd liggt un een Schatz foer uns
voergrawen is; denn de Duewel weet, wat de Hahn da sues to dhon hett un
juemmer mit den Fluechten waifelt un kraiht, as wenn he sinen ganzen
Frauenstall to sick locken wull.  Un se sproeken daraewer, un de Mann
sede: Will tom Spass mal tosehn; da mag woll eene seltsame Woertel sin
edder so wat, datt man in der Wirthschaft bruken kann; denn dat is
eenmal wiss, ehre Witterung hebben de Deerde, un de Vaegel hebben de
allerfinste Naes, dat muett ick as Jaeger weeten, un de is nich to
verachten.  Un he nam Hack un Spaden, un grof, un grof sick de
bitterste Thranenwoertel ut der Erd, datt he voer Jammer hedd voergahn
muegt.  Un as se de Lik utstellden un up eenen Karkhoff in hillige Erd
leggen wullen, kunn de arme Broder et nich laenger utholden un
voerswigen un voertellde: wo et sick im Spelen so trurig begewen hedd.
Un he erinnerde sick ook an den roden Hahn, datt he up dem Tun satt
un kraihde, un datt he to em spraken hedd: _Hahn, du swigst._



De witte Fru to Loebnitz


In Loebnitz ging de Red, datt eene witte Fru bi nachtslapender Tid
rundging.  Ehr Gang was van der Bleke aewer dat Steg, dat achter dem
Backhuse up der Beek liggt, doerch dat Backhus uem den Schaapstall un
uem de grote Schuen, un denn gar langsam doer den Boomgarden un
Blomengarden, wo se oft still stund un sick bueckte, as wenn se Aeppel
upsammelde edder Blomen plueckte.  Van da ging se toletzt in dat Hus,
wo se uem Klock een meist ut dem Keller unner der Trepp herupsteeg mit
eenem Licht in der Hand, waran blage Fuenkschen stoeweden un dat hell
upgnisterde.  So is se oft sehn uem de Gespensterstund; un ook mine
selige Moder sede, se hedd se mal schemern sehn.  Se plag juemmer an
der Trepp stilltostahn un sick wunnerlich uemtokiken ook woll de
Husdoer to befoehlen, ob se slaten were; denn ging se langsam un
potentatisch de Trepp herup un steg to Baenen unner de Oken to den
Katten un loeschte ehr Licht ut.  Dat is enmal wiss, keen Minsch ging
to der Tid gern up de Dele un up de Trepp; un dat was dat
Besuennlichste, datt keen Hund da je to liggen edder to rasten plegde.
Un oft is't schehn, datt Maege, de de Trepp mit Licht herupgingen
edder des Nachts da wat to bestellen hedden, ploetzlich as foer dood
henstoerteden un denn elendig krank wurden; un de hebben voertellt, de
witte Fru wer en mit dem blagen gnistrigen Licht in den Weg treden un
hedd se anpust't.  Van disser witten Fru voertellde Johann Geese
eenmal:

"Mit der witten Fru, de to gewissen Tiden, am meisten im Harwst un
Winter to Loebnitz uemgeiht, schall man sick woll in acht nehmen, un
den Duewel nich im Aewermod voersoeken.  Dat is een erzboeses Wif, un se
geiht nich voergaews in der wilden Unruh rund un makt ehrlichen Lueden
de Nacht gruwlich.  Dat's woll hundert Jahr her un laenger, datt se to
Loebnitz wuerklich lewde un regierde.  Se was een rikes un voernehmes
Eddelmannswif un se seggen, se kam ut Polen--so schoen un witt as de
witte Dag, datt ehres Gliken van Schoenheit kum up der Welt west is.
Aewerst se was eene leidige Hex un falsch un listig van Grund ut,
un slimmer as Bollis im Winter; un de olde Fiend hedd ehr den letzten
Bloodsdruppen voergiftet, datt ook nich een god Haar mehr an ehr was.
Se was grausam hoffardig un lichtfardig, solang se jung un schoen was,
un schall ehren olden Mann mit Gift voergewen hebben.  As et aewerst
mit ehr gegen dat Older ging un se een, drei Stieg Jahr up dem Puckel
hedd, da voerlet se de lustige Duewel, de im Blood sitt, aewergaff se
sinem slimmsten Broder, dem hungrigen un kattigen Gitzduewel, dem
Duewel, de nich slapen kann, dem rechten Negendoeder der Seelen, as de
Herr Pastor seggt.  Nu wurd dat olde Wif eene slimme
Minschenschinnerin un Luedplagerin un kratzte ut dem Blood und Sweet
der armen Luede Gold in Hupen tosam un voergrof't an veelen Stellen.
Un as se endlich van disser Welt weg muesst, is't ehr tor Straf sett't,
datt se up desuelwige Wis, as se annern keene Rauh un Rast guennt hett,
ook im Grawe noch keene Rauh finden schull.  Daruem muett se nu uemgahn
in der doistern Nacht, wenn alle frame Kreaturen un christlichen
Minschen slapen, un de hungrigen Wuelw und Voess un Marten un Ilken un
anner sodhan Tueg alleen up den Beenen suent.  Denn muett se herut in
Hagel un Snei un Wind un Regen in dem witten Doodenhemd mit dem
gefaehrlichen Licht in der Hand.  Un wiel se im Keller un in der Bleke
dat meiste Geld vorgrawen hett, daruem muett se dar am meisten uemlopen.
De Herr hett woll de Loecher sehn, de de Schatzgroewers dissen Winter
up der Bleke upwoehlt hebben?  Aewerst de dummen Narren! da ward
keen Minsch wat finden.  Denn je slimmer de Minsch ist, de Geld in
der Erd voergroeft, desto groetere Macht hett de Boes aewer den Schatz un
desto deeper kann he en to sick heruntertrecken.  Un wer seggt uns,
wo veele dausend Faden deep he ehre Geldkasten in de Erd
herunnerslaken hett?  Dat is ook wahr un is doer veele Teken bewist,
datt dueslike vordammte Seelen, de im Graw keene Rauh hebben, van Gott
brukt warden de Slimmen in Tucht to holden.  Denn wer in voerbadner
Tid as Sliker edder Deef heruemlurt un wat soecht, wo he nicks voerlaren
hett, un dem witten Wiwe in den Wurf kuemmt, mit dem doerft se affahren,
as't ehr gefoellt, wenn he nich noch tor rechten Tid een himmlisch
Gewehr ergrippt, as een Evangelienbook edder een Gebet, dem Gott
anmarkt, datt et nich tom Spass ut der Kehle geiht.  Dat hett sick voer
een twintig Jahr begewen.  Da was in Langenhanshagen een Snider, de
het Jakobs un was as een Toewerer un Deef voerropen, de des Nachts
selden in sinem Bedd sleep.  Den funden se eenes Morgens to Loebnitz
an der Eek achter dem Backhus, wo de Steg aewer de Beek geiht.  O je!
wo bummelde de grote Kramsvagel! un wo frisch weihede dat
Sniderhoiken im Wind!  He was mit eener frischen groenen Wide upknueppt.
Sine Fruendschaft sede woll, datt he sick woll suelwst een Leed
andhan hedd; aewerst wi weten dat beter: sine Uphengersche lewt noch."



Der Rabenstein


Es gibt viele absonderliche und wunderseltsame Geschichten und Dinge
in der Natur, von welchen kein Mensch begreift, wie sie sich begeben
und zusammenhaengen, und sind doch da.  Und wenn die Menschen sie
erzaehlen hoeren, erstaunen sie und erschrecken, aber wissen koennen sie
sie nicht.  So ist es auch mit dem Rabenstein, wovon viele erzaehlen,
aber keiner etwas Gewisses weiss; dass es aber Rabensteine gibt, das
weiss man wohl.

Ihr habt auch wohl von Diebslichtern gehoert.  Die sind fast eben wie
der Rabenstein und wie andere unsichtbare Diebslaternen.  Es ist aber
greulich zu erzaehlen, wie Diebslichter gewonnen werden.  Sie sind die
Finger von ungeborenen und unschuldigen Kindlein; denn die Finger von
schon geborenen und getauften Kindern kann man dazu nicht gebrauchen.
Und was fuer ungeborene Kindlein sind das?  Und wie muss man die
Lichter gewinnen?  Wenn eine Diebin oder Moerderin sich selbst erhaengt
oder ersaeuft hat oder gehaengt oder gekoepft worden ist und ein Kind in
ihrem Leibe traegt, dann musst du hingehen um die Mitternacht, auf des
Teufels Strassen, und nicht auf Gottes Strassen, mit Beschwoerungen und
Zaubereien, und nicht mit Gebet und Segen, und musst ein Beil oder
Messer nehmen, das von Henkershaenden gebraucht ist, und damit den
Bauch der armen Suenderin oeffnen, das Kind herausnehmen und seine
Finger abschneiden und zu dir stecken.  Aber solches muss durchaus um
die Mitternacht vollbracht werden und in vollkommenster Einsamkeit
und Schweigsamkeit, so dass auch kein leisester Laut, ja kein ach! und
kein Seufzer ueber die Lippen des Suchenden gehen darf.  So gewinnst
du Lichter, die, wenn du willst, brennen, und, wie kurz sie auch sind,
doch nimmer ausbrennen, sondern immer gleich lang bleiben.  Diese
Zauberlichter haben die sonderliche Natur und Eigenschaft, dass sie
augenblicklich brennen, wie und wo ihr diebischer Inhaber nur denkt
oder wuenscht, dass sie brennen sollen, und ebenso geschwind als sein
Wunsch und Gedanke erloeschen.  Durch ihre Hilfe kann er in der
dichtesten finstersten Nacht, wenn und wo er will, alles sehen; sie
leuchten aber nur fuer ihn und fuer keinen andern, und er selbst bleibt
unsichtbar, wenn sie auch alles andere hell machen.  Dabei sitzt noch
die Greulichkeit in ihnen, dass sie eine geheime Gewalt ueber den
Schlaf haben und dass in den Zimmern, wo sie angezuendet werden, der
Schlafende so fest schnarcht, dass man zehn Donnerbuechsen ueber seinem
Kopf losknallen koennte und er doch nicht erwachte.  Denke, wie lustig
sich da stehlen und nehmen laesst!

Auf diese Weise werden die Diebslichter gewonnen und gebraucht, aber
anders der Rabenstein und nicht so greulich, wiewohl auch ein vom
Satan und von seinen Geluesten verblendetes und verhaertetes Herz dazu
gehoert, sich den Rabenstein in die Tasche zu schaffen.  Dies ist aber
der Rabenstein, und auf folgende Weise wird er gewonnen:

Die Raben, Kraehen, Adler und andre solche Voegel, welche scharfe
Schnaebel und Klauen haben und von Gott auf den Raub angewiesen sind,
sagen die Leute, werden sehr alt und leben wohl zweihundert und
dreihundert Jahre, also viel laenger als die aeltesten Menschen.  Wenn
nun ein Rabenpaar hundert Winter miteinander gelebt und geheckt hat,
dann legt es erst den Rabenstein, und, wie sie sagen, alle zehn
Winter einen neuen Stein.  Dieser Rabenstein soll nach der Sage aus
den Augen der Diebe herauswachsen, welche die Raben am Galgen
ausgehackt haben; und das muessen die Raben an vielen hundert Dieben
getan haben, ehe sie einen solchen Wunderstein legen koennen.  Er ist
von der Groesse einer Waelschen Nuss oder eines Rabeneies, ganz rund und
glatt und feuerrot wie ein Karfunkelstein, und die Raben legen ihn in
der letzten Nacht des Hornungs: denn noch im Winter legen sie ihre
Eier und im ersten Fruehling, wann es noch reift und friert, haben sie
schon befiederte Jungen.  Es hat aber dieser grausige Wunderstein
zwei Eigenschaften; die erste, dass er in der Nacht leuchtet wie eine
Sonne und alles umher hell, seinen Traeger aber unsichtbar macht, so
dass sich herrlich mit ihm stehlen laesst: die zweite, dass er zu Galgen
und Rad hinlockt.

Wer einen Rabenstein suchen und fangen will, der muss in die hohen
Forsten suchen gehen, wo die grossen, himmelhohen Baeume stehen; denn
auf den schlanksten und schiersten Fichten, Eschen und Buchen, welche
der gewandteste Matrose nicht leicht erklettern kann, baut der kluge
Vogel Rabe sein Nest.  Da muss er lauschen und lugen, wo er Rabentoene
aus hoher Luft klingen hoeren und Rabennester entdecken mag, und zwar
an solchen Tagen, wo Schnee gefallen ist; denn dann kann er allein
die rechten Nester finden.  Er mag naemlich alle Nester ruhig sitzen
lassen, unter deren Baeumen Schnee liegt, denn in solchen ist kein
Rabenstein.  Der Rabenstein naemlich ist so warm von oben, dass es
unter seinem Neste nimmer friert noch taut und dass der Schnee in der
Minute vergeht, in welcher er faellt.  Aber wer dies auch weiss, kann
doch wohl hundert Jahre in allen Waeldern und unter allen Baeumen
herumlaufen und sich die Augen aus dem Kopfe gucken, und findet doch
das Nest mit dem Rabenstein nicht.  Denn das Glueck oder gottlob
leider der Teufel laesst sich nicht immer so leicht greifen, als die
einfaeltigen Leute sich einbilden.  Denn ueberhaupt sind wenige Raben
in der Welt, und von diesen wenigen wie wenige werden hundert Jahre
alt oder gar zweihundert und dreihundert!  Weil strenge Winter, wilde
Buben, Jaeger und maechtigere Raubvoegel die meisten in der Jugend
verderben--und ferner, wie schwer auch sind die Rabennester zu finden,
da der Rabe nur einen Klang oder Ton macht, wenn er in hoher Luft
fliegt oder auf dem Aase sitzt oder im Neste angegriffen wird, sonst
aber der verschwiegenste und einsamste aller Voegel ist!  Hat nun auch
einer einmal einen solchen Baum gefunden, so will es noch ein rechtes
Loewenherz, ja Satansherz dazu, den Rabenstein aus dem Neste
herunterzuholen.  Denn hoert, wie das geschehen muss:

Wer den Rabenstein haben will, der muss in der letzten Nacht des
besagten Hornungs in den Wald gehen, wo der Baum mit dem
hoffnungsvollen Neste steht.  Er muss ganz einsam und allein kommen,
und auch keine Menschenseele muss wissen, wohin und wofuer er
ausgegangen ist; und auch keinen Laut, nicht einmal ein Hustchen oder
ein Seufzerlein darf er von sich geben.  Auf die Glocke der Zeit muss
er achtgeben und genau um die Mitternachtstunde zur Stelle sein; denn
nur in der Gespensterstunde, zwischen zwoelf und eins in der Nacht,
laesst der Stein sich gewinnen.  Dann muss er sich so splitterfasernackt
entkleiden, wie Adam weiland im Unschuldkleide der Natur im Garten
Eden gestanden ist; und in diesem Naturkleide muss er nun den Stamm
hinaufklettern und zitternd und bebend im Sinn behalten, dass er
keinen Ton vernehmen lassen darf; denn alsbald ihm auch nur der
leiseste Laut entfuehre, wuerde er gleich des Todes sein.  Aber nun
merkt euch hierbei wieder des Teufels List.  Wenn er den armen
gierigen Kletterer bis oben zur Spitze hinaufgelockt hat, wo das
heillose Nest sitzt, dann darf er nicht hineinschauen und sich den
leuchtenden Stein aussuchen, sondern er muss sich nun noch dreimal um
den Stamm herumschwingen, die Augen zutun, und blind hineingreifen,
und was sein Finger zuerst beruehrt, das muss er behalten.  So hat
sich's oft begeben, dass manche mit einem faulen Ei heruntergekommen
sind und fuer alle Angst, Arbeit und Schmerzen nur Spott gehabt haben.
Es bringen es ueberhaupt wohl wenige zustande mit dem Rabenstein,
unter Hunderten, die ihn begehren, wohl kaum einer.  Denn alles ist
dabei halsbrechend und ungeheuer.  Den meisten vergeht gewiss schon
die Lust, wenn es um die kalte tote Mitternacht an das Auskleiden
gehen soll, und sie nehmen in der Angst die Flucht, und haben dann
gewiss das Geschwirr und Gesurr des hoellischen Nachtgesindels im
Nacken hinter sich.  Auf diese Weise hat mancher freche und verwegene
Bursch Schuh und Stiefeln, Rock und Hut verloren und den Leuten
hinterher von Dieben und Raeubern erzaehlt, die ihn so bis aufs Hemd
ausgezogen haben; die guten Leute haetten diese Raeuber und Kleider und
Schuh aber unter dem Rabennest finden koennen.  Viele erfrieren und
ermatten auch, indem sie den Stamm kaum halb hinaufgeklettert sind,
oder koennen es vor Schmerz nicht laenger aushalten, denn es geht dabei
wohl an ein ehrliches Schinden der Knie, Schenkel und Arme, und so
muessen sie endlich mit Schimpf zurueckkriechen oder fallen auch wohl
gar jaemmerlich herunter.  Das bleibt aber wahr, wenn sie auch oben
bis zur aeussersten Spitze und zum Neste gelangt sind, dann wird's erst
recht teuflisch und gefaehrlich.  Nun in der Mattigkeit und Angst den
vollen Verstand behalten und den Ton so bezwingen, dass auch kein Laut
aus der Brust dringt, die Augen zutun, sich dabei dreimal um den
Stamm schwingen, und dann mit der Hand ins Nest fahren und den
letzten Gluecksgriff tun--das ist wahrhaftig nicht jedermanns Ding.
Dabei stuerzen noch die meisten herunter und brechen den Hals,
besonders wenn es ihnen zu maechtig wird und sie doch stoehnen oder
murmeln.  Dann ist es um sie getan.  Sowie auch nur der leiseste Laut
fast nur atmet, geschweige klingt, ist sogleich ein ganzes Heer da,
das mit zu dem Satansgaukelspiel gehoert.  Viele hunderttausend Raben
fuellen ploetzlich mit ihrem Gekraechze die Luft und umflattern den
armen Suender, und fallen mit Fluegeln, Klauen und Schnaebeln so dicht
auf ihn, dass er herunter muss, er mag wollen oder nicht.  Da geht's
denn zuletzt an den Sturz und an ein Hals- und Beinbrechen--denn waere
der Kletterer ein Loewe von Mut und Staerke, er muss herunter--und mit
den Augen und einem bisschen von Wangen und Nase nimmt die
Gesellschaft gleich fuerlieb.  Dies sind die Geschichten, wovon man so
oft hoert, die man auch oft in Zeitungen liest, wo auf die vermeinten
Moerder gelauscht und gefahndet werden soll: ein junger Jaegerbursch
oder Handwerksbursch sei nackt und zerrissen und zerfleischt im Walde
gefunden, von Raeubern ausgepluendert und erschlagen oder von zuckenden
Baeren und Woelfen zerrissen.  Er hat sein mitternaechtliches Wagstueck
mit dem schwarzen Federvolke so bezahlen muessen, und die Raeuber,
Moerder und reissenden Tiere haben weder Knueppel und Pistolen noch
Zaehne und Tatzen gefuehrt.

Und nun will ich auch eine Geschichte erzaehlen von einem, der den
Rabenstein besessen hat, und was er ausgerichtet und wie es mit ihm
geendet hat.

Vor langer langer Zeit lebte zu Boldewitz auf Ruegen ein reicher und
vornehmer Herr, der vieler Kaiser und Koenige und Potentaten in
schweren Faellen Kriegsobrister gewesen war, der hiess Herr Friedrich
von Rotermund.  Dieser brachte aus der Tuerkei oder aus der Tartarei,
kurz, aus den Heidenlaendern, wo sie Weiber kaufen, wie bei uns die
Pferde, ein wunderschoenes Weib mit, von welcher kein Mensch wusste, ob
sie eine Heidin oder Christin war.  Sie war aber nicht sein eheliches
Weib, sondern seine Kebsin.  Mit dieser zeugte er ein Feierabendskind,
und das war ein Knabe und hiess auch Friedrich.  Es war aber kein
Friedrich, sondern ein rechter Kriegerich; denn der Krieg und die
Wildheit steckte darin, und er war von keinem Schulmeister noch
Zuechtiger zu baendigen, sondern ging durch wie ein kosakisches oder
tartarisches Pferd.  Er war aber schoen wie Sonnenschein und stark wie
Eichbaeume und bei all seiner Wildheit den Menschen ueber die Massen
angenehm und gefaellig; so dass jeder den Buben gern hatte.  Nach
seines Vaters Tode, als er fuenfzehn Jahre alt war und nun einem
aelteren Bruder gehorchen sollte, welcher der Sohn der echten Ehefrau
des alten Rotermund war, ertrug er die strengere Zucht nicht, sondern
entlief und kam nach der Insel Hiddensee, und ging von da zu Schiffe
in alle Welt hinaus und ward ein gewaltiger Matros.  Als er sich das
muntre Seeleben ein halbes Dutzend Jahre versucht hatte, ist er
einmal wieder nach Stralsund gekommen und von da zu Hause nach Bergen
in Ruegen, wo seine Mutter wohnte.  Und seine Mutter und andere
Freunde haben ihn dort beredet, er solle auf dem Lande bleiben,
welchem Gott feste Balken untergelegt hat, und das unstaete und
unsichere Meer verlassen.  Und er ist zu einem Foerster in die Lehre
gegangen, dass er das froehliche und lustige Weidwerk lernte, und bald
ein flinker und huebscher Jaegerbursch geworden, vor welchem die Weiber
und Maedchen in den Tueren und Fenstern stillstanden und ausschauten
und freundlich nickten und gruessten, wenn er vorueberging; denn er ist
wohl einer der schoensten und reisigsten Menschen gewesen, die man
weit und breit sehen konnte.  Hier hat er nun aber, wie es oft bei
den Weidmaennern geschieht, mancherlei verbotene Kuenste gelernt, ist
ein Freischuetz geworden, und hat sich den Rabenstein geholt.  Dies
war dem mutigen Matrosen nur ein Spiel gewesen, welchem im wildesten
Sturm nimmer ein Mast zu hoch noch zu glatt gewesen, dass er ihn nicht
erklettert und von seiner Spitz dem heulenden Meer froehlich in den
offenen Todesrachen geschaut haette.

Fritz Rotermund--so nannten ihn die Leute--hat sich nun von seinem
Funde des Rabensteins nichts merken lassen, sondern seinen
karfunklischen Diebsschluessel gar lustig gebraucht; doch weil er von
Natur sehr gutherzig und freundlich war, hat er keine sehr greuliche
Taten getan, sondern solche, welche die leichtsinnige Jugend oft nur
lustige Streiche nennt.  Weil er mit seinem Stein unsichtbar in alle
Haeuser und Kammern gehen konnte, so hat er freilich die lustige Gabe
genutzt, aber nie keinem ehrlichen oder armen Menschen nur einen
Heller genommen; sondern wo er einen boesen, ungerechten Herrn wusste,
der auf seinen Schaetzen lag, die er aus dem Schweiss und Blut seiner
geplagten Untertanen zusammengepresst hatte, oder einen Filz und
Wucherer, der unersaettlich die letzte Habe der Kleinen und Geringen
im Volk verschlang, da hat er fleissig eingesprochen und ihre Kisten
und Beutel etwas leichter und schlaffer gemacht.  Das ist aber
besonders an ihm gewesen, dass er von solcher Diebsbeute fast nie
etwas fuer sich behalten, sondern es fast alles hingetragen hat, wo er
arme und notleidende Alte und hungrige und verlassene Kindlein gewusst
hat.  Da ist er naechtlich und mitternaechtlich, wo alle Augen der
tiefste Schlaf geschlossen hielt, in die Haeuser geschlichen und hat
die silbernen oder goldenen Gaben auf Tische, Betten und Wiegen
hingeschuettet; dass die Leute, wenn sie erwachten, erstaunten und die
Haende zusammenfalteten und beteten.  Denn sie konnten nicht meinen,
dass eine unsichtbare Diebshand die wohltaetige Verteilerin gewesen sei,
sondern mussten glauben, es sei von oben gekommen und ein Englein vom
Himmel habe es ihnen ins Haus getragen.  Und so ist in den Staedten
und Doerfern, welche der Foerster Fritz besuchte, mancherlei Gerede
entstanden zugleich von verwegenen Dieben und von wohltaetigen Engeln,
wie denn Gottes Reich und Satans Reich und die Gespraeche darueber hier
auf Erden immer mitsammen sind.  Aber noch viele andre Schalkstreiche
hat der lose Fritz veruebt, der leicht wie der Wind allenthalben aus
und ein schluepfen konnte; und was wuerden die Tueren und Fenster, wenn
sie Mund haetten, von ihm nicht alles zu erzaehlen wissen!  Doch das
darf ich nicht alles erzaehlen, weil es sich hier nicht schickt; und
auch die andern Possenstreiche alle koennte ich nimmer auserzaehlen,
die er zu Weihnachten und Fastnacht und bei Hochzeiten, Taenzen und
Mummereien als der unvermummte und doch unsichtbare Gast gespielt hat.

Eine Not aber hat Fritz bald in dem Rabenstein gefuehlt, die eine
schwere Not war und die als eine Teufelsplage der verbotenen Kunst
anhaengt.  Weil naemlich der Rabenstein aus Galgenvoegeln und
Galgenaugen geboren wird, so hat er einen heimlichen und
unueberwindlichen Trieb zu Galgen und Rad in sich, eine Witterung, die
seinen Traeger und Besitzer treibt, dass er mit dabei sein muss, wenn es
an solchen hohen Stellen etwas zu tun gibt.  Wenn daher auf der Insel
in einem Hochgericht und an einem Galgen einer gekoepft oder gehaengt
werden sollte, so trieb's ihn mit Teufelsgewalt und wie auf
Windesfluegeln hin; er musste mit dabei sein, und sollte er drei, vier
Meilen in zwei Stunden laufen, dass dem Atemlosen die Zunge aus dem
Halse hing.  Das war aber noch viel schlimmer und grausiger, dass er
die Geburtstage und Jahrestage der gerichteten armen Suender mitfeiern
musste.  An dem Jahrestage der Hinrichtung naemlich versammelten sich
die Geister der Gerichteten, damit sie ihren naechtlichen Totentanz um
die Hochgerichte halten; und diesen Tanz begehen sie um die grausige
Mitternacht, und da muessen alle die mitfeiern und mittanzen, welche
den Rabenstein haben.  So musste denn auch Fritz manche liebe Nacht,
wo er gern anderswo geweilt oder geschlafen haette, im Hagel und
Schnee, im Sturm und Donnerwetter hinaus in das wilde Weite und ueber
Heiden und Felder, gleich einem Kain, zu Galgen und Hochgericht
fortlaufen und den schaurigen Tanz mittanzen, bis ihm oft der Atem
schier auszugehen anfing; denn seine Mittaenzer und Mittaenzerinnen
huepften begreiflicherweise auf den allerleichtesten Fuessen einher.
Und die Leute konnten ihm die Reise zu einem solchen naechtlichen Ball
wohl anmerken, und dass ihm irgend was Unrechtes widerfahren war--denn
er sah acht, vierzehn Tage nachher noch bleich und krank aus--er aber
schuettelte alle fremde Bemerkungen und Fragen leicht von sich ab,
machte irgendeinen Scherz oder Wind darueber und sagte: "Ei was!  Ihr
Siebenschlaefer, die ihr euch jeden Abend zu regelmaessiger Zeit auf
eurem weichen Pfuehl hinstreckt, koennt euch wohl rosige Wangen und
dicke Baeuchlein anschnarchen; aber mit dem Jaeger ist es gar anders
bestellt, der muss viel ein naechtlicher Gesell sein: Fuechse, Marder,
Ottern und anderes Wild, das euch die warmen Pelze liefert, faengt und
belauert man nicht beim Sonnenschein.  Man stoesst da auch wohl
zuweilen auf etwas, das nichts taugt, aber das schuettelt ein tapfrer
Jaeger auch wieder ab, und die tuechtigen und geheimen Jaegerkuenste zu
lernen und die tapfern Jaegergeschichten zu bestehen, dazu gebricht
euch das Herz."

So hatte Fritz Rotermund es manches liebes Jahr getrieben und hatte
wohl frisch und lustig gelebt und fuer Taenze und Gelage und Spiel und
schoene Maedchen immer Geld in der Tasche; aber reich war er nicht
geworden, denn volle Taschen konnte er nicht leiden.  Er war bisher
mit seinem gruenen Rock zufrieden gewesen und immer noch ein
Jaegersmann geblieben; da begab sich aber von ungeschicht etwas, das
den wilden Jaeger zu einem zahmen Edelmann machen sollte, und das war
dieses:

Im Kriege, zur Zeit des Koenigs Karolus*, waren bei der Stadt Bergen
zwei Juden gehaengt, die man als Pferdediebe ertappt hatte.  Sie
hatten dort schon ein Jahr an dem Galgen gebaumelt, als Fritz
Rotermund zur Jahresfeier heraus musste, um zu lernen, wie auf
hebraeisch um Galgen und Rad getanzt wird.  Und da hat er einen recht
geschwinden davidischen Reigen tanzen gelernt, denn die juedischen
Geister hatten sich in einem so schnellen asiatischen Schwunge
herumgedreht, dass er--was ihm noch nie begegnet war--ermattet in
Schlaf hingesunken und erst erwacht war, als das Morgenrot den Ost
schon zu hellen begann.  Da, als er erschrocken aufsprang, begab es
sich, dass der Wind ihm die lumpigen Rockzipfel des einen
Galgenkrametvogels, unter dessen duerren Beinen er in Schlaf gefallen
war, so heftig gegen die linke Backe wehte, dass das Blut darnach
heraussprang.  Der Fritz, als er den Backenstreich fuehlte und auf der
darnach tastenden Hand Blut erblickte, rief halb schauderig, halb
lachend aus: "Ei! ei!  Mauschelchen!  Du hast auch verdammt scharfe
Knoepfe und willst deine Leute wohl an mir raechen, welchen ich in
andern Geschaeften zuweilen auch wohl mitternaechtliche Besuche
abzustatten pflege?"  Und zugleich schaute er nach dem Rocke, und sah
auch kein kleinstes Zeichen von einem Knopf, und das verwunderte und
schauderte ihn noch mehr.  Er ergriff daher den im Winde fliegenden
Zipfel, damit er naeher untersuchte, ob irgend in den Falten ein Knopf
verborgen stecke.  Aber auch da fand sich nichts.  Wohl aber fuehlte
er etwas Hartes in den Ecken, und sah bald, dass diese mit tausend
Faeden hin und her im Unterfutter so durchnaeht waren, als wenn sie bis
zum Juengsten Tage halten sollten.  Er griff nun frisch zu mit seinen
Jaegerfaeusten und riss den ganzen Rockzipfel zu Fetzen auseinander, und
was erblickte er?  Ein paar funkelnde Edelsteine fielen vor ihm auf
die Erde.
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* In Schweden und in den damals schwedischen deutschen Ostseelanden
ist dieser Koenig Karolus (Karl der Zwoelfte) gleich dem Iskander der
Morgenlaender und unserm Friedrich Rotbart auf dem Kyffhaeuser wenige
Jahrzehnte nach seinem Tode ein mythischer Name geworden.  Alles
laengstvergangne Ungeheure und Gewaltige reiht sich unter solche Namen;
ob ein Jahrhundert oder einige Jahrtausende rueckwaerts oder vorwaerts
gerechnet werden muessen, was kuemmert das das Volk, welches fuer das
Poetische und Mythische eine wahrhaft goettliche Zeitrechnung hat, das
heisst: nach dem gewoehnlichen Masse gemessen gar keine.
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Er nahm sie auf und betrachtete sie an seinem Rabenstein und an dem
hellen Morgenrot, und fand, dass diese gegen jene Steine nur wie
blasses Wasser waren gegen das rote Feuer.  Und hoch sprang er in die
Luft empor und rief: "Nun, dies ist der erste Galgentanz, der etwas
anderes als Schauder und Greuel gebracht hat", und so trollte er sich
davon.

Als er aber nach einer halben Stunde Galgen und Furcht weit hinter
sich hatte und die Sonne schon am klaren Himmel stehen sah, da holte
er die Steine wieder aus der Tasche und beschaute sie genauer, und
wusste bald, was sie wert waren.  Denn auf seinen vielen und weiten
Seereisen hatte er viele Weltwunder und Meerwunder gesehen, und war
auch gewesen, wo die schoenen gruenlockigen Seejungfern so zauberisch
singen, dass die Schiffer den Matrosen, damit sie nicht zu ihnen in
die Tiefe springen, die Ohren voll Teer giessen und mit Wachs zukleben
muessen, und war auch an das Land gekommen, wo die Diamanten und
Rubinen am Strande im Sande liegen, wie bei uns die Kieselsteine,
hatte aber keine aufsammeln und mitnehmen duerfen wegen der greulichen
Drachen und Greifen, die sie bewachen.

Er lief nun froehlich zu Hause, holte sein Pferd aus dem Stall,
sattelte es, und sagte auf acht Tage Ade, und so trabte er auf die
Alte Faehre zu, und von da ging's auf Hamburg oder Berlin, wo er die
kostbaren Judendiamanten wieder an Juden verkaufte und mit grossen
Saecken voll Dukaten, wohl ueber ein paar Tonnen Goldes, nach wenigen
Tagen heimkam.

Nun hatte Fritz Geld in Huelle und Fuelle, und mit dem Gelde kamen ihm
auch vornehme und ernsthafte Gedanken, ja ganz neue Gedanken, wie er
sie noch in seinem Leben nicht gehabt hatte.  Er ging hin und ward
ein Edelmann, und kaufte seinem Bruder Boldevitz ab, wo sein Vater
gewohnt hatte und wo er geboren war, und kaufte auch Unruh und auch
mehrere andere schoene Gueter, die da herumliegen.  Und der Jaeger Fritz
fuhr nun mit Vieren und mit Sechsen und mit langen Straengen, und
hatte Diener und Jaeger hinter sich auf dem Bock stehen und Laeufer mit
silbernen Staeben vor sich herlaufen, und hiess Herr Fritz von
Rotermund, wie sein Vater in seinen Tagen geheissen hatte.  Und nun
nahm er sich auch ein schoenes adliges Fraeulein zur Frau und zeugte
Soehne und Toechter, und lebte und gebaerdete sich wie ein anderer Herr.
Er blieb aber so freundlich und gebaeurisch mit den Menschen und war
so mild gegen seine Leute und so mitleidig gegen die Armen, dass alle
verwundert sagten: Der wilde und leichtfertige Fritz ist ja ein
Mensch und dazu noch ein Christenmensch geworden.

Und das war nicht bloss eitler Schein, sondern es war ihm herzlicher
Ernst.  Als Fritz so grosses Gut erworben hatte und ein Edelmann
geworden war, da schien auch wirklich ein neuer Geist in ihn gefahren
zu sein, ein besserer Geist, der sonst so selten mit dem geschwinden
und ploetzlichen Reichtum ins Haus zu kommen pflegt.  Er verabscheute
von nun an seinen Rabenstein und seine mitternaechtlichen
Diebsschliche, liebte auch seine alten Schalkstreiche nicht mehr,
sondern wollte sich wirklich von Herzen umwenden und bekehren und
wieder ein Mensch Gottes werden, hielt sich daher hinfort zu andern
guten Christen und zu Kirche und Abendmahl, und lebte mit Frau und
Kindern und mit Freunden und Nachbarn und mit allen Menschen so, dass
alle ihn lieb und wert hielten und seiner Jugend und Jugendstreiche
gern vergassen.  Wie er nun aber wirklich christlich und menschlich zu
sein und zu leben strebte, so hatte er doch noch einen plagenden Wurm,
um welchen er und sein Gott allein wussten, und dieser schlimme Wurm
war sein Rabenstein.  Was der arme Mann um diesen ausgestanden und
gelitten hat, das ist gar nicht zu beschreiben.

Er fuehlte naemlich, sowie er sich wieder zum Christentum und zum
Glauben seiner Kindheit zurueckgewendet hatte, dass der Rabenstein
nichts Geheures war, sondern eine boese teuflische Gaukelei, und haette
ihn sogleich von sich werfen moegen in den tiefsten See oder in die
verborgenste Erde vergraben oder in dem gewaltigsten Feuer verbrennen,
damit nimmer eine Menschenhand ihn wiederfaende und mit seinem
hoellischen Glanze Unheil stiftete.  Aber! aber!  Wie ist es dir
ergangen, armer Fritz Rotermund?  Man wird des Rabensteins noch viel
schwerer los, als man ihn gewinnt.  Sowie Fritz den Rabenstein von
sich werfen, wie er ihn der verschlingenden See, dem verzehrenden
Feuer ueberliefern wollte, wich der tueckische Stein kaum eine Sekunde
von ihm, und flog ihm immer wieder in die Hand zurueck, die ihn mit
aller Gewalt von sich geschleudert hatte, oder in die Tasche, woraus
er genommen war.  Da hat nun Fritz, der jetzt wahrhaftig nicht der
muntre und froehliche Fritz heissen konnte, es nach und nach mit allen
Elementen versucht, ob etwa eines den Stein lieber annaehme als das
andre; aber der fuerchterliche Stein ist der unverlierbare und
unzerstoerbare geblieben.  Er hat es ausser diesen ungluecklichen Proben
am eifrigsten und unablaessigsten mit dem allerbesten Element versucht,
mit Andacht und Gebet; und wie viel er da gerungen hat, wie viel und
oft er um die stille Mitternacht in seiner Kammer und im einsamen
Walde und an heiliger Staette auf den Knien gelegen und seinen Gott
und Heiland um Barmherzigkeit gefleht hat, dass er ihn von dem Boesen
erloesen wolle, das weiss auch Gott allein.  Immer noch hat er die
blutigen Gerichtstage mithalten und die mitternaechtlichen Galgentaenze
noch mittanzen muessen, und jetzt mit entsetzlichem Grausen und
Schaudern, weil der Christ wusste, was es war.  So hat er wohl zwanzig
Jahre gelebt in seinem neuen Stande, aeusserlich der freundliche,
christliche Mensch, der milde und barmherzige Herr, innerlich der
Gepeinigte und Gemarterte.  Er hat aber nicht abgelassen und ist
nicht muede geworden in Demut und Gebet, und hat dies alles mit
gebeugtem Herzen getragen als ein armer Suender, den Gott fuer seinen
leichtfertigen Uebermut und seine heidnische Frechheit strafen und
durch das, was ihm nun eine so grimme Pein geworden, vielleicht
erretten wolle.  Endlich ist der Tag dieser Errettung und Begnadigung
gekommen, aber auf eine grauenvolle Weise.

Fritz ward eine Nacht zu einem Galgenfest getrieben nach Putbus, wo
an dem Wege, auf dem man nach Kasnevitz faehrt, etwa eine halbe Stunde
vom Schlosse, auf einem oeden Heidehuegel, noch heute die Truemmer eines
Galgens stehen.  Dort fand er bei seiner Ankunft das greuliche
Nachtgesindel schon in dem greulichen Tanze rundfliegen, und zugleich
mit ihm ritt von der andern Seite her als Mittaenzer ein Mann auf, der
noch mit lebendigem Fleisch umkleidet war wie er und maechtig zu Rosse
sass und einen blanken Saebel in der Rechten schwang, als forderte er
jemand heraus.  Und gewiss, er forderte heraus, denn der Fritz fuehlte
bei seinem Anblick den heissesten Grimm in sich entbrennen, und musste
sein Schwert ziehen und gegen ihn anlaufen, der, als er Fritzen zu
Fuss anrennen sah, von seinem Rappen heruntersprang.  Fritz erkannte
ihn alsbald als den verrufenen alten Erzboesewicht, der am aeussersten
Ende der Insel auf Jasmund hauste und von dem die Leute sich viele
greuliche und mordliche Geschichten erzaehlten.  Sein Name war von
Zuhmen.  Der alte graue Schelm erschien aber auf diesem Tanzplatz,
weil er vor ein paar Monaten einen Rabenstein gefunden hatte.  Nun
war er der zweite auf der Insel, der einen Rabenstein besass und zu
dieser mitternaechtlichen Totenfeier hinaus musste.  Denn das ist auch
noch eine treibende Wut und ein unseliges Verhaengnis des
entsetzlichen Steins, dass, wenn zwei sich begegnen, die den
Rabenstein haben, sie auf Leben und Tod einen Kampf miteinander
halten muessen.

Und so trafen denn die zwei in blinder Wut aufeinander und kaempften
den graesslichen Kampf, waehrend das leichte Heer seinen lustigen Reigen
um sie tanzte und wirbelte; und wie die Schlaege ihrer Klingen sich
verdoppelten, so verdoppelte sich in ihren Herzen auch der Grimm.
Sie waren aber beide reisige Maenner und gewaltig an Faeusten und
Gliedern und waren im ruestig frischen Alter ergraut.  Und der Kampf
dauerte solange der Tanz dauerte, und das Gras um den Galgen war von
ihrem Blute rot gefaerbt; da, als es von dem Turm eins schallte,
stuerzte, von einem letzten gewaltigen Streich getroffen, der alte
Jasmunder Boesewicht als Leiche hin, Fritz aber entfloh mit Grausen
und mit tiefen und blutenden Wunden, die seinen Weg hinter ihm
roeteten.  Er hatte sich aber auf des Feindes Rappen geschwungen, denn
seine Fuesse haetten ihn nicht nach Hause zu tragen vermocht.

Und als der Sommermorgen graute, ritt er matt und blutig ins Tor zu
Boldevitz ein und hatte nicht Angst um sein Leben, sondern um seine
arme Seele.  Und er weckte alsbald seinen treuen Diener und hiess ihn
geschwinde ein Pferd satteln und gen Gingst galoppieren, dass er ihm
den dortigen Herrn Pfarrer holte.  Denn er sprach zu ihm: "Ich war
ausgeritten und bin in dem Walde bei Kubbelkow unter Raeuber geraten,
und sieh! wie sie mich zerhauen haben und wie die Blutstroeme aus den
tiefen Wunden an mir herabrinnen!  Es wird in wenigen Stunden aus
sein mit dem alten Fritz."

Und der Diener flog wie der Wind auf seinem Pferde dahin, denn er
liebte seinen guten Herrn ueber alles.  Und der erschrockene Pfarrer
in Gingst war nicht Saeumiger, denn er nannte Herrn Fritz Rotermund
den besten Christen und den fleissigsten Kirchengaenger unter seinen
eingepfarrten Edelleuten.  Und anderhalb Stunden nach des Dieners
Ausflug waren beide in Boldewitz und fanden den alten Herrn auf dem
Lager blass und bleich wie den Tod und sein Weib und seine Kinder um
ihn, welche ihm seine Wunden verbunden hatten.  Er aber, als der
Pastor hereingetreten ist, hat allen gewinkt herauszugehen, damit er
mit dem geistlichen Herrn betete und sich zur Abfahrt bereitete.

Und als sie beide allein geworden, hat er dem Pastor alles erzaehlt
und gebeichtet und den Mann so bestuerzt, dass er kaum hat beten koennen.
Bald aber hat der fromme Mann sich wieder genommen und hat die
Bibel ergriffen und des todwunden Ritters Haende gefasst, und ueber ihm
gebetet, dass der gnaedige Himmel sich des reuigen und zagenden Suenders
erbarmen wolle.  Und der Himmel hat sich gnaedig auf das Gebet
herabgelassen, und Fritz hat mit lauter Stimme und sehnsuechtigem
Herzen die Worte des geistlichen Herrn nachgesprochen.  Und bald hat
er sich zum erstenmal in vielen Jahren ganz getroestet gefuehlt und
laut ausgerufen: "Gelobt und gepriesen sei Gott und Jesus Christus
fuer diese Wunden!"  Und der Pastor ist froehlich erstaunt ueber diesen
Ausruf und ueber des Ritters erheitertes und erleuchtetes Angesicht,
und bald noch viel mehr und viel froehlicher, als der Herr von oben
das hoerbare und sichtbare Zeichen der Gnade gegeben.  Denn kaum hatte
Fritz diesen froehlichen Ruf des erloesten Herzens getan, als der
unselige Karfunkelstein ploetzlich aus der Tasche des Edelmanns
herausfuhr, wie ein leuchtender Blitz durch die Luft hinzischte, und
dann wie eine springende Feuerkugel sich gegen den Ofen schnellte,
und kling!  Kling! in der Sekunde in Millionen Stuecke zerstob, wie
ein Sandhaufen auseinanderweht, so dass man auch die Spur nicht von
ihm sah.  Und Fritz hat wieder freudig gerufen: "Mein Gott und mein
Heiland, wie barmherzig bist du!  Und sahet und hoertet Ihr wohl, Herr
Pastor, wie der Teufel in nichts zerklungen und in Staub zerflogen
ist?"  Und er faltete in Inbrunst die Haende und dankte und betete; und
der Pastor dankte und betete mit ihm und sprach: "So bist du gnaedig,
barmherziger Gott und Erhalter und Behalter aller Dinge, und erloesest
und erquickest den reuigen Suender!"

Und unter den beiden war grosse Freude, und sie umhalsten sich in
Wonne, wie sich die Engel im Himmel umhalsen, und Fritz sprach: "Mein
Abschied ist nahe, und darum geht, Herr Pastor, und holet mir Weib
und Kinder."  Und der Pastor hat sie gebracht, und Fritz hat die Haende
auf sie gelegt und sie zum letztenmal gekuesst und gesegnet, und ist
dann augenblicklich mit Zuversicht und Freuden heimgegangen.  Denn
das Blut war aus seinen Adern gelaufen und die Luft an dem irdischen
Leben aus seiner Seele.



Der Schlangenkoenig.


Schlangenkoenig wohnte auf einer fernen Insel in der Ostsee, die gen
Daenemark liegt, und hatte dort sein Schloss.  Dieses Schloss lag aber
wieder in einer kleinen Insel, die in der grossen Insel steckte, wie
der Kraemer die kleinen Schachteln in die grossen steckt.  Dieses
Inselchen lag in einem grossen Landsee.  Da hatte Schlangenkoenig sein
Schloss unter einem Huegel in der Erde gebaut, und es war sehr schoen
darinnen und schimmerte und funkelte von Silber und Gold und
Edelsteinen und hatte die allerpraechtigsten Gemaecher.  Darinnen sass
Schlangenkoenig ein armer verwandelter Prinz und wartete auf seine
Erloesung.  Er war aber verwandelt wegen seiner Eitelkeit.  Denn er
war ein wunderschoener Prinz gewesen und hatte viele schoene
Prinzessinnen und Koeniginnen und Kaiserinnen mit seiner Schoenheit
gelockt, aber keine geliebt sondern alle mit wankelmuethigem Herzen
verlassen.  Deswegen war er zur Strafe verwandelt worden, damit er
auch versuchte, was es heisst keine Liebe finden, und er mag nun wohl
als der Schlangenkoenig kriechen muessen bis an den juengsten Tag.  Weil
er nemlich so viele arme Prinzessinnen betrogen hat, die er sitzen
liess und weiter ging, so hat ihn die Strafe getroffen, und das Wort
ist zu ihm gesprochen: Sey der Schlangenkoenig und krieche als der
Schlangenkoenig und iss Erde und sauge Gift aus Wurzeln und Kraeutern
und sey den Menschen ein Abscheu und den Thieren ein Grauen, bis ein
unschuldiges junges Blut sich ueber dich erbarmt und mit dir zu Bett
geht und dich ohne Grausen kuesst.  Das merke dir aber: wirst du dieser
wieder ungetreu, dann wirst du auf ewig in das tiefste hoellische
Feuer hinabgestossen.  Schlangenkoenig hatte bei seiner Verwandlung
ganz die Farbe des Kleides behalten, das er trug, weil er noch Prinz
war.  Er trug nemlich einen gruen und gelb gestreiften seidenen Rock,
und jetzt schleicht er als eine schoene gruen und gelb gestreifte
Schlange umher mit einer goldenen Krone auf dem Kopf, und pfeift und
zischelt wie eine Schlange, aber sprechen kann er nicht.  Nur sind
gewisse Tage im Jahre, wo er singen darf, und da singt er mit so
wunderschoener und suesser Stimme, dass er schon manches arme Kind
verlockt hat, mit ihm zu gehen in sein Schloss, aber noch hat er keine
einzige gefunden, die ihn hat kuessen wollen.  Die aber mit ihm
gegangen sind, muessen in seinem Schlosse sitzen, bis er eine findet,
die es ueber das Herz bringen kann, ihn in Liebe zu kuessen.  Die das
thut, das wird die Koenigin und alle die andern, die er hineingelockt
hat, werden ihre Dienerinnen.  Und auf diese Weise allein koennen sie
aus dem Schlosse erloeset werden.

Nicht weit von dem See, wo Schlangenkoenigs Schloss auf der Insel war,
lag ein Dorf, das hiess Thorstorp.  Die Wiesen und Weiden dieses
Dorfes liefen bis an den See hinab, und da trieben die Kinder des
Dorfs ihre Kuehe hin und hueteten sie daselbst.  Unter diesen
Hirtenkindern waren zwei, die hatten einander sehr lieb und trieben
ihre Heerden fast immer zusammen.  Es war eine kleine Dirne, die hiess
Margarethe, und ein Knabe, der hiess Jakob.  Margarethe war vierzehen
Jahre alt und Jakob sechszehn.  Sie waren beide beinahe erwachsen
aber unschuldig wie die kleinen Kinder und wussten nicht, warum sie
einander so lieb hatten.  Aber dass sie sich ueber alles liebten, das
ist wahr.  Diese und die andern Knaben und Maedchen, welche dort das
Vieh hueteten, hatten Schlangenkoenig oft laufen sehen und mogten ihn
gern leiden, denn er war sehr bunt und schoen und seine Krone funkelte
auf das allerschoenste.  Der Schelm kam oft durch den See geschwommen
und ringelte sich im Grase herum und wand seinen schoenen schlanken
Leib um die Baeume und Buesche, dass die Kinder seinen Spielen zusahen
und ihre Freude daran hatten.  Aber ganz nah kamen sie ihm nicht,
denn sie hatten doch ein Grauen vor ihm, weil er Schlangengestalt
trug, obgleich sie wussten, dass er nicht biss und keinem was zu Leide
that.  Die Kinder hatten noch nie einen Gesang von ihm gehoert,
obgleich die Rede ging, der Schlangenkoenig koenne singen und habe
schon manche schoene Dirne verlockt, die nun in seinem Schlosse sitzen
und weinen muesse, sondern vor ihnen hatte er immer nur gezischelt,
wie andere Schlangen thun.  Er durfte ja auch nicht alle Tage singen
und ausserdem war er viel zu klug, als dass er sichs in Gesellschaft
haette merken lassen, dass er singen konnte; denn da konnte es ihm ja
zu nichts helfen.  Nein, wann seine Singetage waren und wenn er dann
ein huebsches Kind allein belauschen konnte, dann liess er seine Stimme
ertoenen und brachte es gewoehnlich mit weg.

Eines Tages sass Jakob mit seiner Margarethe hinter einem gruenen
Busche und die beiden Kinder erzaehlten sich Geschichten und ihre Kuehe
graseten vor ihnen, die andern Hirten aber hatten weiter abwaerts
getrieben.  Da kam Botschaft, dass Jakob geschwinde zu Hause musste.
Er kuesste seine liebe Margarethe und sagte: Margarethe, gieb derweile
auch auf meine Kuehe Acht, bis ich wiederkomme, und kommt der
Schlangenkoenig etwa, so bleibe bei Leibe nicht allein, sondern treibe
nur geschwinde zu den andern Hirten hin.  Er koennte dich wegsingen,
denn der Schelm soll es in der Stimme haben.  Sie versprach es, aber
rief dem weglaufenden Burschen lachend nach: O das ist nur eine Fabel
mit dem Singen des Schlangenkoenigs, er kann ja nicht einmal sprechen:
der soll mich nicht wegsingen.

Jakob war kaum hundert Schritt fort, so kam der Schlangenkoenig ueber
den See geschwommen und ringelte sich dann in den allerlustigsten
Kreisen ueber die Wiesen hin und machte so viele niedliche
Schlingungen und Windungen und richtete sein Koepfchen mit der
goldenen Krone so lieblich laechelnd und so hell guckend auf, dass die
kleine Margarethe recht ihre Freude daran hatte und ihr Versprechen,
das sie Jakob gethan, auch ganz und gar vergass.  Und Schlangenkoenig
ringelte sich immer naeher heran und kroch auf einen gruenen Baum, der
vor Margarethen stand, und schaukelte sich einige Minuten in seinen
Zweigen herum, dann sang er mit der allersuessesten und beweglichsten
Stimme, als haetten hunderttausend Fruehlingsnachtigallen zugleich
geschlagen, und Margarethe konnte nun nicht mehr von der Stelle und
musste ihm zuhoeren: sie sass, als wenn sie festgezaubert war, wiewohl
sie an ihres Jakobs Worte dachte.  Er sang ihr aber diesen Gesang,
den sie des Schlangenkoenigs Brautlied nennen, und womit er schon
manche zarte Jungfrau in sein Schloss gelockt hat:

Komm, schoenes Jungfraeuelein,
Schlafe bei mir!
Ich hab' ein Goldringelein,
Das schenk' ich dir,
Ich hab' ein Goldkaemmerlein,
Das ist fuer dich,
Ich hab' ein Goldwiegelein,
Drin wieg' ich dich.
Komm, schoenes Jungfraeuelein,
Schlafe bei mir!
Suessen und kuehlen Wein
Trinkst du bei mir,
Zucker heisst hier das Brod,
Fleisch, Marcipan,
Aepfelchen rosenroth
Beisset dein Zahn.

Komm, schoenes Jungfraeuelein,
Schlafe bei mir!
Dienerinnen huebsch und fein
Warten der Thuer,
Kammerfrau'n ohne Zahl
Stehen am Bett,
Das in dem goldnen Saal
Hochzeitlich steht.

Komm, schoenes Jungfraeuelein,
Schlafe bei mir!
Zieh in mein Schloss mit ein,
Treu bin ich dir.
Heissa! wie fliegt zum Tanz
Lustig der Strich!
Du traegst den Hochzeitkranz,
Braeut'gam bin ich.
 

Schlangenkoenig hatte ausgesungen, blinzelte freundlich auf das
Maegdlein herab, kam dann herunter, schlug im Grase einige Ringelein
um das Kind und sang gar leise und leidig: Komm mit!  Komm mit!  Und
Margarethe kam mit.  Aber kaum war sie zehen Schritt mit
Schlangenkoenig gegangen, so bedachte sie sich und wollte
zurueckfliehen.  Aber es war zu spaet, sie war nun in Schlangenkoenigs
Gewalt: er umzingelte sie und trug sie ueber die Wiese hin mit weg,
und umsonst schrie sie: Jakob!  Jakob! hilf! hilf! und rief den
andern Hirten zu, aber weder Jakob noch die Hirten waren da, und
Schlangenkoenig kehrte sich an ihr Geschrei nicht und rollte
geschwinder als der Blitz mit ihr davon und schwamm durch den See.

Als Schlangenkoenig sie ueber das Wasser nach der Insel hinuebergetragen
hatte, war er ploetzlich verschwunden, die kleine Margarethe aber war
vor Angst ohnmaechtig geworden und wusste gar nicht, wie sie ueber den
See gekommen war.  Das war aber das Sonderbarste, dass auch kein
Troepflein Wasser sich an ihre Locken und Kleider gehaengt hatte noch
durchgedrungen war: sie war ganz trocken auf die kleine Insel
gekommen.  Und als sie sich wieder besinnen konnte, da befand sie
sich in einem wunderschoenen Garten voll der allerlustigsten Baeume und
buntesten Blumen; und es war alles, wie das Lied gesungen hatte, an
allen Zweigen hing Zucker und Marcipan und rosenrothe Aepfel und durch
den Garten floss ein tiefer Bach von Milch und Quellen suessen Weines
sprudelten aus dem Huegel.  Das Schloss aber unter dem Huegel war noch
viel schoener, als Schlangenkoenigs Brautgesang es beschrieben hatte,
und waren so praechtige Saele und funkelnde Kammern und Gemaecher darin,
dass kein Mensch die Herrlichkeit schildern koennte; und wenn man ihm
auch eine Ewigkeit Zeit gaebe, die schoensten Worte zu suchen, womit er
es beschreiben und ausmalen wollte, er kriegte es doch nicht fertig.

Und als Margarethe vor dem Schlosse erschien, siehe da waren flugs
wohl hundert Dienerinnen zur Stelle, welche Kerzen und Lampen trugen.
Diese fuehrten sie in einen hohen Marmorsaal, der mit Gold und Silber
und Edelsteinen verziert war, und zogen ihr goldene und silberne
Kleider an und setzten ihr eine goldene Krone auf den Kopf und
nannten sie Koenigin und Herrin und sprangen dienend um sie herum und
brachten ihr alles, was sie nur verlangte.  Diese Dienerinnen waren
alle jung und trugen schneeweisse Kleider und gruene Kraenzlein im Haar
und sahen die meisten mehr traurig als froehlich aus.

Und als es dunkelte und gegen die Nacht ging, kamen wieder andere
Jungfrauen und fuehrten Margarethen in ein Kaemmerlein, das blitzte und
funkelte wie eitel Gold, und dann stand ein goldenes Bett, auf
welchem rosenrothe und himmelblaue seidene Kissen und Decken lagen.
Und sie naheten sich ihr sehr ehrerbietig und zogen ihr die Kleider
aus und die Schuhe von den Fuessen und nahmen ihr die Krone vom Kopfe
und legten sie dann weich ins Bett.  Als sie das gethan, loeschten sie
die Lampen aus bis auf eine, und verneigten sich stumm und schweigend
und gingen weg.

Und es waehrte nicht lange, so fluesterte es und knisperte und wisperte
an der Thuere, und die Thuere that sich auf, und der Schlangenkoenig kam
herein und kroch an Margarethens Bett und lispelte und zischelte ihr
leise zu: Willkommen, meine auserkorene Koenigin! willkommen, meine
suesse Braut!  Nun komme ich als dein Braeutigam zu dir, mein suesses
Margrethchen! wie ich dir unter dem gruenen Baume vorgesungen habe;
nun wird alles wahr werden!  O komm und nimm mich in deine Arme! und
druecke mich an dein warmes Herz! und kuesse mich und habe mich recht
lieb!  Dann bin ich erloest und du bist eine reiche und grosse Koenigin.
Denn ach! das ist mein trauriges Schicksal, solange muss ich als
Schlangenkoenig auf der Erde herumkriechen, bis ein unschuldiges Kind
mich in Liebe umhalset und wieder in den schoensten Prinzen verwandelt,
der ich gewesen bin.  Und er zischelte gar lose und leise und sah
sie mit funkelnden Augen an und hob seinen Kopf zu ihr hinauf, als
wolle er zu ihr ins Bett steigen--Margaretha aber schrie gewaltig und
rief: Fort du buntes Scheusal!  Nein nimmer--nimmer--nimmermehr! und
wenn du so schoen waerest, als du haesslich bist.  Ich will deine Koenigin
nicht werden, ich will in meinem Leben keinen andern Braeutigam haben,
als meinen lieben Jakob.--Und Schlangenkoenig musste sich duken und
fliehen,

Und als es Tag geworden war, kamen dieselben weissen Jungfrauen, die
Margarethen ausgekleidet hatten, und zogen ihr die praechtigen
Koenigskleider wieder an und setzten ihr die gueldene Krone wieder auf
das Haupt und die andern im Saale und vor der Thuere verneigten sich
nun vor ihr und bedienten sie.  Und sie ging im Schlosse und im
Garten umher und besah sich allen den Glanz und die Pracht.  Aber
weiter als den Garten konnte sie nicht kommen; denn es lief eine
himmelhohe krystallene Mauer rings um ihn herum und seine Thore waren
dicht verschlossen.  Sie sah aber den ganzen Tag nicht das Geringste
von Schlangenkoenig, und das war ihr sehr lieb.  Aber an ihren Jakob
hat sie viel denken und oft bitterlich weinen muessen und sie hat
gerufen mitten in der schimmernden Herrlichkeit: O mein lieber Jakob!
saesse ich nur mit dir jetzt in einem schlechten Kleide unter einem
gruenen Baum, wie viel gluecklicher waere ich!  Pfui der abscheuliche
Schlangenkoenig! wie hat er mich verlockt und verfuehrt durch seinen
Gesang!

Und als es Nacht ward, fuehrte man sie eben so wie gestern in ihre
Goldkammer und brachte sie ins Bett und loeschte die Lampen.  Und auch
der Schlangenkoenig kam eben so wieder wie gestern und schlich an ihr
Bett und flehete, dass sie ihn ins Bett nehmen und lieb haben und
Koenigin werden sollte.  Sie aber ward noch viel boeser als gestern und
jagte ihn mit schlimmen Worten fort.  Und Schlangenkoenig musste
traurig wieder aus der Kammer kriechen und die Nacht wieder auf der
kalten feuchten Erde schlafen.

So ging es noch drei Tage und Schlangenkoenig versuchte noch dreimal,
ob das Kind ihn lieb gewinnen und bei ihm schlafen wolle.  Sie aber
rief immer: Fort fort, du blanker gleissender Gaukler!  Jakob wird
mein Mann und kein anderer in Ewigkeit!

Mit dem fuenften Male waren auch die Proben vorbei, welche
Margrethchen auszustehen hatte, und der traurige Schlangenkoenig rief
nun den Frauen und Dienerinnen zu, dass sie sie des Schmuckes
entkleiden und aus der goldnen Kammer fuehren moegten, und sagte zu
Margarethen.  Nun bist du nicht mehr Koenigsbraut und kannst es
nimmermehr werden, wenn du auch wolltest.  So ist die Ordnung des
Schicksals hier.  Du bist hinfort eine schlechte Dienerin, gehe darum
zu den andern Dienerinnen und warte der hohen Frau, die da kommen und
mich erloesen soll.  Er meinte aber diejenige, welche sich ueber ihn
erbarmen und ihn von Herzen kuessen und liebhaben und Koenigin und
Herrin aller dieser Dienerinnen werden wuerde, welche seine Liebe
verschmaeht hatten.

Und Margarethe hatte jetzt ein weisses Kleid an und trug ein gruenes
Kraenzlein und musste mit den andern jungen Dirnen vor der Thuere des
Schlosses und in dem grossen Saale stehen und warten.  Es waren lauter
junge Kinder die Dienerinnen und Kammerfrauen, keine unter dreizehn
Jahren und keine ueber siebzehn, wohl mehr als hundert und fuenfzig an
der Zahl, alle huebsch und fein.  Mit einer jeden hatte Schlangenkoenig
es eben so versucht, wie mit Margrethchen, aber keine einzige von so
vielen hatte sein Flehen erhoeren und ihn lieb haben wollen.  Diese
niedlichen Kinder waren nun freilich recht fein gekleidet und hatten
der Speise und des Trankes und was sie zum Leben bedurften vollauf,
auch wurden sie mit keiner Muehe und Arbeit geplagt und konnten den
Tag singen und tanzen und oft auch in dem schoenen Garten spazieren
gehen und sich Blumen pfluecken und die Voegelein in den Zweigen auf
das allerlustigste singen hoeren; aber die Zeit ward ihnen doch
herzlich lang in aller dieser Pracht und die meisten waren voll
Traurigkeit und Sehnsucht.  Die eine sehnte sich nach Vater und
Mutter, die andere nach Bruder und Schwester, die dritte nach einem
Herzallerliebsten; Margarethe sehnte sich nach nichts als nach ihrem
lieben Jakob, von welchem sie sich so jaemmerlich hatte weglocken
lassen.

Jakob war bald gekommen, nachdem Margarethe von Schlangenkoenig
entfuehrt worden war, und suchte seine Margarethe im Walde und auf der
Weide bei den andern Hirten.  Er fand sie nirgends, aber die Hirten
sagten ihm, Schlangenkoenig werde sie wohl weggefangen haben.  Jakob
hoerte auch bald von einem Manne, der da unten am See pfluegte, er habe
in der Ferne ein Gewimmer gehoert und das moege die entfuehrte
Margarethe wohl gewesen seyn.  Der kleine Jakob war sehr traurig und
musste jeden Tag ja jede Stunde an sein Margrethchen denken und immer
nach der Insel hinueber schauen, zu welcher sich kein Mensch wagte;
denn es ging die Sage, derjenige muesse gleich des blassen Todes seyn,
der sich ohne ein sicheres Pfand in dieses Gebiet des Schlangenkoenigs
wage.  Da schaute Jakob traurig und sehnlich hinueber und seufzte: Ach
Margrethchen!  Margrethchen! warum hast du dir die Ohren nicht
zugestopft, als der luegnerische und gleissnerische Schelm sang? und
rief auch wohl zuweilen fuer sich: Halt dich wacker, Margrethchen!
werde keine Koenigin, Margrethchen!  Das hatte er aber gewiss nicht
noethig; denn Margarethe war ihm treu wie Gold.  Das war ihm aber das
Allertraurigste bei dieser Geschichte wenn er Schlangenkoenig ueber die
Wiesen hinschluepfen sah in seinem bunten Rock, dass er ihm nichts thun
durfte.

So waren Jakob zwei Jahre verflossen in Gram und Traurigkeit ueber
seine liebe verlorne Margarethe, da hoerte er von einem alten Schaefer
einen Rath, wie man verzauberter Prinzen und Prinzessinnen und selbst
der Hexen und Hexenmeister Herr werden koennte, und wenn sie noch so
schlimm waeren.  Und Jakob ging flugs in den Wald und hieb sich einen
grossen knotigen Dornstock aus einem Dornstrauch, welcher der
Kreuzdorn heisst, und darauf schnitt er noch ein Kreuz aus.  Als nun
der Schlangenkoenig das naechste Mal wieder ueber die Wiese
hinschlaengelte, fasste Jakob sich ein Herz und fuhr auf ihn zu, so dass
der Schlangenkoenig sich verwunderte, was der Bauerbursche wolle; denn
er war es nicht gewohnt, dass die Leute auf ihn losgingen, sondern,
dass die meisten vor ihm flohen.  Und Schlangenkoenig dachte bei sich:
Den Bauerjungen will ich schon jagen, dass ihm die Haare auf dem Kopfe
sausen sollen; und er richtete sich auf und spruehete Funken aus den
glaenzenden Augen und streckte die zischende Zunge aus und machte
seine Krone auf dem Kopfe feuerroth vor Zorn und zuckte mit dem
Ruecken, als wolle er auf Jakob springen.  Aber Jakob ging ihm fest
entgegen und rief: Komm nur her, Herr Heidenkoenig! komm nur her!  Ich
bin nicht bange vor dir, du sollst schon Gemach lernen.  Und als
Schlangenkoenig gegen ihn sprang, beruehrte er ihn nur leise mit seinem
Dornstock, und o Wunder!  Schlangenkoenig kruemmte sich und wand sich
um den Dornstock, wie die Rebe sich um ihren Stab windet.  Und Jakob
freuete sich und rief voller Freude: Halt fest, mein Prinzchen! ich
muss mein Kunststueck versuchen.  Und er nahm den Stock und schwang ihn
dreimal um den Kopf, dass er durch die Luefte sausete, und
Schlangenkoenig hielt fest, als wenn er daran gewachsen waere.  Der
Stock ist gut und der Schaefer ist nicht dumm, sprach Jakob, und
fragte Schlangenkoenig: Schlangenkoenig willst du mir Margrethchen
wiedergeben, so mache ich dich strax los und du magst hingehen, wohin
du willst.  Schlangenkoenig aber schuettelte den Kopf.  Und Jakob
sprach wieder: So fahrwohl fuer heute, mein Prinz! friere die Nacht
hier und bedenke dich bis morgen.  Und er nahm den Dornstock und
stiess ihn fest in die Erde, und Schlangenkoenig hing darum, und es sah
gar lustig aus.

Den andern Morgen kam Jakob wieder und sprach zu Schlangenkoenig:
Schlangenkoenig willst du mir Margrethchen wiedergeben?
Schlangenkoenig aber schuettelte mit dem Kopf noch staerker als gestern.
Da ward Jakob sehr boese und ging hin und schnitt sich einen frischen
Haselstock und sprach: Ich muss wohl einmal dein buntes Jaeckchen
fragen, was das zu dem Scherze sagt; vielleicht giebt mir das eine
gescheidtere Antwort.  Und er schlug Schlangenkoenig auf seinen bunten
Rock, dass er sich kruemmte wie ein Ohrwurm und die Zunge laut
zischelnd ausstreckte, aber er nickte nicht mit dem Kopfe: Jakob ich
will dir Margrethchen wiedergeben.  Als Jakob meinte, dass er ihn
diesmal genug geschlagen habe, ging er weg und sprach: Fuer heut ist's
genug, bedenke dich bis morgen.

Den dritten Morgen kam Jakob wieder und sprach zu Schlangenkoenig:
Schlangenkoenig gestern und vorgestern fragte ich dich: Schlangenkoenig,
willst du mir Margrethen wiedergeben?  Heute kommst du so wohlfeilen
Kaufs nicht ab; heut heisst es: Schlangenkoenig willst du mir
Margrethen wiedergeben und alle die armen Jungfrauen, die in deinem
Schlosse und Garten eingesperrt sind?  Und Schlangenkoenig schuettelte
zweimal mit dem Kopfe.  Da nahm Jakob seinen Haselstock, und schlug
ihn unbarmherzig, so viel als er schlagen konnte, so dass der
Schlangenkoenig ihn fast jammerte; aber doch nickte und kopfschuettelte
Schlangenkoenig ihm kein Ja zu.  Da sagte Jakob: Heut ist das letzte
Mal, dass ich Geduld habe.  Du magst hier an dem Dornstock verfaulen,
denn du kommst in Ewigkeit nicht los, wenn ich dich nicht loese.  Also
noch einmal und das letzte Mal, bedenke dich bis morgen.

Und als Jakob den vierten Morgen wiederkam, fragte er Schlangenkoenig
wieder: Schlangenkoenig willst du mir Margrethchen wiedergeben und die
andern Jungfrauen, dass sie frei aus deinem Gebiete weggehen und eine
jede so viel mittragen duerfen, als sie mit den Haenden tragen koennen?
Und Schlangenkoenig war muerb geworden, denn es hatte diese Nacht sehr
gefroren, und ihn hungerte und durstete gewaltig, auch sah er, dass
Jakob einen frischen Haselstock in der Hand fuehrte doppelt so dick
als der vorige.  Und Schlangenkoenig liess es diesmal auf den Stock
nicht ankommen und nickte dreimal mit dem Kopfe Ja.  Und Jakob sagte
zu ihm: Schlangenkoenig schwoere mir's bei deiner Seligkeit und bei der
Hoffnung, die du hegst, dieser haesslichen bunten Haut einmal ledig zu
werden--und Schlangenkoenig nickte ihm den Schwur auch dreimal zu.

Als dies geschehen war, nahm Jakob sein Messer und schnitt das Kreuz
glattweg von dem Kreuzstock, worum Schlangenkoenig geschlungen hing,
und in demselben Augenblick glitt Schlangenkoenig herunter und
ringelte sich im Grase und machte sich die erfrornen und
zerschlagenen Glieder erst wieder ein wenig geschmeidig.  Darauf
kroch er vor Jakobs Fuesse und richtete sich auf und senkte sich dann
wieder vor ihm, wie ein kluges und gehorsames Pferd sich erst vor dem
Reiter zu richten und wieder zu senken pflegt, dass er aufsteige.  Und
Jakob verstand den Wink, denn er wusste wohl, dass zu der Insel weder
Bruecke fuehrte noch Nachen ging; und er zeichnete sich mit dem Zeichen
des heiligen Kreuzes und betete ein Gebet und rief: Nun in Gottes
Namen! und so schwang er sich auf sein buntes Pferd.  Und sausend
fuhr Schlangenkoenig mit ihm ueber die Wiese dahin und in einem Hui
hatte er ihn ueber das Wasser getragen.

Schlangenkoenig sprang nun gegen das eiserne Gartenthor, welches kein
anderer oeffnen konnte als er, und das Thor that sich sogleich auf,
und sie gingen beide hinein.  Da fand Jakob seine Margarethe wieder,
und wie sich die beide gefreut haben, wer will das beschreiben?  Aber
unendlich ward der Jubel im Schlosse und Garten und klang und
brausete aus allen Stimmen zum Himmel, als Jakob verkuendigte, alle
eingefangene Jungfrauen sollen nun wieder frei seyn und mit ihm und
Margrethen aus dem verzauberten Schlosse und Garten ziehen.  Und er
hiess die huebschen Kinder sich tummeln und einpacken, was jedes
mitnehmen wolle, denn in zwei Stunden solle die Reise von der Insel
vor sich gehen.  Und sie liefen die eine hiehin die andere dahin und
waren sehr geschaeftig, aber Schlangenkoenig war sehr traurig und sah
es mit weinenden Augen an.  Und als Jakob ihn so traurig sah,
jammerte ihn seines Schicksals und dass er in dem scheusslichen
Schlangenrock gehen musste wegen seiner frueheren Suenden und Schulden,
bis ein unschuldiges junges Blut sich ueber ihn erbarmte und ihn lieb
haette.  Und er troestete ihn und sprach: Schlangenkoenig sey du nur
nicht so traurig, dass diese alle von dir gehen und wieder zu den
Ihrigen reisen wollen; denn von diesen allen kann dich ja doch keine
einzige mehr erloesen.  Und dass sie dir das Schloss ein bischen leer
machen, das schadet dir ja auch nichts: du behaeltst immer noch
Schaetze und Herrlichkeiten genug.  Du jammerst mich und ich will dir
darum noch einen guten Rath geben, und den verschmaehe nicht.  Lass
dein trotziges und herrisches Wesen fahren und sey nicht so klug und
listig.  Denn mit Klugheit und List richtest du es nicht aus, das
hast du wohl lange merken koennen, und obgleich du der Schlangenkoenig
heisseste bist du gewiss nicht verwandelt worden, dass du ein Herr seyn
sollst, sondern ein Diener sollst du seyn und dienen sollst du lernen
in Reue und Busse ueber deine begangenen Suenden, damit derjenige sich
ueber dich erbarme, welcher der Herr aller Koenige ist.  So ist es
gemeint mit dem bunten Schlangenrock, den du tragen musst: du sollst
demuethig und gehorsam werden, so magst du noch wohl Liebe und
Erloesung finden.  Aber ein trotziges und listiges Herz, das keine
Demuth hat, kann auch keine Liebe in der Brust haben; und wie kannst
du glauben, dass ein junges unschuldiges Herz den Schlangenkoenig
umarmen soll, wenn es ihm nicht anmerkt, dass Liebessehnsucht und
Froemmigkeit in ihm wohnt?

So sprach Jakob ganz beweglich zum Schlangenkoenig, und als die
Jungfrauen und Margarethe fertig waren, da rief er: Thu uns auf,
Schlangenkoenig!  Und Schlangenkoenig stiess mit dem Kopf gegen das
Eisenthor des Gartens und es sprang weit auf; und sie gingen alle
heraus und Schlangenkoenig ging mit ihnen.  Als sie nun an das Wasser
kamen, war da weder Bruecke noch Nachen, und Jakob sprach.  Hurtig,
Schlangenkoenig! mach Anstalt! mach uns die Bruecke fertig!
Schlangenkoenig aber konnte es nicht lassen, er brauchte wieder eine
List und spannte ein duennes glaenzendes Spinnwebchen wie einen Bogen
ueber das Wasser von einem Ufer zum andern und sprach laechelnd: Ich
kann euch nicht helfen, dies ist die einzige Bruecke, auf welcher man
von dieser Insel ueber den See kommen kann.  Er hoffte aber in seinem
Herzen, es werde niemand darauf treten, aus Furcht zu ersaufen, und
so werde er durch diese Feinheit alle die Jungfrauen gluecklich da
behalten als Dienerinnen und den Jakob obenein als Diener.  Aber
Jakob hatte von solchen Kniffen der Geister schon oft gehoert, nahm
sein Margrethchen an die Hand und rief: In Gottes Namen! alle mir
nach!  Und so sprang er auf die duenne Spinnwebbruecke und Margrethchen
mit ihm, und in demselben Augenblicke legte sich die Spinnwebenbruecke
als die schoenste und breiteste Marmorbruecke ueber das Wasser, und er
und Margrethchen und die andern Jungfrauen gelangten gluecklich
hinueber.  Und als sie alle am Lande waren, war die Bruecke in der
Sekunde wie versunken und man sah keine Spur mehr von ihr, auch nicht
einmal das Spinnwebenfaedchen.  Und sie waren alle froh aber erstaunt
und sahen und hoerten nichts als ein leises Wimmern hinter sich; das
war wohl der Schlangenkoenig, der ueber seine schoenen Jungfrauen weinte.

Jakob lief nun ueber die Wiese hin mit seinem Margrethchen und mit der
schneeweissen Jungfrauenschaar, die er erloest hatte, und sie zogen
jubelnd und jauchzend in Thorstorp ein.  Und alle Leute sind entsetzt
gewesen ueber diesen Geschichten und haben lange erzaehlt von Jakobs
Abentheuer in allen Landen und haben die Ausfuehrung der schoenen
Jungfrauen aus dem Zauberschlosse Jakobs Auszug genannt.  Und die
feinen jungen Dirnen haben zu Jakob und Margrethchen freundlich Ade
gesagt und sind weggegangen und gluecklich wieder zu den Ihrigen
gekommen; und weil sie sich Gold und Silber und kostbare Kleider aus
Schlangenkoenigs Schlosse mitgebracht hatten, so haben sie alle gar
bald junge und huebsche Braeutigame gehabt.  Und Jakob ist der
Braeutigam seiner Margrethe geworden und sie haben bald eine lustige
Hochzeit gehalten.  Sie sind aber hier in Thorstorp nicht geblieben,
denn die Nachbarschaft der Insel, wo Schlangenkoenig hauste, daeuchte
ihnen zu gefaehrlich, sondern sie sind weiter zurueck ins Land hinauf
gezogen und haben sich da fuer die mitgenommenen Schaetze ein schoenes
Gut gekauft und in Freuden gelebt.  Von dem Schlangenkoenige und ob er
seitdem erloest worden, haben sie nie wieder was gehoert.



Der Wiedehopf.


So hat Hinrich Vierk einmal vom Schneidermeister Wiedehopf erzaehlt:

Es begeben sich die wunderbarsten Dinge in der Welt: Koenige sind
Bettler und Bettler sind Koenige geworden und kann man keinem ansehen,
was er einst gewesen ist und was er noch werden kann.  So ist der
Wiedehopf einst ein Damenschneider gewesen, und wer sieht es ihm
jetzt wohl an, dass er vormals in feiner und zierlicher Gesellschaft
gelebt hat?  Er hat in einer grossen reichen Stadt gewohnt und sich
wie ein huebscher und feiner Gesell gehalten und einen bunten seidenen
Rock getragen, und ist von einem vornehmen Hause in das andere und
von einem Pallast in den andern gegangen und hat die kostbaren Zeuge
und Stoffe, woraus er Kleider machen sollte, zu Hause getragen.  Und
weil er huebsch und manierlich gewesen ist, haben alle huebsche Frauen
ihn zu ihrem Schneider genommen und immer hat er Arbeit bei ihnen
gehabt, und auch der Koenigin, als sie gekroent werden sollte, hat er
den Rock zugemessen.  So ist Meister Wiedehopf bald ein sehr reicher
Mann geworden und hat doch nicht genug kriegen koennen, sondern ist
immer herumgelaufen und hat zu Hause geschleppt und oft so viel zu
tragen gehabt, dass er wie ein Karrengaul unter seiner Last stoenen und,
wann er die Treppen hinaufstieg, _Huup!  Hupupp!_ schreien musste.
Diese Arbeitseligkeit und Habseligkeit haette Gott ihm wohl vergeben,
aber es ist eine arge Habsucht daraus geworden, und die hat der Herr
nicht laenger mit Geduld ansehen koennen.  Der Schneider hat zuletzt
gestohlen und von allen Zeugen, die er in die Mache bekam, seinen
Theil abgekniffen und abstipitzt.  Da ist es ihm denn geschehen, dass
er eines Abends, als er mit einem schweren Buendel und noch schwereren
_Hupupp!  Hupupp!_ die Treppe hinaufaechzete, ploetzlich in einen
bunten Vogel verwandelt worden ist, welcher Wiedehopf heisst und um
die Haeuser und Staelle der Menschen umfliegen und dort mit
unersaettlicher Gier das Allergarstigste auflesen und in sein Nest
tragen muss.  Er traegt bis diesen Tag einen bunten Rock, aber einen
solchen, der an einen schlimmen Ort erinnert, wohin die Diebe und
Schelme gehoeren.  Der eine Theil des Rockes ist rabenschwarz, der
andere feuerroth, und sind beide Theile Farben der Hoelle, denn das
Schwarze des Rockes soll die hoellische Finsterniss und das Feuerrothe
das hoellische Feuer bedeuten.  Einen aehnlichen Rock als Meister
Wiedehopf traegt auch der Todtengraeber, ein blanker garstiger Wurm,
der auf den Landstrassen herumlaeuft und todte Maulwuerfe, Kaefer und
anderes Aas begraebt; auch die bunte Blattwanze hat fast ganz dasselbe
Kleid an: beide sind Erzstinker und wahrscheinlich beide einst auch
Diebe gewesen.  Das hat der Wiedehopf noch so beibehalten aus seiner
alten Schneiderzeit, dass er immer _Hupupp!  Hupupp!_ schreien muss,
als truege er noch Diebeslast, die ihm zu schwer wird.  Die Leute
nennen ihn deswegen haeufig den Kukukskuester, weil sein Laut aus der
Ferne wirklich oft so klingt, als wolle einer dem Kukuk seinen Gesang
nachsingen, wie der Kuester dem Pastor.  Aber der Kukuk ist ein
lustiger Schelm und kann sein Lied in Freuden singen, der Wiedehopf
aber ist ein trauriger Schelm, und darum muss er seufzen und klagen
und sein _Hupupp!  Hupupp!_ geht ihm gar schwer aus der Kehle.



Der Wolf und die Nachtigall,

oder wie zwei arme Koenigskinder verwandelt und zuletzt nach vieler
Noth doch wieder zu Menschen geschaffen wurden.


In alten Zeiten, da es alles noch ganz anders war in der Welt als
jetzt, lebte ein Koenig in Schottland, der hatte die schoenste Koenigin
in allen Landen, von einer so seltenen Schoenheit und Lieblichkeit,
dass sie weit und breit als die Allerschoenste besungen und von
Dichtern und Erzaehlern der schottische Vogel Phoenix zugenannt ward.
Diese schoene Koenigin gebahr dem Koenige zwei Kindlein, einen Sohn und
eine Tochter, und starb dann in ihrer Jugend hin.  Der Koenig trauerte
viele Jahre um sie und konnte sie nie vergessen, sagte auch, er wolle
nimmer wieder heirathen.  Aber der Menschen Sinn ist wankelmuethig und
kann sich auf sich selbst nicht verlassen; denn als viele Tage
vergangen und die Kinder schon gross waren, nahm er sich doch wieder
eine Frau.  Diese Frau war sehr boes und eine schlimme Stiefmutter
gegen die Kinder des Koenigs.  Es waren aber der Prinz und die
Prinzessin rechte Spiegel der Huld und Lieblichkeit, und der Hass der
Stiefmutter gegen die Kinder kam auch daher, dass die Leute, bei
welchen die verstorbene Koenigin in gutem Andenken stand, immer noch
von dieser sprachen, sie aber verschwiegen, und dass sie, wenn sie mit
der jungen Prinzessin erschien, gegen diese aufjauchzeten und riefen:
sie ist gut und schoen, wie ihre Mutter war.  Das verdross sie, und sie
ergrimmte in sich und sann auf arge Tuecke, barg aber ihr boeses Herz
unter Freundlichkeit.  Denn sie durfte sichs vor dem Koenige nicht
merken lassen, dass sie den Kindern gram war, und das Volk wuerde sie
gesteinigt und zerrissen haben, wie sie ihnen ein Leides gethan haette.

Die Prinzessin, des Koenigs Tochter, welche Aurora hiess, war nun
fuenfzehn Jahre alt geworden und bluehete wie eine Rose und war die
schoenste Prinzessin weit und breit.  Und es zogen viele Koenigssoehne
und Fuersten und Grafen her und buhlten um sie und begehrten sie zum
Gemal; sie aber sprach zu ihnen: mir gefaellt die froehliche und ledige
Jungfrauschaft besser, als alle Freier, und damit mussten sie wieder
hinreisen wo sie hergekommen waren.  Endlich aber kam der Rechte: es
war ein Prinz aus Ostenland, ein gar schoener und stattlicher Herr.
Diesem verlobte sie sich mit Einwilligung des Koenigs und ihrer
Stiefmutter.  Und schon war der Hochzeitkranz gewunden und die
Spieler zum Tanze bestellt, und alles Land war in Freude ob der
Vermaelung der schoenen Prinzessin Aurora.  Aber die Stiefmutter dachte
ganz anders in ihrem Sinn, als sie sich gebehrdete, und sprach: Ich
will Spielleute bestellen, die sollen zu einem andern Tanze
aufspielen, und die Fuesse sollen anderswohin tanzen als ins Brautbett.
Denn sie sprach bei sich: Diese verdunkelt mich ganz und wird mich
noch mehr verdunkeln, und vor dieser Aurora muss meine Sonne
untergehen, zumal wenn sie einen so stattlichen Mann zum Gemal
bekommt und dem Koenige ihrem Vater Enkel bringt; denn ich bin
unfruchtbar und kinderlos.  Auch haengt das Volk ihr an und schreit
ihr nach, mich aber kennen sie nicht und wollen sie nicht kennen; und
doch bin ich die Koenigin: ja ich bin die Koenigin! und bald sollen sie
es alle wissen, dass ich es bin und nicht Aurora.  Und sie sann nun
auf viele arge Listen Tag und Nacht hin und her, wie sie die
Prinzessin und ihren Bruder verderben wollte; aber es wollte ihr
keine einzige gelingen: denn sie waren zu gut bewacht und behuetet von
den Dienern und Dienerinnen, die sie hatten.  Diese sahen auf sie wie
auf ihren Augapfel und wichen Tag und Nacht nicht von ihnen wegen der
Liebe, die sie zu ihrer Mutter, der seligen Koenigin, trugen.  Als nun
keine Zeit mehr uebrig und der Hochzeittag schon da war und sie sich
nicht mehr zu helfen wusste, gedachte sie der allerboesesten Kunst, die
sie wusste, und kam zu den Kindern mit der leidigsten Freundlichkeit
und bat sie, einen Augenblick mit ihr in ihren Rosengarten zu kommen,
sie wolle ihnen eine wunderschoene Blume zeigen, die eben aufgebrochen
sey.  Und sie gingen gern mit ihr, denn der Garten war hart hinter
dem Schlosse; auch konnte niemand an etwas Arges denken, denn es war
der helle Mittag, und der Koenig und die Prinzen und Prinzessinnen des
Landes waren alle in dem grossen Schlosssaale versammelt, da gleich die
Vermaelung geschehen sollte.  Und sie fuehrte die Kinder in die
hinterste Ecke des Gartens, wo ihre Blumen standen, unter einen
dunkeln Taxusbaum, als wollte sie ihnen da etwas Besonderes zeigen.
Sie aber murmelte einige leise Worte fuer sich hin, brach dann einen
Zweig von dem Baum, und gab dem Prinzen und der Prinzessin einige
Streiche damit auf den Ruecken.  Und alsbald wurden sie in Thiere
verwandelt. der Prinz sprang als ein reissender Wolf ueber die Mauer
und lief in den Wald, und die Prinzessin flog als ein kleiner grauer
Vogel, der Nachtigall heisst, auf den Baum, und sang ein trauriges
Lied.

Die Koenigin spielte ihr Spiel so gut, dass auch kein Mensch etwas
merkte.  Sie lief laut schreiend dem Schlosse zu und sank mit
zerrissenen Kleidern und zerzausten Haaren an den Stufen des Saales
hin, als sey ihr ein grosses Leid geschehen, und der Koenig hiess sie
von den Kammerfrauen wegtragen.  Es verging wohl eine gute
Viertelstunde, ehe sie wieder zu sich kam.  Da gebehrdete sie sich
sehr traurig und weinte und schrie: Ach! du arme Aurora, welchen
Brauttag hast du erlebt! ach du ungluecklicher Prinz!  So schrie sie
einmal ueber das andere, und erzaehlte dann, ein Schwarm Raeuber sey
ploetzlich hinten in den Garten gedrungen und habe die beiden
Koenigskinder mit Gewalt von ihrer Seite gerissen und entfuehrt; sie
aber haben sie zu Boden geschlagen und halbtodt liegen lassen; und
sie zeigte eine Beule an der Stirn, die sie sich absichtlich an einem
Baum gestossen hatte.  Und alle glaubten ihren Worten, und der Koenig
hiess alle seine Herren und Grafen und Ritter und Knappen aufsitzen
und den Raeubern nachjagen.  Diese durchritten nach allen Seiten den
Wald und alle Schluechte und Klippen und Berge rings um das Schloss
wohl zwei drei Meilen weit, aber von den Raeubern und von dem Prinzen
und von der Prinzessin fanden sie auch nicht die geringste Spur.  Und
der Koenig ruhete nicht und liess weiter suchen und forschen viele
Wochen und Monate, und sandte Boten und Kundschafter aus in alle
Laender; aber sie kamen immer vergebens zurueck, und mit dem Prinzen
und der Prinzessin war es, als ob sie nie gelebt haetten: so ganz
waren sie verschollen.  Der alte Koenig aber glaubte, die Raeuber
haetten sie wegen der kostbaren Juwelen und Edelsteine entfuehrt, die
sie am Hochzeitstage trugen, und haetten sie beraubt und dann todt
geschlagen und irgendwo eingescharrt, damit man ihnen nie auf die
Spur kommen koennte; und er graemte sich so sehr, dass er bald starb.
Bei seinem Sterben uebergab er, weil er keine Kinder hatte, der
Koenigin das Reich, und bat seine Unterthanen, dass sie ihr treu und
gehorsam seyn moegten, wie sie ihm gewesen waren.  Sie thaten es auch
und erkannten sie als ihre Koenigin, mehr aus Liebe zu ihm als aus
Liebe zu ihr.

So waren vier Jahre verschienen und der Koenig schon das andere Jahr
todt, und die Koenigin fing an mit grosser Gewalt ueber die Laender zu
herrschen, und kaufte sich fuer die Schaetze, die der alte Koenig ihr
hinterlassen hatte, viele fremde Soldaten, die sie ueber das Meer
kommen liess und die ihre Krone und ihr Schloss bewachten.  Denn sie
wusste, dass sie von den Unterthanen nicht geliebt war, und sprach: Nun
moegen sie aus Furcht thun, was sie aus Liebe nicht thun wuerden.  So
geschah es, dass sie von Tage zu Tage bei jedermaenniglich mehr verhasst
ward, aber keiner durfte es sich merken lassen, denn auf das leiseste
Gefluester gegen die Koenigin war der Tod gesetzt.  Aber die Leute
lassen das Wispern und Fluestern darum doch nicht, und weil das
Sprichwort wahr ist: Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt
endlich an die Sonnen, so hatte es von Anfang an gemunkelt*, als die
Koenigskinder verschwunden waren: kein Mensch koenne wissen, was der
Spaziergang der Koenigin bedeutet habe.  Denn es waren Leute genug,
die ihr wegen ihrer scharfen Augen und ihrer unnatuerlichen
Freundlichkeit boese Kuenste zutraueten.  Diese Munkelung unter dem
Volke dauerte nun immer fort und nahm noch zu; sie aber kuemmerte sich
darum nicht, und dachte: die werden schon Thiere bleiben, was sie
sind, und mir wird keiner die Koenigskrone nehmen.  Aber es begab sich
alles ganz anders, als sie gedacht hatte.
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* Munkeln sagt man von Pferden, die im Sommer wegen der Bremsen mit dem
Kopf schuetteln; Munkeln heisst also: die Koepfe gegen einander bewegen,
leise fluestern.
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Den armen Koenigskindern ging es indessen doch recht schlecht.

Der Prinz war als ein brauner Wolf in den Wald gelaufen, und er musste
sich gebehrden wie ein Wolf und heulen wie ein Wolf und durch die
oeden und wuesten Orte laufen bei Tage und bei Nacht, und wie ein Dieb
einhergehen; denn auch die woelfische Furcht war in ihn gefahren.  Und
er musste sich naehren wie die andern Woelfe von allerlei Raub von Wild
und Voegeln, auch musste er in der traurigen Winterzeit zuweilen wohl
mit einem Maeuschen vorlieb nehmen und den Bauch einziehen und
zaehneklappen und zwischen den harten und kalten Steinen sein Lager
nehmen.  Und dies war gewiss keine prinzliche Lebensart, wie er sie
vorher gefuehrt hatte, ehe er aus der koeniglichen Pracht und
Herrlichkeit in dieses wilde Elend verstossen war.  Das war aber das
Besondere an ihm, dass er allein Thiere angriff und zerriss und nie
nach Menschenblut geluestete.  Doch nach einer haette ihn wohl geluestet,
nach der boesen Frau, die ihn verwandelt hatte; aber diese huetete
sich wohl, dahin zu kommen, wo sie den Zaehnen dieses Wolfes begegnen
konnte.  Man soll aber nicht glauben, dass der Prinz, der nun ein Wolf
war, noch menschliche Vernunft hatte; nein es war sehr finster in ihm
geworden, und mit dem Bilde des Thieres, in welchem er durch die
Waelder laufen musste, hatte er auch nicht viel mehr als thierischen
Verstand.  Das ist wahr, ein dunkler Trieb trieb ihn oft gegen das
Schloss und den Schlossgarten hin, als haette er dort einen Fang zu
holen; doch hatte er keine deutliche Erinnerung der Vergangenheit:
wie haette er es dann auch in der Wolfshaut aushalten sollen?  In den
Augenblicken, wo er diesen Trieb fuehlte, war er mit einem besondern
Grimm behaftet; aber immer, wie er ihnen auf tausend Schritt nahe kam,
fuhr ein kalter Schauder in ihn und jagte ihn zurueck.  Und die
Koenigin hatte dies mit ihrer Hexerei verschuldet, dass sie ihn bis so
weit gebannt hatte; denn weiter hatte sie nicht gedurft.  Sie aber
stellte dem Wolfsprinzen nach dem Leben und liess viel jagen in dem
Forst, der sich um das Schloss herumzog, weil sie dachte, dass er wohl
darin seyn mogte.  Deswegen ward fast alle Woche zweimal eine grosse
Schalljagd und Klapperjagd auf Woelfe und Fuechse angestellt; und damit
sie einen fleissigeren Vorwand dazu haette, hatte die Koenigin viele
niedliche Dammhirsche in diesen Forst ausgesetzt, von welchen unser
koeniglicher Wolf allerdings manchen verzehrte.  Aber er rettete sich
immer aus aller Gefahr, wie oft die Hunde ihm mit ihren Rachen auch
das Haar auf dem Ruecken schon zerbliessen und wie oft die Jaeger auf
ihn schossen.  Er wich dann fuer den Augenblick abseits, und wann der
Schall sich gesaenftet hatte und die Jagdhoerner verstummt waren, kam
er in das Dickicht zurueck, welches dem Schlosse nahe war, und sonnte
sich haeufig auf Plaetzen, wo er als Knabe und Juengling zuweilen
gespielt hatte.  Er wusste aber nichts mehr von der Vergangenheit,
sondern es war eine verborgene Liebe, die ihn dahin lockte.

Die Prinzessin Aurora hatte als ein kleines Voegelein auf den Baum
fliegen muessen und war in eine Nachtigall verwandelt worden.  Ihr
aber war in ihrem leichten und duennen Federkleide die Seele nicht so
verdunkelt, als dem Prinzen in der Wolfshaut, sondern sie wusste viel
mehr von sich und von den Menschen und Dingen; nur sprechen konnte
sie nicht.  Dafuer aber sang sie desto schoener in ihrer Einsamkeit,
und oft so wunderschoen, dass die Thiere vor Freuden huepften und
sprangen und die Voegel sich alle um sie versammelten und die Baeume
dazu rauschten und die Blumen nickten.  Ich glaube, auch die Steine
haetten vor Lust getanzt, wenn sie so viel Liebe in sich haetten; aber
deren Herz ist zu kalt.  Auch die Menschen haetten wohl bald auf den
kleinen Vogel gemerkt als auf einen besonderen Vogel und waere wohl
ein Gerede und Gemunkel davon unter den Leuten entstanden, wenn nicht
etwas sie abgehalten haette von dem Walde, dass sie die Nachtigall nie
singen hoerten.  Es verhielt sich damit folgendergestalt:

Wie die Koenigin dem armen verwandelten Prinzen mit den vielen Schall-
und Klapperjagden gern das letzte woelfische Lebenslicht ausgeblasen
haette und wie er dadurch ueber die ganze Wolfsfamilie grosses Unglueck
brachte, habe ich schon erzaehlt.  Aber auch ueber die kleinen Voegel
ging es schlimm her, und in diesen Tagen der Tyrannei war es ein
Unglueck, in der Gegend des Schlosses als Amsel Grasmuecke und
Nachtigall gebohren zu seyn.  Die Koenigin nemlich, nachdem der alte
Herr gestorben war und sie die Gewalt allein hatte, gebehrdete sich
ploetzlich, als habe die Krankheit sie befallen, dass sie nicht allein
das Geschrei und Gekraechze und Geschnatter unleidlicher Voegel nicht
ertragen koenne, sondern dass selbst das lieblichste Geklingel und
Gezwitscher der lustigen kleinen Singvoegelein sie unangenehm bewege.
Und damit sie das allen Menschen glaublich machte, war sie bei
solchen Gesaengen, deren sich sonst alle Welt zu freuen pflegt, ein
parmal in Ohnmacht gefallen.  Das war aber nur ein Schein, sie wollte
eine boese That, sie wollte den Tod der kleinen Nachtigall, wenn sie
etwa in diesen Hainen und Gaerten herumflatterte.  Das wusste sie aber
wohl, dass das Voegelchen dem Schlosse auf tausend Schritt nicht nahen
durfte, denn sie hatte es unter denselben Hexenbann gelegt, als
seinen Bruder.  Unter dem Titel dieser Unleidlichkeit und
Empfindlichkeit gegen zarte und feine Klaenge und Schalle ward denn
freilich nicht bloss der kleinen liebenswuerdigen Nachtigallprinzessin
sondern allen andern Voegeln nach der Kehle gegriffen; sie waren alle
in die Acht und Aberacht gethan, sie waren alle fuer vogelfrei erklaert,
und die Foerster und Jaeger der Koenigin erhielten den strengsten und
gemessensten Befehl, auf alles, was Federn traegt, Jagd zu machen, und
auch das Rotkehlchen ja nicht einmal den Zaunkoenig zu verschonen, auf
welchen ein guter Jaeger sonst nie einen Schuss verliert.  Dieser
schreckliche Zorn der Koenigin ward ein Unglueck fuer das ganze
befiederte Volk, nicht bloss fuer die, welche im Freien flogen oder in
Forsten und Hainen lebten, sondern auch fuer die, welche auf Hoefen und
in Zimmern gehalten werden.  In der Hauptstadt und in der Umgegend
des koeniglichen Schlosses blieb auch nichts Gefiedertes leben; denn
die Leute meinten sich bei der Koenigin sehr einzuschmeicheln und ihre
Gunst zu gewinnen, wenn sie es ihr nachmachten.  Es war ein
Schlachten und Morden der Unschuldigen wie der bethlehemitische
Kindermord des Koenigs Herodes weiland.  Wie vielen tausend
Kanarienvoegeln und Zeisigen und Nachtigallen und Distelfinken, ja
selbst wie manchen ostindischen und westindischen Papageien und
Kakadus wurden da die Haelse umgedreht!  Schreihaelsen und Liederkehlen,
Schwaetzern und Verschwiegenen drohete Ein Schicksal, und das sogar
war ein Verbrechen, als Gans oder Puter oder Hahn gebohren zu seyn,
und die gemeinen Haushuehner fingen an so selten zu werden als
chinesische Goldfasane.  Und haette die Koenigin noch einige
Jahrzehende so gewuethet gegen das Federvoelkchen, so waere es allmaelig
ausgestorben in dem Koenigreiche.  Das war die Ursache, warum die
Voegel nicht allein gemordet wurden sondern auch fast kein Mensch mehr
in den Wald spazieren ging, weil es so haette gedeutet werden koennen,
als wollten sie da Vogelgesang hoeren.  So kam es denn, dass niemand
die Wundertoene der kleinen Nachtigall belauschen konnte, als etwa hie
und da ein einsamer Jaeger.  Der liess sich aber nichts merken, damit
er von der Koenigin nicht gestraft wuerde, dass er den Vogel nicht
geschossen.  Denn das muss man zur Ehre der Weidmaenner sagen, dass sie
doch meistens ihrer wackern Natur folgten und selten einen der
kleinen Voegel schossen; aber platzen durch den Wald mussten sie, dass
es knallte.  Und dadurch schon ward es still von Gesaengen und auch
viele Voeglein zogen weg aus dem unaufhoerlichen Getuemmel und kamen
nimmer wieder.  Die kleine Nachtigall aber, welche Gott behuetete, dass
sie sich von allen diesen Nachstellungen rettete, konnte den gruenen
Wald hinter dem Schlosse nicht lassen, wo sie in ihrer Kindheit so
viel gespielt und gesprungen hatte, sondern wenn sie auch wegflog, so
bald die Jagdhoerner anbliesen und es mit Hurra und Wo Wo durch die
Buesche tosete, kam sie doch immer bald wieder.  Und obgleich ihre
Liedlein, als aus einem traurigen Herzen klingend, meistens traurig
und klaeglich waren, daeuchte es ihr doch recht anmuthig, so unter den
gruenen Baeumen und bunten Blumen zu leben und dem Mond und den Sternen
etwas Suesses vorzuklingen; und nur wenige Monate war sie ungluecklich.
Dies war die Zeit, wo der Herbst kam und wo sie mit den andern
Nachtigallen in fremde Laender ziehen musste, bis es wieder Fruehling
ward.

Das kleine Prinzessinvoegelein hielt sich nun meist zu den Baeumen,
Angern und Auen, wo sie als Kind gespielt oder als Jungfrau mit
Gespielen ihres Alters Kraenze gewunden und Reigen aufgefuehrt hatte,
oder wo sie gar in den gluecklichsten Tagen ihres Lebens mit dem
Geliebten die Einsamkeit gesucht hatte.  Am liebsten und am meisten
wohnte sie in einer dichten gruenen Eiche, die sich ueber einen
rieselnden Bach beugte und oft das suesse Gefluester der Liebe in ihren
Schatten geborgen hatte.  An dieser Stelle sah sie denn auch oft den
Wolf, den ein dunkles Gefuehl der Vergangenheit dahin fuehrte; aber sie
wusste nicht, dass es ihr armer Bruder war.  Doch gewann sie ihn lieb,
weil er sich so oft unter ihren Gesaengen hinstreckte und lauschte,
als verstaende er etwas davon; und sie beklagte ihn wohl zuweilen, dass
er ein zorniger und harter Wolf seyn musste und nicht flattern konnte
und fliegen von Zweigen zu Zweigen, wie sie und andere Voegelein.  Und
nun muss ich auch noch von einem Manne erzaehlen, der in dem einsamen
Walde zuweilen der Zuhoerer der kleinen Nachtigall war.  Dieser Mann
war der Prinz aus Ostenland, ihr Braeutigam, als sie noch Prinzessin
war.

Der Koenig, dieweil er noch lebte, hatte diesen Prinzen wegen seiner
Tugend und Tapferkeit vor allen Maennern geliebt und ihn auf seinem
Todbette der Koenigin empfohlen als einen Rath und Helfer in allen
schlimmen und gefaehrlichen Dingen, besonders als einen frommen und
trefflichen Kriegsmann.  Auch war er nach des Koenigs Tode bei der
Koenigin geblieben bloss aus Liebe zu dem seligen Herrn.  Doch ward er
bald inne, dass die Koenigin ihn hasste, ja dass sie ihm nach dem Leben
trachtete, und entwich daher ploetzlich von ihrem Hofe und aus ihrem
Lande.  Sie aber liess ihm nachsetzen als einem Verraether und
Fluechtling und liess einen Bann ausgehen, wodurch sie ihn fuer
vogelfrei erklaerte, dass jeder, wem es beliebte, ihn erschlagen und
ihr seinen Kopf bringen mogte, worauf sie einen hohen Preis gesetzt
hatte.  Er entwich wieder in das Land seines Vaters, das viele
hundert Meilen gegen Osten von dem Schlosse der Koenigin lag, und
wohnte bei ihm.  Aber im Herzen hatte er keine Ruhe noch Rast und die
Trauer um die verschwundene Prinzessin wollte ihn nie verlassen.  Ja
das Wunder begab sich mit ihm, dass er alle Jahre einmal heimlich
verschwand, ohne dass ein Mensch wusste, wohin.  Er sattelte aber dann
sein Ross und ruestete sich in unscheinbarer Ruestung, und ritt
ploetzlich davon, so dass niemand seinen Pfad kannte.  Er musste aber in
das Land der Koenigin reiten, die ihn vogelfrei gemacht hatte, und
jenen Wald besuchen, worin die Prinzessin verschwunden war.  Dieser
gewaltige Trieb kam ihm jedes Jahr kurz vor der Zeit, in welcher die
Prinzessin verschwunden war, wo er durch wilde wueste und verborgene
Orte traben musste, bis er zu wohlbekannten Staetten gelangte, wo er
einst mit seiner Braut gewandelt hatte.  Und da war auch ihm die
gruene dunkle Eiche am Bache die Lieblingsstelle.  Da brachte er dann
vierzehn Naechte in Thraenen und Gebeten und Klagen um die Geliebte zu;
die Tage aber verbarg er sich in dem entlegeneren Dickicht.  Da hat
er die kleine Nachtigall oft gesehen und gehoert und sich ihres
wundersamen und wunderlieblichen und fast uebervoegelischen Gesanges
erquickt.  Sie haben aber nichts weiter von einander gewusst.  Doch
hatte das Voegelchen immer eine grosse Sehnsucht im Herzen, wann der
Ritter wieder geritten war, sie wusste aber nicht, warum; und auch ihm
klang ihr tiefes und schmachtendes Tiu!  Tiut! lange nach, wann er
wieder in das Land seines Vaters ritt.  Es ging ihm aber wie den
meisten Menschen, die etwas Geheimes thun oder haben, worueber andere
Leute sich viel die Koepfe zerbrechen, dass er um sein eignes Geheimniss
nicht wusste.  Denn dass er jedes Jahr einmal heimlich wegritt, das
wusste er wohl; warum er aber reiten musste, das wusste er nicht.

Und es waren manche Tage vergangen seit dem Tode des alten Koenigs und
es ging in das sechste Jahr seit dem Verschwinden der Kinder, und die
Koenigin lebte herrlich und in Freuden, und liess die Thiere jagen und
auf alle Voegel schiessen, und war auch gegen ihre Unterthanen nicht
weniger hart, als gegen das Wild und Gefieder des Waldes.  Sie
daeuchte sich fast allmaechtig und meinte, ihr Glueck und ihre
Herrschaft koenne kein Ende nehmen.  Doch hatte sie seit jenem Tage
den Wald nicht betreten um das Schloss und den Schlossgarten, sondern
eine heimliche Furcht hatte sie davon zurueckgehalten.  Sie liess sich
aber nicht merken, was es war, und dass eine Hexenangst dahinter
steckte.  Nun begab es sich, dass sie einmal ein grosses Fest und
Gastmal angestellt hatte, wozu alle Fuersten und Fuerstinnen des Reichs
und alle Grossen des Landes und alle vornehmsten Diener und
Dienerinnen geladen waren, und es war den Nachmittag eine grosse
Wolfsjagd beschlossen in dem Forst, und die Fuersten baten sie, dass
sie mitgehen moegte.  Sie weigerte sich lange unter allerlei Vorwaenden,
endlich aber liess sie sich bereden.  Sie setzte sich aber auf einen
hohen Wagen und hiess drei ihrer tapfersten Kriegsmaenner sich
wohlbewaffnet neben sich setzen; zugleich hiess sie viele hundert
gewaffnete und geruestete Reisige vor, neben und hinter dem Wagen
reiten, und eine lange Reihe Wagen voll Herren und Frauen folgten ihr
nach.  Und ihr war der Wolf immer im Herzen, doch dachte sie bei sich:
lass den Wolf nur kommen, ja lass hundert Woelfe zugleich kommen, diese
tapfere Schaar wird ihnen wohl das Garaus machen.  So verblendet Gott
auch die Kluegsten und Feinsten, wann sie zur Strafe reif sind; denn
ihr war geweissagt worden von andern Meistern ihrer losen Kunst, sie
solle sich vor dem sechsten Jahre in Acht nehmen.  Daran hatte sie
heute nicht gedacht.

Und es war ein schoener heiterer Fruehlingstag, und sie fuhren mit
Trompeten und Posaunen in den Forst, und die Rosse wieherten und die
Ruestungen klirrten und die gezueckten Speere und Degen funkelten in
der Sonne; die Koenigin aber funkelte am hellsten, mit ihren
praechtigsten Kleidern und all ihrem Juwelenschmuck hoch im Wagen
thronend.  Und schon schallte ihnen die Jagd entgegen mit Hussa und
Hurra und den schmetternden Hoernern der Jaeger und den gellenden
Stimmen der Hunde.  Und es lief ein Loewe vorueber und ein Eber fuhr
durch die Reihen; und sie erschracken nicht sondern hielten und
standen ein jeglicher fest auf seinem Stand, und machten die
Ungeheuer nieder.  Aber nicht lange, und es ergab sich ein Schrecken,
das ihnen zu maechtig war.  Ein fuerchterlicher Wolf fuhr aus dem
Dickicht hervor auf einen gruenen Anger, und heulte so graesslich, dass
Jaeger, Hunde und Reiter vor ihm ausrissen.  Der Wolf lief, wie man
einen Pfeil vom Bogen schiesst, nein er lief nicht sondern flog durch
die Maenner und Rosse dahin, und keiner dachte daran, dass er Bogen,
Spiess und Eisen trug, so schrecklich war des Unthiers Ansehen und so
wuethig bleckte er den funkelnden Rachen auf.  Die Koenigin, die ihn
auf ihren Wagen zuspringen sah, schrie Huelfe!  Huelfe! die Weiber
schrien und fielen in Ohnmacht, viele Maenner schrien auch wie die
Memmen: Keiner wehrte dem Wolf, er sprang mit Einem langen weiten
Sprung auf den hohen Wagen, riss das stolze Weib herunter, und wusch
sich Zaehne und Rachen in ihrem Blute.  Die andern waren alle geflohen
oder standen und hielten von ferne.

Und o Wunder! als sie sich ermannen wollten und das Thier anfallen,
sahen sie es nicht mehr, sondern, wo es eben noch gestanden hatte,
erhob sich die Gestalt eines schoenen und reisigen Juenglings.  Die
Maenner staunten ob dem Zauber, doch zuckten einige die Waffen, als
wenn sie ihn als ein zweites Ungethuem jagen und faellen wollten.  Da
sprang ploetzlich ein Greis vor, der mit im Zuge war, der Kanzler des
Reichs, und verbot es ihnen, und rief ueberlaut: bei meinem grauen
Haar, Maenner, haltet ein! ihr wisset nicht, auf wen ihr stossen
wollet--und, ehe sie sich besinnen konnten, lag er schon vor dem
Juenglinge auf der Erde, und kuesste ihm Kniee und Haende und rief: Sey
uns gegruesst, du edle Blume eines edlen Vaters, die du wieder
aufgegangen bist in deiner Schoene! und freue dich, o Volk, dein
rechter Koenigssohn ist wieder gekommen, und dies ist jetzt dein Koenig.
Und auf diese Worte liefen viele herzu und erkannten den Prinzen
wieder und huldeten ihm als ihrem Herrn, und die uebrigen thaten
desgleichen.  Und alle waren zugleich voll Schrecken und Staunen und
Freude, und dachten nicht mehr an die zerrissene Koenigin noch an den
Wolf; denn dass er der Wolf gewesen, das wussten sie nicht.

Der junge Koenig aber gebot allen, dass sie ihm nachfolgeten und mit
ihm in das Schloss seines Vaters zoegen; er hiess auch sogleich die Jagd
stillen und die Hoerner und Trompeten, welche eben noch den Wald und
das Wild aufgeschreckt hatten, seinem froehlichen Einzuge voranblasen.
Und als er daheim war und von den Zinnen seiner Vaeter schauete, da
traten ihm die Thraenen in die Augen und er weinte beides schmerzlich
und froehlich; denn er gedachte nun alles Jammers wieder und der zu
schweren Vergangenheit, wo es wie ein dumpfer und thierischer Traum
auf ihm gelegen hatte.  Und nun ward es ihm ploetzlich hell, und er
konnte es dem Kanzler und den Vornehmsten melden, wie es mit ihm
geschehen war und dass er nur durch das Herzblut der alten greulichen
Hexe, die seine Stiefmutter und ihre Koenigin geheissen, wieder hatte
verwandelt werden koennen.  Und das Geruecht von diesem erstaunlichen
Wunder ging alsbald in die ganze Stadt und unter alles Volk aus; und
sie freueten sich, dass der geliebte Koenigssohn wiedergekommen und dass
die Koenigin, welche alle hasseten, von Wolfszaehnen, die sie selbst
geschaffen, zerrissen war.

Aber als der Prinz sich nun allmaelig wiedergefunden und ueber sich
besonnen hatte, da fiel es ihm schwer auf das Herz, wo die koenigliche
Prinzessin Aurora seine geliebte Schwester wohl seyn moegte und ob sie
auch noch wohl unter irgend einer Thierhaut oder Federdecke steckte;
denn nun fiel ihm ihr trauriger Hochzeittag ein.  Und er fragte und
liess fragen; aber alle schwiegen und keiner konnte von ihr etwas
melden.  Da ward der Prinz wieder sehr traurig und sorglich, aber
Gott wandelte diese Traurigkeit auch bald in Freude.

Denn als dieser Jagd- und Wolfslaerm im Walde tosete, steckte auch der
arme traurende Prinz aus Ostenland grade in seinem Dickicht, und das
kleine liebliche Nachtigallvoegelchen hielt sich schweigend unter den
gruenen Blaettern seiner Eiche verborgen.  Es fuhr aber ein wunderbares
Gefuehl durch sein Herzchen, sobald der durstige Wolfszahn seines
Bruders das Herzblut der alten Koenigin geschluerft hatte.  Als nun die
Jagd verschollen und der Wald still geworden und die Sonne
niedergegangen war, da kam der Prinz aus seiner dunkeln Waldschlucht
unter seine gruene Eiche und lehnte sich gar traurig an den Stamm und
netzte das Gras mit seinen stummen Thraenen, wie er alle Naechte pflag;
und ihm daeuchte viel wehmuethiger um sein Herz zu seyn als gewoehnlich.
Das Voegelein in den Zweigen ueber ihm fing eben an zu singen nach
seiner Gewohnheit; und es daeuchte ihm auch, dass es gar anders sang
als sonst, und viel bedeutsamer und raethselhafter und fast wie mit
menschlicher Stimme.  Und dem Manne kam ein Grausen an, und fast voll
Angst rief er in die Zweige hinauf: Voegelein, Voegelein, sage mir,
kannst du sprechen?  Und das Nachtigallvoegelein antwortete ihm mit Ja,
wie Menschen zu antworten pflegen, und es verwunderte sich selbst,
dass es sprechen konnte, und fing an vor Freuden darueber zu weinen,
und schwieg lange.  Darauf that es sein Schnaebelchen wieder auf und
erzaehlte dem Manne mit vernehmlicher menschlicher Stimme die ganze
Geschichte von seiner Verwandelung und von seines Bruders
Verwandelung, und durch welches Wunder er wieder ein Mensch geworden.
Denn es war ihr nun alles in Einem Augenblicke klar geworden, als
haette ein Geist es ihr zugefluestert.  Der Mann aber jauchzete in
seiner Seele, als er ihre Rede hoerte, und er sann viel in sich hin
und her; und das Voegelchen spielte und flog zutraulich um ihn herum;
doch wiewohl sie sich und alle Dinge so hell wieder erkannte und
wusste, von ihm wusste sie nicht, wer er war.  Und er lockte das
Voegelchen und schmeichelte und kosete ihm schoen, und bat, es solle
mit ihm kommen, er wolle es in einen Garten setzen, wo ein ewiger
Fruehling bluehe und nie ein Falke rausche noch ein Jaeger tose; das sey
doch viel lustiger, als so in wilden Hainen umzufliegen und vor dem
Winter und vor Jaegern und Raubvoegeln und Schlingen zu zittern.  Das
Voegelein aber wollte davon nichts hoeren und lobte seine gruene
Freiheit und seine gruene Eiche hier und schwaetzte und floetete und
spielte und flatterte um den Mann herum und hatte sein wenig Acht,
denn er gebehrdete sich, als sey er in andern Gedanken.

Aber siehe, welche Gedanken er gehabt hat!  Denn ehe das Voegelchen
sich dessen versah, hatte der Mann es bei den Fuesschen erfasst und lief
eilends davon, schwang sich auf sein Ross und flog im sausenden Galopp,
als sey ein Sturmwind hinter ihm, einer Herberge zu, die er in der
Stadt unweit des Schlosses kannte, und bestellte sich ein einsames
Zimmer, worin er sich mit dem Voegelein einsperrte.  Das Voegelein, als
es sah, wie er die Schluessel herauszog und andere Zeichen eines
Gefaengnisses machte, fing an jaemmerlich zu weinen und zu flehen, dass
er es fliegen liesse; denn es daeuchte ihm gar beklommen und angstvoll
in dem verschlossenen Zimmer und es musste an seine gruenen Baeume und
an die liebliche Freiheit denken.  Aber der Mann machte sich aus dem
Weinen und Flehen des Voegelchens nichts und wollte es nicht lassen.
Da ward das Voegelein boese und fing an sich zu verwandeln, damit es
den Mann erschreckte, dass er Thueren und Fenster oeffnete und froh waere,
wenn das Voegelein davon floege.  So machte es sich zu Tigern und
Loewen, zu Ottern und Schlangen, zu Skorpionen und Taranteln, zuletzt
zu einem scheusslichen Lindwurm, der sich um den Mann flocht und mit
giftiger Zunge auf ihn fuhr.  Aber das alles schreckte ihn nicht
sondern er blieb fest auf seinem Sinn, und das Voegelein musste alle
seine Arbeit verlieren und wieder ein Voegelein werden.  Und der Mann
stand in tiefen Gedanken, denn es fiel ihm etwas ein aus alten
Maehrchen.  Und er zog ein Messer aus der Tasche und schnitt sich ein
Loch in den kleinen Finger der linken Hand, der immer das lebendigste
Herzblut hat.  Und es troepfelte Blut heraus, und er nahm des Blutes
und bestrich des Voegeleins Koepfchen und Leib damit.  Und kaum hatte
er das gethan, so stand auch das Wunder fertig da.  Das Voegelein ward
in der Minute zu der allerschoensten Jungfrau, und der Prinz lag
alsbald zu ihren Fuessen und kuesste ihr zuechtig und ehrerbietig die
Haende.  Die Nachtigall war nun wieder Prinzessin Aurora geworden und
erkannte in dem Manne ihren Braeutigam wieder, den Prinzen aus
Ostenland.  Sie war noch eben so jung und schoen, als sie vor sechs
Jahren zur Zeit der Verwandelung gewesen.  Denn das ist den
Verwandlungen eigen, dass die Jahre, die einer darin bleibt, ihn nicht
aelter machen sondern tausend Jahre gelten da nicht mehr als eine
Sekunde.

Man kann denken, wie diese beiden sich gefreut haben; denn wenn zwei
verliebte Herzen, die einander treu geblieben, nach langer Zeit
wieder zusammenkommen, das ist wohl die groesste Freude auf Erden.
Doch saeumten sie nicht lange sondern liessen dem Koenige ansagen, es
seyen zwei fremde Prinzen aus fernen Landen an seinen Hof gekommen
und begehrten fuerstliche Herberge.  Und der Koenig trat heraus, dass er
sie bewillkommete, und erkannte seine liebe Schwester Aurora und
seinen theuren Freund den Prinzen aus Ostenland, und freuete sich
ueber die Maassen; und alles Volk freuete sich mit ihm, dass so alles
wiedergekommen und das Reich nicht bei Fremden bleibe.

Und nach wenigen Tagen setzte er sich die koenigliche Krone auf und
fing an zu regieren an seines Vaters Statt, seiner Schwester aber gab
er eine ueberaus praechtige Hochzeit mit Taenzen und Festen und
Ritterspielen; auch erhielt sie nebst ihrem Prinzen an Land und
Leuten eine gar stattliche Abfindung, wovon sie fast wie Koenige leben
mogten.  Die Prinzessin Aurora aber hatte ihren Bruder um den Wald
gebeten, in welchem sie als Voegelein so manchen froehlichen und auch
so manchen traurigen Tag umhergezogen war, und er hatte ihn ihr gern
geschenkt.  Sie baute sich daselbst ein stolzes koenigliches Schloss an
dem Bache, wo sie so oft gesessen und gesungen hatte, und die gruene
und dichte Eiche kam mitten in ihrem Schlossgarten zu stehen und hat
noch manches Jahr nach ihr gegruent, so dass ihre Urenkel noch darunter
gespielt und sich beschattet haben.  Sie aber liess das Gebot ausgehen,
es solle der Wald fuer ewige Zeiten stehen bleiben in seiner
natuerlichen Herrlichkeit; auch gab sie den kleinen Singvoegelein den
Frieden und verbot auf das allerstrengeste, in diesem heiligen
Bezirke Schlingen und Fallen zu stellen und die Kleinen mit irgend
einem Gewehr anzugreifen.  Und ihr Bruder hat als ein grosser und
frommer Koenig regiert, sie aber hat mit ihrem tapfern Gemal bis in
ein schneeweisses Alter in gluecklicher Liebe gelebt und viele Kinder
und Kindeskinder gesehen, bis sie endlich im Segen Gottes und der
Menschen sanft entschlafen ist.  Das hat auch gegolten seit ihrer
Zeit unter ihren Kindern und Nachkommen, dass der aelteste Prinz ihres
Hauses immer Rossignol und die aelteste Prinzessin immer Philomela
getauft wurde.  Sie wollte nemlich eine fromme Erinnerung stiften fuer
alle Zeiten von dem wundersamen Unglueck, das ihr widerfahren war, da
sie in eine Nachtigall verwandelt worden.  Denn diese Worte bedeuten
in der Sprache ihres Landes, was zu teutsch Nachtigall genannt wird,
und Rossignol heisst eigentlich Rosenvogel--denn die Nachtigallen
singen meist zur Zeit der Rosen--und Philomela Liederfreundin; der
teutsche Name Nachtigall heisst aber so viel als Nachtsaengerin, und
ist wohl der allerfeinste.



Der grosse Jochen.


Der Bauer Hans Diebenkorn, ich weiss nicht mehr, in welchem Dorfe er
wohnte, hatte einen Sohn, der hiess Jochen, das war ein schlimmer
ungeschlachter Junge voll Wildheit und Schalkstreiche, den keiner
baendigen konnte.  Sein Vater war ein stiller ordentlicher Mann und
ermahnte und zuechtigte ihn oft und viel, Priester und Schulmeister
hobelten und meisselten an ihm mit dem Ernst der Vermahnung und mit
der Strenge der Strafe: _der Knabe ward mit der Asche und Lauge der
Reue_ und Busse und mit der ungebrannten Asche der Erinnerung, die auf
gruenen Baeumen als ein recht dunkel bluehendes Vergissmeinnichtchen
waechst, genug eingerieben und gewaschen--es konnte ihn das alles
nicht weich und geschmeidig machen, Jochen blieb Jochen, er blieb der
freche und ungehorsame Gesell, der er gewesen war, und wo er einen
Schalkstreich konnte laufen lassen, war es seine Freude.  Das war
daher noch das Schlimmste und machte seinem Vater die meiste Sorge,
dass Jochen auch an Kraeften unbaendig war und in seinem fuenfzehnten
Jahre sich schon mit jedem lustigsten Knechte im Dorfe im Ringen und
Balgen messen konnte.  Der ueppige und uebermuethige Leib war der Zucht
zu frueh entwachsen.  Dazu kam, dass Jochen ein sehr schoener und
schlanker Junge war, der das Maul so gut gebrauchen und so angenehm
thun konnte, dass kein Mensch unter dieser Kappe den Schelm vermuthete.
Desto besser konnte er seine Spaesse und Schalkstreiche mit andern
ausfuehren; denn er konnte so leidig seyn, dass auch die gescheidtesten
und kluegsten Leute von ihm angefuehrt wurden.  Der Vater, der seinen
Vogel kannte, hielt ihn nun freilich sehr zur Arbeit an; aber so wie
er nur einen Augenblick hatte, war auch der Schelm da und sogleich
auf allen Gassen Geschrei ueber ihn.  Indessen sagt ein altes
Sprichwort: _Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht,_ und
das geschah auch bei Jochen.

Er hatte sein besonderes Vergnuegen, alte Leute, die auf dem Wege
vorbeigingen, und Arme, die ihr Brod vor den Thueren mitleidiger
Menschen suchten, zu necken, und that es immer wieder, wie oft sein
Vater ihn darueber auch hart gezuechtigt und erinnert hatte, es sey
keine groessere Suende, als diejenigen verspotten, welche elend sind,
denn ihr Elend komme von Gott und Gott habe sie deswegen unter seinem
besondern Schutz.

Nun begab es sich, dass einmal eine arme alte Bettelfrau gegangen kam
mit einem Korbe auf dem Kopfe und einem Sack auf dem Ruecken.  Sie
ging gar stuemperlich und jaemmerlich, stand alle drei Schritt still
und aechzete und hustete sehr.  Jochen sah sie kommen und machte sich
an sie und bot ihr einen freundlichen guten Tag.  Sie ward zutraulich
und fragte ihn, wie sie ueber einen tiefen Bach, der vor ihr floss, ins
Dorf kommen sollte.  O hier, Mutter! komm nur mit! sprach Jochen,
hier ist ein Steg, den will ich dir zeigen.  Und er ging und sie
folgte ihm, und er fuehrte sie auf ein ziemlich schmales und
schwankendes Brett, das ueber den Bach gelegt war.  Als die alte Frau
aber mitten auf dem Brette war, da fing Jochen an mit dem einen Ende
desselben aus allen Kraeften zu wippen--er gebehrdete sich aber als
taumele er--und wippte so arg, dass das Brett umschlug und die alte
Frau mit Korb und Sack in den Bach fiel, so lang sie war.  Er sprang
nun zu und half ihr wieder aus dem Wasser und stellte sich, als sey
er unschuldig an der Sache, greinte und grieflachte* aber in sich.
Die alte Frau dankte ihm noch und liess sich nichts merken, zog ihre
nassen Kleider aus und hing sie an Straeuchen auf, dass sie an der
Sonne trockneten, und fing dann an, damit sie sich die Langeweile
vertriebe, mit beweglicher und klaeglicher Stimme einige Lieder zu
singen.  Jochen, der weggelaufen war, kam bald wieder und lauschte;
die Lieder gefielen ihm und er setzte sich zu ihr und sagte lachend:
Hoere, Mutter, singe mir auch einen Vers!  Das will ich thun, mein
Sohn, sprach die Alte, aber du musst auch Acht geben und deinen Vers
behalten.  Und sie sang:
--------------------------
* Wird ausgesprochen an einigen Orten _grifflachen_, an anderen
_grieflachen_, das letzte offenbar richtiger.  Wir haben kein Wort in
unserer Sprache, diesem gleich, ein boshaftes Lachen, was sich unter
Bart und Lippen verstecken moegte und doch die geheime Freude ueber
fremden Unfall nicht bergen kann, auszudruecken, als dieses sassische
Wort.  Es drueckt die Gebehrde aus, die zwischen Weinen und Hohnlachen
in der Mitte um den Mund schwebt.  Die erste Sylbe ist in der
englischen Sprache uebrig, wo es _Kummer Traurigkeit_ bedeutet.  Wie
Traurigkeit und Bosheit in der Bedeutung der Worte zusammenfallen,
davon zeugt jede Sprache, z.  B. das italienische _tristizia
tristezza_ und das englische _mischief_, das gothische _hemsk_
(verschlossen hinterlistig, traurig erschrocken) und das sassische
_inheimsch_.
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Dukatenkrut hinner'm Tuune,
Leew in dem Pagellune
Un in dem Sparling Treu,
Verstand im luetten Finger--
Dat suent so sell'ne Dinger,
As Rosen unner't Heu.
Huer nipp nu to, min Juengken,
Du makst so menning Spruengken,
Dat Gott vergewen mag!
Veel Muese freten den Kater--
Du denkst ens an dit Water,
Un din juchhe watt Ach.

Jochen lachte unbaendig auf, als sie gesungen hatte, und rief: das ist
ja ein dummes naerrisches Lied, Alte, ohne Sinn und Verstand.  Hoere!
ich singe dir auch eines vor.  Und er sang mit heller geschwinder und
scherzender Stimme:

De Kukuk up dem Tuune satt,
Dat wutt regnen, un he wutt natt,
De Kukuk un de wutt natt.
Doon schreed he: Ach! min buntes Gatt!
Wo natt! wo natt! wo natt! wo natt!
Min Gatt wat buest du natt!
Kukuk! Kukuk!
De Kukuk flog na Hus--


und darauf lief er davon, that aber vorher ihrem Korbe und ihren
Schuhen noch einen Schabernack an.

So machte Jochen es oft und konnte seinen unbaendigen Muthwillen gar
nicht halten.  Eines Tages kam er aus dem Walde und sprang mit
Trallalla und Juchheida ueber das Feld daher; denn lustig war er fast
immer.  Es war ein kalter Wintertag und schneiete und fror sehr.  Als
er so tralleiend und juchheiend einen Hohlweg hinablief, stand ein
kleiner schneeweisser Mann da, der sehr alt und jaemmerlich aussah, und
stoente und aechzete bei einem grossen Korbe, den er sich auf den Ruecken
heben wollte und nicht konnte.  Als er nun Jochen kommen sah, ward er
froh und bat den Burschen freundlich: Lieber Sohn bedenke, dass du
auch einmal alt und schwach werden kannst, und hilf mir diesen Korb
hier auf den Ruecken.  Von Herzen gern, sprach Jochen, sprang hinzu
hob den Korb auf und hing dem alten Mann die Haenkel desselben um die
Schultern, darauf riss er ihn mit dem Korbe um und liess ihn im Schnee
liegen, und lachte und rief im Weglaufen: _Piep!  Vagel! piep!_ Der
alte Mann wuehlte sich wieder aus dem Schnee auf und sammelte was
herausgefallen wieder in den Korb, und schrie mit zorniger Stimme
hinter dem auslachenden Jochen her: Ja piep!  Vagel! piep!  Gott wird
dich piepen lehren, du gottloser Bube!

Und Gott hat den Vogel pfeifen gelehrt.  Denn als Jochen den andern
Morgen wieder mit der Axt auf dem Nacken in den Wald gehen sollte,
dass er Holz faellete, musste er wieder durch diesen Hohlweg gehen.
Doch wie er naeher kam, ward ihm ganz wunderlich zu Muthe, so
wunderlich, als ihm in seinem Leben nicht ums Herz gewesen war.  Und
obgleich es heller lichter Tag war und die Wintersonne eben feuerroth
aufging, war ihm doch graulich, als waere es Mitternacht gewesen, aber
das war sein boeses Gewissen, und es daeuchte ihm immer, als komme der
alte Mann jeden Augenblick aus dem Hohlwege auf ihn zu und schreie
ihn mit Piep!  Vagel! piep! an; und er waere gern einen andern Weg in
den Wald gegangen.  Indessen wagte er es doch und ging in den
schauerlichen Hohlweg hinein.  Aber kaum hat Jochen seinen Fuss auf
die Stelle gesetzt, wo er gestern Abend den alten Mann mit dem Korbe
in den Schnee gestuerzt hatte, so hat es ihn gefasst und geschuettelt,
und in einem Augenblicke ist er weg gewesen und ist auch nie wieder
gekommen, und kein Mensch hat gehoert, wo er gestoben und geflogen ist.
Die Leute haben aber geglaubt, dass der boese Feind ihn geholt habe
wegen der vielen verruchten und gottlosen Streiche, die der
uebermuethige Junge immer veruebte.

Das ist es aber nicht gewesen, sondern des alten Mannes mit dem Korbe
Piep!  Vagel! piep! den er in dem Hohlwege so schaendlich umgestossen
und dann noch schadenfroh ausgelacht hatte.  Jochen hat pfeifen
lernen muessen, er ist in einen Piepvogel verwandelt und der
allerkleinste Vogel geworden, der auf Erden lebt.  Das ist nun seine
Strafe, dass er im strengsten Winter durch die Straeuche und Hecken
fliegen und um die Haeuser und Fenster der Menschen flattern, meist
aber bei armen Leuten rundfliegen und hungern und frieren und piepen
muss.  Er hat ein graues Roeckchen an gleich dem grauen Kittel, den er
trug, als er verwandelt worden, und muss bis diesen Tag aus
schelmischen und spitzbuebisch kleinen Augen lachen, auch wenn ihm
weinerlich zu Muth ist.  Er heisst der Zaunkoenig, die Leute aber
nennen ihn aus Spott den grossen Jochen oder den kurzen Jan; auch wird
er Nesselkoenig genannt, weil der arme Schelm durch Nesseln und
Disteln und kleine stachlichte Straeuche schluepfen und fliegen muss und
meistens in Nesselbueschen sein Nestchen baut.  Da hat er nun Zeit
seine Suenden zu bedenken, wann der Wind pfeift und der Schnee stoebert
und er in kahlen Hecken und Zaeunen sitzen und piepen muss.  Da hoeren
die Kinder ihn oft mit seiner feinen Stimme singen und denken an die
alte Geschichte von Jochen Diebenkorn.  Er singt aber also sein Piep!
Vagel! piep!

Piep! Piep!
De Aeppel suent riep,
De Beren suent gel,
Dat Speck in de Tweel,
De Stuw is warm,
Hans sloept Grethen im Arm.
Piep! piep!
Wo koold is de Riep!
Wo duenn is min Kleed!
Wo undicht min Bedd!
Wo lang is de Nacht!
Wer hedd dat woll dacht?
 


Die Unterirdischen in den Neun Bergen bei Rambin


In den Neun Bergen bei Rambin wohnen nun die Zwerge und die kleinen
Unterirdischen und tanzen des Nachts in den Bueschen und Feldern herum
und fuehren ihre Reigen und ihre Musiken auf im mitternaechtlichen
Mondschein, besonders in der schoenen und lustigen Sommerzeit und im
Lenze, wo alles in Bluete steht; denn nichts lieben die kleinen
Menschen mehr als die Blumen und die Blumenzeit.  Sie haben auch
viele schoene Knaben und Maedchen bei sich; diese aber lassen sie nicht
heraus, sondern behalten sie unter der Erde in den Bergen, denn sie
haben die meisten gestohlen oder durch einen gluecklichen Zufall
erwischt und fuerchten, dass sie ihnen wieder weglaufen moechten.  Denn
vormals haben sich viele Kinder des Abends und des Morgens locken
lassen von der suessen Musik und dem Gesange, der durch die Buesche
klingt, und sind hingelaufen und haben zugehorcht; denn sie meinten,
es seien kleine singende Waldvoegelein, die mit solcher Lustigkeit
musizierten und Gott lobeten--und dabei sind sie gefangen worden von
den Zwergen, die sie mit in den Berg hinabgenommen, dass sie ihnen
dort als Diener und Dienerinnen aufwarteten.  Seitdem die Menschen
nun Wissens dass es da so hergeht und nicht recht geheuer ist, hueten
sie sich mehr, und geht keiner dahin.  Doch verschwindet von Zeit zu
Zeit noch manches unschuldige Kind, und die Leute sagen dann wohl, es
hab's einer der Zwerge mitgenommen; und oft ist es auch wohl durch
die Kuenste der kleinen braunen Maenner eingefangen und muss da unten
sitzen und dienen und kann nicht wiederkommen.  Das ist aber ein
uraltes Gesetz, das bei den Unterirdischen gilt, dass sie je alle
fuenfzig Jahre wieder an das Licht lassen muessen, was sie eingefangen
haben.  Und das ist gut fuer die, welche so gefangen sitzen und da
unten den kleinen Leuten dienen muessen, dass ihnen diese Jahre nicht
gerechnet werden, und dass keiner da aelter werden kann als zwanzig
Jahre, und wenn er volle fuenfzig Jahre in den Bergen gesessen haette.
Und es kommen auf die Weise alle, die wieder herauskommen, jung und
schoen heraus.  Auch haben die meisten Menschen, die bei ihnen gewesen
sind, nachher auf der Erde viel Glueck gehabt: entweder, dass sie da
unten so klug und witzig und anschlaegisch werden, oder dass die
kleinen Leute, wie einige erzaehlen, ihnen unsichtbar bei der Arbeit
helfen und Gold und Silber zutragen.

Die Unterirdischen, welche in den Neun Bergen wohnen, gehoeren zu den
braunen, und die sind nicht schlimm.  Es gibt aber auch schwarze, das
sind Tausendkuenstler und Kunstschmiede, geschickt und fertig in
allerlei Werk, aber auch arge Zauberer und Hexenmeister, voll
Schalkheit und Trug, und ist ihnen nicht zu trauen.  Sie sind auch
Wilddiebe, denn sie essen gern Braten.  Sie duerfen aber das Wild mit
keinem Gewehr faellen, sondern sie stricken eigene Netze, die kein
Mensch sehen kann; darin fangen sie es.  Darum sind sie auch Feinde
der Jaeger und haben schon manchem Jaeger sein Gewehr behext, dass er
nicht treffen kann.  Das glauben aber bis diesen Tag viele Leute, dass
nichts eine groessere Gewalt ueber diese Schwarzen hat als Eisen,
worueber gebetet worden, oder was in Christenhaenden gewesen ist.
Solche Schwarzen wohnen hier aber gar nicht.

In zwei Bergen wohnen von den weissen, und das sind die freundlichsten,
zartesten und schoensten aller Unterirdischen, fein und anmutig von
Gliedern und Gebaerden und ebenso fein und liebenswuerdig drinnen im
Gemuete.  Diese Weissen sind ganz unschuldig und rein und necken
niemand, auch nicht einmal im Scherze, sondern ihr Leben ist licht
und zart, wie das Leben der Blumen und Sterne, mit welchen sie auch
am meisten Umgang halten.  Diese niedlichen Kleinen sitzen den Winter,
wann es auf der Erde rauh und wuest und kalt ist, ganz still in ihren
Bergen und tun da nichts anders, als dass sie die feinste Arbeit
wirken aus Silber und Gold, dass die Augen der meisten Sterblichen zu
grob sind, sie zu sehen; die sie aber sehen koennen, sind besonders
feine und zarte Geister.  So leben sie den trueben Winter durch, wann
es da draussen unhold ist, in ihren verborgenen Klausen.  Sobald es
aber Fruehling geworden und den ganzen Sommer hindurch, leben sie hier
oben im Sonnenschein und Sternenschein sehr froehlich und tun dann
nichts als sich freuen und andern Freude machen.  Sobald es auch im
ersten Lenze zu sprossen und zu keimen beginnt an Baeumen und Blumen,
sind sie husch aus ihren Bergen heraus und schluepfen in die Reiser
und Stengel und von diesen in die Blueten und Blumenknospen, worin sie
gar anmutig sitzen und lauschen.  Des Nachts aber, wann die Menschen
schlafen, spazieren sie heraus und schlingen ihre froehlichen
Reihentaenze im Gruenen um Huegel und Baeche und Quellen und machen die
allerlieblichste und zarteste Musik, welche reisende Leute so oft
hoeren und sich verwundern, weil sie die Spieler nicht sehen koennen.
Diese kleinen Weissen duerfen auch bei Tage immer heraus, wann sie
wollen, aber nicht in Gesellschaft, sondern einzeln, und sie muessen
sich dann verwandeln.  So fliegen viele von ihnen umher als bunte
Voegelein oder Schmetterlinge oder als schneeweisse Taeubchen und
bringen den kleinen Kindern oft Schoenes und den Erwachsenen zarte
Gedanken und himmlische Traeume, von welchen sie nicht wissen, wie sie
ihnen kommen.  Das ist bekannt, dass sie sich haeufig in Traeume
verwandeln, wenn sie in geheimer Botschaft reisen.  So haben sie
manchen Betruebten getroestet und manchen Treuliebenden erquickt.  Wer
ihre Liebe gewonnen hat, der ist im Leben besonders gluecklich, und
wenn sie nicht so reich machen an Schaetzen und Guetern als die andern
Unterirdischen, so machen sie reich an Liedern und Traeumen und
froehlichen Gesichten und Phantasien.  Und das sind wohl die besten
Schaetze, die ein Mensch gewinnen kann.



Die alte Burg bei Loebnitz


Nahe bei Loebnitz ueber gruenen Wiesen, wodurch sich das Fluesschen Barth
hinschlaengelt, gruent ein kleiner Eichenwald mit einem durchrinnenden
Baechlein und den schoensten und dichtesten Haselbueschen, welche sich
fast jeden Herbst unter dem braunen Schmuck ihrer Fruechte beugen.  An
der Suedseite des Waeldchens liegt eine Ziegelei, und am noerdlichsten
Ende erhebt sich eine Burghoehe, deren Umwallung ringsum eine Senkung
umgibt, in welcher die elegischen und zauberischen Straeuche Kreuzdorn
und Hagedorn, Hollunder und Alf-Ranke, Nessel und Nachtschatten sich
festgesiedelt hatten und dem Andringer das Aufsteigen fast schwer
machten; auch hatten die Fuechse sich den Wall und sein altes Gemaeuer
zu ihren unterirdischen Wohnungen durchminiert.  Dieser alten Burg
gegenueber erhob jenseits am rechten Ufer des Flusses unweit Wobbelkow
ein stattliches Huenengrab sein gruenbemoostes Haupt, von dessen Gipfel
man die Stadt Barth mit ihren roten Daechern und in der Landschaft
umher ein halbes Dutzend Kirchtuerme und ein halbes Hundert Hoefe und
Doerfer ueberschauen konnte.  Dieses Eichwaeldchen ward nach den
Truemmern jener Burg gewoehnlich nur zur alten Burg genannt.  Hier
hatte sich nun ein Abenteuer begeben, welches durch alle Muende und
Maeuler der Menschen die Runde machte: Eine junge, huebsche Dirne,
welche die Kuehe des Zieglers im Busche huetete, war ploetzlich
verschwunden oder entlaufen, und da geschah es, dass die Stimmen der
Sage sich wieder aufweckten, die oft verschollen ihre Zeit traeumt und
schlaeft und dann mit doppelter Lebendigkeit wieder in die Ohren der
Menschen toent.  Und in folgender Weise war die Erzaehlung des Gaertners
Christian Benzin:

"Herr, sie sagen so was von der Dirne des Zieglers, die vor vierzehn
Tagen am hellen scheinenden Mittag verschwunden und nicht
wiedergekommen ist.  Die Leute munkeln, und des alten Schweden
Sturbergs Jungen aus Wobbelkow, die einem Kalbe nachgelaufen, haben
es gesehen: Ein Matrose in bunter, rotgestreifter Jacke ist mit ihr
am Saum des Waldes spazierengegangen und hat einen Blumenstrauss in
der Hand gehabt, und sie glauben, der habe sie weggelockt und mit
sich auf sein Schiff genommen.  O du Herr Jemine!  Das Schiff, worauf
die Dirne faehrt!  Soviel ist wahr, den Buntjack werden die
Sturbergsjungen wohl spazieren gesehen haben, aber meiner Sir so weit,
als die dummen Leute sich einbilden, ist sie nicht unter Segel
gegangen.  Ich weiss wohl, wo sie sitzt, und Jochen Eigen, den sie
immer den Edelmann schelten, weiss es wohl noch besser, aber der
schaemt sich und sagt's nicht und verraet nichts von seinen
Hausheimlichkeiten, als wenn er mal ein wenig zu tief ins Glas
geguckt hat."  Und bei diesen Worten machte der Gaertner Christian eine
gar absonderliche und verwunderliche Miene.

"Nun, Benzin, nur her mit Euren Geschichten!  Jetzt, hoffe ich,
wird's einmal wohl ans Licht kommen, warum Ihr bei dem Namen alte
Burg immer so wunderliche Reden und Gebaerden braucht.  Hier muss es
irgendwo stecken, dass Ihr auf der Jagd nie in diesen Busch hinein
wollt und mit leichten, diebischen Katzentritten an seinem Rande
umherschleicht oder Euch in gehoeriger Entfernung Eure Stelle anweisen
lasst.  Darum habt ihr, als die schoenen Mamsellen aus Barth juengst
dahin Nuesse pfluecken gingen und noch andere huebsche junge Frauen
mitgehen wollten, so wunderliche Gesichter geschnitten und sie in den
Loebnitzer Wald auf den Kamp zu laufen verlockt, wo man unter den
Pfriemenbueschen wohl Hasen und Fuechse aufjagen, aber keine Nuesse
schuetteln kann.  Es muss was Besonderes mit diesem Busche sein.  Und
nun heraus damit!  Ich lasse Euch diesmal nicht los."

"Ja, Herr, dies ist Euch ein Busch! hier liesse sich viel erzaehlen,
und wer eine huebsche Frau und schoene Tochter hat, der lasse andere
Weiber in diesen Busch Nuesse pfluecken gehen.  Ich sage nur soviel:
wie manche huebsche Jungfer wuerde ihr Herzleid zu erzaehlen haben, wenn
sie sich nicht schaemte!  Ich erinnere mich noch, mein Vater hat mir's
erzaehlt,--es sind wohl ein paar Stiege Jahre her--da waren ein paar
schoene Jungfern aus Barth gekommen Nuesse zu pfluecken, und sie sind
hier im Waeldchen verschwunden.  Man hat die Verschwundenen tage- und
wochenlang gesucht, wie man Stecknadeln sucht, bei Sonnenlicht und
Laternenlicht, aber keine Spur von ihnen gefunden, kein Mensch hat
sie wiedergesehen.  Mein Vater sagt, es sei grosse Wehklage und Trauer
um sie gewesen--denn es waren Kinder ehrsamer und reicher Leute--und
zuletzt in Kentz und Starkow und in allen Kirchen umher mit den
Glocken um sie gelaeutet, als haette ein Wolf oder Baer sie gefressen.
Aber deren gibt's hier nicht; ich weiss wohl, wer der Wolf ist.  Und
doch hat sich's wunderlich genug offenbart: sie waren nicht von
wilden Tieren aufgefressen, sondern nach acht bis zehn Jahren von
Vergessenheit und Verschollenheit sind sie mit einemmal noch ganz
frisch und blank wieder unter den Lebendigen aufgetreten und haben
sich nichts merken lassen.  Aber die Leute haben doch eine Art Grauel
vor ihnen angewandelt und haben ihrer Jungferschaft nicht recht
getraut, und die armen huebschen Maedchen haben zuletzt als alte
Jungfern sterben muessen.

Und nun will ich erzaehlen, was Jochen Eigen mir erzaehlt hat, der
diese Geschichten am besten weiss; aber er wird sich hueten sie dem
Herrn zu erzaehlen.  Und dann wird der Herr verstehen, warum ich
huebsche junge Frauen und Maedchen nicht so leichtfertig in den Wald
laufen lassen will, und warum ich neulich krank ward, als ich die
Nacht bei dem Fuchsbau am Burgwall, wo sie gegraben hatten,
Schildwache stehen und die jungen Fuechse, wenn sie etwa heraus
wollten, zuruecktreiben sollte.

Vor langen, langen Jahren war Jochen Eigens Urgrossvater*, ein
praechtiger, stolzer Edelmann, so praechtig und steinreich, dass er den
Zaum seines Pferdes mit Juwelen besetzte und in einem goldnen
Steigbuegel sass.  Dieser hatte im Lande Ruegen und auch hier im
Pommerlande viele schoene Hoefe, Waelder und Bauern, so viele, dass man
sie nicht zaehlen konnte--ein praechtiger, stolzer Mensch, der mit
sechsen vom Bock fuhr, einen Laeufer vor sich herlaufen und seine
Pferde in langen Straengen springen liess.  Aber es war ein wilder,
verwegner Mensch, der nichts von Gottes Wort und Wegen wissen wollte,
ein toller Jaeger und Reiter und ein greulicher Weiberjaeger, der wie
der Falk auf die Tauben, auf die schoenen Dirnen lauerte.  Diesem
Eigen hat in jenen alten Zeiten auch Loebnitz und Diwitz und Wobbelkow
gehoert, und hier bei Loebnitz hat er im Walde ein praechtiges
Burgschloss gehabt mit vielen Tuermen und Fenstern, wo er manche schoene
Nacht durchschwaermt und durchtrunken und mit seinen lustigen Gesellen
bei Wein und Weibern bankettiert hat.  Und dort auf dem hohen
Huenengrabe an dem andern Ufer, dort am Wege zwischen Redebas und
Wobbelkow, hat er sich ein praechtiges, aus eitel gehauenen demantenen
Steinen gebautes Lustschloss hingestellt.  Da ist er oft hingaloppiert
und hat dort gesessen und mit einem Kieker auf die Landstrassen umher
ausgeschaut, ob seine wilden Lauscher und Raeuber, die er ausgeschickt
hatte, schoene Weiber einzufangen, nicht irgendwo mit Beute
heransprengten.  Diese armen Gefangenen haben sie dann bei
naechtlicher Weile, wo andere gute Christenleute schlafen, auf die
Burg im Walde geschleppt und dort versteckt, dass weder Hund noch Hahn
danach gekraeht hat.  So hat der boese Mensch sein wildes, verruchtes
Wesen viele lange Jahre getrieben, und Gott hat ihm manchen Tag die
Zuegel schiessen lassen.  Das lag aber in seinem Blute, und Jochen, dem
der Edelmann lange vergangen sein sollte, dessen Grossvater schon ein
armer Weber gewesen--der Herr glaubt nicht, was die alten Leute von
dem zu erzaehlen wissen, wie grausam der in seinen jungen Jahren auf
die huebschen Dirnen gejagt hat.  Er will sich's nun nur nicht mehr
merken lassen, aber diese luesternen Edelmannsnuecken hat er noch genug
in sich.  Endlich aber ist doch des alten wilden Jaegers Tag gekommen,
es ist Krieg geworden, und Pest und Hunger und Moskowiterzeit und
Kalmueckenzeit, ich weiss den Namen nicht recht, aber eine grausame
boese Zeit ist gekommen, und da ist jener Boesewicht auch von seinem
Jammer gefasst worden: seine Schloesser und Haeuser verbrannt, seine
Scheunen und Speicher ausgeleert, sein Vieh weggetrieben.  Da hat er
sich zuletzt hier in die Burg bergen und verstecken und knapp leben
lernen muessen wie andere arme Leute.  Da ist seine Rechnung bei dem
hoechsten und obersten Rechenmeister uebervoll gewesen, und er hat ihn
mit seinem Blitz geschlagen und sein praechtiges Suendenhaus angezuendet,
und er und seine Weiber sind alle zu weissen Aschen verbrannt, und
von der ganzen Herrlichkeit, wo sonst Geigen und Trompeten klangen
und Tag und Nacht bankettiert ward, liegen noch kaum ein paar Steine
da, und nun sind die Fuechse und Marder und Eulen die einzigen
Nachtmusikanten.
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* Die Eigen sind allerdings ein altes adliges Geschlecht in der Insel
Ruegen gewesen, aber jetzt laengst verloschen und verschollen.  Moeglich,
dass Jochen Eigen, welchen sie gern den Edelmann schalten, aus jenem
Geschlechte war.  Ich habe weder Lust noch Veranlassung gehabt seinem
Ursprunge diplomatisch nachzuforschen.  Bei diesen Geschichten dringt
sich uebrigens wieder die bekannte Erfahrung auf, dass Bauern und
Dienstleute in Erinnerung mancher Unbill und Ungerechtigkeiten, die
ihnen von schlimmen Edelleuten widerfahren sind, indem sie der
freundlichen Herren darueber vergessen, eine Freude und Ergoetzung
erleben, wenn sie sich maerchenhaft erzaehlen, wie das Unglueck oder gar
der Gottseibeiuns irgendeinem boesen verruchten Geschlechte das Garaus
gemacht habe.  Dom buest du da?
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Der Herr weiss wohl die alte Eiche, die dicht an der Burg steht, ein
besonderes altes Gewaechs, welchem der Blitz auch vor einigen Jahren
die eine Haelfte abgespaltet hat.  Da spielt jetzt eine gar
wunderliche Musikantengesellschaft drauf.  Wenn man nur achtgibt und
aufmerkt, dass auch kein Voegelchen im Walde schwirrt und zirpt, um den
Baum ist's nimmer still.  Spatzen und Zeisige und Meisen flattern und
schreien da bei Tage in solcher Menge, dass man sein eigen Wort nicht
hoeren kann, und des Nachts--o herrje!--machen die Eulen und Kraehen
und Raben ihren Gesang, dass einem die Haare zu Berge stehen.  Sie
sagen auch, dass die Fuechse dann aus ihren Loechern kommen und
mitheulen, und dass die Schlangen, deren unten am Bache so viele sind,
dann einen Ringeltanz halten; aber ich habe es nicht gesehen.  Das
ist aber einmal wahr, dass man die Pferde, die in ihren Nuestern von
Gespenstern und anderm Teufelszeug eine Witterung haben, an dieser
Seite des Waldes selbst bei Tage kaum grasen sieht.  Der Herr hat
auch wohl den schwarzen Storch gesehen, der nicht weit von der Burg
auf einer abgestumpften Buche horstet.  Hier um Loebnitz, Redebas und
Divitz, wo die Barthwiesen und Baeche so viele Nattern, Schlangen und
Froesche ziehen, hat's der Stoerche auf allen Daechern und Scheunen die
Menge, aber nirgends sieht man einen schwarzen Storch als hier.
Zuweilen sollen Jahre sein, so er ganz ausbleibt, schon seit
Menschengedenken hat man davon gesprochen, aber er erscheint zu
seiner Zeit immer wieder.  Dieser schwarze Storch ist hier der
Feldhauptmann des ganzen Vogelgefieders.  Viele Leute sagen, er sei
der alte Edelmann selbst oder auch ein Sohn von ihm, den er mit einer
Mohrenprinzessin gezeugt haben soll, die er dem Sultan im Mohrenlande
abgekauft hatte.  Denn Zauberer, Hexenmeister, Mohren und solches
wanschaffene Teufelsgesindel, das keinen ordentlichen Vater und
Mutter vorzeigen kann, wippsen hier des Nachts umher, und diese haben
die vielen Fusstritte ausgetreten, die zu dem Wall hinlaufen; denn die
Menschen hueten sich wohl, um dieses Revier Fusssteige zu machen.
Dieses Gesindel wohnt bis auf den heutigen Tag in unterirdischen
Saelen, die noch viele hundert Schuh tief unter den Fuechsen liegen,
und mancher hat es deswegen tief unter dem Wall heraus oft so
wunderlich sausen und klingen gehoert, mit ganz anderer Gewalt und
andern Toenen, als Fuechse und Marder in ihren Loechern machen koennen.
Mit diesem schwarzen Storch ist es ein gar absonderliches Ding.  Das
wissen alle Bauern und Hirten zu erzaehlen, er hat auf den Wiesen ein
dreimal groesseres Jagdrevier als irgendeiner der bunten Stoerche, und
keiner von diesen kommt ihm in sein Verbiet; ja sie fliegen gleich
davon, als wenn sie den Teufel saehen, sobald sie ihn nur von fern
erblicken.  Des Nachmittags gegen den Abend, wenn die Sonne ins Gold
zu gehen anfaengt, sieht man ihn zwischen der Burg und dem Huenengrabe
immer hin und her fliegen, auch sitzt er dann oft auf diesem Huegel
und schaut gegen die Stadt Barth hinueber, woraus er in seinen Tagen
vielleicht manche huebsche Dirne verlockt hat.  So muss er nun nach
Gottes Spruch und Urteil viele Jahrtausende in Vogelgestalt
herumfliegen--denn wer wird ihn zu erloesen kommen?--und statt seiner
frueheren Leckerbissen mit der schlechten Speise der Froesche und
Schlangen, die jeder Mensch anspeit und ausspeit, vorlieb nehmen, und
in seinem schwarzen Rock zeigen, dass er ein Schelm und Boesewicht von
Natur ist.  Aber es ist sonst doch noch etwas anderes dabei, und das
ist eben das Greuliche, der Matros in der bunten Jacke.  Ich weiss
nicht, ob es ein Matros ist, in welcher Gestalt ihn viele wollen
gesehen haben, oder ein huebscher flinker Jaegerbursch, aber die bunte
Jacke gehoert einmal dazu.  Und keiner versteht, wie dieser Buntjack
und der Schwarzrock, der Storch, zugleich da sein koennen, und was
diese Vermaskierung bedeutet, aber ein buntes Teufelsspiel ist es
sicherlich, und hat manche arme Seele um Ehre und Glueck gebracht.
Denn wenn so ein glatter Geelschnabel und Gruenling von einer huebschen
jungen Dirne oder ein anderes schoenes Weibsbild hier im Walde Blumen
lesen oder Nuesse pfluecken geht und ihre Gedanken nicht in acht nimmt,
dass sie nicht ganz auf Gottes Wegen bleiben--ich meine, wenn sie
etwas zu junges und zu Lustiges denkt oder mit verbotenen
Goetzenbildern des Herzens spielt, wie unser Herr Pastor Scheer sagt,
auf der Stelle stellt sich der schoengestreifte Buntjack ein und macht
vor ihr seine Kratzfuesse.  Er macht sich gar leidig und freundlich
heran, reicht Blumenstraeusschen, erbietet sich als Diener die
Nussbeutel zu tragen, und spielt so mit tausend Bluecklingen und
Heuchlingen und Schmeichlingen um die Weibsen herum, dass die armen
Begigelten und Behexten nicht wissen, wie ihnen geschieht, und nimmer
gewahr werden koennen, welch ein Hahnenfuessler er ist.  Auch kommt er
wohl immer ganz wie von ungefaehr als ein feiner, bloeder Juengling, als
ein huebscher, unschuldiger Knab', irgendein buntes Voeglein auf der
Hand tragend und sprechend: 'Sie sucht Blumen, schoene Jungfer, Sie
will Nuesse pfluecken--o komm Sie mit mir!  Ich weiss wo schoenste Blumen
stehen, wo braune Nuesse in Menge haengen.' Und so lockt er sie fort,
und fuehrt sie durch Blumen und Nuesse immer tiefer in den Wald, und
lockt sie endlich auf den Burgwall--'O da ist eine ganz praechtige
Aussicht, schoene Jungfer', ruft er, 'da kann Sie die schoene Welt mal
weit umher ueberschauen.' Da oben liegt aber ein kleiner roter runder
Stein wie zu einem Sitz zurechtgemacht mit einem immergruenen
Plaetzchen daherum, da hat der Schelm Blumen und Nuesse hingestreut,
und wohl rosenrote Aepfel und Pflaumen, und heisst sie sich setzen und
sich des Blicks ueber die weite Landschaft freuen.  Aber siehe!  Wie
sie herantreten und den Stein beruehren, tut sich das gruene Plaetzchen
auf, und Buntjack und Jungfer und Nuesse und Blumen--alles sinkt
ploetzlich tief in die Erde hinab, in die unterirdischen Saele, aus
welchen es oft so wunderlich herausklingt--und die armen versunkenen
Dirnen kommen nimmer wieder, oder einige kommen auch wohl nach Jahren
wieder an das Licht und unter die Menschen, aber sie schaemen sich zu
sagen, wo sie so lange gewesen sind und was ihnen widerfahren ist.  O
wie manche huebsche Jungfer, die mit dem lustigen Buntjack Blumen und
Nuesse pfluecken ging, hat hier den Blumenkranz ihrer Unschuld verloren.
Ich sage soviel, meine Frau liesse ich fuer alle Schaetze der Welt
nicht in diesen Busch gehen.  Die Jungen, die des Nachts auf den
Wiesen die Pferde hueten, erzaehlen viel von dem Eulen- und
Kraehengeschrei, aber zuweilen haben sie auch ein Wimmern und Winseln
wie tief aus der Erde heraus gehoert, und dann haben sie den schwarzen
Storch gesehen sich in der Luft ueber dem Walde mit den Fluegeln
wiegend und klatschend, als sei ihm das eine Freude.  Aber ich weiss
nicht, ob man alles so glauben soll, aber gewiss boeses Spiel ist
dahinter, wiewohl man glauben soll, dass Gott solches Spiel nicht
zulaesst bei denen, die mit den rechten Gedanken und mit frommen
Bibelspruechen in der Brust versehen sind, und wenn sie sich auch
unter lauter Teufelsgesindel im duestersten Walde und in einsamster
Wueste verirrt haetten."

In dem schoenen Lande Thueringen up der gueldnen Au nich wiet van dem
Kiffhueser wahnde een riker un voernehmer Eddelmann, dem wurd unner gar
besuenderlichen Umstaenden een Saehn geburen, so datt he alle
Wahrseggers un Tekendueders fragde un de Stiernkikers up alle Thoerm
klattern let totokieken, wo de Planeten un de annern groten Stiern to
eenanner stuenden un ob se wat Ungewoehnlichs meldten.  Un de Wiesen
schueddeden de Koepp aewer de Teken un segen sehr deepsinnig un
nahdenklich ut; aewerst nuems wusste dem Vader des Kinds wat Genaues to
seggen.  Man een van de Stiernkiekers let sick so wiet ut, datt he
apenbarde, dat Kind hedd den eenen Hauptstiern veel heller as all de
annern; nu, sede he, wenn he sick nah dem Hauptstiern hoelt un mit
sinem Glueck frisch up't Lewen losgeiht un em eenen Schub gift, wenn't
nich wieken will, so kann he de Gefahren noch woll aewermeistern, de
em in den luetten Stiernen draeuen.  Dat sede he voer en allen; spader
aewerst, as de annern weg weren, nam he den Vader des Kindes bi Side,
un sede em unner vier Oogen: Der Dausend! wat foer een Kerlken!  De
ward Spalk in der Welt maken!  Ick wull, he were mi geburen!  Dat
suent een paar Jahrhunderte voerflaten, un wi hebben nicks mehr van
eenem Dom huert, van dem wunderbaren Vogel Phoenix, de de Geschichten
lustig makt; un et duenkt mi Tid to wesen, datt bald mal wedder eener
erschient, sues kuemmt de Geschicht van den Doms ganz ut der Mode.  Un
wer weet Gotts voerborgnen Rath? is't nich maeglich, datt Gott din Kind
ton Eddelmannsdom utersehn hett?  De Himmelsteken stahn seltsam
ungewoehnlich un grot nog dato.  De Tid is so vull Langerwil un so
insleperig, datt mal wat Lustigs kamen musst, se ut dem fulen Slap
uptojagen.  Un is dat Gotts Will, so muesst du ook eenen verstaendigen
Willen hebben, un daruem hork up, wat ick di segg, damit du uns den
Jungen nich voerfumfeist.  Du muesst dem Knaben, de tom Dom heranwassen
schalt, sinen Willen laten un em den bi Liwe nich breken; denn etwas
wunderlich ward he allerdings sin.  Denn schalt he een rechter Dom
warden un de Domschen Geschichten mit Glueck un Mod vollbringen un
doerfechten, so muett he upwassen, as schull mal een Kaiser edder
Koening ut em warden.  Denn einzig ut der hoegsten un frodigsten
Freiheit un Voerwaegenheit, de voer nicks in der Welt baewert un
schuddert, kann de rechte Dom spruten.  Dat muesst ick di seggen, un
dat voerget nich, un taste nich mit dummkloker Hand in dat Spill, dat
du nich versteihst.  Will't Gott, so ward de Jung et to siner Tid
woll utspelen.

So wiesde de Stiernkieker, un de Eddelmann huerde nipp to un nam sick
alle sine Wuerde to Harten, un gaff dem luetten Jungen in der Doep den
Namen Wigbold, as de eenmal duechtig uem sick slan un sick siner Hut
ridderlich un dapperlich wehren schull.

De luette Junker Wigbold was een so flinkes un schoenes Kind un hedd
een paar so stiernklare un himmelblage Oogen im Kopp, datt alle Luede
seden, se hedden up langer Tid nah keen so schoenes un muntres Kind
sehn.  Un Wigbold gedeihde un wurd sehr stark, so datt he as en Jung
van acht Mand all up egnen Foeten spazierde; un wer en sach, hedd en
leef, denn he was gar to flink un huebsch.  Un as he mehr heranwuss un
in de School gahn schull, let sin Vader em ganz sinen Willen; aewerst
dat Kind dheed alles mit Lust un was gehursam ut Leew, un begrep
swind, wat en sine Pissetters lehrden.  Aewerst buten der School
was he as een junges Hingstfahlen, dem keen Graben to breed un keen
Tun to hoch is, un van sinen starken Armen un hirschswinnen Foeten
voertellden de Nawers un Nawerskinder sick Wunderdinge.  Kort de Jung
was as de Blitz nu hier nu da, nu up dem Appelboom nu up dem
Kirschboom edder up der schiersten un hoechsten Esch edder Eek, de
Vaegelnester uttofoehlen; un mennige Schelmstuecken, as de Jungens dhon,
wurden van em voertellt.  Aewerst slichte un gemeene Streek begirig
he nich, un darup kunn man sick in allen Faellen voerlaten, datt he
nuemmer Laegen sede un dat sin frischer Mod suelwst dem Duewel ut der
Hoell nich eenen Finger breed ut dem Weg ging.  So voerwegen was
Wigbold, datt he eenem Bier in de Hauers packt un eenem Wulf in den
Rachen grepen hedd, wenn en eener voermahnt hedd, dat were
Ridderpflicht.  Denn mit dissen Wurd hedd man en in de Hoell schicken
kuennt.

As he nu gegen viertein foeftein Jahr old was, fung he an de
ridderlichen Kuenste do driwen, un was in sinem soesteinden Jahr so
flink un stark, datt Weinige dat mit em up Hieb un Stot wagen kunnen;
un een Rueter was he, datt, wenn he ansprengde, een Goliath sick voer
sinem Speer nich im Sadel holden kunn.  Dabi was he lustig as een
Vagel un schoen as de Dag un angenehm un beleewt bi allen Lueden; un se
noemden en man den schoene Wigbold.  So was he in't saewenteinde Jahr
treden, da fund he mal up sines Vaders Disch een Book, dat de Olde
voergaeten hedd wegtoleggen.  Un in dem Booke was to lesen, wat sick bi
siner Geburt begewen hedd un wat eener van den Stiernkiekers up em
dued't un prophezeiht hedd.  Un kum hedd he dat Book lesen, as he mit
groten Oogen un mit eener Art van Voerstaunung uem sick her sach, un
toletzt sede: Toew man, Vader! datt du mi dat nich ehr seggt hest!  Un
nicks in der Welt schall mi holden, ick will nu woll Anstalt maken,
datt ick de Dom ward, van dem de Stiern am Himmel so veel to
voertellen wuessten.  Juchhe! min Glueck!  Frisch Mod un Jugend! tummelt
ju!  Un tor Stunde wapende he sick, sadelde sin Perd un gaff em de
Sparen un galoppierde davan in alle Welt henin.  Un foer sinen Vader
let he eenen Bref toruegg, worin he schref: Vader, Ade!  Ick ried in
de wiede Welt.  Ick buen de Dom, un du weetst woll, datt ick't buen.
Nuemmer suehst du mine Oogen wedder, wenn ick di nich de schoenste
Prinzessin int Hus bring, de Gott foer den Dom hett geburen warden
laten.

Den annern Morgen as de Vader upstund, fund he den Bref, las en, un
let sick nicks marken, aewerst in sick froide he sick un dachte sin
Deel.  De Moder aewerst bedroewde sick sehr un de Broeder un Swestern
weenden em nah; denn se dachten, he wuerde nuemmer wedder to Hus kamen.

Un wi willen den schoenen Wigbold nu man den Dom heten; denn he was
wuerklich de Dom un nam nu suelwst den Namen Dom an.  Datt he aewerst
eener van den groten Domen was, de alle Jahrhunderte etwa twee drei
Mal wedder up de Erd kamen, dat wuesste damit noch keen Minsch.  He
wuesst ut sines Vaders Book un Uptekning ook recht god Bescheid, wohen
he sinen Kos stellen un wonah he trachten un blicken muesst.  Denn datt
dem Eddelmannsdom de schoenste Prinzessin up der Welt tor Brut
bestimmt was, hedd he ook noch in besuendern Geschichten lesen un van
kloken Lueden voertellen huert.  Datt wuesst he ook, datt he in de groten
Staeder un Sloett inrieden muesst, wo maechtige Kaiser un Koeninge un
Hertoge Hof holden.

Un Dom ret toerst an den Hoff to Isenach im Thueringer Walde, wo een
praechtiger Hertog van Sassen satt; un he bleef da woll drei Mand un
wurd bald bekannt doer sine Schoenheit un Ridderlichkeit, un ging ook
oft bi den Hertog to Hawe.  Un he sach des Hertogs vier Doechter, de
weren schoen as de Rosen im Maimand, aewerst se weren ook aewen so stolt.
Un Dom, as he disse Undaegd gewahr wurd, red wieder; denn he sede:
Dat Leuschen seggt, de Prinzessin, de den Dom leewen un doer alle
Gefahren winnen schall, muett still un sanftmodig un fruendlich sin, as
de witten Lilien im Feld un de Maiengloeckschen im groenen Grase, un wo
schoen disse Prinzessinnen ook wesen maegen, foer mi is keene drunner.
Un he sadelde sinen Rappen wedder un red doer Sassen un Polen un
Ungarn, un bet in Waelschland herunner, un was mit in groten
Schlachten un Turneien un bi veelen praechtigen Festen un Gelagen, un
de Ridder Dom wurd een groter un heller Name.  Un he sach eenen Hupen
schoene Prinzessinnen, Kaiser- un Koenigs-Doechter, aewerst noch hedd he
keene sehn, de em so unschuldig anmodig un demodig voerkam, datt se
Doms Brut sin kunn.  Un he sede ook bi sick: Hier ward't sick
utwiesen, wer du buest; denn buest du wuerklich un wahrhaftig de Dom, so
ward dat Hart di't woll seggen, wenn du se suehst, datt se de
rechtschueldige is.

So was Dom woll drei Jahr heruemreden van eenem Krieg in den annern un
van eenem Turnei un Hoff to dem annern, da kam he aewer de Barge ut
Waelschland in dat Land, dat de Switz het, un wull to der stolten
Riksstadt Zuerich henafriden, wiel he voernam, datt een groter
maechtiger Herr, de Hertog van Swaben, da Hoff holden schull.  As he
nu eenen Morgen doer de hogen Barg henred in der Schummering tueschen
Nacht un Dag, sueh! da blitzte't mit eenem Mal voer em up, as wenn eene
Luechting ut dem Felsenbarg slog, un he sach een luett Maenniken voer
sick stahn mit eenem kritwitten Bart un in eenem grisen Rock, un de
eenen witten Stock in der Hand heelt.  Un em wurd gruwlich, as dat
Kerlken so wunderlich hervoerkam; doch as't en fruendlich to sick
wenkte, hoell he still.  Un dat Maenniken wurd noch fruendlicher un sede:
Mennigen goden Dag hebb ick hier in den Steenen seten un lurt un
lurt--un nu kuemmst du endlich.  Du magst woll all weten, datt du de
Dom buest, un ook, datt du noch mennigen suren Schritt dhon un noch
mennige Arbeiden un Gefahren bestahn muesst, ehr du de schoene
Prinzessin gewinnst, de foer di geburen is.  Un hier gewe ick di wat,
dat ich mennige Jahr foer di hegt hew, un dat is disse goldne Ring.
Un he gaff em den Ring, un Dom stack en an sinen Finger.  Un dat
schast du weten, sprack dat Maenniken wieder, datt, wenn di duenkt, du
buest in Dodesnoth un kannst di nich anners helpen, denn nimm dinen
luetten Finger un spreck man lisign Pusch! un ruehr an den Ring, so
buest du strax unsichtbar, un de Duewel in der Hoell un sin finster un
listigster Hexenmeister kann di nich sehn.  Un as de luette Dwarf en
so belehrt un beschenkt hedd, heelt he sinen mitten Stock hoch in de
Hoeh un reep: Glueckliche Reis, Ridder Dom! holdt ju brav!  Gott behoede
ju!  Un mit dissen Wurden was he weg, as aewer de Man in der Nacht
eene Wolk wegweiht, un Dom sach en nich mehr un hett en in sinem
Lewen nich wedder sehn.

Un Dom red nah Zuerich herunner un spornde sin Ross frisch an; denn dat
Hart brennd em im Liwe, un he hedd huert, des Hertogs van Swaben
Dochter were de schoenste un holdseligste Prinzessin van allen
Prinzessinnen in duetschen Landen, an Unschuld un Leewlichkeit un
Fruendlichkeit eene rechte witte Lilje unner den Fuerstendoechtern.  Un
as he naeger an de Stadt kam, sach he een grot Getuemmel un eenen Uplop
van Volk, un huerde veel Larm un Geschrei rund heruem.  Un as he sick
erkundigde, seden de Luede, nich wiet van der Stadt were eene Slang in
eener Hoehle, un de were de Nacht int Slott herup kamen un hedd dem
Hertog sine eenzige schoene Dochter entfuehrt, un hedd se nu bi sick.
Un de Hertog, de woll wuesste, wo grimmig gefaehrlich un gewaltig de
Drak were, hedd sine Dochter dem tom Prise utbaden un sine ganze
grote Herrlichkeit dato, de den gewaltigen Draken doeden un em sin
Kind lebendig wedder bringen wuerd.  Un een paar dappre Riddersmaenner,
seden se, hedden sick all een Hart fatet, et mit dem Draken to
voersoeken, aewerst se weren nich wedder kamen, un nu were allen de Mod
sunken, un daruem were de Uplop un dat Geschrei in der Stadt.  Un Dom,
as he dat voernamen hedd, red grad up dat Slott to, wo de Hertog
wahnde; denn he dachte bi sick: voersoeken kannst du't mit dem Draken,
un muesst et ook; denn wofoer werst du woll tom Ridder slagen, wenn du't
nich mit Slangen un Draken upnehmen un fuer gefangene edder
voerwandelde Prinzessinnen nich kaempen wust? un wer weet, ob disse
Prinzessin nich de Domsche Prinzessin is?  Un as he buten voer der
Slottporten hoell, sach de Hertog en ut dem Finster, un let fragen,
wat des fremden Ridders Begehr were?  Un as Dom sede, he wull up
Lewen un Dood mit dem Draken striden, wenn de Hertog em sine Dochter
lawde un tosede, kam de Hertog herut un swur bi sinem Degen, he
schull de Prinzessin beholden, wenn he se dem Draken afwinnen kuenn.

Un Dom red strax gradeswegs wedder ut dem annern Dur herut up de
Strat, wo de Weg to der Drakenhoehle ging.  Un as he een paar Stunden
reden hedd, markte he, datt he dem Draken naeger kam; denn he kunn sin
Zischen so lud hueren, as wenn man van wieden her eenen Strom den
Felsen herunnerbrusen huert.  Un he settede sick im Sadel torecht un
lede sinen Speer in, un so red he up den grimmigen Draken los.  Un de
Drak let nich up sick toewen, he was strax da un sprung gewaltig up
den Ridder los, un meende en mit Perd un Sadel to voerslingen; aewerst
Dom gaff em sidwards so eenen Puff mit dem Speer, datt he af springen
muesst.  Un nu entstund een maechtiger Kampf, un Dom was bald mal van
sinem Ross herunner, un de giftige Worm sprung up en to; un he muesst
all an sin Pusch denken.  Doch he schaemde sick un sede: dausendmal
leewer dood, as dat Pusch gegen eenen Draken bruken, de keen Toewerer
un Hexenmeister is.  Un he ermannde sick un nam sine letzte Kraft
tosam, un fung den Anfall van dem Draken so richtig up, datt sin
Speer dem Undeerd grad doer de Ribben fuhr, un et sick in sick
tosamkruemmde un terborst.  Un he let den dooden Draken liggen un ging
in de Hoehle herin, un sin Hart hamerde em voer Bangigkeit gegen de
Ribben, ob he woll sine schoene Prinzessin finden wuerd.  As he se in
der Hoehle nich fund, ging he wieder doer eenen langen duestern Gang.
Un as he doer was un wedder an't Licht kam, wurd he dat praechtigste
Slott gewahr, dat sine Oogen je sehn hedden; un dat was des Draken
Borg un darin hoell he de schoene Prinzessin voerslaten un noch veele
hundert annere schoene Prinzessinnen, Fraeulen un Jumfern.  Denn dat
duechte dem Draken, derwiel he lewde, eene gewaltige Lust un
Herrlichkeit, datt de Luede van em seggen kunnen, he hedde dat Slott
vull van dem Allerschoensten, wat in siner Tid up Erden bloihde.  Un
hier muesst Ridder Dom noch eenen harden Strid bestahn mit twee Loewen,
de den Hoff bewachten, un mit eenem Riesen, de an der Slottsport
stund un keenen Minschen inlet, de nich een Teken van dem Draken hedd.
De beiden Loewen erslog Dom swind un gluecklich doer sine Behendigkeit,
aewerst mit dem Riesen hedd he eenen langen un swaren Karnpf.  Eenmal
lag he all an der Erd doer eenen Stot, den de Ries em mit der Lanze
gaff; un de Ries tog all den Degen un wull em dat Letzte gewen.  Un
Dorn dachte tom tweeten Mal an sin Pusch, doch besunn he sick wedder
der Ehr un reep sick to: Pfui di an un nah mit dinem Pusch! un leewer
starw ehrlich un as eenem Riddersmann tokuemmt! denn disse Ries hett
keene annere Kraft, as de in sinen Knaken sitt.  Un gluecklich sprung
he up, ehr des Riesen Degen up sinen Nacken foell; un de Ries stund nu
hoch un stolt aewer em, as de Eekboom aewer dem Durnbusch steiht, un he
grappelde un wull Dom gripen; un hedd he'n grepen, so hedd he en as
eene Fleg dood drueckt.  In dieser Noth besunn Dom sick nich lang, un
flink as een Eekhaeschen klatterde he an eenem Been des Riesen henup,
un krop in sinen hollen Schild, un satt da so saeker as de Broems
tueschen den Huernern des Ossen, den se mit ehren giftigen Stichen dull
maken will.  Un as he sick hier in der saekern Schulung torecht sett't
hedd, truck he sinen Dirk ut der Sched un gaff dem Riesen Stot up
Stot recht ut'm FF, datt em dat rode Blood van der Borst
herafrieselde, un eener davan truff grad in't Hart.  Un don hedd de
Ries nog, un stoertede hen, datt de Erd unner em dunnerde, un streckte
alle Viere van sick.  Dom aewerst lag up em un hedd sick bi'm Fallen
mit sinem eegnen Dolk voerwundt, datt dat Blood van em stroemde.  Un he
was so matt van dem langen Strid un van dem Bloodvoerlust, datt he
bleek un witt wurd as de Kalk an der Wand un bi dem Riesen im Bloode
henfoell un da lag as een Dooder.

Un de schoene Hertogsdochter un de annern Prinzessinnen un Fraeulen, as
se den Klang un dat Gerassel van den Waffen un dat Degengeklirr un
Speergesuse huerden, weren an dat Finster lopen un hedden sick nich
weinig voerfeerd, as se den luetten Mann gegen den groten Goliath in de
Bahn treden segen.  Un doch froiden se sick ook: denn, seden se, wo
keme de luette Mann hier herin, wenn he den Draken nich aewerwunnen un
dalkaempt hedd?  Doch zitterden se voer dem Kampf mit dem Riesen.  As
nu de Ries henfoell un de Erd unner em krachte, as wenn een Barg eenen
Infall dheed, juchten un josden se lud up voer Froiden un lepen all de
Treppen herunner, dem Awerwinner un Erloeser Wellkamen to beden.
Aewerst o Jammer un Noth! se erblickten den luetten Mann bi dem
groten im Bloode liggen as eenen Dooden.  Nu klung Ach! und Weh! aewer
den ganzen Slotthoff, wo se aewen eenen Froidenklang hedden anstimmen
wullt.  Un de schoene Swabenprinzessin bedachte sick nich lang, un
bueckte sick aewer den bloodigen Dom, un klagede lud: O Weh! o Weh!
kuemmst du, schoener Juengling, arme Kinder to erloesen un muesst hier so
in groener Jugend fallen?  Un as de Prinzessin so aewer en wehklagde un
jammerde, wakte Dom, de in Ahnmacht un Beswimung lag, van den Klagen
up un nickte mit den Oogen.  Un de Prinzessin froidede sick un reep:
Gottlow!  Gottlow! da is noch Lewen in dem Riddersmann.  Un se terret
ehre schoenen Kleeder un nam se un wickelde se uem en, datt se dat
Blood stillde.  Un as dat schehn was, slung se mit fiew annern
schoenen Prinzessinnen ehren Arm uem en, un se drogen en de Trepp herup
un leden en in een schoen week Bedd, un schenkten em Win in un gewen
em den to drinken, un setteden sick uem sin Lager un makten schoene
Musik, damit sin matter Geist sick in em erquicken kuenn.  He lag
aewerst in groter Mattigkeit as im Droom un huerde un voernam alles; man
datt he nich spreken kunn.  Un spader hett he oft voertellt, in sinem
Lewen were em nich so nuedlich to Mod west as don, as de schoenen
Kinder in ehren weeken Armen en de Trepp herup drogen un mit Harfen
un Cithern uem sin Bedd Musik makten: dat were west, as wenn he all im
Himmel unner den musicirenden Engeln un Hilligen seten hedd.  So lag
he in eenem anmodigen Droom un slep woll tein Stunden, bet de helle
Morgen anbrok un de luetten bunten Piepvaegelken in den Boemen to
zwitschern begunnen.  Da slog he de Oogen wedder to Glueck un Lewen up
un sach de hellste Suenn voer sick upgahn, de en all sin Lewdag
beschenen hedd.  De schoene Swabenprinzessin satt heel alleen an sinem
Bedd, un de annern Prinzessinnen weren wedder in ehre Kamern gahn.
Un kum sach Dom se, un he foehlde in sinen Oogen un in sinem Harten
een Fuer, datt en gar anmodig brennde, un he sede still bi sick: ja
ick buen de Dom, un disse Prinzessin is wahrhaftig de Domin.  Un de
schoene Prinzessin empfund tor suelwigen Stund dat Suelwige, un as he
gar to spreken anfung, duecht ehr, nuemmer hedd se eenen so schoenen un
ridderlichen Juengling sehn.

Dat ging man sehr langsam mit Dom, datt he sick voerkoverde.  He muesst
noch woll vier Weken in dem Bedd liggen un een paar Mand in dem Slott
un in dem Slottgarden heruemhinken, ehr he wedder frisch up den Benen
was.  Aewerst wat was ditt foer eene lustige un froidenrike Tid! un
he hedd wuenschen muegt, so all sin Lewenlang krank to sin un so eenen
soeten Doktor un Feldscheerer to hebben, de em de Wunden voerbund.  De
beiden hedden den ersten Oogenblick, as se de Oogen gegen eenanner
upslogen, markt, datt se van Gott foer eenanner geburen weren.  In den
ersten Weken swegen se noch un kunnen ut dem to vullen Harten keen
Wurt loskriegen; aewerst de Haend un Oogen sproken nog.  As vier Weken
voerleden weren, seden se sick, wo't mit en beschaffen was.  Un Dom
voertellde der schoenen Prinzessin, datt he as de Dom geburen were un
datt he noch veele un grote Gefahren bestahn muesst, ehr he mit siner
Prinzessin voer dem Prester stahn kuenn.  Un de Prinzessin huerd ook gar
to nipp to un sede: Spreck nich so Slimmes; wo schull dat togahn?--un
de hellen Thranen lepen ehr dabi ut den Oogen.--Du buest jo nu min
Bruedegam un krigst den Namen Prinz van Swaben, un warst mal Hertog
nah minem Vader; so hett he't dem voerspraken, de sine Dochter ut der
Drakenborg erloesen wuerd.  Un mit dissen Wurden flog se em in de Arm
un kuesste un trutede en up dat leewlichste, as wull se seggen: Wat foer
unnuetze Gedanken? jag dine boesen Droem weg!  Aewerst Dom schueddelde
den Kopp un sach bedenklich dato ut, un sede: Mit Gott hew ick't wagt
de Dom to sin, un Gott ward mi't doerstriden helpen; aewerst du schast
sehn, schoenste Prinzessin, dat geiht nich so licht un angenehm, as du
di't verstellst; denn sues were de Geschicht vam Dom eene Fabel, un
dat is se nuemmer.  De Prinzessin, as se dat huerde, wurd blass un bleek
as eene Lik, doch drueckte se sick noch herzlicher an en, un sprack:
Nu as Gott will, min leewster allerleewster Dom! up mine Tru kannst
du Slott un Hueser buwen, denn nuemmermehr ward ick eenes Mannes Wif,
wenn't nich min Dom is.

Un as Dom wedder erfrischt un voerquickt was, ruesteden se alles to un
nehmen des Draken Suelwer un Gold, Perlen un Juweelen, Geschirr un
Wapen un all de herrlichen Perde, wovan he twee Staell vull hedd, un
makten sick up den Weg, datt se tom olden Hertog nah Zuerich toegen.
Un de annern Prinzessinnen un Fraeulen, de Dom ook erloest hedd, seden
schoenen Dank un Adje to em un to siner schoenen Prinzessin un nemen
jede den Weg, wo se am swindesten to Hus kamen kuennen.  As Dom nu mit
sinem praechtigen Uptog gegen de Stadt kam, voerwunderden sick alle
Luede, un se lepen un seden dem Hertog an: Kumm, Herr, un seh!  De
Ridder Dom hett wahr un wahrhaftig den gewaltigen Draken doodslagen,
un kuemmt mit diner Prinzessin Dochter angereden un mit den
praechtigsten Perden un eenem langen Tog Wagen vull Kisten un Kasten
un all den Herrlichkeiten und Schaetzen des Draken un Riesen.  Un de
Hertog voerwunderte sick ook, denn wiel Dom in Maanden nicks van sick
hedd hueren laten, hedd he dacht: de is ook weg mit all sinen
Voergaengers, un mine Dochter ward in der Drakenborg woll gris un grag
warden muetten.  Un he ging en strax entgegen, un let en tom Wellkamen
piepen un trumpeten, un fuehrde se in sin Slott; un Dom muesst im Slott
bi em wahnen un hete een groter Herr.

So voergingen een paar Weken in idel Lust un Froiden, aewerst de olde
Hertog let sick nicks marken van dem Wurde, dat he spraken hedd, as
Dom gegen den Draken in den Strit tog, un van der Hochtid mit der
schoenen Prinzessin was't muesken-mueskenstill.  Ja he stellde sick ook
wunderlich an, as Dom de schoene Prinzessin alleen un unner vier Oogen
sehn un spreken wull, un sede, datt sick dat gar nich gebuehrde.  So
datt Dom in sick oft grimmig was un dachte: Woruem buest du Narr nich
laenger in der Drakenborg un in dem Garden blewen? edder woruem hest du
nich des Draken Demanten un Goldhupen namen un buest mit diner schoenen
Brut hentagen, wo keen Hertog van Swawen wat mittospreken hett?  As
em ditt nu to swar up dem Harten lag un to lange durde, ging he eenes
Dages tom Hertog un begehrde sine Dochter van em, de he em tom Prise
utlawd hedd, as he den Struss mit dem Draken wagen wull.  Un de olde
Hertog was een Schelm un settede sick up dat hoge Perd un sede: ja,
ick hew di't voerspraken, dat will ick nich loegnen, aewerst ick dachte,
du werest en Prinz, un wer weet, ob du een goder Eddelmann buest; un
een Hertog van Swawen kann sine Dochter nich jedem ersten besten
Toloeper gewen.  Wat Toloeper? reep Dom voerbitterd, Ick buen ut so godem
un duechtigem Holt wassen, worut man Hertoege diner Art woll to
Dutzenden sniden kunn; un wenn du nich den Mantel van dem Kaiser
droegst un nich Hertog werst un Vader der Prinzessin Dietlinde, ick
wull di minen goden Stammboom und mine Ridderschaft mit dem Isen in't
Gesicht malen un der ganzen Welt wiesen, wat in minem Lande Geloefte
gelden.  Un nu een kortes Ridderwurt: ick begehr, datt du dine Rede
god makst.  Aewerst de Hertog was een slimmer Fickfacker un makte
noch veel Firlefanz un Finanz; doch gaff he sich toletzt so wiet,
datt he sede: Du schast mine Dochter Dietlinde hebben, Ridder Dom,
wenn du se im freien Turnier winnen kannst; denn een Turnier muett ick
uem se anstellen.  Mennig Prinz un Graf is hier west un hett uem mine
Dochter worben; un wi hebben se reisen laten.  Nu denk, wat foer
Fehden, wo veele Fiende schull ick up den Hals kriegen, wenn ick se
mir nichts dir nichts eenem bloten Riddersmann gewe!  Topp! dat
schalt gelden! sede Dom, un slog in, dat schall de Voerdanz tor
Hochtid sin! aewerst man keen tweetes mir nichts dir nichts!  Ick
meene, ick hew minen Schatz ut dem Fuer reten, un wer mine Dietlinde
begehrt, mag sick up goden Athem un faste Ribben schicken; denn ick
hew nich Lust een so hoges Spill as een blotes Narrenspill to spelen:
min bestes Blood is foer dine Dochter flaten, un so maegen se ehres ook
dran setten; tom Spass lat ick mi minen ehrlich gewonnenen Pries
wahrhaftig nich afriden.

So gingen se half voertoernd van eenanner.  Dom aewerst meldte alles an
de Prinzessin un schreef ehr: Een Schelm van Geburt ward nuemmer
ehrlich, un wenn ick ook dittmal wedder winne, he bedruegt mi tom
tweeten.  Aewerst dat muett alles woll so schehen, as't in den olden
Leuschen steiht: de Dom doert sinen herrlichen Schatz so licht nich
gewinnen.  Un hoellst du man in Tru un Leew ut, Dietlinde, so will ick
as Dom woll alles durchfechten; blifst du mine helle Suenn, so kann mi
keene Ungluecksnacht to duester warden.

Un de stolte Hertog van Swawen schickte sine Brewe mit Baden un
Ehreholden in alle Laender un Staeder ut un let utblasen un trumpeten,
in der Stadt Zuerich schull uem drei Mand een grot Turnier sin un de
Pris were de Prinzessin Dietlinde, sine eenzige Dochter un dat
schoenste Kind, dat in duetschen Landen de Suenn bescheen.  Un da kemen
veele Koenige, Fuersten, Prinzen un Herren; denn dat was een soeter Pris,
de jeden Mund waetern maken kunn.  As se nu ankemen un sick
erkundigden un voernemen, wo de Sak stund, reisten veele wedder davan,
eenige ut Frucht voer dem Drakendoeder, datt he en een to swar un
scharp Isen fuehren muegt, annere ut Frucht voer Gott; denn se seden: wo
kuennen wi wagen un hapen in eenem unbilligen ungerechten Strid bawen
to bliwen? dem Ridder Dom kuemmt de Prinzessin van Gottes un Rechts
wegen to.

Un de Schranken van der Rennbahn wurden an dem ersten Dage des
anfangenden vierden Mands updhan un de Strid schull beginnen.  Un Dom
red up, un he satt up eenem swarten Hingst ut des Draken Stall, un
lede sine Lanz in, un reep: Wer unnersteiht un luestet sick mi de
Prinzessin Dietlinde van Swawen aftowinnen, de ick mit minem Bloode
vom Riesen un Draken loest hew?  Heran! heran! heran! mi brennt dat
Hart im Liwe den Voermaetnen to tuechtigen.  Un wat he ook wahrschuwen
un up Gott un sin Recht wiesen muegt, doch weren, de heranreden.  De
Erste un Voernehmste, de dat boese Stueck wagen wull, was een Prinz ut
Waelschland, de Koening van Burgund, un Dom reep vull Grimm: Heran,
Herr Koening! heran! wenn ju der Hoellen geluestet un ji mi afstriden
willt, wat min is.  Ick kenn de waelschen Glawen, aewerst ji schaelt ook
dat duetsche Isen proewen leren.  Un de Wale wurd falsch un tuecksch un
fuhr up en, as wenn de Blitz ut swarten Wolken schuett.  Aewerst Dom
was fardig un de Grimm got em dubbelte Kraefte in den gewaltigen Arm,
un he fung den ansprengenden Koening dermaten mit sinem Speer up, datt
he doer un doer ging un datt de stolte Herr mit Ross un Ruestung in den
Sand herunnerklung un ook keen Teken van sich gaff, datt je Lewen in
siner Borst west was.  Un de Rueters to Perde voerzugden sick, as de
Koening so flink ut dem Sadel kam un mit sinem Blood de Erd roth
farwde.  Doch satt de schoene Prinzessin neben ehrem Vader dem Hertog
up eenem Erker aewer dem Kampfplatz un funkelde in ehrer Schoenheit un
Herrlichkeit mit dem Brutkranz up dem Kopp, un se muessten woll voer
Schaam un Lust in den Schrecken henin.  Un da kam noch een Wale, un
dat was een Prinz van Schampanien, eenes maechtigen Hertogs Saehn, un
he was binah een Ries un gult bi den Sinigen foer eenen gewaltigen
Kaempen, un hoell so hoch un praechtig to Ross, datt de Prinzessin, as se
en upriden sach, foer ehren Dom baewerde.  Un he was so hoch van Liwe
un satt up eenem so hogen Perde, datt Dom neben em as een luett
Juengelken utsach un datt ook annere as de Prinzessin foer Dom baewerden.
Aewerst Dom was unvoerfeerd un wurd noch grimmiger, as he dissen
langen Recken sach: Un he reep em to: Buest du hoch un lang as Koenig
Oss to Basan, du schast herunner un de Erd kuessen!  Vagel, ick kenn
dine Feddern un hew se all flegen sehn; du hest eenmal in Mailand an
Sant Ambrosius voer mi streeken; huet muett dat waelsche Blood up
duetsches Isen luestern wesen.  Un he gaff sinem Hingst de Sparen un
dheed eenen rechten Domschen Anlop, un Mann un Ross gingen voer em
toghek in den Sand, datt dat stoewde; un se drogen den Waelschen mit
een paar terbrakenen Ribben vam Platz.  Un de letzte, de't uem de
Prinzessin Dietlinde wagen wull, was een Prinz ut Dennemarken, un as
de ook bloodig ut'm Sande upsammelt wurd, hoell de Drakendoeder Dom
alleen da, un he bleef ook alleen.

Un as alles voerbi was un de Trumpeten den dappern Dom as Sieger
utblasen hedden, ging he up den Hertog to un begehrde sine Dochter,
de he ook ditt tweete Mal, wat he gar nich noedig hett hedde, wedder
wunnen hedde.  Aewerst de Hertog de Schalk struewde sick un tierde
sick sehr ungebaerdig, un sede: Nu kann't noch weiniger schehn as dat
erste Mal--wo kuenn ick die nu woll mine Dochter gewen?  Ligt nich de
Koening van Burgund dood da? un hebben de den Prinzen van Schampanien
nich mit terbrakenen Ribben wegdragen?  Wenn ick di mine Dochter gewe,
denn muesst ick't mit ganz Burgund un mit dem maechtigen Schampanier
upnehmen; un dat kann ick nich un mag ick nich.  Un wer bist du? un
wo is dine Macht? wo suent dine Ridder un Mannen, de di to Dausenden
totehn kaenen?  Un nu sadel up un mak, du Ridder van dem blanken
bunten Bloomenfeld, datt du mi ut dem Land un ut dem Weg kuemmst, un
dat Unglueck mit di wegnimmst!  Denn wenn de Suenn di noch viermal in
minen Graenzen beschient, so buest du een Kind des witten Doodes.

Un Dom antwurd'de em: Hew' ick nich voerutseggt, du wuerdst tom tweeten
Mal een Schelm an dinem Wurd werden, un werst du nich Dietlindens
Vader, so schull ditt redliche Isen dine falsche Seel eenmal up sick
zappeln laten, as Jungens Ketelboeters up Nateln zappeln laten.  Daruem
will ick nu reden; aewerst ick kam wedder, un weh dem, de't wagt nah
Dietlinden de Hand uttostreken!  Hier liggt min Handschoh un sin
bleeker Dood!--Un he smeet den Handschoh voer dem Hertog in den Sand.
Un don makte he sick strax up, un red ut dem falschen Hawe weg; denn
he dachte bi sick: Nu suent veele Dusende da, un ick kann en nich
dwingen; aewerst de Dom buen ick, un Dietlinde muett min warden.  Un he
red ut des Hertogs Graenzen un voerstack sick eenige Weeken in eener
afgelegnen Wildniss, bet de Tid keme, wo he wedder uemkehren kuenn.

Un disse Tid kam bald.  Dom erfuhr, datt de Hertog mit sinem Hawe un
siner Dochter up een Jagdslott gahn was, dat nich wiet vam Rhine bi
der Stadt Baden lag.  Un he sprack to sick suelwst: Nu rid hen un nimm
di dat Dinige, wat de olde Schelm di voerenthoelt; denn he ward keen
grot Geleide bi sick hebben, etwa een paar Schildknappen un Jaegers,
un wunderlich muesst et togahn, wenn de't mit di wagen schullen.  Un
Dom red eenen Middag in dat Slott in, as de olde Herr un sine Dochter
Dietlinde to Dische seten, un in vuller Ruestung den blanken Degen in
der Hand trat he in den Saal, un ging hen, wo Dietlinde satt, un sede:
Stah up, mine Brut, un folg dinem Bruedegam; denn de Tid hett
Fluechten foer uns.  Un he nam se an der Hand un se ging mit em.  De
olde Hertog aewerst zitterde un baewerde voer Schrecken un Wuth, un reep
sinen Lueden to: In de Wapen! in de Wapen! up den Deef! up den Deef!
Un et wurd een gewaltiger Larm im Slott, un se bewehreden sick.
Aewerst as de Drakendoeder sin Isen swung un reep: Man her! man her!
wer hett Lust up eenem harden und kolden Bedd to slapen? weeken se
all toruegg, as de Hund voer eenem Loewen, wenn he bruellt.  Un Dom
lueftede sine Brut in den Sadel un swung sick to ehr up un
galloppeerde davan.  Un de olde Hertog let achter en herjagen un
eenen gewaltigen Schrei maken un mit allen Klocken van den Thoermen
lueden.  Aewerst wat hulp em dat?  Nuems hedd dat Hart antobiten un't
mit dem Dom to voersoeken, und se seden: Wat geiht et uns an?  De Duewel
mag striden mit dem, de Riesen un Draken doeden kann; woruem kuemmt de
Hertog nich mit up de Jagd, wenn de Wulf so licht to fangen is?

So red denn Dom davan mit sinem dueren un duer gewonnenen Schatz; un as
se woll fief Mil reden hedden, kemen se an een Huesken midden in eener
wilden Horst.  Un hier erinnerde sick de Prinzessin, datt se voer een
paar Jahren up der Jagd mit ehrem Vader achter dem Huesken up eenem
groenen Brink seten un Erdbeeren plueckt un geten hedd.  Un se settede
sick up dersuelwen Stell hen, datt se sick een beten utrauhde van dem
swaren Ritt.  Un wat geschach hier?  Kum hedd se een paar Minuten im
Grase seten, so schot een swarter Vagel, eener Kraih edder eenem
Rawen gliek, ut dem Busch herut up se to, un de Prinzessin schreide
ludes Halses, as keme dat groetste Unglueck heran.  Un Dom sach sick uem,
un weg was se--un he sach een luettes buntes Vaegelken flegen, un de
swarte Vagel flog achter en her un jagde en.  Aewerst wo was de
Prinzessin blewen?  Dom stund voerbast un gapte uemher, un wuesste nich,
wo em geschach un ob he droemde edder wakte.  Un disse Geschicht
voerhoell sick so:

As de Prinzessin dat erste Mal hier west was un up dem groenen Brink
seten un geten hedd, was een hoger billiger Festdag west, un se hedd
geten un nich bed't; un dat hedd de olde Hex utlurd, de in der ganzen
Gegend heruemstreek, un hedd ehren Gesellen den Befehl laten,
uptopassen, wenn de Prinzessin mal wedder keme up de Stell: denn nu
hedd se eene Macht an ehr, wiel se an eenem so hogen Dage dat Gebet
voergaeten hedd.  Un so was't nu schehn, datt se sick in eenen Rawen un
de Prinzessin in eenen Stieglitz verwandelt un dat arme Kind so lang
doer alle Buesche jagt un aengstigt hedd, bet se se in eenen voertoewerten
Garden dreef, worin veele sonne bunte Vaegelkens lewden, de up
Erloesung hapten.  Da muesst Dietlinde nu sitten un trurig singen; denn
lustige Stueckchen piepen was ehr woll voergahn.

Dom stund noch lang da, as wenn he voersteend was, un ruehrde sick nich,
un gapte un gapte.  Toletzt fung he allmaelig an sick to besinnen, un
reep: ick Narr, datt ick hier stah un dat Mul upsparre, as wenn't
goldne Gapaeppel vam Himmel regnede, de ick fangen wull!  Ja woll! ja
woll!  Himmel, du spreckst eene to duetliche Sprack mit mi: Ick buen de
Dom, un ick will de Dom bliwen un mit Gottes Huelp alles utfechten.
Denn hebben wi't nich wedder un kaenen't mit Haenden gripen?  Is nich
de Duewel un sin Heer wedder up'm Platz? un muett sick datt nich alles
so dull un kunterbunt begewen, damit de Dom proewt ward?  O du min
soetes soetes Vaegelken in dem bunten Rock!  Holl di man wacker!  Ick
will di woll finden un erloesen, un schull ick de Welt doerchriden bet
tor Stell, wo se mit Bredern tonagelt is.  Se schalt doch min bliwen
un ick will een Prinz warden.  So sprack he mit sick suelwst, swung
sick up sin Ross un red wieder doer den dicken Wold, ahne to weten,
wohen, bet de sinkende Nacht ehren swarten Mantel aewer de Erd deckte.
Don steg he aff, led sick unner eenen Boom un sleep in; sin Perd
aewerst ging bi em im Grase.  Un he dheed eenen duechtigen Slap, un as
he wedder upwakte, stund de Suenn all hell am Haewen, un de Suenn in
sinen Gedanken scheen ook een beten klarer.  He settede sick hen in't
Gras, lede den Kopp nahdenklich in sine beiden Haend, un dachte un
dachte, wo sin buntes Vaegelken woll henflagen sin kuenn.  Un as he een
paar Stunden so gruewelt hedd, sprung he ploetzlich up, slog sick voer
den Kopp, un sede: Du Dummkopp! wo ist't henflagen as in den
Toewergarden, woraewer de olde Hex de Gewalt hett?  Hest du denn de
Geschichten van den voerrigen Doms umsues voertellen huert?

Un he settede sick wedder to Perd un red frisch furt, bet he in een
Doerp kam; da frog he, ob se em nich seggen kuennen, wo eene olde Hex
wahnde.  Un se wuessten't nich edder muggten't ut Angst nich seggen.
Un so is he lang lang heruemreden un hett in allen Doerpern in un uem
den groten Wold fragt, un nuems hett em klaren Bescheid gewen kuennt,
bet he toletzt in een Doerp kam dicht an dem Barg, den se de Swaebische
Alp noemen, kamen is.  Da trughe eene olde Fru, de to em sede: Ick
will em't woll seggen, wo de grote Hex wahnt, de hier heruem so
menniges Jahr ehr dulles un gefaehrliches Wesen driwt.  De sitt da
bawen up dem Barg up der uetersten Spitz, wo de meiste Tid Snee liggt;
aewerst wer hett ehr Hus sehn, un wer hett dat Hart sick dahen to
wagen?  Dat muesst een rechter Isenfreter sin.  Un Dom antwurdede ehr
heftig: Dat Hart hew ick un de Isenfreter buen ick.  Un de olde Fru
sach en an un voerwunderde sick un sede: Nog sueht he keck ut, aewerst
et were eene Suend un Schand uem son huebsches junges Blood, wenn he in
ehre Nett geroede.  Dom aewerst gaff sinem Perde de Sparen un
galoppierde den Weg hen, de to der hogen Alp fuehrt.

Un underwegs bedachte he bi sick, wo he't mit der olden Hex anfangen
schull, un sede.  Voernehm doerst du nich erschienen, denn markt se
Unrath.  Un he red toruegg wedder in dat Doerp herin, un voerkoeffte sin
Perd un sine Ruestung un sine praechtigen suelwernen un goldnen Kleeder,
un tog eenen Burkittel an un nam eenen slichten Stock in de Hand, un
ging so des Wegs henup, un sede: Ick will as een Knecht kamen un mi
recht dumm un plump stellen, un mi bi der olden Hex voermeden; so seh
ick am besten, wo dat da tosteiht un ob ick ehr nich tueschen ehre
Kuenste spelen kann.  Un so ging he den ganzen Dag un den tweeten
halwen Dag, da kam he hoeger up den Barg, wo dat heel kahl un felsig
was un de kolden Winde doer kleene trurige Buesch un voerfraren Gras
peepen.  Un nich wiet davan sach he eene noch hoegere Spitz; de
klatterde he mit veelen dusend Sweetdruppen henup, un keek toletzt
van bawen an der annern Side in een groenes Dal henaf, dat sehr lustig
utsach un wo Hueser mit hellen blinkenden Finstern schemerden un
anmodige Boeme in der Bloiht stunden.  Un he sede to sick: Da hebben
wi't.  Un as he dat Wurd kum utspraken hedd, stund de olde Hex voer em
as een schrumplich kruechich Wief un frog en, wo he her keme un wo he
hen wull.  Un he antwurd'te: Ick buen een junger Knecht, de sick wat
voersoeken will, un ick hew huert, hier achter'm Barg wahnt eene rike
Eddelfru, de sehr voernaehm un maechtig is; bi der muegt ick gern Deenst
nehmen.  Un de olde Hex sach en glupsch un listig an un sede: De
Eddelfru buen ick, un ick hedd woll eenen Knecht noedig, aewerst di kann
ick nich bruken: du suehst mi to blank un glatt ut un rueckst mi to fin.
Adje mit di!  Un damit voerswund se doer de Buesch, as een Wind
hensust.

Un Dom stund da un frur un argerde sick.  De olde Hex hedd aewerst mit
ehrer Naes de Witterung upfongen, datt he eene grote Kunst an sick
hedd, un dat was de Ring van dem Dwarf; davoer was ehr bang, un
deswegen hedd se seggt: ick kann di nich bruken.  Dom vull Hunger,
Arger un Voerdret ging wedder bargaf den Weg, den he mit so surer
Arbeit herupstegen was, un he sunn veel un lang hen un her, wo he't
anfangen schull, datt he de olde Hex doch belurde un begigelde, datt
se en as Knecht in Deenst neme.  Un he ging hen un koeffde sick Botter
un Theer un makte eene swartbrune Salw darut, besmeerde sick Hut un
Gesicht damit, un lede sick een paar Dage in der brennenden Suenn hen
un let sick recht brun van ehr inbrennen un braden; ook koeffte he
sick eenen terretenen Kittel un tersletene Schoh un slichte Struemp,
un halde sick Duewelsdreck van eenem Apotheker, un den drog he in der
Tasch.  Denn he hedd oft huert un lesen, datt de Hexen un
Hexenmeisters an dissem Gestank eenen suennerlichen Gefallen hebben un
all oft damit lockt un bedragen suent, as man de Duwen mit
Aniskuegelken in den Slag lockt.  Un dat is keen Wunder; denn dissen
Stank sammeln se im Muhrenlande up, wo de olde Fiend en hett gliden
laten, as de Erzengel Michel en mit dem blanken Swerdt im Nacken doer
de Wueste jagde.

Un as Dom sick so inredet un voermascherirt hedd, nam he sinen Stock
in de Hand un klomm wedder bargan, wo de Oldsche em begegnet was.  Un
se was strax da un sach gar fruendlich un fichlich ut; denn de soete
Duewelsdreck lockte se heran un erfroide ehr den Mod, un voer sinem
benebelnden Gestank kunn se nich rueken, datt he de grote Kunst an
sick drog.  Un disse tweete Knecht gefoell ehr aewermaten woll, un se
wurden beid up een Jahr eenig, datt he ehr as Husknecht denen un Holt
hauen, Water dregen un alle Husarbeit verrichten schull.  Un he ging
mit ehr van der woisten un kahlen Sneespitz herunner woll eene gode
halwe Mil, un sach, dat et da unnen im Dal wunderschoen un anmodig was,
warm un groen un vull der schoensten Blomen un Fruechte, een Land as
een Paradiesgarden, un datt de olde Hex in eenem Slott wahnde, so
grot un praechtig, datt et dem maechtigsten Kaiser nich to slicht west
were.

Dom, de van Natur sehr klok un klipp was, hedd bi sick alles woll
bedacht un utreknet, up wat Wis he sine Kunst hier spelen muesst, datt
he sick nich voerroede, wer he were.  Den stolten Dom un den kuehnen
Riddersmann muesst he bi Hexen un ehren Gesellen huebsch in de Tasch
steken un de Gelegenheit afluren, wo he dat schoene bunte Duewelsnest
terstueren un sine schoene Prinzessin erloesen kunn.  Un he stellde sick
unbeschriewlich dumm un daesig an, aewerst dheed alles, wat em befahlen
wurd, mit dem genausten Gehursam, un bi siner Jugend un gewaltigen
Staerke kunn he woll foer Drei arbeiden.  So datt de olde Hex to den
Ihrigen sede: Hedd ick dem Dickkopp doch up tein Jahr dat Medgeld
gewen! un schull ick em dat Lohn dreimal voerdubbeln, ick miss en nich.
Denn arbeiden un slawen kann he foer Soes, un dumm is he, o wo
praechtig dumm, datt ick em inbilden kann, de Kater is eene Mus, un he
gloewt et.

Wiel se nu meende, Dom were stockdumm un kuenn nich hueren noch sehn,
let se em den freiesten Willen; un he durft an allen Stellen gahn un
alles betrachten un utspioniren, un se hedd keen Arg darut.  So kam
he ook in den Garden achter dem Slott, wohen nuemmer een Knecht edder
Magd kamen was.  Doch dahen kam he nich doer den Glowen an sine
Dummheit, suendern doer sinen Ring.  Denn dat was een Toewergarden,
wohen keen Minsch dringen un den keen Minsch sehn kunn, de nich eene
heemliche Kunst hedd.  Un Dom hedd de Kunst an sinem Finger, un wusst
nich, datt he doer den Ring in den Garden kam un den Garden suelwst un
wat drinn was sehn kunn.  De Ring hedd ook de wundersame Natur, dat
he em alleen sichtbar was un sues keen menschlich Oog en erblicken
kunn.  Un Dom fung dat klok an, un ging man hen, wenn he wuesst, datt
de Oldsche mit den Ihrigen ut was.  Da sach he denn de huebschesten un
schoensten Prinzessinnen un Jumfern as Krueder un Blomen groenen un
bloihen un as bunte Vaegel zwitschern un singen.  He sach un keek
aewerst man nah den Vaegeln.  Un kum was he da, so kam sin buntes
Vaegelken angeflogen un settede sick dicht bi em up den Boom un sung
een gar truriges Leed; aewerst gripen let et sick nich van em.  Un he
kennde dat strax an sinem Gesang un an der trurigen Stimm, womit et
sine Voerwandlung beklagde; un em wurd so wehmodig, he muesste weggahn
un weenen, datt de schoene Prinzessin Dietlinde een Vagel worden was
un ehren Dom kum noch to kennen scheen.  Aewerst bald besunn he
sick wedder un sede: Buest du nich de Dom un muett dat nich so wesen?
un daruem voermuntre di un nimm din beten Bregen tosam, damit du den
Eddelmannsdom ordentlich doerbringst.  Un he ging veel in den Garden
un broecht dem Vaegelken schoene Saken to aeten un sprack em to; un dat
Vaegelken nickte unnerwielen mit dem Koeppken, as voerstuend et sine Rede,
aewerst spreken dheed et nich un kunn ook nich spreken.

So voergingen een paar Mand, un Dom hedd sick alles utkundschaftet un
wat de olde Hex buten un binnen dem Slott bedref.  Da wurd se endlich
gewahr, datt de tweete Knecht ook de erste was, den se up dem Barg
funden un wedder wegschickt hedd.  Un dat geschach doer den Geruch.
Denn de Hexen hebben de allerfinsten Naesen naechst dem Duewel, de eene
superfine Naes hett, as he ook de allerlistigste Geist is van allen,
de van Gott affallen suent.  Dom hedd sinen Duewelsdreck juemmer noch bi
sick dragen, aewerst de Geruch was van Weke to Weke swaker worden, un
toletzt hedd de Oldsche de Kunst wedder dadoer raken.  Un se sach nu
woll, datt se van dem Knecht bedragen was un datt he woll keen Knecht
were un hier nu woll wat heel Anners soechte as Knechtsdeenst bi eener
olden Hex.  Un se fruechtede sick sehr voer em; denn dat markte se,
datt de Kunst, de he bi sick drog, maechtiger un gewaltiger was as
ehre Kunst, un doerst en deswegen nich anruehren.  Un daruem sunn se ut
allen Kraeften darup, wo se en mit Listen wedder wegbringen muegt, denn
se sede bi sick suelwst: Twee Mand is he all hier, un ick hew nicks
markt, un dat Jahr is lang; wat kann de Schelm nich im Sinn hebben?
wat kann he mi noch anrichten?

Un as se alles bi sick woll bedacht un beraden hedd, reep se den
annern Morgen froih: Dom buest du da? un Dom sede: Ja, gnaedige Frau,
un kam dumm un toelplich herangesprungen.  Un de olde Hex was sehr
leidig un sede to em, he were to god Knecht to sin un so sware un
gemeine Arbeit to dhon; he schull leewer in de Welt gahn un sick wat
Beteres vernehmen; se wull em gern sinen ganzen vullen Jahrlohn gewen,
un hundert Krondaler dato, un he kuenn morgen im Dage afgahn: denn
ehr jammere, datt een so huebscher Minsch Knecht sin schull.  He
aewerst gaff ehr tor Antwurt: Ick hew so minen egnen Kopp in minen
Dingen, min Jahr muett ick utdenen, un denn ward woll wat Anners
schehn; un ick will ju man seggen: ick gah nich un kann nich gahn, un
wenn ji mi alle juwe Schaetze gewen wullt.  Un as de olde Hex dissen
Bescheid bekam, wurd ehr gar bang, un se fruechtede sick noch veel
mehr.

Un den annern Morgen klung dat wedder: Dom, buest du da?  Un he
antwurd'te: Ja, gnaedige Frau, un sprung flink as de Wind hen, woher
se reep.  Un se was noch veel fruendlicher as gistern, un as se lang
mit em spraken un em mit soeten Wuerden uem den Bart fichelt hedd, sede
se: Ick seh woll, ick hew di gistern nich gehuerig behandelt, ick hew
eenem Minschen, as du buest, to weinig baden, un Gott hett di so
schapen, datt du as een Herr un Eddelmann muesst lewen kaenen; daruem sueh
hier! davan steck di alle Taschen vull un nimm so veel, as du wist,
un denn gah in Freden.  Un se wieste em eenen ganzen Schepel vull
Dukaten.  Un Dom stellde sick dumm un ungelehrig un sede: Ick hew dat
so god bi ju un dat gefoellt mi hier so woll, datt ick min Jahr
utdenen will; ehr gah ick nich.  Wat Geld un Dukaten!  Un dat olde
grise Unglueck bet de Taehnen tosam, un sweg, un sach doch noch
fruendlich dabi ut, un ook Dom let sick nicks marken.

Un se gruebelde lang hen un her un besprack sick mit den wisesten
Hexenmeistern.  Denn datt Dom eene gewaltige Kunst hedd, kunn se an
der Angst in ehrem Liwe foehlen, wenn he ehr sehr nah trat.  Un se
wurden eenig aewer eenen nueen Pfiff un Kniff, womit se en to fangen
hapten, un de Oldsche ruestede sick, et int Werk to richten.

Un as Dom den druedden Dag upstahn was, klung dat aewer den Slotthoff:
Dom buest du da? un he antwurd'te: Ja, gnaedige Frau, un stund ter
Stund voer ehr.  Un de olde Hex sprack to em: Min leewe Fruend, ick hew
sehr unrecht dhan an di un an mi, datt ick di, den schoensten
staerksten Mann, van mi laten wull.  Un nu hew ick mi mit Gott
besunnen un eenen betern Fund funden, de uns beiden gefallen kann, un
dat is mine oeldste Dochter.  Ick hew lang markt, datt di dat huebsche
Kind gefaellt, un deswegen eben, bild ick mi in, wullst du nich van mi
tehn; un nu will ick se di tor Fru gewen, un wi willen noch huet Awend
eene lustige Hochtid holden, un ut dem Knecht schall een Herr warden.
Denn bliwst du doch gewiss bi uns.  Un Dom sede: Juchhe! ja gewiss,
gnaedige Frau, un dat schall een Wurd sin!  Un de olde Hex ging lustig
weg, un ruestede de Hochtid to.

Se wullen aewerst eenanner alle beid bedregen, un deswegen ging disse
Hochtidshandel so swind un willig.  Dom hedde van Anfang an sine
Dummheit voerstellt, un daruem stellde he sick ook nu, as duecht em de
oeldste Dochter der olden Hex as dat schoenste Fraeulen up Gotts
Erdboden.  Dat was se gewisslich nich: se was dwargig pucklich un so
haesslich, datt Katten een Gruwel voer ehr ankamen kunn.  De Oldsche
aewerst dacht en doer de Dochter to fangen, un hedd ehr Bescheid seggt.
Denn so sede se to ehr: Doechterken, min wittes Doechterken, huer nipp
to: Disse Minsch, unser Knecht, hett eene Kunst, de gefaehrlich is un
uns all umbringen kann; un daruem schast du disse Nacht in sin Bedd
stiegen un em't afluren, wo se sitt.  Denn weeten wi dat, so hebben
wi den Schelm fast un he schalt uns keene Muese mehr maken.  Daruem,
wenn he huet Awend mit di to Bedd gahn will un vam Hochtidswin un van
Leewe woll betippt is, denn bidd en uem sine Heemlichkeit, un hest du
se em aflurt, voergaet se mi jo nich, damit wi siner Meister warden un
dat Spill uemkehren kaenen.

Un dat wurd eene lustige un dulle Hochtid, un da fund sick allerhand
Volk in, dat des Nachts uem Galgen un Rad slikt un uem den Blocksbarg
danzt; aewerst hier weren se alle voernehme Herren un Damen un treden
in Gold un Siden up; un Dom de Bruedegam stellde sick, as hoell he se
davoer, un tierde sick sehr dumm un apisch, as hedd he sonne Pracht in
sinern Lewen nich sehn, un dheed grausam voerleewt mit siner Brut.  As
nu de Hochtidsdanz utdanzt was un Giger un Piper swegen, un de beiden
in ehre Kamer inslaten wurden, un Dom mit siner schoenen Brud to Bedd
gahn schull, da ergrimmde he as een rechter Simson in siner Kraft
denn et leep em doer sine Gedanken, wo sine Prinzessin Dietlinde as
een bunter Vagel nu in Truten heruemflegen un piepen muesst.  Un he nam
dat Hexenkind, dat en kuessen wull, un drueckte se mit soner
Leewsgewalt an sine Borst, datt se as dood tor Erd foell.  Un nich
eene Sekund lag se da, un nicks was mehr van ehr to sehn, un statt
ehrer leep eene olde grise Katt heruem un miaude jaemmerlich.  Un Dom
lachte voer Froiden un reep: Nu seh ick wedder klaerlich, datt ick de
Dom buen.  Un he greep de Katt un hoell ehr den Swanz an dat
Hochtidslicht, datt he brennde, un don smet he se ut der Doer.

Un de Katt was in Angst un leep de Trepp herup bet unner dat Dack.
Da lag Stroh un Hemp un Flass, dat kunn den brennenden Swanz nich
voerdregen un fung ook an to brennen un stack dat Slott an.  Un so
wurd et een gewaltiges Fuer, un in eenem Oogenblick stund dat ganze
Slott in Flammen un brennde lichterloh, un Dom un all de annern
muessten maken, datt se herut kemen.  Un as Dom buten stund un de
Hexenburg brennen sach, wat foer Gesindel wurd he dar gewahr, datt he
sick hedd segnen un kruezen muesst, wenn em sin starkes Herz voer Frucht
hedd baewern kuennt.  Da sach he veele dusend Bessenstelrueters un
Zegenswestern mit Spannen un Buetten, de Water drogen un loeschen
wullen un een grausam Gewinsel un Geschrei makten.  Aewerst alles
uemsues; dat Nest brennde dal bet up den Grund un't bleef keen Steen up
dem annern.

Un dat klung aewer den Hoff Dom buest du da?--Ja.--De Schuld an miner
oeldsten Dochter is?--Ja.--De Schuld an min Hus is?--Ja.--Un in eenem
Oogenblick was Dom da.  Un de olde Hex drog een swartes Trurkleed un
stellde sick sehr bedroewt, aewerst gegen Dom dheed se so fruendlich as
juemmer, un sede: Segg, min Herr Saehn, wat kannst du mi van dem
Unglueck voertellen? un wo ging dat to?  Un Dom antwurd'te: Ach!  Ach!
muett ick ropen un Weh!  Weh!  Dine Dochter was ook gar to swack, un
as ick se an min Hart drueckte, da bleef se mi in den Armen dood, un
ick weet nich, wo se stawen un flagen is, un ick sach man eene Katt
in der Stuw heruemspringen, un de slog ick, un se kam dem
Hochtidslicht to nah un stack sick den Swanz an, un leep ut der Doer,
un de muett mit dem fuerigen Swanz dat Slott in Brand set't hebben.
Dat is alles, wat ick weet.

Un de olde Hex was vull Leed un Sorgen, datt ehre Dochter uemsuenst
uemkamen was, un se sede to ehren Fruenden: Ick muett un muett sine Kunst
weeten, denn se is uns gar to gefaehrlich; dat muett herut, un schull't
mi mine juengste un schoenste Dochter kosten.  Un se hedd noch drei
Doechter, un de juengste van en was hell un schoen as dat Licht, aewerst
falsch un listig as eene Slang.  Un de olde Hex dachte: de ward em't
woll aflocken un sick to hoeden weeten.

Un dat afgebrennte Slott schull wedder in schoenerer Pracht as tovoern
dastahn, un man sach een rechtes Wunder: veele hundert Wagen, de Holt
un Steen heran fuehrden un veele dusend Timmerluede un Murer in Arbeit,
un in weinigen Dagen stund de Hexenborg in junger Pracht wedder da.
Un de olde Hex sprack mit Dom uem de tweete Hochtid, un Dom stellde
sick sehr froh daraewer un sprung un danzte voer Froiden, un reep:
Juchhe, lustig!  Juchhe Hochtid! wat krieg ick foer eene schoene Brut!
Un se suemden nich mit dem Hochtidsdag, un as Spill un Danz voerbi was
un as't luett so slan anfung, gingen de lustigen Brutluede in ehre
Kamer; un de Brut dheed utermaaten huebsch un fruendlich mit Dom, un
een luettes luettes Huendeken leep achter ehr her un wedelde lustig mit
dem Swanz.  Dom kennd et aewerst woll un hedd et towielen achter der
olden Hex sliken un wippern sehn, un et munkelde, dat Huendeken wer
een voerborgner Buhle van ehr un se kuenn't verwandeln, wenn se wull.
Un as Dom dat Hexengesindel in siner Stuw hedd, makte he een
grimmiges Gesicht, slot dicht to, un packte den Hund un sede:
Huendeken, hebb' ick di, wo ick di hebben wull? un suehst du? hier is
een Stueck Isen--dat ward din Dood, wenn du nich up mine Brut
losgeihst un se so lang mit dinen Tehnen kettelst, bet ehr alle
Brutlust up ewig voergahn is.  Un de Hund wull nich dran, aewerst Dom
slog en hart, un de Hund ging up de Brut los un bet un terret se so
lang un so fuerchterlich, bet se jaemmerlich as eene Lik da lag.  As
dat schehn was, nam Dom eenen Strick, slung en dem Hund uem den Hals,
un haengd en im Finster up, datt he herut bummelde.

Un as de Dag anbrack, kam de olde Hex up den Hoff un sach ehr leewes
Huendeken as eenen Schelm am Strick haengen.  Un se foell bi dissem
Anblick up de Erd un makte een jaemmerliches Gewinsel un Gehuel, un
veele annern huelden mit, un se schreide: O weh! o weh! o Unglueck aewer
Unglueck! ick arme olde Fru! datt mi datt in minem Lewen wedderfahren
muesst!  Un buest du denn dood, min buntes Huendeken? du schoenstes
fruendlichstes Huendeken, dat in der ganzen Welt was? o weh! o weh! ick
arme Fru!  Un wo is de Schelm, de mi dat dhan hett?

De Schelm buen ick, sede Dom, un trat to ehr un stellde sick sehr
trurig.  Dem Hund, de da im Morgenwind so lustig hen un her bummelt,
is man sin Recht schehn, he wurd dull un foell aewer mine Brut her, as
se sick uttehn un mit mi to Bedd gahn wull, un he hett se so grimrnig
beten, datt se davan den Dood nahmen hett; un dafoer haengt he im
Finster.  Un kumm nu, un seh suelwst to.--O weh! o weh! mine schoenste
Brut! un du voerdammtester aller Koeter, de je up drei Beenen humpelt
hebben!  Un he nam de Oldsche bi'm Arm un fuehrde se herup in sine
Brutkamer, un da lag de schoene Brut in ehrem Bloode as eene Lik, van
dem Huendeken terbeten un terreten.

Un de olde Hex voerfeerde un voerschrack sick gruwelich, un sprack keen
Wurd mehr aewer disse Geschichten, un let de beiden Dooden wegnehmen
un still begrawen.  Ehre Angst uem Dom wurd aewerst van Dage to Dage
groeter van wegen siner Kunst un datt se em se nich afgewinnen kunn.
Un se let en juemmer mehr beluren bi Dag un bi Nacht, un toletzt
voertellde een wittes Muesken ehr, se hedd den Dom mal in dem Garden
sehn un mit dem luetten bunten Vagel Stieglitz spreken.  As se dat
huerde, froidede se sick, un sprung voer Froiden woll een paar Faden
hoch in de Luft, so flink un lustig, as hedd Belzebub suelwst up'm
Blocksbarg den Voerdanz mit ehr begunnen; un se reep voer Lust eenmal
aewer dat anner: Ahe! buest du de Dom, wovan mi droemt hett, wogegen se
mi wahrschuwt hebben? buest du de starke Dom, de Drakendoeder un
Riesenmoerder?  Nu schast du mi woll heran, nu schast du woll tam
warden un mi mit diner Kunst herutruecken.  Un kum was dat witte
Muesken wedder to Loch krapen, so scholl dat aewer den Slotthoff--_Dom
buest du da?--Ja.--De Schuld an miner oeldsten Dochter is?--Ja.--De
Schuld an minem Huse is?--Ja.--De Schuld an miner juengsten Dochter
is?--Ja.--De Schuld an minem bunten Huendeken is?--Ja_.--Un Dom stund
voer ehr.

Un se sach nich so fruendlich ut as sues, un sede to Dom: Huer, Knecht
un Saehn un Swiegersaehn, edder mit wat foer'n Namen schar ick di ropen?
Du hest mi bedragen mit dinem terretnen Kittel un diner brunen
Kopperfarw un dem Duewelsdreck; un ick weet, du buest van Geburt keen
Knecht un Dener, un huerst Herren an.  Ick will di up den Kopp seggen,
wer du buest: du buest de gewaltige Ridder Dom, van dem ganz Swawenland
den Mund vull hett.  Un du hest eene Kunst, de kuenstlich nog is;
aewerst bild di daruem nich in, datt ick mi voer di fuercht.  Ick voerstah
ook eene Kunst un hew een Stueckschen van eenem bunten Vaegelken singen
huert, dat juemmer in minem Garden piept.  Mit dissen Wurden sweg se un
sach Dom mit hellen hellen Oogen an, as wull se em in't Hart bahren.
Un Dom voerfeerde sick un wurd rod un bleek, as he van dem bunten
Vaegelken spreken huerde.  Un se ergoetzte sick dran un sede denn wieder:
Herr Dom, du markst woll, ick weet alles, un lat uns nu voernuenftig
sin un nich laenger gefaehrlich Spill mit eenanner driwen; dat Eene
muett un schall gegen dat Annere upgahn.  Du giwst mi dine Kunst, un
ick gew di dat bunte Vaegelken, dat du woll weetst, un se schalt strax
as de schoenste Prinzessin ut minem Blomengarden voer di treden.  Un de
Voersoekung was grot, un Dom stund eenen Oogenblick in Twiwel, ob he
nich inslan schull; aewerst denn dacht he wedder dran, datt he de Dom
were un mit keener Hex handeln duerft--un sine Antwurt was: Ne, mine
Kunst gew ick di nich un dinen bunten Vagel kannst du beholden.  Un
de olde Hex ging weg, un sede im Weggahn to em: Dom, morgen spreckst
du anners.

Un as de Morgen anbrack, klung dat Dom, buest du da? un Dom was strax
da.  Un de olde Hex dheede sehr fruendlich mit em un sede: Ick denk,
du hest di in der Nacht beter mit di beraden un letst et nich darup
ankamen, datt din Schatz wegen dines Egensinns in Feddern gekleed't
gahn un so jaemmerlich voerdarwen muett; denn ick hew de Macht aewer din
Vaegelken un aewer all de Vaegel im Garden, se bet an den Dood to
strafen: denn hedden se sick nich swar voersuendigt, nuemmer weren se in
mine Gewalt kamen.  Daruem lat et nich up dat Ueterste kamen, giff mi
dine Kunst un nimm dine Prinzessin, un wi willen as Fruend van
eenanner scheeden.  Un Dom sede abermals: Ne, dat dho ick nich, un de
olde Hex reep mit Grimm: God, so muetten morgen alle bunten Vaegelken
brennen, un du, Dom, schast de Fuerboeter sin.  Un as se ditt sprack,
sach se so scheusslich un gefaehrlich ut, datt Dom tom ersten Mal in
sinem Lewen bang wurd.  Un he ging in swaren Gedanken voer sick hen un
murmelde: Schull Gott im Himmel et tolaten? schull't maeglich sin?
dine soete Dietlinde schull brennen un du schust dabi stahn un dat
jaemmerlichste Nahsehn hebben?  Ne!  Ne! se lueggt! se lueggt! so wied
doerft se nich--un doerft se, so is't god, datt ditt heele
Hexenpossenspill mit eenem Mal een End nimrnt, un wer't een fuerig un
bloodig End.  Dat is doch elendig, datt een Eddelmann un een
Riddersmann un een, den Gott tom Dom hett geburen werden laten, hier
eener olden Hex denen un Water pumpen un Holt dregen un Fuer anbeten
un dat Estrich putzen muett.  Ne! ne! nich laenger so!  Frisch, min
Hart!  To Glueck edder Unglueck gah't, as't will! ick will mi hier nich
laenger so furtlumpen.

Un der olden Hex, de den Dom bang sehn hedd, was de Kamm maechtig
wassen, un se dachte.  Nu kriegst du den Loewen tam.  Un den annern
Morgen noch in der Schummerung klung dat wedder _Dom buest du da_? un
wips as een Windspill was Dom de Treppen herup un stund voer ehr.  Un
se sede em: Wes nu recht flink! un dreg un sett Holt in den groten
Backawen un mak en gloenig als de Haewen am Winterawend is, wenn't
duechtig friert un de Suenn hell unnergahn will.  Denn huet will'n wi
een Fuer boeten, worin mine Vaegelken piepen schaelen.  Un Dom stellde
sick voerfeerd un trurig an, doch ging he un drog grote Boomstaemm un
smet se in den Awen, un de olde Hex suelwst drog Struek un luettes Holt
to un got Oel un Pick un allerhand Hexensmolt darup; un as de Awen
vull was, reep se Domen to: Fuerboeter steck an!  Un he hoell eenen
Brand an de Strueck, un se fungen un slogen to eener gewaltigen Flamm
up.  Un as dat Fuer fardig was, murmelde un sung de olde Hex:

Hurrliburr un Snurrliburr!
Muesken piep un Kater gnurr!
Vagel flueggt un singt sin Stueck--
Flegt! flegt! flegt! dat Fuer is flueck.


Un in eenem Ogenblick girrde un swirrde dat aewer den Hoff, un veele
dusend bunte Vaegel floegen her, so datt de Haewen verdunkelt wurd, as
wenn Heuschrecken doer de Luft tehn.  Un de armen luetten Vaegelken
setteden sick all dicht voer dem gloeningen Awen dal, as ob se up dat
Wurd der olden Hex passten herintoflegen.  Un Dom sach sin buntes
Vaegelken ook damank, un de Thranen kemen em in de Oogen.  Aewerst
he wischte selbst ut un makte sick stark un wull't sick nich an't
Hart kamen laten.  Un de olde Hex markt et, grieflachte un sede: Se
hebben mi voertellt, Dom, du werest de ehrenfasteste un trufasteste
van allen Riddern un heddest een Hart foer grote Dinge Lewen un alles
in de Schanz to slan.  Nu kannst du't wiesen un dat Domslof fin maken.
Denn wenn du foer din buntes Vaegelken in den fuerigen Awen springst,
so schall't mit all den annern Vaegeln fri sin.  Un Dom besunn sick
een beten, un ditt Mal duecht' et em keene Schand, wenn he sin _Pusch_!
mal brukte; un he nam de olde Hex bi der Hand un slog in un sede:
Topp! dat is een Wurd! de Domsnamen schall in mi nich to Schanden
warden.  Aewerst dat Fuer is het, un ick hew eenen Gruwel so van
suelwst henin to springen; daruem kumm, un schuw mi henin.  Un se was
froh in der Hoffnung, nu wuerd se en woll quit warden un bawenin, wenn
he dood were, sine heemliche grote Kunst wohl noch finden.  Un Dom
stellde sick wedder sehr dumm un doelpsch, un so trat he voer dat
Awenloch, un staemmde sick up sine starken Beenen, datt he sick
struewen kuenn.  De olde Hex aewer in sinem Rueggen makte sick stark, un
schof un schof ut allen Kraeften, un achter ehr stunden veele hundert
Kater un Zegenbueck un draengden se wedder voerwarts.  Un as de ganze
Last up Dom drueckte un he sick nah am Stoerten foehlde, da ruehrde he
swind mit dem luetten Finger am Ring un sede Pusch! un im Hui weg was
he, un de olde Hex, de nicks mehr voer sick hedd un van ehren Mackers
van achtern voerwarts stoett wurd, stoertede in dat Fuer un huelde as eene
hungrige Wuelwin in den Twelften.  Aewerst nu was ehr Spill voerbi,
un nuems kunn ehr helpen, se muesste jaemmerlich verbrennen; denn se was
in ehre egne Kunst geraden un in ehr egne Smeer fallen.  Denn dat is
een wahr Wurd, wat de Lued so seggen: eene Hex, de in ehre egne Hexeri
geroett, kann nuemmer wedder herut kamen.

Un Dom stund nu wedder sichtbar da un juchte, datt de ganze Hoff voer
Froiden schallde.  Un as dat Fuer dalbrennt un de olde Hex in Asch
verwandelt was, datt ook nich mal een Knaken van ehr uptosammeln blef
so maechtig was ehr ingaten Fett west--erscheen een schoenes un grotes
Wunder.  All de bunten Vaegelken, de voer dem gloenigen Awen seten,
wurden ploetzlich in de schoensten Jumfern uemschapen, un bald sach Dom
sine schoene Prinzessin Dietlinde, de em uem den Hals flog un en veel
dausend Mal unner soeten Thranen kuesste un reep: Min Dom! min dapprer,
min truer Dom! so hest du din armes verwandeltes Kind, din buntes
Piepvaegelken, ut dem trurigen Hexenbann erloest?--Un in der Minut, as
de letzte Bloodsdruppen un Fettdruppen van der olden Hex to Asch
worden was, ging dat aewer dat Toewerslott un den Toewergarden her, as
were da dat grote Saatfeld west, woraewer Gott der Herr eenmal am
juengsten Dage de Pauken un Basunen klingen laten ward.  Alles ruehrde,
bewegde un voerwandelde sick: alle Strueke, Boeme, Krueder, Blomen, Vaegel
un Deerde sprungen as nuee Gestalten heruem, un in groten langen Reigen
kemen veele Dusende schoener Knaben un Maedlin herut un sungen,
jubelden un juchten: Dom!  Dom! de stolte, de dappre Dom! de
uterwaelte Riddersmann Gottes het uns erloest un dat satanische Nest
terstuert.  Denn Slott un Garden un Bloemer un Boeme mit aller
toewerischen Anmodigkeit un Praechtigkeit--alles alles in eenem Nu
was't weg, as wer't nuemmer da west, un se stunden all up dem hogen
kalden Barg un keeken sick an un voerwunderden sick aewer eenanner un
ook, wo dat schoene un luftige Hexenwark blewen was.

Un don togen se all bargdal in dat Land, wo dat warmer un schoener was,
un de meisten in groten Froiden, wiel fast jeder sinen Schatz am Arm
hedd.  Un dat was een Juchen, Tosen un Josen un Singen un Klingen as
in den ersten Dagen des Froihjahrs, wo alles groent un bloiht un de
Vaegelken, de de kolde Winter int warme Muhrenland voerjagd hedd,
wedder to Hus kamen un ehre Kehlen to Gesaengen stimmen.  Un as se
unnen im Dal weren, dankten alle ehrem Erloeser Dom, un reisten up
allen Straten un Wegen to Hus, jeder in sin Land un to den Sinigen.
Un Dom sede to siner Prinzessin: Nu, mine leewste Dietlinde, kaenen wi
ook henreisen, wo din Vader wahnt, un dat ward mi nich mehr
gefaehrlich wesen; denn ick weet, datt ick dat Hardeste un
Gefaehrlichste bestahn hew, wat de Dorn bestahn schull, un dat Aewrige
ward man een lichtes Kinderspill wesen.

Un se toegen wieder herup im Swawenlande un huerden, datt groter Upruhr
west was gegen den olden Hertog un datt een paar Grewen en mit Wehr
un Wapen anfallen ut dem Feld slagen in dat Gefaengniss set't un sine
Herrschaft an sick reten hedden.  Un Dom bedachte sick nich lang.  As
he in de Stadt Rotwiel kam, ging he hen un koeffte sick een Striedross
un Wapen un Ruestung, red up dem Markt up un let sine Fahn mit dem
Ridder, de eenen Draken sleit, flegen, un sinen Herold utropen _Dom!
Dom!  Hierher!  Hierher!  De Ridder Dom de Slangendoeder is ut fernen
Landen wedderkamen un hoelt in Rotwiel un hett sine Fahn upsteken foer
den gefangenen un afgesetten Hertog, un he seggt: Heran!  Heran! wer
noch an den olden Herrn denkt! up! up to Stried un Sieg!_ wi willen
den Deewen un Roewers den Rof afjagen.  Un as de gewaltige Nam Dom
erklung, sammelden sick de Fruende un Getruen des Hertogs unner em, un
he rueckte ut mit en den Upruehrern entgegen, de ook eene grote
Vergaderung makt hedden; un he truff up se bi eener Stadt, de Lindau
het, un mangelde mit en, un slog se so gewaltig, datt kum een Mann
davan kam un de beiden Grewen suelwst up dem Platz blewen.  Darup red
he voer dat Slott, worin de olde Hertog gefangen lag; un de dat Slott
behoeden schullen, kam, as se den Namen Dom huerden, Frucht un
Schrecken an, un selbst gewen et strax up.  Un Dom ging hen un halde
den olden Herrn ut dem duestern Loch, wo de Boeswichter en heninsmeten
hedden, un sprack em to un fragde en, ob he en noch kennde.  Un de
Hertog schueddelde mit dem Kopp un sede Ne.  Don sprack Dom: Ick het
Dom, un buen de Dom, den du tweemal bedragen hest, un hier is dine
Dochter,--un he let Dietlinden herintreden--un wi hebben di din Land
und dine Herrschaft wedder gewunnen.  Un de olde Hertog schaemde sick
sehr un sede: Ick hew aewel an di dhan, edle Ridder, un disse Godhet
uem di weinig voerdeent; aewerst voergiff mi.  Ick hedd eenen Gruwel voer
di un gloewde, dine Heldendhaden weren vam Duewel, un du werest een
gemeener Gesell edder so een Hexen- un Duewels-Kind as Nimrod un Oss
van Basan Goliath un annere sodane Doiwelskerls towielen west
suent--un daruem wull ick di mine Dochter nich gewen.  Aewerst nu seh
ick apenbar, datt Gott mit di is in allen Dingen un datt du de
wahrhaftige un liefhaftige Eddelmannsdom buest, de uem nicks Geringeres
frien doerft as uem een Koenigs- edder Hertogs-Kind.  Un nu kumm mine
Dochter--un hiermit nam he Dietlindens Haend un lede se in Doms
Haende--dissem unverglieklichen unaewerwinnlichen Helden, dem dappern
ridderlichen Dom voerlawe ick di hiermit van ganzem Harten in Gottes
Namen! un schall dat een festes Band sin, datt Duewel un Hoell nich
tobreken kann! un Gott schalt sin Amen dato spreken un ju segnen van
Kind to Kindeskind foer un foer!

Un da was grote Froid im ganzen Land, datt de Dom un de schoene
Prinzessin Dietlinde wedder kamen weren un datt de Dom de Drakendoeder
un Riesenbedwinger een Prinz worden was un nah des olden Herrn Dood
Hertog van Swawen sin schull.  Un de Drei reisten nu tosam nah Zuerich,
un de Dom voertellde dem Hertog alle Geschichten, de se unnerdess
erlewt hedden; un he voerwunderde sick sehr.  Un in Zuerich der groten
Stadt wurd eene gewaltige un praechtige Hochtid anstellt, un de Dom
wurd as Prinz utropen un mit dem Prinzenmantel behaengt, un toletzt
wurd he noch Hertog un hett veele grote un herrliche Dhaden dhan,
wovan noch alle Boeker vullschrewen suent.



Geschichte von den sieben bunten Maeusen


Vor langer, langer Zeit wohnte in Puddemin ein Bauer, der hatte eine
schoene und fromme Frau, die fleissig betete und alle Sonntage und
Festtage zur Kirche ging, auch den Armen, die vor ihre Tuere kamen,
gern gab.  Es war ueberhaupt eine freundliche und mitleidige Seele und
im ganzen Dorfe und Kirchspiele von allen Leuten geliebt.  Nie hat
man ein hartes Wort von ihr gehoert, noch ist ein Fluch und Schwur
oder andere Ungebuehr je aus ihrem Munde gegangen.  Diese Frau hatte
sieben Kinder, lauter kleine Dirnen, von welchen die aelteste zwoelf
und die juengste zwei Jahr alt war: huebsche, lustige Dingelchen.
Diese gingen alle uebereins gekleidet, mit bunten Roeckchen und bunten
Schuerzen und roten Muetzchen; Schuhe aber und Struempfe hatten sie
nicht an, denn das haette zuviel gekostet, sondern gingen barfuss.  Die
Mutter hielt sie nett und reinlich, wusch und kaemmte sie morgens frueh
und abends spaet, wann sie aufstanden und zu Bett gingen, lehrte sie
lesen und singen und erzog sie in aller Freundlichkeit und
Gottesfurcht.  Wann sie auf dem Felde was zu tun hatte oder weit
ausgehen musste, stellte sie die aelteste, welche Barbara hiess, ueber
die andern; diese musste auf sie sehen, ihnen was erzaehlen, auch wohl
etwas vorlesen.  Nun begab es sich einmal, dass ein hoher Festtag war
(ich glaube, es war der Karfreitag), da ging die Bauerfrau mit ihrem
Manne zur Kirche und sagte den Kindern, sie sollten huebsch artig sein;
der Barbara aber und den naechst aelteren gab sie ein paar Lieder auf
aus dem Gesangbuche, die sie auswendig lernen sollten.  So ging sie
weg. Barbara und die andern Kinder waren anfangs auch recht artig;
die aelteren nahmen die Buecher und lasen, und die kleinsten sassen
still auf dem Boden und spielten.  Als sie so sassen, da erblickte das
eine Kind etwas hinter dem Ofen und rief: "O seht!  Seht!  Was ist
das fuer ein schoener und weisser Beutel!"  Es war aber ein Beutel mit
Nuessen und Aepfeln, den die Mutter des Morgens da hingehaengt hatte
und den sie des Nachmittags einem ihrer kleinen Paten bringen wollte.
Die meisten Kinder sprangen nun alsbald auf und guckten danach, und
auch Barbara, die aelteste, stand auf und guckte mit.  Und die Kinder
fluesterten und sprachen dies und das ueber den schoenen Beutel und was
wohl darin sein moechte.  Und es geluestete sie so sehr, es zu wissen,
und da riss eines den Beutel von dem Nagel, und Barbara oeffnete die
Schnur, womit er zugebunden war, und es fielen Aepfel und Nuesse
heraus.  Und als die Kinder die Aepfel und Nuesse auf dem Boden
hinrollen sahen, vergassen sie alles, und dass es Festtag war, und was
die Mutter ihnen befohlen und aufgegeben hatte; sie setzten sich hin
und schmausten Aepfel und knackten Nuesse und assen alles rein auf.
Als nun Vater und Mutter um den Mittag aus der Kirche zu Hause kamen,
sah die Mutter die Nussschalen auf dem Boden liegen, und sie schaute
nach dem Beutel und fand ihn nicht.  Da erzuernte sie sich und ward
boese zum ersten Male in ihrem Leben und schalt die Kinder sehr und
rief: "Der Blitz!  Ich wollte, dass ihr Mausemaerten alle zu Maeusen
wuerdet!"  Der Schwur war aber eine grosse Suende, besonders weil es ein
so heiliger und hoher Festtag war; sonst haette Gott es der Baeuerin
wohl vergeben, weil sie doch so fromm und gottesfuerchtig war.  Kaum
hatte die Frau das schlimme Wort aus ihrem Munde gehen lassen, so
waren alle die sieben niedlichen Kinderchen weg, als haette sie ein
Wind weggeblasen, und sieben bunte Maeuse liefen in der Stube herum
mit roten Koepfchen, wie die Roecke und Muetzen der Kinder gewesen waren.
Und Vater und Mutter erschraken so sehr, dass sie haetten zu Stein
werden moegen.  Da kam der Knecht herein und oeffnete die Tuere, und die
sieben bunten Maeuse liefen alle zugleich hinaus und ueber die Flur auf
den Hof hin; sie liefen aber sehr geschwind.  Und als die Frau das
sah, konnte sie sich nicht halten, denn es war ihr im Herzen, als
waeren die Maeuse ihre Kinder gewesen; und sie stuerzte sich aus der
Tuere hinaus und musste den Maeusen nachlaufen.

Die sieben bunten Maeuse aber liefen den Weg entlang aus dem Dorfe
heraus, immer sporenstreichs; und so liefen sie ueber das Puddeminer
Feld und das Guenzer Feld und das Schoritzer Feld und durch die Krewe
und die Dumsevitzer Koppel.  Und die Mutter lief ihnen ausser Atem
nach und konnte weder schreien noch weinen und wusste nicht mehr, was
sie tat.  So liefen die Maeuse ueber das Dumsevitzer Feld hin und in
einen kleinen Busch hinein, wo einige hohe Eichen standen und in der
Mitte ein spiegelhellen Teich war.  Und der Busch steht noch da mit
seinen Eichen und heisst der Maeusewinkel.  Und als sie in den Busch
kamen und an den Teich im Busche, da standen sie alle sieben still
und guckten sich um, und die Bauerfrau stand dicht bei ihnen.  Es war
aber, als wenn sie ihr Adje sagen wollten.  Denn als sie die Frau so
ein Weilchen angeguckt hatten, plump! und alle sieben sprangen
zugleich ins Wasser und schwammen nicht, sondern gingen gleich unter
in der Tiefe.  Es war aber der helle Mittag, als dies geschah.  Und
die Mutter blieb stehen, wo sie stand, und ruehrte keine Hand und
keinen Fuss mehr, sie war auch kein Mensch mehr.  Sie ward stracks zu
einem Stein, und der Stein liegt noch da, wo sie stand und die
Maeuslein verschwinden sah; und das ist dieser grosse runde Stein, an
welchem wir sitzen.  Und nun hoere mal, was nach diesem geschehen ist
und noch alle Nacht geschieht!  Glocke zwoelf, wann alles schlaeft und
still ist und die Geister rundwandeln, da kommen die sieben bunten
Maeuse aus dem Wasser heraus und tanzen eine ganze ausgeschlagene
Stunde, bis es eins schlaegt, um den Stein herum.  Und sie sagen, dann
klingt der Stein, als wenn er sprechen koennte.  Und das ist die
einzige Zeit, wo die Kinder und die Mutter sich verstehen koennen und
voneinander wissen; die uebrige Zeit sind sie wie tot.  Dann singen
die Maeuse einen Gesang, den ich dir sagen will, und der bedeutet ihre
Veraenderung, oder dass sie wieder in Menschen verwandelt werden koennen.
Und dies ist der Gesang:

Herut! herut!
Du junge Brut!
Din Bruedegam schall kamen;
Se hebben di
Doch gar to frueh
Din junges Leben namen.
Sitt de recht up'n Steen,
Wat he Flesch un Been,
Und wi gan mit dem Kranze:
Saeven Junggesell'n
Uns fuehren schael'n
Juchhe! to'm Hochtidsdanze.
 

Und nun will ich dir sagen von dem Gesange, was er bedeutet.  Die
Maeuse tanzen nun wohl schon tausend Jahre und laenger um den Stein,
wann es die Mitternacht ist, und der Stein liegt ebensolange.  Es
geht aber die Sage, dass sie einmal wieder verwandelt werden sollen,
und das kann durch Gottes Gnade nur auf folgende Weise geschehen:

Es muss eine Frau sein gerade so alt, als die Baeuerin war, da sie aus
der Kirche kam, und diese muss sieben Soehne haben gerade so alt, als
die sieben kleinen Maedchen waren.  Sind sie eine Minute aelter oder
juenger, so geht es nicht mehr.  Diese Frau muss an einem Karfreitage
gerade um die Mittagszeit, als die Frau zu Stein ward, mit ihren
sieben Soehnen in den Busch kommen und sich auf den Stein setzen.  Und
wenn sie sich auf den Stein setzt, so wird der Stein lebendig und
wird wieder in einen Menschen verwandelt, und dann steht die
Bauerfrau wieder da, leibhaftig und in eben den Kleidern, die sie
getragen, als sie den Maeusen nachgelaufen zu diesem Mausewinkel.  Und
die sieben bunten Maeuse werden wieder zu sieben kleinen Maedchen in
bunten Roecken und mit roten Muetzen auf dem Kopf.  Und jedes kleine
Maedchen geht zu dem kleinen Knaben hin, der sein Alter hat, und sie
werden Braut und Braeutigam.  Und wann sie gross werden, so halten sie
Hochzeit an einem Tage und tanzen ihre Kraenze ab.  Und es sollen die
schoensten Jungfrauen werden auf der ganzen Insel, sagen die Leute,
und auch die gluecklichsten und reichsten, denn alle diese Gueter und
Hoefe hier umher sollen ihnen gehoeren.  Aber ach, du lieber Gott, wann
werden sie verwandelt werden?



Halt den Mittelweg!


Ihr habt wohl zuweilen von dem Wode gehoert, dem wilden Jaeger, der des
Nachts durch Wald und Feld streunt und ruft Hallo!  Hoho!  Halt den
Mittelweg! halt den Mittelweg!  Dieser war vormals vor langen langen
Zeiten ein grosser Fuerst im Sachsenlande, der viele Burgen und
Schloesser und Doerfer und Forsten hatte.  Er liebte von allen Dingen
in der Welt am meisten die Jagd und lebte mehr in den wilden Waeldern,
als auf seinen Schloessern und war ueberhaupt eines jaehen und wuethigen
Gemuethes und ein rechter Zwingherr.  Dieser Fuerst hat, als er noch
lebte, das begangen, was einem keiner glauben will und was jeder fuer
eine Fabel erklaert aus der alleraeltesten und allergrausendsten
Heidenzeit.  Ein Hirtenknabe hatte in seinem Walde einen jungen Baum
abgeschaelt und sich aus der abgeschaelten Rinde eine Schalmei gemacht.
Diesem armen unschuldigen Knaben hat der Unhold den Leib
aufgeschnitten und das Ende des Gedaerms um einen Baum gebunden, und
nun hat er den Knaben solange um den Baum treiben lassen, bis das
Gedaerm aus dem Leibe gewunden und der Knabe todt hingefallen war, und
dazu hat er gerufen: Das ist die Schalmei, worauf du blasen sollst;
das hast du fuer dein Pfeifen.  Einen Bauer, der auf einen Hirsch
schoss, der ihm sein Korn abweidete, hat er ohne alle Barmherzigkeit
lebendig auf den Hirsch festschmieden und das wilde Thier so mit ihm
in den Wald laufen lassen.  Da ist das geaengstete Thier mit dem armen
Mann so lange gelaufen und hat ihm Leib und Haupt und Schenkel an den
Baeumen und Straeuchen so lange jaemmerlich zerquetscht und zerrissen,
bis zuerst der Bauer todt war, dann auch der Hirsch hinstuerzte.  Fuer
solch greuliche Thaten hat der ungeheure Mann endlich auch seinen
verdienten Lohn bekommen.  Er hat sich auf der Jagd mit seinem Pferde
den Hals gebrochen, welches durchgegangen und so gewaltig gegen eine
Buche gerannt ist, dass es den Augenblick todt hinfiel, dem Reiter
aber an dem Baum das Gehirn in tausend Stuecke zerstob.  Und das ist
nun seine Strafe nach dem Tode, dass er auch noch im Grabe keine Ruhe
hat sondern die ganze Nacht umherschweifen und wie ein wildes
Ungeheuer jagen muss.  Dies geschieht jede Nacht Winter und Sommer von
Mitternacht bis eine Stunde vor Sonnenaufgang, und dann hoeren die
Leute ihn oft Wod!  Wod!  Hoho!  Hallo!  Hallo! schreien; sein
gewoehnlicher Ruf ist aber Wod!  Wod! und davon wird er selbst an
manchen Orten der Wode genannt.

Der Wode sieht fuerchterlich aus und fuerchterlich ist auch sein Aufzug
und sein Gefolg.  Sein Pferd ist ein schneeweisser Schimmel oder ein
feuerflammiges Ross, aus dessen brausenden Nuestern Funken spruehen.
Darauf sitzt er, ein langer hagerer Mann in eiserner Ruestung, Zorn
und Grimm funkeln seine Augen und Feuer fliegt aus seinem Angesicht;
sein Leib ist voruebergebeugt, weil es immer im hallenden sausenden
Galopp geht; seine Rechte schwingt eine lange Peitsche, mit welcher
er knallt und sein Wild aufjagt oder auch auf das verfolgte hauet.
Wuethende Hunde ohne Zahl umschwaermen ihn und machen ein
fuerchterliches Getose und Geheul; er aber ruft von Zeit zu Zeit drein
Wod!  Wod!  Hallo!  Hallo!  Halt den Mittelweg!  Halt den Mittelweg!
Seine Fahrt geht meistens durch wilde Waelder und oede Haiden und in
der Mitte der ordentlichen Strassen und Wege darf er nicht reiten.
Trifft er zufaellig auf einen Kreuzweg, so stuerzt er mit Pferd und
Mann und Maus fuerchterlich ueber Kopf und rafft sich weit jenseits
erst wieder auf; doch auch die, welche er jagt, duerfen diesem
Kreuzwege nicht zu nah kommen.

Und was fuer Wildpret jagt er?  Unter den Thieren alles diebische und
raeuberische Gesindel, welches zur Nachtzeit auf Mord und Beute
schleicht, Woelfe, Fuechse, Luechse, Katzen, Marder, Iltisse, Ratten,
Maeuse und von den Menschen Moerder, Diebe, Raeuber, Hexen und
Hexenmeister und alles, was von dunklen und naechtlichen Kuensten lebt.
So muss dieser Boesewicht, der im Leben so viel Unglueck anrichtete, es
gewissermaassen im Tode wieder gutmachen.  Er haelt, was die Leute
sagen, die Strasse rein; denn wehe dem, welchen er bei naechtlicher
Weile auf verbotenen Schleichwegen oder im Felde und Walde antrifft,
und der nicht ein gutes Gewissen hat!  Wie mancher muss wohl zittern,
wenn er sein Hoho!  Hallo!  Halt den Mittelweg!  Halt den Mittelweg!
hoert!  Denn gewoehnlich jagt er, was er vor seine Peitsche kriegt, so
lange, bis es die Zunge aus dem Halse streckt und todt hinfaellt.  Am
strengsten ist der wilde Jaeger gegen die Hexen und Hexenmeister;
diesen ist der Tod das gewisseste, wenn er sie einmal in seiner Jagd
hat, wenn sie nicht etwa eine Alfranke oder eine Hexenschlinge finden,
wo sie durchschluepfen moegen, denn dann sind sie fuer das Mal frei.
Alfranke ist ein kleiner Strauch, der im Walde steht und im ersten
Fruehlinge gruent und sich gern um andere Baeume schlingt und rankt und
dabei oft eine Schlinge mit einer Oeffnung macht, wodurch etwas
schluepfen kann.  Eben so wachsen einzelne Zweige von Baeumen oft so
wundersam zusammen, dass sie ein rundes Loch einer Schlinge gleich
bilden, oft weit genug, dass ein Ochs durchschluepfen koennte; wie viel
leichter ein Mensch!  Das nennt man eine Hexenschlinge oder einen
Hexenschlupf; denn wann sie in der Noth ein solches treffen und
dadurch wischen, darf niemand sie anruehren.



Ick buen de Ridder Unvoerzagt und sla der Saewen mit eenem Slag.


Meister Hans Scharpsteker in Soltwedel vam Amt der Snider un Schroeder
lewde mennigen Dag mit siner Fru in eener kinderlosen Eh, un was sehr
bedroewt datt sin Geslecht utgahn schull, un plag to seggen: Dat ward
de Stadt foehlen, wenn de Name Scharpsteker ehr fehlt; denn solang se
denken kann un Eva in den voerbadenen Appel bet, datt de Minschen ehre
Suend bekleden muessten, hebben Scharpstekers da im Amt der Kledermakers
seten.  Scharpsteker aewerst noemde de Sniders nuemmer anners as
Kledermakers.  Endlich as de Kopp all anfung em to grisen, sede sine
Fru eenmal to em: Klas, ick weet, wat du nich weetst, un lachte dato.
Un he sede: wat schull dat woll Grotes wesen?  Un se strakte en
fruendlich uem den Bart un sprack: Dat sueht so ut, as wenn Gott dat
urolde Geslecht der Scharpsteker nich will utstarven laten, denn sit
een paar Weken geiht wat in mi voer, wat woll mal mit twee Beenen up
der Erd heruemspazieren ward.  Un de olde Scharpsteker, as he ditt
voernam, wurd aewer de Maten froh un danzte up sinen twee duennen
Sniderstaketen heruem, as hedde de Zegenbuck Hochtid holden.  Darup
ging he un slog de Bibel up un sach in sinem Kalender nah; un as he
dat dhan hedd, hueppte he idel lustig aewer Disch un Baenke, so datt
sine Snidersche sede: Wat Waeder! wat is't mit di, Mann? buest du noch
richtig? am End wast du geck un breckst Hals un Been, ehr de junge
Scharpsteker da is.  Aewerst dat Sniderken let sick nich stueren, un
sprung frisch un juchte un joste, datt de Lued up der Straat voer'm
Finster still stunden un meenden, et were een lustig Gastgebot bi
Meister Klas.  Un as em de Athem knapp wurd, settede he sick bi sinem
Schatz un nam se up de Knee, un reep: Juchhe!  Juchhe! an't Licht
herut mit di, min Held!  Juchhe! un abermal Juchhe! dat ward een
rechter Scharpsteker warden, een Held mit der Natel un mit dem Degen,
un he ward unsern Namen grot maken.  Denn nuee Kleeder hew ick up dem
Suennenupgang grepen, un in der Bibel, wo ick dat Loos frog, bleef min
Finger up dem Versch stahn im tweeten Book Samuels im ersten Kapitel,
wo dat ludet: Der Bogen Jonathans hat nie gefehlet und das Schwerdt
Saul ist nie leer wiederkommen vom Blute der Erschlagenen und vom
Fette der Helden.  Un wenn ick alles tosamlegge, wat mi in dissen
letztvoerledenen Weken droemt hett un wo veele Nateln ick terbraken hew
un wo veele snurrige Gedanken aewer unser Stadtregiment mi doer den
Kopp flagen un schaten suent, so duedet dat ook up sonne Ding, wovan de
bibelsche Versch spreckt.  Un, Fru, nu segg du, wo is di egentlich to
Mod? denn in di muett sick't am lebendigsten wiesen; dine Gedanken
suent gewiss nicks as Degen un Speete un dine Droem idel Siege un
Slachten?  O wat! sede se, gah mi weg mit dinen Herrlichkeiten! mi is
sehr slimm to Mod un ick lide veel an dullen Geluesten.  Nimm di man
in Acht, Mann, datt mi de Lust nich ankuemmt, di in der Pann to braden
un uptofreten; denn denk mal: gistern hedd ick recht swar mi to
holden, datt ick unsern schoenen witten Hushahn, de de Zier vam Markt
is, nich bi'm Kopp nam un en slachtede un brot; denn ick was up
Hahnenflesch mit Luesten, un as he voer mi up den Gardentun flog un mit
den Fluechten slog un so lustig kraihde, dacht ick mordlustig in mi:
leg de doch braden in der Schoettel!  As de Snider ditt voernam, fung
he sinen druedden Danz an, ret sick de Slapmuetz vam Kopp, swung se in
der Luft uem un smet se in de Hoeg, un reep: Juchhe! un abermal Juchhe!
hebben wi di, junger Held Scharpsteker? hebben wi di, min Doerflinger
un Stalhanschen, un wo alle Grewen un Feldmarschaelle heten maegen, de
bi der Snidernatel dat Isen fuehren lehrt hebben?  Ja, de Hahn is een
modig fuerig un ridderlich Veh, un daruem will dat Heldenkind
Hahnenflesch aeten.  Juch!  Juch!  Sniderglueck!  Dat ward wiss mal een
General un Boergermeister, de mit der Stadtfahn in't Feld tueht un
Toerken un Franzosen dat Hasenpanier in de Hand gift.--Juchhe! frisch
drup, min Kueken! frisch drin, min junger Loewe!

So tierde sick de olde Meister.  As sine Fru em aewerst mal sede: Se
hedde den Morgen een Geluest hett, datt se Plettisen un Baegelisen,
wenn se se hedd biten kuennt, gern voerslungen hedd, da muessten des
Sniders Rehbeenen hoeger hueppen un springen, as je voerher, un he reep
as geck un unsinnig: Hew ick't nich seggt?  Hew ick't nich seggt?
alle ward he in de Flucht slan, keen Toerk un Taterkhan ward voer em
utholden.  Un he kunn sine Froid unmoeglich bi sick beholden, un leep
ut in de Stadt un voertellde allen Nawers, wat foer een Held ut em
entspringen schull: ja, een Simson mit dem Eselskinnbacken, sede he,
een Gideon, een Koenig David, een Judas Maccabaeus, een rechter
Isenbreker un Isenfreter.  Nehmt juwe Jongens voer em in Acht, Nawers,
wenn he da is; dat rad ick ju: denn wenn he boes ward, is keen Utkamen
mit em, ick kenn dat scharpstekersche Blood.

De Nawers aewerst lachten aewer den olden Narren un seden: De Snider is
een Dreihkopp worden.

As de junge Scharpsteker geburen wurd--denn een Jung was he--sach de
Olde up sinem Kopp dat Huetken, dat veelen Lueden bi eenem ankamenden
Kinde een Gluecksteken duecht, un reep: Seh! da hebben wi't jo, kaenen
uns den Helden mit Haenden gripen--seh! seh!  Wif! un froi di! da!
seht de Siegshuw un Glueckshuw lifhaftig! un wat hett de Schelm voer
een paar Oogen im Kopp! funkelt nich Fuer un Blitz drin? o wahrhaftig
de ward Karthauen un Kanonen unvoerseerd in't Gesicht sehn.

So kam de junge Scharpsteker tor Welt, un kreg de Namen Hans Niklas.
He wurd aewerst nich anners as Hans Isenfreter noemd.  Denn des olden
Sniders Snack was bi den Lueden haengen blewen, un de junge Hans muesst
dat entgelden.  Hans was een smucker un flinker Jung un hedd wuerklich
een paar grelle un blitzige blage Oogen im Kopp, un wuss to eenem
slanken un zierlichen Snidergesellen up.  Denn allmaelig hedd sin
Vader de groten Gedanken voergaeten, un sede: Sniders suent ook Luede.
He let sinen Hans aewerst juemmer sehr nett un alamodisch in Kledern
gahn, denn he was een voermaegender Mann un hedd man dat eenzige Kind.
Voer allen Dingen aewerst trachtede he darnah, datt Hans een
geschickter un sneller Daenzer wurd un sinen Hot mit Manier afnehmen
un sinen Bueckling mit Anstand maken kunn.  Denn he sede: Unsereens
muett veel mit voernehmen Lueden uemgahn un to Grewen un Generals un
Prinzen goden Morgen seggen; een Snider schull alltid as de Kinder
der Voernehmen ertagen warden; ick hew woll sehn, datt man mit lichtem
un behendem Foot in der Welt uptreden muett, denn je swarer man uptret,
desto harder stoett man an, un gewiss is't een gewaltig Wurd, dat Wurd:
Kleder un Snider maken Luede.

Hans Scharpsteker was negentein Jahr old un wuerklich een huebscher
junger Snidergesell mit roden Backen un hellen smachtigen Oogen.  Up
allen Boergerhochtiden hedd he den Voerdanz, speelde ook een beten up
der Cither, un sung de schoensten Arien; so datt de jungen Fruen un
Jumfern en man den schoenen jungen Snider noemden, olde ernsthafte Lued
aewerst koppschueddelten un seden: he is een Geck as sin Vader, een
upgeblasener Narr.

Nu begaff sick etwas, dat den jungen Snider in de Welt dref; un he
schull nu voersoeken un proewen, wat de Siegerhuw em bedued't hedd.  In
Soltwedel was een grot Vagelscheten, un de olde Klas Scharpsteker
schot dat beste Stueck van dem Vagel herunner un wurd Schuetzenkoening.
In der Stadt lewde een older voersapener Poet un gewesener
Scholmeister, de alle wichtigen Begebenheiten der Stadt un Doodsfaelle
un Hochtiden in groten Familien to besingen plag, de dichtete nu ook
up den Koening Klas een langes Gedicht, dat fung mit dissem Versch an:

O Klas! du kuehner Klas! de Natelspitz un Degen
Un Fuerruhr Flint un Buess geschickt weet to bewegen,
Wat buest du foer een Held! wo spelst du mit Geschuetz!
Gewiss, du Snider stohlst vam Himmel mal den Blitz!  


Dit Gedicht sach woll ut as een Lofgesang, was aewerst heel anners
meent un spelde voerbloemt up veele scharpstekerische Pral- un
Narren-Reden an, un makte veel Gelach un Gerede in der Stadt.  Een
Schalk, de sick aewer Meister Scharpsteker erlustigen wull, hedd et bi
dem Poeten bestellt un em een paar Daler davoer gewen.

Nu satt unser Hans Niklas mit veelen siner Kamraten mal in eenem
Bierhuse, un da seten ook een paar Schohknechte, un de fungen an aewer
dat Koenigsgedicht un aewer de Sniders to spotten un noemden se nich
anners as de Herren Natelspitzen.  As de jungen Sniders dat huerden,
wullen se weggahn; aewerst eener van en stoedd Hansen an un sede: Hans,
lied dat nich un giff dem voerwegnen Schohmaker eens!  Un Hans fatede
sick een Hart, sprung up, un slog dem eenen Schoster achter de Ohren,
datt se een helles Klinglikling sungen.  De beeden Schosters wullen
nu mit ehren harden Pickfuesten ook utlangen, aewerst de Sniders hedden
to flinke Beenen, un weren wips as de Wind ut der Stuwe.

Disse Hansische Ohrfieg gaff eenen groten Uplop un Upruhr in der
Stadt un de Schosters un Schohknechte dheeden sick tosam un drauden
alle Sniders as de Flegen un Mueggen dood to slan, wenn de sick voer en
blicken leten.  Un don fuhr eene grote Angst in de armen Kledermakers;
denn wo schullen ehre finen Haendekens dat woll mit den knotigen un
knorrigen Fuesten der Schohknechte upnehmen?  In disser groten Noth
funden se keenen annern Rath, as datt Hans Scharpsteker dat Feld
ruehmen un as de Suendenbuck foer alle in de wiede Welt henin jagt
warden schull.  Un de olde Klas roth suelwst dato.  Un sine Moder
snuerde em unner dusend Thranen sin Buendel un sin Vader broecht en des
Nachts, as alle Schosters slepen, heemlich ut dem Dure un sede em:
Holl di frisch, min dapprer Jong! un lat di dat erste halwe Jahr nich
merken, datt du een Snider buest; denn de Schelms, de Schohknechte,
kuennen di nahspoeren.  Un hier hest du, wovan du unnerdessen lewen
kannst--un he drueckte em foeftig Daler in de Hand.  Un de beiden seden
eenanner Adje.

Un Hans ging mit sinen foeftig Dalers ganz lustig in de Welt henin un
lewde de ersten Weken gar voergnoegt un wanderde doer veele duetsche
Laender un Staeder un danzte mit mennigen huebschen Jumfern; un dat
Wanderlewen gefoell em woll.  Aewerst he hedd nich an sines Vaders
halwes Jahr dacht, un nah saewen Weken was sine Tasch leddig.  As em
nu de letzte Daler ut dem Buedel sprung, was he grad in eener Stadt in
der Slesie, de Oels het.  Da was to der Tid eene Bande Kumoedijanten
van der Art de van Stadt to Stadt un van Flecken to Flecken heruemtehn
un unnerwielen woll in Schuenen un Schaapstaellen spelen.  Un Hans
dachte in siner Noth: jung un flink buest du noch, to kleden
voersteihst du die ook, un noch hest du schoene nuee Kleder, un de
Beenen mit Manier hen un her to slenkern un eenen bunten Danz
uptofuehren un eene fine Aria to singen un up der Cither dato to
klimpern--o dat's di man een Spass; un in eener Stadt as disse kuennst
du en woll een Ballet voerdanzen.  Un so nam he sick eenen Mod un ging
to dem Hauptmann aewer de Kumoedijanten un sede: ick will ook
Kumoedijant warden.  Un se nehmen en mit Froiden an, denn he was
schier un huebsch, so as se keenen mank sick hedden.

Un Hans nam sick in sinem nueen Handwerk binnen weinig Weken so up,
datt he Koenige un Prinzen un voernehme Voerleewde un towielen ook Duewel
un Gespenster un annere sonne uterordentliche Meister un Helden
spelde un datt alle Kumoedijantinnen sick in den schoenen Scharpsteker
voerleewden.  Aewerst dit swinne Glueck wurd sin Unglueck.  Denn een
van sinen Kamraten, to siner Tid een Student un een rechter Raufbold,
kreg de Swartsucht, as he Hansen dem Wiwervolk so in dem Schot sitten
sach, un sprack em eenen Awend nah der Kumoedi, as se bi'm Win seten,
also hart to: Hans Wippstart, de du alles Trittvaegelholt befluegst,
morgen, wenn de Dag gragt, muesst du't mit mi up den Saebel voersoeken,
den du huet as Kaiser Artaxerxes so voerwaegen swengt hest; willen mal
sehn, ob ick diner Koenigin Esther een paar Thranen utlocken kann.
Disse Rede duechte unserm Hans tor Untid spraken, un he bedacht sick
nich lang, nam eenen van den blanken Roecken, worin he Koenige un
Helden to spelen plag, un sine Cither un sinen Stock, un so mit recht
flinken Schreden ut dem Dur herut, eh dat Morgenroth noch ut dem
Osten blenkerde.  Denn em was juemmer, as huerde he uem de Ohren Saebel
swirren un Pistolen knallen.  He ging aewerst den Weg up Polen to.

Wat schull he nu anfangen?  Snidern? ja Snidern?  Dat kam em nu veel
to gemeen voer, nachdem he so oft Kaiser un Koening west was un de
schoensten verleewden Prinzessinnen uem sinen Hals hedd bummeln foehlt.
He nam denn sine Cither un sung dato, un so wanderde he doer't Land.
Aewerst de Polacken, bi den keen Spill aewer den Dudelsack geiht,
makten nich veel Wesens van em, un he muesst oft mit reisenden
Handwerksburschen ut eener Schoettel eten un in slichten un luftigen
Judenkroegen slapen, un all de Droem van Herrlichkeit un Glueck, de sin
Vader in siner Jugend van em droemt hedd, un wat em suelwst up dem
Theatrium oft doer den Kopp schaten was, muesst in Polen wedder utflegen
un sick up den kahlen un kolden Wintertwig setten.

So was unser Hans bet in Litthauen kamen un satt in eenem Judenhuse
in eenem Staedtken een paar Mil van Grodno un att eenen slichten
Knublokspannkoken un kauede sin Stueck droeg Brod dato, un em foellen de
olden Soltwedler Tiden wedder in, as he bi sinem Vader in Huell un
Fuell satt, un he dacht ook wedder an Oels und wat een grot Mann he da
west was, un wo de wilde Student, de em de Wiwer misguennde, en van da
mit Sabel un Pistolen wegdraut hedd.  Un he nam sine Cither un spelde
nicks as trurige Stueckschen.  Un et foell een gewaltiger Regen, so
datt he inregnede un drei Dag da sitten bliwen muesst.  Do ruehrde he ut
Langerwiele unner den Boekern, de up dem Kannbrede in der Judenstuw
legen, un fund toletzt een old Ridderbook, worin veele wundersame un
aewenthuerliche Geschichten un Leuschen to lesen weren.  Un in dissem
Book las he ook de Geschicht van den saewen jungen Schosters, de saewen
schoene un rike Fraeulen friet hedden un worut saewen Eddelluede up
groten praechtigen Slotten worden weren.  Un Hans muesst, as he ditt las,
lud uplachen, un sede bi sick: Wat Duewell saewen Schosters? un du
buest een Snider, un din Vader sede, du schust een Doerflinger warden,
un kannst dat nich mal?  Un in dem slog he mit der Hand up den Disch,
un trug up eene Stell, wo wat Meth voerspillt was un sick een Hupen
Flegen henset't hedd, un saewen Flegen legen van siner Hand as Liken
hengestreckt.  Un he froide sick aewer den Slag, un muesst noch mehr
lachen, un reep ut: Wat der Dueker! un ook Saewen!  Un he sach de
Dooden, de voer em legen, lang an, un em foell mancherlei dabi in un
fludderde em as Fleddermuese doer den Kopp hen un her.

Un de Nacht darup droemde em allerlei wunderlich Tueg van groten Dingen
un Aventueren un van Koenigsdaenzen un Ridderspill, de bunten un
praechtigen Bilder van dem Theatrium in Oels; un he foell in deepe
Gedanken, un in dissen Gedanken un Nahgedanken satt he denn den
ganzen Morgen un heelen Dag, un sede toletzt: In disser korten Welt
is doch alles man Spill; heddst du man Kleder un Wapen un eenen
polschen Hingst tueschen den Beenen, du wust di ook woll tom Eddelmann
updenen.  Un he fung tor Stund an, un ging in de Stadt un koeffte sick
foer vier Groschen dickes Packpapier un fineres buntes, un klisterde
dat tosam un klewde nuedliche Bildekens darup, un snet alles sauber un
nett ut--un so wurd een Schild fardig, nich veel slichter, as de he
up dem Theatrium in Oels oft up dem Arm dragen hedd.  Un midden up dem
Schild malde he saewen Flegen un eene utgestreckte Hand, de nah den
Flegen slog, un daerunner schref he de stolten Wuerde: Ick bin de
Ridder Unvoerzagt un sla der Saewen mit eenem Slag.

As de vierde Morgen anbrack, was't een wunderschoen Waeder, un Hans
ging mit frischer Hoffnung der Suenn entgegen un drog sinen Schild
up'm Arm un an der linken Lend wippelde em een luetter Stichdegen, den
em de Jud voer sin schoenes Citherspill verehrt hedd; un wo hell em't
ook in sinen Ingeweiden klung un sung un mit der magern Hungerklock
luedede, sin Hart ging em frisch in der Borst, un em was, as wenn he
all eenen bunten Vagel van eener Fraeulen bi den Fluechten hedd.  So
ging he lustig up de Stadt Grodno to, wovan de Thoerm em
entgegenblenkerden, un kam gegen Middag an, un wiel dat een sehr
heter Sommerdag was, smet he sick in dem Diergarden nich wiet vam
Slott unner eenem groenen Boom int Gras, un snorkte bald so sorgenlos,
as wenn de ganze Welt sin were.  Hier in Grodno stund aewerst eene
wunderliche Geschicht, un de muett ick nu voertellen:

In der Stadt Grodno wahnde een maechtiger un gewaltiger Hertog van
Litthauen, de hedd een grotes Land bet an den Graenzen van den Toerken
un Muschwiters; aewerst nu was de Herr nich mehr maechtig un sieghaft,
un daran was een graeulich Undeerd schuld.  Ditt Undeerd was een
wilder Bier, een duller Isenbreker van so voerfeerlicher Groete un
Gewalt, datt keene Kugel en doer dat Fell bahren kunn un datt de
modigsten Kaemper voer sinen Hauwers un gloenigen Oogen dat nich
utholden kunnen.  Un mennig god Jahr hedd de Bier im Land heruemrast
un veele dusend Ossen un Perde un Minschen slagen un uembroecht, un
toletzt was he ook nah Grodno kamen un hedd in den groten Wold eene
halwe Mil van der Stadt sin Lager upslan; ja unnertiden kam he woll
dicht unner dat Slott un terwoehlde dem Hertog voer siner Naes de
Bloomenbedden.  Un dat kunn em nuems wehren, denn keen Jaeger un Hund
trauede sick mehr an en heran; denn he was sneller as een Hirsch,
kunn doer de deepsten Seen swemmen un up Glattis lopen as up'm struwen
Weg un aewer alle Tuen un Muren as een Vagel setten.  Kortuem mit dissem
Bier was et eene Sak, datt alle Luede gloewden, et ginge nich mit
rechten Dingen to un he were mehr, as wonah he utsach.  Veele dusend
Jagden weren nu een tein Jahr her up en anstellt, veele hundertdusend
Kugeln up en afschaten, veele dusend Hunde hedd he terreten, un wo
veelen wackern Jaegers hedd he de Darmen ut dem Liwe haut!  He blef
aewerst, de he was, de unvoerwundliche un unbedwingliche Bier.  Dat
gewaltige Deerd was nu Nawer van dem Hertog worden un hoell en in
sinem Slott as gefangen.  Denn de Eber stroepte in allen Bueschen un up
allen Wegen uem dat Slott heruem, un dat was besuenderlich an em, datt
he arme Luede un Bedelluede un Buren ruhig ehre Strat gahn let, aewerst
wat blanke Kleeder un Wapen drog un to Perde satt un in Kutschen
fuhr--dat was sin Fiend un da stoert'te he sick mit Wuth drup.  Ja so
wiet was dat kamen, datt de Bier maechtiger was as de Hertog, un wenn
sick't schickte, kunn man woll seggen: de Bier was de Herr im Lande
un nich de Hertog.  Denn wer am meisten kann un voer wem alle sick
fruechten muetten, de is de Herr.  Wat hedd de arme Hertog nich all
dhan dat Undeerd los to warden! wo veel Gold un Suelwer, Staeder un
Sloette hedd he utbaden, wenn eener den Bier slan kuenn!  Ja he hedd
voerspraken de Bierhut mit Demanten uptowaegen, wenn eener se em
bringen kunn; aewerst da kam keen Doeder un Bringer.  Toletzt in siner
groten Noth hedd he sine Dochter utbaden, sin eenzig Kind un de
schoenste Prinzessin im ganzen Abendland, datt wer keme un den Bier
dalsloege, de schull ehr Bruedegam heten un nah sinem Doode Prinz un
Hertog warden.  Un mennig schoen Prinz Grewe un Riddersmann hedd dat
wagt mit dem Bier uem de schoene Prinzessin un jaemmerlich sin Lewen
laten muesst.  Endlich aewerst wurd dat Geruecht van dem litthauschen
Eber to maechtig in allen Laendern un nuems let sick up dem Kampplatz
sehn.

In dem schoenen Slott satt nu de arme Hertog as een Gefangnen mit
siner Prinzessin un mit sinen Hoffherren, Kammerjunkern un
Jagdjunkern all in dat druedde Jahr, un se lewden een langwieliges un
trostloses Lewen un fungen Flegen un Mueggen un aeten Gapeier, un
wuessten nich, wat se mit der schoenen Tid anfangen schullen.  Denn nuems
wagde sick aewer foeftig Schritt ut dem Slott herut, un ehr se utgingen,
muessten veele hundert Buschklopper heruemstroepen un up allen Stegen un
Wegen tosehn, ob ook van dem Bier eene Spur were.  As nu unser bunter
Ridder Unvoerzagt unner dem Boom lag un gar soet sleep un snorkte, keek
een Kammerherr ut dem Finster un reep: O Wunder aewer Wunder! wat seh
ick!  Da liggt eener unner eenem Boom im Slottgarden un schient een
Riddersmann to wesen; denn een Schild liggt bi em.  Dat muett
wahrhaftig een gewaltiger Mann wesen, de sick unnersteiht da to
slapen.  Un de Hertog leep nu ook an't Finster, un de Prinzessin un
alle Hofflued kemen un keeken ut; un de eene sede ditt de annere dat,
all aewerst meenden, dat muesst woll wat Seltsames un Uterordentliches
sin.  De Prinzessin aewerst wurd fuerroth voer Froiden, denn se were
gern ut dem Gefaengniss herut west un hedd ook gern eenen Mann hett.
Un de Hertog sede: Wi willen henschicken un den Ridder to uns laden;
kann sin, datt Gott uns van Ungeschicht ut dissem langen un harden
Drangsal erloesen will.  Un he schickte drei van sinen vornehmsten
Herren, den Ridder in dat Slott intobidden, datt he keme un bi dem
Hertog sin Quartier nehme.

Un de Baden sleken sick lisign lisign in den Garden as de Muese,
stuenden oft still un keeken sick bang uem, as Duwen to dhon plegen,
wenn de Kraih in der Luft schreit un den Hawk anmeldt.  Denn se
dachten juemmer an den hauenden Fiend.  Un bald kemen se an den Boom,
wo unser Hans im Gras lag un sorgenlos droemde un snorkte.  Un se
lesen de stolte Inschrift up sinem Schild, un de eene sprack to dem
annern: Dat muett een gewaltiger Degen sin, de da Saewen up eenen Slag
sleit; un woll sueht he danah ut; denn kiek! wat is dat foer eene
schoene Laengde!  Un Ridder Unvoerzagt wakte up aewer dem Gefluester, un
stuettede sick up eenen Ellbagen up, un sach da de Maenner voer sick
stahn, un voerwunderde sick sehr.  Un de vornehmste van den Drei nam
dat Wurd un sprack also:

Allererhabenster un grotmaechtigster Prinz! un allergewaltigster un
unaewerwindlichster Ridder un Herr, Herr Unvoerzagt!  Wi suent hier van
unserm Herrn afgeschickt, eenem maechtigen Hertog, de eenes starken
Arms un Helpers beduerftig is.  Un gewiss, Gott, de sick unsrer Noth
erbarmen un uns van dem gruwlichen Undeerd befrien will, dat disse
Forsten un Garden un dat ganze Land entfredet un voerwoistet un nu so
veele Jaehre alles unsaeker un wild leggt un veele dusend Wittwen un
Waisen makt hett.  Un daruem hett de gnaedige Gott di hierher schickt,
den Sieghaften un Dappern, datt du den fuerchterlichen Eber dalleggen
un de schoenste Prinzessin, de de Suenn beschient, tom Gemal winnen
schast.  Un nu stah up un kumm mit uns in dat Slott, wo unser Herr un
Hertog up di passt un van wo de schoenste aller Prinzessinnen ut dem
Finster mit sehnsuechtigen un froehlichen Oogen up den Schild schaut,
worup de stolte Inschrift glaenzt: Ick buen de Ridder Unvoerzagt un sla
der Saewen mit eenem Slag.  Daruem sueme di nich, kumm! kumm! un
empfange de Ehren, de diner hogen Dhaden wuerdig suent.

Un Hans, den se ut eenem soeten Drom upweckt hedden, sach in den drei
Herren, de in praechtigen gueldnen un sidenen Kledern un mit ehren
Tressenhoeten in der Hand gebueckt voer em stunden, eenen nueen bunten
Drom, un horkte hoch up un voerwunderde sick toerst; doch as he sick
den Slap ut den Oogen wischt un sick etwas voersunnen hedd, kam't em
ganz natuerlich voer, datt he sick so bequem as een groter Herr up den
Ellbagen stuetten kunn un de Drei in praechtigen Hoffkledern mit
sidenen Struempen un goldnen Snallen un ehre Hoed in den Haenden tor Erd
gesenkt mit krummen Buecklingen voer em stunden as de Fidelbagen, de
eben upstriken willen.  Un as he de Red uthuert hedd, sweeg he erst
eenen Oogenblick un bedachte sick, un dat duecht em, datt sin Glueck
eene guenstige Wendung nehmen wull; un de saewen Schohmakergesellen
foellen em lebendig in un datt he gar up eene Prinzessin in't Slott
beden wurd; un he sede bi sick suelwst: Frisch, Snider, aewer de
Schosters! wer nich wagt, winnt keene schoene Frau.  Un so satt he
noch een Wielken un let et sick noch een beten doer den Kopp lopen, un
denn richtede he sick up un sprack ungefaehr in dissen Wurden:

Leewe Herren un Fruende!  Gaht hen un gruesst juwen Herrn un Hertog
wedder van dem Ridder Unvoerzagt un dankt em foer sine fruendliche
Badschaft un Ladung up dat Slott.  Van den wundersamen Aventhueren un
Dhaden, de disse mine Fueste angrepen un doerhaut hebben, van
betoewerden Garden un Slotten, van verwuenschten Prinzen un
Prinzessinnen, van Draken un Riesen, de doer min Isen fallen suent, to
voertellen un to berichten wuerd to lang sin.--Also hier bloihst du mi
wedder up, du schoenste rodeste Ridderbloom? hier bloihst du un lockst
du, blitzender Stried un grimmige Gefahr?  Mer bloihst du wedder up,
Bloom der Leew un Hoffnung nah so grotem Leed, dat mi voer weinigen
Dagen troffen hett?--Un nu markt up, ji Maenner!  Ji schaelt weeten:
Ick tog ut der Britannie un Nederland un Duetschland daher un wull des
Weges nah Konstantinopel un van da in dat hillige Land, un so aewer
den Libanon un Sinai juemmer frischweg in dat swarte Muhrenland henin
de Toerken un Unchristen to bestriden--un huert! da is mi hier in
dissen litthauschen Wuesten een paar Dagreisen voer disser Stadt min
Knapp entlopen un hett Rosse un Wapen un alle mine Schaetze un
Klenodien un minen heelen Riddersmuck as een Deef un Spitzbow mit
sick nahmen.  Un to Foot hew ick gahn muesst un binah in der Dracht un
Wise eenes gemeenen Knechts, as ji mi hier seht.  Un dissen Schild
mit der Upschrift, as ji seht un lest, hew ick mi ut Papp makt as een
Teken mines Wandels, un disse elendige Degen is een Degen, den een
Jud mi schenkt hett, un womit man woll Mueggen upspeeten kann aewerst
nich gegen Loewen un Riesen un Undeerde as juwer Bier up den Plan
treden.  Un nu gewt Acht, wat ji dem Hertog van minentwegen voermelden
schaelt.  Meldt em, een Deef hett den Ridder Unvoerzagt, de der Saewen
mit eenem Slag sleit, schier utpluendert un en in eenen so weinig
ridderlichen Tostand voersett't, worin he sick nich unnerstahn doert
voer em un voer der Prinzessin to erschienen.  Will he mi in sinem
Slott sehn, so late he mi in eene Harbarg fuehren un mi ridderliche
Kleeder, Wapen un een Stridross bringen, as mines Glieken geziemlich
un gebuerlich is, un Knapen un Knechte tom Deenst, damit ick in
ridderlicher Art un Ruestung in sine Borg inriden kann.  Huet aewerst
will ick rasten un slapen, denn ick buen matt un moed van der Reis un
noch vull Arger aewer minen schaendlichen verlapenen Deef; un morgen
will ick, wenn't Gott un dem Hertog beleeft, minen Inritt dhon.

Un de Maenner voerneigden sick mit deepen Kneeboegungen bet tor Erd voer
em, un gingen tom Slott toruegg un berichteden dem Hertog, wat de
Ridder Unvoerzagt seggt hedd un wat he van em begehrde.  Un de Hertog
schickte se wedder in den Garden to bidden, he muegte doch kamen, as
he eben were, denn en un de Prinzessin voerlangde ook gar to sehr den
gewaltigen un ridderlichen Helden to sehn.  Aewerst Hans sach se
stolt van bawen an un sede Ne, un denn trumfde he ut: Nich anners!
huet will ick in de Harbarg, un west flink un seggt dat juwen Hertog
tom tweeten Mal, un gefaellt em dat nich, de Strat der Welt is wiet un
breet, un ick ward mi woll wedder to eener Ruestung un eenem Ross
helpen un annerswo min Glueck un Aventhuer soeken kaenen.

Un se gingen un kemen bald wedder un beden Hans in des Hertogs Namen
nich quad to sin, un fuehrden en in de praechtigste Harbarg, de in
Grodno was, un vier Pagen kemen en in een Bad to fuehren un twee
Knapen stunden voer siner Doer en to bewachten; un Win und Brod un
Torten un Pasteiden wurden updragen, datt de Disch knackte.  Un dat
gefeel em woll un he sprack bi sick suelwst: Nu is de Dag kamen, wo
ick keen Flegendoeder mehr buen--gluecklicher Slag un glueckliche saewen
Flegen, de ick truff!  Un as he tor Genoege geten un drunken hedd,
ganz anners, as he noch up dem Theatrium, wo dat ook meist man
bildlich herging, de Koenige un Helden spelde, ging he to Bedd un
voersunk in sidenen Dunenkuessen un reep in Froiden: juchhe, Glueck! so
ligg ick denn endlich as een Prinz in dinem weeken Schot!  O Vader
Klas, wenn du nu dinen Saehn mit der Siegerhuw sehn kuennst, wat gew'
ick daruem!--Un wiel he eenmal wedder recht ordentlich un duechtig satt
was un starken un fuerigen Win drunken hedd, slog de Mod in hellen
Flammen ut siner Borst herut, un he reep abermals: Fortuna! is dine
Bahn glatter as Glattis un din Zopp korter as dat Hasenbloemken, ick
fat di un holl di fast!  Eene Prinzessin foer eenem Bier! wat is denn
een Bier?  Hebben Ridder nich Loewen un Tigern de Tehnen utbraken, un
ick schull voer eenen Bier toruegg baewern?  Ne! nu un nuemmermehr!  Un
wenn't een Bier were, as de den olden Heidenkoenig Adonis wiland
doodslog, de de Bruedegam van dem Vagel Phoenix was.  Nu un nuemmermehr!
Morgen is ook een Dag un Glueck is Glueckes Moder.  Un mit dissen un
dergliken hogen un voernehmen Wuerden un Gedanken sleep he lustig in.

As unser Hans so in Win un Dunenbedden un gewaltigen Gedanken
aewerflot, was de Jubel un Froid noch wiet groeter up dem Slott, un den
ganzen Awend wurd nicks spraken und voertellt as van dem Ridder
Unvoerzagt un de Prinzessin kunn sick nich satt fragen un hueren aewer
sine Rede Art un Gestalt.  Un de drei Baden streken en gewaltig herut
un seden: He is een schoener slanker Herr, un sueht ut een paar
Oogen--o Gnaedigste Prinzessin!--ut een paar Oogen, de Suenn suelwst, de
in der ganzen Welt gewiss de hellsten Oogen hett, kuenn sick in em
voerkieken.  Un ook nah dem Schild frog se un nah dem Teken up dem
Schilde, un de Maenner kunnen dat nich recht dueden.  De eene van en
sede: Dat Teken muett gar wat Afsuennerlichs sin, egentlich sueht et ut,
as wenn't man saewen Flegen suent, wonah de Held slan will; aewerst dat
kann't woll nich sin, da is de Beduedung gewiss to gering grepen; de
beiden annern meenden, de Vaegel segen woll binah as vam
Flegengeslecht ut, aewerst et weren gewiss utlaendsche un chinesische
edder ostindische un westindische Flegen, as hier to Lande sick nich
blicken leten.  Ook de olde Hertog kam mit siner Weisheit datueschen
un meende: Dat kuenn woll een verbloemtes Teken sin van deeper
heemlicher Beduedung, edder et kuenn up een Wurd gahn, dat de Ridder
mal bi eener groten Gelegenheit seggt hedd, tom Bispill: Ick will ju
Saewen as de Flegen slan.  Unner dissen un annern anmodigen un
lustigen Reden voerging den Lueden im Slott de sues so lange Awend
swinner as en gluecklicher Drom, un se gingen erst lang nah Klock
Twelw to Bedd.

As nu de Morgen kam, weren ook de Pagen dem Hans strax tor Hand un
drogen de kostbarsten sidenen un gueldenen un suelwernen Kleder heran,
un de Knapen braechten hellfunkelnde un splitternagelnuee Wapen un
leden se dem Ridder to Foeten.  Un Ridder Unvoerzagt kledede sick
an--denn dat voerstund he erstaunlich--un spegelde sick in dem Spegel
as een Pagellun, un sach wuerklich praechtig ut.  Un he dheed eenige
Froidensprueng up sinen flinken Beenen un reep: Hussa!  Snidergesell!
wes nu frisch un unverzagt, as du di noemst, un spele de Ridder un
Prinzen woll, de du so oft up dem Theatrium verstellt hest!  Heissa!
mine Helden, herbi!  Heissa!  Holofernes un Alexander un Mitderdat!
herbi! un spegelt ju in juwen Schoeler!  Frisch Hans! wer weet, wat
Gott ut di maken will un ob du nich eenen hoegern Namen up de
Scharpstekers proppen schast?--Un he nam de Wapen un betrachtede
jedes besuenders un waehlde sick dat Beste ut; darup reep he sinen
Knapen, un se muessten se em anleggen un umsnallen.  Un he sach ut hoch
un praechtig as een geburner Fuerst.  Un toletzt haengde he sick ook
eenen Schild up den linken Arm.  De Schild aewerst, den he sick utsehn
hedd, gefoell em, wiel de luette Gott Amor mit eenem Flitzbagen darup
afbildt was, van dem een gloeniger Pil in een rodes Hart flog.  He
meende dat aewerst as eene Voerbloemung, de up de schoene Hertogsdochter
anspelde, un dachte bi sick: Ick muett ehr to voerstahn gewen, wo ick
henut will.  Den schoensten un staerksten Schild van allen gaff he
aewerst an eenen Knapen un sede to em: Gah nu, dreg den Schild tom
Maler, un dissen Schild van Papp dato, un de Maler schull up jenen
Schild malen un schriewen, wat up dissem steiht.

Un as ditt dhan was, steeg he de Treppen henaf un swung sick up eenen
witten Hingst, de sadelt un uptoemd voer der Doer stund, un galoppierde
doer de Stadt up dat Slott to; un twee Knapen reden achter em un de
Hofftrumpeter un Basunenblaeser reden voer em un bloesen sinen Intog.
Un alles Volk leep em nah un juchte voer Froiden: Hurra! da ritt de
grote Saewendoeder, de dappre Ridder Unvoerzagt!  Denn dat Geruecht hedd
et aewerall utropen, wer in de Stadt kamen were.  Un as de Ridder an
der Slottsdoer ankamen was, stund de olde Hertog davoer un de schoene
Prinzessin sine Dochter un alle Hoffluede, un empfungen den stolten un
hogen Gast, de bi en intehn schull, un fuehrden en de hoge Marmortrepp
henup.  Un Ridder Unvoerzagt wuesst sick so to stellen un to hebben,
datt all to minter Mal gloewden, he were ut eenem groten Geslechte un
hedd an Koenigshaewen lewt un mit Prinzessinnen tor Tafel seten.  As he
aewerst sine Ruestung un de Wapen afleggt hedd, wiesde he sick in siner
Jugend un Schoenheit un Behendigkeit so anmodig un licht un let so
nich een Spierken van dem Snidergesellen marken, datt der Prinzessin
duenkte, Hans were de schoenste Juengling, den se in ehrem Lewen sehn
hedd, un datt se bi sick suelwst sueftede un bedede: O du leewer Gott
im Himmel! keenen annern as dissen! giff em doch Sieg aewer den Bier
un lat en min Brutbedd bestiegen!

Un nu kam de olde Hertog ook bald up den Bier to spreken un up den
Struss, den Hans mit em bestahn muegt.  Un Hans stellde sick dabi so
lustig un unvoerfeerd datt de Hertog bi sick dachte: de muett siner Sak
wiss sin un goden Mod fatede.  Hans bat sick aewerst noch acht Dag ut,
bet he den groten Strid wagen wull: denn, sede he, ick buen laenger as
drei Weken doer juwe polsche un litthausche Wuestenei tagen, wo't nicks
to kniepen un to biten gifft, un nu hew ick twee Dag to Foot gahn un
binah hungern muesst.  Daruem gewt mi de acht Dag Respiet, datt ick mi
wedder een beten voerhalen un voerkowern un mine Kraefte staerken kann.
Un de Hertog stund em dat gern to, un he un sine Dochter hedden de
lustigsten Dage in siner Gesellschaft, un dat kam en voer, as weren se
im Himmel un as hedde de Langewiel up ewig van en Afsched namen.
Denn Hans voertellde en de wunderlichsten Geschichten un Aventueren un
broecht hier alles an den Mann, wat he jemals up dem Theatrium spelt
edder in Boekern lesen hedd.  Denn he hedd eenen klueftigen un
anslaegschen Kopp un eene smidige Tung, un kunn recht aerdig voertellen.

Den druedden Dag, as de Maler mit dem Schild kam un alle den Schild
betrachteden un de Flegen un de Inschrift darup, voerwunderden se sick
sehr un keeken den Ridder Unvoerzagt an, aewerst nuems wagde dat Wurd an
en to richten.  Toletzt nam de olde Hertog, de sick sehr wise duenkte,
sick den Mod en to fragen un sede: Herr Ridder, ick bild mi in, ick
seh doch recht?  Ditt is juwe Hand, un ditt suent saewen Flegen? un
disse Flegen bedueden gewiss een Wurd, dat ji mal spraken hewt bi eener
groten Gelegenheit, bi irgend eenem Strid edder in eenem Duwell? un
ji hewt de Flegen tor Erinnerung an eene grote Dhad up juwen Schild
malen laten?

Un Hans bedachte sick nich lang un antwurd'te: Dittmal, Herr Hertog,
hewt ji't doch nich ganz drapen; de Flegen suent wuerklich Flegen un
bedueden Flegen, un ick will ju voertellen, wo se up minen Schild kamen
suent.  Voer drei Jahr, as ick toerst in Ridderschaft un up Aventueren
in de Welt utred, satt ick mal in Aegyptenland nich wiet van eener
Stadt, de Rosette het, in eener slichten Leeschchuett un drunk een
Glas Win, wobi ick insleep.  Da kettelde eene Fleg mi up der Hand, un
ick slog blindlings uem mi un truff eenen Hupen Flegen, de den Win
insogen, den ick up den Disch voerspillt hedd--un seh! saewen Flegen
legen as Liken da.  Un ick red wieder, un red an dem groten Nil een
Stueck Weges hen.  Da kemen saewen grote Draken geflagen van denjenigen,
de da flegen kaenen; un jeder Drak was woll millionenmal groeter as de
groeteste Fleg; un de Beester floegen grad up mi los, as wenn se mi
voerslingen wullen, un Fuer un Gift flog ut ehren Rachen.  Un ick tog
minen scharpen Helper ut der Sched un hoell unvoerfeerd up minem Hingst,
un as de Vaegel heran susden, dheed ick eenen degen runden Zirkelhieb,
un da legen se alle Saewen un zappelden in ehrem Bloode.  Dat Blood
aewerst flot as een roder fueriger See, un ick muesst minem Hingst de
Sparen gewen un Rietut nehmen, denn wi hedden beede darin voersupen
kuennt.  Un hier, Herr Hertog, hewt ji de Geschicht, woruem ick de
Flegen up minen Schild malen let, denn ick dachte, se weren eene
Voerbeduedung up de saewen Draken west, de unner miner Fust fallen
schullen.  Un so mag man seggen, datt de Flegen Flegen un ook keene
Flegen suent, denn se bedueden ook Draken.  Aewerst Flegen muetten se
eenmal bliwen, un ick muett se as een Gluecksteken mines ersten groten
Aventuers woll as Flegen, solang ick lewe, up minem Schild dregen.  Un
van da an noemden de Luede mi den Saewendoeder, un reepen achter mi her:
seht! seht! da ritt de Saewendoeder! un wenn se ook Flegenridder ropen,
wat scher ick mi daruem?  Denn wahrhaftig een Bier un een Loew is oft
ehr to drapen un to slan as eene Fleg edder Muegg--un ji hewt woll de
Fabel voertellen huert van dem Loewen un van der Muegg?

Sonne un desglieken Reden un Kortzwiel hoellen un bedrewen se recht
angenehm im Slott, un de acht Dage voergingen as eene Minut.  Un as de
achte Dag kam, da kann man eben nich seggen, datt unserm Hans
suenderlich lustig to Mod was; aewerst he hoell sick wacker un let sick
nicks marken, un stellde sick so frisch un unvoerzagt, as sin Nam was.
Wuerklich hedden dat schoene Lewen in dem Hertogsslott un de Wapen, de
he drog, un de ridderliche Smuck, womit he angedhan, un de Nam, womit
he ropen wurd, un de Heldengeschichten, de he voertellde un van annern
voertellen huerde, un de schoenen Oogen der Prinzessin, de Glueck un Leew
up en funkelden, em Fuer un Mod in't Hart blasen, un oft fluesterde dat
in em: Up! up!  Hans! wo oft hest du van der Allmacht schoener Oogen
spraken, foer de man in teindusend Doode gahn kann--nu hest du disse
schoenen Oogen, de schoensten Oogen der allerholdseligsten un
allerschoensten Prinzessin--un du wust nu voerzuffen?  Frisch drup! een
feiger Kerl freit keene Prinzessin--un wer weet, wat dat Glueck foer
Wuerfel foer di im Sack hett?  Frisch eenen dappern Wurf in de Schanz!
Wer weet, wat herutspringen kann? un hett sick't nich wunderlich nog
wuerfelt? un wat hest du veel dato dhan?--Un Hans was fardig un trat
ganz munter mit vuller Ruestung in den Saal, un troestede de schoene
Prinzessin, der dat Weenen huet veel naeger satt as dat Lachen, un sede
tom Hertog: Fahrwoll!  Herr Hertog! nuemmer seht ji mi wedder as mit
der Bierhut up dissem Speer.  Un de Hertog was godes Modes, un de
Juengling duecht em gar gluecklich un herzhaft.  Un he wull em een
grotes Geleide gewen, datt he as een Fuerst to dem Platz henriden kunn,
wo de Bier gewoehnlich lag.  Aewerst Hans voerbad sick dat un sede:
Twee Knapen, Herr Hertog, latet mitrieden bet up den halwen Weg un mi
wiesen, wo ick den Bier finden mag.  Da maegen se denn holden bliwen,
bet ick mit der Arbeit mit dem Undeerd fardig buen.  Un de Hertog gaff
sick drin un sede, et schull alles schehn, as de edle Ridder wull.
Un Hans kuesste der Prinzessin de Hand, swung sick in den Sadel, un
susde im rasselnden Galopp aewer dem Slotthoff, un twee Knapen susden
em nah.  Un de Prinzessin, de mit ehrem Vader im Finster lag, kunn
den Anblick nich utholden un to sware Gedanken flogen ehr doer de
Seele, un se beswimde un sunk tosam in ehrer Hartensangst.  De Hertog
aewerst drog se up ehr Bedd un troestede se un sprack: Du muesst nich so
trurig sin, min trutes Duwign!  Dittmal krigst du eenen Mann, un wat
foer eenen Mann!  Mine Swaning un Gisching bedregen mi dittmal nich.

Un as de Ridder Unvoerzagd up dem halwen Weg was, hoellen de Knapen
still, de as Wegwiesers mit em reden weren, und seden: Suehst du da,
Herr Ridder, den Footpat linker Hand, de aewer de groene Wisch in den
groten Wold fuehrt?  Up dem rid een halwes Stuendken furt, un du warst
eenen groenen Platz sehn, un up dem Platz eene Cistern mit eenem
isernen Gitter; ook steiht da eene grote Eek.--Da kannst du holden
bliwen un up den Bier luren; denn uem de Middagstid kuemmt dat boese
Deerd fast juemmer dahen, up dem Platz to woehlen un sick in eenem
Morast nah dabi to koehlen un to woeltern.

Un Hans red van en un sede en bi'm Wegriden den kecken Besched: Toewt
hier, bet ick wedder kam; denn in een paar Stunden buen ick mit Gotts
Huelp wedder hier, un de Eber haut nich mehr.--Un de beiden Knapen
dachten ehr Deel, un Hans, as he so henred, dacht ook sin Deel;
aewerst dat duecht em doch gar to schimplich, de Flucht to nehmen,
ahnen den Bier int Gesicht sehn to hebben.  Un as he up den groenen
Platz kam, wo de grote Eek stund un de Cistern mit dem isernen Gitter,
pupperde em sin Hart so gewaltig, datt he't slan hueren kunn, un he
keek sick mit groten Oogen uem, ob he nicks sehn kuenn, un spitzte de
Ohren, ob he nicks doer de Struek ruscheln huerde.  Un dat was ganz
still, as't uem den Middag in den Bueschen is, un keen Vaegelken flog
edder zirpte.  Un he steg van dem Perde un let dat graesen, un tog
sine Ruestung ut, un smet alle Wapen weg; alleen dat Swert behoell he
an der Side.  Denn, sede he ganz voernuenftig, wat schall mi woll dat
Isen helpen gegen een Fell, da keen Isen doer geiht? to springen un to
danzen aewerst kuenn't gewen, un da is dat Beste, man makt sick flink
un behend to Foot.  Un Hans stellde sick nu bi eenem jungen Boom hen,
de veele Telgen hedd, in Gedanken, den Bier aftowachten un to sehn,
wo he utsege.  Duechte dat Deerd em denn to schrecklich un gefaehrlich,
so kuenn he swind up den Boom klettern un den Duewel unnen toben laten.
Ook sine Cither hedd he mitnahmen un an den Sadelknop haengt, un hoell
se in der Hand un wull voersoeken, ob he den Bier nich in'n Slap spelen
un em denn so heemlich eens bibringen un utwischen kuenn.  Denn he
erinnerde sick, datt he mal in eenem Book lesen hedd, datt Swin sehr
musikalische Deerde weren un gewaltig up de Musik horckten.

Un as he so in Gedanken stund, kam de maechtige Bier herrutschen aewer
dat Groen, un Hans nam de Cither un spelde eene lise un trurige Wise,
eenen rechten matten un moeden Slapgesang; un em was ook sehr lise un
trurig to Mod.  As nu dat grote un grimmige Deerd de Musik huerde,
stund et strax still un horckte up; un de Musik scheen em to gefallen,
un et lede sick dal un woelterde sick im Grase, un toletzt streckte
et sick still unner de grote Eek hen, as slepe et.  Unser Sniderken
aewerst spelde juemmer furt, un slek sick juemmer naeger heran to dem
Bier, un wull sehn, ob he wuerklich slepe un ob he em nich eens
utloeschen kuenn.  Aewerst wo leep dat aff?

As Hans em up een foeftig Trede nah was, sprung min Bier mit Eenem
Satz up un hast du mir nicht gesehn up den Ridder los.  Disse, as
were he van des Biers grimmigen un flammigen Oogen behext, let voer
Schrecken Cither un Isen ut der Hand gliden, voergatt Boom un Klattern,
un leep up de Cistern los, un sprung an dat Gitter, un stoertede
daraewer in de Cistern herunner.  De flinke Bier was ganz dicht achter
em un dhed eenen Hau nah em, aewerst drapte en nich; un dat was
Hansens Glueck.  Un dat wilde grimmige Deerd wull em nahspringen,
aewerst sprung fehl un blef up den spitzen Zacken sitten, de up dem
isernen Gitter weren.  Un de Bier schuedderde sick up den Zacken un
dref sick de Spitzen juemmer deeper in dat Lif, un schreide, as wenn
he up eenem Speer stack; denn de Spitzen dheeden em nich sacht.  So
schreide he etwa tein Minuten un bloedde gewaltig; don was't ut, un he
hung dood up dem Gitter.  Hans, as he in der Doodesangst aewer dat
Gitter sprung, slog mit dem Kopp gegen de annere Wand der Cistern, un
terdoeschte sick den Voerkopp, un bloedde ook sehr, un lag woll een fiew
Minuten in Beswimmung up der Cisterntrepp.  Aewerst de bruellende
Bier weckte en bald up, un he lag in Doodesangst unner em, de den
Rachen mit den langen witten Hauers wiet upsparrde.  Un jeden
Oogenblick dachte he: Hu! hu! kuemmt de Satan los, so is't ut mit di
un he makt di kold.  Un voer luter Angst unnerstund he sick nich sick
to ruehren, un dheede, as wenn he dood were.  Aewerst as de
gefaehrliche Bier juemmer swacker schreide un toletzt man sachtign
stende, un endlich ganz still sweeg, blinzelde Hans mit halwen Oogen
een beten up to em, un sach, datt de ganze Wand vam stroemenden Blood
roth was un datt dat Undeerd de Oogen voerkehrt hedd un den Kopp
haengen let, un sick tierde, as were et dood.  Doch Hans dachte bi
sick: de Doiwel kann sin Spill hebben, un truede toerst dem Freden
noch nich, un toewde noch woll eene gode Viertelstund un lag heel
stillign stillign as eene Mus, de den Kater aewer sick luren sueht.
Aewerst as sick juemmer nicks ruehrde, fatede he sick endlich eenen
Ossenmod, richtede sick langsam up, un klatterde heel sachte an der
annern Side aewer dat Gitter.  Un as he herut was un dat Undeerd van
voer un achter betrachten kunn, sach he woll, datt er wuerklich
muschdood was un sick up dem Gitterisen fangen un doodbloedt hedd.  Un
nu betrachtede he den Bier noch veel nauer, kloppte up sinen harden
swarten Rueggenpanzer, befoehlde nich ahnen Gruwel sine scharpen witten
Hauers, un dachte: bi eenem Haar, un se hedden di din beten Lewen ut
den Ribben herut foehlt; un mit dem foell he up sine Knee, wo he stund,
un dankte Gott foer sine Gnad, de em so wunderbarlich ut sinem dullen
Anslag herutholpen hedd.  Darup sprung he froehlich wedder up un reep:
Viktoria!  Viktoria!  Juchhe Viktoria! swing di, Fortuna, un sett
alle Segel bi! du schast mine Goettin sin!  Heissa! nu buen ick een
Prinz!  Un he juchte un josede so gewaltig, as were de ganze Wold
nicks as Strid un Slacht west.

Darnah ging he hen, nam sinen Degen, un gaff dem Bier noch een paar
deepe Wunden unner dem Buk; un de Doode let sick dat still gefallen,
un muesst ook up dem Kopp noch een paar Schmarren voerleef nehmen.  As
dat dhan was, led he sine Ruestung wedder an, stack sin Swerdt in de
Sched, nam Schild un Speer un Cither, un swung sick up sinen
Schimmel--un so lustig up dem Footpat ut dem Wold herut.  As he nu up
den groten Weg kam un siner Knapen ansichtig wurd, begunn he van nueem,
datt Barg un Dal erklungen: Viktoria!  Viktoria! de Bier is dood!
Un se galoppierden lustig heran, un erstaunden, un seden: Wi hebben
dat gewaltige Schreien huert, un ji kaent ju verstellen, Herr Ridder,
datt wi fruechteden, wi muessten man wedder tom Slott Rietut nehmen:
denn wi dachten un twiwelden, ob dat Schreien van dem Ridder edder
van dem Undeerd keme--un nu Gott Lof un Dank! wi sehn ju hier un ji
lewen; un wat ward dat up dem Slott foer een Triumfiren un Jubeln
gewen!

Un Hans sede: Nu frisch, Jongs! un lat't drawen, un kamt mit un seht!
Dat was een Deerd! dat is wahr; aewerst ick hew et lehrt mit
Saewendoedern to spassen.  Lang hoell he sick dapper un makte mi hete
Arbeit, aewerst toletzt muest he dat Hasenpanier ergripen, un ick dref
en gegen de Cistern, da is he in der Angst upsprungen, un haengt up
den isernen Zinken.

Un as se up dem groenen Platz upreden un an de Cistern kemen,
wunderden de beiden sick noch mehr aewer dat maechtige Deerd, dat da
hung, un wullen ehren Oogen nich truen, un hedden noch Angst, ob ook
noch Lewen in dem Dooden were, so fuerchterlich kam de Bier en voer.
Aewerst Hans grep nah sinem Dolk un lede de Hand an, un fung an de
Hut aftotehn.  Un as de Knapen dat segen, datt de Bier sick so
geduldig fillen let, grepen se ook to ehren Metzern un huelpen em, un
in tein Minuten lag de Bierpelz da.  Un de Ridder Unvoerzagt brack em
ook de Hauers ut.  Un de Hauers haengde he aewer sinen Schild un de
Bierhut stack he up sinen Speer; un so reden de Drei dem Slot un der
Stadt to.  Un as se gegen dat Stadtdur kemen, let Hans sine Knapen
voeran riden un blasen un mit heller Stimm Viktoria!  Viktoria! ropen.
Un dat ganze Volk, dat de witten Hauers un de Bierhut up dem Speer
sach, klung mit Viktoria! un leep in Froiden tosam; un so kemen se im
vullen susenden und brusenden Gewimmel an dat Slott.

Bi dissem gewaltigen Getose un Gejose un Viktoriageschrei weren de
Hertog un de Prinzessin gar swinne herunnerkamen, un stunden voer der
Slottspurt, as de stolte Ridder mit den Hauers un der Bierhut in den
Hoff inred.  Un he sprung as een Blitz vam Perde, bueckte sick tor Erd,
foell voer der Prinzessin up de Knee, kuesste ehr de Hand, lede Hut un
Hauers to ehren Foeten, un sprack: Doerr ick upsehn to dinen Oogen, du
Herrlichste? doerr ick mi van dem Glanz diner Gnaden anstralen un
beschienen laten? winkst du, Erhabenste un Holdseligste, datt ick de
gluecklichste van allen Kreaturen sin schall, de up Gotts Erdboden
lewen?  Is dat aewerst anners, hest du man ut Noth dem Sieghaften dine
Hand voerspraken, din Hart aewerst bi di beholden, so mak een swinnes
un truriges End--un Ridder Unvoerzagt ritt wedder in de wide kolde
leewlose Welt, un se maegen sick hier van dem Saewenslaeger un Bierdoeder
eenmal in kuenftigen Dagen de Dhaden as een Leuschen un eene Fabel
voertellen.

Un de Prinzessin wurd bi dissen Wurden roth as een witt Laken,
woraewer de Suennenschin as een flegender Schatten loept; un se blickte
en mit Wohlgefallen an, aewerst de Borst was ehr so beklemmt, datt se
nich spreken kunn.  So nam denn de olde Herr dat Wurd foer se un sede:
Wo schullen wi so grote Suend dhon an uns un an Gott, datt wi eenen so
edeln dappern un ridderlichen Mann, de Kron un den Glanz van aller
Ridderschaft, ahnen sinen Pris un Lohn van uns reden leten?  Ne! edle
Herr un Mann!  Gefoellt di mine Dochter un voersmadest du nich mi in
minen olden Dagen de Zepterlast dregen to helpen un minen Fruenden
Stolz un minen Fienden Demod to lehren, so blif hier un ward min Saehn
un min Eidam.--Un de Thranen leepen dem olden Fuersten de Backen
herunner, un he nam siner Dochter Hand un lede se in Ridder
Unvoerzagts Hand un sprack in Gottes Namen den Segen daraewer.

Un bald gingen se henup in den Hertogssaal, un de schoene Prinzessin
voerbund ehrem Ridder sine Wund, de noch sehr bloedde; denn he hedd
sick up der Flucht voer dem Bier, as he aewer dat Cisterngitter
herunner foell, een grotes Loch in den Kopp slagen.  Un in sinem Lewen
hedd em nicks so sacht dhan as de weeken Haendken der Prinzessin, de
he uem sinen Kopp un sine Backen krauen un krabbeln foehlde.  Hans
aewerst voertellde en, he hedd sick dat Loch an eenem Boom stoett, as he
den Fiend to hitzig draengde un voerfolgde.  Darup muesste he alles recht
utfuehrlich voertellen, wo he mit dem Undeerd fardig worden was, un he
makte de Geschicht van siner Slacht mit dem Bier lustig nog torecht.

Un as wedder acht Dage uem weren, da was eene praechtige Hochtid, un
Ridder Hans Unvoerzagt ging mit der allerschoensten Prinzessin to Bedd
un het nu Kronprinz van Litthauen.  Un so is, wat anfangs as een Spass
utsach, de groeteste Ernst worden.  Un Prinz Unvoerzagt hett sinen
Prinzen up dem groten Theatrium der Welt so god spelt, datt alles
Volk mit em tofreden was un ook de Prinzessin de glueckseligste Fru up
dem ganzen Erdboden noemt wurd.  Un dat ging nah Gottes Willen, de
Hans Scharpsteker un den Hertog un sine Prinzessin nich to Schanden
suendern to Ehren bringen wull, ahnen Hexeri alles ganz ordentlich un
natuerlich to.

De Prinz, de unner Sniders geburen un in siner Jugend unner en
ertagen was, de mit nuems as mit Sniders lewt un nicks as Sniderliches
un Voerzagtes sehn un huert hedd, was van Natur nich hasig un feig; he
was man doer Gewohnheit sniderisch worden.  Un dat was woll begriplich,
datt he bi'm ersten Utlop un Anlop up siner Ridderbahn gegen eenen
Kaempen, as de Bier was, nich Stand holden kunn.  Aewerst dittmal
hulp Gott em, de en nich voerdarwen laten wull, un spader hulp he sick
suelwst wieder un wurd van Hand, Hart un Mod een der
allerridderlichsten Fuersten.  Van Natur stolt, edel, fuerig un modig
un dabi schoen van Gestalt un Getier wurd he een sehr kloker un
dapprer Prinz, un keen Minsch up Erden hedd em anmarken kunnt, datt
een so stolter Vagel ut eenem Snidernest utflagen was.  Toerst ging
em dat grad so, as dat oft eenem groten Doggen geiht.  De let sick
ook oft een Jahr un laenger van eenem luetten Puttkoeter biten, wiel de
en all beten hett, as he noch een Woelp was; aewerst wenn he siner
Macht mal in worden is, denn mag Gott dem Puttkoeter gnaedig sin.  Hans
was nu een Prinz, aewerst he fuehrde sick ook prinzlich un herrlich up
un hedd nicks as hoge un prinzliche Gedanken un bedref alle
prinzlichen Arbeiden un Oewungen, datt et eene Lust was.  Dat Beste
aewerst an em was, datt he nuemmer aewermodig un aewerdhadig wurd, woll
aewerst sin Lewenlang bekennt un erkennt hett, he were alles doer
Gottes Gnad worden, de en doer kindisches Spill hedd to eenem groten
Herrn maken wullt.

Un Prinz Unvoerzagt is drei Jahr nah der Bierslagt Hertog van
Litthauen worden un hett veele grote un sware Kriege fuehrt un toletzt
dem Koenig der Muschwiters un Taters een ganzes grotes Koenigrik
afwunnen, un sick Koening titeln laten.  As he nu een so grotmaechtiger
Koening un Herr was, schickte he heemlich eenen Baden nah siner
Vaderstadt Soltwedel mit eenem Bref an sine Oeldern, un bat se, to
ehrem Saehn Hans to kamen, da schullen se herrliche un lustige Dage
hebben.  Koening Hans schref aewerst nich, dat he Koening van Litthauen
un Kosackien un Tatarien were, suendern he hedde een sehr rikes un
schoenes Fraeulen friet un praechtige Slotte un Goeder mit ehr tor
Mitgift bekamen; un se schullen Hus un Hoff man voerkoepen un sick up
den Weg maken un to em kamen un bi em ehre spaden Dage in Froiden
voerlewen: denn Gott hedd em so veel gewen, datt he alle sine Fruende
rik maken kuenn.  Un sine Oeldern dheeden so, un kemen nach Grodno;
aewerst wo erstaunden se, as se am Dur nah Hansen sinem Huse froegen un
de Luede en seden, ehr Saehn Hans were jo de Koening suelwst.

Un de olde Snider Klas un sine Fru wurden ut dem Wirthshus, van wo se
sick hedden anmelden laten, in eener praechtigen goldnen Hofkutsch
afhalt un in't Slott fuehrt, wo se den Koening Hans un sine Koenigin un
ehre nuedlichen Kinderkens in idel Herrlichkeit un Lust funden.  Un de
olde Vader Klas sede to sinem Hans: Hew ick di nich oft seggd, de
Siegerhuw un Glueckshuw wuerd di noch een Grotes bedueden?  Un Koenig
Hans lachte un fluesterde lisign: Ja, wenn ick nich dem eenen van den
grotmuligen Schohknechten eene Ohrfieg streken hedd, wat wuerd de
Siegerhuw mi Grotes broecht hebben?  So is et: Gott stoett de Minschen
in de Welt henin, datt se aewer eenanner purzeln, veele bliwen liggen,
annere stahn up, un weinige flegen hoch, aewerst keener ahnen sinen
Willen.

Un van disser voernehmen un ridderlichen Snidergeschicht is de Frag
upkamen, de man towielen upgiwt: Welke Ohrfieg is dem Gewer am besten
bekamen?



Kater Martinchen


Auf der Halbinsel Wittow auf Ruegen ist ein Dorf, das heisst Putgarten,
nicht weit von dem beruehmten Vorgebirge Arkona, wo der alte
heidnische Goetze Swantewit weiland seinen Tempel gehabt und sein
wuestes Wesen getrieben hat.  In diesem Dorfe Putgarten lebte eine
reiche Baeuerin, die hiess Trine Pipers.  Sie war jung Witwe geworden
und hatte keine Kinder, wollte auch nicht wieder freien, obgleich
viele Freier um sie warben, denn sie war ein sehr schoenes und
frisches Weib.  Das konnten die Leute nicht recht begreifen, zumal da
sie sonst immer lustig und munter war und bei keinem Tanze und Gelage
fehlte.  Denn das musste man sagen, einen aufgeraeumteren Menschen gab
es nicht als diese Baeuerin, und kein Haus hatte so viel Lustigkeit
als das ihrige.  Alle hohen Feste hatte es Tanz und Spiel bei ihr;
die Fasten wurden von Anfang bis zu Ende durchgehalten und mit
Schmaeusen, Spielen und Taenzen gefeiert, Pfingsten und am Johannistage
ward unter gruenen Lauben getanzt, und am Martinstage setzte keine
Baeuerin so viele gebratene Gaense auf, und wenn sie ihr Korn
eingebracht, wenn sie Ochsen oder Schweine geschlachtet oder Wurst
gemacht hatte, musste die ganze Nachbarschaft sich mit freuen und mit
ihr schmausen.  Kurz, diese Baeuerin lebte so praechtig, dass kaum eine
Edelmannsfrau besser leben konnte.  In ihrem Hause war alles nett und
tuechtig und fast ueber das Vermoegen einer Baeuerin zierlich.  Ebenso
lustig und tuechtig sah es auf ihrem Hofe und in ihren Staellen aus.
Ihre Pferde glaenzten immer wie die Aale, und man haette sie Sommer und
Winter als Spiegel gebrauchen koennen; ihre Kuehe waren die schoensten
und gedeihlichsten im ganzen Dorfe und hatten immer volle Euter; ihre
Huehner legten zweimal des Tages, und von ihren Gaenseeiern war nie
eines schier, sondern jedes gab ein Junges.  Weil ihr Haus lustig und
sie freigebig war, so hatte sie auch immer die schoensten und
flinksten Knechte und Dirnen auf ganz Wittow.

So lebte Trine manches Jahr, und kein Mensch konnte begreifen, wie
sie als Baeuerin das Leben so halten und durchsetzen konnte, und viele
hatten schon gesagt: "Nun, die wird auch bald vor den Tueren
herumschleichen und schnurren gehen."  Aber sie focht und schnurrte
nicht herum, sondern blieb die reiche und lustige Trine Pipers nach
wie vor.  Andere, die dies lustige Leben so mit ansahen, meinten, es
gehe nicht mit natuerlichen Dingen zu; sie habe Umgang und
Gemeinschaft mit boesen Geistern, und die bringen es ihr alles ins
Haus und geben ihrem Vieh und ihren Fruechten so wunderbaren Segen und
Gedeihen--als wenn Gott nicht der beste und einzige Segenbringer und
Segensprecher waere.  Viele wollten bei naechtlicher Weile einen
Drachen gesehen haben, der wie ein langer feuriger Schwanz auf ihr
Haus herabgeschossen sei; das sei ihr heimlicher Buhler, der haenge
ihr den Wiem voll Schinken und Mettwuerste, fuelle ihr die Kisten und
Kasten mit Silber und Gold und stehe mit am Butterfasse und helfe
buttern und gehe mit in den Stall und helfe melken.  Andere, noch
boshafter, sagten, sie selbst sei eine Hexe und koenne sich unsichtbar
machen: so schleiche sie den Nachbarn in die Haeuser, stehle aus
Keller und Speisekammer, nehme den Huehnern die Eier aus den Nestern,
melke die Kuehe und rupfe den Schafen die Wolle und den Gaensen die
Dunen aus.  Darum sei sie so glatt und glau und koenne soviele
Wohlleben ausrichten und ein Leben fuehren, als wenn es alle Tage
Sonntag waere.  Das bemerkten einige Nachbarsleute noch und
schuettelten die Koepfe dabei, dass Trine eine leidige Freundlichkeit
habe, womit sie wohl hexen koenne, und dass sie Kindern nie in die
Augen sehe, wieviel sie auch sonst mit ihnen schmeichle und kose;
denn sie habe als Hexe kein Kind in ihren Augen, und es tue ihr sehr
wehe, wenn sie den unschuldigen Kindern, die noch nichts verbrochen
haben, in ihre reinen Augen schauen muesse.

So lief allerlei Geschwaetz unter den Leuten rund, und sie fluesterten
und munkelten viel ueber Trine Pipers; aber sie konnten ihr doch
nichts anhaben und beweisen.  Sie tat all ihr Werk tuechtig vor den
Leuten, war redlich in Handel und Wandel, ging fleissig zur Kirche und
gab Priester und Kuester willig und freundlich das Ihrige und hatte
immer eine offene Tasche und einen offenen Brotkorb fuer die Armen,
wenn sie an ihre Tuere kamen.  Auch gingen die, welche ihr die Ehre so
hinter ihrem Ruecken zerwuschen, recht gern zu ihren Festen und Taenzen
und schmeichelten und heuchelten ihr.

Trine Pipers hatte auf diese Weise wohl zwanzig Jahre ihre Wirtschaft
gefuehrt, und alles war ihr immer nach Wunsch geraten.  Da bekam sie
einen bunten Kater ins Haus, und bald ging im Dorfe und in der
Nachbarschaft das Gerede: der sei es, das sei der Gewaltige, nun sei
es endlich zum Vorschein gekommen, und auch ein Kind koenne es sehen,
der trage ihr all das Glueck zu.  Denn leider sind die meisten
Menschen so, dass sie meinen, es muesse mit einem Menschen was
Heimliches oder Ungeheures sein, wenn er die Narrenkappe des Lebens
nicht gerade so traegt wie sie, und wenn er die Schellen daran nicht
ebenso klingen laesst.

Ein bunter Kater ward in Trines Hause gesehen, und kein Mensch wusste,
wo der Kater hergekommen war.  Trine laechelte und machte einen Scherz,
wenn man sie fragte, und sagte es nicht.  Einigen hatte sie wohl
gesagt, sie habe einen Bruder, der sei Schiffer in Stockholm, der
habe ihr den schoenen Kater einmal aus Lissabon mitgebracht; aber das
glaubten sie nicht.  Der Kater war gross, bunt und schoen, grau mit
gelben Streifen ueber dem Ruecken und hatte einen weissen Fleck am
linken Vorderfuss.  Da schrien die alten Weiber: "Da sehen wir's ja,
da haben wir's!  Einen dreifarbigen Kater?  Wer hat in seinem Leben
gesehen oder gehoert, dass es Kater mit drei Farben gibt?"  Trine liebte
den Kater sehr und sass manche Stunde mit ihm allein und spielte mit
ihm, der mit wohlgefaelligem Brummen seinen Kopf an ihr streichelte
und gegen alles, war ihr zu nah kam, ausprustete und aufpfuchsete:
die arme Trine ward aelter, die arme Trine hatte keine Kinder, sie
musste was zu spielen haben.  So sass sie nun manche Stunde, wo sie
sich sonst draussen in ihrer Wirtschaft tummelte, still in der Stube
und spielte mit ihrem Martinichen; denn so rief sie den Kater.
Martinichen und Mieskater Martinichen klang es in der Stube,
Martinichen klang es auf der Flur, Martinichen auf der Treppe und auf
dem Boden.  Keinen Tritt und Schritt tat sie, Martinichen war immer
dabei, und von dem Vorratsboden und aus der Speisekammer brachte er
immer seine Bescherung mit im Munde.  Kurz, der bunte Kater
Martinichen aus Lissabon war ihre Puppe und ihr Spielzeug; er stand
mit ihr auf und ging mit ihr zu Bette, ja sie ging nicht in die
Nachbarschaft, dass sie ihr Martinichen nicht unterm Arm trug;
Martinichen leckte von ihrem Teller und lappte aus ihrem Napf, er war
der Liebling, er durfte alles, keiner durfte ihm was tun: Hunde
wurden herausgejagt, die ihn beissen wollten, ein Knecht ward
verabschiedet, weil er ihn Murrkater und Brummkater, Speckfresser und
Mausedieb genannt hatte.

Dies gab Geschichten und Luegen und Maerchen im ganzen Dorfe, bald im
ganzen Kirchspiele, dann im ganzen Laendchen: Trine hiess eine Hexe,
die einen wundersamen Kater habe, mit dem es nicht richtig sei, und
vor dem man sich hueten muesse.  Das sei ein Kater, einen solchen
zweiten werde man in der ganzen Welt umsonst suchen; den ganzen Tag
tue er nichts als fressen und sich hinstrecken und sonnen oder auf
Trines Knien herumwaelzen, des Nachts liege er auf ihrem Bette bis an
den lichten Morgen, und doch finde der Knecht, wenn er morgens fruehe
zur ersten Fuetterung in den Pferdestall gehe, immer zwei grosse Haufen
toter Ratten und Maeuse vor der Haustuere aufgetuermt.  Was moege das
wohl fuer ein Kater sein, der fuer diesen feisten und glatten Faulenzer
die Arbeit tue?

Dies Gerede und Gemunkel hatte sich freilich erst draussen
herumgetrieben; dann kam es auch in Trinens Haus und zu Trinens
Leuten, und ihnen fing an, bei ihr ungeheuer zu werden.  Wenn sie mit
schmeichelnder Stimme Mieskaterchen!  Mies--Mieskaterchen!
Martinichen!  Misichen--Martinichen! rief und den knurrenden und
spinnenden Kater auf den Schoss nahm und ihm den Ruecken streichelte,
und er sich dann vor Vergnuegen kruemmte und an ihr strich und brummte,
und ihm die gruenen, umnebelten Augen im Kopfe funkelten, dann guckten
die Leute die beiden Spieler mit grossen Augen an und waeren um alles
in der Welt mit ihnen nicht lange in der Stube geblieben.  Trine
hatte sonst immer die tuechtigsten und schoensten Leute gehabt, aber
die konnten es jetzt in ihrem Hause nicht aushalten; sie zogen weg,
und sie konnte zuletzt nichts als Hack und Mack in ihren Dienst
bekommen, und auch die blieben nicht lange, und fast jeden Monat
hatte sie frische Leute.  Alle Welt glaubte nun einmal, Trine sei
eine Hexe, und keiner wollte mit ihr zu tun haben.  Auch war es mit
der alten Gastlichkeit und Froehlichkeit des Hauses vorbei und mit den
Schmaeusen und Taenzen, denn keiner wollte kommen; und Trine musste mit
ihrem Mieskater Martinichen einsam sitzen und ihre Bratgaense und
Wuerste allein verzehren.

Aber ach, du arme Trine Pipers, die du sonst so froh und froehlich
gewesen warst und alle gern erfreut hattest, wie ging es dir auf
deinen alten Tagen?  Nicht allein keine Gesellen und Gesellinnen und
Nachbarn und Nachbarinnen kamen mehr, sich des Segens zu freuen, den
Gott dir gegeben hatte, und sich mit dir zu erlustigen, sondern in
wenigen Jahren verging auch das, wovon du dich haettest erlustigen
koennen.  Die Leute kopfschuettelten und fluesterten zwar, der Kater sei
es, der sei bisher der unsichtbare Bringer und Zutraeger gewesen und
habe Scheunen, Kornboeden, Keller, Speisekammern, Milcheimer und
Butterfaesser und Geldkatzen und Sparbuechsen gefuellt; aber nun war ja
dieser Wundertaeter und Hexenmeister da, warum ging es denn nicht noch
gedeihlicher als vorher?  Warum ging vielmehr Trinens Wirtschaft von
Tage zu Tage mehr zurueck?  Die arme Trine hatte Knechte und Maegde,
wie sie kaum ein Bettlerkrug willig beherbergt haette, recht was man
Kruecken und Ofenstecken nennt; ihre sonst so glatten Pferde magerten
ab und verreckten an Rotz und Wurm; ihre Schweine und Kuehe hatten
Laeuse und gaben keine Milch mehr; ihre Schafe und Gaense wurden
Drehkoepfe, als haetten sie geheime Wissenschaft studiert; ihre Huehner
und Enten legten keine Eier und brueteten nicht mehr; ihr Feld trug
Disteln und Dornen fuer Korn und Weizen.  Kurz, Trine geriet in zwei
Jahren in die bitterste Armut: Pferde waren weg, Kuehe waren weg,
Schweine ausgestorben, Schafe geschlachtet, Tauben und Huehner vom
Marder aufgefressen, der Hund an der Kette verhungert--kein Hahn
kraehte mehr auf ihrer Haustuere, kein Bettler seufzte mehr sein Gebet
davor.  Und Trine sass allein und verlassen mit gelben, gefurchten und
gerunzelten Wangen und von Traenen und Jammer triefenden Augen und
schneeweissen Haaren in der frierenden Ecke ihres leeren Zimmers und
hielt ihren magern und in der Asche verbrannten Kater auf dem Schosse
und weinte jaemmerlich ueber den kargen Brocken, die man ihr von fern
zuwarf; denn keiner mochte ihr gern nah kommen.

So hat man sie eines Morgens gefunden tot auf dem Boden ihres
Stuebchens hingestreckt und ihren treuen Mieskater Martinichen tot auf
ihr liegend.  Die Leute haben mit Grauen davon erzaehlt.  Und die
sonst so reiche Trine, die der Kirche und Geistlichkeit immer so gern
gab, als sie noch was zu geben hatte, ist begraben, wie man Bettler
begraebt, ohne Sang und Klang, ohne Glocken und Gefolge; kein Nachbar
hat sie zum Kirchhof begleiten wollen, kein Verwandter ist ihrer
Leiche gefolgt, sie hatte ihnen ja nichts nachgelassen.  O kalte Welt,
wie kalt wirst du denen im Alter, die dann nichts haben, womit sie
sich die Fuesse zudecken koennen, und ach, auch die irdischen Maengel,
die man mit schaerferen Augen an den Alten betrachtet!

Als Trine nun tot war, erzaehlen die Leute, ist sie immer als Hexe
umgegangen und geht bis diesen Tag als Hexe um in der Gestalt einer
alten, grauen Katze, die man daran kennt, dass sie Augen hat, die wie
brennende Kohlen leuchten, und dass sie ganz entsetzlich laut spruehet
und prustet, wenn man sie jagt.  Sie wird noch alle Mitternaechte auf
der Stelle gesehen, wo ehedem Trinens Haus war, und heult dort
erbaermlich; im Winter aber, wann in den Scheunen und auf den Daechern
die wuetigen Katzenhochzeiten sind, ist sie immer voran auf der
hoellischen Jagd und fuehrt das ganze Getuemmel und miaulet und winselt
auf das allerscheusslichste.  Diese Stimme verstehen die Leute in
Putgarten so wohl, dass alt und jung gleich rufet: "Hoert!  Da ist
wieder die alte Trine!"

So ist es Trine Pipers gegangen, und so geht es vielen Menschen bis
diesen Tag.  Sie ist eine arme, elendige Bettlerfrau geworden und hat
ihren christlichen, guten Namen verloren, weil sie den bunten Kater
Martinichen lieber gehabt hat als Menschen.  Denn wenn sie auch keine
Hexe gewesen ist, so haben die Nachbarn und Nachbarinnen es doch
geglaubt, weil sie sich in ihrer unnatuerlichen und haesslichen Liebe zu
der unverstaendigen Kreatur so in des Katers Gemuet und Gebaerden
hineingestohlen und hineinvertieft hatte, dass sie Menschen nicht mehr
so suchte und liebte wie sonst.  Sie mag zuletzt auch mit
Katzenfreundlichkeit geblinzelt und mit Katzenaugen geschielt und mit
allerlei Katzenmaennchen sich gekruemmt und gewunden haben, so dass kein
Mensch und kein Vieh und also auch kein Glueck es laenger bei ihr hat
aushalten koennen und sie zuletzt mit ihrem Mieskater Martinichen ganz
allein geblieben und so im groessten Elende umgekommen ist.



Klas Avenstaken.


In dem Lande Westfalen unweit der Stadt Minden, wo es viele tuechtige
Bauern hat, lebte vor langen Jahren ein Schulze in Duemmelshusen, der
Peter Avenstaken hiess, ein Mann von Sitten und Art geduldig und
sanftmuethig und deswegen bei Freunden und Nachbarn wohl beruechtigt
und beliebt, sonst aber von grossem und reisigem Leibe und von so
gewaltiger Staerke, dass er weit und breit nur der starke Peter hiess,
und dass die Leute ihm hundert Schritt aus dem Wege gingen, wann er
boese ward; denn ward er boese, so ward er es sehr, und konnte
ueberhaupt nichts Mittelmaessiges thun.  Dieser Schulze in Duemmelshusen
hatte ein Lieblingswort, das er oft gebrauchte und das in seiner
Freundschaft und Verwandtschaft sehr alt war; denn ehrsame
Bauerschaften pflegen auf gewisse Worte, Sinnsprueche und Sprichwoerter
eben so zu halten, als Edelleute, die Fahnen und Schild fuehren, und
setzen auch einen Stolz in dem Alten.  Dieses Wort hiess Grade durch,
oder, wie sie in Westfalen sagen, Grad doer; und nach dem Worte, weil
er es so oft im Munde fuehrte, nannten manche Leute ihn auch Peter
Grad doer, was er wohl aufzunehmen pflegte.  Es war aber bei dem Worte
noch ein Aberglaube, der sich Jahrhunderte lang in der Familie
Avenstaken fortgepflanzt hatte; sie meinten nemlich, dasjenige von
den Kindern, welches sich dieses Wort vor den andern herausnehme,
werde das Tuechtigste und Gluecklichste werden; und also horchten und
merkten die Altern fruehe darauf.  Seinen Ursprung aber hatte das
Sprichwort von einer alten Geschichte, die sich mit dem Stifter des
Hauses begeben hat, der bei Minden sesshaft ward.  Dieser war ein
Schuhmachergesell Namens Klas, gebuertig aus dem Oertchen Corbach im
Waldeckischen.  Eines Tages, als er mit einem seiner Gesellen auf der
Wanderschaft war und durch den Hochwald laengs der Weser des Weges auf
Minden ging, kam ein wuethender Wolf auf ihn los.  Sein Gesell hielt
den Anlauf nicht aus sondern entlief und kletterte auf einen Baum,
Klas aber blieb festen Fusses und Auges stehen, nahm seinen Stock und
wartete des Wolfes; und als dieser auf ihn zufuhr, stiess er ihm den
Stock in den offenen Rachen und stiess so gewaltig, dass der Stock
hinten wieder herausfuhr und der Wolf alle Viere von sich streckte.
Sein Gesell fand sich nun wieder zu ihm, diesen aber pruegelte er von
sich weg als einen feigen und erbaermlichen Schaecher, und ging mit ein
paar Koehlern, welche das Abentheuer mit angesehen hatten, seines
Weges weiter durch den Wald und uebernachtete im naechsten Dorfe.  Dem
Wolf hatte er die Haut abgezogen und trug dies herrliche
Siegeszeichen auf seinem Stock, dass er sie einem Kuerschner in der
naechsten Stadt verkaufte.  Als Klas in der Dorfherberge angekommen
war, erzaehlten die Koehler den Kampf mit dem Wolfe, und alle Bauren
und Knechte und Dirnen liefen zusammen, dass sie den jungen
Schuhmacher sahen, der den Wolf mit dem Stecken erschlagen hatte, wie
Koenig David den Goliath mit dem Steinchen.  Und sie verwunderten sich
sehr, denn der Juengling sah so gewaltig nicht aus, wiewohl er stark
war; und sie wollten alle den Stecken sehen und betasten, die Dirnen
aber fassten ihn nur mit Grausen an.  Es war sonst ein ganz
gewoehnlicher Dornstock, den ein Becker in Corbach dem jungen Klas
geschenkt hatte zu seiner Wanderschaft, und er war an der Spitze
angebrannt, weil der Becker die Kohlen im Ofen zuweilen damit
umgeruehrt hatte.  Desto mehr lobten die Leute Klas und freuten sich
ueber ihn wegen der herzhaften Antwort, die er dem Schulzen des Dorfes
gab auf die Frage, wie er es denn mit dem Wolfe angefangen habe ihn
umzubringen; da habe es der Stecken wohl nicht allein gethan sondern
der Schusterpfriemen habe wohl mit beispringen muessen.  Denn Klas
sagte ihm ganz kurz: Herr Schulze, mit einem bischen Muth faengt man
alles gescheidt an, und so ist auch dieser Ofenstecken grade durch
den Wolf gegangen und hat nicht erst gefragt, ob seine Hinterthuere
auch verschlossen war.  Der Schulze wollte das uebel nehmen, und
brummte, aber die andern hiessen ihn schweigen.  Denn Klas hatte alle
fuer sich gewonnen durch sein freies tuechtiges Wesen, und besonders
nahmen die huebschen jungen Dirnen sich seiner an und trugen ihm Aepfel
und Birnen und Nuesse und Kuchen um die Wette zu und forderten ihn von
selbst auf zum Tanze, der spaeter den Abend in der Schenke begann; und
haetten sie sich nicht entsehen vor den Leuten, einige haetten ihn wohl
mit Vergnuegen geherzt und gekuesst.  Aber das geschah nicht, und Klas
selbst war noch sehr bloed; denn dies war seine erste Wanderschaft und
ueberhaupt das erste Mal, dass er in die Fremde ging.

Den andern Morgen, als die Sonne anbrach, nahm Klas seinen Stecken
und seine Wolfshaut und kam nach Minden und fand Arbeit bei einem
Meister und blieb dort.  Doch war es sein Glueck, dass er mit den
Koehlern hier in der Dorfschenke angesprochen hatte, denn eine junge
und huebsche Bauerdirne hatte sich so in ihn verliebt, dass sie Tag und
Nacht nichts anders sah und traeumte als den jungen
Schuhmachergesellen Klas und dass sie vor Sehnsucht und Liebe fast
abzehrte und ohne ihn gar nicht leben wollte.  Die Aeltern suchten ihr
das wohl auszureden, aber Liebe, die es redlich meint, ist, wie man
sagt, die unheilbarste aller Krankheiten.  Sie mussten sich also, wenn
sie ihre Tochter behalten wollten, endlich darein geben, und gingen
selbst nach Minden und suchten Klas von Corbach auf, den jeder schon
kannte von wegen seiner Wolfsgeschichte; und sie brachten den wackern
Gesellen ihrer schoenen Tochter zu, die ihr einziges Kind war, dass er
sie zum Weibe naehme und vom Tode erloesete.  Und Klas liess sich nicht
lange bitten, denn die huebsche junge Dirne gefiel ihm, und er zog zu
ihr in das Dorf, und legte Pfriemen und Ahl weg und nahm Pflug und
Spaten dafuer in die Hand und lebte als ein rechtschaffener Bauersmann
und ward nach einigen Jahren Schulze an dessen Stelle, der ueber seine
Rede gebrummt hatte.  Und von seinem Stecken nannte ihn alle Welt
Klas Avenstaken; er aber gewoehnte sich das Wort an, das andere von
ihm gebrauchten, Grad doer; denn sie pflegten im Scherze von ihm zu
sagen: Grad doer sagt Klas Avenstaken.  Und das behielten seine Enkel
und Urenkel nach ihm als ein gutes Wort, das Glueck und Muth bedeutete.

Dem Peter in Duemmelshusen waren von seiner Frau Greth Tibbeke schon
viele Soehne und Toechter gebohren, und die Greth hatte ihrem Manne
schon oft angelegen, er solle doch einen Sohn mit dem Hauptnamen in
der Freundschaft Klas taufen lassen; er hatte es aber immer verneint,
und den Buben andere Namen gegeben.  Nun geschah es, dass wieder ein
Knabe gebohren wurde und dass Peter mit Gewalt wollte, dass dieser Klas
heissen sollte, wogegen sich Greth sehr steifte, denn sie und die
Freundschaft wollten den Namen Johannes, weil er am Johannisabend zur
Welt gekommen war.  Auch sagte sie, indem sie das Kindlein in der
Wiege betrachtete: Sieh Mann, wie sanft und still der Junge aussieht!
das wird dir in der Welt kein Klas, der es mit einem Wolf aufnimmt;
aber Peter antwortete: Kikelkakel! eben deswegen soll er Klas heissen,
die Frommen sind immer die besten Helden gewesen, und die wie
Eisenfresser aussehen, beissen oft keinen Strohhalm inzwei.  Kurz, es
half der Greth kein Bitten und Flehen, kein Heulen und Schelten,
Peter war diesmal unerbittlich und sagte: Eben weil er am
Johannisabend, an einem so grossen Abend, gebohren ist, soll er Klas
heissen, und ich wette, ein tuechtiger Klas wird er werden.  Und mit
diesen Worten nahm er seine Muetze vom Nagel und setzte sie etwas
queer auf, wie er zu thun pflegte, wann er zuernte, und ging hinaus
und achtete nicht des Geschreis seiner Greth und der Muhmen und
Gevatterinnen hinter ihm her.  Und der Priester musste den Knaben Klas
taufen.  So dass die Greth, die ihren Johannes noch nicht vergessen
konnte, halb weinend und halb lachend sagte: Nein, dem Peter ist was
durch den naerrischen Kopf gefahren, wie es Hunden und Katzen zu
geschehen pflegt, die, wenn man ihnen die Jungen nimmt, dass man eines
oder zwei hegen lasse und die uebrigen ersaeufe, immer wieder dieselben
Jungen aus allen zuerst ergreifen und wieder in ihr Lager tragen, wo
es die Leute dann auch liegen lassen und aufziehen, meinend, die Alte
muesse am besten wissen, welche von ihren Jungen die besten seyen.
Ich will doch sehen, was aus diesem ausgegriffenen Klas meines lieben
Peters wird.

Und dem kleinen Klas gedieh sein Name wohl, er nahm unverzagt der
Mutter Brust und liess es sich gut schmecken, schoss in dem zweiten
Monat schon seinen ersten Zahn aus, hatte den vierten Monat schon
sechs Zaehne und genoss nebenbei schon allerlei Speise und Trank, vor
dem neunten Monat aber stand er schon auf eigenen Fuessen und richtete
sein Antlitz zum Himmel auf.  Dann nahm Peter, sein Vater, ihn auf
den Arm, laechelte seelenvergnuegt und hielt ihn der Greth hin und
sprach: Sieh, Greth, welch ein Klas!  Greth aber halb boese halb
gutmuethig antwortete: Dein Klas ist noch nicht ueber alle Berge, ich
wollte doch, er hiesse Johannes.  Und Peter setzte den Buben wieder
auf den Boden, sah zornig und ging stumm und verdriesslich aus der
Thuere.  Solche kleine Neckereien ueber das Buebchen hatte es oft unter
den beiden Eheleuten, die sich uebrigens von ganzem Herzen liebten.
Sie schadeten dem kleinen Klas auch nicht sondern er gedieh wohl,
ward breit an Schultern und Brust, warf alle Knaben seines Alters und
auch die ein Jahr aelter waren, zur Erde.

So war er im Essen, Trinken, Schlafen und Spielen fuenf Jahre alt
geworden.  Nun stellte ihn der Vater den Fruehling und Sommer schon
hinter die Gaense, und den Winter musste er in die Schule gehen und
beten und das ABC lernen.  Mit dem siebenten Jahre rueckte er zum
Schweinhirten vor und im neunten musste er schon Ochsen und Pferde
hueten.  Alles dies that er ordentlich und geschickt, so dass der Vater
Freude daran hatte.  Das Einzige, worueber Klagen einliefen, waren
Beulen, die er den Nachbarskindern schlug; Frau Greth jammerte auch
oft ueber die vielen zerrissenen Hosen und Jacken, die er mit zu Hause
brachte, nein nicht immer mit zu Hause brachte sondern zuweilen auf
den Baeumen und an den Dornen hangen liess; auch beschwerte sie den
obersten Richterstuhl des Vaters zuweilen mit Schiedsrichteramt, wann
er seine aelteren Brueder geblaeuet hatte; denn im Zorn konnte er alle
Knaben zwingen, auch die vier fuenf Jahre aelter waren als er.  Der
alte Peter freute sich gewoehnlich, wenn er in solchen
hochnothpeinlichen Halsgerichtsfaellen seinen Stuhl besteigen musste.
Der Schluss vom Liede war fast immer, dass die Klaeger und Greth ihr
Anwald wegen Unstatthaftigkeit der Gruende und Zeugen abgewiesen
wurden.  Wohlgefaellig sagte Peter dann: Ich weiss, ich habe es in
meinen Knabenjahren auch so gemacht; hat denn der Klas je den Zank
angefangen? sind die andern nicht immer die Necker? ihnen geschieht
ihr Recht, wenn er sie tuechtig abstraft.  Es ist gut, dass er sie
zwingen kann, so wird ihnen die Lust dazu vergehen.  Und er nahm dann
seinen Klas gewoehnlich und streichelte ihn und kuesste ihn und ermahnte
ihn zu aller Friedseligkeit.  Dessen bedurfte es aber in der That
nicht: Klas war einer der stillesten und freundlichsten Jungen, der
keiner Kreatur etwas zu Leide thun, am wenigsten schwaechere und
kleinere Knaben necken konnte; aber wenn er gereitzt ward, gebrauchte
er die Kraft seiner Faeuste nicht mittelmaessig.

Nicht so gut, als hinter den Gaensen, Saeuen und Ochsen ging es Klas
hinter den Baenken des Schulmeisters.  Er hatte zum Lernen wenig Lust
und Geschick und konnte es in vier Jahren kaum zum Lesen bringen;
denn was er im Winter gekonnt, hatte er im Sommer im Felde und Walde
immer richtig wieder ausgeschwitzt, so dass seine Brueder und die
Nachbarkinder in der Schule immer weit mehr gelobt wurden als er.
Doch hatte der alte Schulmeister ihn sehr lieb und gab ihm das Lob
der Sittigkeit, des Gehorsams und der Froemmigkeit.  Im Hause gab das
unter den Alten manchen kleinen Verdruss.  Peter, der ihn von allen
seinen Kindern am liebsten hatte, was er sich aber nie merken lassen
wollte, setzte sich oft allein mit ihm hin und half ihm seine Lex
zurecht.  Aber sie kamen damit doch nicht durch, Greth nannte ihn oft
ihren breiten Dickkopf, und Peter konnte es nicht wenden, er musste es
anhoeren und still dazu schweigen, ja er musste es wohl leiden, dass der
Juergen und Joachim und Christoph, seine Brueder, und die Thrine und
Therese, seine Schwestern, als geschicktere und kluegere Kinder gelobt
wurden.  Dann sagte sie zuweilen auch wohl spoettisch:--sie war sonst
eine herzensgute Frau--Peter, wir wollen doch sehen, was aus deinem
Klas wird; ich wollte, er hiesse Johannes, er waere anders geworden.
Das schlug dann dem Fasse den Boden aus, Peter nahm die Muetze und
ging auf den Hof und in den Pferdestall, dass er sich auslueftete und
wieder besaenne.  Und wann er sich besonnen hatte und wieder zurueck
kam, brummte er wohl fuer sich: Klas wird doch der beste werden.  Klas
gab nemlich ein anderes grosses Zeichen von sich, worauf der Vater
Haeuser bauete: seit seinem vierten Jahre rief der Knabe immer Grad
doer, sobald er heftig ward oder was Heftiges und Ungestuemes beginnen
wollte, besonders wenn er die Faeuste zu Schlachten ballte.  Das that
kein anderes von Peter Avenstakens Kindern, obgleich sie das Wort aus
dem Munde des Vaters oft genug hoeren konnten.  Und Peter erlebte die
grosse Freude, dass Klas vor seinem neunten Jahre im ganzen Dorfe von
Alt und Jung Klas Grad doer genannt ward und dass die Leute zu
Duemmelshusen wieder sagten: Grad doer sagt Klas Avenstaken.

Klas war zwoelf Jahre alt geworden, war fuer sein Alter ungewoehnlich
gross und stark, stand sehr grad und fest auf den Beinen, hatte einen
grossen Kopf und breite Stirn mit langen haengenden Flachshaaren, unter
welchen er aus ein paar trotzigen blauen Augen guckte.  Viele Leute
sagten, er waere ein schoener Junge, Peter, sein Vater sagte, er ist
der schoenste Junge im Dorfe, aber Greth meinte, er sey zu plump und
dick und seine Brueder seyen viel schoener.  Da kam der dreizehnte
Herbst seines Lebens, und mit dem November jenes Herbstes verschwand
Klas durch eine der wunderbarsten Begebenheiten, die ich jetzt
erzaehlen will, ploetzlich aus dem elterlichen Hause.

Peter hatte einen neuen Knecht gemiethet, der mit dem ersten November
zuzog.  Dieser hiess Hans Valentin und war schon ein aeltlicher Mann
von fuenfzig Jahren.  Der Knecht war nicht lange im Hause, so schloss
er mit den Knaben eine sonderliche Freundschaft, am meisten aber mit
Klas.  Valentin wusste nemlich viele Fabeln, Geschichten und Maehrchen
und allerlei alte laengst verschollene Leuschen*, und erzaehlte sie
abendlich nach der Arbeit den Kindern; und er ward durch seine
schoenen Geschichten bald so beruehmt, dass auch die Kinder der
Nachbarschaft haeufig in Peters Haus kamen, damit sie ihn hoerten.
Dies geschah meistens des Samstags und Sonntags Abends, wo Valentin
Zeit hatte zum Erzaehlen.  Die Buben brachten dem Valentin Aepfel und
Nuesse mit und andere schoene Sachen, und so setzte die Genossenschaft
sich in einer Ecke hin und schmauste und erzaehlte.  Das war aber das
Besondere, dass von allen Kindern keiner die Geschichten besser
behielt und lebendiger wieder erzaehlte als Klas; so dass Peter ihm oft
mit Wohlgefallen zuhorchte und schmunzelnd der Greth zurief: Hoerst
du's Greth? hoerst du's, wie der Klas der Blitzjunge erzaehlen kann?
Sie aber liess es kalt abgleiten und sagte wohl: Ja ein Klas ist er
und ein Klas bleibt er, ein rechter Maehrchenklas, aber Schulze wird
er nie werden, denn er kann ja nicht schreiben.  So sprachen die
Altern ueber Klas jeder auf seine Weise; sie merkten aber nicht, dass
mit Klas eine grosse Veraenderung vorging und dass Valentin ihn viel
lebendiger und im Herzen viel lustiger machte.  Denn die Geschichten
ergriffen den Jungen so, dass er nichts anderes sah und hoerte,
dichtete und traeumte als Hexen und Hexenmeister, Drachen und Riesen,
bezauberte Prinzessinnen und verwuenschte Schloesser.  Ja es ging so
weit, dass der Knabe manche liebe Nacht davor gar nicht schlafen
konnte, sondern oft die Augen noch offen hatte, wann der Hahn durch
seinen fuenften Krei schon verkuendigte, der Himmel wolle seine
geschlossenen Augen wieder aufthun.
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* Huebsches Wort fuer Maehrchen.
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So war Valentin mit seinen Buben bis gegen das heilige Christfest
hingekommen, wo die langen Abende und die vielen Festtage zu Spielen
und Maehrchen Gelegenheit gaben und wo alle Welt wegen der Geburt des
suessen Jesuskindleins sich mancherlei Festen und Freuden ueberliess und
wo Freunde mit Freunden und Nachbarn mit Nachbarn lustig lebten.
Valentin hatte bis auf diese froehliche Zeit seine besten Geschichten
aufgespart, er hatte den Kindern, welche nebst den Alten ihn
reichlich mit Gaben bedacht hatten, wie man zu sagen pflegt, seine
Maeusekiste aufgethan.  Von allen Geschichten aber, die er ihnen
auftischte, wurden sie am meisten erfreut durch die von dem
Pfannkuchenberge und von dem glaesernen Berge, zu welchen er mit
heller Stimme folgende feinklingende Reime zu singen pflegte:

Wer sagt mir an, wo der Pfannkuchenberg liegt,
Gespickt mit Ochsenbraten,
Mit Zucker und Marzipan gefuellt
Und Scheffeln voll Dukaten?
Glaeserner Berg, glaeserner Berg,
Wann springst du auf?
Spielender Zwerg, kuenstlicher Zwerg,
Wann wachst du auf?

Wann die Glock Zwoelfe schlaegt,
Wann der Dieb Saecke traegt,
Dann spring' ich auf;

Wann der Hahn zum zweiten kraeht
Und der Mond am hoechsten steht,
Dann wach' ich auf.
 

Diese Geschichten gefielen so sehr, dass sie wenigstens vier Tage
hinter einander immer mit neuen Ausschmueckungen erzaehlt werden mussten,
zumal da, wie Valentin wusste, die beiden Berge in der Nachbarschaft
lagen in dem hohen Forst, in welchem er den Knaben, die dort oft das
Vieh gehuetet hatten, die Eiche und Buche ganz deutlich beschrieb und
bezeichnete, die auf ihrem Gipfel staenden.  Bei Tage, setzte er hinzu,
kann man diesen Bergen freilich nicht ansehen, was sie eigentlich
sind, dann sehen sie aus wie alle andere Berge; aber um die
Mitternacht sind sie, was sie sind, der eine von dem allerklarsten
und allerdurchsichtigsten Glase, wo Mond und alle Sterne
durchscheinen bis auf den Grund, und der andere der praechtigste
Pfannkuchen, so praechtig, als er nie in einer Pfanne gebacken ist.
Die Sage geht, winkte er dann freundlich und mit leiserer Stimme, dass,
wer in den Pfannkuchenberg steigt, ein grosser Koenig wird, und wer in
den glaesernen Berg springt, ganze Saecke mit Dukaten und goldenen
Bechern und silbernen Schalen mit zu Hause traegt; aber wer hat dazu
den Muth?  Solche Leute werden nicht alle Tage gebohren.

Das Woertlein: Aber wer hat dazu den Muth? gab nun, wie es unter
Knaben zu geschehen pflegt, Gelegenheit zu vielem Necken, und sie
wetzten, drillten und foppten einander damit, und einige Wochen hoerte
man am Schluss jeder Geschichte immer durchklingen: Aber wer hat dazu
den Muth? und einige Schaelke sagten auch wohl Klas Grad doer hat den
Muth.  Und Klas zuckte es dann immer in den Fingern, und er haette sie
gewiss gebraucht, wenn der Vater nicht dabei gewesen waere; denn Peter
strafte es hart, wenn die Buben sich in seiner Gegenwart rauften.
Indessen ging das Wort und die Neckerei immer fort und auch das Wort
Klas Grad doer hat den Muth; so dass es dem Knaben endlich zu toll ward
und er bei sich selbst dachte: es ist doch auch schlecht, dass ich den
Muth nicht haben soll.  Und eines Abends, als sie wieder so
stichelten und stachelten, entfiel ihm im Zorn das Wort: ja Klas Grad
doer hat den Muth, wenn ihr den Muth habt mit dabei zu seyn; und ihr
koennt nun waehlen, was ihr wollt, ich nehme mir den Pfannkuchenberg,
worin der Koenig sitzt, wo die grosse Buche steht, und will
voransteigen als der erste, wenn ihr mitsteigt.  Und sie schaemten
sich und schrieen alle: Ja!  Ja! wir wollen mit; denn es war eben der
helle Mittag und sie daeuchten sich alle des Muthes ueberfluessig zu
haben, und hatten ihn damals auch.  Und so neckten sie sich den
ganzen Tag und Abend fort und fort, und Valentin und Peter und Greth
und die Knechte und Maegde, die es hoerten, zogen sie auf; denn sie
glaubten nicht, dass es ihr Ernst sey.  Die Knaben aber wurden dadurch
nur noch vergritzter auf ihren Vorsatz und der steife Klas hielt die
andern fest, indem er ihnen alles auf das herrlichste vormalte, wie
lustig sie dort leben und mit welchen Schaetzen und Herrlichkeiten sie
zu Hause kommen wuerden.

So war es Abend geworden, und es schlug zehn Uhr vom Kirchthurm, da
rief Klas: Frisch, Gesellen! heraus! es ist Zeit, wir haben ueber eine
halbe Meile bis zum Walde.  Und die Gesellen gingen hinaus mit ihm,
seine drei Brueder und noch fuenf andere Knaben, alle in
Sonntagskleidern und mit weissen Stoecken in der Hand; denn mit weissen
Haselstoecken soll man Geistern und Abentheuern entgegen gehen.  Und
die Alten riefen und lachten hinter ihnen her, und der Valentin
lachte am lautesten, und sie dachten: die werden keine Berge sprengen
sondern bald wieder hier seyn.

Und die Knaben strichen geschwind ueber das Feld hin, und Klas lief
allen voran, so brannte die Lust ihn, und sie kraechzeten und kakelten
und jauchzeten, wie Kraehen kraechzen, wenn man sie von den Baeumen
aufjagt, und Huehner kakeln, wenn man ihnen den Flug aufthut.  Und
alle blieben bei dem Vorsatz und waren voll Muthes, bis sie die Baeume
des Waldes sehen konnten; da wurden sie fast alle still.  Als sie
aber an den Wald kamen und die hohen Baeume rauschen und die Wasser
der Giessbaeche aus der Ferne brausen hoerten, da standen sie still, der
einzige Klas lief hinein.  Und da er die andern nicht folgen sah,
schalt er sie; sie aber achteten des nicht, sondern sagten der eine
dies der andere das, und keiner wollte mit.  Da nannte er sie feige
Memmen und rief ihnen spoettisch zu: Klas Grad doer hat den Muth, und
dann rauschte er sporenstreichs durch die Straeuche fort immer bergan.
Sie aber rauschten ueber das Feld zurueck nach Hause und machten so
geschwinde Schritte, als haette ein jeder ein Gespenst an den Fersen
gehabt.

Und Klas lief eilends seines Weges auf manchen krummen Pfaden, die er
kannte, bergauf bergab, bis er auf der hoechsten Hoehe des Forsts die
Buche nicken sah.  Da musste er auch still stehen und ihm wollte der
Muth auch fast klein werden, zumal da er wohl vier Kirchenglocken aus
der Ferne eben zwoelf schlagen hoerte.  Aber wie er ein wackerer Bub
war, so sprach er sich das Wort zu, das sein Vater ihm so oft gesagt
hatte: ein Kerl muesse nie vor einem Entschlusse umkehren, den er in
lustiger Stunde gefasst habe, und, wenn es zur That komme, sich wie
ein Hase auf die Hinterfuesse setzen; und Klas rief Grad doer! dass der
Wald wiederhallte, und so sauste er den Berg hinan.  Und er kam hin,
wo er eben die Buche noch gesehen hatte, aber sie stand nicht mehr da,
wohl aber duftete und schimmerte der schoenste Pfannkuchenberg im
Mondschein.  Und Klas bedachte sich nicht lange, that beherzt seine
beiden Augen zu, richtete sich mit beiden Fuessen auf die Zehenspitzen,
wagte den Sprung und rief: Grad doer sagt Klas Avenstaken.

Und der Sprung misrieth ihm nicht, und er glitt sanft in den Berg
hinein und sank leise und langsam hinab, als waere er gefahren, wie
man Eier im Hopfensack zu fahren pflegt.  Und es daeuchte ihm, er ward
lieblich hinabgeschaukelt und hinabgewiegt und dass er entschlief und
wundersame Traeume hatte, worin ihm sein alter Hans Valentin erschien
und ihm gar wohlgefaellig und freundlich zulaechelte.

Und als er erwachte, da war es daemmerig um ihn her, er fuehlte aber,
dass er in einem weichen Bette lag, auf so weichen und feinen Kissen,
als Greth seine Mutter ihm nie untergelegt hatte.  Und das gefiel ihm
sehr.  Aber ihn hungerte, und das gefiel ihm nicht.  Da fing es an
hell zu werden und er bedachte und besann sich ueber gestern und ueber
die vorigen Tage und sprach: Hier soll ich ja im Pfannkuchenberg seyn,
will sehen, ob Valentin mir auch was vorgelegen hat.  Und er rieb
sich die Augen auf und es ward lichter um ihn; es fiel aber nur ein
daemmerndes Licht von oben herab.  Und seine Augen freueten sich, und
sein Herz freuete sich noch mehr; denn was ward er gewahr?  Dass er
nun wirklich mitten in dem Pfannkuchenberg war und dass der alte
Valentin nicht gelogen hatte.  Denn er war nun in einem Zimmer, worin
ein Bett und ein Tisch und eine Bank war, fast wie in seines Vaters
Hause; nur alles netter und zierlicher.  Und das Zimmer war
ringsumher gar herrlich geschmueckt und verhangen.  Da waren die Waende
mit gebratenen Gaensen und Enten und Huehnern und Schnepfen und
Rebhuehnern und Wachteln und Krametsvoegeln wie mit den schoensten
Tapeten in der buntesten Mannigfaltigkeit verziert und mit Hasen und
Hirschen und Rehen in Menge, und die schoensten Schuesseln und Teller
und Messer und Gabeln hingen dabei.  Das war die eine Seite.  Und die
andere Seite war mit Kuchen ausgeschmueckt und mit Zuckerwerk und
Marzipan und mit koestlichen Fruechten, Pfirsichen, Aprikosen,
Apfelsinen, Weintrauben, Aepfeln, Birnen, Pflaumen, Nuessen und was
Zunge und Zahn sich in ihrer Luesternheit nur wuenschen moegen zu
schluerfen und zu beissen.  Und an den beiden schmaleren Enden des
Zimmers standen bluehende Baeume und Baeume voll Fruechte, und unter den
Baeumen liefen je zwei Quellen heraus: an dem einen Ende war eine
Wasserquelle und eine Milchquelle, und an dem andern Ende war eine
Bierquelle und eine Weinquelle.  Klas kuemmerte sich um zwei Quellen
gar wenig, nemlich um die Wasserquelle und die Bierquelle sondern
gebrauchte allein die Milchquelle und die Weinquelle.  Dieses ganze
Zimmer war ein Wunder, aber das groesste Wunder daran war, dass jeder
verzehrte Braten und jede verschlungene Birne oder Traube gleich
wieder an derselben Stelle wuchs, wo er sie weggerissen hatte, und
dass die Milchquelle und Weinquelle nie versiegten.  Ja ich glaube,
ein ganzes Heer Reiter und Fussvolk haette in dem Pfannkuchenberge ein
Jahrtausend essen und trinken koennen, und es waere nicht all geworden.

Und unser Klas ass und trank wie ein Kerl, ja er ass und trank
uebermaessig, und es bekam ihm doch nicht uebel.  Das geschah ihm aber
immer, dass er sogleich nach dem Essen und Trinken einschlief, so dass
man fast sagen mag, er that nichts anderes als essen, trinken und
schlafen.  Er wachte aber etwa fuenfmal des Tages auf, und dann ass und
trank er jedesmal tuechtig; die Naechte durch aber schlief er immer in
Einem fort vom Abend bis zum Morgen, ohne dass er je erwachte.  Weil
dies nun sein Leben war und sein daemmerndes Zimmer ihn an nichts
erinnerte, was er dort oben auf der Erde erlebt und gesehen hatte, so
verschwand ihm das Vergangene fast ganz aus dem Gedaechtnisse.  Nur
seines Vaters Peter gedachte er zuweilen und des treuen Valentins und
des freundlichen alten Schulmeisters; aber das war ihm auch nur wie
ein Traum.  Das aber hielt er von goettlichen und heiligen Dingen und
Gewohnheiten fest, dass er jedesmal, ehe er ass, sich kreuzete und die
Haende faltete und betete.  Er konnte aber nur Ein Gebet, das nicht
sehr lang war, und hiess:

Fuerchte Gott,
Liebes Kind,
Gott der Herr
Sieht und weiss
Alle Dinge.

Dies Gebet betete er immer sehr andaechtig.  Seine Schlafstunden bei
Tage und auch die Nacht, wo er im Bette lag, waren ein ewiger Traum,
und zwar ein sehr bunter und lustiger Traum, wo alle Valentinische
Geschichten und Maehrchen wunderbar aufblueheten und wieder tausend
andere Geschichten und Maehrchen gebahren, wo er immer mitten drinnen
war und ungeheure Thaten vollbrachte, Drachen und Riesen erschlug
eiserne und diamantene Thore zersprengte Prinzessinnen befreiete und
endlich Koenig ward.

Klas verlebte auf diese Weise, ohne dass er wusste, wie ihm geschah, in
seinem Pfannkuchenberge ein ganz vergnuegtes und lustiges Leben.  Es
war aber in dem Traume jemand da, der ihm die Geschichten erzaehlte
oder vormachte.  Dies war nicht Valentin sondern seine verstorbene
Grossmutter, die er in seinen fruehesten Kinderjahren noch in seines
Vaters Hause gesehen hatte.  Diese schien dann zu seinen Haeuptern zu
stehen oder auf den Knien vor ihm zu liegen und ueber ihm zu beten,
und erzaehlte ihm zuletzt immer Geschichten.  So hat er es in spaeteren
Jahren oft mit tiefer Bewegung erzaehlt und gemeint, wenn etwas Gutes
aus ihm geworden, so verdanke er es den stillen Gebeten dieses
frommen und von Gott erloeseten Geistes, der seinen Irrthum, womit er
in den Berg hinabgesprungen, zum Guten gewendet habe.

So waren ihm fuenf Jahre vergangen wie Ein Tag, und essend und
trinkend war er immer tiefer hinabgesunken, und das Zimmer hatte sich
mit ihm gesenkt.  Und er hatte sich gluecklich durch den zauberischen
Berg gefressen; denn durchfressen musste sich, wer hineinsprang, hatte
Valentin gesagt, anders konnte er nimmer aus dem Berge erloest werden.
Wie viel er aber in dieser langen Zeit gegessen und getrunken hat,
wer will das wohl ausrechnen?  Gewiss ist es aber nicht weniger
gewesen, als zehen der unverdrossensten Esser und Trinker nur haetten
bezwingen koennen.  Auch war es nicht verloren an ihm sondern er war
ein gar starker und reisiger Juengling geworden.  Davon wusste er aber
nichts, denn er hatte niemand, an dem er's haette versuchen koennen,
auch war kein Spiegel in seinem Zimmer, der es ihm haette verrathen
koennen.

Als nun die fuenf Jahre um waren und Klas sich unten bis an den Rand
durchgefressen hatte, und nun wieder herausfallen sollte auf die Erde,
damit sein Schicksal erfuellet wuerde, fiel er in einen tiefen Schlaf,
und ihm traeumte ein sonderbarerer Traum, als er je gehabt hatte.  Die
alte weise Frau nehmlich, die immer bei ihm sass und ihm Geschichten
erzaehlte und aussah wie seine selige Grossmutter, schien ihm sehr
traurig und gebehrdete sich, als wenn sie Abschied von ihm nehmen
wollte, ja sie sagte es ihm.  Und es daeuchte ihm, als wenn sie sehr
bruenstig und mit vielen Thraenen ueber ihm betete und ihn dann aus dem
Bette nahm und ihn wusch, wie man ein kleines Kind waescht, bis er
weiss ward wie ein Schwan, und als wenn sie ihm dann ein weisses Hemd
anzog und einen sehr zierlichen neuen Rock und neue Schuhe und
Struempfe, und dann verschwand.  Und auch ihm schien sehr traurig zu
seyn in seinem Herzen.  Und dies war wirklich kein Traum gewesen
sondern er war drinnen rein gewaschen worden und neu gekleidet vom
Haupt bis zu den Fuessen, und so war er im Traum aus dem Berge
herausgefallen.  Er hatte es aber nicht gemerkt sondern diese
Wundergeschichte verschlafen.

Weil Klas Avenstaken nun wieder auf der Erde erscheinen soll, so muss
ich erzaehlen, wie es die fuenf Jahre, wo er im Pfannkuchenberge lebte,
in seines Vaters Hause gegangen war.  Es hatte sich dort seit seinem
Verschwinden nichts Ungewoehnliches begeben, sie lebten gottlob noch
alle, die Altern und die Geschwister, und seine mitternaechtliche
Pfannkuchenbergfahrt war wirklich das einzige Ausserordentliche
gewesen, was das Haus in so langer Zeit erlitten hatte.  Es war lange
Trauer um ihn gewesen, besonders in dem Herzen seines Vaters, der es
sich aber nicht merken liess, auch in dem alten ehrlichen Valentin,
den die Mutter ueberdies wegen seiner Geschichten noch viel
ausgescholten hatte.  Es war aber seit jener Zeit alle Freude von ihm
gewichen und kein Maehrchen mehr ueber seine Lippen geklungen, und der
alte Mann, der sonst so munter und scherzhaft war, war fast stumm und
graemlich geworden.  Auch hatte er aus dem Hause und dem Dienst
weggewollt, Peter aber in seiner Gutmuethigkeit hatte es nicht
zugelassen, und gesprochen: hat der Valentin so grosses Leid mit uns
erfahren, so soll er nun auch das bischen Brod mit uns essen bis an
sein Lebensende.  Von Klas ward uebrigens fast nicht mehr gesprochen
oder doch nur leise gefluestert; die meisten Leute und auch seine
Mutter meinten, die boesen Geister seyen mit ihm abgefahren und das
Knaeblein werde in diesem Leben nicht wiederkommen.  Nur Valentin und
Peter sprachen zuweilen unter sich noch von dem Knaben, den sie beide
so lieb gehabt hatten, und hegten verschwiegen die Hoffnung, er koenne
doch noch wohl mal wiederkommen.  Die beiden glaubten auch an die
Geschichten, die sie so gern erzaehlten oder erzaehlen hoerten.  Und
siehe! ihre Hoffnung betrog sie nicht; denn Klas kam wirklich wieder.
Nun muss ich erzaehlen, wie dies geschehen ist.

Weil Wunder immer auf das wunderbarste geschehen, so begab es sich,
dass Klas gerade auf derselben Stelle, wo er einst versunken, aus dem
Pfannkuchenberge wieder in diese Welt hineingefallen war.  Das konnte
nun doch nicht anders geschehen, als dass der Pfannkuchenberg sich
umgekehrt hat, und dass die ganze Welt sich mit ihm umgekehrt hat.
Eines von beiden musste geschehen seyn, und weil es so war, deswegen
heisst es ein Wunder; denn ein Wunder ist, was jeder Mensch wohl
wissen aber doch kein Mensch begreifen kann.  Kurz und gut, als Klas
erwachte, lag er nicht in seinen weichen Betten sondern im gruenen
Grase und sah seine wohlbekannte Buche wieder und den hohen Berg,
worauf er so oft die Rinder getrieben hatte, und den ganzen Wald und
das Feld drunten, und die Doerfer und ihre Kirchthuerme kamen ihm
wieder wie alte Bekannte vor, jene fuenf im Pfannkuchenberge verlebten
Jahre aber waren ihm wie ein Traum, und es war ihm nicht anders, als
sey nur eine Nacht vergangen zwischen dem Abend, wo seine Brueder und
Gesellen von ihm liefen, und diesem Morgen, wo die Lerchen der Erde
ihn wieder wach sangen.  Es war aber ein sehr schoener Fruehlingstag,
als er sich durchgefressen hatte und wieder aus dem Berge fiel.

Klas lag nicht lange im Grase und gaffte, sondern er machte sich bald
auf und lief geschwinde durch den Wald und ueber das Feld grad auf
seines Vaters Haus zu.  Und er fand, als er in die Stube trat, seine
Aeltern und Geschwister und den Valentin alle um den Tisch stehend,
die eben die Haende zum Gebet gefaltet hatten; denn sie wollten
fruehstuecken.  So trat er unter sie.  Er war aber sehr gross und schoen,
beinahe eines halben Kopfes hoeher als Peter, der auch kein kleiner
Mann war, und er hatte schoene neue Kleider an.  Und deswegen sahen
sie alle auf und verneigten sich vor ihm, denn sie meinten, er sey
ein Fremder.  Er aber fiel Vater und Mutter und Schwestern und
Bruedern um den Hals und herzte und kuesste sie, und sagte: ich bin Klas
und bin wieder aus dem Pfannkuchenberge gekommen; und auch den alten
Valentin, seinen sehr lieben Freund, kuesste er recht herzlich.  Und
sie erkannten ihn nun wieder an manchen Zeichen, und erstaunten sehr
und freueten sich, dass er so gross und huebsch geworden.

Als nun aber das erste Erstaunen vorbei war, da wollten alle wissen,
wie es ihm gegangen war in den fuenf Jahren und drei Monaten, die er
weg gewesen; und das ganze Dorf war herbeigelaufen, dass sie Klas
Avenstaken saehen, und das erste Wort war immer: Nun lieber Klas,
erzaehle uns, wie ist es ergangen? und wie sieht es in dem
Pfannkuchenberge aus?  Er wusste ihnen aber nicht viel zu sagen,
sondern es kam alles dunkel heraus wie Traeume und
Gespenstergeschichten; so dass einige ihn mit erschrockenen Augen
anguckten, als sey es nicht geheuer mit ihm und als treiben schlimme
Geister in ihm ihr Spiel, andere wohl hie und da fluesterten: der Klas
luegt, er ist nicht in dem Pfannkuchenberge gewesen, er ist von seinen
Aeltern gelaufen und ist nun wiedergekommen, und der schlaue Schulze
hat die ganze Geschichte erfunden, dass er seine Schlappe bemaentele.
Die meisten indessen hatten Glauben zu dem Abentheuer und fanden
recht grossen Gefallen an der Erzaehlung, wie sein Zimmer mit Braten,
Kuchen und Fruechten tapeziert gewesen, und wie der Milchborn und
Weinborn immer im Flusse gewesen: und das glaubten sie wohl, denn sie
sahen seinen starken und schoenen Gliedern und seinen rosenrothen
Wangen und funkelnden Augen wohl an, dass er die Zeit nicht gehungert
hatte.  Seine Mutter aber war die erste, die ihn voll Ungeduld nach
den Saecken mit goldenen Dukaten fragte und ob er keine mitgebracht
habe?  Als er nun antwortete, da muesse der Valentin sich in der
Geschichte versprochen haben, denn von Gold und Silber habe er in dem
Pfannkuchenberge auch kein Proebchen gesehen, da kopfschuettelte sie
und meinte, er habe die fuenf Jahre eben so gut zu Hause bleiben und
die Wirthschaft mehren und an ihrem Tische essen koennen: denn was
helfe es ihm nun, dass er Fasanen und Waldschnepfen gegessen und den
koestlichsten Wein geschluerft habe? ohne Geld, moege er sich nur nicht
einbilden, dass ein Mensch Koenig werden koenne, was der einfaeltige
Valentin ihm vorgefabelt habe.  Denn Valentin bekam bei Gelegenheit
immer sein Seitenhiebchen mit ab.  Und soll ich nun die Wahrheit
sagen, so lautet sie so: Die ersten Tage waren die Leute im Dorfe
ausser sich ueber Klas und stuermten Peters Haus fast, die ersten Wochen
verwunderten sie sich sehr, die ersten Monate sprachen sie viel davon,
und nach einem Jahre war die Geschichte von den meisten schon wieder
vergessen.  Die aber immer noch viel von der Geschichte sprachen, das
waren die jungen Dirnen, denn ihnen gefiel Klas ueber alle Maassen, und
wo sie es sagen durften, riefen sie fast einstimmig: Klas Avenstaken
ist doch der schoenste Junge im Dorfe.

Klas war in seinem achtzehnten Jahre und fand sich wieder auf der
Welt, wie er wohl wusste.  Er machte sich ruestig an die Arbeit, denn
dazu hatte er Sehnen und Knochen, und ging mit seinem Vater pfluegen
und saeen, Steine brechen und Holz hauen, Gras und Korn maehen, und
that all sein Werk still und bescheiden und schaffte so viel als drei
andere.  Und der Vater hatte ihn immer sehr lieb und auch der alte
Valentin freute sich an ihm.  Auch die Mutter freute sich seiner
schoenen Jugend und Gestalt, was Muetter und Weiber nicht lassen koennen,
und schmunzelte oft, wenn die Nachbarinnen ihn wegen seiner Schoene
lobten; aber im Ganzen war er ihr doch nicht zu Sinn und daeuchte ihr
zu still und zu einfaeltig und nicht so geschickt und anstellig, als
ihre andern Kinder.  Und wirklich viele Worte konnte Klas nicht
machen, ja er war viel stiller geworden, denn er als Knabe gewesen;
auch hatte er in den fuenf Jahren, die er in dem Berge gesessen, gar
nichts zugelernt sondern schier alles vergessen, was er aus der
Schule mitgebracht hatte; so dass er nichts weiter wusste als sein
einziges kurzes Gebetchen.  Doch wusste die Greth mit Grunde nichts
auf ihn zu sagen: er war gehorsam und demuethig in aller Arbeit, ging
fleissig mit andern Christen zur Kirche und hielt alle heiligen Tage
und Feste sittiglich und andaechtiglich mit, und hatte bei
jedermaenniglich Liebe und ein gutes Geruecht.  Das Einzige, was sie an
ihm tadelte und mit Recht tadeln konnte, war, dass er abendlich und
naechtlich viel ausser dem Hause war.  Denn das konnte er nicht lassen,
besonders an Sonntagen und Festtagen.  So wie die Sonne unterging,
musste er in Feld und Wald spazieren, und oft besuchte er dann auch
den Berg, wo er sein Abentheuer gehabt hatte, und sass unter der
gruenen Buche und traeumte die lustigsten Traeume des Pfannkuchenberges
noch einmal und kam gewoehnlich stummer und in sich gekehrter zu Hause,
als er ausgegangen.  Wenn Greth ihn nun darueber auch nicht schalt,
so musste es der Peter entgelten, wenn er den Klas lobte.  Sie brummte
dann wohl fuer sich hin: ja was ist denn dein Klas? was hat ihm die
ganze Bergfahrt gefrommt, wovon man so viel Geschrei macht?  Reicher
ist er nicht geworden, klueger wahrhaftig auch nicht, unser Speck und
Brod haette ihn eben so stark machen koennen, und er haette uns noch
Geld dazu verdient.  Er ist als der bloede und stumme Dickkopf
wiedergekommen, als welcher er weglief.  Dein Klas ist der Klas
geblieben.  Solche Reden musste Peter oft hoeren und verschlucken, und
graemte sich und durfte kein Wort dazu sagen.  Doch in seinem Herzen
daeuchte es ihm alles anders, und er und Valentin liessen den Gedanken
nicht fahren, der Klas muesse noch ein rechter Bidermann werden.

So waren wieder drittehalb Jahre vergangen und Klas war an Schenkeln
und Schultern noch staerker und wo moeglich noch schoener geworden, und
fuellte sein zwanzigstes Jahr.  Da begab sich, was sich begeben sollte,
damit er aus dem Bauerkittel herauskaeme und zu den hohen Ehren
gelangte, wozu Gott ihn hatte gebohren werden lassen.

Er war mit seinem Vater in den Wald gegangen Holz zu faellen.  Sie
hieben an zwei verschiedenen Seiten einige hundert Schritt von
einander, so dass sie nur den Schall ihrer Aexte hoeren konnten und
nichts weiter.  So mogten sie wohl einige Stunden gearbeitet haben,
als Klas mit Einem Male von der Stelle her, wo Peter hieb, ein
klagendes Aechzen hoerte.  Er liess seine Arbeit und lief sporenstreichs
hin und sah, wie vier Maenner in gruenen Roecken seinem Vater die Haende
auf den Ruecken gebunden hatten und ihn mit Pruegeln forttrieben.  Da
ergrimmte er, sprang hinzu, riss die Bande los, stiess die Maenner weg
und fragte sie, aus welcher Macht sie das thaeten.  Sie antworteten
ihm, er komme in guter Stunde, und ihm werde bald dasselbe geschehen;
denn sie beide seyen Holzdiebe und hauen nicht auf ihrem Grunde
sondern es sey des gnaedigen Herrn Wald.  Es waren aber diese Viere
Jaeger des Grafen, dem das Land gehoerte, doch war der Wald, wo Peter
und Klas Holz faellten, nicht des Grafen eigener Wald sondern eine
Almend des Dorfes Duemmelshusen.  Und sie wortwechselten noch viel mit
einander; als die Jaeger sich aber unterstanden den Alten wieder zu
binden und auch den Klas binden wollten, da kam der Zorn ueber ihn und
er rief mit gewaltiger Stimme Grad doer! und hieb mit der Axt um sich,
und hieb sie alle vier nieder, dass auch kein Lebenszeichen in ihnen
blieb.  Seinen Vater aber troestete er des Schimpfes, und ging mit ihm
zu Hause, wo er jedermann offen erzaehlte, was sich zwischen ihm und
den Jaegern des Grafen im Walde begeben hatte.

Es ward ihm und seinem Vater aber nicht so geglaubt, sondern es hiess,
er habe die Jaeger gewaltsam angegriffen und gefaellt.  Und der Graf
sandte viele hundert Mann mit Spiessen und Stangen nach Duemmelshusen,
dass sie den Klas einfingen und ins Gefaengniss fuehrten.  Und Klas
entwich nicht, wiewohl er es gekonnt haette, und weigerte und wehrte
sich nicht, sondern liess sich ruhig wegfuehren.  Denn er sprach bei
sich: Der Obrigkeit soll man gehorchen und unterthan seyn, und Gott
wird Recht und Unschuld wohl ans Licht bringen.

Und als er in die Stadt kam, wo der Graf wohnte, nahmen sie ihn und
legten ihm Haende und Fuesse in Eisen wie einem Missethaeter und warfen
ihn in ein dunkles Gefaengniss, wo weder Sonne noch Mond hineinschien,
und hielten ein strenges Gericht ueber ihn und verdammten ihn zum Tode,
als der des Landes Frieden gebrochen und schweren Mord begangen
haette.  Und alsbald liess der Graf, der ueber den Tod seiner Jaeger sehr
erzuernt war, einen neuen Galgen bauen vor den Thoren der Stadt
fuenfzig Ellen hoch, woran Klas Avenstaken gehaengt werden sollte.  Und
es waren viele tausend Menschen aus allen Enden herbeigelaufen den
Tag, als er gehaengt werden sollte; denn sein Geruecht war weit
erschollen wegen seiner Staerke und Schoenheit, auch hatten die Leute
sich das Maehrchen von dem Pfannkuchenberge wieder erzaehlt und es mit
vielen neuen Wundern vermehrt.

Und als die Sonne des Morgens aufging, wo Klas als ein armer Suender
sterben sollte, ward er aus dem Stadtthore hinausgefuehrt, und trug
seine schweren Ketten so leicht, als waeren es Strohhalme gewesen, und
schritt wohlgemuth und festen Angesichts daher; denn er hatte recht
andaechtig gebetet und troestete sich Gottes, da er sich keiner
schweren und freiwilligen Schuld bewusst war.  Und der Juengling
daeuchte den Leuten schoener als je und aller Augen flossen in Thraenen
ueber dass ein so schoenes junges Blut sterben sollte; besonders aber
jammerten die Weiber und Jungfrauen, deren Herz von Natur mitleidiger
ist, und manche dachte wohl: koenntest du ihn vom Galgen loesen, du
naehmest ihn gleich zum Mann und schaemtest dich nicht.  Als aber Klas
unter den Galgen gefuehrt ward und die Priester mit dem Kreuze in der
Hand um ihn her standen und zu ihm sprachen und geistliche Lieder
sangen und die Henker die Leiter und Stricke zurecht machten, da ward
das Weinen ein lautes Schluchzen und Heulen und Schreien rings um das
Hochgericht.  Unter andern war auch eine schoene junge Frau da, welche
sich durch den Haufen gedraengt hatte und dem Klas grade gegenueber
stand, so dass sie ihm ins Gesicht schauen konnte.  Diese rief so laut,
dass alle Leute es hoerten und er es auch hoeren konnte: O thaete dieser
doch nun den Schergen und Henkern, wie Simson den Philistern und
zerbraeche seine Bande!  Und Klas fiel die Geschichte von Simson aus
der Schule wieder ein, und er dachte: versuchen kannst du es wohl, ob
es Gottes Wille waere.  Und er raffte seine Glieder zusammen und
spannte seine Sehnen und rief voll Zorns Grad doer! und die eisernen
Ketten sprangen, als waeren es Rohrseile gewesen, und er stuermte durch
die Henker und Schergen und durch alles Volk hin und warf links und
rechts alles mit den maechtigen Faeusten nieder.  Das Volk aber
jauchzte und schrie: Grad doer, Klas! und Klas lief wie ein Hirsch,
der mit seinen Beinen spielt, ueber das Feld hin in den Wald, und die
ihm zu Fuss und zu Pferde nachjagten, konnten ihn nicht einholen.  Die
Henker aber, ergrimmt, dass sie so ihre Beute verloren hatten, griffen
die schoene junge Frau, die den simsonischen Wunsch ausgesprochen
hatte, und meinten, sie koennten sie nun haengen.  Aber das Volk schrie
laut dagegen und die Priester schalten sie, da die Frau es ja nur aus
menschlicher Barmherzigkeit mit einem armen Suender gesprochen habe,
und der Graf, der auf das Getose und Getuemmel wegen Klasens Flucht
herbeigekommen war, befahl, dass sie die Frau wieder frei liessen; und
so geschah es.  Es war aber ein gewaltiges Jauchzen und Frohlocken
unter allem Volke, dass Klas so entronnen war; denn dass sie ihn wieder
fangen wuerden, glaubten sie nicht.  Auch fingen ihn nicht wieder, die
ihm nachgejagt waren; ich glaube auch nicht, dass sie besonders grosse
Lust gehabt hatten, sich an ihn zu machen.  Denn sie hatten gehoert,
wie er jenen vier Jaegern gethan hatte, und sie hatten eben gesehen,
was seine Knochen und Sehnen vermogten und wie Schergen und Henker
und alles Volk, das ihm im Wege stand, unter seinen Faeusten
hingestuerzt waren.  Auch in Duemmelshusen hoerten sie bald, was unter
dem Galgen geschehen war, und freueten sich; und die Altern und
Geschwister richteten sich wieder auf aus dem Elende und der Schmach,
und Peter faltete die Haende und betete: Gott du bist gerecht, Klas
ist kein Moerder, er hat sich fuer mich und sich nur ungerechter Gewalt
erwehrt.

Als Klas in den Wald gekommen war, wo keine offene Strassen waren,
lief er nicht mehr sondern ging sachte und hoerte seine Jaeger und
Verfolger ruhig um sich her tosen.  Er hatte sich schon einen
tuechtigen knotigen Ast von einer schmeidigen Eiche gebrochen und
zurecht gemacht, und dachte: Lass sie nur kommen, zehen und zwanzig
von ihnen thun mir's nicht, wenn Gott nicht wider mich ist.  Sie
laermten und toseten und getuemmelten aber gewaltig mit Hunden und
Pferden durch den Wald, aber auf ihn stiess keiner; und er ging seines
Weges fort, bis es Nacht ward.  Da nahm er Herberge bei einem Koehler.
So ging er noch einen Tag fort, da gelangte er auf das Blachfeld,
das zwischen der Weser und Elbe hinstreicht bis ans Meer, und er
dachte: hier musst du dich mehr in Acht nehmen, weil sie in hellen
Haufen hinter dich her setzen koennen.  Daher schlug er abgelegene
Wege ein durch Waelder und Suempfe und kehrte meistens ein bei einsamen
Leuten, bei Hirten, Koehlern und Muellern im Walde.  Und als der fuenfte
Tag anbrach, da sah er zum ersten Mal in seinem Leben das Meer und
erstaunte ob der Gewalt und Pracht und fiel auf sein Angesicht und
betete und dankte Gott, dass er ihm bis dahin geholfen hatte.  Das
wusste er aber noch nicht, was das Meer aus ihm machen sollte.

Klas war an der Elbe angelangt in der Gegend, wo sie bald ins Meer
faellt und sehr breit ist, und ging laengs ihrem Strande hin auf
Schiffe zu, die er in der Ferne liegen sah.  Es war eben die Zeit der
Ebbe und der Strand gar flach.  Er wusste aber nichts von Ebbe und
Fluth; denn was wissen die Leute, die in Berg und Wald wohnen, vom
Meer?  Und er war einige Stunden am Strome so in Gedanken
fortgeschlendert und hatte nicht gemerkt, dass das Wasser zunahm.  Es
fing aber die Fluth wieder an und wuchs bald mit so jaehlicher Gewalt,
dass er in einem Augenblick rings mit Wasser umflossen war, das ihm
bis ueber den Guertel stieg. Da lief er was er konnte den Schiffen zu,
die nun nicht mehr fern waren, und stuetzte sich an einer langen
Stange, die an ihm hinschwamm und die er ergriff.  Aber das naechste
Schiff, wozu er gelangte, lag auf der Tiefe, wohl zwanzig Schritt vom
Lande.  Und Klas nahm seine Stange und schwang sich daran empor und
rief Grad doer! und schnellte sich fort und sprang ploetzlich mitten
auf das Schiff hinab.  Die Leute aber, die unten im Raum waren,
erschracken ueber den Knall, den seine Fuesse gaben, und kamen auf das
Verdeck herauf; denn es hatte geknallt, als haette das Gewitter
eingeschlagen.  Und sie erstaunten, als sie den grossen und
stattlichen Mann mit der Stange darauf stehen sahen, und fragten ihn,
ob er komme, als Freund oder Feind als Heide oder Christ.  Als er
ihnen bejahet hatte, dass er beides als Freund und als Christ komme,
so schuettelten sie ihm alle nach einander die Hand, und bald brachte
ihm einer eine grosse Schale voll Meth und hiess ihn trinken; und er
trank, und jeder von ihnen trank der Reihe nach auch.  Und das sollte
ein Zeichen des Friedens und der Bruederschaft seyn.

Es waren wohl fuenfzig Maenner auf dem Schiffe, starke grossgliedrige
Gesellen, von wildem und rauhem Ansehen.  Klas hatte in seinem Lande
dergleichen nie gesehen und haette sie wohl fuer Raeuber und Unchristen
gehalten, wenn an dem Maste nicht das Zeichen des Kreuzes eingehauen
und die Flagge nicht wie ein Kreuz ausgeschnitten gewesen waere.  Und
sie waren allerdings Christen, aber Raeuber waren sie auch.  Das
sagten sie ihm bald unverholen, nachdem er ihnen einen Theil seiner
Geschichte erzaehlt hatte und durch welche simsonische Kuehnheit er dem
Galgen entlaufen war.  Sie hatten ihn anfangs barsch angesehen, als
ob sie ihm nicht traueten; aber die wilden Gesichter wurden immer
freundlicher, je weiter er in seiner Erzaehlung vorschritt.  Und als
er geendigt hatte, trat derjenige unter ihnen zu ihm, der als der
vornehmste aussah und in der That ihr Hauptmann war, schuettelte ihm
die Hand, umhalste ihn und sprach: Willkommen Klas! solche Leute
koennen wir brauchen, du sollst hinfort unser Stallbruder seyn auf
Leben und Tod und Ehre und Beute mit uns theilen.  Und der Hauptmann
erzaehlte ihm, sie seyen friesische Maenner von den Inseln und Kuesten
und leben meist vom Raube, den die See gebe und das Heidenland, aber
Christen lassen sie unangetastet.  Als Klas das Letzte hoerte, schlug
er getrost ein und liess es sich gefallen mit ihnen zu ziehen, wiewohl
sie ihm etwas greuliche Leute zu seyn daeuchten.

Sie lagen noch wohl zehen Tage da vor Anker am Ufer des Stroms, weil
der Wind aus Westen wehete, und Klas lernte sehr bald, wie man das
Schiffsgeraeth und Ruder und Segel handhaben muss, denn er war sehr
gewandt.  Er ward nun auch gewaffnet nach Seeraeuberart; sie nannten
sich aber nicht Seeraeuber sondern Meerfahrer oder Wikinger.  Bald
stand Klas in voller Wagenruestung wie ein Wikinger da.  Er trug aber,
wann er in voller Ruestung war, einen Kettenpanzer, einen eisernen
Helm und einen runden Schild mit Buckeln, und fuehrte in der Rechten
eine scharfe Streitaxt und an der linken Seite ein kurzes breites
Schwerdt; Speere aber zum Werfen und Stangen zum Schlagen und Stossen
lagen im Schiffe genug, die jeder auf seine Weise gebrauchen mogte,
wann der Feind angriff.  Auch hatte es maechtige Stahlbogen und Pfeile
in Menge, und damit wusste Klas wohl umzugehen, weil er die letzten
Jahre mit seinem Vater oft auf die Jagd ausgegangen war.  Er spannte
aber den staerksten Bogen so leicht, dass seine Gesellen erstaunten;
denn selbst der Hauptmann, der unter ihnen fuer den staerksten galt,
konnte ihn nur zuweilen aufziehen.  Als er ihnen vollends den Sprung
noch einmal machte, den er mit der Stange von dem Ufer auf das Schiff
gethan hatte, da jauchzeten und frohlockten sie und meinten, dieser
Kaempfer solle manchem Heiden noch wohl den Dampf* thun.
--------------------------
* Dampf: Fall, Sturz von dem Worte Daempfen Niederschlagen.  Schwed.
daempa: niederschlagen, dimpa: niederfallen.
--------------------------

Den zehnten Tag hatte der Sturm aus Westen abgewehet, und es blies
ein frischer Suedost auf, und sie hisseten die Segel und liessen das
Schiff auf die blaue Tiefe laufen gegen Westen und steuerten gegen
die Inseln der Heiden hin.  Und es gab manchen heissen Kampf zur See
und an den Kuesten und manches Heidenschiff ward erstiegen und die
Heiden wurden wie tolle Hunde erschlagen oder gefangen, und sie kamen
mit reichem Gold und Silber heim und verkauften den Raub und die
Gefangenen.  Und Klas hatte sich schon einen Namen gemacht auf der
See; denn wenn der Streit begann, rief er Grad doer! mit so gewaltiger
Stimme, dass den Feinden sogleich der Muth entfiel und den Freunden
wuchs und sie fast immer leichten Sieg gewannen.  Und der Hauptmann,
obgleich er dem Klas seine Staerke und seinen Kriegsruhm fast
beneidete, hatte sich doch die Bitte der meisten seiner Leute
gefallen lassen, dass sie auf dem Spiegel des Schiffes einen hohen
Mann mit einer langen Stange machten, aus dessen Munde die goldenen
Buchstaben Grad doer weheten.  Und Graddoer ward das beruehmteste Schiff
in der Nordsee und Ostsee und weithin in dem Nordwesten bei den
Inseln der Heiden.  Und es kamen die besten Kaempfer verliessen ihre
Schiffe und traten zu dem Hauptmann des Graddoer ueber; und sechs
Monate nach dem Tage wo Klas darauf gesprungen war, hatte er statt
der fuenfzig Kaempfer wohl ueber zweihundert, und wuchs an Ehre und
Furcht und Reichthum, dass es nicht zu beschreiben ist.

Man kann nicht sagen, dass dieses wilde und unstaete Leben dem Klas
sonderlich gefiel, aber er liess es sich gefallen.  Das frische
Element des Meers und die kuehnen Geister, die aus ihm brausen und
wehen, behagten seiner Jugend wohl, und frische muthige Thaten
erquickten ihm Seele und Leib, und Heiden bekaempfen und daempfen
daeuchte ihm eben keine Suende, zumal da sie als arge und blutdurstige
Raeuber die Inseln und Kuesten der Christen ueberfielen und
auspluenderten und die Menschen als Sklaven wegfuehrten und in das
fernste Elend verkauften, und da sie auch alle christliche Schiffe
anfielen und verdarben, deren sie maechtig werden konnten.  Er schien
gegen solche in einem guten Streite zu streiten.  Auch hat es nicht
gar lange gewaehrt, so ist Klas Hauptmann des Schiffes Graddoer
geworden.

Sie waren im zweiten Jahr seiner Seefahrt aus Westen hinaufgesegelt
hoch gegen Norden und landeten den vierzigsten Tag ihrer Fahrt nach
manchem harten Strauss, den sie mit Feinden und Stuermen bestanden
hatten, auf einer kleinen Heideninsel, die von einigen Hundert
Menschen bewohnt war, welche in aermlichen Huetten wohnten und, wie es
schien, von den Seevoegeln und Fischen lebten.  Als sie ans Land
stiegen, kamen diese ihnen friedlich und freundlich entgegen, trugen
gebratene Fische in Schalen und hielten die Methkanne hin; Waffen
aber trug kein einziger von ihnen.  Da liess der Hauptmann aufblasen
zum Angriffe, und ermahnte die Kaempfer mit schallendem Gelaechter, dass
sie die Maenner niederhauen und mit den Weibern thun moegten, wie sie
geluestete.  Und sie ruesteten sich, jene Armen aber entflohen mit
jammervollem Geheul zu ihren Huetten.  Als nun die Maenner dem
Hauptmann gehorsam anlaufen wollten, da sprang Klas ploetzlich vor,
zueckte seine Axt und rief Halt!  Zugleich entbloesste er sein Haupt vor
dem Hauptmann und bat, ja flehete ihm, dass er so schwere Schuld nicht
auf sich laden wolle und so heilloses und unchristliches Werk nicht
ueben lasse gegen wehrlose Maenner und Weiber; denn wenn sie auch
Heiden seyen und von dem lebendigen Gott und von dem Heilande und der
Erloesung nichts wissen, so seyen die doch viel aergere Heiden, die
solches thun koennten.  Der Hauptmann aber hoerte ihn nicht an sondern
ergrimmte und befahl den andern, dass sie Klas als einen Aufruehrer
fingen und baenden.  Klas aber staemmte sich auf seine Streitaxt, sah
zornig um sich und sprach: wer wagt's?--und sie standen und keiner
wagte es.  Da befahl der Hauptmann zum zweiten Male, und es entstand
Gemurmel unter dem Volke, und einige schritten vor, als wollten sie
an Klas Haende legen.  Klas aber ward nun von seinem Zorn und von
seiner Macht gefasst und schrie Grad doer! und sprang mit seiner
gezueckten Axt auf den Hauptmann, der vergebens seine Wehr aufhob, und
spaltete ihm den Kopf mitten durch, und rief: Der ist bezahlt und hat
seinen verdienten Lohn; wer ein Christ ist, her zu mir!  Und ueber die
Haelfte der Maenner traten zu ihm ueber, die andern aber ergrimmten um
den erschlagenen Hauptmann und griffen zu den Waffen, als wollten sie
seinen Tod raechen.  Klas aber schrie abermal Grad doer! und sie
standen wie vom Blitz in dem Boden festgeschlagen.  Dann vermahnte er
sie und die andern zum Frieden und belehrte sie, wie der Hauptmann
Unmenschliches und Unchristliches befohlen habe, wie Christen
geduldig, sanftmuethig und barmherzig seyn muessen und ihre Haende nicht
mit unschuldigem Blut beflecken duerfen, und wenn es auch Heidenblut
sey; denn Gott sey auch der Heiden Vater und Schoepfer.  Und es liefen
den eisernen Maennern, als sie die Worte hoerten, Thraenen ueber die
rauhen Wangen und sie sprachen: Der Hauptmann ist durch Gott gefallen
und durch dich, und riefen alle einstimmig: Klas du sollst unser
Hauptmann seyn!  Und er liess es sich gefallen und ward nun Hauptmann
ueber zweihundert Maenner.

Und es erschien bald, wie sie recht gethan hatten.  Klas hatte das
wilde und rohe Wesen, das bisher unter ihnen gegolten hatte, wohl nie
geliebt noch selbst mitgemacht, aber er hatte es doch an den andern
dulden muessen, wiewohl solche Graeuel von ihnen nie begangen waren,
als der Hauptmann jetzt gegen die armen waffenlosen Menschen auf der
Heideninsel befehlen wollte.  Als er nun selbst Hauptmann geworden,
fuehrte er eine recht strenge christliche Zucht ein und stiess ohne
Erbarmen alles von seinem Schiffe aus, was sich ihr nicht fuegen
wollte.  Das war aber sein erstes Gesetz, dass ohne Gnade an dem
Mastbaum baumeln musste, wer einen unbewehrten Mann mit dem Eisen
verletzte oder ein Weib vergewaltigte.  Er fuhr aber noch immer gegen
die Heiden, saeuberte das Meer von ihren Raubschiffen und erloesete
viele Christen aus der Gefangenschaft; auch hat er an vielen Orten,
die sonst heidnisch waren, das heilige Kreuz als das Heil der Welt
gepflanzt und durch seine Gerechtigkeit und Milde viele Heiden zum
Christentum gefuehrt.  Und sein Name ist so gewachsen, dass die
tapfersten Maenner sich zu ihm gesellten und unter ihm auszogen und
dass er im zweiten Jahre seiner Hauptmannschaft auf zwanzig Schiffen
schon fuenftausend Kaempfer hatte.  Denn seine Redlichkeit und
Gottesfurcht war gross und seine Tapferkeit gefuerchtet und seine
Staerke unueberwindlich; denn gegen den Hieb seiner Axt oder den Stoss
seiner Stange hatte kein Schmied Schild und Panzer schmieden koennen.

Als nun das vierte Jahr seiner Seefahrt und das zweite Jahr seiner
Hauptmannschaft war, hatte er eine Fahrt nach Island gemacht, war
aber durch einen gewaltigen Nordwind zurueckgetrieben und ward gegen
die Ostkueste einer grossen Halbinsel verschlagen, welche Juetland
heisset.  Diese Halbinsel war zu jener Zeit halb heidnisch und halb
christlich, und es hatte sich vor wenigen Monaten begeben, dass der
Heidenkoenig den Christenkoenig geschlagen und erschlagen und alles
Land ueberfahren hatte.  Auch hatte er bald das Schloss des
christlichen Koenigs und dessen Frau und Tochter, die darin waren,
gewonnen.  Die gefangene Koenigstochter war aber die schoenste
Prinzessin in allen Landen weit und breit.  Diese wollte der
Heidenkoenig zwingen, dass sie sein Gemal werden und ihm das Koenigreich
zubringen sollte, als habe er es mit gerechter Hand erworben.  Und er
dachte in seinem stolzen Sinn: sie wird thun und seyn wie andere
Weiber und sich freuen, dass der Vornehmste bei ihr schlafen will und
der Koenig im Lande ihr Mann heisst.  Aber sie that und war ganz anders,
und weigerte sich standhaft, und da er nicht abliess und zuletzt
hochmuethig draeuete, da schalt sie ihn einen wilden Wuetherich und
einen heidnischen Bluthund.  Und er ergrimmte darueber so sehr, dass
alle seine heissen Flammen ploetzlich erkaelteten, und er schwur, sie
solle fuer die Schmach eines greulichen und quaalvollen Todes sterben.
Und er liess einen grossen Scheiterhaufen aufthuermen auf offenem Felde
unweit dem Schlosse, worin er die Prinzessin gefangen hatte; darauf
sollte sie gleich einer gemeinen Missethaeterin verbrannt werden.

Nun begab es sich durch Gottes Schickung, der dem Boesen nicht seinen
Willen lassen wollte, dass Klas mit seinen meisten Schiffen aus Noth
hier jenen Morgen grade landete, als die Hinrichtung der
ungluecklichen Prinzessin geschehen sollte.  Die Menge Menschen, die
um das Schloss und an dem Strande und auf dem Felde rings herum
toseten und wimmelten, der Schimmer und das Geklirr von Wagen und der
Schall von Trommeln und Pauken machten ihn aufmerksam, und er
erkundigte sich bei einem der Umstehenden, der ein Christ war, nach
der Ursache des Gewimmels und Getuemmels der Menschen und der vielen
Kriegsleute.  Jener aber erzaehlte es ihm alles und wie die Prinzessin
in einer halben Stunde werde herausgefuehrt und jaemmerlich auf dem
Scheiterhaufen verbrannt werden, und wie sie nicht zu erretten sey
vor der heidnischen Wuth, denn der Heidenkoenig habe mehr als
zehentausend Kriegsleute bei sich, die sie zum Feuertode geleiten
sollen.  Und der Mann fing an bitterlich zu weinen, als er den Jammer
auserzaehlt hatte.

Klas aber, als er alles so von ihm gehoert hatte, ward blutroth vor
Mitleid und Zorn, und sprach zu dem Manne: Das verhuete Gott und mein
gutes Eisen, dass die Prinzessin sterbe!  Und er schrie Grad doer! dass
das Ufer rings wiederhallete und antwortete.  Und seine Krieger
verstanden den Schrei, und in einigen Augenblicken standen sie
versammelt um ihn wohl dreitausend an der Zahl.  Und er rief ihnen zu:
Auf Gesellen! frisch mit dem Gotte der Christen! wir wollen die
Prinzessin und die Christen von den schnoeden Heiden erloesen.  Sind
ihrer zehentausend, so ist es euer Brauch, jeder wohl fuenf auf sich
zu nehmen.  Frischauf denn!  Gott sieht das Herz an und nicht die
Menge.  So sprach er und schallte noch einmal Grad doer! drein, und
riss sie wie ein Blitz mit sich fort grade auf den Scheiterhaufen hin
in dem Augenblicke, als die Prinzessin, mit Schwerdtern und Spiessen
umgeben, aus dem Thore herausgefuehrt ward.  Und er liess das Bluthorn
blasen, und die Heiden trompeteten gegen, und der Koenig hielt an
ihrer Spitze und rief den Seinen zu: Frisch!  Frisch! wie die See
immer vom trockenen Lande zurueckfliessen muss, so werdet ihr diese
elenden Seeraeuber in ihr Element zurueckspuelen.  Und sie trafen hart
auf einander, aber Klas und Graddoer waren den Heiden zu maechtig, und
sie fielen vor ihm und seinen Wikingern, wie Haberstroh vor der
Sichel faellt, wann es zu reif ist.  Und als die andern Christen der
Stadt und des Landes sahen, dass Klas die Oberhand bekam ueber die
Heiden, da stuermten sie auch von allen Seiten auf sie; und in wenigen
Stunden ward der Heidenkoenig nebst allem seinem Volke erschlagen bis
auf einige wenige, die durch die Geschwindigkeit ihrer Pferde mit der
Prinzessin in das Schloss zurueckgeflohen waren.  Diese gaben wenige
Stunden nach der Schlacht das Schloss und die Prinzessin auf um das
Leben und den freien Abzug.  Und Klas gestand es ihnen zu, weil ihrer
so wenige waren, und liess sie in Frieden abziehen.

Als Klas in das Schloss einzog, da war grosse Freude unter allem
Christenvolke, dass Gott die Heiden so unter seiner Faust gedemuethigt
und die Prinzessin vom Feuertode errettet hatte, und die alte Koenigin
und die erloeste Prinzessin traten ihm an den Stufen des Schlosses
entgegen und priesen sich gluecklich, dass sie durch einen solchen Mann
befreit worden.  Denn durch den Schlachtruf Grad doer hatten sie
sogleich vernommen, welch ein Mann fuer sie gestritten.  Und sie
nahmen ihn an die Hand und fuehrten ihn die Stufen des Schlosses
hinauf; er aber weigerte sich dessen und verneigte sich vor den
koeniglichen Frauen tief bis zur Erde, wie es einem tapfern und
ritterlichen Mann geziemt, und wollte hinter ihnen her treten.  Sie
aber wehrten ihm das, und die alte Koenigin sprach: wo ist eine
Prinzessin in der Welt, die nicht die geehrteste wird, wenn ein
solcher Mann und Held an ihrer Hand einher geht?  Und er musste ihnen
wohl gehorchen und nebst seinen Helden sich am Mahle mit ihnen
erquicken und in dem Schlosse und der Burg Herberge nehmen.

Die Koenigin hatte aber gleich bei sich bedacht, als sie Klas gesehen,
und auch ihre Raethe hatten es ihr zugefluestert: wo waere ein Mann wie
dieser, der das Christenthum hier emporbringen und das Heidenthum
baendigen koennte? hat Gott uns diesen nicht wie ein Wunder durch den
Sturm hergewehet und als den Koenig und Retter des Volkes gezeigt?
Und sie hatte sich viele suesse Gedanken gemacht ueber ihre Tochter.
Aber das verbarg sie noch in ihrem Herzen, und dachte: Gott wird es
schon machen, wenn es gut ist.  Und Gott machte es, damit erfuellet
wuerde, was Valentin gesagt hatte: wer sich muthig durch den
Pfannkuchenberg fresse, der werde einmal Koenig werden.

Denn Klas war kaum einige Stunden in den Gemaechern des Schlosses, so
fuehlte er sich in seinem ganzen Herzen wie umgekehrt, er fuehlte, dass
er ein Weib gesehen hatte, von welcher seine Augen nicht wanken
konnten.  Die Prinzessin war auch gewiss die Allerschoenste, die zu
ihrer Zeit auf der Welt lebte.  Er fuehlte das mit Wohlgefallen, dass
ihm das Herz zitterte; aber er bedachte zugleich, dass er der Sohn
eines Dorfschulzen und sie eine Koenigstochter war, und schlug sich
bei diesem Gedanken vor die Stirn und rief: Klas, Klas, wo willst du
hin in deiner Thorheit? hier hilft dir dein Grad doer zu nichts.  Denn
Klas war bei allen seinen grossen Thaten immer seiner Jugend eingedenk
geblieben und war immer herzlich demuethig und klein vor Gott, dem er
allein alles beimaass; von seiner eigenen Ritterlichkeit und Schoenheit,
die wohl die Herzen aller Weiber der Welt anlocken konnte, wusste er
gar nichts.  So brachte er, von den Reitzen der schoenen Prinzessin
geblendet und verwundet, eine schlaflose kranke Nacht zu, und weil
sein Wunsch ihm eine Unmoeglichkeit daeuchte, so beschloss er mit dem
fruehen Morgen nebst seinen Gesellen wieder in die Schiffe zu gehen
und seinen Kummer dem wilden Element des Wassers zur Heilung zu
uebergeben, wenn Liebesflammen nur durch Wasser gekuehlt und geloescht
werden koennten.

Und als es kaum daemmerte und das Licht noch furchtsam durch die
Vorhaenge in die Zimmer guckte, rief er seine Maenner auf, und es ward
ein Laufen und Wimmeln im Schlosshofe, dass die Koenigin und die
Prinzessin darob erwachten und mit Staunen und Schrecken vernahmen,
dass Klas wieder auf seine Schiffe wolle.  Und die alte Koenigin
bedachte sich nicht lange, sie that, was sie thun musste, kleidete
sich eilends an, warf ihren koeniglichen Mantel um, und trat zu Klas
ins Zimmer, zu welchem sie folgende Worte sprach:

Lieber Herr Klas, was ist das fuer eine Botschaft, die wir mit
Schrecken hoeren?  So willst du fort, und goennst uns nicht einmal das
bischen traurige Zeit, dass wir dir wenigstens mit Worten danken
koennen?  So willst du uns verlassen? du willst das heilige Kreuz, du
willst das Christenthum, du willst die Christen hier wieder verlassen,
und sie wieder auf des Schwerdtes Spitze stellen? das Fuerstenkind
willst du wieder verlassen, das du eben aus dem Feuer und Eisen der
Heiden gerissen hast?  Zwar liegt der Heidenkoenig erschlagen und sein
Heer speiset die Raben; aber viele Heiden wohnen noch um uns und ueber
uns, und er hat der reisigen Soehne und Neffen genug, welche kommen
werden und seinen Tod raechen, wann du weg bist.  Unser Koenig aber ist
auch todt, unsre besten Maenner liegen auch erschlagen, und wir haben
keinen Sohn, keinen Bruder, keinen Braeutigam, die das Scepter und das
Schwerdt fuehren koennen in der Gefahr.  Hat der Wind Gottes dich denn
nur hieher gewehet, um uns desto herrlicher und groesser zu verderben?
hat er dich nicht hergewehet, dass du diesen Christen ein Kriegsfuerst
und Koenig gegen die Heiden, mir ein geliebter Sohn und der Prinzessin,
meiner Tochter ein wuerdiger Gemal seyn sollst?  Ja das hat er
gewollt, und das will ich, darum bin ich so frueh aufgestanden, darum
komme ich, darum bitte ich.

Die Koenigin sprach diese Worte so gewaltig, dass sie alle Worte todt
machten, die Klas haette antworten koennen.  Er konnte nicht gehen; er
konnte nicht sprechen, er konnte sich nur verneigen und erroethen und
schweigen.  Und dies that er auf seine Art, welche der Koenigin sehr
gefiel; denn sie verstand, er werde mit den Schiffen nicht entfliehen,
und also fuhr sie fort in ihrer Rede:

Du hast es beantwortet, wie ein Ritter und Mann antworten soll, wann
eine Frau solches zu ihm spricht.  Und nun will ich kuenftig auch
nichts mehr hoeren von dir, dass du in einer Bauerhuette und wir in
Koenigsschloessern gebohren sind.  Siehe Gott hat an dir grosse Zeichen
gewiesen, dass er auch die Kleinsten gross machen kann, so wie er, wenn
er will, Leben und Kronen gebohrner Koenige in den Staub legt; er hat
dir solche Demuth und Tugend und Gewalt des Muthes und Glueckes
gegeben, dass du ein Mann heissest unter den besten Maennern: dich hat
die Ritterlichkeit Koenigen gleich gemacht und dein Grad doer! ist
staerker als ein Heer.  Und nun komm!

Und sie nahm ihn an der Hand, und er war ihr still und gehorsam wie
ein kleines Kind und liess sich von ihr fuehren, wohin sie wollte.

Und die Koenigin fuehrte ihn in das Gemach ihrer Tochter der Prinzessin
und legte die Haende der beiden zusammen und segnete sie ein.  Und sie
liessen es sich wohl gefallen, aber sprechen konnten sie kein Wort.
Denn der Prinzessin war es nicht anderes gegangen als Klas; sobald
sie ihn erblickt hatte, war es in ihr gewesen, als wollte es heraus
klingen aus ihrer Brust: der ist der Mann, und kein anderer!  Und
wenn die Prinzessin die Allerschoenste heissen konnte, so mogte Klas
wohl mit eben dem Rechte der Allerschoenste genannt werden.

Und Klas blieb nun und die Schiffe lagen vor Anker in der Bucht und
kein Auge gab auf die Winde Acht.  Sie waren alle auf das Land
gerichtet, niemand dachte an Segel und Taue und Ruder, sondern die
Maenner schmueckten Sporen und Waffenroecke fuer die Hochzeit.  Diese
ward in wenigen Wochen mit grosser Herrlichkeit gefeiert, und die
schoene Prinzessin nahm Klas Avenstaken zum Mann, der hinfort Koenig
Klas von Juetland hiess.

Und er wohnte manchen froehlichen Tag und manche schoene Nacht mit der
Prinzessin in dem Schlosse.  Es lag das Schloss aber in Suedjuetland, wo
jetzt die Stadt Schlesswig steht.  Aber er vergass sich in der Freude
nicht in Laessigkeit, sondern ruestete sich eifrig zum Kriege gegen die
Heiden, und sie ruesteten sich auch.  Und es begann ein langer
schwerer Kampf um die Herrschaft, bis sie endlich unterlagen und Klas
Koenig war ueber die ganze grosse Halbinsel und ueber die Inseln umher.

Und es war das Ende des zweiten Jahrs, nachdem er den Heidenkoenig
erschlagen und die Prinzessin sich vermaehlt hatte, als er alles Land
der Heiden unter sich bezwungen hatte bis an die Elbe und das Kreuz
des Heils als Panier seiner Herrschaft allenthalben aufgerichtet
hatte fuer die bunten Goetzen aus Stein und Holz--da stand Klas einmal
diesseits am Ufer der Elbe, und es daeuchte ihm, als sehe er jenseits
in der Ferne die Stelle, wo er mit der Stange einst auf das Schiff
gesprungen war; und es war wirklich die Stelle, und er erkannte sie
an drei Baeumen wieder, die auf einer Anhoehe hoch ueber das Gestade
ragten.  Und sein wunderbarer Lebenslauf wandelte ihm hier in
Gedanken vorueber, und in Demuth fiel er auf die Erde nieder und
betete und dankte Gott, dass er ihn aus so vielen Gefahren errettet
und auf eine so ausserordentliche Weise zum Koenig und Herrn ueber
Laender und Voelker gemacht hatte.  Und er nannte die Stelle, wo er
stand, Glueckstadt und bauete dort ein Schloss; und das Schloss und die
Stadt steht von seiner Zeit bis auf diesen Tag.  Klas war jetzt
sechsundzwanzig Jahre alt, und es war das sechste Jahr seit jenem
Morgen, wo er dem Galgen entlaufen war, woran er so unschuldig hatte
hangen sollen.

Und als er die Heiden bezwungen und das Land mit Schloessern und
Burgen befriedet hatte, da dachte er in Sehnsucht und Liebe seiner
alten Aeltern und seiner Geschwister und Freunde, und saeumte nicht
lange, sondern trat die Reise an zu ihnen.  Er nahm aber sein Gemal
die Koenigin mit nebst tausend seiner Reisigen, damit er ein
koenigliches Geleit haette, So zog er ueber die Elbe gegen Sueden.  Und
als sie vier Tage gezogen waren und der fuenfte Tag anbrach und sie
nicht mehr fern waren von seiner Heimath, da hiess er die Reisigen
zurueckbleiben und ritt mit seiner Koenigin voran und hatte nur einen
Knappen bei sich.  Und es war grade der Mittag des fuenften Tages und
die Glocke schlug zwoelf, da ritten sie in Duemmelshusen ein und
gradezu auf seines Vaters Haus.  Sie liessen die Pferde aber im Dorfe
laufen, was sie laufen konnten, damit die Leute, die sie sahen, sich
nicht ueber sie besinnen noch es seinen Aeltern verrathen konnten.  Und
als sie vor Peter Avenstakens Hause anlangten, sprang der Koenig Klas
rasch vom Pferde und rief lustig Grad doer! dass es durch das ganze
Dorf erklang.  Und Peter, der mit Frau und Kindern grade bei Tische
sass, sprang heraus bei dem Worte und sah den Mann und die Frau mit
den goldenen Kronen auf dem Kopfe.  Er merkte aber sogleich, dass es
sein Sohn war, und rief: Nun Gott sey Dank, dass du wieder da bist und
ein Koenig geworden!  Wir haben schon davon gehoert, sie haben es uns
aber nicht glauben wollen, auch deine eigene Mutter hat es nicht
glauben wollen; nur ich und Valentin haben es gleich geglaubt, denn
wir beide wussten wohl, dass etwas Besonderes aus dir werden musste.
Und er rief in der Freude ueberlaut: Valentin!  Valentin! komm doch
heraus, dass du siehest, was aus unserm Klas geworden ist!  Und
Valentin kam und die Mutter und alle Geschwister kamen, und es war
ein Herzen und Kuessen, dass es kein Ende nehmen wollte.  Und als der
Koenig und die Koenigin hineingegangen waren und sich an der Aeltern
Tisch gesetzt und mit ihnen gegessen und getrunken hatten in Demuth
zu Gott und in Liebe zu ihnen, da uebernahm den alten Peter die Freude
und er wusste nicht, was er sprechen sollte, er sprach aber vor
Freuden fast zu viel.  Und da hat er der Greth in die Ohren
gefluestert, und es ist wohl nicht recht gewesen in solchem
Augenblicke: Nun Greth, ist mein Klas der Klas geblieben? haette aus
deinem Johannes wohl mehr werden koennen?

Und Klas ist manchen Tag und manche Woche bei seinen Altern geblieben
und hat froehlich mit ihnen gelebt, und hat sie und seine Geschwister
und die Nachbarskinder reichlich beschenkt, den alten Valentin aber
hat er mitgenommen und zu ihm gesprochen: Lieber Valentin, du sollst
meinen Soehnen auch lustige und waidliche Geschichten erzaehlen, wie
ein jeder tuechtiger Mensch mit Gottes Huelfe etwas werden kann, damit
brave Maenner und Helden aus ihnen werden.  Und Valentin ist gern mit
ihm gezogen, denn er bildete sich auf Koenig Klas viel ein und dachte
bei sich, er habe ihn eigentlich zum Koenige gemacht.  Auch seinen
juengsten Bruder hat der Koenig mitgenommen und seine juengste Schwester;
und ist der Bruder ein Graf und die Schwester eine Graefin geworden
und leben noch viele vornehme Leute in der Welt, die von ihnen
herstammen.  Das hat er sich aber ausbedungen vor der Abreise, dass,
wenn der Vater stuerbe, ihm das Bauergut zufallen sollte, und hat es
seinen Bruedern gleich um den zehnfachen Werth abgekauft.  Und der
Vater und die Brueder haben es ihm zugesagt und auch gehalten.  Denn
er sagte: Ich will einen meiner Soehne hinschicken, der soll ein Bauer
werden und seine Kinder und Kindeskinder sollen Bauern bleiben; denn
Bauern sind aelter und halten laenger aus als die Koenige.

Und Koenig Klas ist wieder heimgegangen in sein Reich und hat noch
manches liebe Jahr gluecklich mit seiner Koenigin gelebt und regiert
und viele Soehne und Toechter mit ihr gezeugt, und haben viele grosse
Koenige und Koeniginnen aus seinem Blute nach ihm geherrscht.  Aber
doch ist das glorreiche Geschlecht von Klas Avenstaken nun schon
lange ausgestorben und ein anderer Stamm herrscht in den Landen, die
ihn einst als Koenig verehrten.  Aber seines Sohnes Konrad Geschlecht
dauert noch bis diesen Tag.  Dieser Konrad war sein juengster Sohn.
Den that er alsbald nach seiner Geburt auf das Land zu einem Bauer
und liess ihn baeuerlich leben und arbeiten und sandte ihn dann in das
Land seiner Heimath in Westfalen nach Duemmelshusen, wo er ihn auf das
Gut seines Vaters setzte.  Und Konrad ist gross und stark geworden wie
Koenig Klas, aber nicht so maechtig und herrlich vor der Welt, sondern
ist als Dorfschulze gestorben, was sein Grossvater Peter auch gewesen.
Und von diesem Konrad dem Koenigssohn stammen bis diesen Tag noch
alle Avenstaken her, die als Bauern in Duemmelshusen und in der Gegend
leben.



Prinzessin Svanvithe


Du hast wohl von der Sage gehoert, dass hier bei Garz, wo jetzt der
Wall ueber dem See ist, vor vielen tausend Jahren ein grosses und
schoenes Heidenschloss gewesen ist mit herrlichen Haeusern und Kirchen,
worin sie ihre Goetzen gehabt und angebetet haben.  Dieses Schloss
haben vor langer, langer Zeit die Christen eingenommen, alle Helden
totgeschlagen und ihre Kirchen umgeworfen und die Goetzen, die darin
standen, mit Feuer verbrannt; und nun ist nichts mehr uebrig von all
der grossen Herrlichkeit als der alte Wall und einige Leuschen, welche
die Leute sich erzaehlen, besonders von dem Mann mit Helm und Panzer
angetan, der auf dem weissen Schimmel oft ueber die Stadt und den See
hinreitet.  Einige, die ihn naechtlich gesehen haben, erzaehlen, es sei
der alte Koenig des Schlosses, und er habe eine gueldene Krone auf.
Das ist aber alles nichts.  Dass es aber um Weihnachten und Johannis
in der Nacht aus dem See klingt, als wenn Glocken in den Kirchen
gelaeutet werden, das ist wahr, und viele Leute haben es gehoert, und
auch mein Vater.  Das ist eine Kirche, die in den See versunken ist,
andere sagen, es ist der alte Goetzentempel.  Das glaub' ich aber
nicht; denn was sollten die Helden an christlichen Festtagen laeuten?
Aber das Klingen und Laeuten im See ist dir gar nichts gegen das, was
im Wall vorgeht, und davon will ich dir eine Geschichte erzaehlen.  Da
sitzt eine wunderschoene Prinzessin mit zu Felde geschlagenen Haaren
und weinenden Augen und wartet auf den, der sie erloesen soll; und
dies ist eine sehr traurige Geschichte.

In jener alten Zeit, als das Garzer Heidenschloss von den Christen
belagert ward und die drinnen in grossen Noeten waren, weil sie sehr
gedraengt wurden, als schon manche Tuerme niedergeworfen waren und sie
auch nicht recht mehr zu leben hatten und die armen Leute in der
Stadt hin und wieder schon vor Hunger starben, da war drinnen ein
alter, eisgrauer Mann, der Vater des Koenigs, der auf Ruegen regierte.
Dieser alte Mann war so alt, dass er nicht recht mehr hoeren und sehen
konnte; aber es war doch seine Lust, unter dem Golde und unter den
Edelsteinen und Diamanten zu kramen, welche er und seine Vorfahren im
Reiche gesammelt hatten und welche tief unter der Erde in einem
schoenen, aus eitel Marmelsteinen und Kristallen gebauten Saale
verwahrt wurden.  Davon waren dort ganz grosse Haufen aufgeschuettet,
viel groessere als die Roggen- und Gerstenhaufen, die auf deines Vaters
Kornboden aufgeschuettet sind.  Als nun das Schloss zu Garz von den
Christen in der Belagerung so geaengstet ward und viele der tapfersten
Maenner und auch der Koenig, des alten Mannes Sohn, in dem Streite auf
den Waellen und vor den Toren der Stadt erschlagen waren, da wich der
Alte nicht mehr aus der marmornen Kammer, sondern lag Tag und Nacht
darin und hatte die Tueren und Treppen, die dahin fuehrten, dicht
vermauern lassen; er aber wusste noch einen kleinen heimlichen Gang,
der unter der Erde weglief, viele hundert Stufen tiefer als das
Schloss, und jenseits des Sees einen Ausgang hatte, den kein Mensch
wusste als er, und wo er hinausschluepfen und sich draussen bei den
Menschen Speise und Trank kaufen konnte.  Als nun das Schloss von den
Christen erobert und zerstoert ward und die Maenner und Frauen im
Schlosse getoetet und alle Haeuser und Kirchen verbrannt wurden, dass
kein Stein auf dem andern blieb, da fielen die Tuerme und Mauern
uebereinander, und die Tuere der Goldkammer ward gar verschuettet; auch
blieb kein Mensch lebendig, der wusste, wo der tote Koenig seine
Schaetze gehabt hatte.  Der alte Koenig aber sass drunten bei seinen
Haufen Goldes und hatte seinen heimlichen Gang offen und hat noch
viele hundert Jahre gelebt, nachdem das Schloss zerstoert war; denn sie
sagen, die Menschen, welche sich zu sehr an Silber und Gold haengen,
koennen vom Leben nicht erloest werden und sterben nicht, wenn sie Gott
auch noch so sehr um den Tod bitten.  So lebte der alte, eisgraue
Mann noch viele, viele Jahre und musste sein Gold bewachen, bis er
ganz duerr und trocken ward wie ein Totengerippe.  Da ist er denn
gestorben und auch zur Strafe verwandelt worden und muss nun als ein
schwarzer magerer Hund unter den Goldhaufen liegen und sie bewachen,
wenn einer kommt und den Schatz holen will.  Des Nachts aber zwischen
zwoelf und ein Uhr, wann die Gespensterstunde ist, muss er noch immer
rundgehen als ein altes graues Maennlein mit einer schwarzen
Pudelmuetze auf dem Kopf und einem weissen Stock in der Hand.  So haben
die Leute ihn oft gesehen im Garzer Holze am Wege nach Poseritz; auch
geht er zuweilen um den Kirchhof herum.  Denn da sollen vor alters
Heidengraeber gewesen sein, und die Helden haben immer viel Silber und
Gold mit sich in die Erde genommen.  Das will er holen, darum
schleicht er dort, kann es aber nicht kriegen, denn er darf die
geweihte Erde nicht beruehren.  Das ist aber seine Strafe, dass er so
rundlaufen muss, wann andere Leute in den Betten und Graebern schlafen,
weil er so geizig gewesen ist.

Nun begab es sich lange nach diesen Tagen, dass in Bergen ein Koenig
von Ruegen wohnte, der hatte eine wunderschoene Tochter, die hiess
Svanvithe; und sie war die schoenste Prinzessin weit und breit, und es
kamen Koenige und Fuersten und Prinzen aus allen Landen, die um die
schoene Prinzessin warben.  Und der Koenig, ihr Herr Vater, wusste sich
kaum zu lassen vor allen den Freiern und hatte zuletzt nicht Haeuser
genug, dass er die Fremden beherbergte, noch Staelle, wohin sie und
ihre Knappen und Staller ihre Pferde zoegen; auch gebrach es fast an
Hafer im Lande und Raum fuer alle die Kutscher und Diener, die mit
ihnen kamen, und war Ruegen so voll von Menschen, als es nie gewesen
seit jenen Tagen.  Und der Koenig waere froh gewesen, wenn die
Prinzessin sich einen Mann genommen haette und die uebrigen Freier
weggereist waeren.  Das laesst sich aber bei den Koenigen nicht so leicht
machen als bei andern Leuten, und muss da alles mit vieler
Zierlichkeit und Langsamkeit hergehen.  Die Prinzessin, nachdem sie
wohl ein ganzes halbes Jahr in ihrer einsamen Kammer geblieben war
und keinen Menschen gesehen, auch kein Sterbenswort gesagt hatte,
fand endlich einen Prinzen, der ihr wohl gefiel, und den sie gern zum
Mann haben wollte, und der Prinz gefiel auch dem alten Koenige, dass er
ihn gern als Eidam wollte.  Und sie hatten einander Ringe geschenkt,
und war grosse Freude im ganzen Lande, dass die schoene Svanvithe
Hochzeit halten sollte, und hatten alle Schneider und Schuster die
Fuelle zu tun, die schoenen Kleider und Schuhe zu machen, die zur
Hochzeit getragen werden sollten.  Der verlobte Prinz aber und
Svanvithens Braeutigam hiess Herr Peter von Daenemarken und war ein ueber
die Massen feiner und stattlicher Mann, dass seinesgleichen wenige
gesehen wurden.

Da, als alles in lieblicher Hoffnung und Liebe gruenete und bluehete
und die ganze Insel in Freuden stand und nur noch ein paar Tage bis
zur Hochzeit waren, kam der Teufel und saeete sein Unkraut aus, und
die Luft ward in Traurigkeit verwandelt.  Es war naemlich allda an des
Koenigs Hofe auch ein Prinz aus Polen, ein hinterlistiger und
schlechter Herr, sonst schoen und ritterlich an Gestalt und Gebaerde.
Dieser hatte manches Jahr um die Prinzessin gefreit und sie geplagt
Tag und Nacht; sie hatte aber immer nein gesagt, denn sie mochte ihn
nicht leiden.  Als dieser polnische Prinz nun sah, dass es wirklich
eine Hochzeit werden sollte und dass Herr Peter von Daenemarken zum
Treuliebsten der schoenen Svanvithe erkoren war, sann er in seinem
boesen Herzen auf arge Tuecke und wusste es durch seine Kuenste so zu
stellen, dass der Koenig und alle Menschen glaubten, Svanvithe sei
keine zuechtige Prinzessin und habe manche Naechte bei dem polnischen
Prinzen geschlafen.  Das glaubte auch Herr Peter und reiste ploetzlich
weg; und der polnische Prinz war zuerst weggereist, und alle Koenige
und Prinzen reisten weg. Und das Schloss des Koenigs in Bergen stand
wuest und leer da, und alle Freude war mit weggezogen und alle Geiger
und Pfeifer und alles Saitenspiel, die sich auf Turniere und Feste
geruestet hatten.  Und die Schande der armen Prinzessin klang ueber das
ganze Land; ja in Schweden und Daenemark und Polen hoerten sie es, wie
die Hochzeit sich zerschlagen hatte.  Sie aber war gewiss unschuldig
und rein wie ein Kind, das aus dem Mutterleibe kommt, und war es
nichts als die greuliche Bosheit des verruchten polnischen Prinzen,
den sie als Freier verschmaeht hatte.

So ging es der armen Svanvithe, und der Koenig, ihr Vater, war einige
Tage nach diesen Geschichten wie von Sinnen und wusste nicht von sich,
und ihm war so zumute, dass er sich haette ein Leid antun koennen von
wegen seiner Tochter und von wegen des Schimpfes, den sie auf das
ganze koenigliche Haus gebracht hatte.  Und als er sich besann und
wieder zu sich kam und die ganze Schande bedachte, worein er geraten
war durch seine Tochter, da ergrimmte er in seinem Herzen, und er
liess die schoene Svanvithe holen und schlug sie hart und zerraufte ihr
Haar und stiess sie dann von sich und befahl seinen Dienern, dass sie
sie hinausfuehrten in ein verborgenes Gemach, dass seine Augen sie
nimmer wiedersaehen.  Darauf liess er in einen mit dichten Mauern
eingeschlossenen und mit dunklen Baeumen beschatteten Garten hinter
seinem Schlosse einen duestern Turm bauen, wo weder Sonne noch Mond
hineinschien, da sperrte er die Prinzessin ein.  Der Turm, den er
hatte bauen lassen, war aber fest und dicht und hatte nur ein
einziges kleines Loch in der Tuere, wodurch ein wenig Licht hineinfiel
und wodurch der Prinzessin die Speise gereicht ward.  Es war auch
weder Bett noch Tisch oder Bank in dem traurigen Gefaengnis; auf
harter Erde musste die liegen, die sonst auf Sammet und Seiden
geschlafen hatte, und barfuss musste die gehen, die sonst in goldenen
Schuhen geprangt hatte.  Und Svanvithe haette sterben muessen vor
Jammer, wenn sie nicht gewusst haette, dass sie unschuldig war, und wenn
sie nicht zu Gott haette beten koennen.  Sie aber war ein sehr junges
Kind, als sie eingesperrt ward, erst sechzehn Jahre alt, schoen wie
eine Rose und schlank und weiss wie eine Lilie, und die Menschen, die
sie liebhatten, nannten sie nicht anders als des Koenigs
Lilienstengelein.  Und dieses suesse Lilienstengelein sollte so
jaemmerlich verwelken in der kalten und einsamen Finsternis.

Und sie hatte wohl drei Jahre so gesessen zwischen den kalten Steinen,
und auch der alte Koenig war nicht mehr froh gewesen seit jenem Tage,
als der polnische Prinz sie in die grosse Schande gebracht hatte,
sondern sein Kopf war schneeweiss geworden vor Gram wie der Kopf einer
Taube; aber vor den Leuten gebaerdete er sich stolz und aufgerichtet
und tat, als wenn seine Tochter tot und lange begraben waere.  Sie
aber sass von der Welt ungewusst in ihrem Elende und troestete sich
allein Gottes und dachte, dass er ihre Unschuld wohl einmal an den Tag
bringen wuerde.  Weil sie aber in ihren einsamen Trauerstunden Zeit
genug hatte, hin und her zu denken, so fiel ihr die Sache ein von dem
Koenigsschatze unter dem Garzer Walle, die sie in ihrer Kindheit oft
gehoert hatte, und sie gedachte damit ihre Unschuld, und dass der
polnische Prinz sie unter einem falschen Schein schaendlich belogen
hatte, sonnenklar zu beweisen.  Und als darauf ihr Waechter kam und
ihr die Speise durch das Loch reichte, sprach sie zu ihm: "Lieber
Waechter, gehe zu dem Koenige, meinem und deinem Herrn, und sage ihm,
dass seine arme einzige Tochter ihn nur noch ein einziges Mal zu sehen
und zu sprechen wuenscht in ihrem Leben und dass er ihr diese letzte
Gunst nicht versagen mag."

Und der Waechter sagte ja und lief und dachte bei sich: "Wenn der alte
Koenig ihre Bitte nur erhoert!"  Denn es jammerte ihn die arme
Prinzessin unaussprechlich, und sie jammerte alle Menschen; denn sie
war immer freundlich gewesen gegen jedermann, auch hatten die meisten
von Anfang an geglaubt, dass sie faelschlich verklagt war und dass der
polnische Prinz einen argen Luegenschein auf sie gebracht hatte; denn
sie hatte sich immer aller Zucht und Jungfraeulichkeit beflissen vor
jedermann.

Und als ihr Waechter vor den Koenig trat und ihm die Bitte der
Prinzessin anbrachte, da war der alte Herr sehr zornig und schalt ihn
und drohete ihm, ihn selbst in den Turm zu werfen, wenn er den Namen
der Prinzessin vor ihm je wieder ueber seine Lippen laufen lasse.  Und
der erschrockene Waechter ging weg. Der Koenig aber legte sich hin und
schlief ein.  Da soll er einen wunderbaren Traum gehabt haben, den
kein Mensch zu deuten verstanden hat, und er ist frueh erwacht und
sehr unruhig gewesen und hat viel an seine Tochter denken muessen, bis
er zuletzt befohlen hat, dass man sie aus dem Turm heraufbraechte und
vor ihn fuehrte.

Als Svanvithe nun vor den Koenig trat, war sie bleich und mager, auch
waren ihre Kleider und Schuhe schon abgerissen, und sie stand fast
nackt und barfuss da und sah einer Bettlertochter aehnlicher als einer
Koenigstochter.  Und der alte Koenig ist bei ihrem Anblick blass
geworden vor Jammer wie der Kalk an der Wand, aber sonst hat er sich
nichts merken lassen.  Und Svanvithe hat sich vor ihm verneigt und
also zu ihm gesprochen:

"Mein Koenig und Herr!  Ich erscheine nur als eine arme Suenderin vor
dir, als eine, die an der goettlichen Gnade und an dem Lichte des
Himmels kein Recht mehr haben soll.  Also hast du mich von deinem
Angesicht verstossen und von allem Lebendigen weggesperrt.  Ich
beteure aber vor dir und vor Gott, dass ich unschuldig leide und dass
der polnische Prinz aus eitel Tuecke und Arglist all den schlimmen
Schein auf mich gebracht hat.  Und nun hat Gott, der sich mein
erbarmen will, mir einen Gedanken ins Herz gegeben, wodurch ich meine
unbefleckte Jungfrauschaft beweisen und dich und mich und dein ganzes
Reich zu Reichtum und Ehren bringen kann.  Du weisst, es geht die Sage,
unter dem alten Schlosswalle zu Garz, wo unsere heidnischen Ahnen
weiland gewohnt haben, liege ein reicher Schatz vergraben.  Diese
Sage, die mir in meiner Kindheit oft erzaehlt ist, meldet ferner,
dieser Schatz koenne nur von einer Prinzessin gehoben werden, die von
jenen alten Koenigen herstamme und noch eine reine Jungfrau sei: wenn
naemlich diese den Mut habe, in der Johannisnacht zwischen zwoelf und
ein Uhr nackt und einsam diesen Wall zu ersteigen und darauf
rueckwaerts so lange hin und her zu treten, bis es ihr gelinge, die
Stelle zu treffen, wo die Tore und Treppen verschuettet sind, die zu
der Schatzkammer hinabfuehren.  Sobald sie diese mit ihren Fuessen
beruehre, werde es sich unter ihr oeffnen, und sie werde sanft
heruntersinken mitten in das Gold und koenne sich von den
Herrlichkeiten dann auslesen, was sie wolle, und bei Sonnenaufgang
wieder herausgehen.  Was sie aber nicht tragen koenne, werde der alte
Geist, der den Schatz bewacht, nebst seinen Gehilfen nachtragen.
Hierauf habe ich nun meine Hoffnung eines neuen Glueckes gestellt, ob
es mir etwa aufbluehen wolle; lass mich denn, Herr Koenig, mit Gott
diese Probe machen.  Ich bin ja doch einer Toten gleich, und ob ich
hier begraben bin oder dort begraben werde, kann dir einerlei sein."

Sie hatte die Gebaerde, als wolle sie noch mehr sagen; aber bei diesen
Worten stockte sie und konnte nicht mehr, sondern schluchzete und
weinte bitterlich.  Der Koenig aber winkte dem Waechter leise zu, der
sie hereingefuehrt hatte, und alsbald kamen Frauen und Dienerinnen
herbei und trugen sie hinaus von dem Koenige weg in ein Seitengemach.
Und nicht lange, so ward der Waechter wieder zu dem Koenige gerufen,
und er brachte ihr Speise und Trank, dass sie sich staerkte und
erquickte, und zugleich die Botschaft, dass der Koenig ihr die gebetene
mitternaechtliche Fahrt erlaube.  Bald trugen Dienerinnen ihr ein Bad
herein nebst zierlichen Kleidern, dass sie sich bedecken konnte, denn
sie war fast nackend.  Und sie lebte nun wieder in Freuden, obgleich
sie ganz einsam sass und gegen niemand den Mund auftat--auch den
Dienern und Dienerinnen war das Sprechen zu ihr verboten, sie wussten
auch nicht, wer sie war, noch wie sie in das Schloss gekommen, denn
von denen, die sie kannten, ward niemand zu ihr gelassen denn allein
der Waechter, der ihr immer die Speise gebracht hatte im Turme.  Und
ihre Schoene fing wieder an aufzubluehen, wie blass und elend sie auch
aus dem Turm gekommen war; und alle, die sie sahen, entsetzten sich
ueber ihre Huld und Lieblichkeit, und sie deuchte ihnen fast einem
Engel gleich, der vom Himmel in das Schloss gekommen sei.

Und als vierzig Tage vergangen waren und der Tag vor Johannis da war,
da ging sie zu dem Koenige, ihrem Vater, ins Gemach und sagte ihm
Lebewohl.  Und der alte Herr neigte noch einmal wieder seinen weissen
Kopf ueber sie und weinte sehr, und sie sank vor ihm hin und umfasste
seine Knie und weinte noch mehr.  Und darauf ging sie hinaus und
verkleidete sich so, dass niemand sie fuer eine Prinzessin gehalten
haette, und trat ihre Reise an.  Die Reise war aber nicht weit von
Bergen nach Garz, und sie ging in der Tracht eines Reiterbuben einher.
Und in der Nacht, als es vom Garzer Kirchturm zwoelf geschlagen
hatte, betrat sie einsam den Wall, tat ihre Kleider von sich, also
dass sie da stand, wie Gott sie erschaffen hatte, und nahm eine
Johannisrute in die Hand, womit sie hinter sich schlug.  Und so
tappte sie stumm und ruecklings fort, wie es geschehen musste.  Und
nicht lange war sie geschritten, so tat sich die Erde unter ihren
Fuessen auf, und sie fiel sanft hinunter, und es war ihr, als wuerde sie
in einem Traum hinabgewiegt; und sie fiel hinab in ein gar grosses und
schoenes und von tausend Lichtern und Lampen erleuchtetes Gemach,
dessen Waende von Marmor und diamantenen Spiegeln blitzten und dessen
Boden ganz mit Gold und Silber und Edelsteinen beschuettet war, dass
man kaum darauf gehen konnte.  Sie aber sank so weich auf einen
Goldhaufen herab, dass es ihr gar nicht weh tat.  Und sie besah sich
alle die blitzende Herrlichkeit in dem weiten Saale, wo die Schaetze
und Kostbarkeiten ihrer Ahnherren von vielen Jahrhunderten gesammelt
und aufgehaengt waren; und da sah sie in der hintersten Ecke in einem
goldenen Lehnstuhl das kleine graue Maennchen sitzen, das ihr
freundlich zunickte, als wolle es mit der Urenkelin sprechen.  Sie
aber sprach kein Wort zu ihm, sondern winkte ihm nur leise mit der
Hand.  Und auf ihren Wink hob der Geist sich hinweg und verschwand,
und statt seiner kam eine lange Schar praechtig gekleideter Diener und
Dienerinnen, welche sich in stummer Ehrfurcht hinter sie stellten,
als erwarteten sie, was die Herrin befehlen wuerde.  Svanvithe aber
saeumte nicht lange, bedenkend, wie kurz die Mittsommersnacht ist, und
sie nahm die Fuelle der Edelsteine und Diamanten und winkte den
Dienern und Dienerinnen hinter ihr, dass sie ebenso taeten; auch diese
fuellten Haende und Taschen und Zipfel und Geren der Kleider mit Gold
und edlen Steinen und kostbaren Geschirren.  Und noch ein Wink, und
die lange Reihe wandelte, und die Prinzessin schritt voran der Treppe
zu, als wenn sie herausgehen wollte; jene aber folgten ihr.  Und
schon hatte sie viele Stufen vollendet und sah schon das daemmernde
Morgenlicht und hoerte schon den Lerchengesang und den Hahnenkrei, die
den Tag verkuendeten--da ward es ihr bange, ob die Diener und
Dienerinnen ihr auch nachtraeten mit den Schaetzen.  Und sie sah sich
um, und was erblickte sie?  Sie sah den kleinen grauen Mann sich
ploetzlich in einen grossen schwarzen Hund verwandeln, der mit,
feurigem Rachen und funkelnden Augen gegen sie hinaufsprang.  Und sie
entsetzte sich sehr und rief: "Oh Herr je!"  Und als sie das Wort
ausgeschrien hatte, da schlug die Tuer ueber ihr mit lautem Knalle zu,
und die Treppe versank, und die Diener und Dienerinnen verschwanden,
und alle Lichter des Saales erloschen, und sie war wieder unten am
Boden und konnte nicht heraus.  Der alte Koenig aber, da sie nicht
wiederkam, graemte sich sehr; denn er dachte, sie sei entweder
umgekommen bei dem Hinabsteigen zu dem Schatze durch die Tuecke der
boesen Geister, die unter der Erde ihre Gewalt haben, oder sie habe
sich der Sache ueberhaupt nicht unterstanden und laufe nun wie eine
arme, verlassene Streunerin durch die Welt.  Und er lebte nur noch
wenige Wochen nach ihrem Verschwinden; dann starb er und ward
begraben.

Der Prinzessin Svanvithe war dieses Unglueck aber geschehen, weil sie
sich umgesehen hatte, als sie weggehen wollte, und weil sie
gesprochen hatte.  Denn ueber die Unterirdischen hat man keine Gewalt,
wenn man sich umsieht oder spricht, sondern es geraet dann fast immer
ungluecklich, wovon man viele Beispiele und Geschichten weiss.

Und es waren viele Jahre vergangen, vielleicht hundert Jahre und mehr,
und alle die Menschen waren gestorben und begraben, welche zu der
Zeit des alten Koenigs und der schoenen Svanvithe gelebt hatten, und
schon ward hie und da von ihnen erzaehlt wie von einem alten, alten,
laengst verschollenen Maerchen; da hoerte man hin und wieder, die
Prinzessin lebe noch und sitze unter dem Garzer Wall in der
Schatzkammer und muesse nun mit dem alten, grauen Urgrossvater die
Schaetze hueten helfen.  Und kein Mensch weiss zu sagen, wie dies hier
oben bekannt geworden ist.  Vielleicht hat der kleine graue Mann, der
zuzeiten rundgeht, es einem verraten, oder es hat es auch einer der
hellsichtigen Menschen gesehen, die an hohen Festtagen in besonderen
Stunden geboren sind und die das Gras und das Gold in der Erde
wachsen sehen und mit ihren Augen durch die dicksten Berge und Mauern
dringen koennen.  Und es war viel erschollen von der Geschichte und
von dem wundersamen Versinken der Prinzessin unter die Erde, und dass
sie in der dunkeln Kammer sitze und noch lebe und einmal erloest
werden solle.  Sie kann aber, sagen sie, erloest werden, wenn einer es
wagt, auf dieselbe Weise, wie sie einst in der Johannisnacht getan
hat, in die verbotene Schatzkammer hinabzufallen.  Dieser muss sich
dann dreimal vor ihr verneigen, ihr einen Kuss geben, sie an die Hand
fassen und sie still herausfuehren; denn kein Wort darf er beileibe
nicht sprechen.  Wer sie herausbringt, der wird mit ihr in
Herrlichkeit und in Freuden leben und so viele Schaetze haben, dass er
sich ein Koenigreich kaufen kann.  Darin wird er dann fuenfzig Jahre
als Koenig auf dem Throne sitzen und sie als seine Koenigin neben ihm,
und werden gar liebliche Kinder zeugen; der kleine graue Spuk wird
dann aber auf immer verschwinden, wann sie ihm die Schaetze weggehoben
haben.  Nun hat es wohl so kuehne und verwegene Prinzen und schoene
Knaben gegeben, die mit der Johannisrute in der Hand zu ihr
hinabgekommen sind; aber sie haben es immer in etwas versehen, und
die Prinzessin ist noch nicht erloest.  Ja, wenn das ein so leichtes
Ding waere, wieviele wuerden Lust haben, eine so schoene Prinzessin zu
freien und Koenige zu werden!  Die Leute erzaehlen aber, der greuliche
schwarze Hund ist an allem schuld; keiner hat es mit ihm aushalten
koennen, sondern wenn sie ihn sehen, so muessen sie aufschreien, und
dann schlaegt die Tuere zu, und die Treppe versinkt, und alles ist
wieder vorbei.

So sitzt denn die arme Svanvithe da in aller ihrer Unschuld und muss
da unten frieren und das kalte Gold hueten, und Gott weiss, wann sie
erloest werden wird.  Sie sitzt da ueber Goldhaufen gebeugt; ihr langes
Haar haengt ihr ueber die Schultern herab, und sie weint unaufhoerlich.
Schon sitzen sechs junge Gesellen um sie herum, die auch mithueten
muessen.  Das sind die, denen die Erloesung nicht gelungen ist.  Wem es
aber gelingt, der heiratet die Prinzessin und bekommt den ganzen
Schatz und befreit zugleich die andern armen Gefangenen.  Sie sagen,
der letzte ist vor zwanzig Jahren darin versunken, ein
Schuhmachergesell, der Jochim Fritz hiess.  Das war ein junges,
schoenes Blut und ging immer viel auf dem Wall spazieren.  Der ist mit
einem Male verschwunden, und keiner hat gewusst, wo er gestoben und
geflogen war, und seine Eltern und Freunde haben ihn in der ganzen
Welt suchen lassen, aber nicht gefunden!  Er mag nun auch wohl
dasitzen bei den andern.



Rattenkoenig Birlibi


Ich will die Geschichte erzaehlen von dem Rattenkoenig Birlibi, eine
Geschichte, die mir Balzer Tievs aus Preseke oft erzaehlt hat nebst
vielen andern Geschichten.  Balzer war ein Knecht, der auf meines
Vaters Hofe diente, als ich acht, neun Jahre alt war, ein Mensch von
schalkischen Einfaellen, der viele Geschichten und Maerchen wusste.  Die
Geschichte von dem Rattenkoenig Birlibi lautet also:

In dem stralsundischen Dorfe Altenkamp, welches zwischen Garz und
Putbus seitwaerts am Strande liegt, hat vormals ein reicher Bauer
gelebt, der hiess Hans Burwitz.  Das war ein ordentlicher, kluger Mann,
dem alles, was er angriff, geriet, und der im ganzen Dorfe die beste
Wehr hatte.  Er hatte sechzehn Kuehe, vierzig Schafe, acht Pferde und
zwei Fuellen auf dem Stalle und in den Koppeln, glatt wie die Aale und
von so guter Zucht, dass seine Fuellen auf dem Berger Pferdemarkt immer
zu acht bis zehn Pistolen das Stueck bezahlt wurden.  Dazu hatte er
sechs huebsche Kinder, Soehne und Toechter, und es ging ihm so wohl, dass
die Leute ihn wohl den reichen Bauer zu Altenkamp zu nennen pflegten.
Dieser Mann ist durch naechtliche Gaenge im Walde um all sein Vermoegen
gekommen.

Hans Burwitz war auch ein starker Jaeger, besonders hatte er eine
treffliche Witterung auf Fuechse und Marder und war deswegen oft des
Nachts im Walde, wo er seine Eisen gelegt hatte und auf den Fang
lauerte.  Da hat er im Dunkeln und im Zwielichte der Daemmerung und
des Mondscheins manche Dinge gesehen und gehoert, die er nicht
wiedererzaehlen mochte, wie denn im Walde des Nachts viel Wunderliches
und Absonderliches vorgeht; aber die Geschichte von dem Rattenkoenig
Birlibi hat man von ihm erfahren.  Hans Burwitz hatte in seiner
Kindheit oft von einem Rattenkoenig erzaehlen hoeren, der eine goldene
Krone auf dem Kopfe trage und ueber alle Wiesel, Hamster, Ratten,
Maeuse und anderes dergleichen Springinsfeldisches und leichtes
Gesindel herrsche und ein gewaltiger Waldkoenig sei; aber er hatte nie
daran glauben wollen.  Manches liebe Jahr war er auch im Walde auf
Fuchs- und Marderfang und Vogelstellerei rundgegangen und hatte vom
Rattenkoenig auch nicht das mindeste weder gesehen noch gehoert.  Da
mochte der Rattenkoenig aber wohl in einer anderen Gegend sein Wesen
getrieben haben.  Denn er hat viele Schloesser in allen Laendern unter
den Bergen und zieht beinahe jedes Jahr auf ein anderes Schloss, wo er
sich mit seinen Hofherren und Hofdamen erlustigt.  Denn er lebt wie
ein sehr vornehmer Herr, und der Grossmogul und Koenig von Frankreich
kann keine bessere Tage haben, und die Koenigin von Antiochien hat sie
nicht gehabt, die ihr Vermoegen in Herzen von Paradiesvoegeln und
Gehirnen von Nachtigallen aufgefressen hat.  Und das glaube nur nicht,
dass dieser Rattenkoenig und seine Freunde Nuesse und Weizenkoerner und
Milch je an ihren Schnabel bringen; nein, Zucker und Marzipan ist ihr
taegliches Essen, und suesser Wein ist ihr Getraenk, und leben besser als
Koenig Salomon und Feldhauptmann Holofernes.

Nun ging Hans Burwitz wieder einmal nach Mitternacht in den Wald und
war auf der Fuchslauer.  Da hoerte er aus der Ferne ein vielstimmiges
und kreischendes Getoese, und immer klang mit heller Stimme heraus:
Birlibi!  Birlibi!  Birlibi!  Da erinnerte er sich des Maerchens vom
Rattenkoenig Birlibi, das er oft gehoert hatte, und er dachte: "Willst
mal hingehen und zusehen, was es ist!"  Denn er war ein beherzter Mann,
der auch in der stockfinstersten Nacht keine Furcht kannte.  Und er
war schon auf dem Sprunge zu gehen, da bedachte er das Sprichwort:
"Bleib weg, wo du nichts zu tun hast, so behaeltst du deine Nase";
aber das Birlibi toente ihm nach, solange er im Walde war.  Und die
andere Nacht und die dritte Nacht war es wieder ebenso.  Er aber liess
sich nichts anfechten und sprach: "Lass den Teufel und sein Gesindel
ihr tolles Wesen treiben, wie sie wollen!  Sie koennen dem nichts tun,
der sich nicht mit ihnen abgibt."  Wollte Gott, Hans haette es immer so
gehalten!  Aber die vierte Nacht hat es ihn uebermaechtigt, und er ist
wirklich in die boesen Stricke geraten.

Es ist der Walpurgisabend gewesen, und seine Frau hat ihn gebeten, er
moege diese Nacht nur nicht in den Wald gehen, denn es sei nicht
geheuer, und alle Hexenmeister und Wettermacherinnen seien auf den
Beinen, die koennen ihm was antun; denn in dieser Nacht, die das ganze
hoellische Heer loslasse, sei schon mancher Christenmensch zu Schaden
gekommen.  Aber er hat sie ausgelacht und hat es eine weibische
Furcht genannt und ist seines gewoehnlichen Weges in den Wald gegangen,
als die andern zu Bett waren.  Da ist ihm aber der Koenig Birlibi zu
maechtig geworden.  Anfangs war es diese Nacht im Walde eben wie die
vorigen Naechte, es tosete und laermte von fern, und das Birlibi klang
hell darunter; und was ueber seinem Kopfe durch die Wipfel der Baeume
schwirrte und pfiff und rauschte, das kuemmerte Burwitz nicht viel,
denn an Hexerei glaubte er gar nicht und sagte, es seien nur
Nachtgeister, wovor dem Menschen graue, weil er sie nicht kenne, und
allerlei Blendwerke und Gaukeleien der Finsternis, die dem nichts tun
koennen, der keinen Glauben daran habe.  Aber als es nun Mitternacht
ward und die Glocke zwoelf geschlagen hatte, da kam ein ganz anderes
Birlibi aus dem Walde hervor, dass Hansen die Haare auf dem Kopfe
kribbelten und sauseten und er davonlaufen wollte.  Aber die waren
ihm zu geschwind, und er war bald mitten unter dem Haufen und konnte
nicht mehr heraus.

Denn als es zwoelf geschlagen hatte, toente der ganze Wald mit einem
Male wie von Trommeln und Pauken und Pfeifen und Trompeten, und es
war so hell darin, als ob er ploetzlich von vielen tausend Lampen und
Kerzen erleuchtet worden waere.  Es war aber diese Nacht das grosse
Hauptfest des Rattenkoenigs, und alle seine Untertanen und Leute und
Mannen und Vasallen waren zur Feier desselben aufgeboten.  Und es
schienen alle Baeume zu sausen und alle Buesche zu pfeifen und alle
Felsen und Steine zu springen und zu tanzen, so dass Hansen
entsetzlich bange ward; aber als er weglaufen wollte, verrannten ihm
so viele Tiere den Weg, dass er nicht durchkommen konnte und sich
ergeben musste, stehenzubleiben, wo er war.  Es waren da die Fuechse
und die Marder und die Iltisse und Wiesel und Siebenschlaefer und
Murmeltiere und Hamster und Ratten und Maeuse in so zahlloser Menge,
dass es schien, sie waren aus der ganzen Welt zu diesem Feste
zusammengetrommelt.  Sie liefen und sprangen und huepften und tanzten
durcheinander, als ob sie toll waren; sie standen aber alle auf den
Hinterfuessen, und mit den Vorderfuessen trugen sie gruene Zweige aus
Maien und jubelten und toseten und heulten und kreischten und pfiffen
jeder auf seine Weise.  Kurz, es war das ganze leichte Diebsgesindel
der Nacht beisammen und machten gar ein scheussliches Gelaeute und
Gebimmel und Getuemmel durcheinander.  In den Lueften ging es ebenso
wild als auf der Erde; da flogen die Eulen und Kraehen und Kaeuze und
Uhus und Fledermaeuse und Mistkaefer bunt durcheinander und
verkuendigten mit ihren gellenden und kreischenden Kehlen und mit
ihren summenden und schwirrenden Fluegeln die Freude des hohen Tages.

Als Hans erschrocken und erstaunt sich mitten in dem Gewimmel und
Geschwirr und Getoese befand und nicht wusste, wo aus noch ein, siehe,
da leuchtete es mit einem Male heller auf, und nun sangen viele
tausend Stimmen zugleich, dass es in fuerchterlich grauslicher
Feierlichkeit durch den Walde schallte und Hansen das Herz im Leibe
bebte:

Macht auf! Macht auf! Macht auf die Pforten!
Und wallet her von allen Orten!
Geladen seid ihr allzugleich;
Der Koenig ziehet durch sein Reich.
Ich bin der grosse Rattenkoenig.
Komm her zu mir, hast du zu wenig!
Von Gold und Silber ist mein Haus,
Das Geld mess' ich mit Scheffeln aus.
 
So klang es im feierlichen und langsamen Gesange fort, und dann
schallten immer wieder einzelne kreischende und gellende Stimmen mit
widerlichem Laute darunter Birlibi!  Birlibi! und die ganze Menge
rief Birlibi! nach, dass es durch den Wald schallte.  Und es war der
Rattenkoenig, welcher einhergezogen kam.  Er war ungeheuer gross wie
ein Mastochs und sass auf einem goldenen Wagen und hatte eine goldene
Krone auf dem Haupte und hielt ein goldenes Zepter in der Hand, und
neben ihm sass seine Koenigin und hatte auch eine goldene Krone auf und
war so fett, dass sie glaenzte; und sie hatten ihre langen kahlen
Schwaenze hinter sich zusammengeschlungen und spielten damit, denn
ihnen war sehr wohlig zumute.  Und diese Schwaenze waren das
Allerscheusslichste, was man da sah; aber der Koenig und die Koenigin
waren auch scheusslich genug.  Und der Wagen, worin sie sassen, ward
von sechs magern Woelfen gezogen, die mit den Zaehnen fletschten, und
zwei lange Kater standen als Heiducken hinten auf und hielten
brennende Fackeln und miauten entsetzlich.  Dem Rattenkoenig und der
Rattenkoenigin war aber vor ihnen nicht bange; sie schienen hier zu
gewaltige Herren und Koenige ueber alle zu sein.  Es gingen auch zwoelf
geschwinde Trommelschlaeger dem Wagen voran und trommelten.  Das waren
Hasen; die muessen die Trommel schlagen und andern Mut machen, weil
sie selbst keinen haben.

Hansen war schon bange genug gewesen; jetzt aber, als er den
Rattenkoenig und die Rattenkoenigin und die Woelfe und Kater und Hasen
so miteinander sah, da schauderte ihm die Haut auf dem ganzen Leibe,
und sein sonst so tapferes Herz wollte fast verzagen, und er sprach
bei sich: "Hier mag der Henker laenger bleiben, wo alles so wider die
Natur geht!  Ich habe auch wohl von Wundern gelesen und gehoert; aber
sie gingen doch immer etwas natuerlich zu.  Dass dies aber buntes
Teufelsspiel ist und teuflisches Pack, sieht man wohl.  Wer nur
heraus waere!"

Und Hans machte noch einen Versuch, sich heraus zu draengen; aber der
Zug brauste immer frisch fort durch den Wald, und Hans musste mit.  So
ging es, bis sie an eine aeusserste Ecke des Waldes kamen.  Da war ein
offenes Feld und hielten viele hundert Wagen, die mit Speck und
Fleisch und Korn und Nuessen und anderen Esswaren beladen waren.  Einen
jeden Wagen fuhr ein Bauer mit seinen Pferden, und die Bauern trugen
die Saecke Korn und das Speck und die Schinken und Mettwuerste und was
sie sonst geladen, hinab in den Wald, und als sie Hans Burwitz stehen
sahen, riefen sie ihm zu: "Komm!  Hilf auch tragen!"  Und Hans ging
hin und lud mit ab und trug mit ihnen; er war aber so verwirrt, dass
er nicht wusste, was er tat.  Es deuchte ihm aber in dem Zwielichte,
als sehe er unter den Bauern bekannte Gesichter, und unter andern den
Schulzen aus Krakvitz und den Schmied aus Casnevitz; er liess sich
aber nichts merken, und jene taten auch wie unbekannte Leute.  Mit
den Bauern aber hatte es die Bewandnis: sie hatten sich dem
Rattenkoenig und seinem Anhange zum Dienst ergeben und mussten ihnen in
der Walpurgisnacht, wo des Rattenkoenigs grosses Fest steht, immer den
Raub zu dem Walde fahren, den Rattenkoenigs Untertanen einzeln aus
allen Orten der Welt zusammengemaust und zusammengestohlen hatten.
Und Hans kam nun auch ganz unschuldig dazu und wusste nicht wie.
Sowie die Saecke und das andere in den Wald getragen wurden, war das
wilde Diebsgesindel darueber her, und es ging Grips!  Graps! und Rips!
Raps! hast du mir nicht gesehen, und jeder griff zu und schleppte
sein Teil fort, so dass ihrer immer weniger wurden.  Der Koenig aber
hielt noch da in seinem hohen und praechtigen Wagen, und es tanzeten
und toseten und laermten noch einige um ihn.  Als aber alle Wagen
abgeladen waren, da kamen wohl hundert grosse Ratten und gossen Gold
aus Scheffeln auf das Feld und auf den Weg und sangen dazu:

Haende her! Muetzen her!
Wer will mehr? Wer will mehr?
Lustig! Lustig! Heut geht's toll,
Lustig! Haend' und Muetzen voll!  

Und die Bauern fielen wie die hungrigen Raben ueber das ausgeschuettete
Gold her und griffelten und graffelten und draengten und stiessen sich,
und jeder raffte so viel auf von dem roten Raube, als er habhaft
werden konnte, und Hans war auch nicht faul und griff ruestig mit zu.
Und als sie in bester Arbeit waren wie Tauben, worunter man Erbsen
geworfen, siehe, da kraehete der Morgenhahn, wo das heidnische und
hoellische Reich auf der Erde keine Macht mehr hat--und in einem hui
war alles verschwunden, als waere es nur ein Traum gewesen, und Hans
stand ganz allein da am Walde.  Und der Morgen brach an, und er ging
mit schwerem Herzen nach Hause.  Er hatte aber auch schwere Taschen
und schoenes rotes Gold darin; das schuettete er nicht aus.  Seine Frau
war ganz aengstlich geworden, dass er so spaet zu Hause kam, und sie
erschrak, als sie ihn so bleich und verstoert sah, und fragte ihn
allerlei.  Er aber fertigte sie nach seiner Gewohnheit mit Scherz ab
und sagte ihr nicht ein Sterbenswoertchen von dem, was er gesehen und
gehoert hatte.

Hans zaehlte sein Gold (es war ein huebsches Haeuflein Dukaten), legte
es in den Kasten und ging die ersten Monate nach diesem Abenteuer
nicht in den Wald.  Er hatte ein heimliches Grauen davor.  Dann
vergass er, wie es dem Menschen geht, die Walpurgisnacht und ihr
schauerliches und greuliches Getuemmel allmaehlich und ging nach wie
vor im Mond- und Sternenschein auf seinen Fuchs- und Marderfang.  Von
dem Rattenkoenig und seinem Birlibi sah und hoerte er nichts mehr und
dachte zuletzt selten daran.  Aber als es gegen den Fruehling ging,
veraenderte sich alles; er hoerte zuweilen um die Mitternacht wieder
das Birlibi klingen, dass seine mattesten Haare auf dem Kopfe ihm
lebendig wurden, und lief dann zwar immer geschwinde aus dem Walde,
hatte aber dabei doch seine heimlichen Gedanken auf die
Walpurgisnacht; und weil das, was die Menschen bei Tage denken, ihnen
bei Nacht im Traume wiederkommt und allerlei spielt und spiegelt und
gaukelt, so blieb auch der Rattenkoenig mit seiner Nachtgaukelei nicht
aus, und Hans traeumte oft, als stehe der Rattenkoenig vor seiner Tuere
und klopfe an; und er machte ihm dann auf und sah ihn leibhaftig, wie
er damals in dem Wagen gesessen, und er war nun ganz von lauterem
Golde und auch nicht so haesslich, als er ihm damals vorgekommen, und
Rattenkoenig sang ihm mit der allersuessesten Stimme, von der man nicht
glauben wollte, dass eine Rattenkehle sie haben koennte, den Vers vor:

Ich bin der grosse Rattenkoenig.
Komm her zu mir, hast du zu wenig!
Von Gold und Silber ist mein Haus,
Das Geld mess' ich mit Scheffeln aus.

Und dann kam er dicht zu ihm heran und fluesterte ihm ins Ohr: "Du
kommst doch wieder zur Walpurgisnacht, Hans Burwitz, und hilfst Saecke
tragen und holst dir deine Taschen voll Dukaten?"  Zwar hatte Hans,
wann er aus solchen Traeumen erwachte, neben der Freude ueber das Gold
immer ein Grauen, und er sprach dann wohl: "Warte nur, Prinz Birlibi,
ich komme dir nicht zu deinem Feste!"  Aber es ging ihm, wie es andern
Leuten auch gegangen ist, und das alte Sprichwort sollte an ihm auch
wahr werden: Wen der Teufel erst an einem Faden hat, den fuehrt er
auch wohl bald am Strick.  Genug, je naeher die Walpurgisnacht kam,
desto mehr wuchs in Hans die Gier, auch dabei zu sein.  Doch nahm er
sich fest vor, dem Boesen diesmal nicht den Willen zu tun, und ging
den Walpurgisabend auch gluecklich mit seiner Frau zu Bett.  Aber er
konnte nicht einschlafen; die Wagen mit den Saecken und die Bauern und
die grossen Ratten, die das Gold aus Scheffeln auf den Boden
schuetteten, fielen ihm immer wieder ein, und er konnte es nicht
laenger aushalten im Bette, er musste aufstehen und sich von der Frau
fortschleichen und in den finstern Wald laufen.  Und da hat er diese
zweite Nacht ebenso wieder erlebt als das erstemal.  Er hatte sich
ein Saeckchen mitgenommen fuer das Gold und hatte auch viel reichlicher
eingesammelt als das vorige Jahr.

Nun deuchte ihm, habe er des Goldes genug, und er tat einen hohen
Schwur, er wolle sich nimmer wieder in die Versuchung geben und auch
nie wieder in den Wald gehen.  Und er hat den Schwur gehalten und
sich selbst ueberwunden, dass er nicht in den Wald gegangen ist und
keine Walpurgisnacht wieder mitgehalten hat, so oft ihm auch noch von
dem Birlibi und dem goldenen Rattenkoenige getraeumt hat.  Er hat das
aber nicht in seinem Herzen sitzen lassen, sondern hat es mit
eifrigem Gebet wieder ausgetrieben und den Boesen endlich mued, gemacht,
dass er von ihm gewichen ist.  So war manches Jahr vergangen, und
Hans hiess ein sehr reicher Mann.  Er hatte sich fuer seine Dukaten
Doerfer und Gueter gekauft und war ein Herr geworden.  Es munkelte auch
unter den Leuten, es gehe nicht mit rechten Dingen zu mit seinem
Reichtum; aber keiner konnte ihm das beweisen.  Aber endlich ist der
Beweis gekommen.

Der Boese lauerte auf den armen Mann, an dem er schon einige Macht
gewonnen hatte.  Er war ergrimmt auf ihn, weil er von seinen hohen
Festen in der Walpurgisnacht ganz ausblieb, und als Hans einmal
wieder mit suendlicher Luesternheit an das Goldsammeln gedacht und
darueber das Abendgebet vergessen, auch einige unchristliche Flueche
ueber eine Kleinigkeit getan hatte, hat er mit seinem Gesindel
hervorbrechen koennen, und Hans hat nun gelernt, was das goldene
Spielwerk des Koenigs Birlibi eigentlich auf sich habe.  Seit dieser
Zeit hat Hans weder Stern noch Glueck mehr in seiner Wirtschaft gehabt.
Wieviel er sich auch abmattete, er konnte nichts mehr vor sich
bringen, sondern es ging von Tage zu Tage mehr rueckwaerts.  Seine
aergsten Feinde aber waren die Maeuse, die ihm im Felde und in den
Scheunen das Korn auffrassen, die Wiesel, Ratten und Marder, die ihm
die Huehner, Enten und Tauben abschlachteten, die Fuechse und Woelfe,
die seine Laemmer, Schafe, Fuellen und Kaelber holten.  Kurz, das
Gesindel hat es so arg gemacht, dass Hans in wenigen Jahren um Gueter
und Hoefe, um Pferde und Rinder, um Schafe und Kaelber gekommen ist und
zuletzt nicht ein einziges Huhn mehr hat sein nennen koennen.  Er hat
als ein armer Mann mit dem Stock in der Hand nebst Weib und Kindern
von Haus und Hof gehen und sich auf seinen alten Tagen als Tageloehner
ernaehren muessen.

Da hat er oft die Geschichte erzaehlt, wie er zu dem Reichtum gekommen
und aus dem Bauern ein Edelmann geworden ist, und hat Gott gedankt,
dass er Ratten und Maeuse als seine Bekehrer geschickt und ihn so arm
gemacht hat.  "Denn sonst", hat der arme Mann gesagt, "Waere ich wohl
nicht in den Himmel gekommen, und der Teufel haette seine Macht an mir
behalten, und ich haette dort jenseits endlich auch nach des
Rattenkoenigs Pfeife tanzen muessen."  Das hat er auch dabei erzaehlt,
dass solches Gold, das man auf eine so wundersame und heimliche Weise
gewinne, doch keinen Segen in sich habe; denn ihm sei bei allen
seinen Schaetzen doch nie so wohl ums Herz gewesen als nachher in der
bittersten Armut; ja, er sei ein elenderer Mann gewesen, da er als
Junker mit Sechsen gefahren, als nachher, da er oft froh gewesen,
wenn er des Abends nur Salz und Kartoffeln gehabt habe.



Rotkehlchen und Kohlmeischen.


Rotkehlchen und Kohlmeischen waren einst ein paar huebsche Dirnen,
Toechter einer alten frommen Wittwe, die sich vom Spinnen, Naehen und
Waschen und von anderer Arbeit knapp aber doch ehrlich ernaehrte.  Sie
hatte nur diese beiden Kinder, von welchen die aelteste Grethchen und
die juengste Kathrinchen hiess.  Sie hielt, wie sauer es ihr auch ward,
die Kinder immer nett und reinlich in Kleidung und schickte sie
fleissig zu Kirche und Schule, und als sie groesser wurden, unterwies
sie sie in allerlei kuenstlicher Arbeit mit der Scheere und Nadel und
hielt sie still in ihrem Kaemmerlein in aller Ehrbarkeit und Tugend.
Und Grethchen und Kathrinchen gediehen, dass es eine Freude war, und
wurden eben so huebsch und fein, als sie fleissig und ehrbar waren; so
dass alle Menschen ihre Lust an ihnen hatten und die Nachbarn sie
ihren Toechtern als rechte Muster zeigten und lobten.  Die Wittwe
starb und die beiden Schwestern blieben in ihrem Haeuschen und lebten,
wie sie mit der Mutter bisher gethan, von ihrer Haende Arbeit.  Aber
es blieb nicht lange mehr so still in dem Haeuschen, als es sonst
gewesen war.  Die Falken und Habichte, welche auf schoenes junges Blut
lauren, merkten, dass die Hueterin weg war, welche die Taeubchen sonst
bewacht hatte, und es fanden sich haeufig lose junge Gesellen ein,
welche die Maedchen zu Taenzen und Gelagen und zu Spaziergaengen auf die
Doerfer verlocken wollten.  Die beiden Schwestern wehrten sich einige
Wochen tapfer, aber endlich liessen sie sich bewegen und gingen mit
und dachten, es kann doch wohl keine Suende seyn, was so viele Frauen
und Maedchen thun, die niemand unehrlich nennt.  Zuerst kam es ihnen
bei diesen Taenzen doch zu wild vor und sie sahen nicht einmal lange
zu sondern gingen frueh weg und waren vor Sonnenuntergang wieder zu
Hause und liessen sich nicht bis in die Nacht hinein halten, wieviel
die, welche sie mitgenommen hatten, auch locken mogten.  Das zweite
und dritte Mal tanzten sie schon mit, gingen aber bei Tage heim, und
mit etwas schwerem Herzen, und nahmen sich deswegen vor, den naechsten
Sonntag zu Hause zu bleiben.  Aber das Worthalten war schwer, denn
die jungen Gesellen kamen immer wieder und baten zu schoen.  Das
vierte und fuenfte Mal blieben sie schon bis nach Sonnenuntergang, und
das sechste und siebente Mal hatte die Glocke zwoelf geschlagen, als
sie heim kamen, und sie mussten ihre Wirthin herauspochen, dass sie
ihnen die Thuere aufschloesse, und als die alte Frau sie ermahnte und
sie ihrer seligen Mutter erinnerte, lachten sie schon und sprachen:
Ach! die Mutter und ihr! wann die Maeuse keine Zaehne mehr haben,
schelten sie auf die Nussknacker; ihr werdet auch getanzt haben, als
ihr jung waret.

Die Maedchen waren zu Hause noch immer sehr fleissig, auch hatten sie
noch nichts Unehrbares gethan noch gelitten, aber die Thuere zum Boesen
war geoeffnet, und Leichtsinn und Leichtfertigkeit nahmen von Tage zu
Tage zu, und nun ward auch schon mancher kostbare Wochentag mit
Nichtsthun und Herumprangen vertaendelt und verquaendelt, den sie sonst
auf nuetzliche Arbeit verwendet hatten.  Auch in ihrem Kaemmerchen
musste alles anders werden; die Voegel waren lustig und bunt geworden,
es musste alles blankere und zierlichere Federn anziehen: neue Tische,
neue Stuehle, neue Vorhaenge, feinere Kleider und Schuhe.  Aber mit dem
alten Hausrath schien auch der muetterliche Segen, der bisher sichtbar
auf den Kindern geruht hatte, aus dem Hause gezogen zu seyn.  So
schlich sich das Unglueck mit dem Leichtsinn ein; erst hielt sie der
Boese nur an einem duennen seidenen Faedchen, zuletzt hat er sie mit
einem dicken Kabeltau der Suende umflochten und sie haben die Schwere
und den Schmutz desselben gar nicht mehr gefuehlt.

Grethchen und Kathrinchen hatten immer viele schoene Arbeit und
kostbare Zeuge unter Haenden, woraus sie Schmuck und Kleider stickten
und naeheten.  Sie gebrauchten jetzt mehr Geld als sonst, sie fingen
allmaelig an zu mausen, ach! sie stahlen zuletzt.  Einmal hatten sie
einen bunten seidenen Rock gestohlen, der in einem Nachbarhause am
Fenster hing, und an einen herumziehenden Juden verkauft.  Ein armer
Schneidergesell, bei welchem man viele bunte Lappen und Streifen Zeug
gefunden, die er auch wohl gemaust haben mogte, war darueber angeklagt,
gerichtet und gehaengt worden.  Er hing und baumelte an dem lichten
Galgen.  Eines Abends spaet kamen die beiden Dirnen mit andern
Gesellen und Gesellinnen von einem Dorftanze zurueck und der Weg ging
an dem Galgen vorbei.  Da rief einer aus der Schaar, ein
leichtfertiger Gesell: Fritz Schneiderlein!  Fritz Schneiderlein! wie
theuer wird dir dein bunter Rock!  Kaum aber hatte er das Wort
gesprochen, so schlug die Suende wie ein Blitz in die beiden Dirnen,
die schuld waren an des armen Schneiders Tod.  Sie stuerzten beide wie
todt zur Erde hin, und die andern, die es sahen, liefen voll
Schrecken weg, als haetten ihnen alle Galgenvoegel schon in dem Nacken
gesessen.  Sie haben die Geschichte in der Stadt erzaehlt, und die
Leute sind hingegangen, aber die beiden Dirnen haben sie nimmer
gefunden.

Und wie haetten sie sie finden sollen?  Sie waren in Voegel verwandelt
und muessen nun in der weiten Welt herumfliegen.  Grethchen ist ein
Rothkehlchen geworden und Kathrinchen ein Kohlmeischen; denn
Grethchen trug immer ein rothes seidenes Tuch um den Hals und
Kathrinchen ein gelbes.  So muessen sie nun als kleine Voegel in den
Waeldern rundfliegen und Hunger und Durst leiden, Hitze und Kaelte
aushalten und vor Sperbern und Falken, vor Schlangen und Ottern, vor
Jaegern und wilden Buben zittern.  Das hatte ihre Mutter wohl nicht
gedacht, als sie so sittig und fein mit ihr in dem Kaemmerlein sassen
und stickten und webten und naeheren und Abends und Morgens bei dein
Zubettgehen und Aufstehen mit heller Stimme geistliche Lieder sangen.
Aber die armen Kinder sind zuerst verlockt dann verfuehrt und so
endlich in schwere Suenden gefallen, und haben kaum gewusst, wie sie
dazu gekommen sind: so leise und sanft hat der Leichtsinn sie seinen
Schlangenblumenweg gefuehrt.  Dass diese kleinen Voegel einst Menschen
gewesen, ist ganz natuerlich, und man kann es auch daraus sehen, dass
sie immer um die Haeuser der Menschen fliegen, auch oft durch die
offenen Fenster in die Zimmer kommen und sich da fangen lassen, auch
dass sie im Walde, so wie sich nur Menschen da sehen lassen, sogleich
um sie herumflattern und herumzwitschern.  Sie haben auch die alte
Unart im Vogelkleide noch nicht abgelegt und koennen das Mausen nicht
lassen sondern sind noch immer Erzdiebe, und wo nur etwas Buntes und
Neues und Schimmerndes ausgehaengt wird, da fliegen und schnappen sie
darnach, und werden daher keine Voegel leichter in Fallen und
Schlingen gefangen als diese beiden, und muessen Grethchens und
Kathrinchens gefederte Urenkel es noch entgelten, dass sie einst
zuviel auf Kirmisse und Taenze gegangen und den bunten Rock gestohlen
haben, worum der Schneider hangen musste.  Die Menschen jammert es
sehr, wann sie Rothkehlchen und Kohlmeischen in den Schlingen hangen
sehen, und sie rufen wohl: ach! die armen niedlichen Voegelein!  Denn
sie sind wirklich sehr niedlich und huebsch, und waren einst auch
niedliche und huebsche Dirnen, ehe sie von boesen Buben verfuehrt wurden,
und lebten als fromme einfaeltige Kinder und meinten und wussten
nichts Arges.

Aus dieser Geschichte lernt man, dass es wohl wahr ist, was weise
Leute sagen, dass mancher einen bunten Rock traegt, worin ihm nicht
wohl ist, und dass manche bunte Roecke tragen, wozu sie nicht gut
gekommen sind.



Schipper Gau un sin Puk


Ji hewt woll oftermals huert, wo veele Hexerei un Toewerei mit Katten,
Zegenboecken, Heimken un Schorfpoggen drewen ward un wo de olde Fiend
sick darachter steckt un den armen verbiesterden Minschen in de Hoell
herin spelt.  Aewerst dat gifft so veelerlei Toewerei, datt et nich
to denken noch uttospreken is, un wer schullt't gloewen, datt de Duewel
listig nog is, in Mueggen un Kaewer ja in den allerminsten Worm sick
herintomaken, wenn de voerblendte Minsch nah sinen Dingen luestern is
un nah dem Duestern un Voerborgnen snappt?  Denn wer haengen will, seggt
dat Sprickwurt, de kan woll doer eenen Spennenfaden to Doode kamen.
As ick in miner Jugend in minen Wanderjahren ut minem Vaterlande
Holsteen nah Rotterdam up Arbeit kamen was, hew ick mennige snurrige
Ding davon sehn un huert; denn de Schippers hebben veelen sodhanen
Awerglowen un mennigerhand heemliche Kuenste.  Ick mag't aewerst nich
all nahseggen; doch will ick ju eens voertellen, wat hier bi uns eenem
Mann ut Barth edder vam Dars in Prerow begegnet is un wovon alle Luede
to seggen wuessten, as ick noch een junger Gesell was.

In Barth lewde een Schipper Hinrich Gau, dat was de gluecklichste un
voerwegenste Schipper in der ganzen Ostsee, dem ook alles to Faden
leep.  He unnerstund sick, wat keen anner Schipper doerfte, un se
seden, he kunn mit allen Winden segeln, un wenn he wull, ook wedder
den Strom.  Soveel was eenmal wiss, he wagde sick herut midden im
Winter un in dem boesesten Unweder un kam juemmer mit ganzen Masten und
heelen Segeln davon, wenn de annern Schipp terreten un terspleten in
den Hawen lepen edder gar so deep voer Anker legen, datt keen
Minschenoog se wedder to sehn kreeg. Mit dem Gau aewerst ging alles
voerwaerts, as kuenn he den Wind ut'm Sack schuedden, grad as he'n brukte.
So was he denn juemmer de erste up dem Platz un makte de besten
Frachten und ward in wenigen Jahren een riker Mann, datt se en den
riken Schipper edder den riken Gau noemden.  Dat Ding hedd aewerst so
sinen egnen Haken un um all dat Gausche Glueck un Geld muegt ick an dem
Haken nich haengen, woran Gau fast was.  Denn de Luede munkelden so wat
van eenem blanken Kaewer edder eener groenen Pogg in eenem Glase; un
dat was sin Puk, de em den Wind un dat Glueck makte, un de Matrosen
wullen dat duewelsche Ding unnerwielen sehn hebben, wenn't stief
weihde edder de Nacht gefaehrlich duester was, wo't as een luett winzig
Juengiken in eener swarten Jacke eene rode Muetz up'm Kopp up dem
Schipp heruemleep un alles nahsach, edder ook as een old gris Maenniken
mit eener kritwitten Parueck up dem Kopp, dat am Stuerroder satt un in
den Haewen keek un dem Schipp den Weg wisde.  Un se voertellden ook,
datt de Schipper sine blanken und groenen Duewelskamraten sehr praechtig
plegde in eenem aparten Schrank in siner Koje, wo keen Minsch
hensnuwen doerft, un datt he en da juemmer soeten Muschatwin un Rosinen
un Figen hendrog.  Denn de in der bittern un suren Hoelle wahnen,
laten sick am lichtesten mit Zuckerbackels un Nuedlichkeiten locken un
festholden, wenn man se to sinem Deenst anbinden will.

Dat Glueck was up disse Wis un mennigen schoenen Dag mit dem Schipper
Gau up der Fahrt west, un he voerstund sine Geisterkens to regieren,
un se weren em up't Komando gehursam un willig.  Aewerst toletzt
voersach he sick eenmal, un de Duewel slippte em los, un drew sin boeses
Spill so schrecklich, datt jeder sehn kunn, wat et was.  Schipper Gau
was mit eener riken Ladung ut England kamen un sin Schipp lag up dem
Strom der Sundschen Rhede voer Anker.  He was eenen Dag in de Stadt
fahren, un Gott weet, wo't geschach--denn sues ging he den Dag
weinigstens wohl dreimal an Burd--he was in een woist Gelag geraden
un se hedden so deep in't Glas keken, datt Gau Schipp un Puk un de
ganze Welt voergatt.  So hedd unser Schipper twee utgeslagene Dage in
Stralsund voerdrunken, un sine Dinger, de he hungern let, weren
grimmig worden, hedden de Glaeser terbraken, worin se seten, un bloesen
eenen Storm up, datt dat Schipp anfung mit allen Segeln to spelen un
sick von allen Ankern losret.  De Luede, de up der Bruegg un Lastadie
stunden, vorwunderden sick--denn bi de Stadt weihde kum een
Lueftken--wo dat Schipp rundkueselde as een Swin, dat to veelen
Branwinsbarm sapen hett.  Un et wurd een grot Geschrei, un veele
Schippers lepen herbi un ook Schipper Gau.  He kreeg flugs een paar
von sinen Matrosen un eenige annere Waghaelse tohop, loeste sin Boot un
leet de Remen knarren un reep: "Frisch Jongs! frisch! wenn ick an
Burd kam, schaelen mine Kerls voll wedder to Loch, se kennen min
Komando woll."  Un Gau kam richtig an dat Schipp, dat sick juemmer
runduem kueselde, as wenn't in eenem Strudel stack.  Alle annern Schipp
ruehrden sick nich, as wenn foer se keene Luft weihde, un was een heel
moj Waeder.  Aewerst de kecke Gau hedd sick dittmal to veel voermeten;
sine Buerschchen, de weegn des langen Hungers to grimmig weren, leten
sick van em weder locken noch hissen; se makten juemmer gewaltigern
Storm un dullere Arbeit un kueselden toletzt so arg, datt Schipp mit
Mann un Mus to Grund gingen.

To der Tid ging mennig Gerede mank de Schippers hen un her, un veelen
is woll bang worden; aewerst ick gloew, et gifft noch van der Art, de
ehre luetten Duewelkens in Schachteln un Glaesern mit an Burd nehmen.



Thrin Wulfen


Nicht weit von Schoritz, zwischen Schoritz und Puddemin, an dem Wege,
wo man von Garz nach dem Zudar faehrt, lag einst ein kleines Dorf, das
hiess Guenz, worin ein paar Bauern wohnten, die nach Schoritz zu Hofe
dienten.  Die sind aber ganz zerstoert mit Haeusern und mit Gaerten, so
dass man dort keine Spur mehr sieht, dass jemals Menschen dort gewohnt
haben.  In diesem Dorfe Guenz wohnte ein Bauer, der hiess Jochen Wulf,
der hatte eine Frau, und die hiess Thrin; das war eine arge Hexe, von
deren losen Kuensten und boesen Streichen die Leute noch heute zu
erzaehlen wissen.  Dass sie aber eine Hexe war, konnte man ihr anmerken
an ihrer ausserordentlichen Freundlichkeit und Leidigkeit, woraus List
und Schelmerei oft hervorlaechelten, und an den schoenen und leckeren
Sachen, die sie immer bei sich trug, und womit sie die Hunde und
kleinen Kinder an sich lockte.  Davor hat den Leuten auch gegraut,
dass ihr, wohin sie immer gekommen, die Katzen von selbst auf den
Schoss gesprungen sind, was diese Tiere, die eben keine
Menschenfreunde sind, sonst nimmer mit Fremden tun.  Denn durch die
Kinder und durch Leckereien, die sie den Kindern geben, und durch
Saelbchen und Kraeuterchen, womit sie bei Kinderkrankheiten immer
gleich zur Hand sind, draengen sich die alten Hexen in alle Haeuser,
und Hunde und Katzen duerfen sie nicht zu Feinden haben, weil ihre
Arbeit meistens des Nachts ist, wo die andern Christenmenschen
schlafen.  Doch merkten die Leute ihr und ihrem Manne ihr heimliches
und verbotenes Handwerk dadurch an, dass sie sehr reich wurden, und
dass der Bauer Wulf dreimal soviel Korn und Weizen verkaufen konnte
wie seine Nachbarn, und dass seine Pferde und Kuehe, wenn er sie im
Fruehling ins Gras trieb, so glatt und fett waren wie die Aale, und
als ob sie aus dem Teige gewaelzt waeren.  Auch sagten alle Leute, sie
habe einen Drachen, und den haben sie des Nachts oft auf ihr Dach
herabschiessen sehen, wo er ihr Raub und Schaetze von andern zutrug.
Das ist auch gewiss, und viele Leute haben es erzaehlt, die bei
naechtlicher Weile bei Guenz vorbeigegangen sind, dass es dann auf dem
Wege oft geknarrt und geseufzt hat, wie die Raeder an schwerbeladenen
Waegen knarren und seufzen.  Da haben die Leute sich umgesehen oder
sind aus dem Wege gesprungen, damit sie nicht uebergefahren wuerden;
sie haben aber weder Pferde noch Wagen gesehen, und es ist ihnen ein
entsetzliches Grauen angekommen.  Das ist aber auch der alte,
heimliche Drache gewesen, der den Nachbarn die Garben gestohlen und
sie in des Wulfs Scheunen hat einfahren lassen.  Dass die Thrine
Wulfen eine arge Wetterhexe war, hat man am meisten auf der Weide und
Brache an dem jungen Vieh sehen koennen.  Wenn sie einmal unter eine
Herde kam, gleich streckte ein Kalb alle viere von sich und hatte den
Frosch, oder ein paar Dutzend junge Gaenschen machten nicht zum
Vergnuegen den Drehhals, oder einige Laemmer und Jaehrlinge wurden
Kopfhaenger und Kopfschuettler, oder eine Schar Saeue tanzte den Dreher.
Sie gebaerdete sich bei solchem Anblick, als tue es ihr sehr leid
(die alten Hexen aber koennen es nicht lassen, junges, freudiges Vieh
zu behexen, und wenn es ihr eigenes waere), und sie sagte den Hirten
oder Nachbarn, sie habe und wisse manche heilsame Mittel gegen solche
Uebel; sie sollen nur zu ihr kommen und sich eine Salbe holen und die
kranken Tierchen damit bestreichen, gleich werde es dann besser mit
ihnen werden.  Das haben einige getan, und wirklich hat es stracks
geholfen, aber den meisten hat gegraut, ueber ihre Schwelle zu treten,
und da hat das liebe Vieh denn dran gemusst.  Alle aber haben sich
zugefluestert, Thrin Wulfen habe sie behext und ihnen den Schabernack
angetan.  So zum Beispiel hatte sie eine Frau, welche sich mit ihr
erzuernt und sie eine alte Wetterhexe gescholten hatte, in ihrem
eignen Hause festgezaubert, dass sie nicht ueber die Schwelle zu gehen
wagte und alle Tueren und Fenster dicht versperrt hielt.  Denn sie
glaubte, sie sei in eine Erbse verwandelt, und jeder Vogel, der
vorueberflog, war ihr so fuerchterlich, dass sie bei seinem Anblick
schrie, als fliege ihr Tod heran, ja dass sie bei dem Ton eines
Gefieders aus der Luft schon in Ohnmacht fiel und mit Haenden und
Fuessen zappelte; fuer die Enten, Huehner und Tauben aber in ihrem Hofe
war der juengste Tag gekommen, und sie hatten ihnen allen sogleich
beim Beginn ihrer Krankheit die Haelse umdrehen lassen.  Auch hatte
die alte Boesewichtin es dem Mann dieser Frau angetan, dass er wie ein
kindischer und besoffener Narr tanzen musste, sobald er einen
Ziegenbock springen sah.  Und dies ist allen Leuten laecherlich und
aergerlich anzusehen gewesen, und das aergste dabei ist noch gewesen,
dass die Einfaeltigen vor dem Mann eine Art Grauen bekommen haben, als
sei er auch von der Ziegenbocksgesellschaft und von den
Blocksbergfahrern; die Klugen aber haben wohl gewusst, von wem diese
Bocksspruenge herruehrten, doch keiner hat es ihr beweisen koennen.  Und
man kann wohl denken, wie die alte Bosheit in sich gelacht hat, dass
der unschuldige Mann fuer ihren Gesellen gehalten worden ist.  Ihr
Vieh war immer das fetteste und mutigste in der ganzen Dorfherde, und
man konnte an vielen Zeichen sehen, dass der Teufel sein Spiel damit
hatte; denn fast nie ist ein Stueck davon krank worden, und sie hat
ihnen solche Kraft und Staerke angezaubert, dass von ihren kleinsten
Kaelbern die groessten Ochsen sich stossen liessen, und dass ihre Ferkel
die wuetendsten Eber aus dem Felde schlugen.

Auch haben die Leute sie in mancherlei Verwandlungen umherlaufen und
herumfliegen gesehen, aber niemand hat sich unterstanden, sie
anzupacken oder ihr etwas zu tun; auch haben sie die
allerwunderlichsten bunten Hunde und Katzen und sogar Fuechse und
Wiesel bei Tage und bei Nacht um ihren Hof laufen gesehen, aber
keiner hat sie angetastet; sie wussten wohl, aus wessen Stall dieses
gefaehrliche Vieh war.  Von Elstern und Kraehen aber huepften immer
ganze Scharen auf ihrem Hofe und ihren Daechern, und von ihrem
einzigen Hausgiebel uhuheten des Nachts mehr Eulen, denn von allen
Haeusern und Daechern in Swantow und Puddemin zusammen.

So ist sie in der Nachbarschaft viel herumgestrichen und
herumgeflogen auf Schelmstuecke und Diebsschliche, und es ist ihr
lange genug gluecklich gegangen.  Der Pastor zum Zudar, der Herr
Manthey hiess, hat die meiste Not mit ihr gehabt, und auch wohl
deswegen, weil er dem Boesen selbst den Krueckstock reichte, womit er
ihn ueberholen konnte, da er mehr ins Buch der vier Koenige guckte als
in Bibel und Evangelienbuch.  Einmal ist Thrin Wulfen zu seiner Frau
gekommen und hat ihr eine Stiege Eier gebracht, und sie und die Frau
Pastorin haben einander viel erzaehlt und sind sehr herzig und
heimlich miteinander geworden, so dass die Frau Pastorin endlich die
Thrin, als sie Ade gesagt, umhalst hat.  Da ist ihr aber geschehen,
dass sie vor Schrecken ohnmaechtig worden und wie tot hingefallen ist.
Denn was hat sie gesehen?  Vor ihren sehenden Augen und unter ihren
greifenden Haenden ist die Thrin ploetzlich eine rote Fuechsin geworden
und hat ihr mit den Vordertatzen die Wangen gestreichelt und mit der
Schnauze das Gesicht geleckt und dabei recht fuerchterlich greinig und
freundlich ausgesehen.  Das hat die Pastorin spaeter vielen Leuten
erzaehlt; wie es aber weiter geworden, hat sie nicht gewusst; denn als
sie wieder zur Besinnung gekommen, war die Thrin weg und auch keine
Spur von ihr und der roten Fuechsin mehr da als der Geruch der
fuechsischen Kuesse in ihrem Gesichte und ein paar leichte rote
Streifen, womit sie sie bei der umhalsenden Liebkosung gekratzt hatte.
Zuerst hat die Frau Manthey die Geschichte aus Furcht verschwiegen
und erst nach Verlauf von Jahren erzaehlt.  Auch Pastor Manthey ist
inne geworden, dass er gegen die losen und leichten Kuenste der Thrin
sich nicht mit der gehoerigen geistlichen Ruestung gewaffnet hatte, und
dass sie an ihn durfte; er hat bemerkt, dass ihm ein Dieb an seine
Schinken und Wuerste kam, und das ist auch die Thrin gewesen.  Denn
wie manche Nacht ist sie als Katze in Wiemen und Keller und
Speisekammern geschlichen und hat sich eine Wurst, eine Spickgans
oder ein Stueck Schinken nach Hause getragen!  Endlich war es ruchbar
geworden, dass man oft eine unbekannte graue Katze durchs Dorf laufen
gesehen und dass auch andern Leuten auf eine aehnliche, unbegreifliche
Weise manches abhanden gekommen war.  Da lauerte der Pastor des
Abends und in der Fruehe oft genug auf mit einem geladnen Gewehr; aber
nimmer hat er den schleichenden Dieb erwischen koennen.  Endlich aber
ist ihm die Katze mal in dem Garten in den Wurf gekommen, als er
Sperlinge schiessen wollte, und er hat ihr unverzagt aufs Leder
gebrannt und sie mit humpelndem Fuss ueber den Zaun springen und
jaemmerlich miauen gehoert.  Der Schaefer aber, der hinter dem Garten
eben mit den Schafen vorbeitrieb, als der Mantheysche Schuss fiel, hat
erzaehlt, es sei neben ihm ein altes Weib ueber den Weg hingehinkt, die
habe jaemmerlich gewinselt und geheult, und sie habe ihm geklagt, des
Kruegers grosser Hund habe ihr den Fuss blutig gebissen.  So sei sie
ueber die Zudarsche und Schoritzer Heide fortgehumpelt, und man habe
ihr Gewinsel noch lange aus der Ferne hoeren koennen.  Und das war
wirklich die Thrin aus Guenz gewesen; der Pastor hatte ihr das linke
Bein durchschossen.

Dieser geistliche Schuss gab einen grossen Glueckswandel.  Thrin lag
wohl ein Vierteljahr elend im Bette; dann sah man sie wieder, aber
sie humpelte mit einem lahmen Beine und erzaehlte den Leuten, sie sei
beim Aepfelschuetteln vom Baum gefallen und habe sich dabei das Bein
verrenkt.  Nun ging es ihr aber schlimm.  Weil sie nicht mehr so
flink auf den Fuessen war als sonst, so konnte sie, wann die Begier zu
hexen mit ploetzlicher Luesternheit in ihr aufstieg, nicht mehr
geschwind zu andern oder zu Fremden kommen, sondern musste ihr Eigenes
behexen.  Da ward denn fast taeglich irgend etwas verdreht, gelaehmt
oder umgebracht.  Bei Tauben, Huehnern und Gaensen fing es an, und mit
dem grossen Vieh hoerte es auf.  Und wieviel der alte Jochen Wulf sie
auch pruegelte, das half alles nichts; die Hexenlust ist ein
unausloeschlicher und unbezwinglicher Trieb.  Als also alles Federvieh
verdorben oder erwuergt war, da ist die Kunst ueber die Ferkel und
Laemmer hergefahren, darauf an die Kaelber und Schafe, endlich an die
Kuehe und Pferde.  Der Bauer hat nun immer wieder neues Vieh kaufen
muessen, und in solcher Weise ist in ein paar Jahren der Reichtum
vergangen und das ungerechte Teufelsgut zerronnen.  Ja, ihr eignes,
einziges Kind hat sie zum Krueppel hexen muessen; und der alte Wulf ist
aus Angst, dass ihm zuletzt aehnliches widerfahren moege, in die weite
Welt gegangen und ist auf immer ein verschollener Name geblieben.
Einige erzaehlen aber, die Thrin habe ihn verwandelt und habe wegen
seiner Suende die Macht dazu gehabt, weil der alte Schelm um ihre
Hexerei gewusst und die Fruechte davon gehehlt und mitgenossen habe;
und so muesse er nun als ein greulicher Werwolf rundlaufen und die
alten Weiber und Kinder erschrecken.  Die Thrin aber sei nach der
Flucht des Wulf als eine arme Bettlerin aus der Wehr geworfen und
habe zuletzt in Puddemin gewohnt, sei aber zuzeiten immer noch hin
und wieder als eine lahme Katze oder Fuechsin umgegangen oder habe als
eine lahme Elster auf Baeumen und Daechern herumgehuepft; endlich aber
sei sie vor das Gewehr eines Freischuetzen geraten, wodurch die
Katzengestalt fuer immer festgemacht worden.  So haben viele Leute sie
oefter als eine wilde, graue Katze an dem Guenzer Teiche sitzen gesehen,
auch als kein Haus mehr dastand; auch haben andere es dort um die
Mitternacht haeufig miauen und prusten und pfuchsen gehoert, dass ihnen
vor Grauen die Haare zu Berge standen.


Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Maerchen und Sagen, von Ernst
Moritz Arndt.





*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, MAERCHEN UND SAGEN ***

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